Sempitermus Contheroletas von 01wolvslover ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Der dickliche Mann räusperte sich und sah zufrieden auf die Schüler, die sich vor ihm in der Feierhalle versammelt hatten. Ein neues Schuljahr war angebrochen und somit stand wieder die alljährliche Rede des Direktors an, denen die neuen Schüler gebannt lauschten und bei denen die älteren Schüler gelangweilt durch die Gegend starrten auf der Suche nach etwas spannenderem als dem langatmigen Vortrag ihres Schulleiters. „Ich freue mich,“, tönte schließlich die Stimme des Mannes durch den Saal, „auch heute wieder viele Neuzugänge und Schüler begrüßen zu können! Inzwischen ist das Jahr 1938, und wir heißen besonders unsere neuen Kameraden aus der Ostmark, und als diese Schule vor vier Jahren eröffnet wurde, war uns schon klar dass wir hier eine spezielle Elite erziehen! Wir bilden keine Parteigenossen aus, keine Bürohengste, keine Politiker oder zukünftige Führungspersonen! Wir machen aus euch die Männer die das deutsche Volk vor den übernatürlichen Wesen beschützen werden, die versuchen ihnen Schaden zuzufügen! An dieser Schule werdet ihr lernen wie man die Wesen tötet und ebenso werdet ihr in ihre Geschichte eingeführt um eure Feinde verstehen zu lernen! Gleichzeitig werdet ihr bei uns lernen die deutschen, übernatürlichen Volksgenossen zu respektieren und ihnen zu helfen sollten sie sich in Bedrängnis befinden. An dieser Schulungsstätte werdet ihr das Rüstzeug erhalten einen der modernsten Berufe mit hervorragender Ausbildung auszuüben! An den anderen Elite-Schulen, den Napolas, Adolf-Hitler-Schulen, Ordensburgen oder Junkerschulen wird der Sport nur zur körperlichen Ertüchtigung um seiner selbst Willen ausgeführt, doch eure sportlichen Fähigkeiten werden später überlebenswichtig sein! Ebenso wie der Sport ist auch Kameradschaft eine der wichtigsten Eigenschaften des Monsterjägers, von dem Vertrauen in eure Kameraden hängt euer Leben ab, weshalb ich die älteren Schüler dazu aufrufe sich um ihre neuen Kameraden zu kümmern und ihnen zu helfen. Wer diese Schule verlässt ist mit Fähigkeiten ausgestattet in die Sonderaufklärungstruppen der SS aufgenommen zu werden…“ „Und? Wie lang war die Rede dieses Mal?“ fragte Erwin, während die Jungen gemeinsam mit den anderen Schülern die Halle verließen und sich in die Richtung ihrer Unterkünfte begaben. Der Weg vom Schulgebäude zu den Unterkünften der Jungs dauerte länger als sonst, viele Schüler genoßen die Wärme und blieben lieber draußen, einige Übereifrige trainierten bereits an den Schießscheiben oder lernten. „Fünfzehn Minuten… Der wird immer länger mit seinem Gelaber!“ murmelte Wolfgang genervt und stieß die Tür zu dem Wohnheim der dritten Stufe auf. Hans Schmidt grinste kurz, sonst sagte er nichts zu dem Thema das immer aufs Neue diskutiert wurde. „Oh ja… Wenn wir nicht andauernd stehen müssten.“ Friedrich nickte und stieg die Treppe zu den Zimmern hoch. Hans warf einen kurzen Blick auf die Vorhalle in der sie schon oft zusammen gelernt hatten und noch öfter herumgelungert hatten. „Was habt ihr in den Ferien eigentlich gemacht?“ fragte Friedrich und ließ sich auf sein Bett fallen. „Ich war mit meiner Gefolgschaft in Norwegen, bin genau zum richtigen Zeitpunkt zurückgekommen!“ sagte Wolfgang grinsend und strich sich seine braunen Haare aus der Stirn, ehe er sich an die Fensterbank lehnte. „Ich war daheim.“ murmelte Friedrich neidisch, welcher bereits auf seinem Bett lümmelte und Block und Stift in der Hand. Der kleine Junge mit den dunkelblonden Haaren hatte es sich in den Kopf gesetzt den Direktor davon zu überzeugen Musik als Fach einzuführen, oder zumindest der Gründung einer Spielschar zuzustimmen, und schrieb seit bereits seit zwei Jahren an einem Lied für die Schule. Die Ideen und Texte verwarf er jedoch immer wieder, sodass er keine nennenswerten Vorschritte machte. „Was für ein Wunder!“ warf Wolfgang lachend ein und bekam dafür ein zusammengeknülltes Papier an den Kopf. „Ich war aber auch daheim...“, Hans setzte sich müde auf sein Bett, „Es gab sonst nichts anderes zu tun, außer HJ-Dienst natürlich.“ Der schwarzhaarige Jugendliche hatte die Hälfte der Ferien mit lernen verbracht, die andere Hälfte hatte der Dienst beansprucht. „Aber gut wieder hier zu sein…“ Die anderen Junge pflichteten ihm zu. Sie alle hatten das riesige Gebäude, in dem sie seit drei Jahren fast ununterbrochen lebten vermisst. Die Schule wurde einige Monate nach der Entdeckung der übernatürlichen Wesen erbeut worden. Damals hatte man mit ungefähr einhundert Schülern gerechnet, sodass nach dem Ansturm von Schülern, inzwischen besuchten 300 Schüler in insgesamt 12 Klassen die Schule, ein neues Wohnheim aus dem Boden gestampft werden musste. Das Schulgebäude selber war von einer Mauer umgeben die es von der umliegenden Umgebung abschirmte. Im Inneren dieser Mauer, das ein Tor mitsamt Pförtner hatte, führte ein breiter Weg der von mehreren Bäumen begrenzt war zu einem großen gepflasterten Vorplatz, an dem die Schüler die es zum ersten Mal sahen ehrfürchtig stehen blieben. Sobald man diesen Platz überquert hatte, kam man an eine breite kurze Treppe die zu der Eingangstür führte, und die von zwei Flaggen flankiert wurde. Das Schulgebäude an sich war in Hufeisenform gebaut worden und die einflügelige Bauweise machte es noch größer und imposanter, die Fassade war weiß gestrichen und die Fenster die die Wände in regelmäßigen Abständen säumten blitzen in der Sonne und blendeten so regelmäßig die Schüler, die sich lieber den Vorplatz ansahen auf dem sie jeden Morgen Sport treiben mussten. Sobald man die Eingangstür hinter sich gelassen hatte, betrat man eine helle Vorhalle von der rechts und links Holztreppen in die verschiedenen Stockwerke führten. Eine zweiflügelige Tür gegenüber der Eingangstür, die aus dunklem Holz geschnitzt worden war und in das man das Schulmotto eingebrannt hatte: Deutsche kraft! Deutsche Jagd! Die zweite kleinere Tür führte in den Essenssaal, in dem lange Tische und Bänke standen, die Lehrer und der Direktor nahmen ihr Essen am Kopfende des Raumes auf einer erhöhten Bühne ein. Rechts und links einige Schritte vor den Treppen zweigten Gänge ab, die zu den Klassenzimmern führten. Wenn man nun den Treppen in den ersten Stock folgte, gelangte man zu den Klassenzimmern der ersten Stufe. Die Zimmer des zweiten Stockes waren für die Schüler der zweiten Stufe und so fort. Sämtliche Böden der Schule waren mit dunklem Holz ausgelegt das die weißen Wände noch heller wirken ließ. Hinter dem Schulgebäude erhoben sich die zwei lang gestreckten Wohnheime der Schüler, die zweistöckig und ebenso weiß waren wie der Rest der Gebäude. Zwischen den beiden Wohnheimen war ein offenes Schwimmbecken das ca 100 Meter lang und 25 Meter breit war. Hinter dem Schwimmbecken erstreckte sich eine Aschebahn auf der die Jungen ihre Schnelligkeit und Ausdauer trainierten und auf der sie sich, wenn kein Lehrer in der Nähe war, sich Wettrennen lieferten, also genau genommen immer noch trainierten. Der Rest des Geländes wurde von einem Stall, einem Reitplatz und verschiedenen Schießplätzen eingenommen. „Habt ihr das von der Mädchenschule gehört? Das die vorhaben eine Jagdschule für die zu machen?“ unterbrach Wolfgang die Stille die sich wieder über das Zimmer der Vier gelegt hatte und Hans sah von dem Buch auf, in dem er nochmals die Möglichkeiten lernte wie man einen Vampir mit einer Kugel, und zwar nur mit einer einzelnen Kugel, töten konnte. „Ja…“, Erwin gähnte kurz, „Meine Schwester hat von nichts anderem mehr geredet… Dabei geht sie schon auf die Mädel-Napola in… Kolmarberg, da hat sie ungefähr zehn oder weniger Mitschülerinnen! Und wir hocken hier aufeinander…“ Hans lachte leise. „Komm schon! Jede unserer Stufen hat drei Klassen… Und die haben auch nur zehn Schüler! Es ist nicht so als hätten wir hier irgendwie Platzmangel“ Erwin winkte ab. „Eine Klasse pro Stufe ist für Zauberer! Außerdem kommen jetzt die Österreicher.“ „Wie viele sind das eigentlich?“ „Keine Ahnung… Zehn? Aber was mir gerade einfällt: Wer steht morgen auf und holt unseren neuen Stundenplan?“ fragte Wolfgang grinsend und zog beiläufig einen der beiden Dolche die an seinem Gürtel hingen. „Immer der der fragt!“ gab Erwin zurück und warf einen von Friedrichs zerknüllten Zetteln nach dem großen Jungen, welcher es lachend abwehrte. Sämtliche Zimmer in den Wohnheimen waren gleich aufgebaut, sodass sich jeder Schüler der die Stufe wechselte immer zurechtfinden konnte. Sobald man den Gang verließ, sah man zwei Stockbetten , an der Wand neben der Tür vier Spinde in der die Schüler ihre Uniform, Freizeit- und Sportkleidung aber auch Hygieneartikel und persönliche Gegenstände aufbewahrten, natürlich alles in tadellosem Zustand. Der Tür genau gegenüber war ein Fenster, das die meisten Schüler meist offen ließen um sich entweder abzuhärten oder sich um eine Erkältung einzufangen, wenn der gefürchtete Sportlehrer wieder etwas besonderes angekündigt hatte. Manchmal genoßen sie auch einfach nur das Wetter, auch wenn sie dafür nicht viel Zeit hatten. Der Stundenplan von Montag bis Samstag hatte, ganz nach dem Vorbild anderer NS-Eliteschulen, vormittags Schulfächer wie Mathe oder Englisch, dann zwei Stunden Zeit für Hausaufgaben die oft in der Bibliothek oder auf dem Schulgelände verrichtet wurden. Nachmittags war der Sport an der Reihe: Schwimmen, Leichtathletik, Schießen oder Reiten, an drei Tagen Bogen- oder Armbrustschießen und wer wollte konnte Messerwerfen üben. Danach hatten die Schüler, im krassen Gegensatz zu allen anderen Schularten, den Luxus jeden Abend der Woche ausgehen zu dürfen. Der Grund dafür war jedoch das man eine Stunde mit dem Rad fahren musste um auch nur in das nächste Dorf zu kommen, von der nächsten Großstadt ganz zu schweigen: dorthin brauchte man zwei Stunden mit dem Zug. „Glaubt ihr wir können den Direx endlich dazu überreden dieses blöde Bogen- und Armbrustschießen wegzulassen?“ warf Wolfgang in den Raum und stieß das Fenster auf um etwas frische Luft in das stickige Zimmer zu lassen. Zusammen damit drang auch die Wärme von draußen nun ungehindert in den Raum, und Erwin verzog das Gesicht. „Glaube nicht… Wie hat er das mal genannt? Rückführung zu den Wurzeln, oder so! Das Messerwerfen verstehe ich ja sogar noch! Aber wer rennt heutzutage noch mit Pfeil und Bogen, geschweige denn einer verdammten Armbrust rum?“ „Wir.“ sagte Hans trocken und fächelte sich mit seinem Deutsch-Heft etwas Luft zu. Die Anderen stimmten lachend zu, waren sich jedoch einig das es trotzdem bescheuert war das zu unterrichten. „Ach ja, wer will Fotos von meiner Schwester und ihren Freundinnen sehen?“ fragte Erwin grinsend und Wolfgang hielt ihm ungefragt 50 Pfennig hin. Die Fotos wechselten den Besitzer und Wolfgang überflog die Fotos, bis ihm Erwin die Hand hinhielt. „Und jetzt gib sie mir wieder!“ „ich hab dir 50 Reichspfennig dafür gegeben, Mensch!“ protestierte Wolfgang und Erwin lachte, während Hans genervt den Kopf schüttelte. „Habe ich gesagt du kannst sie behalten? Nein, also her damit!“ Murrend gab er ihm die Fotos wieder zurück und war nun um die Erkenntnis reicher, genau auf Erwins Wortwahl zu achten. „Mieser Hund… Du machst Geschäfte wie ein Jude!“ zog er den Kleineren auf, welcher bloß zufrieden grinste. „Die waren immerhin reich… Und da gibt es schlimmeres.“ Kurz schwiegen sie alle, als ihnen wieder klar wurde das hier manche wirklich auf die Schulgeldbefreiung angewiesen waren. Hans Eltern verdienten gut genug, und auch Friedrich und Wolfgang waren alles Andere als arm, doch Erwins Eltern hatten nicht sonderlich viel Glück gehabt: der Vater hatte ein Bein im Weltkrieg verloren, die Mutter arbeitete in einer Buchhandlung. „Aber,“, wechselte schließlich Hans das Thema, „wer von euch hat so eine gut aussehende Schwester wie Erwin?“ Die Anderen lachten, weil es stimmte: Hans selber hatte nur einen großen Bruder und eine große Schwester, die beide bereits in den Zwanzigern waren und nach Berlin und Wien gezogen waren. Wolfgang war Einzelkind und Friedrich war mit drei jüngeren Brüdern und einer Schwester gestraft, die immer alles über die Schule wissen wollten. „Allerdings kommt ja anscheinend ein echter Adeliger an unsere Schule… Das sind ziemlich viele Neuzugänge auf einmal! Erst die Österreicher, die wir erst morgen sehen werden und jetzt noch so ein Prinzchen!“ „Ja, davon hab ich auch schon gehört. Es heißt einer von denen ist ein verdammt guter Zauberer.“ „Es heißt auch der Führer sei groß und Goebbels hat gesunde Füße.“ warf Erwin ein und erntete Gelächter, das jedoch rasch wieder verstummte: an einer Schule mit Zauberern konnte es gut sein das die Wände wirklich Ohren hatten. Wolfgang schloß das Fenster wieder, es begann zu dämmern und keiner wollte irgendwelche Insekten im Zimmer herumfliegen haben. „Und Hans, du gehst morgen die Stundenpläne holen!“ „Meinetwegen…“ seufzte er und war froh dass sie auch den morgigen Tag noch keinen Unterricht hatten, da sie die Österreicher begrüßen würden. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Am nächsten Tag wurden die Schüler wie immer geweckt: durch einen Hornstoß, und anschließend durch ihren Stufenführer namens Erich Wunder, den Jeder seiner Untergebenen aus ganzem Herzen hasste. Der dürre Junge war dafür bekannt und gefürchtet dass er seinen Jungs gerne die Abende versaute, indem er ihnen mit den so genannten Maskenbälle* die Zeit und Energie stahl, sowie die Ordnung in ihren Schränken zunichte machte. „Hopp! Aus den Federn, Jungs!“ brüllte er nachdem er die Tür aufgerissen hatte und die Vier genervt auffuhren. „Arschloch…“ murmelte Hans müde, während sie hastig ihre Schlafanzüge gegen ihre Sportkleidung tauschten und ihre Betten machten. „Na ja, immerhin müssen wir danach nichts mehr machen…“ sagte Wolfgang gähnend und fuhr sich durch die Haare. „Zum Glück!“ murmelte Friedrich während sie den anderen Schülern folgten, bis sie auf dem riesigen Vorplatz standen und zu dem Sportlehrer sahen. Das Wetter war frisch, doch die Sonne ging bereits auf und tauchte den gepflasterten Platz in weiches Licht. Während sie der Sportlehrer anbrüllte und sie sich auf den Boden warfen, Liegestützen machten und wie Bekloppte hin- und her rannten, schaffte einer es sogar sich den Fuß zu verdrehen. Er und der Schüler der ihm zum Krankenzimmer half nutzten die Gelegenheit und verkrümelten sich für die restliche Zeit. Der Sport dauerte jeden Tag eine halbe Stunde, dann durften sich die Schüler duschen, umziehen und sich im Speisesaal versammeln. „Wie immer… Abwechslung pur!“ knurrte Wolfgang als das Frühstück aufgetragen wurde, dann winkte er einem der Mädchen hinterher das schüchtern zurücklächelte. „Aber immerhin lecker, also hör auf zu meckern…“ brummte Erwin und bestrich sich ein Brot. „Gibt trotzdem besseres… Aber der Hansen ist doch wirklich ein Schwein!“ Der Sportlehrer war ein beliebtes Thema: der dürre Mann war der einzige der Lehrer, der gemein zu den Schülern war und sie sogar mit Gepäck marschieren ließ, sodass dann viele von ihnen mit blutigen Füßen zurück kamen und erstmal ins Krankenzimmer mussten. Mit den restlichen Lehrern hatten sie allerdings Glück: diese waren ganz nach dem Vorbild der anderen Eliteschulen mehr Kumpel und Vertrauenspersonen als pures Lehrpersonal. Der Rest des Frühstücks verlief schweigend, danach machten sie sich auf den Weg zurück zu ihren Wohnheimen, normalerweise hätten sie nun Unterricht gehabt. Hans holte sich noch kurz die Stundenpläne für ihr Zimmer im Sekretariat ab, dann hastete er seinen Kameraden hinterher. „Deine Krawatte ist schief.“ flüsterte Hans Erwin zu, der versuchte sie sich so unauffällig wie möglich zu richten. Sämtliche Schüler standen nach Stufen getrennt auf dem Vorplatz der Schule, während ihr Direktor das Ganze wieder als Anstoß genommen hatte eine seiner Reden zu schwingen, dieses Mal über die Schönheit der Ostmark. Währenddessen schwitzten die Schüler in der inzwischen voll aufgegangenen Sonne vor sich hin und wünschten sich, sie hätten dünnere Uniformen. Die Oberteile waren für den Sommer zu dick und für den Winter zu dünn, der Direktor sagte das dies die Schüler abhärten solle, wofür viele Schüler den dicken Mann nicht leiden konnten. Doch es war Vorschrift die Uniform immer korrekt zu tragen und so standen sie in langen schwarzen Hosen und dunkelblauen Uniformoberteilen in der prallen Sonne, die Gürtelschnallen der Hüft- und Schultergürtel erhitzen sich und auch die Dolche wurden zu warm als das man sie hätte anfassen können ohne sich die Finger zu verbrennen. Die neuen Schüler, es waren insgesamt 14 Neuzugänge, trugen noch HJ-Uniform die besser für das Wetter geeignet war. Doch auch sie würden bald in der Uniform der Jagdschule herumlaufen und schwitzen, dachten einige der Schüler feixend. Die dritte Stufe musste sich eine Stunde danach wieder auf den Platz einfinden, dieses Mal jedoch nur um ihre neuen Schüler zu begrüßen. In die erste und zweite Stufe waren neun der Neuen gekommen, die dritte Stufe würde nun drei Schüler mehr zählen. Konrad Vornehm, Heinrich Rose und Hans von Beck. Konrad Vornehm war ehemaliger Österreicher und das einzig auffällige an ihm war das der braunhaarige Junge einen zahmen Adler als Haustier hatte. Inzwischen trug auch er die Schuluniform, die sie sich in der Zwischenzeit geholt hatten. Heinrich Rose war Deutscher und auch er hatte die Schulregeln gelesen, die besagten des es erlaubt sei ein Haustier mitzubringen solange man sich um das Tier kümmerte und in der Schule ohne Probleme mithielt, und ein Frettchen war sein ständiger Begleiter. Ehemals war er in der Nachrichten-HJ gewesen und freundete sich bald mit Friedrich Wagner an. Sonst fiel der immer lächelnde Junge durch seine Augen auf: sein linkes war grau, das Rechte war blau. Der letzte Schüler war der Adelige Hans von Beck, ein gefühlskalter und emotionsloser Junge von 15 Jahren. Das auffälligste an ihm war das HJ-Leistungsabzeichen** das er sich an seine Uniform gesteckt hatte, er wurde von der ersten Sekunde an als Angeber abgestempelt. Die Neuen wurden auf verschiedene Zimmer aufgeteilt und bekamen einen Stundenplan ausgehändigt, trotz dessen das die Schule immer gut besucht war: es blieben immer einige leere Betten in den Zimmern. Eine zweite Chance gab es nicht: Wer zu schlecht war oder durch negatives Verhalten wiederholt auffiel wurde ohne große Worte rausgeworfen. Den Rest des Tages hatten sämtliche Schüler zur freien Verfügung, sodass sich Viele auf ihre Zimmern, andere auf dem Sport- und auf dem Reitplatz aufhielten. „Also, was steht morgen an?“ fragte Wolfgang, die Vier hatten sich wieder in das kühle Zimmer verzogen. „Deutsch, Mathe, Englisch, Erste Hilfe. Später Sport und Reiten!“ Die Anderen grinsten, sie mochten fast alle der genannten Fächer. „Ach ja, ich wollte noch in den neuen Werkraum schauen. Kommt wer mit?“ fiel es Friedrich plötzlich wieder ein, was er sich am gestrigen Abend vorgenommen hatte. Hans und Wolfgang schüttelten die Köpfe. „Aber ich fahr gleich ins Dorf und kauf Briefmarken, braucht ihr noch was?“ fragte Hans, der bereits aufstand. „Nö, aber ich komm mal mit. Vielleicht gibt’s ja doch was.“ beschloß Erwin spontan, und so teilten sich die Vier. „Hans Schmidt und Erwin Bönke aus der Stufe Vier. Wir brauchen den Schlüssel für die Fahrräder.“ Der Pförtner nickte lächelnd und hielt ihnen den Schlüssel hin. „Wollt in die Stadt was? Aber, ihr kennts ja: Wenn ihr nach neun Uhr hier aufkreuzt habts ihr Pech gehabt!“ Die Jungen nickten, holten ihre Drahtesel aus dem Schuppen und gaben den Schlüssel wieder dem älteren Mann. „Was denkt der eigentlich wie lange wir wegbleiben?“ fragte Erwin grinsend und fuhr gelangweilt Schlangenlinien. „Denkt wohl wir haben da unsere Mädchen…“ gab Hans zurück und Erwin lachte. „Wenn es nur so wäre! Aber Nee! Wir kaufen ja nur Briefmarken für deine zwei Briefe pro Woche!“ „Was kann ich dafür dass mir nicht nur meine Mutter sondern auch noch Gretchen so oft schreibt, Mann?“ verteidigte er sich und verlangsamte sein Tempo etwas, um den Blonden nicht ganz hinter sich zu lassen. Der lachte bloß. „Was kann ich denn dafür dass du eine elfjährige Verehrerin hast?“ Hans schüttelte grinsend den Kopf. „Sie will bloß alles über die Schule wissen. Die Kleine will eben unbedingt Monsterjägerin werden… Die mit ihren hundert Geschwistern!“ Greta, oder wie viele sie nannten: Gretchen, war Hans Nachbarin und hatte so viele Geschwister das ihre Mutter das Mutterkreuz in Gold besaß. Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt erste Monsterjägerin der Welt zu werden. Der Rest der Fahrt verlief weitestgehend ruhig, mal abgesehen davon das sie sich auf dem letzten Kilometer ein Wettrennen lieferten, das schlussendlich beide verloren. Sie wurden gezwungen anzuhalten, und zwar von einem Auto, dem sie beide hinterher fluchten und bedeutend langsamer in die kleine Stadt mit dem winzigen Bahnhof einfuhren. „Ach! Die Elite kommt mal vorbei.“ wurden sie gleich begrüßt, von den Hitlerjungen des Dorfes. „Was denn? Neidisch weil wir hundert Mal mehr seid als ihr? Und schlauer?“ fragte Erwin grinsend zurück. Die Beziehung zwischen der HJ vor Ort und den Schülern der Jagdschule war, um es gelinde zu sagen, angespannt. Die beiden Gruppen konnten sich auf den Tod nicht ausstehen und waren sich spinnefeind. Wann immer sie aufeinander trafen gab es maximal eine kleine Prügelei, mindestens jedoch ein kleiner Streit. Die Zusammenarbeit ging eben nur auf dem Papier gut. „Macht bloß dass ihr weg kommt!“ zischte einer der Größte von ihnen, die rot-weiße Schnur wies ihn als Kameradschaftsführer aus. Ob Jagdschüler oder nicht, einem HJ-Führer und sei ein Rang noch so niedrig, wurde gehorcht. Auch wenn sie es auf ihre Weise taten: sie zogen ihre Dolche und taten so als würden sie die Anderen angreifen. Lachend fuhren sie davon, zumindest lachte Erwin. „Das war kindisch, Erwin!“ „Du hast auch mitgemacht… Und wir sollten lieber fix deine Sachen besorgen, wer weiß was die sich einfallen lassen wenn wir später noch da sind!“ Hans nickte nur, und so waren die Beiden nur Minuten später mit Briefmarken in der Tasche wieder auf dem Rückweg, die HJ auf den Fersen. Doch schon bald gaben auch die auf, die Fahrräder hatten. Sie hatten keine Lust sich zu zoffen, die Meisten von ihnen hatten sich nur die Mittagspause der Volksschule und ihre HJ-Zugehörigkeit zunutze gemacht und waren den Lehrern davon marschiert um kurz auszuspannen. „Diese Idioten!“ rief Erwin wiehernd und Hans schüttelte bloß den Kopf. „Auch wir hatten nur Glück! Wenn wir bei dem Sporttest mal gestolpert wären, würden wir auch noch mit der HJ zusammensitzen.“ Zur selben Zeit war Friedrich endlich dazu gekommen den neuen Werkraum zu begutachten. Es war mehr ein großer Holzschuppen, den man in der Nähe der Ställe gebaut hatte. Auch wenn er sich mehr für Musik interessierte, so hoffte er hier vielleicht auf etwas zu stoßen das nicht nur mit Waffen, allen voran den verhassten Armbrüsten und Bögen, zu tun hatte. Allerdings war das einzige einigermaßen Musikalische das er fand seine eigene Hundepfeife. Er hatte daheim vier Hunde und vergessen sie aus seiner Tasche zu tun. Kurz spielte er damit herum, dann blies er gelangweilt hinein. „Was wäre wenn man sogar das zu einer Waffe machen könnte?“ Verwundert drehte er sich um, hinter ihm stand einer der neuen Schüler. Es war der aus seiner Stufe erinnerte er sich, als er seine Augen bemerkte. Ein leises Geräusch ließ ihn nach unten blicken und sah ein schwarzes Tier, das er zuerst für eine Katze hielt. „Das ist Edgar, mein Frettchen.“ stellte Heinrich sein Haustier grinsend vor und hielt Friedrich die Hand hin. „Heinrich Rose, freut mich dich kennen zu lernen!“ Friedrich zögerte kurz, dann schlug er ein. „Friedrich Wagner. Hast du vielleicht Interesse an einer Spielschar unserer Schule?“ Wolfgang trieb sich aus Langeweile bei der Aschebahn herum und auch er stieß auf einen der neuen Mitschüler, oder eher stolperte fast über einen. Hans von Beck sah ihn kalt über den Rand des Buches an, dann wandte er sich wieder seiner Lektüre zu. „Du weißt aber schon, dass du hier gleich unten bist wenn du so weiter machst?“ fragte er grinsend und hockte sich einfach neben ihn. Nicht das man sein Verhalten mit purer Freundschaftlichkeit verwechseln durfte: er hatte lediglich gehört das ihr adeliger Neuzugang eine süße Schwester hatte. Keiner von ihnen konnte ahnen, dass diese Ruhe nur noch wenige Monate andauern sollte. Auch wenn einige der Zauberer der Schule plötzlich seltsame Träume hatten, voller Zerstörung, Tod und Bomben. Aber sie schwiegen. Immerhin waren es nur Träume, redeten sie sich ein. _____________________________________________________________________ * "Maskenbälle" eine besondere Form der Schickane an NS-Eliteschulen: der Führer vom Dienst befahl den Jungen, meist abends wenn sie Ausgang hatten, sich in aller Eile z.B. Sporthosen und Uniformoberteil anzuziehen oder ähnliches. ** HJ-Leistungsabzeichen: wie der Name schon sagt, wurden mit diesem Abzeichen die Leistungen der Hitlerjungen getestet. Die drei Hauptgruppen (Leibesübungen, Ziel- und Marschübungen, Geländesport) umfasste damals unter anderem Kleinkaliberschießen, Marschübungen sowie Kartenkunde, Meldewesen und Tarnung. Verliehen wurden sie in drei Stufen: In Eisen (15 Jahre), in Bronze (16 Jahre) und in Silber (17 Jahre und älter). 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