Kirschblüte von Cherrybodt (1947 AU (Jeanmarco ♥)) ================================================================================ Kapitel 3: "(...)wollte, dass man die Leiche findet." ----------------------------------------------------- Doch wer auch immer der Täter war, er war doch ordentlicher als er dachte. Das einzige was ihm in der Umgebung aufgefallen war, waren diese Unmengen an Kirschblütenblätter. Zwei schön zurecht geschnittene Bäume befanden sich in der Mitte der grünen Wiese und der kleinste Windhauch brachte sie dazu, ein paar ihrer Blüten abzuwerfen, als wären sie diese Leid. “Bitte sag mir du hast die Tatwaffe gefunden.”, seufzte Eren und stellte seine Aussage als fast verzweifelte Frage dar. Jean schüttelte nur resignierend den Kopf. Eren gab ein Raunen von sich und nahm den Hut vom Schädel, bevor er sich am Ansatz kratzte. “Fein, dann gehen wir wohl erst zur Frau.” Gerade als sein Partner auf der Stelle kehrt und zum Auto von Jean zurück kehren wollte, gab dieser ein Ton von sich, der gegen die Aussage war. “Wir haben nichts was wir ihr vorwerfen können, ausgenommen die Tatsache, dass ihr Mann tot ist. Wir sollten abwarten ob wir wirklich eine Spur auf die Waffe bekommen. Wenn sie zufällig der Besitzer ist, haben wir zumindest schon mal einen guten Punkt.” Natürlich hätte Jean nichts dagegen gehabt sich in die Arbeit zu stürzen. Er liebte es die Menschen kennen zu lernen und auszusaugen wie eine hungrige Mücke nach einem heißen Tag, doch unvorbereitet in die Sache hinein springen führte nur zu Problemen die sie wirklich nicht gebrauchen konnten. Und Beschwerden hatten sie auch genug. “aber wir können ja mal gucken, ob unser Millius schon mal was anderes gemacht hat, außer sich erschießen lassen.” Denn so ganz untätig konnte er dann doch nicht bleiben. In der Zwischenzeit, bei welcher sie wieder zurück zu seinem Wagen gingen, kam der Leichenwagen vor ihnen zum stehen und holten den armen Kerl ab. Hanji, die begeistert die Sache mit ansah, sprudelte förmlich vor Tatendrang und konnte es kaum abwarten ihre Finger an den Toten zu legen und wahrscheinlich in ihm rumzuschneiden. Nun, immerhin wusste sie, was sie tat. Jean ließ den Motor an und lehnte sich zurück, als er auf die Straße fuhr. “-sehen.” “Huh?”, gab Jean als Frage von sich und blickte kurz zu seinem Partner, während er zum Department zurück fuhr. “Ich hab nur laut gedacht.”, erklärte er sich und strich mit der Hand über sein Kinn und Kehle. “Ich glaube, wer auch immer das getan hat, wollte, dass man die Leiche findet.” Manchmal musste das offensichtlichste ausgesprochen werden, damit man dem Täter ein Profil geben konnte. “Ich meine, er hätte die Leiche auch verstecken können, aber sie wurde direkt auf einer normalen und öffentlichen Bank platziert. An einem Ort, wo jeder hinkommt und wo jeder gerne hingeht.” Es war praktisch, dass Eren laut nachdachte, so musste Jean dies nicht machen und er konnte trotzdem darüber nachdenken und seine Ideen und Vermutung anknüpfen. “Und wenn der Mord in der Nähe war und die Zeit knapp?”, stellte er als anstoßende Frage. “Dann hätte ich mir nicht die Mühe gemacht, die Leiche auf eine Bank zu hieven und schon gar nicht so, dass sie aufrecht sitzt. Bei meinem Glück wäre sie wie ein Mehlsack umgekippt oder runtergerutscht.” Das leise Radio gab einen surrenden Ton von sich, als wären sie in einem Verbindungsloch gefangen und der Empfang schwer. Stattdessen wurde die Musik mit einer Stimme ersetzt, da ein Offizier eine Meldung durchgab von einem Zwischenfall, dabei sprach der Polizist alle an, die sich in der Nähe befänden und Zeit hätten, sich darum zu kümmern. “-sswechsel beim Maria-Wallweg 23, gemeldet sind drei bewaffnete, Grund ist unbekannt. Bitten Offiziers zur sofortigen Annah-” Noch bevor der Sprecher den Funk hatte zu Ende durchgeben können, hatte Eren nach der Sprechanlage gegriffen und das Mikro mit dem gedrehten Kabel gegriffen. “Hier Einheit 104, wir nehmen es uns vor. Erstatten Rückmeldung in Kürze.” “Verstanden.” “Na wir sind aber heute doch nicht so müde, huh? Willst du mich jetzt doch tot sehen?”, scherzte Jean und orientierte sich etwas um, suchte nach dem schnellsten und unkompliziertesten Weg. “Vielleicht brauche ich auch einfach etwas Aktion. Ich meine, Zerawasauchimmer, läuft nicht weg.” Das stimmte allerdings. _____ Natürlich fuhren sie nicht direkt einfach in das Geschehen hinein und wahrscheinlich die Täter noch um, wobei Jean dagegen absolut nichts hätte. Sie parkten etwas weiter entfernt und zückten sofort ihre Dienstwaffen. Zwei Polizisten, die sich hinter ihrem Wagen versteckt hatten, winkten die Detektive zu sich. “Gott sei Dank.”, japste der Polizist und schaute für einen Moment über seine Schulter. Es war erschreckend still, dafür, dass ein Schusswechsel gemeldet worden war. Das ganze spielte sich in einer breiten Gasse zwischen zwei Blocks ab. Jean konnte sich vorstellen, dass sie sich hinter den Müllcontainern und anderen Halbwänden versteckten, die Hintereinfahrten markierten. “Was ist der Grund für den Scheiß?”, fragte Jean und lugte hinter dem Wagen für einen Augenblick hervor, zuckte aber sofort wieder nach unten, als ein Schuss ertönte. “Es sind vielleicht.. Sieben oder mehr Leute. Meine Vermutung liegt bei Straßengangs.” Im Grunde war es egal, sie hatten geschossen und das war ihr Todesurteil, selbst wenn sie sich ergaben, der Prozess würde schnell sein. Eren nickte seinem Partner zu und hechtete vom Auto hervor und presste sich an die Ecke der Hauswand. Jean tat es ihm gleich, beim anderen Gebäude. Während die Polizisten ihnen Rückendeckung gab, trat Jean hervor, die Waffe ausgestreckt und den Finger am Abzug. Einer der Täter trat hinter dem Container hervor und wollte gerade mit seinem Revolver auf Jean schießen, doch Jeans Arm zuckte sofort in seine Richtung, als hätte jemand ruckartig eine Schnur gezogen, und der Schuss ertönte von seiner aus. Der bewaffnete Mann taumelte zurück und starb kurz darauf aufgrund eines Kopfschusses. Auch Erens Reflexe waren nicht minder bemerkenswert. Wie aus dem Nichts sprang ein weiterer Idiot hervor und hätte beinahe Jean mit einer Schrotflinte durchlöchert, wenn sein Partner nicht rechtzeitig reagiert hätte. Ein gezielter Schuss und Jean kickte ihm die Waffe aus den Händen, als dieser sterbend zu Boden stürzte. “Arschlöcher”, knurrte der Detektiv und rümpfte angewidert die Nase. Ein Wagen von der anderen Seite, ihnen gegenüber, kam mit einem lauten Quietschen in der Gasse zum stehen, nachdem es dunkle Streifen auf dem Boden hinterlassen hatte. Dass es sich dabei um weitere bewaffnete Männer handeln würde, die ausstiegen, war stark anzunehmen. Drum zögerten Jean, Eren und die anderen beiden Cops nicht lange, um das Feuer zu eröffnen. Es tat Jean in der Seele weh, auf dieses wunderschöne Gefährt zu schießen. Es handelte sich um einen Delahaye 135MS Cabriolet. Glänzendes schwarz und mit einem silberpolierten Stoßfänger. Es würde ihn nicht wundern, wenn man sich darin spiegeln könne. Doch leider konnte er sich nicht an diesem Wagen satt sehen, da die Insassen genauso versessen darauf waren die Cops loszuwerden, wie andersherum. Zwei beugten sich aus dem Wagen und schossen erbarmungslos mit ihrer Tommy Gun, eine Thompson Maschinenpistole. Zwei andere, die auf der anderen Seite ausgestiegen waren, versuchten Schaden mit normalen Handfeuerwaffen anzurichten. Das offene Feuer war zu gefährlich und zügig zogen sich die vier Polizisten wieder zurück in Sicherheit. Jean hechtete von seiner schützenden Hauswand hinüber zu Erens Seite und war förmlich gesprungen. “Schlüssel!”, befehligte er einen der Cops, der sich ebenfalls an der Wand befand. “Uhm, für den Wagen?” “Nein, für deine Wohnung.” Er runzelte kopfschüttelnd die Stirn und ergriff schließlich die Schlüssel des Polizeigefährts. Er würde gewiss nicht mit seinem Wagen diesen Unfug machen. Schnell suchte er auf der linken Seite des Wagens Schutz und hörte die schallenden Schüsse, die ertönten, wenn sich einer der Bullen zeigte. Vorsichtig öffnete er die Tür. Bevor er sich richtig hinein setzte, streckte er den Arm nach dem Zündschlüssel aus und versenkte den klimpernden Schlüssel. Vorsichtig und in einer geduckten Haltung ließ er den Motor aufheulen, schloss geschwind die Tür und zögerte nicht lange um loszufahren. Die Scheiben waren schon so gut wie niedergeschossen worden und das Polster sah auch nicht mehr so wunderschön aus. Verdutzt beobachtete Eren wie Jean davon fuhr und für einen Moment klappte dessen Kinnlade gen Boden, sodass, wenn es möglich gewesen wäre, ein Geräusch des Aufpralls ertönt wäre. “Wo will der Sack jetzt hin?!” Der Polizist neben ihm zuckte mit den Schultern und schielte kurz um die Ecke. Ein Fehler. Im nächsten Moment stürzte er zurück und Eren japste auf. Eine Kugel hatte den Mann direkt an der Brust getroffen und er keuchte schwer. “Fuck”, fluchte der Braunhaarige. Er konnte allerdings dem Mann nicht helfen, da er sich dadurch selbst ins Schussfeld begeben würde. Vielleicht hatten sie Glück und es war keine lebensbedrohliche Schussverletzung. Just in diesem Moment erfüllte ein blechernes Geräusch die Umgebung, was Eren als einen starken Aufprall erkannte. Er wagte es hinter seiner Hausecke hervor zu blicken und starrte mit offenen Mund das an, was für das Geräusch verantwortlich gewesen war. Qualm stieg in den Himmel auf und stöhnende, bewaffnete Männer lagen fluchend auf dem Boden, ein anderer lag auf der Motorhaube des Polizeiwagens, eingeklemmt zwischen der Beifahrerseite des Cabriolets und des Stoßfängers des Streifenwagens. Jean hustete als er aus dem Wagen strauchelte und rieb sich den Kopf, war aber sofort dabei zu den verbliebenen am Boden zu hechten und deren Waffen aus der Hand zu kicken. Sie waren geradewegs beim Aufprall aus dem Wagen geflogen und auf den harten Boden aufgeschlagen. Auch Eren sprintete herbei und kümmerte sich um den anderen, richtete die Waffe an dessen Kopf und zog ihn am Schopf hoch. “Seid ihr noch mehr, huh?” Der unverletzte Polizist joggte zu ihnen und legte dem ersten Schützen die Handschellen an, Jean ließ von ihm ab und rieb sich erneut den Kopf. Beim Aufprall hatte ihn der Ruck ziemlich nach vorne und gegen das Lenkrad gerissen, obwohl er sich mit aller Mühe dagegen gesträubt hatte. Der Mann, den Eren noch immer im Griff hatte, spuckte ihm ins Gesicht und fing sich kurz darauf die Faust ein. Mit netten Worten kam man bei ihnen nicht voran und Eren war viel zu temperamentvoll, als dass er es mit einem Lächeln abtun würde. “Ach komm, Eren, sollen die von der Station sich darum kümmern. Wir haben schon einen Fall. Ich gebe den Funk durch.” Der kleinere Braunhaarige nickte und legte dem Mann Handschellen an, während Jean seinen Wagen ansteuerte. “Hier Einheit 104”, sprach er in das Funkgerät seines Wagens. “Benötigen Krankenwagen, Leichenwagen und den Abschleppdienst.”, erklärte er. “Einen Polizisten hat es erwischt.” Es rauschte auf der anderen Seite. “Verstanden.” _____ “Soll ich lieber fahren?”, fragte Eren und neigte den Kopf zur Seite um seinen Partner zu betrachten, der sich mit einem etwas finsteren Blick die Stirn hielt. “Nein, geht schon.”, lehnte er ab und senkte die Hand, lehnte sich an die Tür zu seiner linken und behielt den Blick auf der Straße, während er zurück zum Department fuhr. “Ich bin ja immer noch etwas skeptisch, wie das du das gehandhabt hast.”, murmelte Eren und schaute aus seinem Fenster und unterdrückte erneut sein müdes Gähnen. “Das war irgendwie.. brutal.” “Tz, was anderes haben die doch gar nicht verdient. Mir tut eher der Wagen leid.”, seufzte er und stellte sich vor, wie schön es wäre, das Cabriolet mit seinem auszutauschen. Es wäre definitiv ein Blickfang. Jean musste darüber etwas innerlich schmunzeln, dass gerade Eren behauptete, seine Vorgehensweise wäre brutal gewesen. Dabei war es gerade sein Partner, der gut und gerne davon schwärmte, jeden einzelnen hinter Gittern und in die Gaskammer zu bekommen. Wenn es um Verbrechen ging, kannte Eren nichts. Er hatte einen Hass gegen sie. Verständlich. Als er, lass es eine Lüge sein, 13 Jahre alt war, war seine Mutter überfallen und ermordet worden. Dies veränderte durchaus einen, besonders wenn man noch so jung wie er war. Danach hatte er sich geschworen alles zu tun, um so was in der Zukunft zu verhindern. Jean war das ganz recht, wenn sein Partner drauf und dran war sich darum zu kümmern, musste er sich lediglich um die offensichtlichen und praktischen Dinge kümmern. Im Gebäude wurden sie nicht mit einem Kuchen und Luftballons empfangen, dafür, dass sie den Nebenjob erledigt hatten, aber das war auch nichts überraschendes. Man wurde leider nicht immer für etwas gelobt. Wahrscheinlich hatte man deswegen einen Partner, damit er das übernahm. “Soll ich zu Levi gehen und du fragst bei den Ladies nach ob sie was für uns über Millius haben?”, fragte Jean und stand erfreut vor der Kaffeemaschine. Es war zwar schon zu spät für einen Morgenkaffee, aber müde war er trotzdem und dies würde sich nach dem Geschmacksschock hoffentlich ändern. “Kann ich machen.”, gab Eren nach einer kurzen Schweigeminute von sich und stapfte zur Tür. “Oh und” Er war gerade aus der Tür gegangen, ehe er wieder hinein lugte. “machst du mir auch einen?” Er wartete gar keine Antwort ab, da war er schon zum Büro des Captain verschwunden. Nachdem er sich mitsamt seiner Kaffeetasse auf den Weg zu den Tippsen machte, dachte er noch mal über ihren aktuellen Fall nach. Es war wirklich schon eine gewisse Weile her, seit sie sich wieder um etwas größeres kümmerten. Jean fiel wieder ein, was Eren gesagt hatte. Dass der Täter wollte, dass man die Leiche fand. Es war nur fragwürdig, wieso? Sie war weder verstümmelt, noch trug sie eine Botschaft bei sich oder machte sonst irgendwie eine Pose, die man irgendwie interpretieren konnte. Die einzige mögliche Erklärung war der Grund, für den Mord. Dieser Mann war niemand den er kannte, ein normaler Bürger. Demnach konnte man nicht erwarten, dass man um ihn trauern würde, als wäre es ein Schauspieler. War es eine Drohung? Die Frage war nur, an wen? Leider konnte er keine Akten über den Mann ausmachen, die irgendwie relevant gewesen wären. Er hatte einen normalen Job, war nicht vorbestraft, hatte keine Kinder. Einzig und alleine seine Frau würden sie befragen können. Wenn sie Glück hatten, würde sich dort weiteres ergeben. Vielleicht wäre der Fall sogar dann schon erledigt, weil sie ihre Schuld eingestand und aussagte. Allerdings hatte Jean den verdacht, dass es nicht so einfach werden würde, wie er es gerne hätte. Für gewöhnlich gingen die Sachen nie so, wie er sie gerne hätte. Wäre auch ein Wunder, wenn sie dies nun ändern würde. Als er zurück in das Büro kam, saß Eren schon an seinem Schreibtisch und nippte an dem bitteren Kaffee. “Levi meint, dass Hanji schnell wäre. Sie waren schon hier angekommen, als wir noch unterwegs und abgelenkt waren. Sie wird uns bescheid geben und wir können uns die Leiche noch mal ansehen. Hoffen wir, dass sie was mit der Kugel anfangen kann, falls sie sich noch in der Leiche befindet.” Jean war etwas perplex und schüttelte den Kopf. Er war für den Moment gar nicht aufnahmefähig gewesen und nickte verstehend. “Uhm, klar.”, antwortete er nur und ließ sich ebenfalls auf seinem Stuhl nieder. “Oh und wir bekommen demnächst die Bilder vom Tatort. Nur für alle Fälle.” Der Ältere nickte nur verstehend und kippte sich den Kaffee den Rachen hinunter. Während er trank, kam ihm eine Idee, die ihn zum schmunzeln brachte. “Ich wette fünfzig Mäuse, dass der Mord einen banalen Grund hat. Der Täter wollte nur das Geld.”, meinte Jean und beugte sich bei seinem Schreibtisch nach vorne und stützte sich mit den Ellenbogen ab. Eren zog eine Augenbraue hoch und schnaufte. “Niemals. Ich hab dir gesagt, die Leiche ist platziert worden. Ich würde sagen, mindestens Eifersucht ist im Spiel.”, schlug er vor und Jean rümpfte die Nase. “Also wettest du?” “Klar, bei einfachem Geld bin ich doch immer dabei.” “Oh, so einer bist du also.” “Hey, so hab ich das nicht gemeint!” “Schon klar Jaeger.”, gluckste Jean und lehnte sich wieder zurück, mit dem blick aus dem Fenster. Eren murrte vor sich hin und schnaubte beleidigt auf, sagte aber nichts mehr dagegen. _____ Im Büro war es still geworden und Jean bemerkte dies erst, als er ein ruhiges und rhythmisches Atmen hörte. Eren hatte sein Gesicht auf seine verschränkten Hände gelegt, mit dem Blick aus dem Fenster und über seinen Schreibtisch gebeugt. Natürlich hätte Jean gemein sein können wie immer und ihn auf die grausamste Weise wecken können, doch diesmal hielt er sich zurück. Außerdem wusste er, wenn er ihn jetzt wecken würde, hätte er einen sehr genervten und zornigen Eren an seiner Seite und wer wusste, wie weit sie heute noch kommen würden. Das wollte er sich selbst nicht antun. Es klopfte an der Tür und Jean schaute vom schlafenden und leise schnarchenden Eren weg, zur Tür, die sich langsam öffnete. Es war Levi. Verdammt, Captain Levi höchstpersönlich klopfte, er wiederholte gedanklich, klopfte, an ihre Bürotür. Hatte sich seine Stimmung etwa wieder gebessert? Als der kleinere Mann mit den schwarzen Haaren kommentarlos hinein trat, zog er sich die Handschuhe zurecht, die er wohl niemals ablegte, und schaute in die Runde. Jean verzog kurz erschrocken das Gesicht und warf zügig einen Stift nach seinem Partner. Doch der grummelte nur und bewegte kurz seinen Kopf auf die andere Seite. Levi räusperte sich und Jean schnalzte etwas lauter mit der Zunge. Hätte er ihn doch geweckt. “Jaeger!”, rief der Captain schließlich aus und sogar Jean zuckte zusammen, als Eren zusammen fuhr und mit einem mal hellwach war. Seine Augen waren weit aufgerissen und der größere Polizist im Raum meinte sogar, dessen Herzschlag zu hören. “L-levi! Uhm, ich meine Captain!” Seine Hand zuckte, als hätte er für einen Moment in Erwägung gezogen, zu salutieren. “Guten morgen, Eren.”, äußerte der Chef der beiden und blickte zwischen ihnen hin und her. “Ich hoffe, ihr seid wach, wenn es um euren Fall geht.” “Selbstverständlich.”, japste Eren und stand auf den Beinen, bereit, etwas zu tun. “Gut. Hanji wartet im Keller.” Jean schmunzelte, erhob sich aber ebenfalls sofort. Sie traten gemeinsam aus dem Büro und gingen über den dunklen Holzboden zur Treppe. Dem Braunhaarigen fiel auf, wie hässlich die Tapeten eigentlich waren. Sie waren so dunkel und ungemütlich. Braungraugestreift. Selbst die Bilder, die sich mit der Zeit angesammelt hatten, verschönerten den Anblick nicht, auch wenn sich alle sehr viel Mühe machten, sie zu verdecken. Urkunden, Auszeichnungen oder einfach bloße Gesichter von Mitarbeitern zierten teilweise die Wände. Oder es wurde einfach eine Bank, oder ein Wasserspender davor platziert. Hauptsache der Blick wurde von dieser grausamen Wand abgelenkt. Im Erdgeschoss liefen sie an der Rezeption vorbei, hörten ein paar angeregte Gespräche in Verhörräumen oder und gingen im Takt des stetigen ‘Pling’ der Schreibmaschinen, die von den Sekretären bedient wurden. Es folgten die wenigen Zellenblocks und der kleine, offene Raum in welchem Bilder von Tätern geschossen wurden oder Zeugen diese identifizieren sollten. “Na, Jean?”, wurde dieser von der Seite begrüßt und er schaute mit gehobener Augenbraue in die Richtung, aus welcher die Stimme gekommen war. Ein etwas kleinerer, uniformierter Mann stand neben dem Wasserspender und an die Wand eines der Büros gelehnt. Er trug die Polizeimütze auf seinem kahlen Kopf und grinste breit. Connie Springer von der Streife. Dieser kleine Mistkerl bescherte dem Braunhaarigen permanent Strafzettel, weil es ihm Spaß machte. “Na, Connie?”, erwiderte er lediglich und schüttelte etwas den Kopf. “Schon bezahlt?”, stichelte der Cop und grinste breiter als zuvor, schüttete sich aber kurz darauf das Wasser den Hals hinunter. “Bestimmt nicht. Hättest du wohl gerne.” “Muss ich dich etwa melden, huh?” Eren war stehengeblieben, da es Jean getan hatte. Levi allerdings hielt sich davon nicht auf und ging weiter den Gang entlang zu der offene stehenden Tür, die in einen kleineren Raum führte. “Na, besser nicht. Wer soll sich denn dann um den Täter kümmern, der deine Leiche hinterlassen hat?” Connie streckte seinem Kollegen lediglich die Zunge heraus und klopfte sich auf die Brust. “Hau rein.”, verabschiedete er sich nur noch und stieß sich von der Wand ab, ehe er sich in Bewegung setzte und den Flur verließ. Eren war zurück gegangen und wirkte etwas nervös. Wie immer, wenn er in Levis Nähe war. “Jetzt komm, genug geplaudert.”, zischte er und nickte in Richtung der offenstehenden Tür. Der Raum war in etwa doppelt so groß wie das Büro der beiden Detektive und diente mehr oder weniger als Mittelpunkt. Türen waren auf allen Seiten und führten zu weiteren Räumen. Zur Department eigenen Krankenstation, einen Abstellraum und dem technischen Bereich, welcher im Keller fortgesetzt wurde. Die Treppe befand sich mit im Raum, umzäumt, damit auch niemand hinunter fiel. Sie war breit und dunkel, hatte definitiv schon bessere Tage gesehen. Während sie hinunter gingen wurde es immer dunkler. Die schwache Lampe an der Decke beleuchtete den kommenden Raum nur spärlich. Es hatte sich nicht einmal jemand die Mühe gemacht, die Wände zu tapezieren. Sie waren einfach so geblieben, wie sie errichten worden waren. Grau und schmutzig. Hier und da standen ein paar Kisten in den Ecken und wenn man dem schmalen Flur weiter folgte, würde man zu den Toiletten kommen. Welche, wie schon erwähnt, nicht wirklich einladend war. Jean spürte schon, dass er ungern zu lange hier unten verweilen wollte. Mit schnellen Schritten folgte er seinem Partner durch die schwere Eisentür mit der Aufschrift “Armor”, sprich “Waffen”. Es war das Lager der verschiedensten Dienstwaffen und all jener, die sie konfisziert hatten. Hanji hatte sich an die Wand gelehnt und drehte lässig einen Revolver in ihrer Hand, während ihre andere in der Kitteltasche verschwunden war. Sie lächelte breit und nahm ihren Blick nicht von Levi, nicht einmal, als Eren sie fragte, was sie heraus gefunden hätte. Erst als der Schwarzhaarige sich räusperte, zuckte sie zusammen und verlor beinahe die Waffe aus ihrer Hand. “Uhm, ach ja. Genau.” Sie zog ihre Hand aus der Tasche und warf Eren etwas kleines zu. Sofort schnappte der Braunhaarige danach und nahm es zwischen Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand. Jean zog die Augen schmal, als er versuchte, den Gegenstand zu identifizieren. Was nicht allzu lange dauerte. Es handelte sich um eine längliche, leicht goldige Patrone. “Diese Patronen gehören in diesen Revolver.”, erklärte sie und wedelte mit einer Smith & Wessons herum. Eren runzelte die Stirn. “Und woher..?” “Unser guter Millius hatte ein Projektil direkt in seinem Herzen. Ein Projektil, welches nur in diese Patrone passt.” Jean nahm die Patrone aus der Hand und neigte den Kopf zur Seite, während er sie unter die Lupe nahm. “Magnum”, murmelte er. “.357 Magnum.”, erkannte er und streckte die Hand nach dem Revolver aus. Es war das Modell 27 und Jean runzelte die Stirn. “Weswegen bist du dir sicher, dass es dieser Revolver ist?”, fragte er vorsichtig, da er seine Bedenken hatte. Hanji schob sich ihre Brille etwas höher und lächelte etwas. “Nur diese Waffe nutzt diese Patronen.” Kurz nach ihren Worten gab Jean ein kehliges Geräusch von sich, was seine Skepsis zum Ausdruck brachte. Levi schwieg weiterhin, beobachtete das Gespräch und verschränkte die Arme vor der Brust. Eren war weiterhin angespannt und schaute zwischen den beiden Waffenexperten hin und her. Erst wollte Jean noch etwas sagen, doch während er sich die Waffe genau ansah, ebbte seine Skepsis ab, da er sich nicht mehr sicher war, ob es noch eine andere gab, die diese Munition nutzte. “Glaubst du mir etwa nicht?”, äußerte Hanji, da sie gemerkt hatte, dass er ihr nicht ganz geglaubt hatte. “D-doch, doch, schon, alles klar. Vielleicht sollten wir in den Waffenläden in der Nähe vorbeischauen und uns die letzten Käufe ansehen. Möglicherweise war der Täter erst vor kurzem dort, oder besitzt den Revolver nicht allzu lange.”, schlug er vor und ließ sich nicht anmerken, dass er sich gedanklich geirrt hatte. Obwohl er nicht gesagt hatte, wurmte es ihn etwas. Er machte sich wirklich über die dämlichsten Sachen einen Kopf. Hanji würde es ihm sicherlich nicht übel nehmen, dass er ihre Aussage für einen Moment angezweifelt hatte. Eren nickte zustimmend und klatschte in die Hände, da seine Anspannung ihn langsam etwas wahnsinnig machte. Levi kratzte sich am Hals und nickte Hanji zu, die dadurch sofort ihre Körpertemperatur ankurbelte und sich angestrengt darum bemühte, nicht rot im Gesicht zu werden. Hanji Zoe war wohl schon seit Ewigkeiten in Levi verschossen, noch bevor es überhaupt öffentlich wurde, dass der Captain etwas mit seiner Sekretärin Petra Ral hatte. Jean erinnerte sich daran, dass die Brillenträgerin daraufhin eine Woche Urlaub genommen hatte. Jean wusste gar nicht, was verblüffender war. Dass Hanji in den Captain verschossen war, oder die Tatsache, dass Levi ein Herz besaß und dann auch noch einer zuckersüßen Petra Ral schenkte. Womöglich hatte er nur keine Lust darauf gehabt, dass Sekretärinnen und Boss Klischee zu bestätigen. Das merkwürdigste an der ganzen Sache war wohl, wie Jean auffiel, wie er sich in ihrer Anwesenheit veränderte. Zwar hatte er immer noch seine genervte und leicht aggressive Haltung gegenüber anderen, doch hielt er sich, vor allem was die Wortwahl anging, stark zurück. Einerseits war dies ganz niedlich, musste er zugeben, Petra war eben ein Schatz, aber andererseits zeigte dies nur, wie manipulativ diese ganze Liebessache sein musste. Warum veränderten sich Menschen dabei? War das der Sinn der Sache? Soweit er wusste, verliebte man sich doch überhaupt erst in die Person wie sie eben war und wenn sie sich dann veränderte oder verändert wurde, war dies nicht irgendwie… falsch? Schulterzuckend drehte er sich um und wollte gerade den Raum verlassen um seinem vorher angekündigten Plan nachzugehen, da hielt die aufgeregte Stimme der Medizinerin und Expertin ihn auf. “Ich muss euch noch etwas zeigen.”, sagte sie lediglich und sprang förmlich an ihnen vorbei und die Treppe hinauf in die Krankenstation. “Ich wollte es euch jetzt schon zeigen, da die Leiche schon bald nicht mehr zu gebrauchen ist. Kann sie leider nicht lange behalten.” Leider. Hanji war schon immer etwas merkwürdig gewesen, aber gerade dies machte sie irgendwie besonders. Sie wurde besonders nervig, wenn sie niemanden aufschneiden oder untersuchen durfte. Auf einer Liege in einem der Räume der Station lag die verdeckte und nackte Leiche von Millius. Zumindest vermuteten Jean und Eren einfach, dass dieser Mann darunter lag. Aus welchem Grund sollten sie sonst auch hier sein? Levi folgte ihnen immer noch schweigend. Beschattete er sie und beobachtete, wie sie zusammen arbeiteten? Irgendwie war dies etwas unangenehm. Hanji zog sich kurzerhand die Handschuhe über und griff an die grünfarbene Plane, die den Mann bedeckte. Er sah noch blasser aus, als vor wenigen Stunden. Hanji gab seinen Oberkörper frei und eine Naht auf der linken Seite seines Herzens wurde sichtbar. Dort hatte sie die Kugel hinaus gefischt. Schlecht wurde ihm schon lange nicht mehr bei dem Anblick einer Leiche. Mit der Zeit gewöhnte man sich daran. Eren verzog das Gesicht und rieb sich für einen Moment über das Kinn. Jean wusste, dass sein Partner ebenso dachte wie er, allerdings hatten die Leichen eine andere Wirkung auf ihn. Es war etwas mehr psychisches. Es ging um die Leiche an sich, nicht, dass dort ein toter Mann lag. Für einen Moment zog Jean in Erwägung, seinem etwas kleineren Partner auf die Schulter zu tätscheln, ließ es dann aber lieber bleiben und bat Hanji lieber darum, sich zu beeilen mit was auch immer sie ihnen zeigen wollte. “Ich hab es so gelassen, anstatt es zu entfernen, bevor ich es euch gezeigt hätte.”, erklärte sie und als sie nach dem Kiefer des Mannes griff, rückte auch Levi näher ran, um einen Blick zu erhaschen. Was nicht sonderlich einfach war, wenn er hinter den beiden Detektiven stand. Hastig wechselte er die Seiten und befand sich neben Hanji, die sich für einen Moment deswegen ablenken ließ. Langsam öffnete sie den Mund des Toten und schaltete kurz darauf das Licht über der Liege an, sodass man erkennen konnte, was sich ihm Mund des Mannes befand. “Ich weiß nicht wieso, aber ich bezweifle, dass Zeramusky Appetit darauf hatte.” Eren runzelte die Stirn und schaute in das Gesicht seines nicht minder verwirrten Partners. “Das ist.. eine Kirschblüte.” Hosted by Animexx e.V. 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