Midian von Yumiko_Youku (Kyūketsuki) ================================================================================ Kapitel 2: Awakening -------------------- Awakening Ich blinzelte verwirrt, als ich in einem mir unbekannten Raum aufwachte. Es dauerte eine Weile, bis ich mich an der Vergangene erinnerte. Mit meiner Zunge befühlte ich vorsichtig meine Zähne. Tatsächlich. Reißzähne. Ich war nun also wirklich ein Vampir. Eine Draculina. Ich hob die Bettdecke an und stellte fest, dass meine Wunden verschwunden waren. Ebenso wie der Rest meiner Kleidung. Ich zuckte unwillkürlich zusammen, als eine wohlklingende Stimme neben meinem Bett ertönte: „Wie geht es dir?“ Ich wurde rot und versuchte hastig meinen Oberkörper mit der Bettdecke zu bedecken. „G... gut.“, stotterte ich unsicher und wandte langsam den Kopf, um Alucard anzusehen. Was war nur mit mir los? Normalerweise war ich nicht so schreckhaft. Ein Grinsen zierte seine Lippen, während sein Blick auf mir ruhte. Es würde nicht wundern, wenn ein Vampir wie er durch dieses dünne Lacken sehen könnte, fuhr mir ein Gedanke durch den Kopf. Ich ignorierte diese fixe Idee und sah mich in dem Raum um. Der gesamte Raum - Decke, Boden Wände - alles bestand aus Stein. Es gab keine Fenster und nur eine Tür. Bis auf das Bett befand sich kaum etwas darin. Ich musste nur eins und eins zusammen zählen, um zu erkennen, dass ich mich in dem Hauptquartier der Hellsing-Organisation befinden musste. Gerade als mir die Stille unangenehm wurde und ich erwog etwas zu sagen, öffnete sich die Tür und zwei Männer betraten den Raum. Als der jüngere der Beiden mich erkannte, stürmte er auf mich zu und umarmte mich. „Alexandra!“, rief er aus und mir kam es vor, als sei er kurz davor in Tränen auszubrechen. Ich achtete darauf, dass die Bettdecke dort blieb, wo ich sie haben wollte und sah zu dem mir wohl bekannten Mann auf. Ich spürte die fragenden Blicke von Alucard und dem anderen Mann. „Onkel...“, begann ich und zog in Betracht ihn zu bitten, dass er mich loslassen sollte, denn zugegebenermaßen war mir die Umarmung peinlich, obwohl ich sie unter anderen Umständen hätte genießen können. Aber da lies er bereits von mir ab und wandte sich Alucard zu: „Ich wusste ja nicht, dass sie diejenige ist, die du zum Vampir gemacht hast, Alucard.“ Dann sah er wieder mich an: „Was ist mit deinen Eltern und deiner Schwester?“ Ich blickte zu Boden und Alucard antwortete anstatt meiner: „Außer ihr lebte niemand mehr.“ Wenn man einen Vampir als lebendig bezeichnen konnte. Alucard schaute abwechselnd meinen Onkel und mich an und fragte: „Sie ist also deine Nichte, Walter?“ Dieser nickte stolz und Alucard fügte hinzu: „Nun, sie hat deine Ausstrahlung, Todesengel.“ Ich zog eine Augenbraue hoch, als ich den Spitznamen meines Onkels vernahm. Todesengel? Bevor ich daran denken konnte, zu fragen was es mit diesem Spitznamen auf sich hatte, räusperte sich der Mann, der am Fußende des Bettes stand. Walter schien zu bemerken, dass er sich für einen Augenblick selbst vergessen hatte, trat einen Schritt von meinem Bett zurück und verbeugte sich höflich: „Verzeihen Sie, Sir Hellsing.“ Dies war also der Oberhaupt der Hellsing Familie, Sir Arthur Hellsing, rief ich mir ins Gedächtnis. „Schon gut, Walter.“ Locker winkte er ab und lächelte mich freundlich an. „Ich bin Arthur Hellsing.“, stellte er sich vor. „Und du bist Alexandra Dolneaz?“, fragte er mich und ich nickte. Sein Lächeln wurde breiter. „Nur nicht so schüchtern.“ Dann wandte er sich an meinen Onkel: „Walter!“ „Ja, Sir?“ „Geben Sie Ihrer Nichte eine unserer Uniformen.“ Walter nickte und verbeugte sich höflich, als er den Raum verlies um das Gewünschte zu holen. Arthur betrachtete mich eine Weile, ehe er fragte: „Dein Vater hat dich sicherlich über unsere Organisation aufgeklärt.“ Ich nickte abermals und Sir Hellsings Blick wurde um eine Spur trauriger. „Ein guter Mann, dein Vater, und deine Mutter war eine hübsche Frau gewesen. Mein Beileid.“ Ich nahm seine Anteilnahme schweigend hin und horchte auf, als Walter zurückkehrte. In seinen Händen trug er eine zusammen gefaltete Uniform, welche er vor mich auf das Bett legte. „Du bist ab heute ein Mitglied unserer Organisation.“, erklärte Arthur munter. „Und hilfst uns im Kampf gegen Vampire und Ghouls. Ich nehme an du bist im Umgang von Waffen vertraut?“ Wieder nickte ich nur. Der blonde Mann lachte etwas und sagte: „Ich hoffe, dass wir bald deine süße Stimme vernehmen können. Aber du brauchst sicher etwas Zeit um dich einzugewöhnen. Das Ganze ist ja noch ziemlich neu für dich.“ Er warf einen Blick auf die Uniform. „Ich hoffe sie passt dir.“ Es entstand eine Pause, die mehrere Minuten andauerte. Alle Blicke ruhten erwartungsvoll auf mir. Scheinbar erwarteten sie, dass ich auf der Stelle meine Uniform einweihte. Ich warf meinem Onkel einen flehenden Blick zu, doch als dieser nicht zu verstehen schien, räusperte ich mich und bat: „Könntet ihr den Raum verlassen, solange ich mich umziehe? Bitte.“ Alucard´s Grinsen wurde breiter und er löste sich plötzlich in Luft auf. Die anderen Männer verließen das Zimmer durch die Tür, Arthur nicht ohne gewisses Bedauern, wie mir schien. Schließlich hatte ich die Uniform angelegt. Sie passte perfekt und bis auf den etwas zu kurzen Rock gefiel sie mir auch recht gut. Ich trat auf den Flur hinaus und sah mich ratlos um. Doch zum Glück tauchte in diesem Augenblick mein Onkel auf, um mich in Sir Hellsing´s Büro zu begleiten. „Ah, Alexandra.“, begrüßte er mich und stand von seinem Schreibtischstuhl auf und kam etwas auf mich zu. „Gut siehst du aus.“, meinte er. „Danke...“, murmelte ich und sah mich unsicher um, da ich ihm nicht direkt in die Augen schauen konnte. Er grinste, ehe er sagte: „Kein Grund nervös zu sein. Ich beiße nicht.“ Apropos beißen. Ich fragte mich, wo sich Alucard befand und wenn man vom Teufel sprach, tauchte er in diesem Augenblick neben mir auf. Auch er bedachte mich mit einem anerkennenden Blick. „Die Uniform steht dir gut.“ Ich wurde rot und bedankte mich. Nun ergriff Arthur das Wort: „Alexandra. Deine erste Mission wartet auf dich.“, lies er mich wissen. Ich hob interessiert meinen Blick. „In einem verlassenen Kloster hat sich ein Vampir breit gemacht. Seine Gefolgschaft, bestehend aus Ghouls wächst stetig und wir müssen etwas gegen ihn unternehmen.“ Er deutete mit seiner Hand auf Alucard. „Alucard wird dich auf dieser Mission begleiten und dafür sorgen, dass alles glatt läuft. Walter hat etwas für dich, was auf der Mission sicher hilfreich sein wird.“ Genau aufs Stichwort betrat Walter den Raum. In seiner Hand hatte er etwas, was er mir überreichte. Meine Augen weiteten sich, als ich erkannte was es war. In meinen Händen hielt ich ein Katana in einer schwarzen Saya, welche von einem weißen Drachen geziert wurde. „Es ist wunderschön.“, murmelte ich andächtig und zog es vorsichtig aus der Saya. Walter lächelte traurig. „Eigentlich sollte es dein Geburtstagsgeschenk werden. Es war die Idee deines Vaters gewesen... Ich bin mir sicher er hätte auch gewollt, dass du es jetzt bekommst.“ Mein Vater hatte mir jahrelang den Umgang mit dieser und anderen Waffen beigebracht, doch diese war immer mein Favorit gewesen. Ich blinzelte die Tränen aus meinen Augen und schob das Schwert zurück in die Scheide. „Vielen Dank.“ Ich befestigte das Katana an meiner Uniform und sah wieder Sir Hellsing an. „Also dann.“, meinte er und klatschte in die Hände, scheinbar um die traurige Stimmung zu vertreiben. „Macht euch auf den Weg.“ „Jawohl.“ Ich salutierte knapp und drehte mich zu Alucard um. Er gab mir zu verstehen, näher an ihn heran zu treten. Als ich gehorchte, legte er seinen Mantel um mich und einen Sekunde später waren wir verschwunden. Ich öffnete die Augen und bemerkte, dass wir uns nicht mehr in der Organisation befanden. Dies musste der Ort sein, wo meine erste Mission stattfinden würde. Wir standen inmitten einer Kirche. Dies musste die Kirche sein, die zu dem erwähnten Kloster gehörte. Irritiert sah ich, wie Alucard es sich auf einer der Bänke bequem machte und aus seinem Mantel eine Blutkonserve fischte. Als er meinen Blick auffing erwiderte er: „Ich will sehen wie du dich so ohne mich schlägst.“ Ich nickte ernst. „Ja, Master.“ Er grinste breit und begann an seinem Getränk zu schlürfen. Ich wandte mich um und betrat den Kreuzgang. Ich musste nicht lange warten und schon kamen unzählige Ghouls in ihrer eigentümlichen, schwankenden Art auf mich zu. Sie waren gekleidet, wie gewöhnliche Menschen, nicht wie Nonnen oder Mönche. Ich schlussfolgerte daraus, dass sie einst einfache Dorfbewohner gewesen waren, die in die Fänge des Priester geraten waren. Ich zückte mein Katana und stürmte auf die Meute zu. Ich war selbst erstaunt darüber, welch ungeahnten Kräfte in diesem Körper steckten. Dies musste daran liegen, dass ich nun eine Draculina war. Ich war schneller und stärker als jemals zuvor. Mühelos wich ich allen Angriffen aus und enthauptete die Ghouls. Schwer atmend stand ich inmitten der leblosen Körper. Das Katana steckte ich in die Saya zurück. Ich drehte meine rechte Hand mit der Handfläche zu mir und starrte sie ungläubig an. So war es also ein Vampir zu sein. »Nur nicht unachtsam werden, Frischling.«, erklang da eine Stimme in meinem Kopf. »Es ist noch nicht vorbei.« Ich zuckte zusammen. „Jawohl, Master.“, antwortete ich laut. Das musste Telepathie gewesen sein, die Alucard angewandt hatte. Ich war mir nicht sicher, ob er meine Antwort vernommen hatte, aber ich folgte seinem Hinweis und zückte wieder meine Waffe. Ich schloss die Augen und lauschte. Von irgendwoher ertönte ein seltsames Knurren, das einem wilden Tier ähnelte. Und es kam näher. Sofort wand ich mich in die Richtung aus denen ich die Geräusche vermutete und lief los. Wenige Augenblicke später stand ich noch einem Schwarm Ghouls gegenüber. Mein Gehör hatte mich also nicht getäuscht. Meine Sinne waren ebenso gestärkt. Mit wenigen Schwertstrichen erlöste ich auch diese Kreaturen von ihrem Leid. Eigentlich sollte ich Mitleid mit ihnen habe, schließlich waren sie nicht aus eigenem Willen zu Ghouls geworden und ich wusste keine Möglichkeit diesen Prozess rückgängig zu machen. Alucard stimmte mir in Gedanken zu, mahnte mich aber zur Vorsicht und warnte mich davor, unachtsam zu werden. Der Vampir, der für das Ganze verantwortlich war, war schließlich noch hier. Wieder konzentrierte ich mich auf all meine Sinne, um den Vampir ausfindig machen zu können. Ich glaubte etwas zu spüren. Etwas das stärker als ein Ghoul war, aber viel schwächer als Alucard. Die Aura des Vampirs, wenn man es so wollte. Ich wandte mich in die Richtung, aus der das Gefühl zu kommen schien. Mit einem lauten Knall öffnete sich die Tür auf die ich gerade zuging und ein Mann in Mönchskutte trat mir entgegen. Ich zögerte kurz, doch nur bis zu dem Augenblick, an dem der vermeintliche Mönch aus seiner Kutte eine Pistole zog und sie auf mich richtete. Der gottesfürchtige Mann, wenn es ihn einmal gegeben haben sollte, war dies nicht mehr. Vor mir stand der Vampir, der die Dorfleute in willenlose Ghouls, seine Untertarnen, verwandelt hatte. Die Wurzel allen Übels an diesem Ort. Ehe ich dazu in der Lage war anzugreifen, schoss der Vampir auf mich. Unwillkürlich kniff ich die Augen zusammen. Nach einigen Sekunden stellte ich irritiert fest, dass ich trotz der Kugeln, die mich durchbohrt haben müssten, keine Schmerzen verspürte. Langsam öffnete ich meine Augen und sah, dass Alucard vor mir stand. Ohne mit der Wimper zu zucken hatte er die Kugeln eingesteckt, die für mich gedacht waren und eröffnete seinerseits das Feuer auf sein Gegenüber. Der Spuk war so schnell vorbei, wie er gekommen war. Dann drehte sich Alucard zu mir herum. „Nicht schlecht für den Anfang, Frischling.“, meinte er und nach einem Seitenblick auf den getöteten Vampir fügte er hinzu: „Aber am Abgang hapert es noch etwas. “ Ich sah schuldbewusst zu Boden und nickte langsam. Eine Hand berührte meinen Kopf. Ich blickte auf. Alucard tätschelte meinen Kopf, als sei ich ein Welpe. Grinsend sagte er, nachdem er seine Hand wieder weg gezogen hatte: „Nimm es dir nicht so schwer. Jeder fängt einmal an.“ Ich strahlte und ein Lächeln erhellte mein Gesicht. Alucard wandte sich ab. „Aber jetzt lass uns gehen.“ Ich gehorchte und trat zu ihm. Wieder legte er seinen roten Mantel um mich und im nächsten Moment waren wir verschwunden. „Und wie ist es gelaufen?“, fragte Arthur, als Alucard und ich in sein Büro traten, um unseren mündlichen Bericht über die vergangene Mission abzugeben. „Die Zielobjekte wurden vollständig vernichtet.“, gab Alucard Auskunft. Erwartungsvoll blickte Arthur erst mich, dann meinen Meister an. „Und wie hat sich deine Schülerin so gemacht?“ Nach einem kurzen Seitenblick auf meine Wenigkeit meinte Alucard lässig: „Der Frischling? Es ging so.“ Dann lachte er leise, als er meinen entgeistertes Blick auffing und verschwand. Arthur schaute mich aufmunternd an. „Ich bin mir sicher du hast deine Sache gut gemacht.“ „Ich danke Ihnen.“, murmelte ich und drehte mich um, als Walter den Raum betrat. In seiner Hand ein Tablett mit einer Tasse frisch gebrühten Tees. Vorsichtig stellte er es auf Sir Hellsing´s Tisch ab. „Hier. Bitte, Sir.“ „Danke, Walter.“ Arthur hob die Tasse hoch, roch kurz an dem Tee und trank genießerisch einige Schlücke. „Mmh.“, seufzte er zufrieden. „Wirklich köstlich, Walter.“ Dieser deutete eine kurze Verbeugung an. „Besten Dank, Sir.“ Der Leiter der Organisation nahm einen weiteren Schluck, ehe er die Tasse zurück stellte und einen Blick auf mich warf. „Da fällt mir ein... Walter?“ „Ja, Sir?“ „Hast du dich um... die Bedürfnisse deiner lieben Nichte gekümmert?“ „Es ist für alles gesorgt.“, gab mein Onkel zur Antwort. Ich schaute abwechselnd beide an. Über was redeten sie da? Arthur, der meinen Blick bemerkt haben musste, hob zu einer Erklärung an: „Wenn du zurück auf dein Zimmer gehst, wirst du dort eine Blutkonserve vorfinden, um deinen Durst zu stillen.“ Ich schwieg. Ich war mir nicht sicher, ob es mir etwas ausmachte, oder nicht. Schließlich war ich nun ein Vampir und da war es nur normal, dass ich Blut zu mir nehmen musste. Arthur lächelte mir aufmunternd zu. „Ich bin mir sicher du wirst dich schnell daran gewöhnen.“ Ich nickte langsam, gerade als ich gehen wollte, hielt er mich zurück und meinte, sich verlegen an der Wange kratzend: „Es ist nicht nur die Blutkonserve. Auch dein Bett haben wir durch einen Sarg ersetzt, damit du dich ausruhen kannst.“ Mir drohten die Gesichtszüge zu entgleisen. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass so ein enges Ding bequemer sein könnte, als ein weiches Bett. Ich schluckte die bissige Antwort hinunter, die mir auf der Zunge gelegen hatte und nickte ergeben. Walter bot mir an, mich in meinen Raum zu begleiten. Ich hatte nichts dagegen, also ging er voraus. Auf meinem Tisch, in der Mitte des Zimmers, befand sich tatsächlich die angekündigte Blutkonserve. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“, meinte mein Onkel. „Dieses Blut stammt von freiwilligen Spenden. Niemand wurde dafür verletzt, oder getötet, deshalb solltest du das ohne schlechtes Gewissen zu dir nehmen können.“ Unsicher nahm ich den Beutel in die Hand. „Nur zu.“ Mein Onkel nickte mir aufmunternd zu. „Blutgruppe A positiv.“ Diese Information schweigend zur Kenntnis nehmend begann ich zögerlich etwas Blut aus der Konserve zu saugen. Walter schaute mich erwartungsvoll an, als erwartete er, dass ich etwas von mir gab. Also murmelte ich: „Nicht schlecht.“ In der Tat schmeckte das Blut entgegen aller Vermutungen gut. Vielleicht etwas viel nach Eisen, aber nicht schlecht. In Windeseile hatte ich den Beutel geleert und als ich auf die leere Konserve starrte, schämte ich mich fast für meinen übermäßigen Blutdurst. Doch Walter schien es nicht zu stören, im Gegenteil. Höflich fragte er, ob ich noch mehr trinken wollte. Ich verneinte, auch wenn ich in Wirklichkeit noch mehr Durst verspürte. „Du kannst jetzt gehen, Onkel.“, sagte ich ihm und da mir das Ganze zu unhöflich erschien, fügte ich hinzu: „Danke für alles. Richte das auch Sir Hellsing aus.“ Ein Lächeln erhellte Walters Lippen und er umarmte mich kurz. Als er von mir abgelassen hatte wünschte er mir eine angenehme Nachtruhe und verlies den Raum. Nachdem er verschwunden war, ging ich zu dem Spiegel hinüber, der an der gegenüberliegenden Wand hing. Kurz überlegte ich, ob es nicht dumm sei hineinzuschauen, da laut vieler Geschichten Vampire kein Spiegelbild besaßen, doch dies stellte sich nur als Humbug heraus. Ich blickte in den Spiegel hinein. Ich wollte sehen, ob ich so verändert aussah, wie ich mich fühlte. Es war immer noch mein Gesicht, welches mir aus dem Spiegel entgegen blickte. Es wurde von meinem schokoladen-braunen Haar umrahmt und meine Spiegelbild mit den ebenfalls braunen Augen schaute mich unverwandt an. Flüchtig glühten die Iris rot auf. Um zu versichern, dass wirklich ich es war, die dort der Spiegel reflektierte fuhr ich mir mit den Fingern übers Gesicht. Kein Zweifel. Ich berührte den Spiegel. Dies war ich. Ich lies von der reflektierenden Glasfläche ab und wandte mich dem Sarg zu, der anstelle des Bettes, in dem ich aufgewacht war, in der Ecke stand. Er war schwarz und mit roten Samt ausgestattet. Auch wenn ich es mir noch immer nicht vorstellen konnte, dass es bequem war, legte ich mich in die Totenkiste, die ab nun mein Schlafplatz sein sollte. Ich war müde, aber es war mir nicht zu verdenken, schließlich war viel geschehen. Ich gähnte herzhaft und kuschelte mich in den Samt, der zugegebenermaßen wirklich weich und bequem war. Nachdem ich den Sargdeckel geschlossen hatte, schloss ich meine Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)