Primary Predestination 2 von jacquelin (Die Wege des Schicksals) ================================================================================ Kapitel 52 - Spiel mit dem Feuer --------------------------------- Hallo! Vielen, vielen Dank für euere Kommis! Da mir der 4. Semester begonnen hat, habe ich jetzt wieder etwas mehr Zeit zum Schreiben gefunden. Heute wird es etwas spannend und auch traurig. Ich habe dieses Kapitel als eine kleine Einleitung zum Ende dieser Staffel geschrieben und versuche hier weitere Geheimnise zu lüften. - Hoffendlich werde ich später nichts vergessen. Dewegen möchte ich euch um euere Hilfe bitten. Schreibt mir alle Unklarheiten, die ich bisher nicht erklärt habe und die für weiteren Verlauf der Geschichte wichtig sind. (Es wird mir sicher viel helfen...) Danke! ^_^ Viel Spaß beim Lesen! Euere Jacquelin und Sandra Kapitel 52 - Spiel mit dem Feuer Eine männliche Gestalt ruhte ergeben auf dem Marmorboden und bewegte sich nicht. Blut tropfte von vielen Wunden, die ein baumwolles Hemd zahlreich bedeckten. Gesicht des bewusstlosen Mannes blieb in der Dunkelheit verborgen. Seine schwarzen Haare waren zerzaust und wurden an einigen Stellen mit Blut zusammengeklebt. Serinja schluckte nervös. Sie hasste die Momente, wo sich Unschuldige in eine für sie zu gefährliche Auseinandersetzung einmischen mussten. "Was hast du vor?" fragte sie mit einer hörbar besorgten Stimme und sah ihren Gegner fragend an. "Weißt du noch, als ich dir gesagt habe, dass sich die Vergangenheit ständig wiederholt? Dann sieh her." Wie ein Raubtier trat er zum liegenden Körper und kniete neben ihm nieder. Serinja beobachtete jede seine Bewegung und wollte eingreifen. Ihre jetztigen Kräfte ermöglichten es ihr aber nicht und so wurde sie verurteilt tatenlos zuzusehen. Seine knochige Hand streckte sich zu einer tiefen Wunde am Schulter des Mannes und berührte sie leicht. "Er kämpfte wirklich tapfer und entschlossen. So wie ich es von ihm erwartet hatte. Ich musste ihn selbst niederschlagen, denn ansonsten hätte ich meine besten Schatten verloren," spielte er mit einigen Haarsträhnen des Bewusstlosen und blickte zu ihr auf. Serinja verstand nicht, aber tief in ihrem Herzen ahnte sie, wer von ihrem schlimmsten Feind bezwungen wurde. Und ihr Gegner wusste es anscheinend auch. Ein unerwartetes Grinsen erschien auf seinem Gesicht, wie seine linke Hand die schwarzen Haare ergriff. Mit einer rauen Bewegung erhob er das Gesicht seines Opfers: "Erkennst du ihn nun, Wächterin?" Das bisschen Mondlicht befreite das anfangs fremde Gesicht von der Dunkelheit und enthüllte auch das letzte Geheimnis. Im selben Augenblick hörte Serinjas Herz zu schlagen. Ein gedämpfter Schrei entwich ihren Lippen, als eine erbarmungslose Kälte ihre gequälte Gefühle ersetzte. "Nein, das kann nicht sein," flüsterte sie verzweifelt und schüttelte trotzig ihren Kopf, "das ist nur eine Illusion. Das ist nicht wahr." "Glaub es ruhig, denn er ist es wirklich. Dein Endymion," lächelte ihr Gegner zufrieden, "damals, als er sich vor mein Pfeil stellte, machte er mir Strich durch die Rechung. Er hinderte mich dich zu töten und deine Macht an mich zu reißen. Aber jetzt... jetzt wird er mir helfen gerade das zu bekommen. Ist das nicht Ironie des Schicksals?" Erschütterte Serinja senkte ihren Blick und schwieg. Die schwarzen Fingernägel an der knochigen Hand wuchsen plötzlich länger und erinnerten an Krallen eines echten Raubtiers. "Ich an deiner Stelle würde alles sagen, um sein Leben zu retten." Serinja schloß trostlos ihre Augen, in denen verräterische Tränen erschienen. "Es wäre wirklich Schade dieses schöne und junge Gesicht zu zerkratzen. Meinst du nicht auch?" Keine Antwort. "Wie du willst..." Seine scharfen Fingernägel berührten sehr leicht Mamorus blasse Wange. Sofort bildeten sich tiefe Kratzer und Blut begann zu tropfen. "Sag es oder ich werde gezwungen, zu drastischeren Massnahmen überzugehen," schrie ihr Gegener bereits nervös. Sie schwieg weiterhin, auch wenn sie innerlich litt, wie noch nie zuvor. Ihr Peiniger ballte verärgert seine Hand zur Faust und ergriff blitzschnell Mamorus Hals. "Ich kann ihn auch diesmal töten..." Sein Griff wurde noch enger. Mamoru fühlte den Schmerz um seinen Hals und begann langsam sein Bewusstsein wieder zu erlangen. Irgendwie verschlafen blinzelte er vor sich und erkannte sofort die allzubekannte Gestalt seiner Geliebten, wie sie gebrochen auf dem Boden saß. "Bunny," flüsterte er mit dem Rest der übriggebliebenen Luft. Die Angesprochene erhob überrascht ihren Blick zu ihm. Tränen rannten ihre Wangen runter und verrieten ihre innere Qual. "Mamoru..." schluchzte sie leidend. Mamoru verstand nicht, bis der Schmerz um seinen Hals noch intensiver wurde. Erschöpft erhob er seinen Kopf zu seinem Peiniger und erblickte denjenigen, der ihn vor kurzem besiegte. "Du..." sagte er feindselig und runzelte dabei die Stirn, als ihm klar wurde, was hier gespielt wurde. "Endlich wach?" bemerkte der dunkle Fremde belustigt, "das wird die Sache beschleunigen." Zufrieden drehte er sich zu Serinja, die ihn verzweifelt an sah: "Nun? Hast du dich entschieden mir zu verraten, wo du das Medaillon versteckt hast?" Serinjas Körper zitterte sichtlich, wie sie in die Augen ihres Geliebten blickte. "Es wird nicht lange dauern und er wird nochmals wegen dir sterben. Doch diesmal kannst du es verhindern. Also wie lautet deine Antwort?" "Ich..." begann sie schwach. "Nein!" schrie Mamoru plötzlich auf, "sag es ihm nicht!!" Serinjas Augen weiteten sich. Ihr Gegner brachte jedoch Mamoru schnell zum Schweigen, indem er ihn nieder schlug. "Nein! Mamoru!!" sprang Serinja erschocken auf. "Das geschieht denjenigen, die sich gegen mich wenden," gluckste der dunkele Herrscher und streckte eine Hand vor sich, "Schluß mit Spielen. Es wird an der Zeit ernst zu sein." Wie aus dem Nebel selbst erschien ein langes und uraltes Schwert in seiner ausgestreckten Hand. Serinja kannte es zu gut. Es war wie ihres, mit dem sie zu oft gezwungen wurde zu kämpfen. Aber dieses war ein bisschen anders und beherrschte andere Mächte. Das konnte man an dem silbernen Griff erkennen. Eine alte und vergessene Schrift bedeckte die lange und messerscharfe Klinge in seiner vollen Länge bis zur Spitze. "Soranjas Schwert," atemte Serinja besorgt aus. "Ja, das ist richtig. Ich habe es deiner Schwester vor zwanzig Jahren weggenommen, als sie nicht acht gab. Ich finde es passend, dass dein Geliebter mit einer ebenso wertvollen Waffe stirbt wie deine erste Schwester." Seine Hand mit dem glänzenden Schwert erhob sich in die Luft. "Nein!! Tue das nicht!" schrie sie verzweifelt auf. Ihr Gegener drehte seinen Blick zu ihr: "Du kannst es ändern. Nur eine einzige Antwort und du wirst alle hier Anwesenden retten. Es liegt allein bei dir, wie du dich entscheidest." Mamoru bekam davon nichts. Der harte Schlag auf sein Genick von vorher riss ihn nochmals aus der Realität und tauchte sein Bewusstsein in die vergessene Dunkelheit ein. Serinja fühlte sich plötzlich allein und verlassen. Ihr Körper begann nochmals zu zittern. Ihr Medaillon war zwar machtlos und besaß anscheinend keine Magie, aber es war mit ihrer Existenz als Wächterin vereint. Es war die Darstellung ihrer Pflichten und Hoffnung. Die Bindung zwischen ihr und ihren Schwestern bestand darin, diese Medaillons zu tragen und zu bewahren. Sie sollten nie ihre Besitzerin verlassen, denn ansonsten wurde auch ihre Position in Frage gestellt und soetwas dürfte nie passieren. Aber wäre es richtig ein Menschenleben zu opfern, um sein Geheimnis zu bewahren? Der verhüllte Fremde nahm ihr langes Schweigen als den Anlass zu der eigentlichen Tat. Sein Handgelenk lockerte sich. Die gefährliche Klinge schnitt die unruhige Luft durch und kam schnell zum Mamorus Hals näher. "Ich kann nicht!" schrie Serinja innerlich und begrub ihr Gesicht in den Händen. Weitere Tränen verließen ihre dunkel blauen Augen. Das Zittern wurde noch stärker. "Bitte verzeih mir, aber ich kann es nicht tun!!" schrie sie trostlos in ihren Gedanken. Ihr unabhängiger Geist wurde im selben Augenblick gebrochen, als sie verzweifelt und weinend auf schrie: "NEIN!!!" Im Bruchteil einer Sekunde hielt die scharfe Klinge wenige Zentimeter vor Mamorus Hals inne. Alles war bewegungslos. Keiner wagte wenigstens zu atmen. Ihr dunkler Gegner erhob sehr langsam seinen Blick zu ihr. Das gefährliche Schwert schwebte immer noch vor Mamorus Hals und glänzte verräterisch im schwachen Mondlicht. "Ich warte..." erklang die tiefe Stimme des Mannes, wie Serinja immer noch schwieg. Ihr Körper zitterte, so als würde sie selbst vor der scharfen Klinge sitzen. In ihrer rechten Hand hielt sie einen scharfen Glassplitter und drückte ihn fest gegen ihre Handfläche. Kleine Bluttropfen verfärbten im selben Moment ihre schneeweiße Haut und tropften auf den grauen Marmorboden ab. "Sag es!!" schrie er diesmal noch wütender als vorher. Eine einzige Träne erglänzte an ihrer Wange. Furchtlos sah sie zu ihm hinauf. Ihre Augen verbargen Trauer und Schmerz. "Ich werde es dir sagen, aber unter einer Bedingung." "Welche Bedingung denn?!" wurde die Stimme ihres Gegners ungewöhnlich kalt und gefühllos, "du bist nicht in der Lage Bedingungen zu stellen!" "Ja, das ist zwar wahr, aber ich allein weiß, wo das Medaillon ist. Es kann auch mein Geheimnis bleiben und zwar für immer. Es ist an dir..." Serinja konnte seinen Ärger fast spüren, als er die Hände zu Fäusten ballte. Im selben Moment lösten sich hunderte Schatten von den Wänden und erfüllten die gesamte Halle, die jetzt noch dunkler schien als vorher. Sie beobachten die ruhige Gestalt ihres Meisters und erwarteten weitere Befehle. Serinja schluckte nervös. Sie spielte ein gefährliches Spiel, denn ihr Gegner hatte alle Asse in der Hand. Sie dagegen täuschte nur etwas vor und das konnte ihr zum Verhängnis werden. Es war lange Still und Serinja befürchtete schon das Schlimmste, als sich die Gestalt vor ihr endlich bewegte. "Na gut... was willst du?" Sie lächelte innerlich. In diesem Moment gewann sie. Aber wie lange konnte sie die Oberhand behalten? Sie wusste es nicht. Doch es war eine Möglichkeit wenigstens etwas zu ändern. "Lass alle deine Gefangene frei. Keinem darf nur ein Haar gekrümmt werden. Hörst du, keinem! Nicht Sailor Galaxia. Nicht Mamoru? Erst dann werde ich dir mein Geheimnis verraten." "Denkst du nicht, dass es zu großes Opfer meinerseits ist? Ich verliere mit diesem Handel viel zu viel," knurrte er unzufreiden und drehte sich von ihr weg. "Du brauchst dieses Medaillon, nicht ich. Du warst doch derjenige, der dafür alles tun wollte, oder irre ich mich?" Eine weitere tiefe Stille erfüllte die ganze Halle. Keine Antwort. Keine Bewegung. Es war fast gruselig, wie eine kalte Brise durch die geöffneten Eingangstür ein drang. In den zerbrochenen Fenstern begannen sich einige Vorhänge mit dem leichten Wind zu bewegen und machte alles noch dramatischer als es bereits war. Serinjas Herz pochte unruhig und sie hatte schon Angst, das es ihre Besorgnis und Unruhe verraten konnte. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sich alle anwesenden Schatten begannen plötzlich zu bewegen. Sie wurde dabei aufmerksam und richtete sich schnell auf. Etwas ging schief. Ihr Herz pochte wie wild, als sie die aufgetretene Gefahr vernahm. "Was tust du?!" schrie sie ihren Gegner an, aber der reagierte nicht. Für weitere Fragen bekam sie keine weitere Chance, denn auf einmal wurde ihr klar, dass sich die dunklen Gehilfen zu ihren bewusstlosen Freunden näherten. Mit einem Seitenblick sah sie eine flinkeBewegung nah an Mamoru. "Mamoru!! Das lasse ich nicht zu!" schrie sie kämpferisch und drehte sich blitzschnell zu ihm um. Ihr Mut gab ihr etwas Kraft, um wieder aufzustehen und nach der Hand ihres Geliebten zu greifen. Sie machte jedoch nur einen einzigen Schritt, als sich ihre Beine auch diesmal weigerten ihr zu gehorchen. Nur wenige Zentimeter verfehlte sie ihr eigentliches Zeil und fiel erschöpft auf den Boden. Einige Glassplitter schnitten dabei ihre Uniform durch. Wie kleine Nadel drangen sie in ihr Fleisch ein und verfärbten den schneeweißeen Stoff in die Farbe des Bluts. Ein gedämpfter Aufschrei löste sich von ihren Lippen, als sie den Schmerz endlich wahr nahm. "Ich darf nicht aufgeben. Nicht jetzt!" Der Schmerz wurde noch intensiver, wie sie sich wieder bewegen konnte. Doch sie versuchte ihn zu unterdrücken. Sie biss ihre Zähne zusammen. Verzweifelt sah sie hinauf und erkannte, dass es bereits für jegliche Rettungsaktionen zu spät war. Einer der Schatten nahm gerade ihren Mamoru in die Arme und lächelte sie blöd an. "Lass ihn los!!" schrie sie verzweifelt und streckte ihre Arme nach ihm. Vergeblich. Der Entführer ignorierte sie und verschwand mit dem Bewusstlosen in der umgebenden Dunkelheit. "Nein!!" schlug sie mit der Faust gegen den Steinboden und schloss ihre Augen, die sich mit neuen Tränen füllten. Sie verlor ihn und diesmal vielleicht für immer... "Himiko!" flog es ihr plötzlich durch den Kopf. So schnell sie konnte, drehte sie sich in ihre Richtung. Sie stockte. Ihre Augen weiteten sich mit neuem Schrecken. Erschüttert streckte sie ihre Hand zu der Stelle, wo vor kurzem noch ihre Freundin bewusstlos lag. "Nein! Das kann nicht sein!!" schluchzelte sie, als ihr klar wurde, dass sie wiedermal versagte. Sie konnte keinen beschützen. Mehrmals schlug sie mit den Fäusten gegen den Boden und ignorierte den aufgetretenen Schmerz, denn ein anderer erfüllte nun ihr Herz. "So ein Theater für wenige Sterbliche," bemerkte ihr Gegner verächtlich und beobachtete sie ungestört weiter. "Du Mistkerl!!" schrie sie ihren Feind erbarmungslos an, "was soll das?! Wir hatten doch eine Vereinbarung!" "Beruhig dich, Wächterin. Ich erfülle nur deinen Wunsch. Sie werden freigelassen. Nur will ich nicht, dass sie sich in unsere Angelegenheiten einmischen. Das ist alles." Serinjas Augen verengten sich misstrauisch. Ihr Blick glitt an dem Schwert, das er immer noch in der rechten Hand hielt. "Wieso glaube ich dir nicht?" "Weil ich dir jetzt überlegen bin?" scherzte er und spielte mit der scharfen Klinge des Schwertes, "glaub mir, ich will dich nicht töten. Lebendig bist du für mich wertvoller als tot." "Das meine ich nicht. Ich dachte viel mehr an die Vereinbarung mit den Erdbewohnern. Die hast du doch auch nicht eingehalten, oder?" "Das ist etwas anderes." "Ach ja? Du hast sie doch trotz der Abmachung angegriffen. Was ist da also anders?!" Soranjas Schwert erglänzte kurz im Mondlicht, als es unerwartet in den harten Marmorboden gestoßen wurde. Die ungewöhnliche Klinge schnitt den harten Stein wie Butter durch und blieb in ihm stecken. Serinja beobachtete seine zornige Bewegung mit der Waffe völlig gelassen. Anscheinend hatte sie Recht. "Sie hatten mich betrogen und dafür mussten sie bezahlen. Sie glaubten wirklich, dass ich mich noch an der Vereinbarung halten würde, wenn sie ihren Teil nicht einhalten konnten. Verstehst du jetzt, warum sie dafür bezahlen mussten?" drehte er sich zu ihr um. "Du hast sie also nur bestraft, weil sie mich nicht gefangen halten konnten? Aber wieso denn so viele Unschuldige?" "Wir haben Krieg, wenn du das vergessen hast. Man muss unbarmherzig sein, um zu überleben." "Aber man kann es doch ändern, wenn man nur will. Und du," richtete sie sich langsam auf, "du hast die Macht dazu." "Sei nicht lächerlich. Ihr seid doch alle gleich," bemerkte er verächtlich, "Soranja behauptet auch immer das gleiche." Serinja sah ihn überracht an: "Lebt sie etwa noch?" "Was dachtest du denn? Im jetztigen Zustand ist sie vielleicht noch schwächer als du jetzt. Sie stellt für mich keine Gefahr da. Also warum sollte ich sie töten?" "Sie lebt also," lächelte Serinja zum ersten Mal glücklich und erhob ihre Hände zur Brust. Der dunkle Herrscher beobachtete sie misstrauisch. Er erinnerte sich noch zu gut, als sie diese Bewegung das letzte Mals tat. Die große Explosion damals auf der Erde. Es hatte ihn viel Kraft gekostet ihre Attacke überhaupt zu überleben. "Ich nehme an, dass du Soranja immer noch gefangen hältst," sprach Serinja nach einer stillen Weile und legte ihre verwundeten Hände in den Schoss. Ihre ganze Gestalt strahlte völlige Ruhe und Gleichmut. Sie spürte, dass ihre Freunde noch lebten und nun auch in Sicherheit waren. Bald musste sie ihr Geheimnis ihrem schlimmsten Feind verraten, aber das eilte nicht. Wenige Minuten früher oder später. Das spielte jetzt keine Rolle mehr. "Meine Bedingung bezieht sich auch auf sie, weil du sie gegen ihren Willen fest hältst." Ihr Gegner knurrte, als ob sie eine schmerzhafte Wunde berührt hätte. "Sie wird meine Sicherung sein. Erst als ich den Standort des Medaillons kennen werde, lasse ich sie frei. Bis dahin wird sie meine Gefangene bleiben." "Aber..." wollte sie protestieren, aber ein warnender Zeigefinger vor ihrem Gesicht brachte sie schnell zum Schweigen. "Reiz mich nicht, Wächterin. Mein Geduldsfaden ist sehr dünn," sagte er mit einer sehr ernsten Stimme, die jedoch gleich in eine menschlichere über ging, "wenn du sie aber unbedingt wiedersehen willst, kann ich sie hierher bringen. Sie wird mir nicht im Weg sein so wie deine Freunde, denn sie hat ihre Niederlage bereits anerkannt. Und wenn du mich betrügen solltest, dann wird sie daran glauben müssen," lachte er und drehte sich zum Ausgang, "wir sehen uns bald..." Winkend verschwand er dann völlig und hinterließ sie in der unbarmherzigen Dunkelheit allein. Erschöpft legte sie sich auf den Boden und schloss für einen kurzen Moment ihre Augen. Sie fühlte sich so schwach und müde. "Was soll ich jetzt tun?" flüsterte sie zu sich selbst. "Du könntest mir zum Beispiel endlich die Wahrheit sagen, Bunny," wurde plötzlich die unerträgliche Stille durch eine bekannte Stimme gestört. Überrascht öffnete sie ihre Augen und richtete sich auf. Vor ihr nah an einer gebrochenen Vitrine bewegte sich im selben Moment etwas und löste sich von der verräterischen Finsternis. Mit leichten Schritten kam langsam eine schwarze Katze auf sie zu. "Luna?" fragte Serinja etwas misstrauisch und versuchte mehr von ihrem späten Gast zu erkennen. "Erwartest du etwa jemanden anderen?" lächelte Luna ihre frühere Anvertraute an. "Luna, es ist schön dich wiederzusehen," streichelte Serinja das glänzende Fell der Katze, die dabei begann zu schnurren. "Noch hinter dem rechten Ohr..." sagte Luna genießerisch und streckte sich näher zu Serinjas Hand. "Du hast dich gar nicht verändert, Luna," lachte Serinja glücklich und kratzte sie leicht an der gewünschten Stelle. Die schwarze Katze streckte sich noch etwas, bis sie sich wieder zusammen nahm und sich ein bisschen von ihr entfernte. Mit einem neugierigen Blick glitt sie an Serinjas Gestalt und versuchte in ihr ihre alte immer weinende Bunny wiederzufinden. "Sie ist so anders, aber sie ist es," dachte sie verblüfft und legte freundlich ihren Kopf auf Serinjas rechten Schenkel. Es war so schön ihren Gerüch wieder zu riechen. Ein zarter Duft von Rosen umspielte ihre weiche Haut, die auch mit all den Verletzungen immer noch wunderschön aus sah. "Luna, es ist zu gefährlich hier lange zu bleiben," sagte die blonde Kriegerin plötzlich besorgt und berührte ihren blutverschmierten Rock, "er wird bald zurückkommen und ich will nicht, dass er dich hier findet." Die schwarze Katze sah sie verwirrt an: "Aber wer ist er? Und wieso quält er dich so?" "Wenn ich dir sagen würde, dass er das reinste Böse ist, dann würde ich bestimmt nicht übertreiben. Ich kenne ihn länger als mir lieb ist. Und glaub mir, ich wäre glücklicher, wenn ich ihn nie begegnet wäre. All das Leid..." Sie senkte ihren Blick, um tiefe Trauer in ihren Augen zu verbergen. "Er ist das Übel, dem jede Mondkönigin einmal im Leben trotzen musste, um ihre Reinheit und Unschuld zu beweisen. Um ihren Platz in dieser Welt zu verteidigen, mussten sie ihn versiegeln." Luna blinzelte verwirrt und stand auf: "Wovon sprichst du?" Serinja erhob ihren Kopf und sah Luna fest in die Augen: "Er ist die Verkörperung all unserer Feinde. Von Metalia bis zum mächtigsten Chaos. Sie alle waren ein Teil von ihm. Doch sie waren nur die Vorhut für sein wirkliches Kommen." "Aber warum? Wieso hat er uns denn nicht selbst angegriffen?" "Er konnte nicht und ich habe es erst heute begriffen, als ich ihn nach so langer Zeit wieder begegnete. Alles ist in der Vergangenheit veborgen und ich habe mich endlich erinnert... Den ersten größen Krieg gegen das Licht führte er mit gestohlener Kraft einer Göttin des Lichts. Mit Siwinjas Macht griff er den Mond an, in der Hoffnung alles Gute zu zerstören. Doch mit einem hatte er nicht gerechnet ? mit einer ebenso starken Magie, die ihn in gewissen Hinsichten sogar überlegen war. Zum ersten Mal lernte er die Macht des Silberkristalls kennen und wurde besiegt. Die erste Mondkönigin versiegelte ihn in die Abgründe seines Daseins." "Die erste Mondkönigin? Bedeutet das etwa, dass er indirekt zur Gründung des Mondreichs begetragen hatte?" "Ja, so kann man es sagen," nickte Serinja sichtlich erschöpft und lehnte sich gegen die Wand, "leider wurde die Mondfamilie mit jeder Generation schwächer und verlor Schritt für Schritt die Fähigkeit den Silberkristall vollständig zu beherrschen. So konnte er teilweise von seinem Gefängnis flüchten und neue Angriffe vorbereiten. Die erste Mondkönigin war sich aber dieser Möglichkeit bewusst und so begann sie ihre Visionen niederzuschreiben, um ihre Nachfolgerinnen zu warnen. Alle ihre Weisheit ist in einem Buch enthalten, das vor kurzem Ami und Miriam besaßen." "W-Was...?!" stotterte Luna noch verwirrter als vorher, "etwa das Buch, das ich meine?" Serinja nickte: "Ich habe es für dich vollständig geöffnet, damit du die Vergangenheit begreifst. Hast du es etwa nicht gelesen?" "Na ja, eigentlich..." kratzte sich die Katze verlegen, "nur die erste Passage, dann hatte Miriam es aus Versehen geschlossen und mir somit die Möglichkeit genommen es zu lesen." Serinja schwieg und beobachtete sie eine Weile. "Das erklärt vieles..." bemerkte sie dann und sah zum Mond hinauf, "leider macht es die Sachen noch schwieriger als sie bereits sind..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)