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Obwohl wir verdammt sein werden

Dämonische Geschwister
von

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Dämonische Geschwister

„Verstehe. Also das ist einer der berühmten Glasgows?“ Lelouch betrachtete den Stahlkoloss vor ihm. Der Knightmare vor ihm war um die fünf Meter groß und für eine Kriegsmaschine äußerst schlank, abgesehen von der großen Kapsel für den Piloten, die sich nach hinten hinauswölbte. Der längliche Kopf des humanoiden Roboters war von dicken Panzerplatten geschützt, die dem Piloten dennoch ein gutes Sichtfeld durch die Kameras am Kopf des Knightmares erlaubten.
 

„Ja“, sagte Schneizel, der neben ihm stand. „Die Wissenschaftler in meinem Camelot- Projekt arbeiten hart daran, diese Knightmares in eine mächtige Waffe für das Imperium zu machen. Nach dem enormen Erfolg, den wir mit dem Prototypen hatten, den Lady Marianne steuerte, werden diese Maschinen hier zum ersten Mal in Massenproduktion gefertigt.“
 

Lelouch legte eine Hand auf den schwarzen Lack der Maschine und spürte den kalten Stahl unter seinen Fingern. Diese Maschine war ein Raubtier, bereit zu töten.
 

Ein Techniker in einem ölbeschmierten Anzug kam angerannt. Er wirkte erschöpft, nahm aber Haltung an und verbeugte sich vor Schneizel und Lelouch.

„Eure Hoheiten.“
 

Schneizel hob eine Hand. „Ruhig, Soldat. Klärt Prinz Lelouch hier lieber über die Vorteile dieser Maschine auf.“
 

Der Techniker salutierte. „Jawohl, eure Hoheit.“ Er wandte sich Lelouch zu. „Sir, diese Knightmares haben gegenüber herkömmlichen Kampffahrzeugen den Vorteil ihrer humanoiden Form und ihres geringen Gewichts von nur knapp acht Tonnen, was ihre Manövrierfähigkeit erhöht. Sie haben die Möglichkeit sich wie ein Mensch hinter Deckung zu ducken oder zu springen, was sie in unwegsamem Gelände absolut tödlich macht. Mithilfe von Seilzügen im Knightmare selbst sind selbst große Höhen kein Problem mehr. Das erreichen sie jedoch durch fehlende Panzerung, weshalb ein Pilot diese Geschwindigkeit auch einsetzen sollte. Ein direkter Treffer von einer schweren Waffe wird sie schlimmer durchrütteln als einen herkömmlichen Panzer, der zwanzig bis achtzig Tonnen wiegt. Allerdings sollten diese bei einem talentierten Pilot überhaupt nicht fähig sein sie zu treffen. Wie bei allen Bodenfahrzeugen sind die Schwächen Luftangriffe und Artillerie. Der Knightmare wird jedoch die Geißel der Infanterie sein. “
 

Lelouch nickte zufrieden.

„Ich bin beeindruckt. Ich habe gesehen, was meine Mutter mit dem Prototypen anstellen konnte und ich brenne darauf, diese hier im Kampf zu sehen.“
 

Er fixierte den Techniker mit einem eiskalten Blick, der nervös von einem Fuß auf den anderen trat, wie Schneizel grinsend bemerkte.
 

Man traf nicht jeden Tag einen Zehjährigen, der diese Reaktion bei einem muskulösen Mann bewirkte. Nun ein normaler Zehnjähriger musste auch nicht wenige Tage nach dem Tod seiner Mutter und einer Schwester im Koma Vorbereitungen für einen Eroberungsfeldzug treffen. Schneizel half ihm so gut er konnte, doch er bemerkte, dass Lelouch ein natürliches Talent für Strategie und Taktik hatte, sowie ein gutes Auge, wenn es um das Kriegshandwerk ging. Was ihm fehlte waren ein wenig Erfahrung und ein paar Jahre.
 

Beides würde er bekommen, wenn ihm seine Aufgabe gelang und Schneizel fürchtete, dass er dann einen würdigen Gegner um den Titel des Thronfolgers haben würde.

Aber das war Zukunftsmusik. Erst einmal musste Lelouch die Invasion überleben und sich in den Augen des Imperators bewähren.
 

„Wie viele davon sind einsatzbereit?“, fragte Lelouch.

Schneizel antwortete für ihn: „Fünftausend. Der Glasgow ist der erste massenproduzierte Knightmare und als solcher noch ein Experiment. Wenn er sich als effektiv erweist, werden wir die Serie erweitern und vielleicht eine fünfte Generation von Knightmare Frames bauen.“
 

Lelouch nickte.

„Das wir reichen. Die siebte Armee wird mobil gemacht?“
 

Jeremiah, der wie immer schweigend einen Schritt hinter Lelouch gestanden hatte antwortete: „In ein paar Wochen sind wir zum Ausrücken bereit. Die dritte und die vierte Pazifikflotte binden die japanische Kriegsflotte und erlauben uns einen Großangriff auf ihre Küste zu führen. Wir haben vierhunderttausend Mann, so wie die achtzehnte, zweiunddreißigste und einundvierzigste Panzerdivision und die dritte und fünfzehnte Luftwaffendivision. Dazu kommt die erste, jemals gebildete Knightmare- Division.“
 

„Die Kommandanten erwarten dich übrigens innerhalb der nächsten Woche Lelouch, für Taktikbesprechungen.“
 

Lelouch schnaubte. „Die glauben mit Sicherheit ich sei nur ein närrisches Kind, das Soldat spielen will. Als ob ich mir das ausgesucht hätte.“

Jeremiah grinste. „Wir werden ihnen zeigen, aus welchem Holz ihr geschnitzt seid, eure Hoheit.“
 

Lelouch nickte. „Das werden wir, Jeremiah. Ich gehe jetzt. Schneizel, gib mir und Clovis Bescheid, wenn die Hauptleute hier ankommen. Ich habe die persönlichen Daten von ihnen bereits erhalten und durchgelesen und ich glaube die Meisten sind fähige Leute. Ich muss sie nur dazu kriegen einem zehnjährigen Kind zu vertrauen.“
 

Tief in Gedanken und mit sich selbst sprechend ging er davon, Jeremiah direkt hinter ihm, einen amüsierten Schneizel und einen perplexen Mechaniker hinter sich zurücklassend.
 

„Verzeiht, eure Hoheit, aber was denkt sich der Imperator dabei, wenn er ein Kind einen Angriff befehligen lässt?“, fragte der Mechaniker.

Schneizel kicherte. „Er hofft vermutlich, Lelouch würde dabei sterben. Auch der Imperator erkennt, zu was für einem gefährlichen Mann dieses Kind einmal heranwachsen wird. Was der Imperator nicht erkennt ist jedoch, dass die Verantwortung und der Schrecken des Krieges in einem so jungen Alter Lelouch dem Imperator immer ähnlicher machen.“
 

Schneizel blickte besorgt in die Ferne, seine Augenbrauen zogen sich zusammen, der Blick seiner blauen Augen wurde trüb und seine Stirn runzelte sich.

„Oder vielleicht ist es genau das, was er plant. Der Verstand meines Vaters ist komplex und berechnend, nicht einmal ich kann ihn durchschauen. Wir werden sehen müssen, was dabei herauskommt.“
 

Seine Augen klärten sich und er schien plötzlich zurück in der Gegenwart zu sein.

„Wie auch immer. Zurück an die Arbeit, Soldat!“, befahl er. „Ihr habt ein Land zu erobern.“

Der Mechaniker salutierte. „Jawohl, eure Hoheit!“
 

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Lelouch saß neben dem Bett seiner Schwester und beobachtete Nunallys sanftes Gesicht, ihrem ruhigen, gleichmäßigem Atem. Er hob eine Hand und strich ihr das Haar aus den geschlossenen Augen. Ihre Lieder bewegten sich nicht, genauso wenig wie der Rest ihres Körpers.
 

Lelouch seufzte. Ihm war niemals aufgefallen wie fragil Nunally war. Was für ein dünnes, naives Mädchen, so freundlich und süß, dass sie für alle ein Sonnenschein war und sogar den ersten Ritter der Tafelrunde, Bismarck Waldstein zum Lachen bringen konnte.
 

Jetzt waren ihre warmen, strahlenden violetten Augen geschlossen und nichts als eine ferne Erinnerung von fernen, grünen Tagen, bevor Lelouchs Welt in die Finsternis gestürzt wurde. Seine Augen schlossen sich und seine Gedanken flogen zurück in jene Tage, als er, Nunally und Euphemia im Garten des Aries-Palastes gespielt hatten, mit einer lachenden, jüngeren Cornelia, die sie anfeuerte.
 

Er erinnerte sich an jenen Tag, als Milly sie besucht hatte und sie in der Sonne gelegen und gelacht hatten. Der offenen und lauten Milly war es sogar gelungen die zurückhaltende und schüchterne Anya Alstreim dazu zu bringen mitzumachen. Wie hatten sie gelacht, als das zierliche und schüchterne Mädchen, das von seiner Mutter zur Pilotin ausgebildet wurde, die fast doppelt so schwere Milly mit ein paar geschickten Handgriffen zu Boden gerungen hatte.

Oder als Anya den Ganyamede- Knightmare Prototypen zum ersten Mal steuern durfte und prompt ein paar Bäume niederriss. Sie war mit der Zeit besser geworden, auf jeden Fall besser als Lelouch, der niemals wirkliches Talent beim Steuern eines Knightmares besessen hatte, trotz seiner Mutter. Anya jedoch war äußerst begabt und in ein paar Jahren mit Sicherheit einen Ritterschlag erhalten.
 

Das waren glücklichere Zeiten.
 

Lelouch schüttelte den Kopf und tauchte aus seinen Gedanken auf. Diese Zeiten waren vergangen. Er hatte jetzt wichtigeres zu tun. Er musste Verbündete am Hof sammeln, bevor er ausrückte. Er und Nunally waren von Feinden umgeben und es galt der Welt zu beweisen, wie dumm sie war, wenn sie sie einfach so für tot abschrieb. Er würde es ihnen zeigen, er würde es ihnen allen zeigen.
 

Er drückte noch einmal sanft Nunallys Hand und stand auf.

„Jeremiah“, sagte er.

„Jawohl, eure Hoheit“, sagte der Angesprochene pflichtbewusst, der wie immer auf einem Stuhl an der Tür gesessen hatte.
 

„Was ist nach dem Angriff mit Anya geschehen? Ich habe sie seither nicht mehr in der Villa gesehen.“ Er fühlte sich ein wenig schlecht, dass er nicht nach den anderen gesehen hatte, die seiner Familie nachstanden. Die Ashfords und Anya musste der Tod seiner Mutter ebenfalls hart getroffen haben. Und ohne die Unterstützung eines Mitglieds der königlichen Familie würden die Ashfords ihren Status nicht lange beibehalten.
 

Lelouch wandte sich in Richtung Tür.

Jeremiah beeilte sich ihm zu folgen. „Wohin gehen wir, eure Hoheit?“, fragte er. „Wir besorgen uns Verbündete“, antwortete Lelouch, als er den Raum verließ.
 

Der Sitz der Ashfords war nicht so groß wie der einiger der anderen Familien, die in der Hauptstadt lebten, was wohl daran lag, dass die Unterstützung von Lady Marianne die Unterstützung von vielen der anderen Adelsfamilien unmöglich machte, da sie von vielen wegen ihrer gemeinen Geburt verachtet wurde.
 

Dennoch als Erfinder des Knightmare- Prototypen und unter dem direkten Schutz von Marianne, „dem Blitz“, war es Ruben Ashford, dem Kopf der Familie gelungen eine große Menge Einfluss auf den Hof zu nehmen, der nun langsam verschwand, denn ohne Lady Marianne wendeten sich die Gezeiten des Hofes zu Ungunsten der Ashfords und von Lelouch.
 

Doch Lelouch hatte Pläne, große Pläne und auch die Ashfords sollten noch eine Rolle spielen, auf diesem gewaltigen Schachbrett von Strategie und Intrigen, das diese Welt darstellte.

Mit Jeremiah dicht auf den Fersen ging er die von Flieder und Rhododendron gesäumte Treppe zu den Doppeltüren hinauf, die aus hellem Holz bestanden.
 

Bevor Lelouch eine Hand ausstrecken konnte um die Türglocke zu läuten oder irgendetwas zu tun, schlugen die Türen mit einem Knall auf und ein blonder Blitz kam herausgeschossen und er spürte nur noch, wie er in eine knochenbrechende Umarmung gezogen wurde.
 

„Lulu“, hörte er Milly Ashford leise in seine Brust flüstern, ihre sonst so laute und lustige Stimme ein verweintes Wimmern. Langsam legte auch Lelouch seine Arme um sie.

Er streichelte ihren blonden Haarschopf und obwohl Milly sowohl älter als auch größer als er selbst war, spürte er, wie sie unkontrolliert in seinen Armen weinte.
 

„Beruhige dich, Milly“, flüsterte er. „Das passt nicht zu dir.“

Sie ließ ihn los und sah ihm ins Gesicht, ihre roten, verweinten Augen glitzerten im Licht der Sonne. Lelouch strich ihr noch einmal über den Kopf. „Ich muss mit deinem Großvater sprechen.
 

Er wandte sich zu Jeremiah um. „Warte hier!“, befahl er. „Ich bin bald zurück. Du auch Milly. Wir können später noch reden.“
 

Ein Klopfen an der Tür riss Ruben Ashford aus seinen Gedanken. Der ältere Mann in seinen späten Fünfzigern war müde und besorgt, seit Lady Mariannes Tod hatte er nicht mehr richtig geschlafen. Verbündete wandten sich von ihm ab, Geldquellen versiegten und Verträge lösten sich in Luft auf. Ohne Unterstützung der imperialen Familie war der Untergang der Ashfords und ihrer Fabriken besiegelt.
 

Auf seinem schweren Schreibtisch aus dunklem Holz lagen Dokumente und Papiere verstreut, tausende Pläne und Vorschläge, erwogen. Verworfen und zusammengeknüllt beiseite geschoben. Ein kleines Modell des Ganyamede- Prototypen stand neben einem Foto von Milly.
 

„Herein“, grunzte Ruben müde. Die Tür öffnete sich und Ruben schob seine Brille hoch um zu sehen, wer jetzt noch zu ihm kam. Er hatte vieles erwartet, zum Beispiel den Typen der ihm endgültig befehlen würde sein Anwesen zu räumen oder einen Meuchelmörder, aber gewiss nicht Lelouch vi Britannia.
 

Ruben lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Lelouch“, sagte er. Er lachte freudlos. „Man sagt ja geteiltes Leid ist halbes Leid, aber das ist lächerlich. Bist du gekommen um gemeinsam mit deinem Leidensgenossen unterzugehen?“
 

Lelouch verneigte sich nonchalant. „Ruben, es ist mir eine Freude. Aber ich bin enttäuscht.“

Er kam ein paar Schritte mehr in den Raum hinein und lehnte sich auf den überladenen Schreibtisch, der beunruhigend knarrte.

„Seit wann gibt der große Ruben Ashford so leicht auf? Warum bist du nicht da draußen und kämpfst mit Zähnen und Klauen?“
 

Ruben machte eine weit schweifende Handbewegung. „Sieh dich um Lelouch, ich bin am Ende. Prinz Schneizels Camelot- Projekt übernimmt meine Fabriken, es kommen keine Bestellungen mehr herein. Mit dem Tod von Lady Marianne habe ich meine letzten Unterstützer verloren. Mir bleibt nur noch übrig in eine der Provinzen zu ziehen und dort vielleicht eine Schule aufzumachen, damit Milly wenigstens ein halbwegs glückliches Leben haben kann. Mein machtgieriger Trottel von Sohn wird das gewiss nicht sicherstellen.“
 

Lelouch lächelte leicht.

„Da habt ihr gewiss Recht. Allerdings habe ich einen Vorschlag für euch.“

Ruben schnaubte. „Und was kannst du schon tun? Du bist genauso am Ende wie ich. Mit Mariannes Tod und ohne Nutzen für den Imperator bist du tot und das weißt du.“
 

Lelouch nickte.

„Das weiß ich nur zu gut. Mein Vater…“, er spuckte das Wort aus wie Gift, „… ließ da keinen Zweifel. Aber wenn er glaubt ich werde einfach tot umfallen, dann hat er sich geschnitten. Ich werde ihm zeigen, dass ich ihm von Nutzen bin und sie alle werden sehen wie Unrecht sie hatten.“
 

Ruben hob eine Augenbraue.

„Und wie willst du das anstellen? Ein toter Mann hat keine Rechte und seine Aufgabe für dich ist lächerlich.“
 

Lelouchs Augen wanderten aus dem Fenster, schienen aber weit in die Ferne zu starren.

„Ich glaube die Intentionen des Imperators reichen tiefer als du glaubst. Da ist ein Stück des Puzzles, das wir beide nicht sehen und ich habe vor dieses Stück zu finden.“

Er erwachte aus seiner Trance.

„Wie auch immer, zuerst ist es wichtig, dass wir überleben. Du wirst wohl in eine der Provinzen ziehen müssen und deine Schule aufmachen, denn im Moment haben weder du noch ich irgendwelchen politischen Einfluss.“
 

Ruben schnaubte erneut, diesmal lauter. „Das weiß ich selber wohl am Besten. Ich frage noch einmal, Lelouch. Warum bist du hier?“

Lelouch zeigte wieder sein freudloses Grinsen. „In welche Provinz wolltest du ziehen, Ruben?“
 

Ruben warf die Arme hoch. „Acht oder Zehn, warum sollte das wichtig sein? Du solltest lieber um deine eigene Position besorgt sein, nein um dein eigenes Leben.“
 

Lelouch schnippte mit den Fingern.

„Ich würde vorschlagen das in der elften Provinz zu tun.“
 

Ruben sah ihn verwirrt an. „Aber wir haben nur…“, dann schien er etwas zu realisieren und ein müdes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, seine Augen funkelten mit Interesse. „Was willst du damit andeuten?“
 

Lelouch erwiderte sein Lächeln. „Ich will damit andeuten, mein lieber Ruben, dass deine Tage als Knightmare Fabrikant vielleicht nicht vorbei sind, bevor sie begonnen haben. Es wird mir gelingen Japan zu erobern. Du weißt am Besten wie effektiv die Knightmares im Kampf sind. Schneizel hält Camelot fest in seinem Griff, aber ich denke wir zwei können eine ähnliche Organisation aufbauen, direkt an der Quelle für Sakuradite.“
 

Ruben sah ihn für einen Moment an, dann brach er in donnerndes Gelächter aus.

„Du erinnerst mich and deine Mutter, Lelouch, auch sie schien immer nach dem kompliziertesten und unmöglichsten Weg zu greifen etwas zu erreichen.“
 

Seine Augen fanden Lelouchs und er runzelte die Stirn.

„Gut Lelouch. Erobere Japan und ihn Zukunft wird die Ashford- Familie an deiner Seite stehen. Milly und ich werden dich mit den besten Knightmares versorgen, die die Welt jemals gesehen hat. Ich werde eine Liste fähiger Wissenschaftler zusammenstallen. Der Earl von Asplund arbeitet bereits für Schneizel, aber vielleicht…“
 

Er begann Namen und andere Dinge in seinen Bart zu murmeln.

„ Ich würde Anya als Piloten empfehlen. Ich freue mich auf unsere zukünftige Zusammenarbeit“, sagte Lelouch.
 

„Und ich erst“, grinste Ruben. „Mit meiner Unterstützung wirst du der gefährlichste Prinz, den Britannia zu bieten hat. Von einem in Ungnade gefallenen Prinz zum zukünftigen Imperator. Das wäre eine Geschichte, die sich lohnt zu erzählen.“
 

Lelouch blickte wieder aus dem Fenster.

„Vielleicht“, sagte er nur. Er verbeugte sch noch einmal kurz. „Ich gehe nun. Ich habe ein Land zu erobern.“

“Sicher“, sagte Ruben. „Und Lelouch!“, rief er hm hinterher, als der Prinz schon fast zur Tür hinaus war.

„Ja?“, fragte Lelouch.

„Komm Milly und mich ab und an mal besuchen.“

Lelouch grinste nur.
 

Lelouch ging die Treppe hinunter und blieb einen Augenblick lang vor einem Bild des Imperators stehen, das über dem Treppenabsatz hing. Ein finsterer Ausdruck trat auf sein Gesicht und er spürte, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten. Für diesen Mann waren sie alle, seine Frauen, seine Untergebenen und seine Kinder nichts als Werkzeuge, die gegeneinander ausspielte um seine eigene Macht zu erhalten und zu vergrößern.
 

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er urplötzlich in eine knochenbrechende Umarmung gezogen wurde.

„Lulu, schäm dich, mich einfach so abzuservieren.“

„Milly“, keuchte Lelouch. „Kann nicht atmen.“
 

Milly ließ ihn los und Lelouch schnappte nach Luft. Er sah sie an.

Milly hatte sich beruhigt und anstatt des weinenden Wracks und roter Augen starrte ihn das stets präsente Lächeln Milly Ashfords an, auch wenn es etwas gezwungen wirkte.

Lelouch strich ihr über den Kopf.
 

Er grinste.

„Siehst du“, sagte er. „Das ist Milly Ashford wie ich sie kenne. Wir werden diese Krise überstehen. Das alles wird uns nur stärker machen.“
 

Milly nickte und obwohl sie einen Kopf größer war als Lelouch vergrub sie ihren Kopf in seiner Brust.

„Ich habe Angst Lelouch. Was wird die Zukunft für uns bringen? Marianne war alles, was uns am Leben gehalten hat.“

Obwohl Milly jung war, war sie ebenso wie Lelouch äußerst intelligent und berechnend, was zusammen mit beeindruckenden Führungsqualitäten und einer äußerst anziehenden Persönlichkeit en gefährliches Gesamtbild ergab, was von vielen, auch ihren eigenen Eltern unterschätzt wurde.
 

Ruben Ashford sagte oft, er wünschte er könnte Milly zu seinem Erben machen anstatt seinen Sohn, der sich nur um seinen Status und nichts anderes kümmerte. Ruben Ashford war ein kluger Mann, wenn auch nicht der beste im Schachspielen, wie sich Lelouch mit einem schelmischen Grinsen erinnerte. Er erkannte Potential, wenn er es sah.
 

Lelouchs Augen nahmen einen grimmigen Ausdruck an, Zorn und Schmerz spiegelten sich darin. „Wir werden überleben, Milly. Nein. Mehr als das, wir werden siegen. Mein Vater wird es noch bereuen mich so einfach abgeschrieben zu haben.“
 

Er spürte wie Millys Arme sich um ihn schlangen und zum ersten Mal seit Tagen erlaubte Lelouch vi Britannia es sich zu weinen. Seine gesamte Fassade bröckelte von ihm ab und darunter kam ein verängstigter Zehnjähriger zum Vorschein, der in einem zu jungen Alter zu viel Verantwortung über Leben und Tod hatte.
 

Nur hier in den Armen einer der wenigen Personen, denen er vertraute, erlaubte er es sich diese Fassade abzuwerfen. Es war ein Moment der Ruhe vor dem Sturm, als er in den warmen Armen von Milly Ashford schluchzte.
 

Lelouch hatte die Villa der Ashfords gerade verlassen, als ein Mann in einer Dienstbotenuniform keuchend und schnaufend neben ihm zum stehen kam. „Eure Hoheit“, keuchte er außer Atem. „Eure Hoheit. Prinzessin Nunally ist erwacht.“ Ohne weitere Worte abzuwarten rauschte Lelouch in Richtung des Tores, Jeremiah direkt hinter ihm.
 

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„Nunally.“ Tränen schwammen in Lelouchs Augen, als er die dünne und fragile Gestalt seiner kleinen Schwester betrachtete. Nunally saß aufrecht im Krankenhausbett, die Augen geschlossen und das lange, braune Haar über die Schultern drapiert.
 

„Lulu“, flüsterte sie heiser. „Bist du das?“ Lelouch ließ sich auf der Bettkante nieder und nahm die Hand seiner Schwester. „Ich bin hier Nunally. Ich werde dich niemals wieder verlassen.“
 

Nunallys Stimme wurde panisch und sie begann heftiger zu atmen, als sie sprach: „Lulu, ich kann nichts sehen. Mutter ist… sie ist… Lulu ich habe Angst.“ Sie brach in Tränen aus und Lelouch umarmte sie.
 

„Keine Angst Nunally. Wir beide werden überleben. Gemeinsam werden wir es ihnen allen zeigen. Vater, Britannia, die ganze Welt soll sehen, dass es ein Fehler war uns abzuschieben.“

“Lulu“, weinte sie. „Versprich mir mich niemals zu verlassen. Nimm mich mit, wohin auch immer du gehst.“
 

Lelouch sah sie an. Ihre geschlossenen Augen, die dicken Tränen, die ihr schmales Gesicht herunter liefen, das sonst immer so fröhlich gewesen war. Ursprünglich hatte er vorgehabt sie hier zu lassen, unter dem Schutz der königlichen Familie, bis ihm klar wurde, dass er niemandem mit dem Schutz seiner Schwester trauen konnte. Nicht am Hofe Britannias zumindest. Aber war es wirklich das richtige das traumatisierte und verängstigte Mädchen mit auf ein Schlachtfeld zu nehmen?
 

Nunally gab einen lauten Schluchzer von sich und Lelouch drückte sie fester an sich. „Nichts wird uns jemals wieder trennen Nunally. Gemeinsam werden wir diese Welt auf die Knie zwingen“, flüsterte er.
 

Nunally küsste ihn sanft auf die Wange. „Ich werde immer an deiner Seite sein, großer Bruder. Bitte verlass mich nicht auch noch!“

„Niemals“, flüsterte Lelouch.

Nunallys Augen sprangen auf.
 

„Was sagt der Arzt?“, fragte Lelouch Jeremiah.

„Ob sie jemals wieder laufen kann ist unwahrscheinlich aber nicht unbedingt unmöglich, die Schäden an ihrer Wirbelsäule sind massiv“, sagte Jeremiah, als er gemeinsam mit Lelouch auf die schlafende Form der Prinzessin hinabblickte.
 

„Aber glücklicherweise war ihre Blindheit nur vorübergehend und durch das Trauma verursacht“, fuhr er fort.

„Eure Hoheit, ist es wirklich sicher sie mit auf ein Schlachtfeld zu nehmen?“
 

Lelouch seufzte. „Ich wünschte es müsste nicht sein. Ich wünschte wir könnten friedlich gemeinsam leben. Aber das soll nicht sein und um in dieser grausamen Welt zu überleben müssen wir ebenso grausam sein. Zuerst wollte ich Nunally davor beschützen, sie ein behütetes Leben führen lassen, aber der Imperator machte mir klar, dass das närrisch ist. Ich kann sie nicht hier lassen, das wäre mit unseren Feinden zu gefährlich, also werde ich sie an meiner Seite behalten. Gemeinsam kann uns nichts aufhalten.“
 

Er küsste Nunally auf die Stirn und ging hinaus.

„Ich hoffe ihr habt Recht“, sagte Jeremiah und folgte seinem Lehnsherren.
 

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Einige Wochen später saßen Lelouch und Jeremiah an einem großen, metallischen Tisch in einem kargen Raum des Kommandozentrums der siebten Armee. Sie waren in einem Militärstützpunkt an der Westküste Britannias, mit einem großen Hafen und einem enormen Strom von Versorgungsgütern. Auf dem Tisch lag eine große Karte, die die pazifischen Inseln, die Westküste Britannias und Japan zu sehen waren. Kleine Schiffe und Modelle zeigten die Standorte von Flotten und Armeen an. Der untere Teil des Pazifiks wurde von einem Durcheinander von Akten und Dokumenten verdeckt.
 

Lelouch saß auf einem Bürostuhl und seine Augen wanderten immer wieder zwischen zwei Akten hin und her, die er in den Händen hielt. Seine Stirn war gerunzelt und in seinen Augen lag eine Mischung aus Verwunderung und Ärger.
 

„Also Jeremiah“, sagte er leise, als er die Akten zu den anderen auf den Tisch warf und seinen Stuhl langsam in Richtung Jeremiahs drehte. „Mit wem genau werden wir hier arbeiten?“, fragte er, einen müden Ausdruck auf dem Gesicht.
 

Jeremiah nahm eine der Akten auf und öffnete sie, nachdem er einen Blick auf seinen Herrn und Prinzen geworfen hatte. Der Junge sah müde aus, er hatte seit dem Tag der Audienz nicht mehr richtig geschlafen. Er war beschäftigt gewesen, Vorbereitungen zu treffen und Pläne zu schmieden, für die Eroberung und die Zeit danach.
 

„Die siebte Armee wird von General Bartley geführt. Er ist Clovis treu ergeben und wird uns keine Probleme machen, allein schon weil Clovis dir folgen wird.“ Er schlug eine Seite in der Akte um und leckte sich über die Lippen.
 

„Die Flotte könnte schon eher ein Problem darstellen. Die fünfte Pazifikflotte wird von Amiral Joseph Luisenstadt geführt. Er ist ein Narr und ein arroganter Trottel.“
 

Lelouch durchwühlte die Akten.

„Er scheint aber einige erstaunliche taktische Leistungen vollbracht zu haben. Er hat bei den Eroberungen von den Provinzen Acht und Neun eine überlegene Flotte besiegt und die Blockade vor Jamaika gebrochen. Dafür hat er das Ritterkreuz verliehen bekommen.“
 

Jeremiah schnaubte. „Ich war dabei Prinz Lelouch. Ich war damals noch ein einfacher Soldat und habe auf seinem Schiff gedient.“

Seine Augen bekamen einen verträumten Ausdruck, als er sich für einige Sekunden in Erinnerungen verlor. Dann schnappte er wieder aus seiner Trance hervor.

„Was ich sagen wollte ist, dass Luisenstadt ein fetter Idiot ist, der ein Schlachtschiff nicht von einem Kreuzer unterscheiden kann.“
 

Lelouch hob eine Augenbraue. „Und was ist mit einen Leistungen? Wie hat er diese errungen, ohne Talent?“
 

„Die Antwort ist ganz einfach, eure Hoheit. Es waren nicht seine Leistungen.“
 

“Erkläre!“, befahl Lelouch. Sein Interesse war geweckt worden. Inkompetenz bei einem Kommandanten war etwas, was er sich in seiner Position nicht erlauben konnte und er verabscheute es, die Lorbeeren für das zu ernten, was jemand anderes getan hatte. Das ging gegen seine Prinzipien.
 

Jeremiah reichte Lelouch eine weitere Akte, an das mit einer Heftklammer das Foto einer jungen Frau geheftet war. Sie hatte helle Haut, langes, silbernes Haar und grüne Augen. Bekleidet mit einer blauen britannischen Marineuniform, lächelte sie freundlich in die Kamera.
 

Auf Lelouchs fragenden Blick hin sagte Jeremiah: „Vizeadmiral Verena Thrawn. Sie wurde schon früh als taktisches Genie erkannt, nachdem sie die Offiziersakademie in weniger als drei Jahren mit Auszeichnung abschloss.“
 

Jeremiah seufzte. „Wäre sie von den richtigen Leuten entdeckt worden, dann hätte sie jetzt gewiss ein hohes Kommando und wäre bestimmt schon in den Adel eingeführt worden.“

Lelouch nickte. „Britannia mag verrottet bis ins Mark sein, aber es belohnt Talent und Loyalität. Ich ahne worauf das hinausläuft, aber fahr fort, Jeremiah.“
 

„Sie wurde vom Falschen gefunden. Joseph Luisenstadt ist ein Vollstümper, aber ein Mitglied des Hochadels und somit darauf bedacht sein Gesicht nicht zu verlieren. Er rekrutierte sie direkt von der Akademie und sonnt sich im Glanz der Lorbeeren, die sie verdient hat.“

Lelouch schnaubte. „Klingt als hätte sie deine Bewunderung gewonnen.“
 

Jeremiah lächelte. „Ich glaube wir haben uns damals alle in sie verliebt. Sie war eine gute Kommandantin, freundlich und fähig. Im Gegensatz zu Luisenstadt selbst, der nicht nur mit drakonischen Strafen und Grausamkeit, sondern auch mit einer gehörigen Portion Unfähigkeit und Kurzsicht handelte.“
 

„Warum hat sie nie etwas dagegen unternommen? Selbst die geduldigsten Naturen werden bei solchen Dingen irgendwann zu viel haben.“
 

Jeremiahs Blick wurde grimmig. „Ihre Mutter ist blind und du weißt am Besten, was das in unserer Gesellschaft bedeutet. Als Mitglied des Hochadels liegt ihr Leben und Sterben in Luisenstadts Hand und deshalb bleibt sie weiterhin unter seiner Tyrannei.“
 

Ein Ausdruck von Zorn stand auf Lelouchs Gesicht.

„Das ist etwas Persönliches geworden“, sagte er. „Ich denke ich habe eine kleine Aufgabe für dich, Jeremiah.“
 

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„Bist du sicher, dass du dazu bereit bist, Nunally?“, fragte Lelouch. Er kniete vor dem schmalen Rollstuhl seiner kleinen Schwester, die ihn mit ihren großen, violetten Augen anstarrte, die den seinen so ähnelten, aber doch eine Unschuld besaßen, die die seinen niemals wieder besitzen würden. Und er, Lelouch war dabei diese Unschuld zu entfernen, sie in einen ebensolchen Dämon wie sich selbst zu verwandeln, ein Monster um in einer Welt voller Monster zu überleben.
 

Sie nahm seine Hände in ihre und drückte. Er sprach weiter. „Ich kann dich schützen. Ich kann dich in Euphemias oder Schneizels Obhut lassen. Ich werde schreckliche Dinge erleben und tun müssen um dein und mein Überleben zu gewährleisten. Dies ist deine letzte Chance auf ein behütetes, unschuldiges Leben.“
 

Nunally blickte ihm in die Augen, mit einer Entschlossenheit, die bei einer siebenjährigen Fehl am Platz wirkte. „Du bist alles was ich noch habe. Jeremiah hat mir alles erklärt. Cornelia und Euphie können mich nicht immer beschützen. Ich will stark werden, so wie du großer Bruder.“

Lelouch schloss die Augen. „Lass uns diese Welt gemeinsam in die Knie zwingen, kleine Schwester“, flüsterte er. Eine einzelne Träne in seinem Augenwinkel.

An diesem Tag nahm Lelouch nicht nur seine Unschuld, sondern auch die seiner Schwester. An diesem Tag wurden zwei Dämonen geboren
 

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Der Hafenbereich des Militärstützpunkts war ein Ort ständiger Geschäftigkeit. Die Kriegsschiffe im Hafen wurden mit Munition und Vorräten beladen, Soldaten und Arbeiter schleppten Kisten und transportierten Waffen und schwere Militärfahrzeuge und Knightmares wurden auf Transportschiffe geladen.
 

Neben den Transportschiffen lag vor dem Hafen die fünfte britannische Pazifikflotte vor Anker. Kreuzer, Flugzeugträger, Schlachtschiffe und viele weitere tödliche Werkzeuge der Kriegsführung zur See.
 

Das beeindruckendste davon lag direkt vor dem Hafen, ein gewaltiger Moloch aus Stahl, dessen gewaltige, gepanzerte Gestalt von den rauschenden Wellen des Pazifiks umspielt wurde. Ein neues Schlachtschiff der Britannia- Klasse, die neueste Kriegsmaschine der britannischen Flotte, ein gewaltiges, dreihundert Meter langes Monster, dessen schwere Geschütze wie lauernde Augen waren. Es war eine ruhende Bestie, bereit innerhalb von Sekunden Tod und Vernichtung zu speien. Der Name des siebzigtausend Tonnen schweren Kolosses stand in großen schwarzen Buchstaben am Bug des Schiffes: Vengeful Spirit.
 

„Was für ein passender Name“, murmelte Lelouch. „Man sollte meinen, mein Vater würde mich mit ein paar alten Fischkuttern ausrüsten um mich loszuwerden. Glaubt er etwa doch ich könnte gewinnen?“
 

„Der Imperator hasst Verschwendung mehr als alles andere“, sagte Jeremiah. „Er war beeindruckt von eurem Verhalten im Thronsaal und deshalb gibt er euch eine Chance, eure Hoheit. Er will, dass ihr ihn beeindruckt.“
 

„Oh, das habe ich vor“, murmelte Lelouch. „Zuerst räumen wir innerhalb dieser Armee auf, dann mit Japan und dann…“, er brach ab, seine Augen immer noch auf das Schiff gerichtet. Er schloss die Augen. „Und wenn Nunally und ich die Welt niederbrennen müssen, wir werden überleben. Und sie werden bezahlen, se werden alle bezahlen.“

„Ich bin an eurer Seite, eure Hoheit“, sagte Jeremiah.
 

Vizeadmiral Verena Thrawn war keine glückliche Person. Würde man sie fragen, ihren Tag zu beschreiben würde sie ihn als beschissen bezeichnen. Zuerst hatte das fette Schwein, das sich selber einen Admiral schimpfte sie geweckt. Sie wusste wirklich nicht wie lange sie ihn sich noch vom Hals halten konnte und er anfing mehr einzufordern als nur ihr taktisches Genie. Dummerweise war er alles, was ihre Mutter vor der Grausamkeit es britannischen Systems beschützte und sie wusste sehr gut, was er ihr antun könnte, sollte sie sich ihm verweigern.
 

Dann kamen die neuen Befehle. Der Eroberungsfeldzug gegen Japan war sowieso schon lange geplant, aber als sie hörte, wer der Kommandant für den Angriff sein sollte wurde ihr Tag richtig furchtbar. Sich mit der imperialen Familie herumzuschlagen war generell schon schlimm genug, arrogante Bastarde, aber ein zehnjähriges Kind. Genie oder nicht, das war lächerlich. Und Admiral Luisenstadt und sie waren gerade af ihrem Weg ihn zu treffen.
 

„Wenn dieses Balg glaubt es könnte mich herumkommandieren hat es sich aber geschnitten“, grummelte Joseph Luisenstadt, als er seine gewaltige Körpermasse durch die Gänge des Kommandozentrums manövrierte. Der Mann war fett. Nicht nur dick sondern wirklich fett. Thrawn verabscheute ihn aus den tiefsten Abgründen ihres Herzens, aber ausnahmsweise stimmte sie zu. War der Imperator wahnsinnig geworden?
 

Beide blieben vor einer schweren eisernen Tür stehen, auf der mit Edding Lelouch vi Britannia geschrieben stand, wobei der Name des vorherigen Kommandanten durchgestrichen war. Verena hob eine Augenbraue. Das war seltsam, sie hatte Goldbuchstaben erwartet. Mit den verdammten Imperialen war es meist so, eine pompöse Bande von Snobs, auch wenn einige davon verdammt gefährlich sein konnten.
 

Aber das war der Sohn von Marianne vi Britannia. Vielleicht war er, wie sie anders? Verena gehörte zu den Bewunderern von Lady Marianne und war schockiert über ihren Tod gewesen. Aber wie gefährlich konnte ein Zehnjähriger schon sein? Sie wusste es nicht, aber diese Worte sollten zu ihr zurückkommen und ihr in den Hintern beißen.
 

Ein gemurmeltes „Herein“, ertönte auf das Klopfen des Admirals und er drückte die Tür auf. Dahinter befand sich zu Thrawns Überraschung nicht etwa die luxuriös eingerichtete Zurschaustellung von Verschwendungssucht, die man sonst beim britannischen Adel fand, sondern ein kleiner Raum, mit ein paar Stühlen, einer Tür in der Rückwand und einen großen, mit Papierkram überfluteten Schreibtisch.
 

Neben dem Schreitisch stand ein großer Mann mit grünlichen Haaren und einem grimmigen Ausdruck auf seinem schmalen Gesicht, die Hand um den Griff des Schwertes an seiner Hüfte geschlossen. Seine gesamte Haltung war die eines Leibwächters, vorsichtig die Umgebung beäugend.
 

Hinter dem Schreibtisch saß auf einem Drehstuhl zurückgelehnt der Prinz, Lelouch vi Britannia. Er war anders, als Thrawn erwartet hatte. Zugegeben, sie hatte nicht genau gewusst was sie erwarten sollte. Ein stotterndes Wrack ohne Selbstvertrauen, in Trauer um den Tod seiner Mutter versunken? Ein arrogantes Balg, von Rachegedanken verfolgt?
 

Aber gewiss nicht einen vollkommen ruhigen, beinahe unmöglich zu lesenden Jungen, dessen Körperhaltung nicht nur Selbstvertrauen ausdrückte, sondern sogar Gehorsam verlangte und dessen stechende, violette Augen direkt in ihre Seele zu blicken schienen. Er erinnerte sie, trotz seines jungen Alters geradezu unangenehm an den Imperator. Sie war nicht ignorant genug um die Gefahr, die von ihm ausging aufgrund seiner Jugend zu verkennen. Charles zi Britannia hatte in jüngeren Jahren Todesurteile verteilt.
 

„Seid gegrüßt, Admiral Luisenstadt, Vizeadmiral Thrawn“, sagte er mit einem falschen Lächeln. „Ich denke wir haben ein paar Dinge zu besprechen.“
 

„Eure Hoheit“, sagte Thrawn mit einer kurzen Verbeugung. Der Admiral murmelte irgendetwas Unverständliches und nickte leicht mit dem Kopf. Lelouch verengte die Augen, winkte dann aber ab.
 

„Es ist mir wirklich eine Freude“, sagte er mit viel zu freundlicher Stimme, „einen solch berühmten Kommandanten unter mir zu haben. Die Bericht über eure Erfolge waren äußerst… einleuchtend.“ In seiner Stimme schwang ein leiser Unterton von Gefahr mit, den der Admiral aber nicht zu bemerken schien. Thrawn verengte de Augen. Irgendetwas an dem Prinzen strahlte eine Aura von Gefahr aus, etwas gefährliches, wie ein Raubtier, dass seine Beute auf der Suche nach einer Schwäche umrundete.
 

Admiral Luisenstadt jedoch schien es nicht zu bemerken. Lelouchs Lippen kräuselten sich zu einem schwachen, grausames Grinsen.

„Natürlich mache ich es mir zur Aufgabe die Vergangenheit und die Fähigkeiten meiner Offiziere zu kennen“, fuhr Lelouch fort, wobei sein Blick über Thrawn fuhr, die ein Schaudern nicht unterdrücken konnte. Diese Augen dürften keinem Zehnjährigen gehören.
 

„Dabei hatte ich das Glück, dass Lord Gottwald hier…“, er wies auf den Leibwächter, der Thrawn jetzt vage bekannt vorkam, „… bei der Eroberung der achten und neunten Provinz dabei und eure… Fähigkeiten beschrieben hat.“
 

„Eure Hoheit?“, fragte Luisenstadt verwirrt, während Thrawn zu schwitzen begann. Wenn der Prinz den Admiral hier bloßstellte, dann war ihre Mutter so gut wie tot. Sie sah den Prinz flehend an, der ihren Blick nur mit einem amüsierten Lächeln erwiderte.
 

„Ich beschloss der Tatsache weiter nachzugehen.“ Er schnippte mit den Fingern. „Nunally!“, rief er. „Bring unseren Gast herein!“
 

Die Tür hinter ihm öffnete sich und herein kam ein kleines Mädchen im Rollstuhl, offensichtlich die verkrüppelte Schwester des Prinzen, ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht. Ernsthaft was gab die imperiale Familie ihren Kindern zu essen, dass sie in diesem Alter bereits so drauf waren?
 

Doch die Person die hinter der Prinzessin hereinkam raubte Thrawn den Atem. Dort stand ihre Mutter, die sie all die Jahre versucht hatte zu finden, die all die Jahre als Geisel gehalten wurde, mit der sie nur über kurze Telefonanrufe kommunizieren durfte, der Grund warum Luisenstadt sie herumkommandieren konnte.
 

Sie schien gesund und lächelte, während sie sich an Nunallys Arm festhielt.

Luisenstadts Augen weiteten sich. „Wie…“, flüsterte er.

Jeremiah Gottwald, der die ganze Zeit über still gewesen war trat hinter den Admiral und blickte verächtlich auf ihn herab.
 

„Deine Leute waren erstaunlich redselig mit einer Pistole am Kopf“, sagte er.

Lelouch stand nun auf.

„Deine Schauspieltalente sind erbärmlich, du warst zu dumm um deine Machenschaften wirklich geheim zu halten. Deine Stümperhaftigkeit und Inkompetenz sind eine Gefahr und werden nicht länger toleriert.“
 

Luisenstadt grollte: „Du kleiner Bastard. Was glaubst du kannst du schon tun? Du bist niedriger als Abschaum, der die Gusti des Imperators verloren hat, genau wie deine wertlose Mutter. Das wird Konsequenzen haben. Ich bin vom Hochadel und ich weigere mich…“
 

Er wurde unterbrochen, als ein Tritt von Jeremiah ihn in die Knie zwang.

Lelouchs Stimme war eiskalt geworden und sein Blick tödlich.

„Joseph Luisenstadt. Ich Lelouch vi Britannia elfter Prinz des heiligen britannischen Imperiums, siebzehnter Thronfolger und Oberkommandierender der siebten britannischen Armee sowie der fünften Pazifikflotte nehme dir hiermit all deine Titel und Auszeichnungen, die du durch Betrug erlangt hast.“
 

„Das kannst du nicht tun“, flüsterte Luisenstadt voller Zorn. „Du verfluchter kleiner…“
 

„Und ob ich das kann“, knurrte Lelouch. „Des Weiteren klage ich dich wegen Erpressung, Anlügen eines Mitglieds der imperialen Familie, Betrug, dem Aneignen der Auszeichnungen anderer und Beleidigung eines Mitglieds der imperialen Familie an. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“
 

Luisenstadts Nasenlöcher bebeten vor Zorn. „Du kleiner Abschaum. Ich habe einflussreiche Freunde. Ich werde dich vernichten und deinen Namen noch weiter durch den Dreck ziehen, bis du nur noch erbärmlich verrecken kannst, wie deine Hure von Mutter!“ Sein fettes Gesicht war rot und seine Schweinsäuglein zu Schlitzen verengt.
 

Lelouchs violette Augen waren eiskalt, als ein tödlich, grausames Lächeln über sein Gesicht strich.

„Und deshalb lässt man potentielle Gefahren nicht zurück. Wegen der genannten Anklagepunkte verurteile ich dich hiermit zum Tode.“
 

Luisenstadt stieß ein leises Quieken aus, als er Jeremiahs eisernen Griff auf seiner Schulter spürte. Lelouch griff unter seinen Schreibtisch und zog eine leichte Pistole hervor.

Er richtete sie auf Luisenstadt. „Ich bin nicht dumm genug um potentielle Gefahrenquellen am Leben zu lassen. Du hast tatsächlich einflussreiche Verbündete und im Militär wäre deine Stümperhaftigkeit eine Gefahr.“
 

Ohne ein weiteres Wort schoss er und Luisenstadts Gehirn verteilte sich auf dem Boden und auf Jeremiahs Kleidung. Lelouch steckte die Pistole weg.
 

„Jeremiah geh dich umziehen!“ Er sah die erschrockene Thrawn an, die neben ihrer Mutter stand. „Ich gebe euch zwei ein wenig Zeit alleine, aber danach haben wir einen Krieg zu planen, Admiral Thrawn.“
 

Kurz schien Thrawn zu erschrocken zum sprechen, doch dann salutierte sie. „Jawohl, eure Hoheit.“

„Gut. Und finde jemanden, der die Sauerei hier wegmacht. Komm Nunally! Lassen wir den beiden etwas Privatsphäre.“
 

Damit ging der Prinz hinaus, gefolgt vom Rollstuhl seiner Schwester und ließ die wiedervereinigte Familie mit einer blutenden Leiche alleine. Nur gut, dass ihre Mutter blind war, dachte sich Thrawn, als sie ihre Mutter den anderen Weg hinausführte.
 

Lelouch hielt währenddessen eine weinende Nunally im Arm. „Wir haben unseren Weg gewählt. Es gibt kein zurück mehr“, flüsterte er. „Ich weiß Bruder“, murmelte sie zwischen ihren Schluchzern. „Ich weiß.“ Obwohl so jung, waren beide die Kinder von Charles zi Britannia, dem mächtigsten Mann der Welt und Marianne, „dem Blitz.“ Ihre violetten Augen strahlten mit neuer Entschlossenheit, als die Geschwister einander Trost und Halt gaben.



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