Last Desire 4 von Sky- (L x BB) ================================================================================ Kapitel 13: Ein Recht zum Leben ------------------------------- Andrew hörte eine vertraute Melodie, als sein Bewusstsein langsam wieder zurückkehrte. Ein Lied in einer Sprache, die er nicht kannte, doch genauestens zuordnen konnte. Es war Fredericas Lied. War er etwa wieder zurück im Institut, oder hatte er das alles nur geträumt? Nein, das war nicht Fredericas Stimme, die da sang. Sie war etwas älter, wenn auch sie nicht weniger wunderschön klang. Was ihm zudem noch auffiel war, dass er in einem Bett lag. Langsam öffnete er die Augen und spürte plötzlich eine Hand auf seiner Stirn. Eine bildschöne blonde Frau beugte sich über ihn und sah ihn mit Augen an, die genauso rot waren wie Beyonds. Feine asiatische Gesichtszüge machten dieses Bild nur noch schöner und Andrew blieb zuerst die Sprache weg. Wer war diese Frau? „Hey, alles in Ordnung. Du bist zusammengebrochen und Beyond hat dich hierher gebracht. Mein Name ist Rumiko, ich bin seine Schwester. Nun ja, Adoptivschwester trifft es eher.“ Sie war es also, die Fredericas Lied gesungen hatte? Aber… woher kannte sie dieses Lied? Und was wollte diese Frau von ihm? „Was… was willst du von mir?“ „Keine Sorge, ich beiße nicht. Nur, wenn du frech wirst. Beyond hat mir von eurem Streit erzählt und er bat mich, ein wenig zu helfen. Weißt du, er geht viele Dinge nicht gerade auf die sanfteste Art an und macht es einem nicht sonderlich einfach, ganz normal zu reden. Und besonders bei solchen Themen reagiert er sehr heftig, weil er selbst sehr schlimme Dinge durchleben musste. Er ist von einem alten Bekannten aus dem Waisenhaus, der sich Clear nennt, entführt, gefoltert und vergewaltigt worden. Deshalb hat er vorhin überreagiert und ich dachte, es ist das Beste, wenn ich als außenstehende Person mit dir darüber rede. Ich bin zwar bloß Musiklehrerin, aber auch studierte Psychologin und deshalb sehe ich so einige Sachen anders und kann Beyond helfen, dich besser zu verstehen.“ Diese Frau war Beyonds Adoptivschwester? Nun gut, damals hatte er schon gehört, dass sie ziemlich hübsch und klug sei, aber dass sie so umwerfend aussah, hätte er nicht gedacht. Und irgendwie hatte sie so eine sanfte und beruhigende Art und ihre Stimme hatte etwas Vertrautes an sich. Er konnte nicht erklären, wieso das so war. Irgendwie erschien sie ihm wie eine liebevolle Mutter, dabei war sie gerade mal ein Jahr älter als er. Sie reichte ihm schließlich ein Glas Wasser und eine Tablette. „Hier, die ist gegen die Kopfschmerzen. Und keine Sorge, ich möchte dich zu rein gar nichts drängen. Ich möchte nur helfen, dass es dir besser geht und dass Beyond dich besser versteht, das ist alles.“ L und Beyond hatten sich im Wohnzimmer hingesetzt und besprachen sich miteinander, während Oliver noch ein paar Dinge zu klären hatte. Die Stimmung war sehr bedrückt und das zu Recht. Denn so wie V am Telefon berichtet hatte, war das Institut bereits verlassen gewesen. Es war vollkommen leergeräumt und selbst L war es ein Rätsel, wie Dr. Brown das alles in so kurzer Zeit schaffen konnte und wie es ihm gelungen war, komplett unterzutauchen. Sie hatten wirklich gehofft gehabt, dass dieser Dr. Brown endlich gefasst werden konnte, doch nun war er einfach verschwunden und keiner konnte sich so wirklich erklären, wie er die Lunte gerochen haben konnte. Beyond hatte den Verdacht, dass sich der feine Neurologe schon so seinen Teil gedacht hatte, als Andrew abgehauen war und sich mit seinem besten Freund treffen wollte, der ein gefährlicher Serienmörder war. Da musste er es eben mit der Angst zu tun bekommen haben. Auch L hielt das für nicht ganz so abwegig, allerdings konnten sie sich nicht ganz so sicher sein. Wenigstens war es ein Teilerfolg, dass es ihnen gelungen war, Andrew in Sicherheit zu bringen. Doch Beyond ging es nicht wirklich gut, denn er hatte die unzähligen Verletzungen auf Andrews Körper gesehen. Die blauen Flecke, die Spuren von Fesseln und einige andere alte Narben. Er war in einer wirklich miserablen Verfassung und eigentlich war es ein Wunder, dass er sich so hatte bewegen können. „So eine verdammte Scheiße“, murmelte der BB-Mörder und aß ein wenig Erdbeermarmelade, um das alles irgendwie besser verdauen zu können. „Wenn ich den Kerl finde, werde ich ihm den Arsch mit einer Kettensäge aufreißen. So viel steht fest. Der wird es bitter bereuen, dass er Andrew so etwas angetan hat.“ L schwieg, denn auch er ärgerte sich, dass es ihm nicht gelungen war, Dr. Brown festnehmen zu lassen und er rätselte immer noch, wie es ihm binnen so kurzer Zeit gelungen war, das Institut zu verlassen, ohne auch nur Spuren zu hinterlassen. Immerhin war das gesamte Gebäude komplett leergeräumt und das war eigentlich vollkommen unmöglich gewesen, denn immerhin war es eindeutig dasselbe Institut gewesen, zu welchem Beyond Andrew zuvor begleitet hatte. Irgendwie lief das alles nicht mit rechten Dingen zu und bis er diesen Dr. Brown gefunden hatte, musste Andrews Sicherheit gewährleistet werden. „Glaubst du, dass Rumiko etwas finden wird?“ „Mit Sicherheit. Immerhin kriegt sie uns doch auch jedes Mal wieder auf die Spur. Geben wir ihr einfach etwas Zeit, dann wird sie es schon schaffen. Aber was hat denn O noch so dringend zu besprechen?“ „Er muss dem Vorsitzenden des Vention-Konzerns Bericht erstatten und ihn über die neuesten Entwicklungen in Kenntnis setzen. Außerdem muss ja noch geklärt werden, was mit Andrew geschehen soll. Immerhin muss jemand die Wartungen des Gedankenschaltkreises durchführen und seinen gesundheitlichen Zustand im Auge behalten. Er will dafür sorgen, dass er mit der Aufgabe betraut wird, damit Andrew zur Ruhe kommt und nicht schon wieder in einer Einrichtung landet.“ „Wenigstens etwas. Aber ich frage mich, wie Andrew wohl reagieren wird, wenn er erfährt, dass Dr. Brown abgehauen ist und ihn einfach zurückgelassen hat. Das wird er wahrscheinlich nicht verkraften. Und außerdem müssen wir dich gleich irgendwie verstecken. Was Andrew jetzt überhaupt nicht gebrauchen kann, ist noch eine Hiobsbotschaft nach der ganzen Scheiße, die er durchgemacht hat. Sonst wird alles nur noch schlimmer.“ L nickte und trank einen Schluck Tee mit extra viel Zucker. Irgendwie war diese ganze Situation mehr als frustrierend und da ging es ihm nicht anders als Beyond. Dass Dr. Brown entkommen war, stellte in seinen Augen eine Niederlage dar und er war eben ein schlechter Verlierer in der Hinsicht. Aber so schnell würde er sich nicht geschlagen geben. Er würde diesen Kerl schon finden. Der konnte sich doch nicht innerhalb von zwei Stunden komplett in Luft aufgelöst haben. Schließlich nahm Beyond seine Hand und betrachtete ihn nachdenklich. „Wir werden das schon alles hinkriegen, L. Aber ich möchte dir trotzdem für die Hilfe bedanken. Ich weiß, dass das alles nicht einfach für dich ist, vor allem wegen Andrew.“ Doch L schüttelte nur den Kopf und entgegnete „Ich sagte doch, dass es meine Pflicht ist, dass ich einschreite, wenn sich ein Verbrechen vor meinen Augen zuträgt.“ „Trotzdem finde ich das wirklich bewundernswert, dass du Andrew hilfst. Dafür bin ich dir wirklich dankbar.“ Und damit gab Beyond ihm einen kurzen, aber dennoch liebevollen Kuss. „Und wenn das hier alles vorbei ist, dann werde ich dich schön überraschen.“ Beyonds Grinsen war wieder zurück und L schüttelte den Kopf, dann drückte er den Kopf seines Lovers erst einmal weg. „Ich ahne nichts Gutes bei deinem perversen Grinsen und ich sage dir jetzt schon: nein, ich mache es nicht in der Küche mit dir, vom Auto ganz zu schweigen.“ „Du bist aber auch verdammt hartnäckig, mein Lieber. Na gut, wir verschieben diese Idee fürs Erste. Ich hab noch genügend andere Sachen, mit denen ich dich ärgern kann.“ Ich hab’s geahnt, dachte L und seufzte kopfschüttelnd. Dieser Knallkopf konnte aber auch wirklich nur an denselben Blödsinn denken. „War ja klar, dass dieser Kommentar von dir kommen muss.“ „Ach komm schon, L. Ich hab dich doch nur ein kleines bisschen ärgern wollen, das ist alles. Sag mal, beschäftigt dich die Sache mit Andrew eigentlich immer noch?“ Tatsächlich machte L das Ganze noch zu schaffen, besonders, nachdem er erfahren hatte, dass Andrew Gefühle für Beyond hatte. Da war es kein Wunder, dass er nicht wirklich begeistert war, wenn Beyond sich so für seinen besten Freund und seine ehemals große Liebe einsetzte. „Es ist nicht so, dass ich dir irgendetwas anhängen will, Beyond. Dir vertraue ich ja, das haben wir geklärt. Aber ich vertraue ihm nicht. Das ist alles.“ Als der Serienmörder das hörte, legte er einen Arm um L. Zwar hatten sie sich oft genug ausgesprochen, aber dennoch blieben da diese kleinen Restzweifel bei L und eigentlich war das ja auch natürlich. Immerhin war Andrew Beyonds erste große Liebe und er engagierte sich sehr für ihn, da konnte man L nicht verdenken, dass er nicht gerade begeistert war. „Kopf hoch, L. Sobald es Andrew besser geht und Oliver sich um ihn kümmert, werde ich wieder genug Zeit für dich haben.“ Schließlich wurde die Tür geöffnet und Rumiko kam herein. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war sie bereits zu einem Ergebnis gekommen. Sie ließ sich von Watari eine heiße Milch mit Honig bringen und sammelte sich erst einmal. „Und?“ fragte Beyond schließlich. „Was ist mit ihm?“ „Nun, Oliver führt noch eine Untersuchung mit ihm durch. Aber was sein Verhalten angeht, ist der Fall eindeutig: Andrew leidet am Stockholm-Syndrom. Er weist wirklich alle Anzeichen auf und es ist auch die einzig logische Erklärung dafür, dass er diesen Dr. Brown so energisch in Schutz nimmt und die Gewaltausbrüche entschuldigt. Zwar hat er mir nicht viel gesagt, aber ich konnte aus seinem Verhalten genug schließen. Wenn ich das so richtig verstanden habe, hat sich dieser feine Neurologe eine echt gute Masche zurechtgelegt. Er hat Andrew absichtlich aus dem Institut gehen lassen und immer, wenn dieser zurückkam, hat er ihn bestraft für sein Fehlverhalten. Und dabei muss er ihm auch eingeredet haben, dass sein Platz einzig und allein im Institut ist. Andrew begann irgendwann die Denkweise zu entwickeln, dass Dr. Brown nur Gutes für ihn will und selbst gar nicht diese Maßnahmen ergreifen will und er ihn mit seinem Fehlverhalten dazu zwingt. Und dieses Denken führte dazu, dass Andrew glaubte, dieser Doktor will ihn beschützen und würde ihn als einziger Mensch wirklich lieben können. Also sah Andrew diese grausamen Misshandlungen als seine eigene Schuld an und entwickelte den Wunsch, Dr. Brown zufrieden zu stellen und ihn nicht mehr zu verärgern. Aber ich glaube, dass er tief in seinem Herzen immer noch von diesem Kerl weg will und auch Angst vor ihm hat. Er ist in einem inneren Konflikt gefangen und es wird nicht einfach werden, ihm zu helfen. Ich würde vorschlagen, dass ein Traumapsychologe herangezogen wird. Meiner Einschätzung nach wird Andrew therapeutische Hilfe benötigen, um das alles zu verarbeiten und aus diesem Abhängigkeitsdenken herauszukommen. Alleine wird er das garantiert nicht schaffen und es gibt vieles, was er aufzuarbeiten hat. Und Traumapsychologen sind für solche speziellen Fälle besser geschult.“ Das Stockholm-Syndrom. Dieser Begriff war ihnen bestens bekannt und L hatte etwas in der Art schon befürchtet. Das passte einfach zu gut zusammen. „Und wie wirkte er sonst auf dich?“ „Sehr verunsichert, depressiv und er scheint so gut wie gar kein Selbstwertgefühl zu besitzen. Das wird noch ziemlich viel Arbeit werden, ihn wieder aufzubauen. Er ist eben der Typ Mensch, der denkt, er müsse es immer allen recht machen und wenn er das nicht kann, ist er für die Gesellschaft nicht von Wert. Damit setzt er sich selbst enorm unter Druck und ist dadurch sehr verunsichert und hat große Angst vor dem Versagen, oder andere zu enttäuschen. Das wird noch viel Fingerspitzengefühl erfordern. Und ihr meint wirklich, dass dieser Oliver das tatsächlich packt?“ Rumiko hatte ihn nur kurz getroffen, konnte ihn aber nicht sonderlich leiden, vor allem nicht wegen seines Charakters. Denn schon als sie sich das erste Mal begegnet waren, musste Oliver einen ziemlich miesen Anmachspruch vom Stapel lassen und hatte es sich damit augenblicklich bei ihr verscherzt. Das ließ sie ihn auch deutlich spüren, aber das kümmerte den Cyberterroristen überhaupt nicht. Er zuckte nur gelassen mit den Schultern und sagte nichts Weiteres dazu. Schließlich fragte Rumiko „War er schon im Waisenhaus so gewesen?“ „Ja, aber so schlimm wie jetzt war es damals nicht.“ Die Musiklehrerin nickte bedächtig und dachte nach. „Ich vermute, dass der Grund für seinen depressiven und labilen Charakter weiter in der Kindheit zurückliegt. Vermutlich hängt es mit dem Tod seiner Eltern zusammen, oder aber es ist dieses eine Erlebnis, worüber er nicht gerne sprechen will.“ „Welches Erlebnis?“ fragte L und war neugierig geworden. Doch Rumiko konnte nicht viel darüber sagen, da war Beyond der bessere Ansprechpartner und dieser erklärte es ihm. „Bevor Andrew in unser Waisenhaus kam, ist er in einem anderen aufgewachsen. In einer Nacht wurden sämtliche Kinder getötet, danach brannte das Heim nieder und Andrew war der Einzige, der dies überlebt hatte. Man hat bis heute nicht herausfinden können, wer der Mörder war und Andrew spricht auch nicht gerne darüber.“ „Ich vermute, dass wahrscheinlich das der Auslöser für seine argen Selbstzweifel ist“, erklärte Rumiko und trank noch einen Schluck von ihrer heißen Milch, bevor sie fortfuhr. „Wenn er mit angesehen hat, dass all die Kinder getötet wurden, während er sich verstecken konnte, muss er sich Vorwürfe machen, dass er damals unfähig gewesen war, die anderen zu retten. Und im Laufe der Zeit begann sich dieses Denken immer weiter bei ihm zu verstärken, sodass er sich wirklich für alles die Schuld gibt, was falsch läuft und mit ihm zu tun hat. Er glaubt, dass er es nicht verdient hat, dass er damals als Einziger überlebt hat und deshalb versucht er mit allen Mitteln, eine Bestätigung für seine Daseinsberechtigung zu finden. Das war zuerst, dass er dein Nachfolger wird, L. Als das gescheitert ist, sah er seine Existenzberechtigung darin, dass er an Beyonds Seite bleibt, doch wegen dieser Vorgeschichte glaubte er, auch darin gescheitert zu sein und damit steigerte er sich in den Glauben hinein, dass er kein Recht mehr zum Leben hat. Daraufhin brachte er sich um. Nun kommt Dr. James Brown ins Spiel: er holt Andrew zurück, gibt ihm die gewünschte Aufmerksamkeit und Zuwendung und vor allem gibt er ihm einen Grund, überhaupt am Leben bleiben zu dürfen: nämlich an seiner Seite zu sein und ihm zu gehorchen. Andrew kann nicht damit leben, dass seine Existenz für andere ein Problem darstellt und dieser heftige Wunsch, eine Aufgabe in dieser Welt zu haben, damit er weiterleben darf, hat ihn zu dem gemacht, was er jetzt ist. Wenn er für sich keinen Grund sieht, warum er für andere von Wert ist, hat er keine Daseinsberechtigung und darf deshalb nicht leben. Versteht ihr?“ L nickte bedächtig und begann an seiner Daumenkuppe zu kauen, während er grübelte. Er verstand zwar, warum Andrew so war und wieso er so depressiv und unsicher war, aber er konnte dieses Denken nicht wirklich nachvollziehen, dass man unbedingt eine Existenzberechtigung brauchte, um am Leben bleiben zu dürfen. Das war ihm einfach ein Rätsel. Selbst wenn es mit dem Massaker in diesem Heim zu tun hatte, war es doch nicht Andrews Schuld. Er hatte großes Glück gehabt, dass er das überhaupt überlebt hatte, da durfte er sein Leben doch nicht einfach so wegwerfen. Oder lag etwa darin sein Hauptproblem? Etwa weil er wusste, dass er als Einziger überlebt hatte und deshalb sein Leben nicht leichtsinnig vergeuden durfte? Womöglich sah er sich in der Pflicht darin, dass er der ganzen Welt einen Grund liefern musste, dass er weiterleben durfte, weil er in diesem Denken gefangen war, dass er es nicht verdient hatte, als Einziger überlebt zu haben. Wenn man es aus diesem Blickwinkel betrachtete, konnte man gut verstehen, wieso er so war wie er war. „Und du meinst, eine Traumatherapie wäre das Richtige für ihn?“ „Auf jeden Fall“, antwortete die Halbjapanerin entschieden. „Ich würde ja selber gerne helfen, aber in dem Fall braucht es einen speziell ausgebildeten Traumapsychologen und ich hab leider selber genug um die Ohren, weil ich demnächst noch Vertretungsunterricht für eine Kollegin machen muss. Aber ich denke, dass man ihm gut helfen kann, wenn er mit seiner Vergangenheit abschließt. So wie ich die Sache einschätze, ist diese Horrornacht im Heim sein momentan größtes Problem. Gleich danach folgen alle anderen. Wenn er mit dieser Heimgeschichte abschließen kann, wird es ihm leichter fallen, mit seinen anderen Problemen besser umzugehen. Das ist zumindest meine Ansicht. Aber er braucht jetzt sowieso erst einmal Ruhe. So wie er aussieht, muss er wirklich die Hölle durchgemacht haben. Ich muss jetzt aber auch langsam wieder nach drüben. Jamie wartet schon mit dem Abendessen auf mich.“ Damit verabschiedete sich die schwangere Musiklehrerin und versprach, demnächst wieder vorbeizuschauen. L und Beyond bedankten sich für die Hilfe und begleiteten sie noch zur Tür. „Wenn ich euch beiden noch einen Rat geben darf“, sagte sie noch an der Türschwelle und sah insbesondere Beyond dabei an. „Bringt ihm die Wahrheit bitte schonend bei und auch nicht gleich sofort. Er ist mit den Nerven völlig am Ende und das Letzte, was er braucht, ist noch mehr Aufregung. Ich habe ihm erst einmal etwas gesungen, damit er zur Ruhe kommt. Sollte aber etwas sein, sagt mir einfach Bescheid, ja?“ Sie versprachen es und damit ging Rumiko schließlich. Beyond und L gingen schließlich zurück ins Wohnzimmer und überlegten, was nun zu tun war. Die ganze Situation war nicht gerade einfach und sie mussten auch noch mit Oliver sprechen, ob er es auch wirklich schaffte mit Andrew. „Ich werde gleich mit O reden und fragen, was bei seinem Gespräch mit Vention herausgekommen ist. Außerdem werde ich mich mit dem FBI in Kontakt setzen, um diesen Dr. Brown zu finden.“ „Ist ja super. Wenn du Naomi Misora beauftragen willst, dann grüß sie schön von mir.“ „Den Teufel werde ich tun. Du hast versucht, ihr hinterrücks den Schädel einzuschlagen.“ „Immer musst du diese alten Kamellen aufwärmen. Die Gute lebt ja noch, also mach dir mal nicht gleich ins Hemd, Pandabärchen.“ „Und ich entsinne mich, dir schon mehrmals gesagt zu haben, du sollst mir keine Kosenamen geben.“ Damit kniff L ihn zur Strafe in die Nase, doch Beyond nahm das Ganze mit Humor. Zwar war das gerade nicht wirklich der beste Zeitpunkt dafür, aber er wollte L wenigstens ein bisschen aufmuntern und ihn von seinem Ärger ablenken. Es reichte schon, wenn er selbst mit der ganzen Geschichte zu kämpfen hatte, da sollte sich nicht auch noch L so dermaßen ärgern. Und das schien der Meisterdetektiv wohl zu merken, denn er lächelte und schüttelte den Kopf. „Du bist wirklich ein Knallkopf. Genauso wie deine Schwester manchmal.“ „Aber genau dafür liebst du mich doch.“ Damit gab Beyond ihm einen Kuss und umarmte ihn. „Weißt du was? Wenn ich mich um Andrew gekümmert habe, werde ich allein dir meine ganze Aufmerksamkeit widmen, L. Ich werde mal bei ihm nach dem Rechten schauen gehen und mal sehen, wie wir das alles regeln sollen und ob du entweder solange bei Rumiko unterkommen willst, oder ob ich Andrew woanders einquartiert kriege, damit er von uns nichts merkt.“ Damit wollten sie wieder ins Wohnzimmer gehen, doch als sie sich umdrehten, erstarrten sie beide sogleich, als sie Andrew sahen, der vor ihnen stand und vollkommen leichenblass war. Fassungslos sah der die beiden an und er sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. Erst jetzt wurde Beyond klar, dass sein bester Freund alles gesehen haben musste und nun über alles Bescheid wusste. „Andy… ich… ich kann das…“ „Ich glaub es nicht“, brachte der Rothaarige hervor und ballte die Hände zu Fäusten. „Du bist allen Ernstes mit L zusammen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)