Neue Zeiten von Plotchaser ================================================================================ Kapitel 7: In der Dunkelheit der Nacht -------------------------------------- Es war schon weit nach Mitternacht, als Wesley das Haus in Shenley betrat. Der Regen hatte schon vor langem aufgehört. Lediglich die großen Pfützen auf den Gehwegen erinnerten noch an die sintflutartigen Regengüsse des vorangegangenen Abends. Der zunehmende Mond stand bereits tief am Himmel, was den Auror darauf schließen lies, dass er mehr als genug Zeit im Ministerium verbracht hatte. Bald würde die Sonne aufgehen. Und bis dahin hatte er noch viel mit seinem Team zu bereden. Also betrat er kurzerhand das erleuchtete Wohnzimmer und überblickte die Runde: Harrison saß in einem Lesesessel in einer Ecke des Raumes und hob direkt den Blick vom Buch an, welches er in Händen hielt. Dale und Sidney saßen jeweils auf einem der Sessel, welche an die kurzen Seiten des Wohnzimmertisches heran gezogen worden waren, damit sie besser Karten spielen konnten. Auch diese beiden unterbrachen kommentarlos ihr Spiel, als Wesley den Raum betrat. Nur Lyle lag, zusammengerollt, auf der Couch und dämmerte noch immer vor sich hin. Es dauerte einen Moment, bis er bemerkte, dass sich die Geräusche im Raum geändert hatten und er schließlich die Augen blinzelnd öffnete.Während er sich dann langsam aufsetzte, rieb er sich müde den Schlaf aus den Augen. Da somit alle wach und anwesend waren, setzte sich Wesley auf das freie Sofa, das ebenfalls am Wohnzimmertisch stand, und wartete nur kurz, bis Harrison sich ebenfalls zu ihnen gesellte. „Das Ministerium hat sich dafür entschieden, dass wir weiterhin Babysitter spielen werden“, fing der Älteste nun also an zu erzählen. „Sie denken, dass der Anschlag auf den Hogwarts-Express und dieser Fluch alleine uns gegolten haben. Wer auch immer das geplant hat, muss davon ausgegangen sein, dass wir die Ersten sein würden, die die Unfallstelle betreten werden. Vermutlich haben sie nicht damit gerechnet, dass ein Kind nach Verletzten schauen würde.“ „Dieser Anschlag war gegen uns gerichtet?“ Harrisons Miene verfinsterte sich noch um ein Vielfaches, als Wesley zustimmend nickte. „Zumindest geht das Ministerium davon aus.“ „Dann müssen die aber gewusst haben, dass alle Teams, außer unserem, auf Außeneinsätze sind“, kam es nun von Dale, den diese Information sichtlich beunruhigte. „Wir müssen davon ausgehen, dass es so ist. Es wird bereits geprüft, ob es sich um eine Sicherheitslücke handelt. Doch bezweifle ich, dass sie etwas finden werden. Zumindest nicht auf die Schnelle.“ „Wenn dieser Anschlag an uns gerichtet war, wieso sollen wir dann gleichzeitig noch auf die Kinder aufpassen?“ Für einen Moment lagen alle Blicke auf Sidney, bis Wesley die Stille mit seiner Antwort durchbrach. „Glaub' mir, Sid, diese Unterredung habe ich lange und ausführlich geführt. Das Ministerium ist davon überzeugt, dass wir die Gefahren dieses Fluches wissen sollten. Und da Lyle ebenfalls von dem Fluch betroffen ist und wir uns noch unsicher sind, wie genau er sich auf ihn persönlich auswirkt, ist es sicherer, die Kinder in unserer Obhut zu lassen. Oder er müsste rund um die Uhr in ihrer Nähe sein, sobald wir sie zurück nach Hogwarts schicken. Außerdem wissen wir noch nicht, ob sich der Fluch weiter verbreitet, als bisher. Und es wäre fatal, wenn wir das Mädchen so an die Schule zurück ließen. Außerdem, falls es eine Sicherheitslücke in unserem System gibt, dann können wir es nicht riskieren, die Kinder in die Obhut eines anderen zu übergeben.“ „Lass' mich raten, Wes, die wollen bestimmt auch noch, dass wir ganz zufällig darüber stolpern, wie man den Fluch bricht?“ Dales Stimme war belegt, was Wesley die Augen leicht verengen lies. Doch war davon nichts in seiner Stimme zu erkennen, als er ihm antwortete. „So in etwa könnte man das sagen. Entweder wir finden zufällig heraus, wie genau der Fluch funktioniert und wie man ihn brechen kann oder die Kinder sind die Köder für dieses feige Pack.“ Wütend richteten sich Lyles bernsteinfarbene Augen auf den Truppenführer. „Das ist nicht dein Ernst!“ Kurzerhand verwarf er diesen Satz mit einem Kopfschütteln wieder, ehe er ebenso wütend fortfuhr. „Das ist nicht deren Ernst! Das sind Kinder und keine verdammten Köder!“ Doch da der Blonde wusste, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde, stand er fluchend auf und ging hinter der Couch auf und ab. „Lyle, mir geht es da nicht anders, als dir. Doch du weißt-...“ Prompt wurde Wesley von dem Jüngeren unterbrochen. „Ja, ja! Es ist ein Befehl von ganz oben.“ Die anderen beobachteten den Jüngsten missmutig dabei, wie er eine Weile im Raum auf und ab tigerte, bis er schließlich stehen blieb und zweifelnd in Wesleys Augen blickte. „Es ist nur... Ich weiß nicht, ob ich mich darüber aufrege, weil es gegen meine Prinzipien verstößt oder ob es mehr an dem Fluch liegt...“, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und gab jedem Anwesenden einen Einblick in seinen unsteten Gemütszustand. Doch noch bevor jemand darauf eine Antwort geben konnte, wurde Lyle schwarz vor Augen. Erschrocken blinzelte er dagegen an, während er die Finger in seinen Haaren vergrub und den Kopf schüttelte. „Was zum...?“, kam es keuchend von ihm, während er langsam zurück taumelte. Dennoch half all das Blinzeln nichts. Es blieb schwarz vor seine Augen und um ihn herum totenstill, weshalb der Blonde verzweifelt die Augen zusammenkniff.   Augenblicklich war Dale auf den Beinen, als Lyle sich plötzlich noch seltsamer benahm, als er es eh schon tat. „Lyle! Was ist los? Hey, Lyle!“ Doch, trotz dass der Braunhaarige ihn berührte, reagierte der Angesprochene nicht darauf. Es schien so, als ob er ihn weder hören noch spüren konnte. Dennoch sprach er weiter auf seinen Freund ein, während er ihn bei den Oberarmen packte, damit er nicht doch noch stürzte. Taumeln tat er ja bereits. „Ganz ruhig, Lyle. Setz' dich hin. Ich bin da. Ich bin bei dir.“ Vorsichtig half er dem Blonden, sich auf den Boden zu setzen, während dessen Beine vor Zittern unter ihm nachzugeben drohten. „Alles ist gut, Lyle. Alles ist gut.“ Langsam aber sicher befiel Dale eine vage Angst, weshalb er unsicher zu den anderen hinüber schaute, die sich nicht zu ihnen heran trauten. Lediglich Wesley hatte sich in der Zwischenzeit langsam genähert, blieb jedoch zwei Schritte auf Abstand. „Es... ist doch alles gut...?“ Dales Blick traf den des Truppenführers, der diesen auch unbefangen entgegnete. „Wir müssen abwarten, dann wissen wir es.“ Da er damit Dales Frage beantwortet hatte, schaute er kurz zu Sidney hinüber, ehe er in Richtung Treppe nickte. „Und du schaust oben nach den Kindern.“ Ohne zu zögern stand Sidney auf und befolgte den Befehl, an den er bis eben noch gar nicht gedacht hatte.   Kaum war der Auror die Stufen oben und hatte die Tür zum Schlafzimmer der Mädchen geöffnet, hörte er, wie Lyle ein erschrockenes „Au!“ von sich gab. Nur kurz schaute er zurück zur Treppe und lauschte der verwirrten Frage von Lyle, ob jemand ihn geschlagen hätte, ehe er das Licht anknipste, da zeitgleich auch aus dem Rauminneren ein „Aua“ zu vernehmen gewesen war. Doch als sein Blick zu den Mädchen ging, legte er nur einen Moment fragend den Kopf schief. Immerhin kniete Zoe mit einem Bein auf Justice' Bett und stützte sich mit einer Hand neben deren Kopf ab. Die andere Hand verharrte zitternd in der Luft. Justice wiederum hielt sich die Wange und blinzelte verstört zu der Blonden auf. Jedoch kam er nicht zum Fragen, was passiert war, denn da wurde er auch schon von dem anderen Zwilling aus dem Türrahmen gestoßen. „Alter, Zoe! Hast du sie noch alle? Weißt du, wie weh das getan hat?“ „Ja, verdammt, das weiß ich! Was hätte ich deiner Meinung nach denn sonst tun sollen?“ Mit wütendem Blick und Tränen in den Augen stand das Mädchen auf und wankte einen Schritt vorwärts, ehe ihr Bruder sie abfing und stützte. „Darf ich fragen, was passiert ist?“, unterbrach der Auror vor der Tür dann endlich das Streitthema, das er noch nicht so recht verstand, und erntete dafür zwei befremdende Blicke aus giftgrünen Augen. Zumindest so lange, bis Justice vorsichtig aufstand und sich, zusammen mit ihrem Frettchen, an den Zwillingen vorbei schob. Nur langsam wagte sie es sich, die Hand von ihrer geröteten Wange zu nehmen, während sie in die sanften, braunen Augen des Mannes schaute. Sie zitterte leicht und schien sich unwohl zu fühlen. „Können wir runter gehen? Bitte.“ Das war zwar keine Antwort auf seine Frage, doch war das Mädchen bisher nicht gerade unkooperativ gewesen. Also nickte der Mann kurzerhand und ging beiseite. „Selbstverständlich.“ Es dauerte nur einen Augenblick, bis die Zwillinge der Rothaarigen nach unten folgten und Sidney das Licht im Zimmer wieder löschen konnte. Was auch immer eben passiert war, er erhoffte sich, dass er im Wohnzimmer eine Antwort darauf bekommen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)