Primary Predestination 2 von jacquelin (Die Wege des Schicksals) ================================================================================ Kapitel 58 - Die Zeit des Zwielichts ------------------------------------- Hallo! Nach langem Warten bin ich wieder da... ~.^ Vielen Dank für all die Kommis, die ihr mir geschrieben habt und mich somit ermutigt habt weiterzuschreiben. *knuddel* Dieses Kapitel wird in vielen Hinsichten speziell sein - nicht nur, dass es das letzte zu dieser Staffel gibt, aber auch dass es 6 1/2 A4 lang ist (damit sich das Warten auch etwas gelohnt hat *g*). Viel Spaß beim Lesen! Euere Jacquelin und Sandra P.S. Ich versuche in den nächsten Tagen den Fanart-WB zu dieser Geschichte auszuwerten. (Wenn ich es möglicherweise wiedermal vergessen sollte - könnt ihr es mir ruhig auf den Kopf werfen... ^.^;) Kapitel 58 - Die Zeit des Zwielichts Eine Tod bringende Sense erglänzte unter dem silbernen Licht eines untergehenden Himmelskörpers, als ob sie mit ihrem Schein den Tod selbst beschwören wollte. Eine violette Energie umgab plötzlich diese mystische Waffe, die so viel Macht in sich verbarg, dass nur eine einzige Person ihrer würdig sein konnte. "Saturn!" Klare Stimme eines jungen Mädchens unterbrach die unangenehme Stille, wie sich ihr Schutzstern aus der Dunkelheit der Vergangenheit erhob und zum Angriff vorbereitete. Eine dunkelgrüne Aura entflammte neben dieser violetten Kriegerin des Todes und vermischte sich mit ihrer reinen Energie. Der blutrote Juwel auf Spitze eines silbernen Stabs erstrahlte unter der Kraft seiner Trägerin, wie auch sie ihren Wächter um Beistand bat: "Pluto!" Beide Rufe hallten durch den ruhigen Wald und die bisher stille Nacht. Als eine Antwort auf ihre Absicht erzitterte der Boden unter ihnen, als ob er sie warnen wollte, um die heilige Ruhe dieses Ortes nicht zu stören. Doch es konnte nicht mehr aufgehalten werden und beide Frauen wussten es. Ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Augenblick. Entschlossenheit in ihren Augen bestätigte nur ihre Absichten, von denen sie sich nicht mehr abbringen lassen konnten. Mit einer erfahrenen Bewegung kreuzten sich ihre Waffen zum letzten und alles entscheidenden Angriff, unter dem der Boden begann noch stärker zu zittern. Saturns Aura flammte höher auf, wie sie ihre stärkste Attacke unter ihrer Führung formte: "Dark - Nova!" Auch die Kriegerin der Unterwelt blieb nicht zurück und rief die vernichtenden Worte ihres Schutzsterns zu sich: "Time - Storm!" Wie in Zeitlupe bildeten sich zwei große Energiekugeln vor der jewaligen Kriegerin, die ihre ganze innere Kraft in diesen einzigen entscheidenden Angriff legte. Jetzt konnten sie nicht mehr zurück... "Alles oder nichts," dachte Pluto bitter und vereinigte augenblicklich ihre Energie mit Saturn. Als Resultat dieser Fusion entstand eine einzige strahlende pulsierende Kugel reiner Energie, die nur dank ihrer Willenskraft nicht explodierte. Doch die entstandenen Kräfte überschritten ihre Fähigkeiten und drohten sich gegen sie zu wenden. "Wir müssen schnell handeln," flog es Pluto durch den Kopf und sah ihre Mitstreiterin an. Saturn fühlte die Instabilität dieser konzentrierten Energie ebenso und nickte schnell. Das war das Zeichen, auf das Pluto die ganze Zeit gewartet hatte. Es war soweit... "Jetzt oder nie," flüsterte Pluto kaum hörbar und wandte sich der immer noch bewegungslosen Gestalt vor ihnen. Diese stand immer noch da. Keine Bewegung oder Lebenszeichen. Nur ein schwacher Wind, der mit dem Rand ihres Gewands spielte. Etwas sagte Pluto, dass sie es nicht tun sollten, dass sie es bedauern werden. Doch es war zu spät... Die Nachtluft kühlte sich augenblicklich ab, als eine alles vernichtende Energie ihn durch schnitt. Eine Mischung aus violetten und dunkelgrünen Kraft flog auf ihr Ziel, das sich dem kommenden Tod kampflos ergab. "Hoffendlich tun wir das Richtige..." *** "Das war ein großer Fehler..." hallte eine gefährlich niedrige Stimme durch die finstere Halle des verlassenen Rathauses. Bunny und Soranja drehten sich augenblicklich zur Quelle dieser Stimme, die Drohung und Spott in sich verbarg. Als ob die umgebende Finsternis noch dunkler werden konnte, tauchte aus den Schatten die dunkele Gestalt ihres größten Feindes, die auf sie langsam und drohend zu kam. Soranja stellte sich instinktiv vor Bunny und schützte sie vor dem kalten Blick des Herrschers, der von seinem treusten Gefolgsmann begleitet wurde. Auch wenn Bunny hinter Soranja nicht viel erkennen konnte, entkam ihr Gianfars teuflisches Lächeln nicht. "Etwas hat sich verändert..." flog es ihr durch den Kopf. "Hast du etwa vor mir plötzlich so große Angst, Wächterin, dass du dich hinter dem Rücken deiner Schwester verbergen musst?" verspottete der dunkle Herrscher und sah auf beide knienden Schwestern herab. Bunny senkte traurig ihren Blick und legte ihre rechte Hand auf Soranjas Schulter: "Bitte geh, Schwester. Es gibt keinen Grund mich länger zu schützen. Ich bin nur ein Mensch ohne Bedeutung." Doch Soranja blieb halsstarrig: "Nein, du warst und bist meine jüngere Schwester. Und meine Aufgabe ist es dich zu schützen. Nichts kann es ändern, Serinja." Damit erhob sie sich drohend vor dem Feind, als ob sie ihre Absichten nur bestätigen wollte. "Bitte, Soranja," klang Bunnys Stimme bereits verzweifelt, "geh!" Diese schüttelte nur halsstarrig ihren Kopf und blieb am selben Platz. "Schluss mit den Spielchen!" verlor der Herrscher augenblicklich seine Geduld. Seine rechte Hand bewegte sich blitzschnell zu Soranjas Hals, wo sie die trotzige Kriegerin fest hielt. Sie kämpfte gegen seinen eisernen Griff mit all ihrer Kraft, aber fühlte sich schließlich machtlos gegen ihn. "Scar," zischte sie unter ihrem Atem, wie sie sich mit ihren Händen gegen ihm wehrte und in seinen Arm schlug. Dieser zeigte jedoch keine Reaktion zu ihren "Angriffen" und neigte sich zu ihr näher. Für einen kurzen Moment sah er ihr ins Gesicht und beobachtete ihre Gefühle, die sich in ihren Gesichtzügen widerspiegelten - Verzweiflung, Besorgnis und Machtlosigkeit. Doch das, was ihn am meisten ärgerte, war der Trotz in ihren Augen. Ihr Geist war immer noch nicht gebrochen, wie er bisher gedacht hatte. "Zu dir komme ich später, Soranja," zischte er zwischen seinen Zähnen und warf ihren geschwächten Körper hinter sich, genau in Gianfars Arme. "Lass sie in Ruhe, du Bastard!" schrie Soranja den dunklen Herrscher an und kämpfte gegen Gianfars eiserne Arme, die sie nicht loslassen wollten. Sie biss ihn sogar paar Mal, aber er hielt fest. Scar wandte sich ihr gelangweilt zu. "Wenn du so viel Energie bei unserer Begegnung gezeigt hättest, Soranja, dann wäre alles sicher völlig anders ausgegangen..." bemerkte er gelassen und blickte auf seinen Gefolgsmann, "halte sie fest, Gianfar, und schließ ihr vorlautes Mund. Ich will nicht, dass sie mein Gespräch mit ihrer Schwester stört." Dieser nickte und tat, wie ihm gesagt wurde. Sein starker Arm zog sich um Soranjas Gestalt noch dichter zusammen, so dass sie fast nicht mehr atmen konnte. Mit seiner anderen Hand bedeckte er dann ihren Mund, um sie endlich zum Schweigen zu bringen. Dass sie ihn dabei mehrmals biss und sein Schienbein trat, ignorierte er lieber. Was würde er für seinen Meister nicht tun... Noch eine Weile kämpfte Soranja gegen ihren Kerkermeister, bis sie schließlich auf gab. Ihre traurigen Augen verweilten auf der Bunnys Gestalt. "Es tut mir leid, Serinja..." wisperte sie in ihren Gedanken, wie sich Tränen in ihre Augen begannen zu bilden. Soranjas Kapitulation erfreute nicht nur Gianfar, der sich etwas entspannen konnte, aber hauptsächlich Scar. Zufrieden drehte er sich zu Bunny um, die bisher alles entsetzt beobachtete. Ihr Körper war zu schwach, um Soranja helfen zu können, und er wusste es. "Also wo waren wird stecken geblieben?..." sagte Scar völlig gelassen, "ach ja, dein großer Fehler..." Bunny runzelte ihre Stirn und sah ihn verachtungsvoll an: "Wovon sprichst du?" Der dunkle Herrscher kniete zu ihr nieder, um in ihre Augen sehen zu können. "Du musst nicht die Unschuldige spielen. Ich weiß von Gianfar alles." Bunny Blick flog zum Scars Gefolgsmann, der Soranja hielt. Sein teuflisches Lächeln war zurück, als er ihre Augen traf. "Ich habe nichts anderes erwartet," bemerkte Bunny trocken und senkte ihren Blick, "also was willst du noch?" "Gutes Mädchen," lächelte Scar zufrieden und erhob ihren Kinn, damit sie ihn wieder an sah, "deine Liebe zu dieser Welt hat dich schließlich gezwungen deine Familie und deine Wurzeln zu verraten. Wie interessant..." "Ich sehe nichts Interessantes darin," sagte Bunny giftig und befreite ihren Kinn von seiner Hand. In ihren Augen loderte im selben Augenblick das Feuer ihres Geistes, das er schon vor wenigen Momenten bei Soranja sah. Trotzdem erschien ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen: "Ich bin da anderer Meinung, Wächterin. Wenn man seine Kräfte und Posten wegen soetwas wie Liebe verliert, dann muss man es entweder bewundern, oder verachten. Bei dir trifft wahrscheinlich beides zu. Und ich sollte mich wahrscheinlich auch noch bei dir bedanken. Denn erst deine Verweigerung deiner Pflicht hat mir den Weg zur totalen Herrschaft über dieses Universum eröffnet." Bunny biss ihre Zähne zusammen. "Sei dir da nicht so sicher," zischte sie drohend. Ein Lachen war jedoch die einzige Antwort auf ihre Warnung, die vielmehr ins Nichts ging. Als es schließlich wieder um sie ruhig wurde und die gläserne Halle sich unter dem Schleier der Stille verbarg, wandte Scar sich ihr nochmals zu. "Wie du bereits gesagt hast, bist du jetzt nur ein Mensch ohne Bedeutung. Du hast jetzt keine Kraft oder Möglichkeit mich aufzuhalten. Gib es zu, Wächterin, du hast einen großen Fehler gemacht, indem du mich und diese Welt nicht vernichtet hast, als du die Möglichkeit dazu hattest." Es blieb jedoch still. Bunny reagierte auf seine Worte nicht und sah ihn nur trotzig an. Scar neigte sich nochmals zu ihr. Sie konnte seinen heißen Atem an ihrer warmen Haut fühlen. Genauso wie sein vergnügtes Grinsen, dass sie in diesem Moment am liebsten von seinem Gesicht wegwischen wollte. "Du hast verloren..." *** Der Boden bebte unter der Attacke der beiden Sailorkriegerinnen, als ob sie den Weltuntergang damit beschwören konnten. "Hoffendlich tun wir das Richtige..." begleiteten Plutos Worte die vernichtende Energie, die umgebende Bäume aus ihren Wurzeln riss und in die Luft warf. Und als ob der Wind den Ruf des kommenden Todes erhörte, wurde sein Tanz wilder und die in ihm verborgene Kraft unbändiger. Dunkle Gewitterwolken tauchten augenblicklich vom Nichts auf und bis auf den leuchtenden Mond bedeckten sie alle Sterne, die in der realen Welt längst erloschen waren. Dunkelheit schlich sich auch zu den zwei überraschten Frauen, die jetzt ihrer Attacke nur noch hilflos zusehen konnten. Nur ein Augenblick teilte die zerstörerische Energie von seinem Ziel, als es schließlich zu einer gewaltigen Explosion kam, die alles um sich sofort zerschmetterte. Die ausgelöste Druckwelle warf alles vom Epizentrum weg und zwang Saturn ihren Schutzschild zu aktivieren, der unter der freigelassenen Kraft gleich danach spürbar erzitterte. Der aufgewirbelte Staub bedeckte innerhalb von wenigen Sekunden die ganze Umgebung und verbarg alles unter dem Schleier des Todes, wie sich sein Geruch durch die Luft verbreitete. Es war ruhig. Die Anzeichen der Explosion lösten sich langsam vor ihren Augen auf und hinterließen nur eine völlig zerstörte Gegend, die sehr langsam aus der Staubwolke auf tauchte. Saturn senkte ihre Arme, um ihren Schutzschild unaktiv machen zu können. Ihr schneller Blick zu Pluto bestätigte ihr nur, dass sie es diesmal heil überlebt hatten. "Das war knapp," seufzte sie erschöpft und stützte sich gegen ihre leicht glühende Sense, "ich weiß nicht, was wir getan hätten, wenn ich die Druckwelle nicht rechtzeitig bemerkt hätte." "Aber du hast," klopfte Pluto auf die Schulter dankbar, "nur bleibt uns nur noch eine Frage - Haben wir es geschafft?" Saturns Augen weiteten sich: "Meinst du etwa, dass sie dieses Inferno überleben konnte? Ich hatte selbst bereits Probleme der Druckwelle standzuhalten. Gegen die alleinige Explosion hätte ich dann keine Chance." "Ich will nur auf sicher gehen," bemerkte Pluto ernst und drehte sich zum Epizentrum, das immer noch in eine dichte Staubwolke verhüllt wurde. Für Saturn und Pluto wurde es jedoch langsam unangenehm, als sich ihnen immer mehr vor ihren Augen enthüllte, um ihnen ein Bild der totalen Zerstörung zu zeigen. Keine Bäume waren mehr in Sicht, nur ein leeres abgebranntes Feld, das an einigen Orten noch Baumstämme erkennen ließ. "Was haben wir getan...?" wisperte Saturn entsetzt. Eine Todesstille verbreitete sich im selben Augenblick über den Kampfplatz, der vor wenigen Momenten eine blühende Wiese war, nur um im nächsten Moment sein tiefstes Geheimnis lüften zu können. Saturns Körper versteifte sich plötzlich, als ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. "Was haben wir getan...?" flüsterte sie nochmals mit zitternden Stimme. Ihr Blick war diesmal jedoch zum Epizentrum der Explosion gerichtet, wo man langsam einige Konturen erkennen konnte. "Saturn? Alles in Ordnung?" trat Pluto zu ihr näher. Die Besorgnis in ihrer Stimme war leicht erkennbar. Die Angesprochene sagte jedoch nichts und starrte weiterhin auf einen einzigen Punkt inmitten der Staubwolke. Und erst dann, nach einer langen Weile des Schweigens sprach sie die einzige Wahrheit schließlich aus: "Wir haben sie erweckt..." *** "Auch wenn du deinen Wert durch deine Dummheit verloren hast, Wächterin, ändert es gar nichts an unserer kleinen Abmachung." Seine scharfen Fingernägel kratzten leicht die Haut ihren Kinns, wie er nochmals ihren Blick zu seinen Augen erhob. Und wie er leicht feststellen konnte, war das Lodern ihres unbändiges Geistes immer noch dort. "Ich möchte endlich wissen, wo du dein Medaillon versteckt hast," straffte sich augenblicklich sein Griff, was zur Folge hatte, dass einige Bluttropfen ihre blasse Haut befleckten. "Wozu soll es dir gut sein, wenn du sowieso gewinnen wirst, oder hast noch Zweifel über deinen Sieg?" spottete Bunny über ihn und kämpfte gegen seinen festen Griff. Augenblicklich schrie sie jedoch schmerzhaft auf, als er seine Nägel noch tiefer in ihre Haut bohrte. "Spiel nicht mit mir!" zischte er bedrohlich und warf sie von sich weg, "wenn du dich weigerst deinen Teil des Abkommens zu erfüllen, werde ich gezwungen zu handeln. Und glaub mir, es würde dir nicht gefallen, was ich jetzt tun könnte, da du mich nicht mehr aufhalten kannst." Sein kalter Blick fiel auf hilflose Soranja. "Ich könnte zum Beispiel mit deiner Schwester anfangen und dann vielleicht zu der Stadt kommen. Ich bin mir sicher, dass ich einige Überlebende finden könnte..." Bunny biss ihre Zähne zusammen. "Was soll ich nur tun?" fragte sie sich verzweifelt und senkte schließlich ihren Blick zum Boden. Mit unsicheren Stimme sagte sie dann das, was er die ganze Zeit hören wollte: "Das Medaillon..." "Ja?" wandte er sich ihr erwartungsvoll zu. "Es... es ist..." Tränen bildeten sich plötzlich in ihren Augen und sie hatte keine Kraft, um sie zu bekämpfen. "Es ist vernichtet," sprach sie schließlich aus und ließ ihren Tränen freien Lauf. "Was?!" hallte ein wütender Schrei durch die Halle und Bunny sprang erschrocken zurück. Im Bruchteil einer Sekunde wurde ihr müder Körper vom Boden gehoben. Eine knochige Hand hielt ihren Hals in einem eisernem Griff und ließ keinen Widerstand zu. "Was hast du gesagt?" sprach ihr Gegner mit einer gefährlich niedrigen Stimme. Bunny bemerkte seine kalten und mit Hass erfüllten Augen unter der schwarzen Kapuze und schluckte. Das sah nicht gut aus. Angst widerspiegelte sich in ihren Augen, als er mit ihr nochmals kräftig schüttelte. "Sprich endlich!" gelangen seine aufgebrachten Worte zu ihren Ohren. Müde drehte sie ihren Blick zu ihm und flüsterte kaum hörbar: "Es ist zu spät, Scar. Die Macht des Medaillons ist mit mir vor vielen Jahrtausenden erlöschen. Es wird dir niemals gehören!" "Nein!" schleuderte er wütend ihren Körper zurück zum kalten Boden, "dafür wirst du mir bezahlen, Wächterin!" Im schwachen Licht der Halle erglänzte eine silberne Klinge, die sowohl Bunny als auch Soranja zu gut kannten. "Wie konnte ich Soranjas Schwert nur vergessen..." flog es Bunny durch den Kopf, als sie sich an den Standort der Waffe erinnerte, wo sie vor wenigen Stunden verlassen wurde. Plötzlich erglänzte seine scharfe Spitze vor ihren Augen. Etwas erschrocken erhob sie ihren Blick, als sie erkannte, dass Scar diese Waffe gegen sie richtete. "Ich werde dich leiden lassen..." Seine glühenden roten Augen wurden im selben Augenblick gefährlich schmäler. "Du wirst für alles bezahlen, was ich in all den Jahrtausenden ertragen musste, Wächterin. - Dein Hoffnungsschimmer wird erlöschen... und zwar für immer!" Die Klinge der mystischen Waffe erstrahlte das letzte Mal im schwachen Licht des untergehenden Mondes, bevor sie sich mit ihrem Ziel endgültig vereinigte. *** Er fühlte immer noch Schmerzen, die durch seine verletzte Schulter schossen, als er seine Augen wieder öffnete. Der finstere und kalte Raum in Tokio Tower hieß ihn nochmals willkommen. Durch die gebrochenen Fenster erkannte er die ersten Anzeigen der Morgendämmerung, die hoffendlich alle nächtliche Alpträume verjagen würde. Erschöpft schloss er für einen kurzen Moment seine Augen, um sich an ein vertrautes Bild einer gewissen jungen Frau zu erinnern. "Bunny..." Sein stilles Flüstern hallte durch den verlassenen Raum, der plötzlich zum neuen Leben erwachte, als sich ein einziger Schatten aus der Dunkelheit einer Ecke löste und zu ihm schritt. Keine glänzende Rüstung, aber nur ein einfaches weißes knielanges Kleid, das beruhigend in der leichten Briese flatterte. Weibliche Gestalt, die sich mit königlicher Anmut zu ihm bewegte, als ob sie eins mit dem leichten Wind sein konnte, strahlte so viel Ruhe und Geborgenheit aus, dass er fast dachte, dass er immer noch träumte. Plötzlich fing er einen Schimmer goldenes Haars, das unter dem schwachen Mondlicht kurz erglänzte. Mit neuer Hoffnung hielt er sein Atem an und neigte sich vorwärts. "Kann es sein?" dachte er und erhob seine linke Hand zu dem Trugbild, das jedoch so real schien. "Bunny..." wisperte er ihren Namen, den er so oft in seinen Träumen rief. Seine Augen weiteten sich noch mehr, als er seinen Namen hörte, sich von ihren Lippen zu lösen: "Endymion..." Er konnte es immer noch nicht glauben: "Ist es nur ein Traum oder bist du zu mir wirklich zurückgekehrst?" "Endymion," sagte sie seinen Namen nochmals, doch dieses Mal erkannte er die Verzweiflung und Trauer darin. Sie klang anders, als er sie in den Erinnerungen hatte. "Bunny?" Seine Hand erhob sich zu ihrem in Schatten immer noch verborgenem Gesicht. Plötzlich fing er ein Paar von rubinroten Augen und erstarrte. Das waren nicht Bunnys Augen, die er an ihr so liebte. Erschrocken zog er seine Hand zurück. "Wer bist du?!" "Es tut mir leid, Endymion..." flüsterte die Fremde und kniete vor ihm nieder. Ihre bodenlangen Haare vermischten sich mit dem Stoff ihres Kleides, wie er schließlich seinen Irrtum erkannte. Dieses Haar war golden nur teilweise, dann überging es in eine rubinrote Farbe einer untergehenden Sonne. Eine Farbe, die nur eine Person trug und die er kannte. "Galaxia," sprach er schließlich ihren Namen aus. Die Angesprochene erhob ihren Blick zu ihm und erlaubte erst jetzt dem schwachen Licht ihr Gesicht zu berühren, das alle ihre Gesichtszüge zu ihm offenbarte. "Es tut mir leid, Endymion, aber Bunny ist nicht hier," wiederholte sie ihren Satz und senkte ihren Blick nochmals zum Boden, "wir haben keine Nachrichten über sie oder den Feind seit wir das Rathaus verließen." Mamoru runzelte die Stirn und wandte seine Augen weg zum untergehendem Mond, der die Trümmer der Hochhäuser von Tokio erstrahlte. Galaxia, die sich zurück in Himiko verwandelte, beobachtete ihn traurig. Sie fühlte die gleiche Leerheit in ihrem Herzen, als sie ihren Verlobten verlor. "Es tut mir leid..." wisperte sie kaum hörbar. Ein Geräusch hinter Himikos Rücken ließ sie beide jedoch zusammenzucken.Etwas zappelte bei der Wand ihnen gegenüber und ähnelte einer halb sitzenden, halb liegenden Person. "Wer ist das?" fragte Mamoru verwirrt, als er einige Anzeichen einer männlichen Gestalt fing. "Wer denn?" spielte Himiko unschuldig und sah sich um, "ich sehe keinen." Mamoru erhob eine Augenbraue an ihrem Verhalten: "Wirklich nicht?" "Ach der da!" lachte sie schließlich verlegen, aber verstummte sofort und sah in eine völlig andere Richtung, "das ist niemand. Ignoriere ihn einfach." Langsam bewegte sie ihre Augen zu seinem Gesicht, das Verwirrung und Neugier nicht verbergen konnte. "Na gut," ergab sie sich schließlich, "sagen wir es so - ich habe noch eine andere Verwendung für die übriggebliebenen Verbände gefunden..." Ihr zuerst unschuldiges Lächeln änderte sich augenblicklich zu einem breiten Grinsen, wie sie sich nochmals zu der sitzenden Person um drehte. Mamoru war sich nicht sicher was, sie damit meinte und warum sie sich auf die Verbände bezog, aber als er schließlich im schwachen Licht den gefesselten Bürgermeister erkannte, der jetzt viel mehr wie eine ägyptische Mumie aus sah und Dolche auf Galaxia schoss, verstand er. "Er hat immer etwas die ganze Zeit gebrabbelt und geschimpft, also haben wir uns mit Saori entschieden etwas dagegen zu tun." "Ach so..." lächelte Mamoru, als er sich den Kampf der zwei Frauen mit dem beleibten Mann vorstellte, "muss interessant gewesen sein." "Ja, das war es auch. Obwohl ich mir sicher bin, dass es Saori mehr genossen hat als ich." "Kann ich mir vorstellen..." "Also ihr zwei," tauchte plötzlich Saori aus dem Nichts und erschreckte die zwei zum Tode, "sprecht ihr etwa über mich?" "Ja, ich habe Mamoru gerade erklärt, was mit dem Bürgermeister geschah," lächelte Himiko teuflisch. "Ach ja, der Bürgermeister. Ich habe ihn völlig vergessen, da er in diesem "Zustand" ist," grinste Saori zufrieden und sah kurz zu dem zappelnden Mann, "so mag ich ihn am meisten. Meiner Meinung nach könnte er so für immer bleiben." "Saori, lass das!" rügte sie plötzlich eine männliche Stimme hinter ihr und die Angesprochene sprang etwas auf, "so solltest du über den Bürgermeister nicht reden!" "Kenshi, musst du mich so erschrecken!" sagte Saori leicht beleidigt, aber bemerkte schnell mit einem Schmollmund, "sag mir aber nicht, dass du die Ruhe und Stille nicht genießt, seitdem wir ihn gefesselt haben." "Na ja," trat Kenshi schließlich aus dem Schatten und kratzte sich etwas verlegen am Kopf, "dazu sage ich lieber nichts..." *** Das Glas zerschmetterte unter der entstandenen Kraft und Druckwelle, als das Schutzschild schließlich nach gab und sich vor dem Willen der glühenden Waffe beugte. Glassplitter zerstreuten sich sofort über den Boden, wie auch einige zu Bunnys Händen gelangen. Die Vitrine wurde nun zerschlagen, sowie ihre Hoffnung ebenso. "Bitte nicht," flüsterte sie in ihrer Meinung, als sie Scars Absichten erkannte, "nicht den Silberkristall..." Doch es war bereits zu spät. Seine knochigen Finger nahmen das schwarz schimmernde Juwel von seinem Platz und erhoben ihn in die Luft, wo er verräterisch in schwacher Morgendämmerung glänzte. "Das ist also der berühmte Silberkristall," sagte der dunkle Herrscher verspottend und drehte sich zu Bunny, deren Tränen ihr Gesicht ungewöhnlich rot machten, "wolltest du ihn etwa gegen mich einsetzten?" Sein früherer Ärger war wie verflogen, als er Verzweiflung in ihren Augen bemerkte. Zufriedenheit und Vergnügen kehrte in seine Gesichtszüge, wie er sich zu ihrer sitzenden Gestalt neigte. "Nur ein wertloser Glassplitter. Nichts weiter. Vielleicht wäre er früher fähig mich aufzuhalten, aber jetzt... jetzt ist es zu spät, Wächterin. Er hat so viel Wert wie jetzt du..." Bunny ballte ihre Hände zu Fäusten. Scar bemerkte ihre Reaktion und grinste. Er hatte sie dort, wo er sie haben wollte. "Erstmals den Geist brechen," dachte er zufrieden. Mit einer langsamen Bewegung stellte er den dunklen Kristall fast unter Bunnys Nase, damit sie ihn erkennen und sich sicher sein konnte, dass er es wirklich war. Die schwarzen Facetten widerspiegelten sich in diesem kurzem Moment in ihren reinen dunkelblauen Augen, die sich mit neuen Tränen füllten. "So nah und trotzdem so weit," dachte Bunny traurig, als der Kristall von ihrem Anblick wieder verschwand. "Verabschiede dich von ihm, Wächterin. Es ist das letzte Mal, dass du ihn so siehst." "Das würdest du nicht wagen!" erhob Bunny blitzschnell ihre Augen zu ihm. "Ach nein?" wurde Scars Grinsen noch breiter, "dann sie mal hin..." Ohne dass sie irgendwie reagieren konnte und schneller als ein menschliches Auge erblicken konnte, warf Scar den Kristall in die Luft, wo er das letzte Mal erglänzte. Ein kalter Luftzug berührte Bunnys Haut, als sie das verräterische Schimmer eines uralten Schwerts erkannte. "Nein!!" schrie ihre Meinung, wie sich ihre Augen mit Schrecken füllten. Nur eine einzige und einfache Bewegung am Rande ihrer Sinne ließ sie erzittern. Denn in diesem Augenblick verlor der heilige und für so viele Jahrtausende hütete Kristall des Mondes seine letzte Schönheit. Die messerscharfe Klinge verwandelte im Bruchteil einer Sekunde den früher so mächtigen Kristall in Tausende kleine Splitter, die wie erlöschende Sternschnuppen zu Boden fielen. Doch bevor sie ihn überhaupt berühren konnten, lösten sie sich ins Nichts als Staub auf, der von einem leichten Wind weggeweht wurde. Und mit diesem schimmernden Staub verschwanden auch die letzten Erinnerungen an den einst mächtigsten Kristall, der von so vielen begehrt wurde... *** Sie waren nah. "Nur noch wenige Blöcke..." beruhigte sie sich, als sie über eine Wand in eine dunkle Gasse sprang. Uranus und Luna hatten Vorsprung, aber sie konnte mit ihnen nie so richtig den Schritt halten - hauptsächlich wenn es zu Uranus kam. Ein leichtes Lächeln bildete sich an ihren Lippen, als sie sich an ihre Partnerin erinnerte. Gerade wollte sie einen weiteren Sprung über eine Mülltonne machen, als sie einen unerwarteten Herzstich erspürte, der sie sofort zwang, in ihrer Bewegung aufzuhören. "Was war das?" Erschüttert starrte sie vor sich in die Dunkelheit der Gasse. "Dieses fremde Gefühl..." Es fühlte sich, als ob ihr gerade jemand einen Teil ihres Herzens weg riss. "Solche Leere..." flüsterte sie schwach und kaum hörbar. "Neptun?" erschien besorgte Uranus unerwartet vor ihr, "alles in Ordnung?" Die Angesprochene drehte langsam ihren Blick zu ihr, als ob sie erst jetzt bemerkte, dass sie dort stand. Immer noch schweigend, erhob sie ihre rechte Hand mit einer unsicheren Bewegung zu ihrer Brust, wo ihr Herz pochte. Es schlug wild und voller Sorgen, als ob ein Unheil auf sie kommen würde. Noch tiefere Besorgnis erglänzte in Uranus Augen, als sie noch näher zu ihr trat und eine Hand auf ihre Schulter in einer beruhigenden Weise legte. "Was ist passiert, Neptun?" fragte sie mit einer weichen Stimme. Neptuns Lippen zitterten, als sie die schockierende Erkenntnis schließlich aus sprach: "Es ist der Silberkristall... Er ist vernichtet." *** Wenn sie geschrieen hätte, würde sie vielleicht von ihren Schmerzen erlöst, die ihr Herz innerlich zerrissen. Doch sie konnte nicht. Ihr Geist zerbrach im selben Moment, als sich ihre Hoffnung in Form eines vertrauten Kristalls in Tausende Splitter verwandelte. Ihre Hoffnungsschimmer erlosch genau, wie es Scar vorher sagte und wahrscheinlich auch plante. In diesem einzigen kurzen Augenblick verlor sie alles, an was sie sich bisher fest hielt und glaubte. Dieser kleiner Kristall, der vor so vielen Jahrtausenden aus ihrer ersten Träne entstand, verkörperte ihre Hoffnung für eine bessere Zukunft, die sie mit Mamoru schaffen wollte. Doch all das war jetzt nur noch naive Vorstellung eines jungen Mädchens, das sie vor so vielen Jahren einmal war und vor 2 Jahren in Armen ihrer Freunde starb. "Die Hoffnung ist gegangen..." flüsterte sie mit gebrochener Stimme. Ihre nun mit Tränen erfüllten Augen begegneten die von Soranja. Sie weinte ebenso. War es für den Kristall oder für sie? Sie wusste es nicht und es war irgendwie auch egal. "Es ist zu spät..." wiederholte sie sich in ihrer Meinung. Ihr Kopf fiel auf ihre Brust in einer ergebenden Weise, was Scar mehr als erfreute. "Ihr vor kurzem noch so stolzer Geist ist nun gebrochen," dachte er vergnügt, "gut, das wird mir den Zugang zu ihrem Herzen erleichtern." Mit einer langsamen und selbstbewussten Bewegung hob er nochmals für ihr Kinn. Sie wehrte sich nicht einmal, als er seine Hand zu ihrem schlanken Hals bewegte. Weitere Tränen fielen von ihren Augen, wie sie ihn gleichgültig beobachtete. Ihr Gesichtsausdruck war in diesem Moment leer und verloren, als ob nur ein seelenloser Körper vor ihm verweilte. "Es wird nicht lange dauern, Wächterin," sprach er mit einer niedrigen Stimme und zog augenblicklich seinen Griff auf ihrem Hals zusammen. Bunny Augen weiteten sich etwas, aber ihre Lippen blieben stumm. Dunkelheit trat in ihren Körper ein und griff ihre reine und schutzlose Meinung. Als ob sie innerlich noch nicht aufgeben wollte, begann ihr Herz zu pochen, wie Angst und Kälte zu ihr kroch. "Bald wirst du die Reihen meiner Untergebenen erweitern," versprach er ihr zufrieden und löste augenblicklich mehr von seiner verdorbenen Energie, "dein reines Herz wird sich mir ergeben, so wie es viele von dir bereits taten." Sie schrie. Oder glaubte sie, dass sie so tat. Aber kein einziger Ton verließ schließlich ihre trockenen Lippen. Ein schwacher Schimmer kehrte in ihre dunkelblauen Augen zurück, um jedoch bald durch eine neue Welle der Finsternis erloscht zu werden. Ihre Meinung wehrte sich gegen die mit Hass erfüllten Gedanken, die immer mehr ihr Innerstes verscheuchten. Es gab nichts, dass sie jedoch tun konnte. Der ganze Kampf schien ihr nun sinnlos, wie der Ruf ihres Herzens schwächer und sein Klopfen fast kaum spürbar wurde. Im Bruchteil einer Sekunde fielen dann die letzten Wände ihres Widerstands. Und in diesem einzigen Augenblick wusste sie, dass sie verloren hatte... Scar bemerkte ihre vernebelte Augen, die sich mit einem finsteren Schleier bedeckten. Ihre Hände, die sich in einer verteidigenden Weise um seinen ausgestreckten Arm früher strafften, waren jetzt löse. Ihr Widerstand verklang und ihre Meinung war zu ihm nun offen. Sie war seins und zwar mit ihrem Körper und Seele. Doch bevor ein siegreiches Grinsen auf seinen Lippen auftauchen konnte, fühlte er plötzlich einen inneren Blitz, der seine Sinne in Alarm versetzte. Etwas ging schief. Bunnys Augen verdunkelten sich noch mehr und verloren gleichzeitig ihre innere Schönheit. Ihr Körper schien seinen Willen zu verlieren, wie ihre Arme zu ihren Seiten leblos fielen. Scar verstand es nicht und irgendwie verwirrte es ihn. "Was geschieht?" fragte er sich und trat einen Schritt zurück, seinen Griff auf ihrem Hals lösend. Wie in Zeitlupe fiel ihr schwacher Körper zum kalten Marmorboden und bleib dort regungslos liegen. Ihre goldenen Haare lagen um sie und glänzten schwach im Licht der Morgendämmerung. Sie schien zu schlafen. Doch das war nur der erste Anschein, weil Scar sehr gut fühlen konnte, dass sie sich von dieser Welt entfernte. Ein plötzliches Schrei hinter seinen Rücken ließ ihn zusammenzucken. Eine weibliche Gestalt lief an ihm vorbei und kniete bei dem schlafenden Mädchen nieder. Gianfar erschien augenblicklich neben ihn und wollte auf seinen Flüchtling zugehen, aber sein Meister hielt ihn zurück. Widerwillig gehorchte er und zog sich erstmals zurück. "Soranja..." sprach Scar nach einer Weile den Namen der knieenden Frau, wie er ihre langen rabenschwarzen Haare beobachtete, sich mit goldenen ihrer Schwester vermischend. Die Angesprochene reagierte nicht. Ihre Schulter zitterten, wie sie Bunnys leblose Hand in ihre eigene nahm und sie zu ihrer Wange stellte. "Sie stirbt, Scar," flüsterte sie dann gebrochen, wie sie die Wahrheit endlich akzeptierte. "Aber wieso?" forderte der dunkle Herr eine Antwort, wieso sie sich ihm auch diesmal entzog. Soranja drehte sich nun zu ihm um und sah ihm tief ins Gesicht, um dann mit einer Stimme voller Verzweiflung und Zorn zu sprechen: "Du kannst ein reines Herz nicht besitzen, Scar. Lieber stirbt sie, als sich der Dunkelheit zu ergeben!" Überrascht sah er seine langjährige Gefangene an, die sich von ihm nochmals ab wandte, um sich ihrer Schwester zu widmen. "Zu rein um zu besitzen..." hallte durch Scars Meinung, wie ein ärgerliches Echo, dass alle seine Sünden widerspiegelte. Sein innerer Dämon erwachte in ihm, als er sich dieser Worte bewusst wurde. Sie entkam ihm wieder. Doch diesmal war er so nahe, dass es fast schmerzte nochmals zu verlieren. Geärgert drehte er sich von der traurigen Szenerie, die sich ihm bot. "Gianfar!" befahl er kalt und ohne jedes Gefühl in seiner Stimme, wie er seinen treusten Gefolgsmann vor sich auftauchen sah. "Ja, mein Herr?" Scar sah sich kurz zu Soranja um, bevor er weiter sprach: "Wir reisen sofort ab. Es gibt keinen Grund, um hier länger zu verweilen." Gianfar ermutigte sich in diesem Moment zu seinem Meister aufzusehen, um jedoch fast erschreckt zu werden. Kein Gefühl, keine Reue. Nur eine kalte Berechnung einer eigennützigen Person, widerspiegelte sich in Eigenschaften seines Meisters. Plötzlich wurde er sich jedoch des kalten Blickes bewusst, den er von ihm bekam und sofort gehorchte: "Wie ihr wünscht." Scar wollte diesen verfluchten Ort am liebsten sofort verlassen, als ob er nach so vielen Sünden in seinem Leben etwas wie Reue noch fühlen konnte. Kurz drehte er sich zu der anderen bewusstlosen Person, die Gianfar für ihn während der Nacht fing. "Sailor Moon," sagte er etwas zufriedener, "eine Mondprinzessin - wie interessant... Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du meine Niederlage mit der Wächterin wettmachen wirst." Mit diesen Gedanken erhob er Miriams bewusstlosen Körper zu sich, um an ihrem Geist spüren zu können. "Nicht so rein und unschuldig, aber es wird für meine Bedürfnisse erstmals reichen..." Soranja kämpfte gegen Gianfars Griff, wie er sie von Bunnys Körper weg schleppte. "Nein!!" schrie sie verzweifelt, wurde jedoch sofort zum Schweigen gebracht, als Gianfar sie in die Traumwelt beförderte. Erleichtert nahm dieser schließlich ihren bewusstlosen Körper in die Arme und gesellte sich zu seinem Meister, der auf ihn mit seinem neuesten Raub wartete. "Die Sailorkrieger kommen, um ihre Anführerin zu retten," bemerkte Scar völlig gelassen und wandte sich zum Ausgang der Halle, "ich befürchte jedoch, dass sie nicht viel finden werden." Ein teuflisches Grinsen kehrte zu seinen Lippen, wie er mit der umgebenden Dunkelheit verschmolz. Gianfar dagegen verweilte noch etwas länger, wie er das sterbende Mädchen auf dem Boden an sah. Ihre Atmung war schwach und unregelmäßig. Es war offensichtlich, dass sie sich gegen die Kälte und den kommenden Tod nicht mehr verteidigen konnte. "Verzeih mir..." flüsterte Gianfar seine erste und wahrscheinlich auch letzte Entschuldigung, im Versuch die Stimmen seines Gewissens zu beruhigen. Dann verschwamm auch er mit den umgebenden Schatten, um eine hilflose Schönheit ihrem Schicksal zu überlassen. *** "Manchmal bist du wirklich ein Dummkopf, Kenshi, weißt du das?" bemerkte Saori trocken, aber konnte ein spielerisches Lächeln nicht unterdrücken. "Das nehme ich jetzt persönlich," drehte sich dieser beleidigt weg. "Aber, Kenshi..." sagte Saori bereits etwas netter und umarmte ihn um die Taille, "du weißt doch, dass ich es nicht so gemeint habe." Kenshi blieb noch eine Weile halsstarrig, bis er sich Saoris Umarmung ergab. Mamoru beobachtete die zwei noch wenige Minuten. Ein Lächeln schlich sich unbewusst zu seinen Lippen. Es war wie bei ihm und Bunny, als sie sich das erste Mal trafen. Er nannte sie eine Weichbirne und sie war dann so entrüstet, dass er immer über sie lächeln musste. Damals waren es noch glückliche Zeiten. "Oh Bunny," wisperte er ihren Namen in seiner Meinung, um wenigstens in solcher Weise bei ihr zu sein. Himiko, die bisher neben ihn ruhig saß, beobachtete ihn still, aber ahnte, was den Erdenprinz bedrückte. "Glaub mir, sie wird Ok sein. Sie hat mehr erlebt als irgendwer von uns. Sie weiß, wie man solche Situationen meistert." Mamoru war für diese Aufmunterung dankbar und nickte zustimmend. Ja, Bunny hat bisher alles geschafft. Er war sich sicher, dass sie auch diesmal aus dem Schlachtfeld wie ein Gewinner herauskommen wird. Sie war schließlich seine Bunny. Die Bunny, die sich für jeden sorgte und am liebsten die ganze Welt umarmen würde. Ein leichter und unschuldiger Wind blies im selben Moment durch die gebrochenen Fenster und wirbelte etwas Staub auf dem Fußboden auf. Diese feinen Teilchen schienen augenblicklich einen Schauspiel von Licht und Dunkelheit zu bilden, wie einige kleine Glassplitter sich mit den Staubpartikeln vermischten. Jeder der Anwesenden verharrte in seiner Bewegung. Saori und Kenshi verstummten in ihrem Gespräch und sahen zu. Die Luft wurde plötzlich unruhig. Unangenehme Kälte berührte alle Anwesenden, als ob Dunkelheit ihre Herzen berühren würde. Himiko griff instinktiv nach ihrem glühenden Verwandlungsstab und stand blitzschnell auf. Als ob Antwort auf die allgemeine innere Unruhe begannen die schwebenden Glassplitter zu strahlen, um eine vollkommene Illusion zu schaffen. Eine Illusion so zauberhaft, dass es Saori fast den Atem nahm. Hunderte schneeweiße Federn tauchten aus der Dunkelheit des Raumes auf und begannen in ruhigen Nachtwind zu schweben. Alles erinnerte in diesem Augenblick an einen Traum, der keineswegs etwas Böses prophezeien würde. "Das ist wirklich unglaublich. Was soll es sein?" erklang Kenshis verwirrte und teilweise auch neugierige Stimme, wie er eine der Federn in seine rechte Hand fing. Überzeugt, dass es wirklich nur eine unschuldige Illusion war, lockerte er langsam seine Finger. Verblüfft hielt er jedoch seinen Atem an, denn in seiner Handfläche lag tatsächlich eine weiße Feder und kein Trugbild, wie er am Anfang an nahm. "Was geht hier vor?!" Noch etwas misstrauisch bewegte er seine Hand zum Licht, um sich hundertprozentig sicher sein. Im selben Moment verwelkten seine letzten Zweifel, wie er sie im schwachen Licht der Morgendämmerung glitzern sah. Sie war echt. Unbemerkt von ihm stand Saori neben ihm und beobachtete das Lichtspiel in seiner Hand. "So schön," flüsterte sie noch betäubt und erhob ihre Hand, in der Hoffnung diese reine Schönheit zu berühren. Doch bevor ihr Zeigefinger die weiße Oberfläche überhaupt berühren konnte, erstrahlte plötzlich das weiße Gefieder in einem verräterischen Schein, der Saori sofort zwang zurückzutreten. Als der helle Schein schließlich gewissermaßen schwächer wurde, offenbarte sich ihnen ein einziger Bluttropfen inmitten der Feder, der sie um ihre unschuldige Reinheit beraubte. "Was ist passiert?" sah Saori ihren Partner verwirrt an. Dieser brachte ihren Blick mit gleicher Ungewissheit zurück und zuckte mit den Schultern. "Es ist eine Warnung," erklang plötzlich Mamorus ernste Stimme durch den stillen Raum. Jeder sah überrascht in seine Richtung. Er saß immer noch auf dem Boden gegen die Wand gelehnt, aber etwas war anders als sonst. Sein Blick glitt an den schwebenden Federn, die für ihn nur eine schlechte Erinnerung dar stellten. Tränen bildeten sich in seinen Mitternachts-Augen, als er sich an einen einzigen Traum erinnerte, den er drei Monate nach Bunnys Tod hatte und mit dem dieser Alptraum begann. "Unschuldiges Blut wurde vergossen," flüsterte er gebrochen und drehte dann seinen gequälten Blick zu ihnen, "Bunny wurde besiegt..." ---------- Anmerkung des Autors: Und Schnitt... *g* Ich weiß ich bin ganz schön fies gerade hier aufzuhören, aber was soll's. Um keine Morddrohungen in nächster Zeit zu bekommen, verspreche ich euch, dass Bunny ihre Kräfte bald zurück bekommt; die Bediengungen ihrer Strafe werden jedoch nicht gebrochen - da habe ich mir nämlich was Neues ausgedacht ^_^ Also bis bald... ~.^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)