One Shot Sammlung von Hupfdohle ([ZXN]) ================================================================================ Kapitel 9: The Only One ----------------------- Mir ging es ziemlich gut, konnte mich nicht beklagen. Bis ich ihn wieder sah. Ich war bei einer Freundin zu Besuch, sie hatte Geburtstag. Alle unsere Leute waren eingeladen. Ich mochte alle, kam mit jedem klar – er war die Ausnahme. Ich hasste ihn. So sehr. Für das, was er getan hatte. Und für das, was ich getan hatte. Eigentlich liebte ich ihn – wofür ich ihn noch mehr hasste. Er war der Typ Mann, der sich um nichts scherte. Keine Frau erregte seine Aufmerksamkeit, kein Geld der Welt könnte ihn zu irgendetwas verleiten. Er ist von nichts und niemanden abhängig. Das ist doch krank, oder? Er braucht nichts – und ich brauche alles. Ich bin ein Familienmensch, ich brauche meine Freunde um mich. Ich benötige Geld, ob für Klamotten, Papier oder Zeichengeräte. Ich brauche Liebe und Zuneigung. Und er nichts. Das ist wirklich deprimierend. Wieso kann ich nicht so kalt sein? So unbeeinflussbar. Wir sind so gegensätzlich. Er hat keine Orientierung, während ich mich bei Tag und Nacht zurechtfinde. Er ist verschlossen und ich offen. Er ist die Ruhe selbst, während ich vor Temperament nur so strotze. Und trotzdem kann ich ihn mit meinen Sprüchen auf die Palme bringen, ob wegen seinen Geldschulden oder seiner Faulheit. Er ist grün, ich orange. Tja und nun liege ich hier, dachte ich hätte mit diesem Kerl abgeschlossen. Aber aufhören an ihn zu denken? Das kann ich nicht, bringe ich nicht übers Herz. Ihm würde das kein bisschen interessieren. Er hat nur Augen für den Schwertkampf. Und trotzdem hat er ungewollt mein Herz erobert. Im Sturm. Ich dachte, ich hätte es zurück. Und dann reicht diese eine Sekunde aus, um die ganzen Gefühle wieder aufleben zu lassen. Nami starrte schon mehrere Minuten auf einen undefinierbaren Punkt an der Wand. Sie war weggetreten, wirkte ruhig. Aber innerlich war sie verzweifelt. Sollte sie die Party verlassen? Ihn ignorieren? Oder sich schnell an die Lippen eines Anderen hängen? „Nami! Schau mal, wer es auch her geschafft hat!“ Vivi kam freudestrahlend zu ihr gerannt, IHN im Schlepptau. „Ach sieh an, der Schluckspecht ist auch da.“ Sie musste cool herüber kommen, durfte sich nichts anmerken lassen! „Charmant wie eh und je, Hexe.“ bemerkte er trocken mit einem Grinsen auf den Lippen. „Oh Nami, Ruffy ist endlich da! Da muss ich hin!“ Sie wollte schon gehen, als sie sich nochmal tadelnd umdrehte: „Und ihr zwei benehmt euch. Seid nett zueinander! Ich will heute keinen Streit!“ Wie im Takt rollten sie beide mit den Augen. War das wirklich so auffällig?! Außerdem waren sie keine kleinen Kinder mehr! „Du hast noch Schulden bei mir.“ In einem Zug leerte sie danach ihren Whiskey. Wo waren nur ihre coolen Sprüche geblieben? Ihr Selbstbewusstsein? Anscheinend schreiend davon gelaufen. Bei diesem Anblick, den der Typ ihr bot. Ein lässiges Hemd, aufgeknöpft. Man konnte die stramme Brust darunter nur erahnen. Und dann diese Muskeln, welche sich unter dem Hemd abzeichneten und das Kleidungsstück spannen ließen. „Ich dachte nach dieser Nacht wären wir quitt.“ Er räusperte sich noch einmal. „Und? Bist du jetzt mit deiner Musterung fertig?“ Verdammt! „Ich weiß nicht, von welcher Nacht du redest.“ Was besseres fiel ihr nicht ein? Sie war auch mal kreativer! „Ich denke, du erinnerst dich genau.“ Er sah sie an. Ein durchdringender Blick. Diese schwarzen, zum Verlieren schönen Augen. Und in diesem Moment konnte sie ihre Fassade nicht aufrecht erhalten, ihre Mauer bröckelte. „Ja...leider.“ Ein trauriger Ausdruck zierte ihr Gesicht. Mit diesen Worten drehte sie sich weg und ging. Von der Party, von ihm und hoffentlich aus seiner Welt. Sie hatte sich zum Affen gemacht. Nach dieser einen Nacht hatte sie ihm geschrieben, angerufen. Keine einzige Antwort, nichts. Für ihn hatte dies nichts zu bedeuten – für sie war es alles gewesen. Noch nie, wirklich noch nie war SIE einem Kerl hinterher gerannt. Anstatt zu gehen, rannte sie. Tränen bahnten sich den Weg an ihrer Wange hinab, bedeckten den Boden unter ihren Füßen. Ihre Kehle brannte nach mehreren Metern, aber dieser Schmerz übertünchte nicht den Inneren. Ihr tat es in der Seele weh, sich in ihm geirrt zu haben, sich geöffnet zu haben. Sie hasste sich und ihre Naivität. Zu denken, er sei anders. Zu denken, er wäre der Richtige! Wie konnte sie nur so blöd sein und sich sowie ihre Prinzipien für ihn vergessen und über Bord werfen? Sie holte tief Luft und rannte weiter. Immer schneller, den stechenden Schmerz ignorierend … bis sie abrupt stoppte. Große Hände umklammerten ihre Oberarme. „W-was...“ Nami blickte irritiert nach oben. Sie blinzelte mehrere Male bis sie sich ihrer Wahrnehmung wirklich sicher war. „Was machst du hier.. i-ich..lass mich bitte.“ Sie wollte sich entreißen, aber er ließ nicht locker. „Nami.“ Er flüsterte. Wie gefühlvoll er ihren Namen aussprach. „Es tut mir leid.“ Ihr Blick war leer. Trauer, Zorn, Gleichgültigkeit spiegelten sich in ihren Augen wieder. „Was tut dir leid? Dass du mit mir geschlafen hast? Das ist so erbärmlich. Jeder hätte den Anstand besessen, sich zu ..“ Weiter kam sie nicht, wurde unterbrochen. Er zog sie noch näher zu sich, ihre Nasenspitzen trennten nur noch weniger Zentimeter. „Es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Es tut mir leid, dass ich dir das Gefühl gegeben habe, du wärst mir egal. Ich war ein Arsch. Ich wollte es nicht wahrhaben, okay? Ich bin kein Kerl der großen, gefühlvollen Worte!“ Was? Sie wäre ihm egal? Seine Wortwahl irritierten sie. Hieße das, dass er für sie mehr.. Nein, so war er nicht. So war er noch nie. Was bildete sie sich ein, seine Kälte brechen zu können. „Was soll das heißen?“ Sollte sie jetzt Hoffnung haben? Oder kam nun der Gnadenstoß? Egal – alles war besser, als in dieser Ungewissheit zu schweben. Alles war jetzt besser, als nicht zu wissen, wo man steht. „Ich wollte dich wiedersehen. Nur deswegen bin ich hier. Wegen dir. Lass..lass uns noch mal von vorn anfangen, bitte!“ Flehende Augen trafen ihre. Er sah so ehrlich aus. „Zorro...“ Sollte sie sich in die Höhle des Löwen wagen? Sollte sie es wagen, ihr Herz nie wieder zu bekommen? „I-ich, es tut mir leid... aber...“ … Und es reicht wieder nur eine Sekunde aus, um sich seiner Entscheidung nicht mehr sicher zu sein. Um seinen Plan über den Haufen zu werfen, ihn auf den Kopf zu stellen. Und nun? Ich habe es gewagt. Ich konnte nicht nein sagen. Und jetzt liege ich hier. Wach. Denke über die Vergangenheit nach. Und er? Er liegt neben mir, schnarcht. Und das schon seit 2 Jahren. Wir sind nicht mehr so gegensätzlich, wie man meinen könnte. Wir brauchen uns beide. Ich kann ehrlich und getrost sagen, ich bin glücklich. Glücklich, alle meine Fehler gemacht zu haben. Denn manche Fehler entpuppen sich als das Richtige. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)