Let me be with you... von Vienne (Liebe geht seltsame Wege) ================================================================================ Kapitel 13: Rule the world -------------------------- So schnell sie konnte, war sie losgerannt. Kaum hatte sich ihr Handy gemeldet, war sie schon die Stufen ihres Elternhauses hinuntergeflogen und zur Türe hinaus. Auf dem Weg zum Treffpunkt hatte sie ihre beiden anderen Freundinnen angerufen. Ihr war klar, dass die auch schon von der Neuigkeit wussten. Panik hatte sich in ihnen allen breit gemacht. Die Blondine achtete nicht auf die Leute, die ihr entgegen kamen. Was mussten die auch Samstagmittag ihren Wochenendeinkauf erledigen? Schlitternd kam Minako an der letzten Kreuzung vorm Crown stehen. Ihre Lungen brannten und sie bekam kaum Luft. Wahrscheinlich sah sie aus wie ein Fisch auf dem Trockenen, so wie sie beim Atmen aussah. Schnappatmung traf es wohl am ehesten. “Mina!” Erschrocken fuhr das Mädchen herum. Sah Ami und Makoto auf sich zu sprinten. Genau wie sie wenige Sekunden zuvor kamen auch die beiden holpernd zum Stehen. Japsten nach Luft und sahen dabei genauso dämlich aus wie sie. Drei Kois auf dem Trockenen. Ja das waren sie. Hübsche Kois die keinen Sauerstoff in ihre Lungen bekamen. Minako konnte nur den Arm zur Begrüßung heben. “Glaubst du, Rei weiß es?”, Ami hielt sich schwer atmend am Laternenpfahl fest, der neben ihr stand. Sah Minako an, die nur den Kopf schüttelte. “Ich denke nicht.”, Makotos Antwort kam keuchend, “Sonst hätte sie es in die Nachricht geschrieben und Usagi wahrscheinlich an den Haaren aus Mamorus Wohnung gezerrt.” “Usagi hat selbst eine Nachricht bekommen. Sie hat allerdings nicht zurück geschrieben.”, Minako hatte ihre Stimme und die Kontrolle über ihre Atmung wieder gefunden. Sie sah zur gegenüberliegenden Straßenseite. Die Ampel sprang auf grün. Mit schnellen Schritten gingen sie über die Kreuzung. Alle drei sahen Rei, die bereits an ihrem Stammtisch saß. “Motoki hat heute frei.”, murmelte Minako. ”Hast du es ihm aber gesagt?” ”Ja, Ami.” ”Also Mädels.”, Makoto sah ihre Freundinnen an, “Ich heiße Usagis und Mamorus Vorgehensweise immer noch nicht gut. Aber was soll’s. Es ist wirklich ihre Sache. Tun wir also so, als seien wir schockiert, oder?!” Sowohl Ami als auch Minako nickten. Sie atmeten noch einmal tief durch, bevor sie das Café betraten. Ohne weitere Worte gingen sie zu ihrem Tisch und setzten sich. Den Blick, den Rei ihnen schenkte, war vielsagend. Sie wussten, dass sie sauer war. Das wilde Trommeln mit den Fingerspitzen verriet sie auf hundert Meilen gegen den Wind. Und wenn ihre Freundin sauer war, ließ sie das alle spüren. Egal ob Freund oder Feind. Die Mädchen schwiegen. Sie wollten nicht den Anfang machen und sie noch zusätzlich durch ein falsches Wort reizen. Sie sahen, dass die Schwarzhaarige ihren Tee nicht angerührt hatte. Wahrscheinlich hatte sie ihn nur bestellt, um ihn mit dem Löffel beim Rühren zu drangsalieren. Eine bedrückende Stille machte sich breit und wog schwer in der Luft. Die Geräusche der Umgebung waren in weite Ferne gerückt. “Das glaube ich einfach nicht.” Überrascht sahen die drei Freundinnen zu Rei. Schwiegen jedoch weiterhin. “Wie kann es dieses kleine Biest wagen, sich an meinen Mamoru ranzuschmeißen?! Und scheinbar auch noch dort zu übernachten.” ”Übernachten.”, Ami verschluckte sich und musste husten, als sie das Wort wiederholte. Auch Makoto und Minako sahen überrascht auf. Usagi schlief schon bei ihm. Das ging wirklich fix. Die Brünette und die Blondine tauschten eindeutige Blicke aus. Ein leichtes und von Rei unbemerktes Grinsen huschte über beider Lippen. “Ja, sie hat bei ihm übernachtet. Er hat mir in Schlabberklamotten die Tür aufgemacht. Und er wollte mich nicht reinlassen. Mal abgesehen davon, dass ich sie noch kurz zu Gesicht bekam, als ich auf den Fahrstuhl gewartet habe.” “Wie sieht sie aus?”, Makoto sah ihre Freundin erwartungsvoll an. Je mehr Rei gesehen hatte, umso eher würde sie Usagi wohl erkennen. “Blond. Sie war blond. Ihre Haare waren schier unendlich lang. Bis knapp in die Kniekehlen. Ihre Augen waren blau. Ganz blau und durchdringend. Und sie trug ein knappes Nachthemd. Satin oder so. In rosé.” Minako zuckte kurz zusammen. Innerlich freute sie sich riesig, dass ihre Freundin ausgerechnet ihr Geburtstagsgeschenk für ihre erste Nacht mit ihrem Liebsten gewählt hatte. Doch sie sagte nichts. “Also hässlich ist sie nicht.”, fuhr Rei fort, “Mamoru meinte, er würde sie lieben. Pah, was für ein Schwachsinn. Ich meine, er liebt mich. Mich und nicht dieses Flittchen. Wer weiß, wo er die aufgegabelt hat. Wer weiß, wie sie ihn um den Finger gewickelt hat. Ich gebe mich nicht geschlagen. Ich kämpfe um ihn.” “Aber wenn er sie doch liebt.”, seufzte Ami. “Dummes Gefasel.” ”Dir hat er noch keine Liebeserklärung gemacht.” “Nicht direkt. Aber das ist jetzt auch erstmal egal. Erstmal geht’s um was ganz anderes.” ”Und um was?”, Minako legte fragend den Kopf schief. “Wir werden ihn beschatten.” ”Beschatten?!”, die Stimmen der drei Mädchen schallten im Chor. “Ja.”, lachte die Schwarzhaarige auf, “Beschatten. Dieses Biest wird sich sicher den ganzen Tag an ihn kletten. Und wir werden sie verfolgen und herausbekommen, wie sie Mamoru verhext.” ”Vergiss es Rei, ohne mich.”, Minako war aufgesprungen, “Auf so einen Schwachsinn lass ich mich nicht ein.” “Das ist kein Schwachsinn.” ”Doch. Denn scheinbar liebt Mamoru dieses Mädchen wirklich sehr, wenn er sie bei sich schlafen lässt. Und wie du eben zugeben hast, hat er dir bisher noch nie gesagt, er würde dich lieben. Du solltest echt über seine Worte und die von Usagi und mir nachdenken, bevor du dich da in was verrennst und andere in ihrem Liebesglück störst.” “Das heißt, du hilfst mir nicht.” ”Nein.” “Gut. Dann also nur Ami, Makoto und ich.” ”Also ehrlich Rei, auf mich wirst du auch verzichten müssen. Ich seh das ähnlich wie Mina.”, murmelte Ami mit leiser Stimme, “Auch wenn ich es nicht gut finde, dass er dir nichts gesagt hat.” ”Ich stimme Ami zu.”, nickte nun auch Makoto und erhob sich wie ihre beiden anderen Freundinnen, “Aber wenn man genau hinsieht, hat man schon Anzeichen dafür gefunden, dass er verliebt ist. Nur eben nicht in dich. Und er hat es dir gestern ja auch deutlich genug zu verstehen gegeben.” “Das heißt, keine von euch hilft mir? Na danke auch. Usagi wäre sicher mit dabei.” ”Glaub ich kaum.”, Minako zupfte an ihrer Jeansjacke herum, “Sie kann Mamoru vielleicht nicht leiden. Doch sie würde niemals so weit gehen, ihm sein Liebesglück zu zerstören. Aber tu, was du nicht lassen kannst. Nur sei hinterher nicht angepisst, weil dein toller Plan nach hinten losgegangen ist. Viel Spaß!” Die Blondine wandte sich zum Gehen. Die beiden anderen verabschiedeten sich ebenfalls von Rei und eilten ihr hinterher. Sie warfen keinen Blick zurück. Und sobald sie das Crown verlassen hatten und um die nächste Ecke gebogen waren, schrieb Minako Usagi eine Nachricht. Warnte sie vor ihrer Stalkerin. “Danke. Wir passen auf.”, diese Antwort bekamen die drei wenigen Sekunden nach dem Abschicken ihrer Warnung zu lesen. Die Haustüre hinter ihnen fiel ins Schloss und die Sonne blendete sie. Während Mamoru den Schlüssel wegpackte, sah er versonnen zu seiner Liebsten, die einige Schritte vor gegangen war. Betrachtete sie verliebt. Jeden Zentimeter ihres Körpers prägte sich in seinem Gehirn ein. Seine ozeanblauen Augen scannten quasi ihre Konturen: Ihren kleinen runden Po, den die Bluejeans umschmeichelte. Ihre langen schlanken Beine, die in den wunderschönen braunen Schnürrstiefeln endeten. Ihren flachen Bauch und die weiche Oberweite, die sich hinter der hellbraunen Lederjacke und dem weißen Rollkragenpulli verbargen. Ihre gold-blonden Haare, die im leichten Wind wehten und die sie für ihn offen trug. Warum war es ihm erst so spät aufgefallen, dass sie wie ein Göttin aussah? “Mamo-chan?” Er schrak auf und hinkte zu ihr. Hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. “Alles okay? Brauchst du deine Krücke doch?” “Nein. Ich hab mir nur gerade überlegt, dass du wunderschön aussiehst.” Usagi wurde rot um die Nase. Sie war solche Komplimente aus seinem Mund nicht gewohnt. Es war noch nicht lange her, da beleidigten sie sich beide bis aufs Blut. Sie spürte seine Hand, die über ihre Wange strich. Verlor sich in seinen Augen und fühlte seine warmen Lippen auf ihren. “Du siehst toll aus, Usako!”, flüsterte er in den Kuss hinein. “Du auch.”, sie meinte es ehrlich. Schon als sie ihn nach dem Umziehen gesehen hatte, war ihr das Wasser im Mund zusammen gelaufen. Sie wusste mittlerweile, dass er einen Knackarsch hatte. Doch in der dunkelblauen Stone-Washed-Jeans kam er noch besser zur Geltung. Das schwarze Shirt betonte seine Muskeln. Sie fand es schade, als er eine blaue-weiße Kapuzenjacke überwarf. Doch er konnte ja schlecht nackt durch die Gegend laufen. “Wir sollten los.”, er löste seine Lippen von ihr, “Rei soll uns ruhig suchen und nicht gleich bei der nächstbesten Gelegenheit auflauern.” Das Mädchen nickte nur und harkte sich bei ihm ein. Langsam, damit Mamoru sein Bein nicht allzu sehr belasten musste, liefen sie in Richtung Bushaltestelle. Sie tauschten auf dem Weg dahin immer wieder leise Liebesschwüre aus und hauchten sich Küsse auf den Mund. Ihre Finger waren fest ineinander verschlungen. Sie bekamen wenig mit von ihrer Umgebung. Aber scheinbar waren ihnen die Leute nicht sauer, wenn sie diese ausversehen fast über den Haufen rannten. Einem verliebten Pärchen war wohl niemand böse. Kichernd kamen sie an der Haltestelle an. Standen nah beieinander. Und wahrscheinlich wäre Usagi das Mädchen gar nicht aufgefallen, wenn sie sich nicht so auffällig benommen hätte. Liebevoll stubste sie Mamoru an. Zog ihn an den Kapuzenbänder seiner Jacke zu sich heran. Ihr warmer Atem streifte sein Ohr. “Was ist?” ”Da hinten ist Rei. Sie beobachtet uns durch eine lächerlich große Sonnenbrille und mit einem Schlapphut auf dem Kopf.” Der junge Mann wollte herumfahren und schauen, doch seine Liebste hielt ihn davon ab: ”Nein. Lass sie uns doch beobachten. Minako schrieb, dass sie keine Ahnung hat, wer ich bin. Soll sie uns doch beobachten.” ”Was hat sie denn vor?” ”Keine Ahnung. Sie will uns beschatten. Mehr wissen die Mädels auch nicht. Aber bitte, soll sie doch. Wenn sie mich bisher nicht erkannt hat, dann lass ihr den Spaß. Mit dem lächerlichen Aufzug haben wir den sicherlich.” Mamoru sah es in Usagis Augen, dass sie es ernst meinte: ”Du willst sie auflaufen lassen?” ”So ungefähr.” “Sie wird uns hinterher laufen.” ”Na und. Wollen wir uns von ihr den Tag kaputt machen lassen? Das einzige was sie am Ende des Tages hoffentlich weiß, ist, dass wir beide uns lieben. Das du mich liebst und nicht sie.” Er nickte nur und zog sie in die Arme. “Na wenn das so ist, geb ich ihr gleich mal eine Kostprobe.” Usagi konnte nur noch lächeln, bevor sie seine Lippen auf ihren spürten. Sie vergrub ihre Finger in seinem Nacken und lehnte ihren ganzen Körper an ihn. Ihr war egal, dass Rei wahrscheinlich gerade fuchsteufelswild wurde. Ihr kam der Kuss ewig vor. Dabei dauerte er wohl höchstens ein oder zwei Minuten. Solange bis der Bus kam. Widerwillig ließ sie von Mamorus Lippen ab, ließ sich von ihm lachend mitziehen. Kaum waren sie am Fahrer vorbei, sahen sie, dass nur noch wenige Plätze frei waren. Der Schwarzhaarige ließ sich auf einem nieder und zog die Blondine auf seinen Schoß. Sie schmiegte sich an ihn. Flüsterte ihm ins Ohr, wie seltsam sich Rei aufführte. Sie kramte ihren Schminkspiegel aus ihrer kleinen Umhängetasche. So konnte Mamoru sehen, was das Mädchen in der vorletzten Reihe trieb: Rei reckte ihren Hals, als wäre sie eine Giraffe. Beugte sich in den Gang hinein, um noch besser sehen zu können. Die verwirrten Blicke der anderen ignorierte sie dabei komplett. Mamoru wusste nicht, ob er über das Mädchen lachen oder sie anschreien sollte. Aber Usagi hatte wahrscheinlich Recht: Sollte sie doch mit eigenen Augen sehen, wie sehr er dieses Mädchen liebte. Sie liebte und nicht Rei. Rei starrte unaufhaltsam zu dem Pärchen. Sie hatte keine Ahnung, ob Mamoru sie erkannt hatte oder nicht. Doch seine blonde Begleitung hatte sie auffällig an der Haltestelle gemustert und dann mit ihm gesprochen, bevor sie über ihn hergefallen war. Die Schwarzhaarige hätte sich beinahe übergeben müssen, als sie das gesehen hatte. Richtig an ihn rangeschmissen, hatte sie sich. Rei fand es einfach nur billig. Das Mädchen war keine Konkurrenz für sie. Sie hatte Klasse. War edel und anmutig. Ganz anders als diese Blondine, die dauernd kicherte und ihre Finger nicht von ihm lassen konnte. So wie jetzt gerade: Das Mädchen saß auf Mamorus Schoß und konnte kaum verbergen, wie rot sie um die Nase wurde. Zärtlich glitten ihre Finger über seine Wange. Sie lächelte. Permanent. Und Mamoru lachte. Zum ersten Mal hörte Rei den Oberstufenschüler herzlich lachen. Ehrlich lachen. Ihr fiel auf, dass er recht locker war. Entspannt. “Entschuldigung, Fräulein?” Die Schwarzhaarige schreckte aus ihren Gedanken auf und sah verständnislos zu dem Herr gegenüber: ”Was denn?” ”Wollen Sie vielleicht den Platz mit mir tauschen?” ”Warum denn?” ”Damit sie das Pärchen besser beobachten können.”, der Mann grinste süffisant und Rei wurde mehr als nur rot im Gesicht. Peinlich berührt sah sie sich um. Nestelte an dem Saum ihres Wollrockes herum. Sie bemerkte die amüsierten Blicke der anderen Fahrgäste, die ihr ziemlich viel Aufmerksamkeit schenkten. Das Mädchen zog sich den Hut tiefer ins Gesicht und versuchte in ihrem Sitz zu verschwinden. Sie nahm sich im Stillen vor, weniger auffällig zu beobachten. Wieder vollkommen in Gedanken versunken, verpasste sie beinahe, wie das Paar ausstieg. Nur aus dem Augenwinkel heraus sah sie das lange blonde Haar. Folgte diesem mit ihren Augen und sprang auf. Gerade so zwang sie sich durch die Tür. Das Geschimpfe des Busfahrers überhörte sie gekonnt. Schnell sah sie sich um. Gute zehn Meter vor sich entdeckte sie Mamoru und die Blondine. Sie hielten Händchen und warfen sich Blicke zu. Lachten wieder zusammen. Rei wurde erneut übel. Was fand Mamoru nur an dieser Gans? Vielleicht gab die Kleine ihm ein Gefühl der Überlegenheit. Das war es ganz sicher. Die Schwarzhaarige wusste, dass sie sich auch dumm stellen konnte. Dann wäre sie zwar auch auf der selben erniedrigenden Stufe wie die Blondine, aber dann würde sich Mamoru sicherlich wohler fühlen. Wenn er auf dumme Gänse stand, die keinen blassen Schimmer hatten, dann würde Rei die dümmste und unwissenste sein. Mit einem gewissen Abstand folgte sie dem Paar. Egal wohin und wie lange es dauern würde, sie würde da sein. Würde ihre Konkurrenz weiter analysieren und dann gekonnt ausstechen. Das Paar blieb vor einem Reisebüro stehen. Paradiesische Plakate samt Angebot waren an den Scheiben angebracht. Verhießen Sonne, Strand und Meer und eine wunderbare Zeit. Sehnsuchtsvoll lehnte sich das Mädchen an ihren Liebsten. “Wie schön.”, seufzte Usagi. “Allerdings. Schau mal hier.” ”Mahé.” “Ja. Und schau mal auf den Preis.”, Mamoru tippte auf eine dicke schwarze Zahl. “Soviel?! Kneif mich mal. Steht das da wirklich?” ”Ja. Knapp eine Million Yen.” “Eine Menge Geld.” “Allerdings.” ”Du solltest am besten morgen mit dem Sparen beginnen.” ”Warum erst morgen?” ”Damit du mich heute noch in dem Wiener Café einladen kannst.” “Usako!”, er konnte nicht anders als zu lachen. “Pscht. Nicht so laut. Rei steht dahinten.” “Immer noch?” ”Ja.” Genervt sah Mamoru direkt in die Richtung seiner unliebsamen Klette. Es kostete ihn alle Mühe, nicht zu ihr zu rennen und sie zur Rede zu stellen. Es ging ihm auf die Nerven, dass Rei ihnen folgte. Und das schon seit knapp zwei Stunden. Bemerkte sie gar nicht, dass er und Usagi sie schon längst bemerkt hatten? Er hoffte, dass das Café so voll war, dass sie keinen Platz mehr darin bekam. Laut seufzte er auf. Eine Geste die Usagi nicht entging. Sie sah ihm an, was ihn bedrückte. Zärtlich umfasste sie sein Gesicht mit ihren kleinen Händen. Liebevoll legten sich ihre Lippen auf seine. “Du und ich.” Mamoru wusste sofort, was sie meinte. Aber er schwieg. “Du und ich gegen den Rest der Welt. Du bist mein Stern, der mich schon immer geblendet hat. Und ich bin froh, dass wir zusammen sind. Ich liebe dich, Mamo-chan.” “Ich liebe dich auch, Usako.” Für einen kurzen Augenblick blieb die Welt wieder stehen. Nur langsam und stark verzögert kehrte die Umgebung mit all ihren Geräuschen zu ihnen zurück. Das Mädchen versank in seinen Augen. Ihr Herz schlug schnell. Noch schneller als er sie an der Hand mit sich zog. Weiter durch die belebten Straßen und dem Café immer näher kommend. Sie bekam gar nicht mit, wie ihnen die Leute auswichen. Viel zu sehr hatte sich ihr Blick an ihm festgehaftet. Sie vertraute ihm. Ganz egal wohin er sie führte. Ob es ans Ende der Welt oder in den Himmel war. Sie würde ihm überallhin folgen. So vollkommen in Gedanken versunken, bemerkte sie gar nicht, wie Mamoru plötzlich stoppte. Sie lief in ihn hinein und wurde so aus ihren Gedankengängen gerissen. Etwas verwirrt schaute sie auf. “Wir sind da.”, er lächelte sie an und ließ ihr den Vortritt. Langsam setzte sie einen Schritt über die Schwelle und ihr blieb spontan der Atem weg. Mit großen Augen sah sie sich um. Sah die Kuchentheke zu ihrer Linken und den dunklen Parkettboden. Sah die Säulen aus Holz und die vorbei huschenden Kellner in ihren schwarzen Anzügen samt Fliege. Sah die muntere Gästeschar und die grünen Plüschsessel. Usagi spürte Mamorus Hand auf ihrer Taille. Ihr Blick glitt zu ihm. Er unterhielt sich mit einem der Kellner und folgte diesem dann zu einem freien Tisch. Es war der einzige. Dankbar lächelte sie den Schwarzhaarigen an, als er ihr aus der Jacke half und diese plus seine eigene dem Kellner übergab. Bedächtig setzte sie sich auf die Bank. Ihr Tisch stand in einer Nische und verfügte neben einem Stuhl eben auch über eine Sitzbank, die Platz genug für sie und ihn bot. Der Stuhl wurde somit überflüssiges Beiwerk. Erneut ließ Usagi ihren Blick schweifen: “Es ist unglaublich voll hier.” “Allerdings.”, Mamoru war froh darüber. Er sah, wie Rei am Eingang auftauchte, aber abgewiesen wurde. Innerlich freute er sich darüber wie ein kleines Kind. Kaum war sie aus seinem Blickwinkel verschwunden, sah er zu Usagi. Sie hatte es gar nicht bemerkt. Noch immer schaute sie sich um. “Hast du die Kuchentheke gesehen?” ”Ja.” ”Ich weiß gar nicht, was ich essen soll.” “Schau mal hier rein.”, er nahm die Karte und zusammen begannen sie zu stöbern. Mehrmals studierte das Mädchen die Kuchenkarte rauf und runter. So wie der junge Mann es mit der Kaffeeauswahl tat. Erst nach einigen Minuten hatte sie ihre Wahl getroffen und bestellten. Usagi freute sich, als eine Schokoladentorte den Weg an ihren Tisch fand und sich eine heiße Schokolade mit Sahnehaube dazu gesellte. Mamoru sah ihr die Freude an. Und es machte ihn selbst glücklich. Genauso langsam wie sie ihre Torte genoss, tat er es mit seinem Stück Kuchen ebenfalls. Schweigend genossen sie diese süßen Köstlichkeiten. Ließen die Welt, Welt sein. Genervt saß die Schwarzhaarige in dem Straßencafé gegenüber dem, in dem Mamoru und das Mädchen verschwunden waren. Sie wollte ebenfalls hinein. Wurde aber von einem Kellner daraufhin gewiesen, dass schon alles voll sei. Sie hatte darum gebeten, dass sie nur einen einzigen Platz wolle und sich ja irgendwo dazu setzen könnte. Aber ihr Gegenüber meinte, dass man sich fremde Menschen nicht zusammen setzen konnte. Rei fand dieses Getue ziemlich affig und zog ab. Hatte sich den Platz in dem Café gesucht, in dem sie jetzt saß. Aber sie konnte die beiden trotzdem nicht sehen. Zwar hatte das Paar einen Fensterplatz ergattert, aber die Sonne blendete doch zu sehr gegen die Fenster. Und die Blumenkästen taten ihr Übriges als Sichtblende. Säuerlich rührte sie in ihrem schwarzen Tee. Wäre eine der Mädchen mit dabei gewesen, hätten sie sicher einen Platz in dem Café gefunden. Aus der Tasche kramte sie ihr Handy. Keine Nachrichten. Ihr gingen Minakos Worte durch den Kopf: Usagi wäre auch nicht mitgekommen. “Pah, natürlich wäre sie das. Die lässt doch keine Gelegenheit aus, Mamoru zu ärgern.”, murmelte Rei leise zu sich selbst. Auch wenn sich ihre Freundin und der Oberstufenschüler jetzt besser verstanden, hätte sie auf ihrer Seite gestanden. Doch das Mädchen war nicht zu erreichen. Rei hatte ihr eine Nachricht geschickt. Genau wie den anderen. Aber sie hatte bis jetzt noch nicht darauf reagiert. Sie genoss wohl viel lieber die heißen Quellen, als sich mit den Problemen ihrer Freundin herum zu plagen. Oder die Nachricht war gar nicht angekommen. So etwas gab es ja auch. Manchmal ging sowas unter. Sie sollte sie lieber anrufen. Entschlossen suchte die Schwarzhaarige die Nummer ihrer Freundin aus dem elektronischen Telefonbuch. Ließ es läuten. “Hey Usagi!” “Rei!”, mit einer etwas zittrigen Stimme nahm das Mädchen den Anruf entgegen. Als ihr Handy sich gemeldet und den Namen ihrer Freundin angezeigt hatte, war ihr Blick zu Mamoru geschnellt.Unsicher hatte sie ihn angesehen. Ihr Klingelton sang munter weiter, während er seiner Liebsten Mut zu sprach und sie das Gespräch doch annahm. “Ja, ich. Ich wollte fragen, ob du meine Nachricht bekommen hast.” “Nachricht? Nein.” “Hm, dachte ich’s mir doch. Na egal. Ich wollte dir nur sagen, dass du Recht hattest.” ”Womit?”, Usagi hielt ihr Handy zwischen sich und Mamoru. So das er mithören konnte. ”Mamoru trifft sich mit einer anderen.” “Oh.” “Ja ‘oh’. Aber ich hab die Verfolgung aufgenommen. Ich weiß, wie sie aussieht. Und glaub mir, Usagi, ich werde am Ende die bessere Wahl für ihn sein.” ”Was meinst du damit? Ich meine, scheinbar liebt er dich ja doch nicht, wenn er sich mit einem anderen Mädchen trifft.” “Natürlich tut er das. Wieso nimmst du ihn in Schutz? Ich werde ihm zeigen, dass das kleine Biest nicht gut genug für ihn ist. Ich verfolge sie auf Schritt und Tritt. Und eines kann ich dir sagen: Die Gans ist dumm und billig und keine Konkurrenz für mich.”, Reis Stimme klang überheblich. Sie grinste breit bei ihren eigenen Worten: ”Niemand ist eine Konkurrenz für mich, wenn es um Mamoru Chiba geht. Niemand.” Ein Knackgeräusch ertönte und die Verbindung war weg. Verwirrt sah die Schwarzhaarige auf das Display. Keine Sekunde später bekam sie eine Nachricht: ”Sorry, die Verbindung ist echt mies. Reden am Montag. Usagi.” Rei seufzte auf. Sie steckte ihr Handy zurück in die Tasche und sah wieder hinüber zum Café. Wütend stopfte Usagi das Telefon in die hinterste Ecke ihrer Tasche. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schmollte. So dachte also Rei. Das kein anderes Mädchen je eine Konkurrenz für sie sein könnte, was Mamoru anbelangte. Sie hatte es also immer noch nicht begriffen. Wieso war sie eigentlichen mit der Schwarzhaarigen befreundet? Wie konnte sie nur deren Arroganz, die Mamorus um einiges überbot, so übersehen? Außerdem hatte sie ihr gerade die Stimmung versaut. Irgendwann würde sie das ihr heimzahlen. Sie würde es ihr an den Kopf werfen. Jedes einzelne Wort. Ob die Freundschaft dann hinüber war, war Usagi egal. So eine Freundin brauchte sie sicherlich nicht in ihrem Leben. “Komm!” Verwirrt und überrascht sah Usagi auf. Direkt in Mamorus wunderbare ozeanblaue Augen. “Komm!” ”Ich will nicht. Sobald wir hier rausgehen, wird sie wieder da sein.”, Usagi knurrte eher, als das sie richtig sprach. Es brachte ihn zum Lächeln. “Ich hab mit dem Oberkellner gesprochen.”, er reichte ihr die Jacke und zog sie auf die Beine und mit sich. Sie folgte ihm ohne weitere Fragen. “Ich hab schon gezahlt. Hier lang.”, sie trafen auf einen Kellner, der sie nett anlächelte. Folgten ihm durch einen Gang und bogen in einen kleinen Teil der Küche ein. Unzählige Düfte stiegen sowohl Usagi als auch Mamoru in die Nase. Neugierig bückte sich das Mädchen, um einen Blick auf die europäisch anmutenden Gerichte unter dem Küchenpass zu werfen. “Die Speisen werden hier orginalgetreu so zubereitet, wie man sie auch in unserem Muttercafé in Wien kocht.”, der Kellner, der sie führte, lächelte sie an. Stolz schwang in seiner Stimme mit. Das Mädchen konnte ihm diesen nicht verdenken. Das Café war wunderbar und die Beschäftigten konnten zurecht stolz sein. Das Paar ging weiter und grüßte höflich einige Köche, bevor sie eine große Tür erreichten. “Unser Personaleingang. Oder für Sie jetzt der Ausgang. Vielen Dank für Ihren Besuch und beehren Sie uns bald wieder.”, der Kellner verbeugte sich, genau wie es Usagi und Mamoru taten. Auch sie bedankten sich für ihren kleinen Fluchtweg und wünschten einen schönen Tag. Kaum auf der Straße fiel Usagi ihrem Liebsten um den Hals. Küsste ihn leidenschaftlich. Ihr Tag war gerettet. Durch diesen simplen Fluchtweg war er gerettet wurden. “Lass uns weiter bummeln gehen.”, seine Stimme streifte ihr Ohr. Sie nickte nur. Schmiegte sich wieder an ihn. Sie liebte ihn für seine Ideen. Dafür das er sie immer rettete. Irgendwie. Egal ob es aus ihrer miesen Laune war oder vor nervigen Noch-Freundinnen. Sie setzten sich beide langsam wieder in Bewegung. Streiften noch durch einige Seitenstraßen, bevor sie wieder auf die große Shoppingmeile wechselten. Weit genug weg von Rei und ihrem durchgeknallten Plan. Sie genossen die Zweisamkeit und noch ein Eis. Konnten einfach sie selbst sein. Die Sonne war am Untergehen. Letzte Sonnenstrahlen fielen durch die schmalen Seitenstraßen vor dem Appartmentblock. Es war wieder kälter geworden und die einsetzende Dämmerung tauchte die Umgebung in ein sanftes Licht. Die Bäume warfen lange Schatten. Die Häuser und Autos taten es ihnen gleich. Mamoru hatte Usagi fest an sich heran gezogen. Gemütlich bogen sie in die Straße ein, in der er wohnte. Und übers Wochenende auch das Mädchen in seinen Armen. Seine Gedanken trieben ab. Wandten sich den letzten Stunden zu. Seit sie Rei abgeschüttelt hatten, war die Anspannung von ihnen gefallen. Sie waren für sich und konnten die Zweisamkeit genießen. Fühlten sich nicht beobachtet und verfolgt. Zusammen hatten sie nochmal bei der älteren Dame vorbei geschaut. Mit ihr geplaudert. Usagi hatte ihm ein Armband aus schwarzem Leder und mit einem silbernen Verschluss geschenkt. Zunächst hatte er abgelehnt. Aber sie hörte nicht auf ihn. Und war immer noch schneller als er mit seinem noch nicht ganz wieder hergestelltem Bein. Die Besitzerin fand es amüsant und meinte nur, dass das nur normal seitens Usagi wäre. Und ihre Besitzansprüche unterstreichen würde. Bei diesem Punkt hatte die Blondine ihrerseits allerdings verhement verneint. Doch Mamoru versicherte ihr, dass es ihr gutes Recht war. Er hätte mit der geschenkte Kette im Grunde ja nichts anderes getan. Der Oberstufenschüler war vollkommen in Gedanken versunken und bemerkte gar nicht, wie Usagi stoppte und um ihn herum ging. Überrascht blickte er auf, als er fast in sie lief. “Wie in guten alten Zeiten.”, grinste das Mädchen vor ihm, “Scheinbar rennen wir uns auch weiterhin um.” ”Tut mir leid.” ”Schon gut. Ich hab gesehen, dass du dein Armband betrachtet hast. Gefällt es dir?” “Ja. Es ist wirklich schön.” ”Und passt zu dir.” “So wie die Kette zu dir. So, und warum hast du jetzt gestoppt?” ”Weil ich dir was zeigen wollte.” Mamoru folgte ihrem Fingerzeig. Sein Blick wanderte zu einer sehr schmalen Seitengasse, die als Einbahnstraße deklariert war. Seine Augen weiteten sich. Aus dem Augenwinkel heraus sah er Usagi lächeln. “Wunderschön oder?!” Er wollte etwas sagen. Ihre Frage beantworten. Aber es ging nicht. Er war viel zu fasziniert. Direkt vor ihm, und umrahmt von den Mauern in der kleinen Gasse, ging der Mond auf. Voll und rund und in seiner ganzen Pracht. Mamoru hatte so etwas nie zuvor gesehen. “Ich liebe dich, Mamo-chan.” Der junge Mann wandte den Blick von diesem Naturschauspiel ab und ihr zu. Sanft umschlossen seine Hände ihr Gesicht. Ein Lächeln zierte seine Lippen. “Ich liebe dich auch, Usako.” Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und ihre Arme schlangen sich um seinen Oberkörper. Sie fühlte seinen warmen Atem auf ihren Lippen, bevor er seine darauf legte. Usagi erwiderte den Kuss mit all ihrer Liebe. Verlor sich darin. Genau wie er. Sie trat aus dem Foyer des Appartmentblocks. Nachdem Rei vergeblich bei Mamoru geklingelt hatte, hatte sie ihm eine Notiz in den Briefkasten geworfen. Jetzt wollte sie sich gerade auf den Heimweg machen. Der Tag hatte sie Nerven gekostet. Erst musste sie sehen, wie sich diese Blondine an ihren Freund ranschmiss und dann hatte sie die beiden auch noch verloren. Beinahe vier Stunden hatte sie in dem Café gegenüber dem verbracht, in dem Mamoru und ihre Konkurrentin verschwunden waren.Doch scheinbar hatte sie beide in einem unbeobachteten Moment verpasst, als sie eben dieses Café wieder verließen. Danach war sie her gekommen. Und eigentlich glaubte sie schon gar nicht mehr, ihn heute noch zu sehen. Aber da stand er. Wenige Meter von ihr entfernt stand Mamoru. Seine Hände umfassten den Körper der um fast zwei Köpfe kleineren Blondine. Zärtlich küsste er sie, während die Arme des Mädchens seinen Oberkörper umarmten. Rei musste schwer schlucken bei diesem Anblick. Schmerz ergriff ihr Herz und unwillkürlich fasste sie sich an die Stelle ihrer Brust, wo es sich befand. Ihr entging keinesfalls die Liebe, die zwischen dem Pärchen brodelte. Sie schienen unbesiegbar. Und dennoch wollte sie nicht aufgeben. Sie gehörte zu Mamoru und nicht das Mädchen, welches er gerade fälschlicherweise küsste. Mit schnellen Schritten ging sie direkt auf das Paar zu. Ihre Stiefel hallten in der aufkommenden Dunkelheit auf dem Asphalt wieder. “Lasst euch von mir nicht stören.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)