Hetalia Theorien von AlltimeOpheliac (Creepypasta) ================================================================================ Kapitel 1: Amerikas Theorie --------------------------- Alfred spülte sich den Mund aus und spuckte braunes Wasser ins Waschbecken. Er sah zurück zur Toilette, entschied sich jedoch dagegen vor dem Abendessen abermals zurückzugehen. Er wischte seinen Mund ab und warf das Papiertuch fort, verfehlte jedoch den Papierkorb. Seufzend hob er das Papiertuch wieder auf. Als er sich nach vorne beugte, hing sein Sweatshirt als ob es drei Nummern zu groß war. War es jedoch nicht. Verbissen dachte er an das rote Sweatshirt das lose von seinen Schultern hing. Es hatte ihm einmal gepasst, doch damals war er fett gewesen. Ich bin noch immer fett, dachte er, und hatte den starken Drang sich zu übergeben. „Alfred!“, seine Mutter rief nach ihm. „Ja, Mama?“, antwortet er und vergaß einen Moment die Gedanken an sein Gewicht. Sie stand im Eingang zum Bad. „Kannst du für mich zum Supermarkt gehen und eine Gallone* Milch kaufen? Gerade eben erst ist sie mir ausgegangen.“ Er nickte. „Sicher.“ Es war nur ein kurzer Weg zum Supermarkt. Seine Mutter gab ihm einen zwanzig Dollar Schein. „Solltest du Hunger haben kannst du dir gerne etwas zu Essen kaufen.“ „Okay.", sagte er, nahm das Geld und steckte es in seine Hosentasche. Er würde sich nichts zu essen kaufen. Seine Mutter lächelte traurig als sie Alfred nachsah wie er aus dem Bad, den entlang Gang verschwand. Sie konnte nicht anders als ihm jedes Mal ins Gesicht zu sehen wenn sie miteinander sprachen. Seine Wangen waren eingefallen und hohl. Sie wusste, dass er abgenommen hatte, aber sie konnte unter seinen weiten Klamotten nicht erkennen wie viel es war. Sie wollte etwas sagen, doch sie wusste nicht wie und es half nicht unbedingt, dass sein Vater nichts davon mitbekam. Alfred ging in sein Zimmer um seinen Mantel zu holen. Es war kalt und schnieb, doch er wollte die Kälte nicht, er wollte sie nicht fühlen. Er zog sein Sweatshirt über, wickelte seinen Schal um und setzte seinen Hut auf „Bin in zehn Minuten zurück.“, rief er als er nach draußen ging. Ein kühler Wind schlug ihm entgegen und er zog sich seinen Schal über die Nase. Hasserfüllt starrte er auf den Schnee am Boden. „Ich hasse diese verdammte Kälte“, brummte er in Gedanken. Der Weg zum Supermarkt war kurz und er war froh darüber, dass das Geschäft beheizt war. Er schnappte sich einen Kanister Milch; in seinen Händen fühlte es sich an wie eine Tonne. Er sah sich die zuckrigen Süßigkeiten, welche in ihren farbenfrohen Plastikverpackungen rund herum in dem Geschäft verteilt lagen, an. Er wollte so unbedingt eine davon kaufen. Nur…eine… Zögernd schnappte er sich eine kleine Packung Kekse. Er ging zum Ladentisch, wobei er aufgeregt an die Kekse in seiner Hand dachte. Er warf alles auf den Ladentisch und fischte das Geld aus seiner Tasche. Dann bezahlte er und verließ das Geschäft mit dem schweren Kanister in seiner Hand Auf halbem Wege stoppte er dann um sich auf eine Bank zu setzen. Er schnappte sich die Kekse und aß sie gierig. Noch im selben Moment bereute er es. Sein Magen grummelte, verlangte mehr Essen, doch er ignorierte es. Er stand auf, warf die Verpackung in den Mülleimer neben der Bank und setzte seinen Weg nachhause fort. Er wollte sich selbst schlagen. Wie konnte er es nur wagen so etwas zu essen! Er wusste er würde davon zunehmen. Er konnte es kaum erwarten nachhause zu kommen und alles wieder auszukotzen. Es war ihm egal ob seine Mutter gerade erst Abendessen gekocht hatte, er würde es tun. Die Gedanken an die Kekse verschlangen seinen gesamten Verstand. Er wollte mehr essen, doch er wollte es auch alles wieder auskotzen. Der Kanister in seiner Hand wurde plötzlich noch schwerer als er es sowieso schon gewesen war. Er ließ ihn mit einem lauten Knall zu Boden fallen. Er riss sich den Schal vom Gesicht und bereute es augenblicklich als die Kälte sein Gesicht und seinen Hals traf. Er fiel auf die Knie, nicht mehr darauf achtend und steckte sich den Finger tief in den Hals. Der Schnee am Boden verfärbte sich augenblicklich zu einem leichten Braun, doch als er weiter kotzte wurde es immer dunkler, bis es im Mondlicht schließlich schwarz aussah. Alfred starrte zitternd auf den dunklen Schnee vor ihm. Er konnte nicht aufhören zu zittern, seine schwachen Arme hielten ihn im Schnee kaum noch aufrecht. Seine Brille fiel ihm in den dunklen Schnee. Er hob sie mit zitternder Hand auf und strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht, als er sie wieder aufsetzte. Das Glas hatte nun eine dunkle Farbe, befleckt mit der Kotze im Schnee. Er blickte die Straße hinab. Das Licht der Straßenlaterne schien durch das Glas und offenbarte, dass die schwarze Farbe in Wirklichkeit rot war. Alfred blinzelte. „Nein.“, flüsterte er erschrocken. Sein Hals brannte. Sein Herz trommelte wie verrückt gegen seinen Brustkorb. Was geschieht hier? Er sah auf den dunklen Schnee, nun die rötliche Färbung erkennend. Es machte ihn krank. Er kotzte abermals, diesmal jedoch wegen dieser kranken, abartigen Gedanken, nicht jedoch weil er es wollte. Er würgte. Irgendetwas war ganz schrecklich falsch. Er wollte aufhören. Er wollte nachhause gehen, seiner Mutter die Milch bringen, und essen, essen bis er satt war, um dann schlafen zu gehen ohne es wieder auszukotzen. Abermals bahnte sich etwas den Weg aus seinem Hals heraus. Der dunkle Schnee wurde immer dunkler und dunkler. Eine dicke rote Flüssigkeit tropfte aus Alfreds Mund. Nichts war mehr in seinem Magen übrig geblieben. Wie konnte das nur geschehen? Woher kam es? Er fiel, mit dem Gesicht voran in den dunklen Schnee. Er inhalierte den entsetzlichen Geruch, Schnee schmolz in seinem Mund und an seiner Nase und den Augen. Er schloss seine Augen und bereute alles. *** Ein kleiner Junge wachte auf. Wo war er…? Es war ein sonnengeflutetes Feld, das fast ausschließlich aus dünnem, langem Gras bestand. In der Ferne konnte er einen Fluss rauschen hören. Er stand auf, sich das weiße Nachthemd mit seinen kleinen, rundlichen Händen glatt streichend. Sein blondes Haar wog sanft in der leichten Brise. Er folgte dem Fluss für eine Zeit, die ihm wie Stunden vorkamen. Er kam zu einer Stadt. Er schob sich durch die Menschenmenge, niemand von ihnen nahm ihn war, und versteckte sich hinter Holzfässern als Pferde einen Wagen durch die Straßen zogen. Am Sitz des Wagens sah er einen blonden Mann mit dicken Augenbrauen. Kapitel 2: Englands Theorie --------------------------- Arthur war mal wieder auf einem Trip. Natürlich nicht auf einem Reisetrip, aber auf einem verrückten, voller Halluzinationen. Doch die Halluzinationen waren dabei zu verschwinden. Arthur seufzte, und ließ sich zurück auf sein dreckiges Sofa, in seinem gammeligen Apartment fallen. Er hatte wegen seiner Drogensucht nicht genug Geld, um sein Apartment irgendwie wohnlicher zu machen, doch es scherte ihn überhaupt nicht. Er nahm eine Tüte mit Pilzen von dem kleinen Plastik Tisch vor ihm. Er lächelte nun. Gerade erst hatte er sich diese neuen Pilze, die sein Dealer im Wald gesammelt hatte, gekauft. Anscheinend wurden sie „amanita muscaria“ genannt. Ihm war der Name egal. Für ihn zählte nur die euphorische Spannung, die sie ihm gaben. Er warf einige davon, zusammen mit ein paar älteren, die er noch in seiner Tüte übrig hatte, ein. Etwa eine halbe Stunde später begannen die Pilze Wirkung zu zeigen. Er lächelte schief als er den Lichtern zusah, wie sie durch sein Blickfeld tanzten. Aus dem Zimmer wurde plötzlich eine Welt voller Farben, leuchtend grünes Gras dekorierte den Boden, die Decke war nun ein zitternder, blauer Himmel mit einer strahlenden Sonne und Zuckerwatte Wolken. Es war ein Süßigkeiten Wunderland voller mystischer Wesen. Ein lavendel farbener Hase hüpfte vor seinem Marshmallow – Sitz auf und ab. „Oh, Hallöchen!“, gurrte Arthur lieblich. Der Hase machte einen großen Sprung auf seinen Kopf und vergrub seine Schnauze in Arthurs Haar. Arthur kicherte; er streckte seine Hand nach oben, um das weiche Fell zu streicheln. Mit seiner anderen Hand griff er nach unten und pflückte eine rosarote Blume. Er roch daran und seufzte glücklich. „Iss sie!“, sagte der Hase. „Wenn du darauf bestehst.“, stimmte Arthur zu und biss in die Blütenblätter, ohne zu wissen, dass es in Wirklichkeit nur einer der Pilze war. Er saß da, mit dem Hasen auf dem Kopf, tat nichts Bestimmtes; er beobachtete lediglich die heitere Szenerie, die sie umgab. Dann verdunkelte sich der Himmel. „Was geschieht hier?“, fragte Arthur den Hasen. „Du hast sie gegessen.“, war alles, was er sagte. Arthur zog neugierig eine Augenbraue hoch. Er nahm den Hasen von seinem Kopf und hielt ihn in seinen Händen. „Nun, ich werde dich beschützen.“, sagte er als die dunklen Wolken den Himmel befleckten. Die Häuser aus Süßigkeit rund um sie, verzogen sich trostlos zu düster gefärbten Gebäuden. Das zitternde Gras wurde schnell, innerhalb einer, sich flüchtig kräuselnden Welle, in Brand gesteckt. Mit einem Aufschrei zog Arthur seine Füße nach oben auf den Marshmallow – Sitz. Er sah zurück zu dem Hasen. Sein Fell hatte eine kränkliche, dunkelgoldene Farbe angenommen und seine Augen zu schwarzen Höhlen des Nichts. „W-was geschieht hier?“, winselte er, sein Herzschlag verdoppelte sich vor Angst und Panik. Der Hase schien ihn finster anzublicken. Er biss wie wild in seine Hand und er begann zu schreien, wobei er ihn ins Feuer fallen ließ. Der Hase löste sich in eine gigantische Flamme auf und nahm die Gestalt eines Mannes an. Das Feuer war verschwunden an dieser Stelle verschwunden und stattdessen war da ein Mann mit einer Gasmaske, in einem roten Anzug und hielt einen riesigen Flammenwerfer in den Händen. Er lachte wie wahnsinnig und zielte auf den Briten. Arthur schrie abermals, lief in das flammende Gras, vor dem Mann, der statt Arthur seinen Marshmallow-Sitz in Flammen gesteckt hatte, davon. Er lief weiter, den verzerrten Monstern, zu denen seine halluzinogenen Freunde geworden waren, ausweichend. Was einmal ein Einhorn gewesen war, stach mit seinem sterbenden Horn nach ihm, seine Seite schmerzhaft verwundend. Er stolperte und fiel mit dem Gesicht voran in das flammende Gras. Er versuchte zu schreien, doch brachte nichts hervor. Er hörte das Gelächter des maskierten Mannes hinter ihm. Verzweifelt versuchte er wieder auf die Beine zu kommen. Sein Körper zuckte unter Spasmen, die ihn seiner Kontrolle beraubten. Er weinte nun. Der lavendel farbene Hase war zurück. Arthur sah müde zu ihm hoch. Er blinzelte und starrte zurück. Er wollte ihn nicht berühren, tat es jedoch trotzdem. Er streichelte ihn mit seiner blutenden Hand, in die er ihn zuvor gebissen hatte, und nun den Kopf gegen seine Hand stupste. Er hatte nicht einmal den blutigen Piraten hinten bemerkt, der kam um ihn zu holen. Währenddessen lag Arthur in der Realität mit Spasmen am Boden und streichelte etwas Unsichtbares. Der kleine Plastiktisch auf dem er während seinem Trip gesessen hatte war umgeworfen, Glas war über den gesamten Boden verteilt, Teile davon eingebettet in Arthurs blutende Hand. Sein Körper hatte dann aufgehört sich zu bewegen. Sein zuvor rasendes Herz hatte aufgehört zu schlagen. Arthur war am Boden, seine Hand reichte nach etwas eingebildeten, die schwarzen Augen auf unbekannten Horror starrend. *** „Hey, wach auf!“ Der kleine Junge öffnete matt seine Augen. Er schattierte seine Augen um sie vor der Sonne zu schützen, während er wie wild blinzelte damit sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnten. Über ihm sah er einen älteren Jungen, er schien einige Jahre älter. Er hatte welliges blondes Haar und trug eine hellblaue Tunika. „Bist du fertig mit deinem Nickerchen?“, fragte er ungeduldig. Der kleine Junge antwortete nicht, denn er war zu beschäftigt damit, zu beobachten was sich hinter dem älteren Jungen war. Da war ein grüner Hase, der mit seinen Flügeln durch die Luft flatterte. Kapitel 3: Schwedens Theorie ---------------------------- Berwald riss ein Stück Papier von seinem Spind, es kaum ansehend. Er zerknitterte es in seinen Händen. Auf dem Zettel stand in dicken, schwarzen Buchstaben „Scheis Schwuchtel“. So schlimm das auch schien, er war es gewöhnt. Die anderen in der Schule konnten ihn nicht wirklich leiden. Niemand sprach wirklich mit ihm, außer sie beleidigten den Jungen. Wie gesagt, er war es bereits gewöhnt. Er wusste, dass er ungewöhnlich groß und sehr vertrauensselig war, woraus die anderen ihren Vorteil zogen. Man dachte, dass mit den Jahren diese Probleme für Berwald leichter geworden seien. Aber das waren sie nicht. Jetzt, in seinem Abschlussjahr im Gymnasium, war es noch schlimmer für Berwald. Das ausgereiftere Vokabular und der erheblich höhere Wissenstand seiner Klassenkollegen gab ihnen die Möglichkeit ihn noch mehr mit Beschimpfungen zu bewerfen. Das war alles was sie taten. Sie klebten überall Zettel hin, schrieben Beiträge oder lästerten online und rieben ihm das dann unter die Nase. Das Einzige das ihn vor Prügel bewahrte war seine Größe, die ihm damit wenigstens damit einen Vorteil verschaffte. Außerdem, kümmerte es die Älteren und Erwachsenen mit seinem zunehmenden Alter immer weniger und weniger. Es war schon so lange so, dass sie alle aufgehört hatten sich darum zu kümmern und glaubten es würde niemals aufhören. Berwald dachte, sie hätten Recht und plante es heute zu beweise. „Hey!”, rief jemand. Berwald seufzte leise und drehte sich um. Ein Junge, den er aus seiner Klasse kannte lief zu ihm herüber. Er hatte ihn nie wirklich gekannt und auch noch nie zuvor mit Berwald gesprochen. „Ich hab die Notiz an deinem Spind gesehen.“, begann er. „Ich wollte mich entschuldigen.“ Berwald lächelte hoffnungsvoll. Doch dann setzte der Junge fort. „Entschuldige, dass du so ein Schwanzlutscher bist!“ Dafür erntete er tosendes Gelächter von den Leuten hinter ihnen. Berwald drehte sich augenblicklich wieder um, sein Gesicht lief vor Scham rot an. Wie konnte er nur auf so etwas hereinfallen, schelte er sich selbst. Natürlich wollte er nicht nett sein zu dir, du Idiot! Das war nie zuvor geschehen und er war darauf hereingefallen. Er warf den Zettel in den Mülleimer an der Ecke bevor er ging. Er vergrub seine Hände wütend in den Taschen seines grünen Sweaters, sein blondes Haar hing vor seinen Augen herab. Er war froh, dass sein Haar dazu lang genug war, denn er wollte weinen. Die kühle Brise hielt ihn jedoch auf seinem Weg nach Hause davon ab. Er lief fast schon in sein Haus, versuchend dadurch den Gräueln der Außenwelt zu entfliehen. Seine Eltern waren immerzu arbeiten und nie zuhause um ihm Trost zu zusprechen. Er lief mit schweren Schritten nach oben in sein Zimmer. Er warf seinen Rucksack zu Boden, ließ sich rückwärts auf sein Bett fallen und starrte hinauf zur Decke. Er war bereit mit den Beleidigungen und den Drohungen klar zu kommen, aber die gespielte Freundlichkeit von diesem Jungen war etwas anderes, und er war nicht bereit damit klar zu kommen, Sicher, er hatte sich einmal mit einem neuen Schüler, der ihn noch nicht kannte angefreundet, doch das änderte sich schnell als die anderen Schüler ins Spiel kamen und so endeten sie dabei nie wieder ein Wort zu wechseln. Ohne einen weiteren Gedanken stand Berwald wieder auf. Er vergrub seine Hände wieder in den Taschen und ging langsam nach unten, um das Haus zu verlassen. Er wanderte durch die Stadt. Das tat er es immer, wenn er sich nach einem stressigen Tag von der Tortur die als Schule bekannt war, entspannen wollte. Am liebsten hielt er sich an den, von der bekannten Fischereiindustrie seiner Stadt mit Leben gefüllten Docks auf. Dort fühlte er sich, als würde er dazugehören. Manche der Fischer waren so groß wie er, oder sogar noch größer. Sie waren alle größer als er, dadurch fühlte er sich wohl. Manchmal erledigte er sogar kleine, sonderbare Arbeiten und verdiente dadurch etwas Geld während er die Gesellschaft der anderen genoss. Sie waren wie eine Familie für ihn. „Guten Tag, Berwald“, sagte ein Mann vergnügt. „Guten Tag, Adrian“, begrüßte er ihn ebenfalls mit einem kleinen Lächeln. Und so ging es weiter während er seinen Weg hinunter zum Ende des Docks fortsetzte. Er seufzte und setzte sich an den Rand am Ende des Docks, wo das Wasser am tiefsten war und neben den Fässern und Tauen nicht viele Männer waren. Er ließ seine Füße vom Rand baumeln und sie berührten das Wasser leicht, sodass sich seine Turnschuhe mit eiskaltem Wasser vollsogen. Ein Mann, den Berwald als Colin kannte setzte sich neben ihn. Sie waren beinahe gleich groß. „Was ist los?“, fragte er unverblümt. Berwald zuckte mit den Achseln. „Du weißt schon, das Übliche.“ Colin klopfte ihm auf den Rücken. „Ach, mach dir keine Sorgen! Alles wird schon bald besser werden. Wenn du mit der Schule fertig bist kannst du mit uns auf den Docks arbeiten.“ Berwald lächelte, während er auf das Wasser hinaus sah. Oh, wie sehr er es lieben würde mit den anderen, die ihn akzeptierten und mochten zu Segeln und zu Fischen. Er schloss seine Augen, das salzige Wasser inhalierend. Es war so beruhigend. Er sehnte sich nach dem Wasser… Plötzlich ließ Berwald sich gehen. Er fiel nach vorne mit einem dumpfen Platscher ins Wasser. Er begann augenblicklich zu sinken, er hatte sich versichert heute schwere Kleidung zu tragen damit er möglichst schnell sank. Seine Brille fiel ihm von der Nase. Die Kälte des Wassers auf seiner Haut beruhigte ihn für seine restliche Reise. Über ihm war Geschrei. Er hörte einen weiteren Platscher in der Reichweite seines, durch das Wasser gedämpften Hörvermögens. Er musste sich jetzt beeilen. Er öffnete seinen Mund, eilig das Wasser um ihn einatmend. Der Geschmack ließ in ihm den Drang aufsteigen zu würgen, doch er kümmerte sich nicht darum, das war es wert. Sein Brustkorb begann auf seltsame Weise zu zucken als er an dem Wasser erstickte; ohne eine Chance Luft zu erlangen. Jeder Muskel, jeder Nerv in ihm wollte an die Oberfläche schwimmen um ihn selbst zu retten, doch seine Instinkte würden ihn nicht von seiner Bestimmung abbringen. Er versteifte sich also sein Körper weiter zuckte. Sein schwindender Verstand gab trotzdem nicht auf. Starke Hände griffen nach seinen Schultern. Berwald lächelte zu sich selbst, denn er wusste, es war bereits zu spät. *** Ein kleines Kind erwachte vom Zucken seiner Glieder. Er wachte erschrocken auf, umgeben von Wasser. Verzweifelt schwamm er nach oben. Er schnappte nach Luft, sich mit einer Mischung aus Angst und Wut umsehend. Auf dem Boot neben ihm war ein lachender blonder Junge. „Du hättest dein Gesicht sehen sollen!“, kicherte er. Der Junge rollte bloß mit seinen Augen und schwamm hinüber zu dem Boot. Der Blonde zog ihn hoch, obwohl er immer noch lachte. Leise lächelte der Junge zu sich selbst und stieß den anderen hinein. Der Junge fiel ins Wasser und tauchte schon im nächsten Moment wieder auf. Er bespuckte den Jungen mit Wasser. „Du Arsch!“ Der Junge schüttelte seinen Kopf und behielt ein ausdrucksloses Gesicht, obwohl er innerlich seinen Freund auslachte. Kapitel 4: Norditaliens Theorie ------------------------------- „Ciao!” Feliciano winkte seinem Freund glücklich. Er lächelte und winkte zurück bevor er sich umdrehte und den schmalen venezianischen Gehsteig hinunter ging. Feliciano seufzte, sein Lächeln verschwand langsam. Er hatte gerade den ganzen Tag mit seinen Freunden verbracht. So verbrachte er die meisten seiner Tage. Er hatte ein schönes, sorgenfreies Leben, aber es war absolut nicht perfekt. Kein Leben war das. Er ging den anderen Weg, eine enge Gasse, die zu seinem Zuhause führte, hinunter. Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen als er ging und die Menschen rund um ihn beobachtete. Er kannte viele Menschen in Venedig noch von den Zeiten als er eine Vaporetto gefahren hatte. Heute war sein freier Tag, also versuchte er ihn so gut es nur ging zu genießen. Über die Jahre war Feliciano als glücklicher Mensch bekannt geworden. Er versuchte so viel wie nur möglich zu lächeln, um die anderen glücklich zu machen, doch es schien niemals zu reichen. Jahrelang hatte er all das nur vorgespielt, doch er versuchte sein Bestes um es echt genug scheinen zu lassen. Feliciano war niemals wirklich glücklich. Er war nur in den wenigen, goldenen Momenten glücklich in denen er es wirklich schaffte sich zu vergnügen. „Buongiorno Feli!” Ein Mann winkte. Feliciano zog ein Lächeln auf und rief ihm mit einem Nicken ebenfalls ein fröhliches „Buongiorno“ zu. Er runzelte seine Stirn alsbald er an ihm vorbeigelaufen war. So lief es an den meisten Tagen für ihn. Es war immer dasselbe alte Spiel, tagein, tagaus. Es begann ihn wirklich schon zu langweilen. Vielleicht langweilte es ihn zu Tode. Feliciano überdachte das immer und immer wieder. Ihn vielleicht zu Tode langweilen. Es klang als war es, was hier geschah. Er blieb abrupt stehen. Er sah sich die Menschenmenge rund um ihn an. Jemand drängte sich an ihm vorbei, doch das war ihm egal. Er wusste was er tun wollte, nein, tun würde. Vielleicht würde dieser Tag doch nicht so langweilig sein, dachte er mit einem kleinen Lächeln. Dann beeilte er sich nach Hause zu kommen. Als Feliciano zuhause angekommen war, lief er die Stiege nach oben. Es war ein kleines Zuhause, da er ja nur alleine lebte. Er hatte nicht wirklich eine Familie, mit der er sein Zuhause teilen hätte können und er schlug das Angebot sich mit seinen Freunden eine Wohnung zu teilen immer aus. Er stürmte hinauf zu seinem Zimmer. Er riss die Tür seines Kleiderschrankes auf. Er konnte kaum glauben, dass er das wirklich tat. Er nahm die kleine Metallbox von ganz hinten aus seinem Kleiderschrank. Sie war dort schon lange begraben gewesen, doch er wusste nicht mehr für wie lange. Er durchsuchte einen Haufen Klamotten um den Schlüssel zu finden. Er nahm ihn und hielt ihn an das Schloss. Seine Hände zitterten von den Schmetterlingen in seinem Bauch. Er stieß den Schlüssel in das Loch und der Deckel öffnete sich. In der Schachtel war eine Auswahl an verschiedensten Dingen. Das Meiste davon waren irgendwelche zufälligen Gegenstände aus seiner Kindheit, die in ihm ein nostalgisches Gefühl hervorriefen. Er nahm das Bild seiner Mutter. Er seufzte glücklich. Das Bild wurde vor Jahren gemacht, lange bevor sie gestorben war. „Ti amo mama”, sagte er still und legte das Bild zurück. Da war etwas Spezielles nach dem er suchte. Zum Glück lag es ganz oben auf und war es in zwei Teilen. Feliciano hob die Pistole auf und lud die Munition hinein. Er stand auf, sie fest in seiner Hand haltend. Er ging hinüber zu seinem Fenster und sah hinaus auf den kleinen Kanal darunter. Wenn es hier enden sollte, warum sollten seine letzten Blicke nicht auf etwas Schönes gerichtet sein? Der Ausblick aus seinem Fenster war immer eines der wenigen Dinge gewesen, die ihn glücklich gemacht hatten. Er hob die Pistole zu seinem Kopf. Sein Blick fixierte den stummen Kanal, jedes einzelne Detail er nur konnte, erfassend. Ein Boot war gerade erst vorüber gezogen, sodass das Wasser nun kleine Wellen warf. Eine Frau, die ihre Einkäufe trug, betrat gerade ihr zuhause gemeinsam mit ihrem Kind. Die sinkende Sonne sandte ein orangenes Leuchten über alles, ohne von den Schatten anderer Gebäude aufgehalten zu werden. Das grün-braune Wasser des Kanals glitzerte. Er seufzte. Das war etwas bei dem er sich oft erwischte. Er fühlte sich bereit das durch zu ziehen „Pregate per me Madonna”, flüsterte er kaum hörbar. Er entsicherte und legte seine Hand an den Abzug. Er umschloss die Pistole fest und - *** „Idiota, hör auf so glücklich zu sein!“ „Wah! Es tut mir leid, fratello!“ Ein junger Mann mit kastanienbraunem Haar weinte, als ein älterer Junge ihm von hinten auf den Kopf schlug. Der ältere seufzte schwer. „Du musst einfach etwas ernster sein…“ „O-Okay”, stimmte er einfältig zu. Er wusste, dass sein Bruder sich Sorgen machte, aber er liebte es glücklich zu sein und dass es sich nicht ändern würde. Kapitel 5: Chinas Theorie ------------------------- Yao stolperte durch die überfüllte Küche in dem schmierigen Restaurant in dem er arbeitet. Er trug fünf Woks, welche er gerade eben erst abgewaschen hatte und sie waren für jemand, so jungen wie er, viel zu schwer. Er drängte sich an den Männern vorbei und setzte die Woks mit viel Mühe auf der Theke ab. Yao arbeitete momentan in einem nahegelegenen Restaurant um seine Familie zu unterstützen. Der Mann, der ihn angestellt hatte mochte ihn lieber als die anderen Kinder, die diese Arbeit wollten. Er war stark und musste wegen seinem jungen Alter kaum bezahlt werden; bloß elf Jahre war er alt. Normalerweise wurden Kinder in seinem Alter in die Schule geschickt, doch seine Familie hatte dazu nicht genügend Geld, weshalb er beim Arbeiten blieb. Es scherte ihn wenig. Dieses Restaurant war um einiges angenehmer als die anderen Orte in denen er gearbeitet hatte. Wenigstens war er nicht draußen auf dem Feld und erntete Reis, oder arbeitete irgendwo in einer Mine. Der Gedanke daran ließ in zucken. „Hol noch mehr Geschirr!“, keifte der Mann, der die Woks abwusch. Yao nickte bloß und hastete zurück ins Restaurant. Er ging von einem leeren Tisch zum nächsten und sammelte so viel Essgeschirr er nur konnte, in seinen kleinen Armen. Er zog sein Hemd nach vorne, um es wie eine Tasche zu benutzen und legte drei Gläser hinein. Er hatte gelernt es so zu tun und es half ihm tatsächlich sehr. Er trug den Stapel Essenschüsseln in seiner freien Hand. Vorsichtig bewegte er sich durch die Männer rund um ihn, damit er das Geschirr nicht fallen ließ. Würde ihm etwas herunterfallen, so würde er bestimmt vom Geschäftsführer bestraft werden. Als er es in die Küche schaffte und die Schüsseln auf der Theke platzierte, hatte der Mann bereits alle Woks abgewaschen und nahm schnell die Schüsseln. Es erstaunte ihn immer, wie er das alles so schnell schaffte. Er begann damit die Gläser und Tassen auf die Theke zu stellen, als der Mann plötzlich stoppte, aufsah, Yao zur Seite schubste und aus der Küche floh. Yao fiel hart zu Boden. Glas zerbrach um ihn herum. Wütend knurrte er sich selbst an und richtete sich wieder auf, wobei sich Glas in seine Handballen bohrte. Als er wieder auf den Füßen war stoppte er. Er roch etwas, das er nicht kannte. Was auch immer die Quelle davon war, es war hinter ihm und wurde immer schneller und stärker. Die Männer um ihn herum liefen immer schneller, liefen aus der Küche und in den Gästebereich. Er wusste nicht was er tun sollte, doch einige Menschen schrien. Yao ergriff die Chance und sah hinter sich. Seine Augen weiteten sich, denn nun wusste er, was die Quelle all dessen, des Geruchs und des Rauchs war. Das Feuer brauste durch die Küche, wirbelte um jedes Objekt. Er war erstarrt vor Angst. Mittlerweile war er alleine in der Küche, wie in den Nächten zuvor, in denen er putzen musste. Abgesehen davon, dass er dieses Mal wirklich sterben könnte. Rauch drang in seine Nase und er begann zu husten. Er wusste nicht was er tun sollte. Er war doch nur ein Kind! Plötzlich meldete sich sein Verstand wieder und seine zitternden Füße trugen ihn fort. Gerade noch bevor er die Tür erreichte fiel eine Holzplanke von der Decke und schickte Funken durch die Luft. Yao hustete und trat mit Tränen in den Augen dagegen. Das Feuer verschlang schnell die Planke vor ihm und er wusste, dass er nun gefangen war. For good. Vielleicht kann ich es stoppen, dachte er schnell. Er stürzte auf das Waschbecken zu. Als er den Griff des Wasserhahns berührte, verbrannte es ihm die Haut. Vor Schmerz winselte er kläglich, drehte jedoch das kalte Wasser auf. Es fühlte sich im Gegensatz zu dieser heißen Luft, gut auf der Haut an. Er schüttelte den Gedanken ab, wissend, dass es getan werden musste. Er schnappte sich einen Wok von der Theke nebenan und füllte ihn. Er warf die mit Wasser gefüllten Woks ins Feuer. Es zischte und rauchte noch mehr, aber würde es auch helfen. Jeder Wok fühle sich noch schwerer an, doch trotzdem kroch das Feuer immer näher. Er war an dem Punkt angekommen, an dem er ihn kaum noch halten konnte. Was geschah ihm da? Als er den nächsten wassergefüllten Wok warf, stürzte er mit ihm zu Boden. Sein Kopf schlug seitlich am Wok auf und rief noch mehr Schwindelgefühle hervor als zuvor. Er trat gegen den Rauch, die Tränen flossen nun frei. Er hatte Angst, so viel Angst. Yao zog den Wok näher. Es war immer noch etwas Wasser darin. Die Spiegelung des zornig glühenden Feuers machte ihn krank. Es war, als würde es über ihn lachen, einzig sein Brüllen bewies das Gegenteil. Er legte seinen Kopf hinein. Das Wasser war zwar schon warm, doch das kümmerte ihn nicht, es fühlte sich gut an. Er schloss seine Augen und seine Lungen schlossen sich mit ihnen. *** Dicke Bambusstangen wogen sanft im Wind. Es war kühl im Schatten, doch die Sonne brannte herab. Ein Junge wachte auf, schwarzes Haar in seinem Gesicht. Er setzte sich auf und strich weg, was da in seinem Gesicht war. Er lächelte hinauf zu dem Bambus. Die Sonne war heiß und er flitzte zurück in den Schatten, den das lange Gras warf. Es fühlte sich gut an. Für einen Moment stellte er sich vor, der Bambus würde ihn anlächeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)