Die Gedanken eines Idioten von abgemeldet
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Kapitel 1:
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Eilig steckte er den Schlüssel in das Schloss und öffnete voller Ungeduld die
Haustür.
„Yukiii ich bin wieder daahaaa!“, rief er voller Freude in die Wohnung
hinein. Doch leider bekam er nicht die Reaktion, die er sich gewünscht hatte.
Stattdessen fand er nur absolute Stille vor.
„Yuki, bist du da?“ Er suchte die ganze Wohnung nach seinem Liebsten ab,
doch er war nirgends zu finden. „Yuki, wo bist du nur?“, fragte er
schluchzend, während ihm dicke Tränen über das Gesicht liefen.
Shindou Shuichi, der Sänger der erfolgreichen Band „Bad Luck“ war gerade
von einer 6 wöchigen Tournee zurückgekommen und hoffte nun, er könne sich in
die Arme seines geliebten Yuki stürzen. Doch wie es schien, war dieser nicht
zu Hause, weshalb der Sänger nun weinend mit all seinem Gepäck auf den
Schultern im Wohnzimmer auf dem Boden kauerte.
„Vielleicht… Ja vielleicht ist er ja zum Flughafen gefahren, um mich
abzuholen!“ Sein Gesicht verwandelte sich von einem traurigen schlagartig in
ein strahlendes. „Genau! Yuki ist zum Flughafen gefahren! Wir müssen uns
verpasst haben! Ich werde ihn lieber anrufen und ihm sagen, dass ich schon zu
Hause bin. Nicht, dass er noch stundenlang umsonst auf mich wartet!“
Shindou stellte also sein Gepäck ab und ging zum Telefon, welches auf dem Tisch
lag, hinüber. Er war gerade dabei die letzten Zahlen zu drücken, als er aus
dem Flur ein Geräusch wahrnahm. Im hohen Bogen flog das Telefon auf die Couch
und der Sänger rannte den Geräuschen entgegen.
Und tatsächlich, Eiri Yuki stand im Flur und war gerade dabei seine Schuhe
auszuziehen.
„Yuki! Yukiiii!“, schrie das Energiebündel und fiel seinem Geliebten um den
Hals. „Ich habe dich so sehr vermisst!“
„Aha…“, entgegnete dieser lustlos.
„Wir müssen uns verpasst haben. Ich wollte dich gerade anrufen und dir
sagen, dass ich schon zu Hause bin.“
„Verpasst?“, fragte der Blonde verwirrt.
„Na am Flughafen! Du wolltest mich doch abholen, deshalb warst du nicht zu
Hause als ich ankam.“
„Was?“, erwiderte er etwas genervt. „Wie kommst du darauf, dass ich dich
abholen wollte? Ich hatte nur etwas zu erledigen, darum war ich nicht da.
Außerdem wusste ich nicht mal das du heute zurück kommst!“
„Aber… aber…“, begann der Sänger mit weinerlicher Stimme. „Ich hatte
dir doch vor drei Tagen gesagt, dass wir heute von der Tour zurückkommen
würden.“
„Möglich, dass du so etwas erwähnt hast, habe ich wohl vergessen. Und jetzt
geh endlich von mir runter, du bist doch kein Baby mehr. Ich muss noch
arbeiten, also los jetzt, runter!“ Der Autor beförderte Shindou mit einem
Ruck von sich herunter, sodass dieser etwas unsanft auf dem Boden landete und
verschwand dann, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, in seinem
Arbeitszimmer.
„Yuki…“ Mit trauriger Miene ging der Sänger zurück ins Wohnzimmer und
holte sein Gepäck. Während er seine Taschen leerte fragte er sich, warum Yuki
ihm gegenüber so kühl gewesen war und ob er etwas falsch gemacht hätte. Er
warf die Wäsche in die Waschmaschine und entschied sich dazu, es noch einmal
bei Yuki zu versuchen. Er trottete zum Arbeitszimmer und klopfte.
„Yuki.“, begann er, als er die Tür öffnete. „Ich wo-“
„Shuichi, ich muss arbeiten!“, unterbrach ihn der Romanautor gereizt.
„Ich habe jetzt keine Zeit für dich.“
„A… aber…“
„Verschwinde endlich!“, sagte er mit lauter Stimme.
Geschockt schloss der Jüngere die Tür wieder und sank davor zusammen. Erneut
liefen dicke Tränen sein Gesicht hinunter und er fragte sich, was er Yuki nur
getan hatte. Nachdem er eine Weile vor der geschlossenen Tür gekauert hatte,
stand er auf und beschloss nach draußen zu gehen. Er brauchte jetzt frische
Luft.
Als der Autor die Haustür laut ins Schloss fallen hörte, zuckte er kurz
zusammen und richtete seinen Blick in Richtung der Zimmertür.
„Shuichi…“
Shindou Shuichi lief ziellos umher. Letzten Endes fand er sich da wieder, wo er
seinen geliebten Yuki das erste Mal begegnet war. Ganze fünf Jahre war es
jetzt schon her, sie hatten viel durchmachen müssen. Doch nach vielem hin und
her hatten sie bis jetzt glücklich zusammen gelebt. Der Sänger konnte sich
schon gar nicht mehr daran erinnern, wann sein geliebter Yuki das letzte Mal so
kühl und abweisend ihm gegenüber gewesen war. Deshalb verstand er es jetzt
umso weniger. Schließlich war er doch gerade von seiner Tournee
zurückgekommen, also gab es für seine abweisende Art überhaupt keinen Grund.
„Ich verstehe das einfach nicht!“, jammerte er traurig vor sich hin.
„Dabei wollte ich doch einen schönen Abend mit meinem Yuki verbringen.“
Allmählich wurde es dunkel und Shindou machte sich auf den Weg zurück nach
Hause. Noch einmal wollte er versuchen seinen Liebsten richtig zu begrüßen.
Bisher hatte er nämlich noch nicht einmal einen einzigen Kuss ergattern
können. Vielleicht war Yuki ja auch nur wegen seiner Arbeit so im Stress und
hatte deshalb keine Zeit, dies hatte er zumindest gesagt. Doch, dass er
wirklich vergessen haben sollte, dass der Sänger heut wiederkommen würde,
schmerzte ihn schon ein wenig.
Es war kurz nach 22 Uhr, als Shindou die Wohnungstür aufschloss und eine etwas
wütende Stimme wahrnahm.
„… diese Tage freizuhalten! Also sehen sie zu das sie diesen Termin
verschieben!“, kam es aus dem Arbeitszimmer.
„Was?“, kam es erneut laut aus dem Raum, vor dem der Sänger nun stand.
„Wenn es nicht anders geht dann machen wir es so. – Ja. – Gute Nacht.“
Ein leises Seufzen war zu hören. „Mist, wie soll ich das nur alles schaffen,
es kommt wirklich alles auf einmal und ausgerechnet jetzt muss er wieder
zurückkommen. Das macht alles nur komplizierter.“
Diese Worte trafen Shindou Shuichi wie ein Schlag ins Gesicht. Verstört
taumelte er nach hinten bis es an der Wand nicht mehr weiter ging. Er konnte es
nicht glauben, Yuki wollte ihn überhaupt nicht hier haben! Verzweifelt und
niedergeschlagen schleppte er sich ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch
fallen. Müdigkeit überkam ihn plötzlich und
seine tränenerfüllten Augen begannen sich langsam zu schließen. Sein
Schlüsselbund, welches er noch immer in der Hand hielt, fiel zu Boden, was in
der gesamten Wohnung zu hören war.
Sekunden später öffnete sich die Tür des Arbeitszimmers und der Romanautor
steckte seinen Kopf hinaus. Anhand der Schuhe konnte er sehen, dass der Sänger
bereits wieder zu Hause war. Yuki sah sich um, doch es war nichts zu sehen oder
zu hören. Da das Geräusch aus dem Wohnzimmer kam, ging er den Flur entlang
und betrat den dunklen Raum. Nur das Mondlicht, welches leicht durch die Wolken
schimmerte, erhellte das Zimmer ein wenig. Dies ermöglichte es eine Gestalt
auf der Couch wahrnehmen zu können. Natürlich wusste er, dass es sich dabei
nur um seinen geliebten Shuichi handeln konnte. Leise ging er zu ihm hinüber
und betrachtete den Schlafenden mit sanften Blick. Einige Minuten vergingen ehe
er seine Augen von seinem Liebsten wieder abwenden konnte. Er nahm die
Wolldecke, die am anderen Ende der Couch lag und deckte den schlafenden Shindou
damit zu. Dann beugte er sich zu ihm hinunter und gab ihm einen leichten Kuss
auf die Stirn. „Schlaf gut meine kleine Nervensäge.“
Der Romanautor streckte sich und machte sich dann wieder auf den Weg zurück in
sein Arbeitszimmer, denn ans schlafen gehen war noch lange nicht zu denken.
Als er seine Augen öffnete wurde Shindou von der hellen Morgensonne geblendet.
Verschlafen sah er sich um und bemerkte dabei die Wolldecke neben sich.
„Yuki…“ Mit Schwung sprang er auf seine Beine und marschierte geradewegs
auf das Schlafzimmer zu. In der Hoffnung sich noch ein wenig an seinen Liebsten
kuscheln zu können, öffnete er leise die Tür und schlich auf Zehenspitzen zum
Bett. Doch das ersehnte Kuscheln war zum scheitern verurteilt, denn das große
Bett war leer.
„Er hat wohl gar nicht geschlafen... Arbeitet er etwa immer noch?“
Der Sänger ging zum Arbeitszimmer und blieb davor stehen. Er zögerte, denn
natürlich hatte er das, was er gestern Abend hier gehört hatte nicht
vergessen. Deshalb rang er einen Moment mich sich, ob er wirklich diese Tür
öffnen sollte. Doch die Sehnsucht war stärker als die Angst und so klopfte er
schließlich an der Tür.
„Yuki? Kann ich reinkommen?“ Er wartete einen Augenblick, doch niemand
antwortete. Also beschloss er, die Tür einfach zu öffnen. Doch auch dieser
Raum war menschenleer. Yuki war anscheinend gar nicht zu Hause.
„Wo ist er denn nur so früh am Morgen?“, fragte sich der Sänger, während
er auf die Wanduhr sah, die ihre Zeiger gerade mal auf 7:30 Uhr stehen hatte.
Wie gern hätte er sich jetzt auf die Suche nach seinem Geliebten gemacht, doch
er musste sich fertig machen. Um 8 Uhr hatte er im Studio zu sein.
In Shindou Shuichis Kopf drehte sich im Moment alles nur um seinen Yuki. Er
konnte einfach nicht verstehen, was plötzlich in ihn gefahren war. Getan hatte
er ihm schließlich nichts, er war ja erst gestern wieder nach Hause gekommen.
Der Sänger war überglücklich gewesen, als ihr Manager ihnen sagte, dass sie
schon eine Woche früher zurück könnten. Natürlich hatte er gleich danach
seinen Liebsten angerufen, um ihm die tollen Neuigkeiten mitzuteilen. Yuki
hatte ihn dann wie immer, etwas ärgern wollen und meinte, dass er doch ruhig
noch ein Woche wegbleiben könnte, damit er seine Ruhe hätt. Niemals hätte
der Sänger erwartet, dass er dies alles ernst meinen würde. Doch nach dem,
was er gestern gehört hatte und auch aufgrund von Yukis Reaktion auf ihn wahr
wohl davon auszugehen, dass der Autor sich wirklich wünschte, er wäre noch
nicht nach Hause gekommen.
„Hey Shuichi! Hörst du überhaupt zu?“, fragte eine laute Stimme, was den
Sänger zusammenzucken ließ.
„Wa… was?“
„Wir reden mit dir!“, meinte Mr. K nun und hielt dem Sänger seine Magnum
ans Ohr.
„Ach die Besprechung…“, erwiderte er unschuldig. „Tut mir Leid, können
wir noch mal von vorne anfangen? Ich war mit meinen Gedanken woanders.“
„Waaaas…“, warf Sakano entsetzt ein.
„Ja, tut mir Leid.“, sagte Shindou mit trauriger Stimme.
„Also gut… dann von vorn! Aber diesmal hör gefälligst zu!“, befahl
Sakano mit ernster Miene.
Nach gut einer Stunde war das langweilige Gerede endlich vorbei und Shindou
ließ sich seufzend auf der Couch im Besprechungsraum nieder.
„Hey Shuichi, was ist denn los?“, fragte der Gitarrist, der extra da
geblieben war, da er sich um seinen Freund sorgte.
„Ach Hiro, ich weiß einfach nicht was ich machen soll.“, antwortete er
niedergeschlagen. „Yuki ist so abweisend zu mir, dabei habe ich doch
überhaupt nichts gemacht.“
„Bist du dir da sicher?“
„Ja…“
„Hmn, vielleicht hat er einfach nur viel Arbeit?“
„Ja, dass dachte ich zuerst auch, aber dann hat er gestern diese schrecklichen
Dinge gesagt.“ Die Augen des Sängers füllten sich mit Tränen.
„Was für schreckliche Dinge denn?“, fragte der Gitarrist und reichte seinem
Freund ein Taschentuch.
„Er hatte telefoniert und danach meinte er, dass es ja doof sei, dass ich
schon wieder zurück bin und dadurch alles nur komplizierter wird…“
„Hast du ihn darauf angesprochen?“
„Nein… Er hat solang gearbeitet und ich bin eingeschlafen... Heut Morgen
war er schon weg, als ich aufgestanden bin.“
„Dann geh am besten jetzt nach Hause und rede mit ihm. Heute steht eh nichts
mehr an, also los.“, sagte der Rothaarige und wuschelte Shindou durchs pinke
Haar. „Es ist sicher nichts schlimmes, also keine Angst, okay?“
„Du hast Recht, dass mache ich! Danke Hiro, du bist echt ein Freund.“
„Ich weiß. Und nun geh schon!“
„Ja, bis Morgen!“ Und so rannte der Sänger so schnell wie er nur konnte
nach Hause.
In Windeseile öffnete er die Tür und stürmte in die Wohnung. Im Flur schwer
atmend stehen und sah sich um. Doch es war ruhig, zu ruhig. Nichts deutete
darauf hin, dass der Autor inzwischen wieder zu Hause wär.
Shindou ließ den Kopf hängen, stapfte ins Wohnzimmer und ließ sich dort auf
die Couch fallen. Es war kurz vor 11 Uhr und der Autor war noch immer nicht
wieder da.
„Wo bist du nur…“ Mit trauriger Miene sah er aus dem Fenster. „Er wird
sicher Hunger haben wenn er nach Hause kommt. Ich werde ihm etwas kochen!“,
sagte der Sänger entschlossen. Mit neuer Energie, die aus dem Nichts gekommen
war, marschierte er in die Küche und begann für seinen geliebten Yuki etwas zu
kochen.
Nach einer geschlagenen Stunde stand alles fertig angerichtet auf dem Tisch.
Jetzt fehlte nur noch der Romanautor. Alle fünf Minuten sah Shindou auf die
Uhr, doch Yuki kam einfach nicht nach Hause.
Inzwischen waren nun schon ganze zwei Stunden vergangen und das Essen, welches
der Sänger mit liebe zubereitet hatte, war bereits kalt geworden. Nun war er
noch trauriger als zuvor und verstand langsam gar nichts mehr.
„Das schöne Essen, ich werde es lieber wegräumen…“ Zwischen Tisch und
Kühlschrank hin und her pendelnd hatte er alles kurze Zeit später verstaut und
saß nun wieder im Wohnzimmer. Er schaltete den Fernseher ein und sah sich
irgendeine langweilige TV-Show an.
Die Wohnungstür ging auf und herein kam ein erschöpfter Eiri Yuki.
„Shuichi ist wohl schon zu Hause.“, stellte er fest, als er dessen Schuhe
sah. „Im Wohnzimmer, hmn…“
Als der Autor den Flur entlang lief stoppte er an der Küchentür. Es kam ihm
so seltsam sauber vor, also ging er hinein. „Hat wohl aufgeräumt der
Kleine.“
Da er sich nun schon einmal in der Küche befand ging er zum Kühlschrank, um
sich eine Falsche Wasser zu holen. Als er ihn dann geöffnet hatte, staunte er
nicht schlecht, als er das gekochte Essen sah.
„Wer soll das denn alles essen Shuichi… Mist!“ Der Autor ballte seine
rechte Hand zur Faust und biss sich auf die Unterlippe. Er nahm sich die
Flasche Wasser, schloss den Kühlschrank wieder und lief weiter Richtung
Wohnzimmer. Dort angekommen fand er erneut einen schlafenden Shuichi vor. Er
ging zu ihm hinüber, gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn und streichelte
ihm vorsichtig über den Kopf.
„Hey aufwachen du Nervensäge. Wenn du hier so schläfst erkältest du dich
nur.“
„Hmn?“ Gähnend öffnet der Sänger seine Augen. Als er seinen Yuki vor
sich erkannte, sprang er ihm kreischend um den Hals. „Yuuukiiii!“
„Hey! Lass das!“
„Aber Yuki, ich freue mich doch nur dich zu sehen…“
„Ja, du übertreibst es jedes Mal.“
„Wir haben uns immerhin 6 Wochen lang nicht gesehen!“, verteidigte Shindou
sich.
„Das weiß ich selbst!“, sagte der Autor etwas schroff.
„Wo warst du denn solange? Es ist ja schon gleich 5 Uhr!“, stellte der
Sänger erschrocken fest, als er auf die Uhr sah.
„Ich war einfach unterwegs, okay?“
„Dabei habe ich extra für dich gekocht… Ich dachte wir könnten uns einen
schönen Tag machen, aber…“
„Daraus wird nichts.“, warf Yuki prompt ein. „Ich muss arbeiten und habe
keine Zeit für einen schönen Tag. Selbst jetzt verschwende ich hier kostbare
Zeit.“
„Wieso sagst du nur so etwas?“, schluchzte der Sänger.
„Ich habe eben nicht so viel Freizeit wie du, da kann ich nicht den ganzen Tag
mit dir verbringen.“, erwiderte der Romanautor kühl. „Ich habe so viel
Arbeit, dass ich nicht mal weiß wo ich anfangen soll.“
„Das ist doch nur eine Ausrede…“, meinte der Jüngere nun.
„Was?“ Yuki sah ihn verwirrt an.
„Ja, eine Ausrede! Ich habe gestern alles gehört!“, sagte er mit lauter
weinerlicher Stimme. „In Wirklichkeit wäre es dir doch lieber wenn ich noch
nicht wieder zurückgekommen wäre! Wahrscheinlich wolltest du sogar, dass ich
gar nicht mehr zurückkomme!“
„Was redest du denn da?“, fragte der Autor und sah den Sänger mit leicht
verstörter Miene an. „Es stimmt zwar das ich wollte, dass du-“
„Warum bist du nur so!?“, unterbrach er den Älteren schreiend. Er rannte
in den Flur, nahm sich seinen Rucksack und verließ die gemeinsame Wohnung mit
einem lauten Knall.
Zurück blieb nur ein völlig perplex dreinschauender Eiri Yuki, der noch nicht
ganz realisiert hatte, was eben geschehen war.
„Hey Shuichi, wie siehst du denn aus?“, fragte der Gitarrist, als der
Sänger ins Studio hereinmarschierte.
„Hey Hiro.“, antwortete er niedergeschlagen. „Ach, ich bin die ganze
Nacht durch die Gegend gelaufen und irgendwann auf einer Bank eingeschlafen.“
„Was? Wieso denn das?“
„Naja, ich hatte Streit mit Yuki und bin dann einfach weggelaufen…“
„Oh Mann…“
„Ja.“, seufzte er. „Du Hiro, kann ich ein paar Tage bei dir bleiben?“
„Natürlich, was für eine Frage. Aber willst du das wirklich?“
„Ja, es ist besser so, immerhin wollte er ja ohnehin, dass ich nicht mehr nach
Hause komme… Naja, ich bring mal meine Sachen weg.“
„Mach das…“ Der Rothaarige sah seinem Freund mit besorgter Miene
hinterher. Es war wohl mal wieder an der Zeit dem lieben Eiri Yuki einen Besuch
abzustatten.
Die Band hatte in den darauffolgenden Tagen so viel zutun, dass für nichts
anderes mehr Zeit war. Noch immer wohnte Shindou vorübergehend bei Hiro und
hatte den Autor seit ihrem Streit nicht mehr gesehen oder gehört. Der Sänger
war am Boden zerstört, doch was sollte er denn schon machen? Yuki hatte es ihm
immerhin ins Gesicht gesagt. Die Arbeit lenkte ihn zwar ein wenig ab, dennoch
sah ihm jeder an, dass ihn etwas zu schaffen machte.
Am Abend, es war kurz nach 20 Uhr, liefen der Sänger und sein bester Freund
zusammen in Richtung des Ausganges.
„Shuichi, geh du schon mal vor, ich muss noch etwas erledigen.“, sagte der
Rothaarige, als sie nach draußen kamen.
„Okay, dann geh ich noch einkaufen und koch uns etwas.“, erwiderte er.
„Gute Idee! Also bis später.“ Hiro startete sein Motorrad und fuhr
davon.
Kurze Zeit später war der Gitarrist an seinem Ziel angekommen. Seinen Helm
unter dem Arm geklemmt, stand er vor der Haustür und klingelte. Die Tür
öffnete sich und zum Vorschein kam ein völlig übermüdet aussehender Eiri
Yuki.
„Was ist?“, fragte er gereizt.
„Das wollte ich eigentlich dich fragen.“, erwiderte Hiro mit ernstem Blick.
„Was hat dir Shuichi denn nun schon wieder getan, dass du ihn so behandeln
musst?“
„Gar nichts!“, meinte der Autor und kratzte sich am Hinterkopf.
„Und warum willst du dann, dass er nicht mehr nach Hause kommt?“
„Hat er das etwa erzählt? Also ich habe echt keine Ahnung wie dieser Idiot
auf so etwas kommt.“
„Er meinte, er hätte ein Telefonat mit angehört und das du danach so etwas
gesagt hättest.“, erklärte der Rothaarige.
„Jetzt wird mir einiges klar…“, meinte der Blonde und griff sich an die
Stirn. „Das meinte er also. Dieser dumme Idiot! Dabei wollt ich es ihm noch
erklären, aber ist ja mittendrin einfach abgehauen.“
„Also ist es gar nicht so?“
„Natürlich nicht!“
„Wieso hast du dich dann die ganze Zeit nicht einmal gemeldet? Du weißt doch
wie er ist.“
„Ich weiß… Doch ehrlich gesagt, war ich ganz froh darüber. Ihr wärt
doch eigentlich eh erst morgen zurückgekommen. Im Moment habe ich so viel
Arbeit, dass ich nicht weiß wo mir der Kopf steht. Außerdem…“ Der Autor
hielt kurz inne. „Außerdem wollte ich etwas vorbereiten, doch vor Shuichi
kann man so etwas nicht geheim halten. Er terrorisiert einen solange, bis man
schließlich genervt das Handtuch wirft.“
„Da ist wohl was dran.“, stimmte Hiro ihm zu. „Was wolltest du denn bitte
vor ihm geheim halten?“
„Das…“, begann Yuki und sah verlegen zur Seite. „Das ist doch jetzt
egal! Wenn du willst das Shuichi wieder glücklich ist, dann bring ihn morgen
früh gegen 8 Uhr hierher!“
„Wenn du das sagst.“, erwiderte der Gitarrist. „Doch wehe du machst ihn
unglücklich!“ Hiro wollte gerade gehen, als Yuki ihn am Arm festhielt.
„Hey! Glaubst du wirklich ich bin nur zum Spaß mit ihm schon 5 Jahre
zusammen?“
„Nein, ich wollte es auch nur noch einmal gesagt haben.“, antwortete er mit
einem Lächeln. „Macht der Gewohnheit.“
„Also, morgen 8 Uhr!“
„Er wird da sein.“, sagte der Gitarrist während des Gehens und winkte dem
Autor zum Abschied ohne sich noch einmal umzudrehen.
„Nun komm endlich und stell dich nicht so an!“
„Neiiin, ich will nicht!“, jammerte Shindou, der bei seinem besten Freund
über die Schulter hing. „Lass mich runter!“
„Nichts da!“, erwiderte der Gitarrist und verstärkte seinen Griff. „Du
gehst da jetzt hin!“
Hiro hatte seinem Freund vor einer halben Stunde gesagt, dass sie jetzt einen
Ausflug machen würden. Wohin die Reise gehen sollte verschwieg er allerdings.
Der Sänger freute sich so auf den Ausflug, dass er zuerst gar nicht merkte wo
sie sich befanden, als das Motorrad zum Stehen kam. Erst als er den Helm abnahm
und sich umsah fiel es ihm auf.
Als der Rothaarige dann merkte, dass sich sein Freund aus dem Staub machen
wollte, schnappte er ihn sich und warf ihn über seine Schulter.
„Hiirooo, wieso bringst du mich hierher?“, quengelte Shindou und schlug um
sich.
„Weil ich es nicht mehr ertragen kann!“, erwiderte er und stellte seinen
Freund nun vor der Haustür ab. „So, da sind wir.“ Er drückte auf die
Klingel und wenige Sekunden später öffnete sich auch schon die Tür.
Grimmig und mit zusammengekniffenen Augen sah der Autor die zwei Freunde an.
Shindou, der dies für nichts Gutes hielt, geriet in Panik und wich zwei
Schritte zurück.
„Yuki, ähm… tu… tut mir Leid.“, stammelte er. „Hiro hat mich einfach
hierher geschleppt, ich wusste davon nichts, ehrlich…“
„Und?“, erwiderte der Blonde mit ernster Stimme.
„Naja, du willst ja nicht das ich wi- Autsch! Hey Hiro, was soll das
denn?“
„Nun halt endlich die Klappe!“, mischte sich der Gitarrist nun ein, nachdem
er dem Sänger eine Kopfnuss verpasst hatte. „Also, hier ist er.“
„Das sehe ich. Pünktlich auf die Minute.“, sagte Yuki und sah seinem
Geliebten jetzt direkt in die Augen. „Na los, komm rein Shuichi.“
„Hä? Was?“ Der Sänger sah sein Gegenüber verwirrt an.
„Ich bin dann mal weg, viel Spaß euch zwei.“, meinte der Rotschopf und lief
den Gang zurück den sie gekommen waren.
„Hey Hiro, was soll denn das? Warte!“, rief Shindou seinem Freund
hinterher. Doch dieser winkte nur und verschwand hinter der nächsten Ecke.
Nun war der Sänger ganz allein und auf sich selbst gestellt. Er schluckte,
faste all seinen Mut zusammen und wendete seinen Blick wieder seinem geliebten
Yuki zu.
„Ähm…“
„Nun komm endlich rein.“, sagte der Romanautor mit erstaunlich sanfter
Stimme und zog den noch immer verwirrten Sänger in die Wohnung hinein.
Ohne Widerworte ließ Shindou Shuichi sich ins Wohnzimmer mitziehen. Mitten im
Raum ließ der Autor ihn los und ging allein in Richtung der Fenster weiter.
„Nun erklär mir mal, wie du darauf gekommen bist, dass ich will, dass du
nicht mehr zurückkommst.“
„Naja.“, begann Shindou verunsichert. „Du warst die ganze Zeit so
abweisend. Und als ich dann mit anhören musste wie du sagst, wieso ich jetzt
schon wieder da sein muss und jetzt alles nur komplizierter wird, habe ich eben
gedacht, da-“
„Da hast du einfach mal gedacht ich will dich nicht mehr hier haben?“,
beendete Yuki den Satz, drehte sich zum Jüngeren um und verschränkte seine
Arme.
„Ja…“
„Du bist wirklich ein Idiot. Warum hast du mich an dem Tag auch nicht zu Ende
reden lassen? Dann hätte ich dir nämlich sagen können, dass ich hier,
während du auf Tournee warst, mit Arbeit überschüttet wurde. Und das nur
damit ich Zeit habe wenn du wieder da bist!“
„Was?“, fragte der Sänger völlig überrascht.
„Es tut mir wirklich leid, dass ich dich so behandelt habe.“, entschuldigte
sich der Blonde. „Ich war einfach so unter Druck. Als ich dann auch noch von
dir gehört habe, dass ihr schon eine Woche früher zurückkommt, saß ich in
der Klemme, denn ich wollte eigentlich mit allem fertig sein. Ich habe die
Nächte durchgemacht, aber es dennoch nicht geschafft. Am Ende war ich nur
sauer auf mich selbst und habe es an dir ausgelassen.“ Er schloss die Lücke
zwischen sich und dem Sänger und küsste diesen leidenschaftlich. „Es tut
mir wirklich leid.“
„Yuki… Das wusste ich ja gar nicht. Mir tut es auch leid.“, erwiderte
Shindou mit Freudentränen in den Augen.
„Shuichi, ich…“ Die rechte Hand des Autors wanderte unter das Oberteil
des Sängers. „Ich kann mich nicht länger zurückhalten.“
„Yuki…“ Genau wie sein Liebster konnte auch er sich nicht mehr bremsen.
Zulange musste er schon auf diese zärtlichen Berührungen verzichten. Küssend
wanderten sie ins Schlafzimmer und verloren nach und nach immer mehr von ihrer
Kleidung.
Einige Stunden später lagen Beide aneinander gekuschelt in ihrem Bett.
„Sag mal, weißt du eigentlich was heute für ein Tag ist?“, fragte der
Autor in die Stille hinein.
„Nein.“, antwortete der Andere und schmiegte sich noch ein wenig mehr an den
warmen Körper seines Geliebten.
„Dabei bist du doch immer der, der auf so etwas steht… Heut ist unser
fünfter Jahrestag…“, sagte der Autor und sah Shindou mit einem Blick an,
den dieser noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte.
„Wirklich?“, fragte er und rechnete im Kopf nach. „Du hast Recht! Das
habe ich total vergessen!“
„Natürlich habe ich Recht…!“, erwiderte Yuki etwas beleidigt. „Als ich
sagte, dass jetzt, wo du da bist, alles nur komplizierter wird, meinte ich die
Überraschung, die ich geplant hatte.“
„Überraschung?“ Der Sänger sah den Blonden nun neugierig an.
„Ja, wie hätte ich das alles planen sollen, wenn du die ganze Zeit hier
herumrennst? Vor dir ist doch kein Geheimnis sicher.“
„Yuki…“, sagte Shindou mit gerührter Stimme.
„Hier.“ Der Autor reichte dem Jüngeren eine Broschüre. „Da werden wir
nachher hinfahren und eine ganze Woche bleiben.“
„Eine ganze Woche?“, fragte er begeistert.
„Ja, ich habe alles geklärt.“
„Wahnsinn! Eine ganze Woche nur für uns! Ich liebe dich Yuki!“ Der
Sänger küsste seinen Geliebten zärtlich und sprang dann aus dem Bett. „Ich
pack meine Sachen!“
„Mach das.“, erwiderte Yuki mit sanften Lächeln.
Der Sänger war überglücklich. Er konnte es kaum glauben von seinem Yuki mal
so etwas Schönes zu bekommen. Das er an ihren Jahrestag denken würde, hätte
er niemals für möglich gehalten. Jetzt im Nachhinein kam er sich für seine
voreiligen Gedanken ziemlich dumm vor. Doch jetzt wusste er, dass ihn der Autor
wirklich liebte und sie noch viele, viele Jahre zusammen glücklich sein
würden.
„Shuichi, jetzt beeil dich doch endlich!“, rief der Blonde ungeduldig im
Auto wartend.
„Ich kooommeeee!“
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