Midian von Yumiko_Youku (Kyūketsuki) ================================================================================ Kapitel 16: Mercenaries ----------------------- Mercenaries Das dritte Reich. Nazi Deutschland. Das war eine andere der bisher bekannten Bedeutungen des Wortes Jahrtausend. Warum hatte ich nicht zuvor daran gedacht? Jetzt fügten sich allmählich alle Puzzle Teile zusammen. Diese Vampire von heute und den vergangenen Jahren und diese Vampire von damals. Millenium. Die Swastika. Das Hakenkreuz. Nazis. Ich sah zum Himmel, wo der Mond rund am Himmel stand. Während ich die schwarze Wolken, die an ihm vorbei zogen musterten, ging ich im Kopf alles durch. Nazis, oder auch Nationalsozialisten. Hitler. Der Führer. Jeder kannte, zumindest grob die Geschichte, die sich um 1933 und die darauffolgenden Jahre abgespielt hatte. Hitler´s Aktionen mündeten im Zweiten Weltkrieg und führten schlussendlich zu seiner Niederlage 1945. Soweit ich wusste erschossen sich viele seiner Anhänger, oder tauchten im Ausland, vorzugsweise Amerika unter. Dazu benutzten sie so genannte Rattenlinien, die man auch Klosterrouten, dank der Beteiligung der katholischen Kirche, nannte. Ratten. Ein wirklich treffendes Wort. Aber was hatte das Ganze nun genau mit Millenium zu tun? War es eine Vereinigung? Eine Organisation? Wenn ja, woher bezogen sie ihr Wissen, was Vampire anbelangt? Was war ihr Ziel? Ein neuer Krieg? Die Weltherrschaft? Unsterblichkeit? Ich wurde aus meinem Gedanken unterbrochen, als mich Seras beim Namen rief. Ich sah herab und sah sie unter mir im Garten, sich suchend um blickend. Ich zögerte nicht lange, sondern sprang vom Dach herab und landete hinter Seras. „Anwesend.“ Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen und drehte sich mit klopfenden Herzen zu mir um. „Alex... Du hast mich erschreckt.“ „Sorry. Also? Was gibt es?“ „Lady Integra schickt mich.“, erklärte sie, „Wir beide sollen die Söldner, die Walter engagiert hat, in Empfang nehmen.“ In Empfang nehmen? So so. Ich nickte nur. „Alles klar.“ Ich hatte wirklich für einige Minuten vergessen, dass mein Onkel eine Gruppe Söldner als Ersatz für unsere gefallenen Soldaten eingestellt hatte. Diese mussten wohl inzwischen angekommen sein und sich im Anwesen befinden. Vom Eingangsbereich aus konnte ich die Männer im Empfangszimmer bereits ungeduldig miteinander murmeln hören. Anscheinend hatte jemand, vermutlich mein Onkel, sie bereits ansatzweise bezüglich ihrer zukünftigen Tätigkeit aufgeklärt, denn es fielen die Worte „Monster“und „Ausrotten“. Auch, wenn diese eher skeptisch ausgesprochen worden. Integra trat Seras und mir im Flur entgegen und nickte mit dem Kinn auf die Tür. „Diese Burschen müssen noch von der Existenz von Monstern überzeugt werden.“, meinte sie knapp und ihr Blick blieb schließlich an Seras hängen, „Gib ihnen eine Kostprobe, Polizistin.“ Die Blonde lief rot an und deutete unsicher auf sich selbst. „I..ich?“ Sir Hellsing nickte schlicht. „Ja.“ Damit war das Thema für sie beendet und sie öffnete die Tür. Seras und ich folgten ihr wie ein Schatten. „Haha! Ein guter Witz.“, meinte einer der Söldner gerade grinsend und die anderen stimmten in sein Gelächter ein. „Es ist wahr.“, erwiderte Integra pragmatisch und zog somit die Aufmerksamkeit aller anwesenden Männer auf sich. „Eure Gegner sind nicht alternde, unsterbliche, blutsaugende Vampire. Unser Job ist es, immer Knoblauch und Weihwasser mit uns zu führen, den Biestern Pflöcke aus unbehandeltem Hoz in die Brust zu rammen, ihre Hälse abzuschneiden, ihre Leichen zu verbrennen und die Asche auf einer Weggabelung zu verstreuen!“ Sie deutete ein Lächeln an. „Die Details könnt ihr bei Bram Stoker nachlesen!“ Einige der Männer sprangen auf. „So ein Schwachsinn!“, brüllte einer ungläubig. „Es gibt Vampire wirklich.“, meinte Integra völlig gelassen, „Ihr wisst es nur nicht. Besser gesagt ihr solltet es nicht wissen.“ In ihrem Blick funkelte nun ein Hauch von Stolz. „Hellsing, unsere Organisation, wurde schon vor 100 Jahren gegründet und hat sich seitdem die ganze Zeit dem Kampf gegen Vampire gewidmet, ohne dass die Bevölkerung etwas davon erfuhr.“ Die Söldner blinzelten und blieben stumm. „Doch besser als viele Worte ist eine Demonstration.“, fuhr Sir Hellsing fort, deute an mir, die immer noch neben ihr stand, vorbei und zeigte auf Seras, welche immer noch peinlich berührt an eine Wand gelehnt stand. „Schaut da ist euer Gegner. Ein Vampir!“ „Wa...Was?“ Der Anführer der Söldner, der mit dem Verband um ein Auge, hatte sich erhoben und trat näher an das blonde Mädchen heran. „Du bist ein Vampir?“, fragte er dieses und Seras lächelte verlegen. „Ah... Ja... Sozusagen....Äh...“ Den Söldner gelang es kaum ihr Gelächter zu verbergen und sie prusteten los. Seras trat neben Integra und mich. „Sie lachen über mich.“ „Mh.“ „Es wäre besser, wenn Alucard mitgekommen wäre.“ Meine Augen funkelten amüsiert und Integra erwiderte sofort: „Nix da! Der würde es fertig bringen und die hier alle kaltmachen.“ „Und was ist mit Alex?“, fragte Seras und sie wandte mir unglücklich ihren Blick zu. Ich zuckte grinsend mit den Schultern und hob entwaffnet die Hände. Integra befürchtete mit Garantie, dass ich den Sinnen der Söldner einen solchen Streich spielte, dass es einige Zeit dauern würde, bis sie sich davon erholten, oder ich sie fliegen schicken würde. Durch die steinernen Wände des Gebäudes. Und damit hätte sie gar nicht so falsch gelegen, denn ich bekam langsam den Eindruck, die Ungläubigkeit der Söldner könnte nur mir knallharter Realität kuriert werden. Es hätte passieren können, dass ich sie mit einem kräftemäßig kaum gezügelten Schlag sie quer durchs Anwesen geschlagen hätte. Und durch steinerne Mauern zu krachen war nicht sonderlich angenehm, glaubt mir. Jedenfalls war es knallharte Realität der ersten Güte. Seras hingegen, welche noch nicht einmal Blut zu sich genommen hatte, konnte den Männern keinen allzu großen Schaden zufügen. „Okay, dann beweise es ihnen, Polizistin.“, befahl Sir Hellsing Seras, „Öffne ihnen die Augen.“ „Ro-roger.“, stammelte die Blonde und hielt eine Hand in die Höhe. Sie atmete tief durch und versuchte ein Lächeln. „Ich fange an.“ Der Hauptmann der Truppe hörte immer noch nicht auf zu lachen. „Wenn du ein Vampir bist, Mädchen, dann bin ich Graf Frankenstein!“ Ich verdrehte die Augen. Was für ein selten dämlicher Vergleich. Vor allem: Graf Frankenstein? Also entweder Graf Dracula, Doktor Frankenstein, oder Frankensteins Monster. Das verwechselten sowieso zu viele Menschen. Was auch immer. Mit einem Fingerschnippen an die Stirn des Söldners schickte die Polizistin den Mann quer durch den Raum. Blut floss in einer Fontäne aus seiner Nase. Seras hatte ihren Zeigefinger erhoben, als sich der Söldner vom Boden aufrappelte. „Wie wär´s mit einem Wettkampf, Captain? Ich kann nämlich leider nur Leuten an die Stirn tippen!“ Mit diesen Worten wiederholte sie die Prozedur zwei Mal, bis der Hauptmann zurück in die Reihe seiner Leute flog. „Ca-Captain!“, stammelten diese laut und halfen ihrem Anführer sich aufzusetzen. „Das ist ein Ungeheuer!“, brüllte dieser. Das Blut kam ihm mittlerweile nicht nur aus der Nase, sondern auch aus dem Mund geflossen. „Seht Ihr? Ihr spürt meine Kraft nicht. Nehmt mich kaum wahr und doch fallt Ihr schon um, wenn ich Euch nur an die Stirn schnippe. Also wenn ich´s euch doch sage: Ich bin ein Vampir.“ Mit diesen Worten brachte sie ein ungeschickt verzerrtes Lächeln zustande, welches ihre Reißzähne enthüllte. Integra begann leise zu lachen und ich prustete beinahe laut auf. Wie viel Mühe sich die Polizistin gab, sich selbst als Monster zu titulieren und dabei jedenfalls auf der optischen Ebene, ziemlich versagte. „Sie ist... wirklich ein Vampir?!“, stieß der Hauptmann im plötzlichen Begreifen aus. „Aber ja...“, ertönte da unerwartet eine wohlklingende Stimme schräg hinter uns. Aus der Wand kam Master geschritten und besah sich die Gruppe Söldner vor ihm. „Sie ist ein Vampir niedrigsten Ranges, aber nichtsdestotrotz ein echter Vampir.“ Die Gruppe schrie vor Entsetzen laut auf und einige versuchten die Flucht zu ergreifen und wären vermutlich aus dem Raum gestürzt, hätte Alucard ihnen diesen Weg nicht versperrt. „Feiges Pack. Die kann ich nicht brauchen.“, meinte Alucard enttäuscht und grinste über die vor Furcht verzerrten Gesichter der Männer. „Alucard!“ Ich wandte dem Kopf und sah, wie mein Onkel in den Raum gestürmt kam. „Walter.“, stellte Integra fest und dieser deutete eine tiefe Verbeugung an. „Ich bitte um Verzeihung. Ich habe versucht ihn aufzuhalten, aber...“ Es war ein sinnloses Unterfangen gewesen. Das hätte ich ihm vorher sagen können. „Ich möchte mir schon selbst ein Bild machen von denen, die in Zukunft meinen Schlaf bewachen.“, meinte Alucard. „Mylady,“, wandte sich Walter an seine Dienstherrin. „Was gibt’s?“, fragte diese und ihr Butler hielt ihr einen Umschlag hin. „Sie haben Post erhalten.“ „Ein Brief?“, murmelte Integra fragend und Walter forderte sie auf. „Sehen Sie mal, wer der Absender ist.“ Ihre Augen weiteten sich flüchtig, als sie den Absender des Briefes ermittelt hatte. „Richtig.“, kam es ruhig von Walter. „Iscariot?“, kam es atemlos von Sir Hellsing, „Die 13. geheime Abteilung des Vatikans!?“ Sofort erinnerte ich mich an den Priester, den Assassinen, den Gesandten von Iscariot, Alexander Andersen. Der Brief musste von seinem Vorgesetzten stammen. Integra lies den Brief in ihrer Tasche verschwinden. „Darum werden wir uns später kümmern.“ Alucard grinste und trat wieder durch die Wand. Er spürte wohl, das es bald wieder einen Kampf geben würde. Einen Kampf mit einem würdigen Gegner. Einen Kampf, auf den er sich freute. Integra fixierte die Söldner. „Noch irgendwelche Fragen?“, fragte sie die versammelte Mannschaft. Die Männer blieben, immer noch unter Schock, stumm, bis auf den Anführer. „Ist sie etwa auch...so eine?“, fragte er und deutete mit dem zitternden Finger auf meine Wenigkeit. Ich grinste schief. Integra lächelte überlegen. „Geh sanft mit ihnen um.“, befahl sie mir und ich nickte sachte. Als ich auf den Hauptmann zu trat, wich dieser zurück und schüttelte abwehrend beide Hände. „Schon gut. Schon gut!“, rief er aus, „Ich glaube dir.“ Ich grinste und der Mann zuckte zusammen, als ich die Hand nach ihm ausstreckte. Offensichtlich fürchtete er einen weiteren körperlichen Angriff auf seine Person, oder schlimmeres. Doch als er die zusammen gekniffenen Augen wieder öffnete, sah er, dass ich ihm meine ausgestreckte Hand zum Handschlag hinhielt. „Alexandra Dolneaz. Yoroshiku onegaishimasu. Freut mich.“ „Äh... Ja...“, stotterte er, um Worte ringend und versuchte die Fassung wieder zu gewinnen. Geduldig hielt ich meine Hand ausgestreckt und wartete bis der Söldner sie unsicher ergriff. Ich legte einen starken Händedruck hin und ermutigte ihn dasselbe zu tun. Dann sah ich an ihm vorbei und fixierte die Truppe, die vor meinem Blick zurück schreckte und zusammen zuckte. „Ich bin mir sicher, wir werden uns alle gut verstehen.“ Uneiniges Gemurmel war die Antwort. „Eh... ja.“ „Gleichfalls.“ „Freut mich auch.“ Gut, das Ganze war zugegeben noch ziemlich neu für sie, doch sie würden sich daran gewöhnen müssen. Ich hob amüsiert die Augenbrauen und sah Integra und Walter an. Die junge Frau hatte sich eine weitere Zigarre anzünden lassen und zog, scheinbar etwas entnervt, daran und seufzte laut auf. Nicht nur, dass sie scheinbar unfähige Soldaten dazu gewonnen hatte, jetzt musste sie sich auch noch mit Iscariot darum schlagen. Mein Onkel trat einen Schritt vor. „Ich bin mir sicher die werten Herren benötigen lediglich eine kleine Eingewöhnungszeit. Ich versichere Ihnen, Lady Integra.“, fügte er an seine Herrin gewandt hinzu, „Sie werden sehen, diese Truppe ist äußerst fähig.“ Die hoch gewachsene Frau seufzte noch einmal auf. „Das hoffe ich, Walter.“, meinte diese nur, lies ihren Blick ein letztes Mal über die Söldner schweifen und verlies den Raum. Seras sah ihr unsicher nach und blickte dann zwischen der Gruppe und der Tür hin und her. Scheinbar war sie nicht sicher, ob von ihr erwartet wurde, sich um die Söldner zu kümmern, oder Sir Hellsing zu folgen. Ich nickte ihr ermunternd zu und bedeutete ihr letzteres zu tun. Was hätte sie hier auch großartig tun sollen? Ich wandte mich an die versammelte Söldnertruppe. „Ich hoffe mein Onkel hat Recht.“ Ein bedrohlicher Ton schlich sich in meine Stimme und sie Männer wichen zurück. Ich grinste, ehe ich laut auflachte. „Das war ein Scherz.“, lies ich die verwirrten Männer wissen. Ich verschränkte lässig die Arme vor der Brust und versuchte etwas weniger bedrohlich zu wirken. „Ihr werdet euch schon noch eingewöhnen.“, meinte ich und machte mir alle Mühe aufmunternd zu klingen. „Schließlich, so habe ich gehört, habt ihr einen ausgezeichneten Ruf.“, fügte ich hinzu und siehe da, wie geplant löste ich damit etwas in den Männern aus. Die Anspannung löste sich aus ihren Körpern und auf ihre Gesichter trat ein überlegenes Lächeln. Der Hauptmann grinste. „Das will ich meinen.“, meinte dieser, „Die „Wild Geese“ sind wahre Kampfhunde, „Dog of Wars“.“ Seine Augen funkelten vor Stolz und ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Mit ein paar Monstern werden wir schon fertig.“ Plötzlich schwankte seine Entschlossenheit. „Also... ähm... Nichts für ungut.“ Ich winkte locker ab. „Schon gut. Die Einstellung ist doch gar nicht schlecht.“ Ich überlegte. Ihnen wurden sicherlich Zimmer auf dem Anwesen zugeteilt. So wären sie im Notfall immer verfügbar. Immerhin hatten wir keine eigenen Wachleute mehr. Eigene Waffen hatten sie scheinbar mitgebracht. Das schloss ich jedenfalls aus den Kisten, auf denen einige von ihnen hockten. Der erste Stock verfügte über einige freie Zimmer. Der Keller war den Untoten vorbehalten. Im dritten Geschoss befand sich der Konferenzraum und da runter Integras Büro. Dann schweiften meine Gedanken zu dem Brief, den Lady Integra erhalten hatte. Mich hätte doch zu gerne interessiert, was Iscariot von ihr wollte. Möglicherweise war meine Hilfe in irgendeiner Form von Nöten. Interessant werden könnte es auf jeden Fall. Schließlich wandte ich meinen Blick wieder den Söldnern zu. „Ich zeige euch eure Zimmer.“, lies ich sie wissen, trat näher und nickte auf ihre Koffer. „Ich helfe euch damit.“ Einer der Männer versuchte zu widersprechen. „Warte. Die sind doch viel zu schw...“ Die Worte blieben ihm im Hals stecken, als ich das Ding locker in die Höhe hievte. Ich nickte aufmunternd Richtung Tür. „Kommt.“ Ich führte sie durch die Gänge und erklärte ihnen einige essentielle Dinge. Wie sie zur Küche, den Badezimmer, oder zum Trainingsplatz kamen beispielsweise. Einige Fragen zum Thema „Monsterjagd“ kamen auf und ich antwortete bereitwillig auf alle. Sei es um einige Gewohnheiten von Vampiren, oder Wege um sie aufzuspüren und natürlich wie man sie töten konnte. Doch ich beruhigte sie mit den Worten, dass wir gemeinsam trainieren würden, ehe sie auf eine richtige Mission aufbrachen. „Wird die Kleine auch mit von der Partie sein?“, fragte der Anführer, der sich mit mittlerweile als Captain Bernadotte vorgestellt hatte, plötzlich unerwartet. Ich blinzelte. „Bestimmt.“, gab ich zur Antwort und legte alles, was ich getragen hatte, in einem der Zimmer ab. Wer wo schlief, oder was auch immer tat, das sollten die Männer unter sich ausmachen. Das war mir ziemlich egal und ging mich auch nichts an. Ich ging langsam Richtung Tür zurück. „Also dann...“ Ich grinste schief und nickte ihnen zum Abschied zu, während ich Zeige- und Mittelfinger an die Stirn legte und damit salutierte. Dann machte ich mich auf den Weg in Lady Integras Büro, in der Hoffnung sie würde mich in die neusten Erkenntnisse einweihen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)