A story never was told von Suiya ================================================================================ Kapitel 1: Warnung ------------------ Fast geräuschlos landete eine Elster neben einem Mädchen, das gedankenversunken auf einem Ast an der Grenze des heiligen Landes, wie die Yōkai, die Dämonen, ihr Land liebevoll nannten, saß. „Hime-sama, was tust du hier?“, krächzte der kleine Vogel. „Ich beobachte die Menschen, Schaak. Sieh sie dir an. Leben in ihrem Dorf, bauen Reis und andere Pflanzen an, halten Tiere in diesen kleinen eingezäunten Feldern und wohnen in kleinen Hütten aus Holz. Sie sehen so friedlich aus.“, sprach das Mädchen ohne nur einen Blick von dem Dorf weit in der Ferne abzuwenden. „Natürlich Hime-sama, aber würdest du dem Dorf zu nahe kommen, würden sie Jagd auf dich machen und versuchen, dich zu töten.“, schnatterte Schaak und bei dem Gedanken daran hüpfte er näher an seine Freundin heran und zwickte ihr liebkosend in den Arm. Seine Angst spürend, wendete sich das Mädchen an ihren kleinen Freund und kraulte seinen Rücken. „Ich weiß doch, Schaak. Ich kann mich noch daran erinnern, was sie mir als Kind angetan haben. Du musst dir keine Sorgen machen.“ Mit diesen Worten sprang sie vom gut 7 Meter hohen Ast und landete sanft auf dem Boden. Schaak sah ihr nach und überlegte, ob er wohl mit ihr gehen sollte, doch spürte er, dass er gerade unerwünscht war und so rief er ihr nur hinterher, bevor er selbst die Flügel spreizte und losflog. „Toor sei mit dir, Hime-sama!“. Sie drehte sich kurz um. „Toor sei auch mit dir, Schaak.“ Und so machte sie wieder kehrt und ging ihren Weg am Wald entlang. Schon auf dem Baum war ihr dieser Geruch in die Nase gekommen und er gefiel ihr überhaupt nicht. Der Besitzer dieses Geruchs bedeutete nur Ärger, deswegen wollte das Mädchen diese Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen. Und er ließ nicht lange auf sich warten und aus dem Wald ertönte seine Stimme. „Hime-sama, wie putzig.“, spottete er, als er aus der Dunkelheit der Bäume trat. „Yusui…“, merklich genervt blieb sie stehen und wartete darauf zu erfahren, was der Tanuki von ihr wollte. „Nennt er dich immer so? Dein kleines Haustier ist dir aber sehr untertan, nicht wahr, Prinzesschen?“, höhnisch grinste er, als er vor dem Mädchen stehen blieb und sie musterte. „Ich zwing ihn nicht dazu, er kann mich nennen wie er will. Er ist nicht mein Haustier sondern ein guter Freund, den ich schon seit ich klein war, stets an meiner Seite weiß.“, sie machte eine kurze Pause um das Gesagte wirken zu lassen. „Für dich jedoch gilt diese Vereinbarung nicht.“ Knurrend zeigte sie ihm ihre Reißzähne und offenbarte ihre Ohren und ihren Fuchsschweif. „Für dich heißt es immer noch Suiya.“ Um dem Gesagten Nachdruck zu verleihen, fuhr sie ihre Krallen aus und war für einen Kampf bereit, falls er dieser Drohgebärde nicht folgen würde. Doch trotz der Kampfeslust verstand er diese Drohung sehr wohl und unterwarf sich. „Ist ja schon gut, ich hab doch nur Spaß gemacht, haha…“, unsicher und ängstlich versuchte er den Kitsune zu beruhigen. „Nie würde ich es wagen gegen dich anzutreten, Suiya-san.“ Genervt von der Schwäche dieses Tanukis entspannte sie ihre Haltung wieder. „Du bist bestimmt nicht nur deswegen den langen Weg hierhergekommen, Yusui. Was hat dich also hergeführt?“ fragte sie ihn ruhig aber bestimmt. „Ach so, ja, Suiya-san, das ist richtig. Ich habe diesen Weg nicht ohne Grund auf mich genommen. Der Weg war sehr beschwerlich und sehr lang.“, fing er an zu erzählen, „aber es ist etwas Wichtiges, etwas Großes, deswegen habe ich diesen Weg auf mich genommen. Du bist doch die Hüterin dieses Landes, deswegen musste ich hierher.“, er wurde immer unsicherer während er redete. „Yusui, hör auf an der Sache vorbei zu reden und sag mir einfach warum du hergekommen bist.“, unterbrach Suiya ihn ungeduldig. „Ja, gomen'nasai Suiya-san. Die Sache ist die...“, unruhig blickte er herum, „ein starker Dämon ist erschienen. An der Nordgrenze. Es heißt, er sei von Norden gezogen und habe sämtliche Menschendörfer zerstört und alle Menschen auf seinem Weg getötet. Er soll vor nichts halt machen und man erzählt sich, er will dieses Land an sich reißen und der König der Dämonen werden. Und das… das bedeutet wirklich nur der Yōkai, er soll eine Abneigung gegen jeden Menschen haben, egal wie viel Mensch in einem ist. Das bedeutet zwei Probleme für dich, Suiya-san. Als Herrscherin dieses Landes und als Han'yō bist du hier nicht mehr sicher. Ich wollte dich warnen, Suiya-san.“ Endlich stoppte er und ließ die Worte wirken. Kurze Zeit war es still zwischen den beiden. „Wenn das wirklich stimmt, Yusui, danke ich dir für die Warnung. Du hast dich damit selbst in Gefahr gebracht und ich achte diese Handlung. Raste hier und verhalte dich unauffällig. Ich erlaube dir hier zu bleiben.“ Perplex schaute der Tanuki Suiya an, während sie sich schon Richtung Norden bewegte. „Aber Suiya-san, wo gehst du hin. Lauf doch weg. Er wird dich töten, seine Kraft ist enorm.“, ängstlich versuchte er sie aufzuhalten, doch vergeblich. „Es ist nett wie du dich sorgst, doch ich muss wissen, was hinter deinen Worten steckt. Ich werde mich selbst davon überzeugen. Habe dank, Yusui.“ Mit diesen Worten preschte sie davon und ließ den Tanuki zurück. Was sie nicht sah, war das selbstgefällige Grinsen, welches sich nun auf seinem Gesicht breit machte, während er wieder im Dunkeln der Bäume verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)