Let me be with you... von Vienne (Liebe geht seltsame Wege) ================================================================================ Kapitel 18: Today I've lost you ------------------------------- Der Regen prasselte gegen die Scheiben des Küchenfensters, hinter dem Ikuko stand und besorgt hinaus in den Vorgarten und auf die menschenleere Straße schaute. Seit einer Stunde regnete es Bindfäden vom Himmel hinab und nur die wenigen Plusgrade hielten das Wasser davon ab, nicht zu gefrieren und den Boden mit einer weißen Decke zu beziehen. Als sie und Kenji vom Gartenmarkt gekommen waren, wollten sie eigentlich nur einen Kaffee trinken und ein Stück von ihrem Zitronenkuchen genießen, um dann noch den gekauften Rindenmulch über die Blumenbeete zu verteilen. Doch kaum hatten sie am Tisch gesessen und waren ein wenig zur Ruhe gekommen, hörten sie ein Klopfen am Fenster. Überrascht hatte sich das Ehepaar umgedreht und festgestellt, dass die Gartenarbeit sprichwörtlich ins Wasser gefallen war. Sozusagen von jetzt auf gleich. Kenji war nochmal in den Garten gerannt und hatte die drei Säcke Mulch unter den Carport geschleift, damit sie nicht im Schlamm versanken. Als er wieder drinnen war, konnte er seine Klamotten zur Gänze wechseln, weil er binnen Sekunden durchgeweicht war. Ikuko hatte währenddessen die Mutter von Shingos Freund angerufen und gefragt, ob sie ihren Sohn mit dem Auto holen sollten oder er gebracht wurde. Zweiteres war zutreffend. Ihr Jüngster würde gegen sieben Uhr am Abend wieder da sein. Von Usagi hingegen hatte sie noch nichts gehört. Aber da war sich das Paar ohnehin noch nicht einig gewesen, wo sie über Nacht bleiben würden. Gerade als sie die Tassen gespült hatte, klingelte das Telefon. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie ihr Mann ran ging. Sein Gesicht verhieß nichts Gutes. Mit Sorgenfalten auf der Stirn kam er zu ihr hinüber, während er mit stummen Lippenbewegungen seiner Frau andeutete, dass ihre Tochter am anderen Ende der Leitung war. “Warte, Usagi. Ich stell auf laut, damit deine Mutter mithören kann.”, er nahm das Telefon vom Ohr und drückte die Taste mit dem Lautsprecher-Symbol, “So, und nun nochmal von vorne. Was ist los?” “Rei weiß es. Sie weiß von mir und Mamoru.” ”Woher?”, Ikuko hatte sich zum Telefon gebeugt. “Sie hat uns gesehen, als wir das Haus verlassen haben.” ”Woher wisst ihr das?”, Kenji klang besorgt. “Motoki hat mir eine Nachricht geschickt. Dann haben wir ihn angerufen und er und die Mädels haben uns erzählt, wie Rei im Crown ausgerastet ist.”, Mamoru klang ungewohnt rau und nahezu fassungslos, “Sie gibt Usako allein die Schuld daran und will sie zur Rede stellen.” ”Und dich ihr ausspannen?” ”Ja, Papa. Sie versteht nicht, dass Mamoru mich liebt. Sie will es nicht wahrhaben.” ”Wo seid ihr jetzt?” ”Im Taxi und auf dem Weg zu euch.” “Nein, fahrt zu Mamoru.”, antwortete Usagis Mutter hektisch. “Was? Aber da wartet sie sicher auf uns.” ”Nein. Sie ist gerade bei uns.” Kaum hatten die Worte Ikukos Mund verlassen, klingelte es an der Haustüre. “Fahrt zu Mamoru. Ich wimmel sie ab und wir tun so, als wüssten wir nicht, wo ihr seid.” ”Usagi, Mamoru! Ihr habt deine Mutter beziehungsweise deine Schwiegermutter in spe gehört. Fahrt in die Wohnung. Wir melden uns später, wenn wir sie losgeworden sind.”, Kenji sah, wie seine Frau zur Türe ging. Das Mädchen hatte damit begonnen Sturm zu klingeln. Er hörte noch, wie sich seine Tochter und ihr Freund tausendfach bedankten und murmelte Abschiedsworte, bevor er auflegte. Er folgte Ikuko in den Flur, als diese gerade die Tür geöffnet hatte. Sie war mehr als nur wütend gewesen, nach dem sie das Crown verlassen hatte. Alle, wirklich alle wussten davon, dass Usagi dem Oberstufenschüler den Kopf verdreht und ihr ausgespannt hatte. Und keiner ihrer sogenannten Freunde hielt es für nötig, dem Ganzen Einhalt zu gebieten oder es ihr zu sagen. Nein! Sie ließen es zu. Ließen es zu, dass die Blondine Mamoru um den Finger gewickelt und vollkommen verwirrt hatte. Das die beiden sich so nah kamen, dass er mit ihr Händchen hielt und ihr gewisse Blicke zu warf. Sie ließen es sogar zu, dass sie ihn küsste. Sie. Usagi. Eine schlechte Mittelschülerin, die dazu noch tollpatischig und wenig bis gar nicht damenhaft war. Wieso ließ sich Mamoru auf so eine naive und dumme Pute ein? Ihr erster Impuls hatte Rei zu seiner Wohnung getrieben. Immerhin hatten sie die Buslinie zu ihm genommen. Eine Nachbarin kam zufällig gerade aus dem Appartmentkomplex und ließ sie hinein. Auf den Aufzug hatte sie nicht warten wollen und so war sie bis in den sechsten Stock die Treppen hinauf gerannt. Wie eine Besessene hatte sie bei ihm geklingelt und geklopft. Aber niemand öffnete die Tür. Sogar gelauscht hatte sie. Doch nichts war zu hören gewesen. Als sie gerade erneut klingeln wollte, kam aus der gegenüberliegenden Türe ein älterer Herr. Rei drehte sich um und hatte ihren besten Hundeblick aufgesetzt: ”Entschuldigen Sie bitte.” “Hm?” ”Wissen Sie, ob Chiba-san zuhause ist?” ”Und Sie sind?” ”Seine Freundin.” “Hm, komisch.” ”Komisch?” ”Ja, Sie sagen, Sie wären seine Freundin. Dabei hat er mir vor gut einer Stunde ein sehr liebreizendes blondes Mädchen als seine Liebste vorgestellt.”, der Herr überlegte, “Na da hat er ja wirklich viele Eisen im Feuer. Aber gut, er ist ja noch jung.” ”Ja, ja!”, Rei unterbrach ihn barsch, “Also wissen Sie, wo er hin wollte mit der Blondine?” “Nein, keine Ahnung.”, auch der freundliche Ton von ihm hatte sich gewandelt, “Auf Wiedersehen.” Abrupt hatte er sich abgewandt und sie stehen lassen. Wütend schaute sie ihm hinterher, bevor auch sie sich wieder in Bewegung setzte und die Treppen wieder nach unten ging. Ihr kam eine neue Idee in den Sinn, wo Mamoru und Usagi sein könnten. Schnell hatte sie sich wieder in Bewegung gesetzt und den Bus in Richtung Minato-ku genommen. Vielleicht waren sie ja in dem Café, in dem sie die beiden vor einer Woche beobachtet hatte. Aber auch hier waren sie nicht. Neuerlich hatte sie versucht ihn auf dem Handy zu erreichen. Doch es war aus. Genau wie das von Usagi. Genervt überlegte sie, ob sie noch mal ins Crown fahren sollte. Allerdings kam ihr relativ schnell in den Sinn, dass ihre Freunde die beiden schon vorgewarnt hatten und sie so einen Bogen um ihr Stammcafé machten. Während sie angestrengt überlegte, wo sie noch suchen sollte, hatte der Regen eingesetzt. Und kaum hatten die ersten Regentropfen ihren schwarzen Haarschopf erreicht, hatte sie eine neue Idee. Sie achtete nicht auf die Pfützen, als sie zur nächsten Bushaltestelle lief, um dort in den Bus zu steigen, der sie zurück zu Usagis Elternhaus bringen würde. Die letzten Meter war sie dann gerannt und somit vollends klatschnass geworden. Nun stand sie vor der Haustüre der Familie Tsukino. Die Kuppe des Zeigefingers war mit der Klingel fast schon verschweißt. Rei hörte Schritte hinter der Tür und sah auf, als diese aufging. Es war Usagis Mutter und dahinter ihr Vater, die sie ansahen. Die sie wissend ansahen. “Rei. Hallo!” Die Schwarzhaarige entging der scharfe Unterton in Ikukos Stimme nicht. Sie wusste nur zu gut, dass Usagis Mutter ihre Familie wie eine Löwin verteidigte. “Sie wissen, was Ihre Tochter getan hat?” “Sie hat sich verliebt. Genau wie es Mamoru getan hat.” ”Mamoru tut hier nichts zur Sache.”, Rei wusste, dass ihre Stimme alles andere als höflich klang. Doch es war ihr egal. Regentropfen fielen von den Spitzen ihres Ponys direkt auf ihr Gesicht und perlten daran hinab: ”Usagi hat ihn mir ausgespannt. Ihre Tochter ist hinterhältig, und gemein. Und durch und durch verdorben.” “Wage es ja nicht, so über meine Tochter zu sprechen!”, Ikukos Stimme hatte etwas Drohendes angenommen, “Meine Tochter hatte Liebeskummer und ein schlechtes Gewissen, weil sie sich in Mamoru verliebt hat. Und er war es, der ihr Mut zusprach und ihrer Liebe eine Chance geben wollte. Mamoru wollte eine Beziehung mit Usagi. Wir sind gestern alle zusammen auf dem Sofa gesessen und die beiden haben uns von dem erzählt, was du ihr an den Kopf geworfen hast. Was du ihm an den Kopf geworfen hat. Und glaub mir, wenn hier jemand Klasse und Niveau hat, dann ist es meine Tochter. Sie und nicht du, Rei!” Zufrieden bemerkte Kenji, wie das Mädchen auf seiner Schwelle den Wutausbruch Ikukos verängstigt zur Kenntnis nahm. Sah, wie sie langsam den Mund öffnete: ”Sie haben alle zusammen gesessen?!” Dunkel erinnerte sie sich daran, wie Usagi ihn zum Essen eingeladen hatte. Es begann in ihrem Kopf zu arbeiten. Mamoru war gestern Abend hier und kam heute Morgen auch aus diesem Haus. “Hat er hier...” ”Übernachtet?”, Kenji hatte sich neben seine Frau gestellt. “Ja?” ”Ja. Die beiden wollten noch einen alten Film sehen und dann war es schließlich schon spät. Auch wenn Mamoru schon achtzehn ist, muss er nicht mehr um Mitternacht mit dem Bus oder Taxi einsam in der Gegend rumkurven, nicht wahr?!” Rei nickte nur fassungslos und Usagis Vater fuhr fort: ”Also schlief er hier und hat mit uns heute Morgen gefrühstückt.” “Und wo sind sie dann hin?” ”Das wissen wir nicht. Usagi meinte, sie würden sich bei uns melden oder direkt her kommen. Sie waren sich beide noch nicht sicher, wo sie die Nacht verbringen wollten.” ”Können wir sonst noch etwas für dich tun?”, Ikuko sah die Schwarzhaarige mit verschrenkten Armen vor der Brust an. Normalerweise hätte sie jeden Gast, egal ob eingeladen oder nicht, herein gebeten bei dem Wetter. Aber nicht heute. Und nicht Rei. Sie sah, wie sich das Mädchen nur kopfschüttelnd abwandte und ohne einen Abschiedsgruß durch den Vorgarten zur Straße ging. Erleichtert blickte Ikuko ihren Mann an und schloss die Tür: “Wir sollten Usagi anrufen und ihr sagen, was vorgefallen ist.” Das Taxi hatte einige Meter vor seinem Appartementkomplex gehalten. Sie wollten sicher gehen, dass Rei nicht davor herum lungerte. Wer weiß, wie schnell sie dann doch von Usagis Elternhaus hier her geeilt war. Doch sie war nicht da. Weil Mamorus Bein immer noch nicht allzu stark belastet werden durfte, konnten sie trotz anhaltendem Regen nicht ins Haus rennen, sondern in etwas schnelleren Laufschritten hinüber gehen. Und so sehr sie sich auch bemühten und beeilten, so sehr waren sie durchnässt. Einen Schirm hatten sie ja ohnehin nicht dabei. Auf dem Weg zum und im Aufzug hinterließen sie unteren ihren Schuhen kleine Wasserpfützen. Das blonde Mädchen hatte sich an den Oberstufenschüler geschmiegt. Sie spürte die Nässe auf ihrer Haut. Zitterte am ganzen Leib und war froh, als der Aufzug Mamorus Stockwerk erreichte und sie zusammen seine Wohnung. Ihrem Drang nach Unordnung nachgebend streifte sie ihre Schuhe ab und warf sie achtlos in die Ecke. Das einzige was sie noch wollte, war eine heiße Dusche. Ihre Jacke warf sie über einen Harken der der Garderobe, ihre Tasche fand den Weg in hohem Bogen auf die Kommode. Ohne ein weiteres Wort verschwand sie im Bad. Mamoru sah ihr besorgt hinterher. Seit dem Telefonat mit ihren Eltern war sie schweigsam gewesen. Schon seit Motokis Nachricht hatte sie begonnen, immer weniger zu sprechen. Hatte sich auf das Nötigste beschränkt. Es war nicht schwer zu erraten, woher ihr Stimmungswechsel kam. Ihm war klar, dass sie jetzt nichts wirklich aufmuntern konnte und sie lieber ihre Ruhe haben wollte. Und das respektierte er. Er nahm ihre Schuhe und stellte sie ordentlich neben seine. Hing ihre Jacke so auf, dass sie besser trocknen konnte und nahm das Handy aus ihrer Tasche. Es blinkte und zeigte einen entgangenen Anruf. Er entriegelte die Tastensperre und sah nach. Ihre Eltern hatten angerufen. Etwas unschlüssig sah er zur Badezimmertür. Er wollte sie weder stören, noch ungefragt ihr Handy nutzen. Sein Blick fiel auf das Telefon, dass noch neben der Handtasche lag. Er nahm es, tippte die Nummer ihrer Eltern ein und ließ es läuten. Während er wartete, ging er ins Schlafzimmer. Entledigte sich halbherzig seiner Klamotten, als Kenji schon abnahm. In schnellen Worten ließ sich Mamoru alles erzählen. Murrte zwischendurch oder gab eine abfällige Bemerkung gegenüber Rei von sich. Auf die Frage, ob Usagi die Nacht über bei ihm blieb, antwortete er damit, wie sie sich gerade verhielt. Er musste zugeben, dass ihm diese leichte Ignoranz schon Angst machte. Doch Ikuko, die scheinbar über den Lautsprecher wieder mithören konnte, beruhigte. Sie gab ihm den Rat, ihrer Tochter einen heißen Kakao zu machen und erst mit ihr zu reden, wenn sie damit begann. Mamoru dankte ihr dafür. Höflich verabschiedete er sich und versprach, Usagi im Laufe des nächsten Tages wieder nach Hause zu bringen. Dann legte er auf. Er sah zum Nachttisch und dem darauf befindlichen Radiowecker. Er zeigte fünf an. Der Tag war gelaufen. Als er, nur in Boxershorts bekleidet, ins Wohnzimmer ging, fiel ihm das Bami-Goreng ein. Unweigerlich fragte er sich, ob man es nochmal erwärmen oder gleich wegschmeißen konnte. Vielleicht hatte Usagi auch keinen Hunger. Er wusste es nicht. Als er hörte, wie die Tür vom Bad aufging, fuhr er herum. Seine Liebste stand nur mit einem Handtuch bekleidet da. So wie vor einer Woche. Wieder fielen ihre langen Haare über ihren Rücken. Ließen es wie flüssiges Gold erscheinen. “Ich hab dich reden hören.”, sie blieb unschlüssig vor ihm stehen. “Deine Eltern. Ich hab sie zurückgerufen.” Sie schwieg. “Willst du wissen, was passiert ist?” Usagi nickte und Mamoru erzählte. Dabei ließ er sie nicht aus den Augen. Die kleinen Härchen auf ihren Armen hatten sich aufgestellt zu einer leichten Gänsehaut. Er sah, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Wie sich der Griff ihrer Finger um den Saum und den Knoten des Handtuchs verstärkten. Das erste Mal, seit er sie kannte, konnte er ihre Gefühle nicht deuten. Ihr Gesicht und ihre Augen spiegelten alle Arten von Emotionen wieder. Angst und Wut. Enttäuschung und Hoffnung. Aber nichts eindeutiges. In ihrem Kopf drehte sich alles. Ihre Gedanken überschlugen sich und sie konnte keinen klaren fassen. Nichts was ihr weiter helfen konnte. Was sie vor der Wut Reis retten konnte. Sie war verzweifelt. Wusste weder ein noch aus. Sie schüttelte den Kopf. Wild flogen blonde Haarsträhnen hin und her. Ihr ganzer Körper zitterte und verkrampfte sich. Sie verlor die Kontrolle über sich selbst, ihre Beine gaben nach und sie sank zu Boden. Tränen liefen ihr hemmungslos übers Gesicht und sie konnte sie nicht stoppen. Fast schon ohnmächtig sah sie, wie Mamoru zu ihr geeilt kam. Sie in den Arm nahm und sie hin und her wog wie ein kleines Kind. Usagi hörte ihr eigenes Schluchzen in den Ohren und wie ihr Blut rauschte. “Scht, alles ist gut. Ich bin da!” “Nein!”, Usagi schob den Oberstufenschüler von sich. Stand mit zittrigen Beinen auf und wankte vor ihm zurück. Er saß am Boden, schaute sie fragend an. Das Mädchen musste sich am Sessel neben sich festhalten. Ihre Beine waren reinster Pudding. Mit festem Blick sah sie zu Mamoru: ”Du solltest nicht bei mir sein. Du solltest bei ihr sein. Bei Rei! Sie liebt dich!” “Was?” ”Wir streiten immer nur. Seit wir uns kennen, streiten wir. Jeden Tag. Stunde um Stunde. Wir können nicht zusammen sein.” ”Ich liebe dich!” ”Nein! So eine Heulsuse wie mich liebt niemand. Ich bin tollpatschig und naiv und eine doofe Nuss.”, sie wandte sich ab und suchte das Wohnzimmer nach ihren Klamotten ab. “Was tust du?” ”Ich muss zu Rei. Ich muss mich bei ihr entschuldigen. Ich hab sie verletzt. Ich hab dich ihr ausgespannt. Sowas tun Freundinnen nicht.” “Usagi!”, er packte sie am Arm und wirbelte sie herum. Zwang sie, ihn anzusehen. Seine Hände umfassten ihr Gesicht. Sie zitterte noch immer. Furcht lag in ihren Augen. Er wusste nicht, wem sie golt. Ihm oder Rei. Es war ihm momentan aber auch herzlich egal. “Usako!” ”Nenn mich nicht so.” ”Doch. Für mich bist du Usako. Meine Usako. Und ich liebe dich. Ich hab dich von Anfang an geliebt. Nur dich. Das weißt du. Ich will nicht Rei. Ich wollte sie nie!” “Sie liebt dich.”, die Tränen flossen immer noch in Strömen über ihr Gesicht. “Und ich nicht sie. Wenn ich ihr falsche Hoffnungen gemacht habe, dann tut es mir leid. Irgendwann wird sie auch damit leben können, dass mein Herz nur dir gehört.” “Ich kann das nicht.”, sie riss sich los, stürmte vollkommen planlos in den Flur. “Was kannst du nicht?”, seine Stimme war lauter geworden, als er beabsichtigt hatte. Doch es war ihm egal. Wenn er nur so an ihren Verstand und noch mehr an ihr Herz appellieren konnte, dann musste er sie eben anschreien. Übung hatte er ja darin. Genau wie sie. Das wurde ihm mit einem Schlag bewusst, als sie sich mit einem wütenden Funkeln in den Augen zu ihm umdrehte und auch ihre Stimme das dreifache ihrer normalen Lautstärke erreicht hatte: ”Ich kann ihr nicht mehr unter die Augen treten. Ich kann dieses Spiel nicht mehr spielen. Wie soll ich mit dir glücklich werden, wenn ich weiß, wie sehr sie leidet? Verrat es mir! Verrat es mir, Baka!” “Ich weiß es nicht, verdammt nochmal! Aber musst du immer das Glück anderer über dein eigenes stellen? Über unser Glück? Ich hab bei jedem Streit mit dir hinterher gelitten wie ein junger Hund. Ich wollte dich nie anschnauzen. Dich beleidigen. Das einzige was ich wollte, war dich an mich zu ziehen und zu küssen. Mehr wollte ich nicht. Mir ist es scheiß egal, ob Rei jetzt bockig ist. Sie erkennt nicht mal, wie sie das Glück anderer kaputt macht. Sie ist so dermaßen in ihrer Liebe auf mich und in ihrem Hass auf dich fixiert, dass sie alles dazwischen vergisst. Und ich weigere mich, dass zu akzeptieren. Ich geb mein Glück nicht dafür auf, dass dieses dumme Schulmädchen ihren Willen bekommt. Und ich will nicht nochmal leiden müssen. Willst du leiden? Willst du für Rei leiden? Für ein Mädchen das über Leichen geht und die eine Freundschaft mit Füßen tritt, weil sie eine schlechte Verliererin ist. Ich weiß, dass ihr diesen dämlichen Kodex habt. Das ein Mädchen nicht mit dem Jungen geht, in das eine ihrer Freundinnen verliebt ist. Aber ehrlich, Odango: Wie lange bist du in mich verliebt?” Sie sah ihn mit aufgerissenen Augen an. Solch einen Gefühlausbruch hatte sie von ihm nicht erwartet. Er zitterte und seine nackte Brust hob und senkte sich schnell. “Seit wann liebst du mich?”, seine Stimme war leiser geworden. Sanfter. Liebevoller. Langsam trat er ein paar Schritte auf sie zu und streckte den Arm aus. Zärtlich strich er mit seiner Hand über ihre Wange. Sie wich nicht zurück. “Seit wann, Usako?” “Seit ich dich das erste Mal sah.”, ihre Stimme zitterte, als sie sich in seine Arme warf und an ihn schmiegte. Ihre Augen trafen seine. Sie versank in ihnen, bevor sie ihre schloss und ihre Lippen gierig auf seine presste. Mamoru umfasste ihre Taille. Zog sie an sich. Er spürte die Leidenschaft und das Verlangen in ihrem Kuss. Spürte ihren Körper, der sich an seinen drückte. Der Streit den sie hatten, ihrer erster seit sie ein Paar waren, war vergessen. Als hätte es ihn nie gegeben. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er bemerkte, wie sie ihr Handtuch löste und es zwischen ihnen zu Boden glitt. Ein Aufkeuchen seinerseits konnte er nicht mehr verhindern, als er ihre Hände am Bund seiner Boxershorts wahrnahm. Mit schnellen Griffen schob sie ihm diese über den Hintern und seine kaum mehr zu versteckende Erregung. Ohne den Kuss zu unterbrechen, stieg er aus dem Wäschestück und schob es mit dem Fuß von sich. Wieder zog er sie an sich, während seine Hände auf ihren Po wanderten. Usagi stöhnte auf. Unterbrach den Kuss. Verklärt öffnete sie die Augen. Sah sein verschmitztes Grinsen. Hörte seine raue Stimme: ”Schlafzimmer?” “Nein!”, wieder prallten ihre Lippen auf seine, “Hier und jetzt!” Er grinste. Scheinbar war seine Usako alles andere als ein Unschuldslamm. Einige Kostproben hatte sie ihm schon letzte Woche und vergangene Nacht gegeben. Aber das sie gleich mal spontan eine Nummer in seinem Flur schieben wollte, überraschte ihn doch etwas. Im positivem Sinne. Seine Hand schob sich unter ihr rechtes Bein, und sie schlang es sofort fest um ihn. Ihre hitzige Mitte rieb sich an seiner Männlichkeit und veranlasste ihn dazu, sie komplett hochzuheben. Seine Lippen liebkosten ihren Hals, als sie den Kopf zur Seite neigt und er wankte mit ihr gegen die Wand. Ohne Widerstand glitt sein Schaft in sie hinein und umfing ihn mit einer unbändigen Wärme. Er keuchte genau wie sie auf. Ihre blonden Strähnen kitzelten ihn leicht, als sie ihren Kopf gegen seine Schulter lehnte. Er hatte seinen hingegen ein wenig nach hinten geworfen und stieß einfach nur in sie hinein. Ein lautes Stöhnen entfuhr ihrem Mund, als er sie härter als die letzten Male nahm. Doch genau das brauchte sie jetzt. Bis vor wenigen Sekunde war ihre kleine romantische Welt, in der immer alles gut und wunderbar war, in Scherben auf dem Boden gelegen. Sie hatte ernsthaft in Erwägung gezogen, ihn zu verlassen. Aber er ließ es nicht zu. Ließ sie nicht gehen und forderte sie heraus. Kämpfte um sie. Auf alle erdenkliche Art und Weise. Sie biss leicht in die Haut seiner Schulter, als er ihre Pobacken fester anpackte und seine Stöße immer schneller wurden. Seine Männlichkeit streifte ihre Perle und erregte sie so mehr und mehr. Mit ihren Armen klammerte sie sich an ihn. Ihre Sehnsucht nach ihm stillte er mit jedem Stoß. Sie liebte diesen Mann. Sie wollte nie einen anderen lieben. Sein Atem wurde flacher. Seine Kräfte schwanden langsam. Es würde nicht mehr lange dauern, dass wusste Mamoru nur allzu gut. Es wurde immer enger um seinen kleinen Freund. Seine Lenden pochten immer mehr und verlangten auf Erlösung. Alles pulsierte in ihm. Laut keuchte er ihren Namen. Gefolgt von Liebesschwürden und Komplimenten. Sie wusste, was sie wollte und er war glücklich, dass er es war, den sie begehrte. Dem sie sich hingab. Er umfasste ihren Po noch fester. Presste ihren Unterleib gegen seinen eigenen. Sein Eindringen in ihre Mitte wurden kürzer, aber heftiger und ging tiefer. Er spürte, wie sie unter ihm erzitterte.Wie sich ihre Fingernägel in seinen Rücken krallten. Die kleine Raubkatze in ihr kam wieder zum Vorschein. Usagi konnte sich nicht entsinnen, ob er jemals so tief in ihr war. Sie glaubte nicht, dass er sie jemals so ausgefüllt hatte. Ihr Rausch wurde immer mehr und sie kniff die Augen fest zusammen. Ihr ganzer Körper wurde von einem schrecklich schönen Prickeln erfasst. So gut es ging, drückte sie sich an ihn. Sie war dem Ende nah. Sehr nah und binnen Sekunden entlud sich all ihr Verlangen und ihre Leidenschaft und Liebe zu Mamoru in einem befreienden Schrei. Um seine Männlichkeit zog sich alles zusammen. So sehr, dass er nicht mehr an sich halten konnte und sich in mehreren kurzen Schüben entlud. Er verharrte noch zwei, vielleicht drei Minuten mit ihr in dieser Position, bevor er sie langsam auf ihre eigenen Füße stellte. Sein Atem war immer noch schnell. Und ihrer ebenso. Lächelnd schaute er auf sie hinab. Sein Blick wurde erwidert und er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. “Tut mir leid!”, Usagi sah ihn schuldbewusst an. “Schon okay. Ich war zugegebenermaßen auch ein wenig überfordert mit deinem Verhalten. Ich hab dich noch nie so stumm erlebt.” Das blonde Mädchen schaute verlegen auf ihre Zehen, bevor ihr Blick umher wanderte und sie zu kichern begann. “Was ist so lustig?” “Im Flur.” “Oh. Ja.”, verlegen kratzte er sich am Kopf, “Ich hab dir ja das Schlafzimmer vorgeschlagen, aber du wolltest ja gleich hier.” ”Ich weiß. Aber komm, das war mal was anderes.” ”Allerdings.” “Ich glaub, ich brauch noch mal eine Dusche.”, sie bückte sich und hob ihr Handtuch und seine Boxershorts auf, “Kommst du mit?” Mamoru entging ihr Blick keineswegs. Und nicht zum ersten Mal seit er mit ihr zusammen war, fragte er sich, wie sie nur so verführerisch sein konnte. Seine Augen folgten ihr, als sie an ihm vorbei ging und seine Hand ergriff. Wortlos, aber nur allzu gerne ließ er sich von ihr mitziehen. Und kaum hatte Usagi einen Fuß ins Badezimmer gesetzt, drehte sie sich neuerlich zu ihm um. Zog ihn nun ihrerseits an sich und verwickelte ihn wieder in einen leidenschaftlichen und fordernden Kuss. Es würde sicherlich nicht der letzte an diesem noch jungen Abend sein. Ihre Hand auf den Mund gepresst, glitt Rei neben der Türe die Wand hinab auf den Boden. Sie zitterte am ganzen Leib und kämpfte gegen die Tränen. Nach dem sie bei Usagis Eltern gewesen war und die ihre einen Vortrag gehalten hatten, war sie noch einmal in den Bus hierher gestiegen. Sie verstand nicht, warum alle die Blondine verteidigten und noch weniger konnte sie glauben, dass Mamoru das Mädchen wirklich lieben sollte. Sie hatten sich immer nur gestritten. Rei wollte ihnen allen nicht glauben. Wenn sie jemandem glauben wollte, dann war es Mamoru. Deswegen kam sie hierher. Sie wollte es von ihm hören. Wollte hören, ob das wirklich stimmte. Und wenn ja, wollte sie ihn überzeugen, dass es falsch war. Das Usagi nicht zu ihm passte. Sondern sie. Ihr war egal, ob Usagi mit dabei gewesen wäre. Sie sollte sich ruhig alles anhören und ihr am besten zustimmen, dass sie Recht hatte. Die Blondine musste längst eingesehen haben, dass sie und der Oberstufenschüler nicht zusammen passten. Sie waren beide das genaue Gegenteil voneinander. Nur deswegen war sie hergekommen. Nur aus diesem Grund. Wieder hatte sie ein Nachbar herein gelassen. Als sie jedoch ihren Finger auf die Klingel neben seiner Wohnungstüre drücken wollte, hatte sie Stimmen gehört. Laute Stimmen. Es waren ganz eindeutig die von Usagi und Mamoru gewesen. Schnell ließ sie ihren Finger und die ganze Hand wieder sinken. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass kein anderer auf dem Hausflur war, hatte sie sich an die Türe gelehnt und gelauscht. Sie verstand schnell, dass sich die beiden stritten und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Doch es war nur ein flüchtiges. Es verschwand schnell wieder, als sie hörte, wie sehr Usagi litt. Scheinbar schämte sie sich und wollte sich wieder von ihm trennen. Fieberhaft überlegte Rei, ob sie doch schon gewonnen hatte. Anscheinend hielt die Blondine ihrem Druck nicht mehr stand und bereute zutiefst ihr Tun. Aber sie irrte sich. Denn binnen Sekundenbruchteilen hörte sie nun die immer lauter werdende Stimme von Mamoru. Hörte, wie er zu ihr stand und wie zu dem Mädchen in seiner Wohnung. Reis Herz zog sich wie schon Vormittag schmerzhaft zusammen. Sie erkannte am Ton seiner Stimme, dass er die Wahrheit sprach. Das er es ernst meinte mit seinen Worten. Und das er Usagi mehr liebte als alles andere auf dieser Welt. Geschockt über das Gehörte, wich die Schwarzhaarige einen Schritt zurück. Warum sagte er sowas? Tief atmete sie ein und wieder aus. Versuchte sich zu sammeln. Langsam hob sie wieder die Hand, um zu klingeln. Sie wollte ihm ins Gesicht sehen. Wollte es in seinen Augen sehen. Neuerlich wurde sie jedoch wieder davon abgehalten. Ohne Mühe konnte sie seine Frage hören, die er ihr stellte. Er wiederholte sie solange, bis Usagi ihm antwortete. “Seit sie ihn das erste Mal sah.”, flüsterte Rei. Sie versank in ihren Gedanken, als sie ein leichtes Poltern hörte. Was passierte da nur hinter der Tür. Wieder sah sie rechts und links den Flur entlang. Keiner war da und sie legte noch einmal ihr Ohr an die Tür. Doch nur für Sekunden, bevor sie wieder zurück taumelte. Die Geräusche waren eindeutig. Eindeutig und sie wurden immer lauter. Das Paar hinter der Tür liebte sich. Wild und hemmungslos mitten im Flur. Rei erkannte Usagis Stimme, als diese laut aufstöhnte und Mamoru, der kehlig klang. Die beiden hatten Sex. Normalerweise hätte es das schwarzhaarige Mädchen nicht verwundern. Jedes Paar hatte nach einer Weile Sex. Aber bei Usagi und Mamoru schockte es sie. Liebten sie sich wirklich so sehr, dass sie sich so dermaßen begehrten? Sich wild liebten mit Haut und Haaren. Sie schwankte zur Wand und sank auf den Boden. Tränen schossen ihr in die Augen und sie hatte Mühe sie aufzuhalten. Nur allzu gerne wollte sie weglaufen. Aber sie konnte nicht. Auf der anderen Seite der Türe war kaum mehr was zu hören. Nur undeutlich konnte sie die Stimmen der beiden Verliebten hören. Dann eine Tür die ins Schloss fiel und sie selbst in ihrem Schluchzen zurück hielt. Sie wusste nicht, wie lange sie am Boden saß und heulte. Erst als sie wieder Stimmen hinter Mamorus Türe hörte, rappelte sie sich auf und lief langsam den Gang hinab zum Aufzug. Sie wischte sich die Tränen weg. Keiner sollte sehen, dass sie geweint hatte. Weder ihre Freunde noch irgendwelche Menschen auf der Straße. Das verbot ihr der eigene Stolz. Mit hochgehobenen Haupt bestieg sie den Fahrstuhl, fuhr damit ins Erdgeschoss und trat ebenso aus dem Wohnkomplex. Als sie einige Schritte gegangen war, drehte sie sich noch einmal um. Ihre Augen wanderten hoch bis in den sechsten Stock, in dem sich Mamorus Wohnung befand. Sie sah, dass das Licht im Wohnzimmer und der Küche brannte. Sah Silhouetten hinter dem Küchenfenster. Usagi trug ihre Haare offen. Keine der Haarknoten war erkennbar. Rei sah, wie das Mädchen in eine Umarmung gezogen wurde. Wie sich ihre Gesichter einander näherten und sie sich küssten. Die Schwarzhaarige wandte sich ab. Sie ertrug es nicht. Sie machte sich auf den Heimweg. Zu Fuß. Den Bus wollte sie nicht nehmen und es hatte sowieso mit regnen aufgehört. Sie brauchte Ruhe. Zeit zum Nachdenken. Zeit für sich. Um einen klaren Kopf zu bekommen. So viel prasselte auf sie ein. Jeder Satz ihrer Freundinnen. Die ganzen Diskussionen mit Minako, Ami und Makoto. Die Dummheiten die sie Usagi an den Kopf geworfen hatte. Wie sie Mamoru verhöhnt und ihn nicht ernst genommen hatte. Sie hatte keinen von ihnen ernst genommen. Sie alle mehr oder weniger als Spinner und Lügner abgetan. Rei wurde mehr und mehr bewusst, dass sie die Wahrheit verdrängt hatte. Komplett aus ihrem Bewusstsein geschoben hatte. Schneller als ihr lieb war, kam sie am Tempel und somit ihrem Zuhause an. Auf die Zurufe ihres Großvaters reagierte sie nicht, sondern verzog sich in ihr Zimmer. Missmutig ließ sie sich aufs Bett fallen. Sie bemerkte ihr Handy, dass ihr aus der Jackentasche gefallen war und nun neben ihr lag. Zaghaft griff sie danach und setzte sich auf. Streifte die Jacke ab und schmiss sie einmal komplett durchs Zimmer. Das Mädchen überlegte, ob sie sich bei Usagi entschuldigen sollte. Oder bei den anderen. Doch sie konnte nicht. Sie schämte sich unsagbar. Ohne das sie es verhindern konnte, liefen ihr die Tränen über die Wangen. Es tat so unsagbar weh. Sie liebte Mamoru. Genau wie es Usagi tat. Und diesem Mädchen galt sein Herz. Nicht ihr. Sie hatte verloren. In nur einer Woche hatte sie alles verloren. Laut schluchzte sie auf, als sie ihr Handy heraus riss. Mit verschleiertem Blick sah sie drauf und las Usagis Namen. Wut kochte in der Schwarzhaarigen auf. Rei nahm ihr Handy und katapultierte es gegen die gegenüberliegende Wand: ”Ich hasse dich, Usagi Tsukino!” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)