Obwohl wir verdammt sein werden von Salamibrot (Dämonische Geschwister) ================================================================================ Kapitel 1: Dämonenkind ---------------------- Die Sonne ging auf. Langsam ertasteten ihre goldenen, Licht und Wärme spendenden Strahlen ihren Weg über die Gipfel der Berge, vertrieben die Finsternis der Nacht und tauchten die Welt in einen reinen, goldenen Schein. Auch die Dächer der Hauptstadt des heiligen britannischen Imperiums, des goldenen Pendragon erglänzten in all ihrer Pracht, zeigten mit Prunk und Herrlichkeit die Macht ihres Reiches und die Arroganz ihrer Besitzer. Aus all den prunkvollen Villen, Residenzen und Palästen erhoben sich die Paläste der imperialen Familie, der vielen Frauen und Kinder des mächtigsten Mannes der Welt, Imperator Charles zi Britannia. Und von all diesen prachtvollen Bauten war nur der imperiale Palast selbst herrlicher, als der Aries- Palast. Nicht weil der Stil lächerlich prunkvoll war oder offensichtlicher Reichtum in Form von Edelmetallen oder anderem zur Schau gestellt wurde. Nein es war die Atmosphäre, die vermittelt wurde. Ein wunderschöner, grüner Garten umgab den Palast, gefüllt mit duftenden Bäumen, sprudelnden Teichen und weißen Pavillons. Diese Atmosphäre wurde jedoch vor allem von dem generiert, für das der Palast stand. Hier residierte die fünfte Imperatrix von Britannia, eine Frau aus dem einfachen Volk, die vom Imperator ausgewählt wurde, Marianne vi Britannia. Das Volk liebte solche Geschichten und so wurde Marianne bald zum Idol für alle einfachen Leute im Volk, zum Zeichen, dass auch gewöhnliche Menschen in die hohe Welt des Adels aufsteigen konnten, ja sogar in die höchsten Ränge der imperialen Familie. An diesem besonderen Tag nun zwitscherten die Vögel friedlich, als das goldene Licht der Sonne ihr Gefieder kitzelte, die Brunnen plätscherten sanft und ein leichter Wind wehte durch die Wipfel der Bäume und ließ eine Kaskade aus Blättern durch die Luft wirbeln, einen bunten Tanz aus grüner Lebensfreude ausführend. Der Frieden wurde jedoch von einem entsetzten Schrei durchbrochen. Er wurde von einer hohen, schrillen Kinderstimme ausgestoßen, in der Entsetzen und Verzweiflung mitschwangen. Der Schrei kam aus der Eingangshalle des Palastes, wo ein großer, heller Empfangssaal in einer eleganten, geschwungenen Treppe endete. Doch der edle Marmor der Treppe war mit Blut besudelt, das sich immer weiter ausbreitete und eine gewaltige Lache auf dem ansonsten so reinen, unbefleckten Fußboden bildete. Am oberen Ende der Treppe stand der Urheber des Schreis, ein Junge von nicht ganz zehn Jahren. Wirres, schwarzes Haar stand ihm vom Kopf ab und zwei violette, vor Schreck geweitete Augen starrten in Horror und Entsetzen auf die Szene unter ihm hinab. Der elfte Prinz, Lelouch vi Britannia und erstgeborener Sohn von Marianne blieb nach seinem ersten Schrei des Entsetzens still, zitterte aber. Die Fenster des Saales waren zerstört, die Vorhänge aus dickem roten Samt in Fetzen gerissen und die Wände von Löchern durchsiebt. Und auf dem Boden des Saales, inmitten einer Lache aus langsam trocknendem, roten Blut lag die fünfte Imperatrix des heiligen britannischen Imperiums, Marianne vi Britannia, genannt „der Blitz“, ein Ritter der Tafelrunde und als Mitglied des gemeinen Volkes geboren. In ihrem Armen lag die zitternde Silhouette eines jungen Mädchens mit braunen Haaren und vor Horror weit aufgerissenen Augen. Das zweite Kind der Imperatrix, Nunally vi Britannia war von oben bis unten mit dem Blut ihrer Mutter beschmiert, die das schluchzende Kind fest in ihren immer kälter werdenden, toten Händen hielt. Hinter Lelouch standen zwei weitere Personen, die ihr Entsetzen kaum im Zaum halten konnten. Zu seiner rechten stand Jeremiah Gottwald, ein hochgewachsener, schlanker Mann mit goldenen Augen und bläulich grünen Haaren. Er war ein Teil von Mariannes königlicher Garde, ein furchtloser Soldat, dessen Bewunderung für Lady Marianne nur noch von seiner Loyalität ihr gegenüber übertroffen wurde. Auf seiner linken Seite stand Lelouchs ältere Halbschwester, Cornelia li Britannia. Die Kommandantin von Lady Mariannes persönlicher Wache. Ihr sonst kunstvoll getragenes, violettes Haar war unordentlich und fettig. Sie hatte dieselben königlich violetten Augen wie ihr Vater und Lelouch, doch jetzt waren sie rot und geschwollen, von den Tränen, die ihr über die Wangen liefen. Lelouch war der erste, der seine Fassung wiedergewann. „Nunally!“, schrie er und rannte die Treppe hinunter, auf seine tote Mutter und seine wimmernde Schwester zu. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Ein paar Stunden später saßen alle drei in einer kleinen Kammer des Krankenhauses, in dem Nunally behandelt wurde. Durch ein Fenster beobachteten sie, wie das kleine Mädchen in einem Bett lag, immer noch von Blut und anderen Körperflüssigkeiten bedeckt. Sie atmete durch eine Atemmaske und ihre kleine Brust hob und senkte sich kaum merklich. Lelouch blickte ohne sich zu rühren auf den Körper seiner Schwester, den Kopf auf die Hände geschützt. Sein junges Gesicht zeigte kaum eine Regung, zu tief saßen der Schock und die Angst um das Leben seiner Schwester. Cornelia und Jeremiah saßen etwas hinter ihm und teilten sich eine Flasche hochwertigen Schnaps. Normalerweise hätte Cornelia Bedenken angesichts der Anwesenheit eines Gemeinen geäußert, doch heute waren alle zu sehr in Schock um sich um die Grenzen zwischen Adligen und einfachen Soldaten zu kümmern. So konnte man hier den ungewöhnlichen Anblick erleben, dass sich die zweite Prinzessin des heiligen britannischen Imperiums eine Flasche mit dem einfachen Gardisten Jeremiah Gottwald teilte, verbunden in ihrer tiefen Trauer um die Frau, die sie beide als hervorragende Pilotin und als ehrenhafte Ritterin bewundert hatten, und in Sorge um ihr jüngstes Kind und einzige Tochter. Alle drei blickten auf, als ein Arzt in einem weißen Kittel und mit einer Maske vor dem Gesicht hereinkam. Er warf eine Mappe auf den Tisch und verbeugte sich vor Cornelia und Lelouch. „Eure Hoheit“, sagte er. „Die Operation ist gut verlaufen, Prinzessin Nunallys Zustand wurde stabilisiert.“ Cornelia und Jeremiah seufzten in Erleichterung, Lelouch entspannte sich ein wenig. Der Arzt räusperte sich. „Jedoch haben mehrere Kugeln ihre Beine und ihre Wirbelsäule schwer verwundet. Ob sie je wieder laufen kann bleibt fraglich, aber sie wird am Leben bleiben.“ Cornelia nickte. „Danke. Wann wird sie vermutlich aufwachen?“, fragte sie. Der Arzt verneigte sich noch einmal. „Das ist unmöglich zu sagen, eure Hoheit, aber ich würde nicht allzu schnell damit rechnen.“ Lelouch wandte sich zum ersten Mal seit Stunden vom Anblick seiner Schwester ab. „Danke“, murmelte er. Seine Stimme klang heiser und rau, wie die eines alten Mannes und nicht wie die eines Kindes. „Ihr könnt dann gehen.“ Der Arzt verbeugte sich und ging aus dem Raum. Lelouch wandte sich zu Cornelia um. „Wie konnte das passieren?“, fragte er, seine Stimme bete vor mühsam unterdrücktem Zorn. „Die offiziellen Stellen lassen verlauten, dass es das Werk von Terroristen war“, sagte Jeremiah. „Und wo war die Wache?“, fragte Lelouch. „Wie soll ein Haufen Terroristen in der Hauptstadt des Imperiums meine Mutter ermorden, ohne dass irgendjemand etwas davon mitkriegt?“, grollte er, während seine Stimme immer lauter wurde. Cornelia konnte nicht umhin zu bewundern, wie ruhig und gefasst Lelouch für einen Zehnjährigen wirkte. Wenn man ihn nicht ganz genau kannte konnte einem der rasende Sturm von Zorn und Trauer, der in ihm tobte einfach entgehen. Cornelia schauderte. Lelouch erinnerte sie manchmal wirklich zu sehr an ihren Vater. Als ihre eigene Mutter starb hatte sie eine Woche lang geweint und da war sie nicht viel älter gewesen als Lelouch. Auch jetzt konnte Cornelia immer noch nicht fassen, dass Marianne, die Frau die sie für ihre Pilotenfähigkeiten und ihre Kampfkraft bewundert hatte, die für sie und ihre kleine Schwester Euphemia ein Mutterersatz gewesen war, tot war. Als Cornelia sprach war sie entsetzt darüber, wie schwach ihre Stimme klang, wie zittrig und verzweifelt. „Gestern Abend befahl mir Marianne die Wache abzuziehen.“, sagte sie, während sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. „Ich wünschte ich wäre da gewesen um sie beschützen zu können, aber es war keine einzige Wache im Haus.“ Lelouchs Augen weiteten sich. Jeremiah sprach: „Das bedeutet sie muss eine Art geheimes Treffen gehabt haben. Mit jemandem, dem sie vertraute.“ “Und das bedeutet“, sprach Lelouch weiter, „Dass das auf keinen Fall das Werk von Terroristen war. Meine Mutter hatte wegen ihrer einfachen Geburt viele Feinde im britannischen Hochadel.“ „Aber sie vertraute niemandem von diesen Leuten genug um ihre Wache abzuziehen“, sagte Jeremiah, der einen weiteren Schluck aus der Flasche nahm. „Exakt“, sagte Lelouch. „Und das bedeutet, dass es jemand innerhalb der imperialen Familie gewesen sein muss. Aber wer von unseren Geschwistern wäre mutig genug so etwas zu wagen?“ Cornelia begann zu spekulieren: „Odysseus? Unwahrscheinlich. Als erster Prinz hat er das nicht nötig und es passt auch nicht zu ihm. Schneizel würde ich das eher zutrauen, aber er hatte immer eine äußerst positive Einstellung zur vi Britannia Linie.“ Lelouch spekulierte weiter. „Guinevere und Carine hassten meine Mutter zwar, aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. Ihnen hätte Mutter niemals vertraut.“ Seine violetten Augen kniffen sich zusammen. „Irgendetwas fehlt hier. Irgendein Stück des Puzzles passt nicht.“ Cornelia stand auf. „Ich führe die Untersuchungen zum Tod von Lady Marianne persönlich. Keine Sorge Lelouch. Wir werden deine Mutter rächen.“ Mit diesen Worten ging sie aus dem Raum, ihr weißer Mantel wehte hinter ihr her, wie in der Druckwelle ihres Zornes bewegt. Lelouch und Jeremiah blieben alleine zurück. Lelouch drehte sich zu Jeremiah um und blickte ihm in die geschwollenen, goldenen Augen . Einige Minuten starrten sie sich an, der Prinz und der Soldat, dann ging Jeremiah Gottwald plötzlich auf die Knie. „Eure Hoheit, der Tod eurer Mutter war das Versagen von mir und meiner Wacheinheit. Wenn ihr meinen Tod dafür fordern wollt, dann werde ich ihn mit Freuden annehmen.“ Der große Mann hielt den Kopf gesenkt, als er vor dem zehnjährigen Jungen kniete. Sekunden vergingen wie Jahre, in dem eisiges Schweigen herrschte. Dann spürte Jeremiah eine Hand auf seiner Schulter. „Sag mir, Jeremiah Gottwald“, hörte er die Stimme des Prinzen wie von weit entfernt. „Wem gilt deine Loyalität?“ „Dem Hause vi Britannia, mein Prinz und damit euch.“ „Warum also willst du sterben, Jeremiah Gottwald? Deine Dienste werden noch gebraucht.“ Jeremiah erhob sich. „Habt Dank, mein Prinz.“ Schweigend saßen sie nebeneinander, der Prinz und sein Ritter, nicht ahnend, dass dieser Moment ihrer beider Leben für immer verändern sollte. Lelouch streckte die Hand aus und Jeremiah reichte ihm die Flasche. Lelouch roch einmal an dem starken Schnaps und verzog das Gesicht. Dann schloss er die Augen und nahm einen tiefen Schluck, was zu einem Hustenanfall führte. Jeremiah sah hinüber zu Prinzessin Nunally, während er seinem Prinz auf den Rücken klopfte. Gemeinsam lauschten sie dem leisen Piepsen der Geräte und hofften um das Leben der Prinzessin. ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------- „Und damit sage ich Schachmatt, Clovis“, bemerkte Lelouch gelangweilt. Sein Gegenüber starrte missmutig auf das Schachbrett hinab. Clovis la Britannia erklärte sich zwar selbst als Lelouchs großen Rivalen im Schachspiel, doch obwohl er mehrere Jahre älter war, hatte er keine Chance gegen seinen jüngeren Halbbruder. So gesehen hatte niemand von seinen Geschwistern eine Chance gegen Lelouchs analytischen Verstand, der ihn zu einem Meister im Schachspiel machte. Der einzige innerhalb der königlichen Familie, der Lelouch überlegen war, war Schneizel el Britannia, der zweite Prinz und Premierminister von Britannia. Schneizel und Lelouch ähnelten sich in vieler Hinsicht. Beide besaßen einen analytischen und genialen Verstand, ein angeborenes Verständnis von Strategie und Taktik und eine Gabe für das Schachspiel. Schneizel selbst hatte einmal gesagt, dass der einzige Grund, warum er Lelouch noch besiegen konnte, dessen Unerfahrenheit war. In zehn Jahren hatte er gesagt, werde er Lelouch unterlegen sein. Sie waren diejenigen unter den Kindern des Imperators, die dem grausamen und kalten, aber nichtsdestotrotz genialen Mann an der Spitze des Imperiums am ähnlichsten waren. Zwei Tage waren seit dem Vorfall vergangen. Weder war Nunally erwacht, noch hatte Cornelias Untersuchung des Vorfalls irgendwelche Fortschritte gemacht. Lelouch verbrachte diese Zeit des Wartens größtenteils damit Clovis im Schach zu schlagen, der ebenso wie Cornelia ein Freund der vi Britannia Linie war. Anders als Cornelia, die eine Soldatin war, war Clovis jedoch ein sanfter Mann, der jegliche Art von Gewalt verabscheute und mehr Liebe für die Kunst besaß. Als für die Aussicht auf Herrschaft. Als Clovis gehört hatte was geschehen war, war er sofort hergeeilt um seinem Bruder Unterstützung anzubieten. Lelouch erhob sich von seinem Platz. „Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, Bruder, ich werde nach Nunally sehen.“ “Natürlich“, sagte Clovis. „Wenn du mich brauchst Lelouch, ich bin hier.“ Lelouch nickte. „Danke Clovis, deine Hilfe ist mir wirklich sehr willkommen.“ Und damit ging er hinaus, Jeremiah folgte ihm dicht auf den Fersen. Das war ein unausgesprochenes Verständnis zwischen den beiden. Jeremiah würde jedem Schritt Lelouchs folgen und Lelouch mochte die Gesellschaft des Soldaten. Vielleicht war es kindisch von ihm, doch er fühlte sich in der Gesellschaft des Ritters sicher, in der Gesellschaft eines Mannes, dessen bedingungslose Loyalität er in den letzten Tagen zu schätzen gelernt hatte. Seit jener Nacht in Nunallys Krankenhauszimmer war Jeremiah für ihn ein Leibwächter und ein Freund, jemand der ihn nicht für seine Taten richtete und mit Ratschlag und Hilfe bei seiner Seite stand. Obwohl Clovis sicherlich etwas anderes behaupten würde war es Jeremiah, der Lelouch davon abhielt dem Wahnsinn zu verfallen. Nunally lag im Koma, Euphemia war weit weg von der Hauptstadt und Cornelia war mit der Untersuchung beschäftigt. Clovis war kein Mann, mit dem man reden oder dem man sein Herz ausschütten konnte und Schneizel war zu gefährlich dafür. Er würde alles für seine eigenen Zwecke manipulieren und ihn in eine Richtung lenken. Lelouch mochte verzweifelt sein, aber er war nicht dumm. Der Rest des imperialen Hofes bestand aus Opportunisten, Speichelleckern und arroganten Adligen, die sich einen Dreck um irgendetwas anderes als ihren Status scherten und Lady Marianne für ihre einfache Geburt sowieso gehasst hatten. Und so blieb Lelouch, der trotz seines Verhaltens an der Außenseite nur ein zehnjähriges Kind war nur Jeremiah Gottwald, der Soldat als Bezugsperson, eine Rolle, die der Mann mit Freuden annahm. In den letzten Tagen war Jeremiah der Mann geworden, der Lelouch abgesehen von Euphemia und Cornelia wohl am Besten kannte. Und das vertiefte nur seine Loyalität für seinen Prinz und er schwor sich für immer an dessen Seite zu stehen und wenn es ihn sein Leben kosten würde. Lelouch fasste nur schwer vertrauen zu Menschen, was wohl an den endlosen Intrigen innerhalb der imperialen Familie lag. Auch hatte er nie so etwas wie eine Vaterfigur besessen. Der Imperator interessierte sich wenig für seine Kinder und wenn doch, dann bedeutete das nie etwas Gutes. Sie waren für ihn Werkzeuge, Wege zu politischer Macht. Der Tod seiner Mutter und das Koma seiner Schwester hatten Lelouch schwer getroffen und die Unterstützung und bedingungslose Treue, die ihm Jeremiah bot, waren genau das, was er brauchte. Lelouch betrat mit Jeremiah im Schlepptau Nunallys Krankenzimmer. Jeremiah blieb an der Tür stehen, während Lelouch sich neben seine Schwester setzte und ihre Hand nahm. Er blieb für einige Augenblicke still, lauschte den rasselnden Atemzügen seiner Schwester durch das Beatmungsgerät. Eine einzige Träne trat in seine Augen, die er jedoch wegwischte. „Nunally“, flüsterte er. „Ich wünschte du wärst bei mir. Du warst immer das Licht in unserer Familie. Jetzt wo Mutter tot ist brauche ich dich mehr denn je.“ Er strich ihr sanft eine braune Haarsträhne au dem Gesicht. Anders als Lelouch, der das schwarze Haar seiner Mutter geerbt hatte, waren Nunallys Haare eine sanfte, hellbraune Kaskade, sie um ihr schmales Gesicht auf die Kissen fiel. „Aber“, flüsterte Lelouch. „Würdest du in einer solchen Welt aufwachen wollen? Eine Welt voller kalten Adels, der das einfache Volk unterdrückt, voller Hass? Wie soll ich eine solche Welt ohne dich ertragen, Nunally?“ Er beugte sich über sie und küsste sie sanft auf die Stirn. „Ich komme bald zurück, Nunally. Bleibe stark. Für mich.“ Lelouch stand auf und ging. Jeremiah legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. Lelouch nickte ihm dankbar zu. „Gehen wir, Jeremiah. Ich könnte was zu trinken gebrauchen.“ Ein freudloses Lachen kam über seine Lippen, als er aus dem Raum ging, gefolgt von Jeremiah, der kurz schnaubte. Eine Stunde später saßen Lelouch und Jeremiah in einem der größeren Räume des Aries- Palastes und spielten Schach. Oder vielmehr war es so, dass Lelouch seinen Gedanken nachhing, während Jeremiah hoffnungslos niedergemacht wurde. Nachdem seiner fünfzehnten Niederlage, bei der mit Neun Minuten ein neuer Rekord aufgestellt wurde, wurde es Jeremiah zu bunt. „Eure Hoheit, können wir nicht etwas anderes spielen?“ Seine Stimme riss Lelouch aus seinen Gedanken. „Hä“, murmelte er. „Was hast du gesagt, Jeremiah?“ „Ich fragte ob wir nicht etwas anderes spielen können, eure Hoheit. Wie ihr seht bin ich keinerlei Herausforderung für euch, wenn es um Schach geht.“ Lelouch zuckte die Schultern. „Schach ist das Spiel der Könige. Außerdem denke ich, dass man den Charakter eines Menschen einschätzen kann, wenn man eine Runde Schach mit ihm spielt. Dabei werden seine Denkmuster und Handlungsweisen aufgedeckt, auch wenn er sie sonst versteckt.“ Er nahm den schwarzen König in die Hand und betrachtete die Schachfigur nachdenklich. „Sag mir, Jeremiah. Was sollen wir jetzt tun?“ “Wie meint ihr das, eure Hoheit?“, fragte Jeremiah. Lelouch stellte den König mit einem Knall auf das Brett und nahm die schwarze Dame auf. „Mutter ist tot.“ Er warf die Dame hin. „Wir können unseren Status ohne sie nicht lange halten. Die Ashfords sind bereits in Ungnade gefallen und mussten den Großteil ihrer Firma verkaufen. Wir sind die nächsten. Wenn wir uns nicht nützlich machen, dann wird der Imperator uns schnell irgendwo als politische Werkzeuge einsetzen.“ Jeremiah nickte. Die britannische Gesellschaft richtete sich streng nach dem Prinzip des Sozialdarwinismus. Nur die stärksten durften überleben und zwei Kinder, auch wenn sie zur königlichen Familie gehörten waren leichte Beute für die Intrigen des imperialen Hofes. „Cornelia unterstützt euch, eure Hoheit. Unter ihrer Fittiche wäret ihr sicher“, bemerkte Jeremiah. „Cornelia ist Soldatin. Sie erobert Provinzen für den Imperator und hat damit ihren Nutzen. Das ist auch der Grund warum er Euphemia in Frieden leben lässt. Wenn wir dem Mörder meiner Mutter gefunden haben, dann muss auch ich hm von Nutzen sein, damit er Nunally nicht irgendwo hin verheiratet.“ In diesem Moment schwang die Tür auf und eine sichtlich aufgelöste Cornelia kam hereingestürmt, in voller Montur und mit ihrem eleganten Schwert an der Seite. Sie stürmte auf Lelouch zu und umarmte ihn. „Lelouch“, flüsterte sie. „Lelouch, es tut mir so leid.“ “Cornelia“, sagte Lelouch überrascht. „Was ist los?“ Sie ließ ihn los und setzte sich auf den Stuhl, den sie von Jeremiah angeboten bekam. „Ich hatte gerade eine Audienz bei unserem Vater“, begann Cornelia. Jeremiah schluckte. Er ahnte, wo das hinführen würde. Cornelia sackte auf ihrem Sitz zusammen, den Kopf in den Händen vergraben. „Er hat die Untersuchung abgebrochen. Er sagte, die Toten seien tot und es habe keinen Sinn Ressourcen für sie verschwenden.“ Lelouch seufzte tief. “Unser Vater“, sagt er, wobei ein Hauch Sarkasmus in seiner Stimme mitschwang, „Interessiert sich wenig für seine Frauen und seine Kinder. Ich habe damit gerechnet. Ich habe lange darüber nachgedacht. Ich fühle das starke Verlangen eine Audienz mit dem Imperator zu verlangen und ihn zur Rede zu stellen.“ Er hielt inne, seine violetten Augen voller Zorn. „Aber das wäre das dumme, närrische Verhalten eines Kindes, vermutlich genau das, was er von mir erwartet. Nein. Ich werde klüger sein als das. Ich werde den Mörder meiner Mutter finden, wenn nötig auch allein.“ Cornelia stand auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du bist nicht alleine Lelouch. Aber was wirst du tun? Ich werde bald zurück an der Front sein. Für Euphemias Sicherheit muss ich Resultate bringen. Ich will nicht, dass sie an irgendeinen fetten Herzog verheiratet wird.“ Lelouch hob einen Finger. „Und ich bin da in derselben Situation. Lass Euphemia und Nunally gemeinsam sicher sein. Ich werde eine Audienz beim Imperator verlangen. Ich muss meinen Nutzen für ihn beweisen.“ Er stand auf und richtete sich zu voller Größe auf, was bei einem Zehnjährigen zugegeben nicht besonders beeindruckend war, aber die Geste zählte. „Aber ich schwöre hier und heute, mit euch beiden als meine Zeugen, dass ich den Mörder meiner Mutter finden und der Gerechtigkeit zuführen werde. Ich werde eine freundlichere Welt erschaffen. Für Nunally werde ich die Ungerechtigkeit in diesem Imperium zerstören und die Welt verändern.“ Cornelia nickte. „Ein hohes Ziel, Lelouch, aber zuerst musst du dem Imperator beweisen, dass du nicht nur ein weiterer nutzloser Sohn für ihn bist. Du musst für ihn werden wie Schneizel, unentbehrlich und wertvoll.“ Lelouch nickte. „Und deshalb werde auch ich dem Militär beitreten. In der Politik würde ich unter Schneizel arbeiten. Das ist mir zu nahe am Imperator und außerdem ist Schneizel gefährlich. Diese Paläste sind nur eine Fassade, eine schöne Illusion, dahinter liegt die große Schlange, die Britannia ist. Und der Kopf der Schlange ist Imperator Charles zi Britannia selbst. Ich werde mich ihm als nützlich beweisen. Aber auch er lebt nicht ewig und eines Tages wird auch seine Herrschaft vorbei sein.“ Cornelia stand auf. „Meiner Meinung nach bist du etwas jung fürs Militär, aber wenn das dein Wunsch ist, werde ich dich nicht aufhalten. Ich muss morgen zurück an die Front. Es wäre mir eine Freude, wenn du mir eines Tages helfen könntest.“ Ohne ein weiteres Wort ging sie hinaus. Lelouch wandte sich Jeremiah zu, der stumm geblieben war. „Und was ist mit dir, Jeremiah Gottwald? Wem gehört deine Loyalität?“ Jeremiah sank auf die Knie. „Euch, Prinz Lelouch. Bis zu meinem letzten Atemzug.“ Lelouch nickte zustimmend. „Und wenn ich dir befehlen würde eines meiner Geschwister zu töten, würdest du es tun? Auch wenn es Hochverrat bedeuten würde?“ „Ohne zu zögern, eure Hoheit.“ Wenn ich dir befehlen würde den Imperator zu töten, würdest du es tun?“ „Ich würde bei dem Versuch sterben, eure Hoheit“, sagte Jeremiah, was ihm ein belustigtes Schnauben von Lelouch einbrachte. „Allerdings, das würdest du. Wenn ich dir befehlen würde Nunally zu töten, würdest du es tun?“, fragte Lelouch eine letzte Frage. Jeremiah versteifte sich. „Nein, eure Hoheit.“ Lelouch hob eine Augenbraue. „Nein?“ Jeremiah schüttelte den Kopf. „Ich würde niemals einem Kind von Lady Marianne Leid zufügen. Weder euch noch Lady Nunally.“ Lelouch klatschte in die Hände. „Wunderbar. Sollte ich dir jemals befehlen Nunally etwas anzutun hast du meine vollste Erlaubnis mir Leid zuzufügen. Jeremiah Gottwald, wirst du mein Schwert sein und mein Schild, meine Klinge in der Dunkelheit und mein Schild im Licht? Wirst du ohne zu zögern dein Leben für mich oder Nunally geben? Wirst du an meiner Seite stehen, selbst wenn ich von allen anderen verlassen scheine?“ Jeremiah schlug sich die Faust vor die Brust. „Ich bin der eure, heute und für alle Zeit.“ „Dann erhebe dich Jeremiah Gottwald, mein erster und treuester Soldat.“ Jeremiah stand auf und stellte sich neben seinen Prinzen. Lelouch seufzte. „Danke Jeremiah, mein Freund. Jetzt kommt der schwierige Teil. Ich werde mich meinem Vater stellen müssen.“ Jeremiah nickte. „Viel Glück, eure Hoheit.“ ------------------------------------------------------------------------------------------------- Lelouch stand vor den hohen, mit Gold und Elfenbein verzierten Doppeltüren, die mit Gravierungen des Löwen und der Schlange geschmückt war, dem Wappen Britannias. ´Wie passend´, dachte Lelouch, als er die Flügeltür anstarrte, die auf beiden Seiten von Rittern der imperialen Garde in prächtigen Uniformen flankiert wurde. Er war nervös, doch er zeigte es nicht. Sein Gesicht war gefasst, eine perfekt neutrale Miene, sein Rücken gerade. Er trug einen roten Mantel, über einer blauen Uniform, die mit goldenen Knöpfen verziert war. Langsam schwangen die Türen auf und gaben den Blick auf den hohen und prächtigen Thronraum frei. Ein roter Teppich dämpfte die Geräusche seiner Schritte, als Lelouch mit geradem Rücken und hocherhobenem Kopf vorwärts ging. Der Raum war voll mit Leuten, Adligen, Mitgliedern der königlichen Familie, Soldaten und anderen Speichelleckern. Er konnte Schneizel erkennen, in der Nähe des Thrones, der ihn mit mitleidigem Blick ansah. Guinevere su Britannia blickte ihn mit Verachtung an, als wäre er etwas ekliges, das aus dem Meer gekrochen war. Die Menge flüsterte und raunte. Lelouch hatte nichts als Verachtung für diese Ansammlung von Hofschranzen übrig. „Was macht der Junge hier?“ „Seine Mutter ist tot, er ist genau so erledigt wie de Ashfords“ „Er wäre klüger gewesen wenn er verschwunden wäre, zusammen mit seiner nutzlosen Schwester.“ „Nicht einmal für eine politische Hochzeit kann man sie mehr benutzen. Sie sollte besser tot sein.“ Obwohl in Lelouch ein Sturm tobte blieb er äußerlich kalt und ignorierte das Geflüster. Die Ashfords taten ihm ein wenig leid. Er hatte gehört, dass nach dem Ende der Unterstützung durch Lady Marianne, Lord Ashford seine Firma verloren hatte und darüber nachdachte in eine der Provinzen zu ziehen. Lelouch mochte die Ashfords, besonders deren Tochter Milly, aber er hatte genug damit zu tun seine und Nunallys Haut zu retten und er konnte sich nicht auch noch um eine in Ungnade gefallene Adelsfamilie kümmern. Das Geraune ignorierend hielt Lelouch den Blick fest auf die Gestalt am anderen Ende des Thronsaals gerichtet. Dort, auf einem hohen Podest stand der gewaltige goldene Thron unter der Flagge Britannias und darauf thronte die beeindruckende Gestalt von Imperator Charles zi Britannia, dem 98. Imperator des heiligen britannischen Imperiums. Der Imperator war ein sehr großer Mann und obwohl sein Alter sich in Form seines weißen Haares und der Falten in seinem Gesicht deutlich machte, blieben seine grimmigen und harten Gesichtszüge unverändert, als er den falkenartigen Blick seiner violetten Augen auf Lelouch gerichtet hielt. Lelouch hielt seinem Blick stand und starrte unverwandt zurück, einen ähnlich grimmigen Blick auf seinem Gesicht wie sein Vater. Neben Charles umfasste Bismarck Waldstein, der Knight of One und erster Ritter der Tafelrunde sein Schwert fester. Lelouch blieb vor dem Thron stehen und verneigte sich vor seinem Vater. „Heil eurer Majestät.“ Charles blickte ihn von oben herab an, eine lauernde Schlange auf seinem Thron, bereit zuzustoßen und Lelouchs Körper zu zerfetzen. „Warum bist du hier, Lelouch? Warum ersuchst du um eine Audienz bei mir?“ Lelouch hob den Kopf. „Meine Mutter, Imperatrix Marianne vi Britannia ist tot.“ Charles hob eine Augenbraue. „Na und? Das sind alte Neuigkeiten. Bist du nur hierher gekommen um mir alte Nachrichten zu überbringen?“ Lelouch unterdrückte das Verlangen seinem Vater die Meinung zu sagen und blieb stattdessen gelassen. „Ihr habt die Untersuchungen bezüglich der Umstände ihres Todes abgebrochen. Warum?“, fragt er. Obwohl es schwer war hielt er dem Blick des Imperators stand. „Was nützen mir die Toten?“, fragte Charles mit donnernder Stimme. „Wenn sie zu schwach war um zu überleben, dann hat sie ihren Nutzen für mich beendet. Hast du nur um eine Audienz mit dem Imperator von Britannia ersucht um mir das zu sagen und kindische Forderungen zu stellen?“, fragte der Imperator fordernd, seine wütenden Augen auf Lelouch gerichtet, der sich zusammenreißen musste um den Blick nicht abzuwenden. „Natürlich nicht, eure Majestät“, sagte Lelouch mit einem kaum merklichen Zittern in der Stimme. Er konnte jedoch sehen, dass seine Frage den Imperator überrascht hatte. Charles zog eine Augenbraue hoch. „So. Warum bist du dann hier?“ Charles klang nun neugierig. Lelouch konnte sehen, dass der Imperator erwartet hatte, dass Lelouch kindisch hereingestürmt kommen würde und verlangen würde, dass die Untersuchung fortgesetzt würde. Nun war der Imperator wirklich an Lelouchs Anliegen interessiert. „Meine Mutter ist tot, die letzten zehn Jahre habe ich auf Kosten des Hofes unter eurer Gnade gelebt. Nun denke ich wird es Zeit, dass ich mir euren Platz in eurem Hof verdiene. Ich will von Nutzen für euch sein, eure Majestät.“ Charles Augen weiteten sich fast unmerklich. Das hatte er nun nicht erwartet, nicht von einem Kind und vor allem nicht von einem, dass gerade seine Mutter verloren hatte. Doch Charles zi Britannia hatte jahrelange Erfahrung im Hof und behielt ebenso wie Lelouch seine ruhige Fassade aufrecht. „Und was lässt dich glauben, dass du noch von Nutzen für mich wärest, Lelouch? Du und deine Schwester seid ebenso tot wie deine Mutter. Ein toter Mann hat keine Rechte.“ Lelouchs Stimme wurde nun ein wenig lauter: „Dann lasst mich euch beweisen, dass ich noch einen Nutzen für euch haben kann. Lasst mich zeigen, dass ich Britannia noch dienen kann.“ Charles zi Britannia blickte ihn einen Augenblick lang an. Dann lachte er, grimmig und freudlos, ein kurzes, gefährliches Bellen in dem Grausamkeit und Häme mitschwangen. „Es sei, Lelouch vi Britannia. Du bekommst eine Chance deinen Nutzen für mich zu beweisen.“ Lelouch verneigte sich. „Tausend Dank, eure Majestät. Was soll ich tun?“ In den Augen des Imperators erschien ein gefährliches Funkeln. „Erobere Japan. Mache es zu einer Provinz des heiligen britannischen Imperiums, töte seine Soldaten und erobere ihr Land in meinem Namen.“ Lelouch verneigte sich noch tiefer, sein Verstand arbeitete bereits auf Hochtouren. „Es soll geschehen wie ihr befehlt, eure Majestät. Mit welchen Ressourcen werde ich arbeiten?“ „Ich werde dir die siebte Armee unterstellen. Außerdem möchte ich die Effektivität der neu entwickelten Knightmare Frames sehen. Du wirst sie während der Invasion im Kampf einsetzen. Du wirst eines deiner Geschwister als Kommandounterstützung mitnehmen.“ Lelouch verneigte sich noch einmal. „Ja, eure Majestät. Es soll geschehen.“ Der Imperator hob eine Hand. „Du bist entlassen.“ “Ja, eure Majestät.“ Lelouch drehte sich um und ging in Richtung Tür, die Blicke und das Geflüster des Hofes immer noch ignorierend. „Und Lelouch“, hörte er die kalte Stimme des Imperators ihn verfolgen. „Um deiner Schwester willen hoffe ich, dass du Erfolg hast.“ Ohne ein weiteres Wort verließ Lelouch den Thronsaal. Sein Blick blieb geradeaus gerichtet und sein Rücken kerzengerade, obwohl er die Blicke der Menschen m Thronsaal auf seinem Rücken spürte. Lelouch atmete erleichtert auf, als sich in sicherem Abstand vom Thronsaal glaubte. Es war unglaublich schwierig einer Person wie Charles zi Britannia zu widerstehen, aber er hatte sein Ziel erreicht. „Japan erobern“, murmelte er. Das war eines der Szenarien, die er sich ausgemalt hatte, wenn auch eines der unwahrscheinlicheren. „Warum Japan?“, fragte er niemand bestimmten. „Sakuradite“, sagte eine sanfte Stimme hinter ihm. Lelouch drehte sich um und blickte in ein schmales Gesicht, umrahmt von blondem Haar, aus dem tiefblaue Augen stachen. „Bruder Schneizel“, sagte Lelouch. „Was meint ihr mit Sakuradite?“, fragte Lelouch. „Sakuradite ist ein erst kürzlich entdecktes, äußerst instabiles radioaktives Element. Es ist zwar flüchtig und kommt nur äußerst selten natürlich vor, aber wenn die Kettenreaktion einmal in Gang gesetzt ist und es von außen mit Energie angestoßen wird, dann wird es zu einer endlosen Energiequelle, die sehr viel effektiver ist als Öl und vor allem nicht endlich ist.“ „Verstehe“, sagte Lelouch. Schneizel nickte. „Es kommt nur selten vor, ein wenig in Britannia und Afrika. Größere Mengen finden sich nur im circumpazifischen Feuerring, das meiste davon in Japan. Deshalb will der Imperator Japan haben. Sakuradite ist außerdem die Energiequelle, die als Antrieb für die neuen Knightmare Frames genutzt wird.“ “Also geht es vor allem um die Mienen. Diese sind das Primärziel, Japans Militär selbst ist sekundär“, murmelte Lelouch. Er sah Schneizel an. „Ich denke damit kann ich arbeiten. Vielen Dank, Bruder.“ Schneizel lächelte und winkte ab. „Nichts zu danken. Es war sehr mutig von dir, wie du dem Imperator die Stirn geboten hast.“ „Ich habe es für Nunally getan“, sagte Lelouch. „Nur so kann ich ihre Sicherheit garantieren. Wirst du ein Auge auf sie haben, Schneizel?“ Er nickte. „So oft ich kann. Euphemia und ich werden nicht zulassen, dass ihr etwas passiert.“ Schneizel strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht. „Weißt du schon, wen du mitnehmen willst?“ Lelouch schüttelte den Kopf. „Nein. Selbst wenn ihr nicht so beschäftigt wäret, würde es nicht mehr mein Verdienst sein, wenn ein erfahrener Kommandant wie du oder Cornelia mitkommen würde. Ich muss die Hofschranzen beeindrucken um Nunallys Sicherheit u garantieren. Ich brauche jemanden, der nicht all zu viel Ahnung von Militär und Taktik hat, aber dennoch alt genug ist um meinen Mangel an Lebenserfahrung auszugleichen.“ Er legte den Kopf schräg und dacht nach, bis eine Stimme aus dem Hintergrund ihn aus seinen Gedanken riss: „Dann nimm mich mit.“ Er drehte sich um. „Clovis?“, fragte er. „Warum solltest du mitkommen wollen?“ Clovis kratzte sich am Hinterkopf. „Weißt du, ich habe unseren Vater nach einem netten ruhigen Posten als Gouverneur irgendeiner Provinz gefragt. Ich will mal vom Hof weg, jetzt wo Lady Marianne nicht mehr da ist. Und wenn du Japan eroberst, würde ich dort als Gouverneur übernehmen.“ Lelouch grinste. „Das wäre vielleicht tatsächlich eine gute Idee.“ Er drehte sich um. „Komm Clovis, wir haben ein Land zu erobern.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)