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Min Vilya ye Arda AR mennai an Tyel in Tingilya

Zwischen Himmel und Erde UND bis zum Ende der Sterne
von

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Kraft- vië

Thorin der zwischenzeitlich auch ihre Waffen an sich genommen hatte, damit sie nicht im Wald zurück bleiben mussten und damit im ungünstigsten Fall von den Orks missbraucht werden konnten, sah die Frau mit dem schönen dunkelroten Haar einen Moment lang forschend an. Er hatte kurz zuvor angehalten, um sich einen besseren Überblick über ihre missliche Lage zu verschaffen. Sie bemerkte jedoch schon an seinem stark zweifelnden und besorgten Gesichtsausdruck, dass er instinktiv ahnte, dass ihr Zustand alles andere als beruhigend war und sicherlich nicht besser werden würde, je länger sie unterwegs waren.
 

„Du solltest deinen gesunden Arm lieber um meinen Hals legen...so kann ich"...er räusperte sich kurz, dann fuhr er fort als sei nichts geschehen. „Ahh ich denke so kann ich dich besser tragen.“ Seine tiefe Stimme klang ungewöhnlich leise, wobei sie aber deutlich sehen konnte, dass er schlucken musste. Es entlockte ihr ein spontanes, sanftes Lächeln. Ihre unmittelbare Nähe machte ihm offenbar doch mehr zu schaffen, als er sich selbst eingestehen wollte.
 

Sie spürte es, obwohl ihre Sinne vom Schmerz und der unaufhaltsam weiter wachsenden Bedrohung durch das Gift im Wargspeichel bereits sehr stark getrübt wurden. „Ich weiß nicht ob ich das schaffe, ich ich fühle mich furchtbar....verzeih mir Thorin, aber dir zuliebe will ich es dennoch versuchen.“ Antwortete sie ihm zögerlich. Es klang so eigenartig, als wäre sie irgendwo ganz weit weg. Seine Besorgnis wuchs damit von Minute zu Minute an, auch da er bemerkte, dass es ihr wirklich alles andere als gut ging, er aber nicht genau erfassen konnte wovon es kam.
 

Die tiefe Bisswunde allein, konnte nicht der einzige Grund dafür sein. Aber was genau es verursachte, wusste er nicht, dazu reichte sein Wissen was Heilkunde anbelangte schlicht nicht aus. Schließlich gelang es Lyriel aber kurz darauf doch ihre unverletzte Hand zu heben, die bis jetzt noch an seiner Brustseite ruhte. Er fühlte nur einen Moment später, wie sie überraschend sanft an seinem Nacken entlang, durch seinen dichten schwarzen Haaransatz glitt und sich im Anschluss daran zögerlich an ihm festhielt, so gut es eben ging.
 

Es ließ ihm unwillkürlich einen heftigen Schauer über den Rücken rieseln. Das merkwürdig vertraute Gefühl ihrer warmen Fingerspitzen an seiner nackten Haut machte etwas mit ihm, das ihm für einen kurzen Augenblick beinahe den Atem nahm.
 

Der Zwerg rückte sie sich nachdem ihr Arm schlussendlich doch noch seinen Platz gefunden hatte ein Stückchen weiter zurecht, auch um dieses komische Gefühl zu übertünchen, das ihm dabei ungewollt heftig in die Magengrube gefahren war. Während dessen war er wohl darauf bedacht, ihre verletzte Schulter so wenig wie möglich zu belasten.
 

Bei dieser durchaus überlegten Handlung von ihm, ließ es sich jedoch trotzdem nicht ganz verhindern, dass er sie damit gezwungenermaßen kurz direkt unterhalb ihres Brustansatzes und an der Hüftbeuge knapp unterhalb ihres Gesäß anfassen musste, um ihr Gewicht besser zu stemmen, das ihm für seine Begriffe zwar erstaunlich gering vorkam, aber auf dem ihnen noch bevor stehenden Rückweg zur Höhle sicherlich nicht leichter werden würde.
 

Im Gegenteil, wenn ihm die Kräfte weiter schwanden, würde auch das seinen Tribut fordern, dessen war er sich ganz sicher. Unter anderen Umständen wäre die Tatsache, dass er gezwungen war sie so vertraulich anzufassen etwas, das nach den üblich geltenden Moralvorstellungen zu diesem Zeitpunkt gänzlich unmöglich war. Nun aber war dies ein Umstand, der es leider notwendig machte, da er sie sonst überhaupt nicht mehr zurück transportieren konnte. Auch da sie beide eindeutig zu Fuß gekommen waren.
 

Sie bemerkte seine Hände sehr wohl und registrierte auch, dass sie damit eigentlich an Stellen lagen, wo sie normalerweise an sich nichts zu suchen hätten...normalerweise wohlgemerkt, wobei es sich aber in diesem speziellen Fall nun mal nicht vermeiden ließ. Im Grunde war es ihr mittlerweile ohnehin längst einerlei, denn die Heilerin wollte am Liebsten nur noch zurück zu ihrem Heim und das so schnell als nur irgend möglich. Lyriel fühlte sich furchtbar elend und dadurch, dass sie außerdem noch recht viel Blut verlor, begann es ihr immer wieder in schwarzen Flecken vor den Augen zu flimmern.
 

Die Frau halbelbischen Blutes musste somit all ihre verbliebenen Kräfte zusammen nehmen, um weiterhin bei Bewusstsein zu bleiben. In ihrem Zustand gaukelten ihr, ihre Sinne zudem allerhand wirres Zeug vor, von dem sie nicht mehr wusste, was nun Real und was davon Täuschung war. Der Wargspeichel fing langsam aber sicher mehr und mehr damit an seine schreckliche Wirkung in ihrem Blut zu entfalten.
 

Lyriel ließ sich so nahezu widerstandslos an Thorins Brust zurück sinken und schloss erschöpft die Augen. Sie hatte damit wiederum seinen, ihr mittlerweile so vertrauten Geruch in der Nase, intensiv und verwirrend anziehend zugleich. Dazu konnte sie sein Herz schlagen hören. Es schlug durch die ungewohnte Anstrengung, der er im Moment ausgesetzt war ungewöhnlich kräftig und wild entschlossen, auch da er selbst eigentlich noch nicht wieder ganz auf der Höhe seiner körperlichen Kräfte angelangt war.
 

Aber dennoch hatte es etwas seltsam beruhigendes an sich....etwas, dass ihr unvermutet neue Kraft gab sich dem Gift in ihrem Körper entgegen zu stellen...schon ihm zuliebe. Weil sie wusste, dass Thorin alles tun würde um sie zurück zu bringen und auch um ihr das Leben zu retten. Er würde sie nicht sterben lassen...diese Gewissheit überflutete sie in einer seltsamen wärmeden Woge an Liebe die sie selbst erstaunte.
 

Die Halbelbe hörte ihn nur ein paar Augenblicke später zu ihr sprechen und allein das zauberte ihr ein sanftes Lächeln auf die Lippen. Vermutlich wollte er nur versuchen, sie damit weiter bei Bewusstsein zu halten. Aber so konnte sie seine angenehm tiefe Stimme recht deutlich vernehmen, als sich seine stämmigen Beine nur Sekunden später erneut in Bewegung setzten, um sie gleichzeitig weit von hier fort zu tragen.
 

„Ich bringe dich jetzt besser zurück...vertrau mir, es wird alles gut, halte durch...alles wird gut!“ Waren seine Worte an sie, die seltsam zäh durch diesen eigenartigen, wattig weichen Nebel drangen, der sie mittlerweile Umfing, wie die zärtlichen Arme eines Geliebten. Thorin wollte sie damit beruhigen und wohl nicht nur sie allein...auch sich selbst.
 

Lyriel lächelte schwach, sie fühlte sich in seinen Armen so merkwürdig leicht, ja fast als würde sie schweben. Alle Schmerzen waren im Moment wie von Zauberhand verflogen. Der Schock den sie bei dem Angriff erlitten hatte, ließ sie all das verdrängen, es wurde unwichtig, verschwamm lediglich zu einer Randerscheinung.
 

Es war ihr, als würde sie nur noch IHN allein sehen...und nichts mehr sonst. ER der sie gerettet hatte...ER der sie jetzt beschützte.
 

Seine imposant männliche und dazu kräftige Gestalt, sie hatte so etwas majestätisch erhabenes an sich, wirkte fast königlich und das, obwohl sie genau wusste, dass dies alles lediglich pure Einbildung sein musste, derer sie damit anheim gefallen war. Und doch schien seine fremdartige Erscheinung für sie beinahe durchsichtig, wie aus reinem Kristallglas zu sein.
 

Diese unbeugsame Willenskraft, die es ihm möglich machte, sie einfach so leicht mit sich fort zu tragen, war daher nahezu alles, was sie in ihrem Zustand noch an ihm wahr nahm. Er kam ihr unwirklich wie ein Traumgebilde vor...vielleicht lag es ja daran, dass sie schon so lange allein gewesen war....ja vielleicht war das der Grund. Ein sehnsüchtiger Wunsch nach Geborgenheit, die ihr so lange gefehlt hatte...und dann war er gekommen, einfach so als wäre er vom Himmel gefallen.
 

Das war ihr im Grunde viel zu einfach, um ihr damit wirklich als Wahrhaftig zu erscheinen. Sie wollte es prüfen, sich vergewissern, dass er wirklich da war. Beinahe wie in Trance gelang es ihr daher unverhofft doch irgendwie, den Arm ihrer verletzten Schulter ein wenig anzuheben.
 

Völlig davon überrumpelt spürte er ganz plötzlich, wie ihre stark von Blut überströmten Fingerspitzen sachte aber doch ungewöhnlich sanft und tastend an seiner markanten Gesichtslinie entlang strichen, wobei sie im Anschluss daran versuchte einen seiner beiden geflochtenen Seitenzöpfe mit den kunstvoll Runen gearbeiteten Silberfibeln zu erwischen. Als ihr das, wie durch Zufall gelungen war, strichen sie weiter sachte mit einer solch zärtlichen Geste daran entlang, dass er es vollkommen perplex wie er Angesichts dieser Tatsache war, einfach geschehen ließ, ohne sie daran zu hindern. Wie sollte er auch?
 

Er hatte ja keine Hand frei, denn damit hätte er sie prompt fallen lassen müssen. Er konnte sie damit nur weiterhin verblüfft anstarren, als ihre dunkelgrünen Augen, die gleichzeitig den Atem der Unsterblichkeit in sich trugen, ihm so direkt und furchtlos entschlossen entgegen blickten, auch wenn sie dabei in etwa so wirkten, als wären sie irgendwie von etwas verschleiert worden. Er hörte die Frau in seinen Armen einen Augenblick später leise zu sprechen ansetzen.
 

Es klang etwas zögerlich, aber auch ungewöhnlich ernst, so als wollte sie etwas loswerden, was ihr schon eine ganze Weile schwer auf der Seele lastete.
 

„Also, wo waren wir noch gleich stehen geblieben, als wir beide vorhin so unschön unterbrochen wurden Meister Zwerg? Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein...wir waren auf der Suche nech dem wahren einen Gefährten. So so....dann kämen also nochmal zwei dazu, wenn man ihn denn irgendwann gefunden hätte..ja?
 

Sag mir, Nogoth...muss ich mich denn vor dir fürchten...jetzt wo ich das weiß?
 

Mann ohne Frau!“
 

Fragte sie ihn ganz überraschend und völlig aus dem Zusammenhang gerissen, mit einem äußerst seltsam undurchsichtigen Lächeln auf den Lippen, wobei sich ihre Hand jedoch zögerlich von ihm löste und anschließend ermattet zurück in ihren Schoß sank, da sie ihre Kräfte verließen. Lyriel merkte, wie sie ihre Schulter schmerzhaft zu spüren begann. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie sich nichts vorzumachen brauchte, sie war ganz offensichtlich mehr verletzt worden, als sie sich selbst eingestehen wollte.
 

„Musst du nicht...jetzt wo du es weißt, ändert sich daran nichts.
 

Frau ohne Mann!“
 

Entgegnete er ihr somit vergleichsweise trocken auf ihre zuvor gestellte Frage, die ihn zu einem gewissen Teil ziemlich verunsicherte, auch weil er zwischenzeitlich begriffen hatte, worauf sie hatte anspielen wollen. Nun und dass er Junggeselle war, war damit ja schon lange ein offenes Geheimnis, zumindest bei seinem Volk. Genau aus diesem Grund kannte er die unausgesprochene Forderung nach einer Gefährtin für sich auch so gut, auf die Kili kürzlich schon einmal angespielt hatte.
 

Von alledem hatte sie natürlich keine Ahnung, doch die Sache mit dem sichtbaren Zeichen der Verbundenheit, die im Übrigen alle Zwerge trugen, wenn sie sich für einen festen Partner entschieden hatten, das war etwas was ihr wohl noch immer nicht ganz in den Kopf hinein wollte. Thorin seufzte leise. Er schob den unschönen Gedanken an jegliche Art von Verpflichtung oder Bindungen vehement auf die Seite, da er wusste, dass dieses Thema sie beide im Moment nicht wirklich weiterbrachte. Also beließ er es statt dessen lieber bei den praktischeren und wesentlich wichtigeren Angelegenheiten, wie zum Beispiel dafür zu sorgen, dass sie ihre Kräfte schonte. Und das sagte er ihr damit auch ziemlich deutlich.
 

„Lassen wir das, ich möchte dieses Thema momentan nicht unbedingt noch weiter vertiefen und ich fände es daher ehrlich gesagt besser, wenn du still halten könntest, sonst blutet es nur noch mehr, als es das so schon tut Lyriel. Ich kann dich nicht verbinden, weil wir nichts geeignetes zur Hand haben und wir können uns keine Rast leisten...du verlierst dafür eindeutig zu viel Blut! Wir sollten aus diesem Grund lieber zusehen, dass wir schleunigst zurück zur Höhle kommen.“
 

Sagte er indessen sichtlich atemlos und vergleichsweise streng, mit einem unübersehbaren rötlichen Schimmer an seinem Halsansatz, den sie glücklicherweise trotz allem nicht bemerkte, da sich ihre Augen erneut erschöpft geschlossen hatten. „Hmmm weiß ich...jetzt hör schon auf auf mich ständig zu bevormunden. I Valar ich bin kein Kind mehr. Sag mir Thorin, wer ist hier eigentlich der Heilkundige von uns beiden, du oder ich?“ Entgegnete sie ihm im Anschluss daran mit einem reichlich zerknitterten Lächeln.
 

Daraufhin bekam sie als Antwort ein kurzes unwilliges Schnauben von ihm, ehe er sich dazu herab ließ, ihr abermals zu antworten. „Was weiß ich...dann benimm dich auch danach und hör gefälligst auf mich, störrisches Frauenzimmer.“ Rügte er sie somit knapp auf typische Zwergenart.
 

Das entlockte ihr ein spontan belustigtes Lachen.
 

„Was störrisch ich?
 

Nie..!
 

Das bildest du dir ein Zwerg!“
 

Konterte sie für ihre Begriffe ungewöhnlich zahm. Thorins prompte Antwort war ein kurzes schmales Grinsen.
 

„Ja gewiss...sag mal musst du eigentlich immer das letzte Wort haben dreistes Frauenzimmer?“
 

Fragte er sie anschließend ernsthaft interessiert. Lyriel schlug unvermittelt die Augen auf und sah ihn an, aber eigentlich sah sie mehr durch ihn hindurch, da ihre jetzt sehr dunkel schimmernden Augen eindeutig ins Leere blickten.
 

„Wer sagt das?“
 

Fragte sie ihn kurz darauf sichtlich überrascht. Thorin dem es aufgrund seines immensen Kräfteverlustes mittlerweile immer schwerer und schwerer fiel, ihr Gewicht weiterhin vernünftig zu stemmen, je weiter er mit ihr in Richtung der Höhle gelaufen war, geriet in der Zwischenzeit ganz schön ins Schnaufen und ins Schwitzen dazu.
 

Dennoch wollte er sie um jeden Preis bei Bewusstsein halten. So antwortete er ihr unmissverständlich ehrlich das, was er gerade dachte.
 

„ICH...ich sage das, weil du mir nie zuhörst und weil du von uns beiden stets immer das letzte Wort haben musst Elbenweib.“
 

Thorin hielt unvermittelt an, da er eine kurze Verschnaufpause brauchte.
 

Die an Körpermaßen gedrungene und eher zierlich geratene Frau in seinen Armen stieß indessen ein leises unwilliges Grollen aus.
 

„Das stimmt überhaupt nicht, das muss ich in der Regel nicht...leider habe ich nur bei dir allein den übermäßigen Drang dazu es zu tun. Also sag mir bitte warum das so ist?“
 

Sagte sie anschließend überraschend ernst gemeint. Thorin sah sie entsprechend verblüfft an.
 

„Ist das dein Ernst...willst du das jetzt wirklich von mir wissen?"
 

Fragte er sie verwirrt, als sie ihren Kopf auf seine Augenhöhe hob und seinen durchweg argwöhnischen Blick offen erwiderte. Sie schüttelte sofort danach sachte den Kopf.
 

„Geh lieber weiter...und nein das will ich nicht, denn ich denke ich weiß es schon!“
 

Entgegnete sie ihm dabei leise. Thorin straffte sich und setzte sich unmittelbar danach abermals in Bewegung, sichtlich darum bemüht seine letzte Kraftreserven zu mobilisieren.
 

„Na schön bitte, wenn du es ja schon weißt, was zerbreche ich mir über solche banalen Dinge eigentlich überhaupt noch den Kopf?“
 

Grollte er diesesmal säuerlich in ihre Richtung.
 

Lyriel die langsam aber sicher spürte, dass es ihr immer schlechter ging, ließ sich ohne Widerworte zurück in seine Arme sinken. Sie hatte ohnehin kaum noch die Kraft sich überhaupt über irgend etwas den Kopf zu zerbrechen. Egal über was. Die Realität rückte für sie damit weiter und weiter in den Hintergrund, sie spürte statt dessen wie ihre Lippen trocken wurden.
 

Es war ihr unerträglich heiß, so als würde sie inmitten eines Feuers stehen. Innerlich brannte sie schon und es wurde von Minute zu Minute schlimmer. “Thorin lass uns nicht mehr streiten...ich ich fühle mich nicht besonders gut. Bitte bring mich nach Hause....mach schnell.“ Sagte sie ungewöhnlich drängend, in einer seltsamen Tonlage, die wirkte als hätte sie Schwierigkeiten irgend einen klaren Gedanken zu fassen.
 

Nur Sekunden später bestätigte es sich. „Ich..ich habe schrecklichen Durst..ohhwww mir mir ist plötzlich so heiß!“ Es war nicht mehr, als ein heftiges gequältes Stöhnen, das damit über ihre Lippen kam und er spürte gleichzeitig, wie ihre unverletzte Hand sich krampfhaft in seine Schulter krallte.
 

„BITTE...es schmerzt so sehhrrrr!
 

Uhhhh...ich...hilf mir...ich kann nicht mehr...!"
 

Stöhnte sie abermals verzweifelt.
 

„Halt durch, wir sind fast da. Es ist jetzt nicht mehr weit, wir haben es beinahe geschafft, nur noch ein kurzes Stück.“ Keuchte er ihr verzweifelt und völlig atemlos entgegn schon weil ihn die Anstrengung sie zu tragen nahezu die letzten Kraftreserven kostete...und das wusste er.
 

Thorins tiefer unverwechselbarer Bariton war demnach nicht mehr als ein erschrockenes Flüstern, als er ihr antwortete.
 

„THORIN...Iíicchhh kann nicht...verzeih...mir!“
 

Keuchte sie ihm mit weit aufgerissenen Augen und schmerzverzerrtem Gesicht entgegen...doch dann sah er wie das helle Licht ihrer Augen langsam zu verlöschen begann. Der Klang ihrer klaren melodiösen Stimme war schon kurz zuvor seltsam brüchig geworden und verstummte jetzt einem mal völlig unvermittelt, als sie ihm antworten wollte.
 

Er hatte so alle Mühe sie überhaupt noch zu verstehen. Doch in dem Moment als er ihr das gesagt hatte, merkte er mit Entsetzen, wie ihr Bewusstsein sich in Bereiche zurückzog, in die er ihr beim besten Willen nicht mehr folgen konnte. Sie entzog sich seinem Einflussbereich damit immer weiter. Thorin schüttelte sie vorsichtig aber nachdrücklich, um sie wieder zu ihm zurück in die Wirklichkeit zu bringen, doch sie reagierte nicht mehr auf ihn.
 

„Lyriel?
 

LYRIEL...bleib gefälligst wach!
 

Du sollst jetzt nicht aufgeben...jorgendder*, nicht so kurz vor dem Ziel. Verdammt nochmal...hrokar Rukhas und ihr ganzes elendes Wolfs Pack! Wie soll ich denn so den Weg zurück finden?
 

ALLEIN?
 

Sag mir das Khalam?
 

WIE?“
 

Fluchte er indessen verzweifelt und schon daher nicht eben leise vor sich hin. Er machte sich Sorgen um sie und das war etwas, was er eigentlich hatte um jeden Preis vermeiden wollen. Außerdem schwanden ihm die Kräfte immer weiter und das merklich. Er war nun nahe dran sie fallen zu lassen, seine Atmung wurde immer gepresster, je weiter er sich mit ihr auf den Armen durch das unwegsame Unterholz voran kämpfen musste.
 

„Also wenn diese verfluchte Höhle jetzt nicht schleunigst in Sicht kommt, garantiere ich bald für gar nichts mehr!“ Schimpfte er weiterhin lautstark vor sich hin. Irgendwie musste er seinem aufgestauten Ärger diesbezüglich ja Luft machen. Die bewusstlose Frau in seinen Armen antwortete ihm nicht..natürlich nicht, das konnte sie in diesem Sinne auch nicht mehr.
 

Thorin war äußerst zornig über so viel Pech.
 

Wieso..wieso hatten diese verflixten Wölfe sie auch ausgerechnet jetzt angegriffen? Es war ihm beinahe so, als hätte etwas absichtlich verhindern wollen, dass er endlich weiterreisen konnte. Natürlich wusste er, dass diese Gedankenspiele nichts weiter als blanker Unsinn waren. Es wollte aber trotzdem nicht in seinen Kopf hinein, warum es ausgerechnet ihn getroffen hatte und ausgerechnet jetzt?
 

Thorin sah sich die Halbelbin in seinen Armen aufmerksam an. Ihre Lider waren geschlossen, ihre schön gezeichneten vollen Lippen ungewöhnlich blass...wie ihr Gesicht ebenfalls. Der starke Blutverlust wirkte sich mittlerweile deutlich sichtbar aus. Eines war er sich jedoch ganz sicher, er würde sie nicht sterben lassen, egal was er dafür tun musste, egal was es ihn kosten würde. So nahm er all seine verbliebenen Kraftreserven zusammen und biss sich weiterhin mit aller Kraft auf die Zähne und auch wenn es ihm selbst damit immer schlechter ging, so spielte das keine Rolle für ihn. Er musste es einfach schaffen. So stemmte sich sein eisener Wille vehement gegen die Tatsache, dass er diesen ungleichen Wettlauf gegen die Zeit durchaus verlieren konnte.
 

Er durfte ihn einfach nicht verlieren...egal wie.
 

Er wusste später nicht mehr, wie es ihm gelungen war, den Weg zurück zu finden und vor allem so schnell. Denn er war in Wahrheit tatsächlich sehr viel schneller voran gekommen, als er zunächst angenommen hatte. Vielleicht hatte ihn die Sorge um sie stärker angetrieben und ihm im wahrsten Sinne des Wortes Beine gemacht. Denn es dauerte nicht mehr lange, bis die ihm bekannte Umgebung in Sicht kam.
 

Nur zehn Minuten später wurde ihm das Gelände dann so vertraut, dass er mit Sicherheit wusste, dass er es endlich geschafft hatte. Er war ihm zwar nicht ganz klar wie, aber es war ihm gelungen. Noch ein paar Minuten später kam sie dann in Sicht....er sah die kleine Höhle, die ihnen jetzt als Zuflucht diente, deutlich vor sich im Dämmerlicht des Waldes auftauchen. Erleichterung machte sich in ihm breit.
 

Der Zwerg stieß einen gut vernehmbaren Stoßseufzer aus und rannte das letzte Stück fast, wobei ihn dies so ziemlich alles an seiner verbliebenen Kraft kostete, die er noch besaß. Also sehr viel länger hätte diese Tortur nicht mehr andauern dürfen und er wäre wohl wirklich zusammengebrochen. Doch Thorin war ein überaus stolzer und ungewöhnlich zäher Mann, selbst für zwergische Begriffe betrachtet. Er hätte diese Schwäche somit absolut als unter seiner Würde befunden. Doch so hatte er es schlussendlich geschafft, ohne vor sich selbst und seinem Ego das Gesicht zu verlieren. Kaum war er allerdings in Ruf- und Sichtweite gelangt. Machte er sich auch schon bemerkbar.
 

„FILI!....KILI!.... Khazâd...na blys!
 

WAS IST WORAUF WARTET IHR? KOMMT GEFÄLLIGST EINER HER UND HELFT MIR!“
 

Bellte ihnen der dunkelhaarige Zwerg der mit seinen Kräften mittlerweile am Ende war, daher entsprechend lautstark entgegen, noch bevor irgend einer von ihnen auf der Bildfläche erschienen war. Wie sollten sie auch, keiner von ihnen wusste wann und vor allem WIE sie zurück kommen würden. Doch als sie Thorins vertraute Stimme so vehement und drängend vor der Türe vernommen hatten, wussten sie, dass etwas passiert sein musste.
 

Hastig kam daher der Ältere der beiden Brüder, dicht von Ahiê gefolgt aus der kleinen Höhle gestürzt. Doch als er sah, dass Thorin die Frau auf dem Arm hatte, die zudem blutüberströmt war, verlor sein Gesicht für einen Moment lang alle Farbe. Auch der Junge stieß einen entsetzten Schrei aus, als er es sah und wolle sich gleichzeitig an Fili vorbei drängen, um schneller zu ihr zu gelangen.
 

Der junge Zwergenmann hatte jedoch geistesgegenwärtig reagiert und hielt ihn sozusagen am Kragen gepackt zurück.
 

„Was ist geschehen?“
 

Fragte er seinen Onkel dabei mit deutlich bestürztem Unterton, wobei er sich gleichzeitig anschickte, sie ihm ohne weitere Umschweife zu machen abzunehmen. Doch dazu musste er Ahîe gezwungenermaßen los lassen, der sofort danach mit einem entsetzten Schrei zu ihr hin stürzte.
 

„Naneth...naneth..sag doch was..was ist mit dir?“
 

Rief der Junge ihr erschrocken entgegen. Fili hielt ihn derweil nicht länger zurück, weil es keinen Sinn mehr machte.
 

Thorin der inne gehalten und kurz Atem geschöpft hatte, sagte leise aber in seltsam scharfen Unterton.
 

„Khazad...wir..wir sind angegriffen worden...einfach so.
 

Warge es waren drei....vermutlich Orkspäher. Zwei davon haben sich sofort auf sie gestürzt, ich konnte ihr nicht gleich helfen, weil ich selbst in Bedrängnis geraten war. Einer davon hat sie leider erwischt, noch bevor sie oder ich ihn töten konnte. Es ist weniger schlimm als es aussieht, sie hat eine böse Bisswunde in der linken Schulter und daher recht viel Blut verloren, aber ich denke sie wird es schaffen. Fili sei so gut und bring sie hinein, wir müssen uns um sie kümmern und sag Kili Beschied, dass wir heißes Wasser benötigen..ich komme gleich.“
 

Thorin dem es deutlich schlechter ging, als er ihnen zeigen wollte, war im Begriff sich zu straffen und anschließend nach etwas zu suchen, mit dem er ihre Verwundung behandeln konnte, als ihm der Junge plötzlich energisch ins Wort fiel.
 

„Heru Wargspeichel ist giftig, wusstet ihr das denn nicht? Sagt wie lange ist es her, ich meine dass sie gebissen wurde?“ Die rötlich braunen Bernsteinaugen des Jungen waren angstgeweitet, als er Thorin das direkt ins Gesicht sagte. Selbiger erschrak entsprechend, auch weil sie es ihm gegenüber zuvor mit keinem einzigen Wort erwähnt hatte.
 

„WAS...wie war das, sag das nochmal?! Du du meinst es...es könnte sie unter Umständen sogar töten?“ Fuhr Thorin Ahiê daher verständlich erschrocken an.
 

Der Junge nickte heftig, ehe er fortfuhr. „Ja das ist uns schon einmal passiert, es ist aber schon lange her...wir...nun ja wir waren damals etwas unvorsichtig. Aber ich weiß, dass sie etwas dagegen hat. Ich weiß nur nicht wo es ist. Wahrscheinlich hat sie es nicht im Haus, es war ein sehr starkes Mittel das entgiftend wirkt.“ Entgegnete Ahiê Thorin anschließend etwas verunsichert.
 

Selbiger bellte Fili umgehend danach überraschend streng an.
 

„DU hast es gehört Neffe, bring sie rein und warte dort auf mich!“
 

Der junge Zwerg schluckte kurz.
 

„Ist gut Onkel mach ich!“
 

Sagte er anschließend ohne zu widersprechen oder irgend etwas was der Ältere gesagt hatte in Frage zu stellen, denn er spürte instinktiv, dass sie keine Zeit mehr zu verlieren hatten, wenn sie sie retten wollten. Nur Sekunden später verschwand er mit ihr in Richtung der Höhle. Thorin der zuvor nicht im Ansatz gewusst hatte, was damit auf dem Spiel stand, wollte sich am Liebsten selbst dafür ohrfeigen. Diese verdammte, störrische Elfe hatte doch tatsächlich mit keiner Silbe erwähnt, wie gefährlich dieser Wolfsbiss in Wahrheit für sie war.
 

Aber warum hatte sie ihm das nicht gesagt? Er konnte es nicht verstehen. Nur einen Augenblick später fuhr er zu dem jungen Fellwechsler herum und diesen ziemlich abermals barsch und unmissverständlich an.
 

„Dann denk gefälligst nach Junge, du weißt doch sicher wie es aussieht...besorg mir das Kraut egal wie, hast du mich verstanden?“
 

Ahiê sah Thorin sichtlich verstört an, nickte dann jedoch kurz. „Ich..ich werde es versuchen.“ War seine knappe Antwort. Der Zwerg knurrte leise. „Gut und nimm Kili mit, er soll dir helfen es zu suchen, vielleicht geht es dann schneller! Und noch eins beeilt euch, die Zeit drängt. Wir werden derweil versuchen die Blutung zu stoppen!“ Mit diesen Worten hielt sich Thorin nicht länger mit irgendwelchen unnötigen Floskeln auf. Er hatte es sich zwischenzeitlich anders überlegt.
 

Es war damit zur Aufgabe des jungen Fellwechslers und seines jüngsten Neffen geworden dafür zu sorgen, das Gegenmittel zu beschaffen. Fili und ER würde sich anstatt dessen darum zu kümmern haben, dass die Frau in der verbleibenden Zeit nicht verblutete. Kili der nur ein paar Augenblicke später nachdem Fili in die Höhle gekommen war, mit sichtbar erschrockenem Gesichtsausdruck auf der Bildfläche erschien, erhielt von seinem Onkel umgehend die selbe Ansage wie zuvor der Junge.
 

Damit war für Thorin die Sache geklärt. Kurz darauf verschwanden die beiden ungleichen Gefährten in der langsam herein brechenden Dämmerung, die sich so unsichtbar an sie heran geschlichen hatte, wie ein wildes Tier im Schutze der Nacht. Viel Zeit hatten sie damit nicht mehr um es zu finden, da die Sichtverhältnisse schnell schlechter werden würden, das wussten sie beide.
 

Fili hatte Lyriel in der Zwischenzeit ebenso wie seinen Onkel viele Tage zuvor, mitten auf den Esstisch gewuchtet und dabei irgendwie das eigenartige Gefühl, als würde ihn eine Art von Deja vue einholen, da Thorin bis vor kurzem ebenso schlimm ausgesehen hatte, wie sie jetzt. „Ihr habt irgendwie kein Glück, kann das sein?“ Sagte der junge Zwerg mit merkwürdig belegter Stimme, als er sie sich ansah.
 

Ihr Gesicht war leichenblass...und auch sie war nicht bei Bewusstsein, wie sein Onkel Tage zuvor. Thorin der in der Zwischenzeit leise hinter ihn getreten war, seufzte hörbar. „Stell dir vor mein Junge, den selben Gedanken hatte ich auch schon, aber es hilft ja alles nicht´s, sie hat mir geholfen als ich es nötig hatte, jetzt ist es wohl nur selbstverständlich das Gleiche für sie zu tun. Sie hätte es wieder getan und das weißt du genau. Ich werde sie nicht sterben lassen, wenn ich es irgendwie verhindern kann und jetzt komm und hilf mir.“
 

Filis junge Stimme wurde schlagartig nüchtern und konzentriert.
 

„Was soll ich tun?“ Fragte er Thorin somit knapp.
 

Der atmete einmal kräftig durch...auch weil er so gezwungen wurde, sich damit selbst zusammen zu reißen. Dann sagte er in seiner typisch befehlenden Tonlage.
 

„Du wirst ihr den Überwurf ausziehen, ich kümmere mich solange um das Wasser und das Verbandszeug. Du brauchst damit im Übrigen nicht all zu vorsichtig sein, sie ist ohne Bewusstsein, also wird sie es nicht merken und noch eins, die Zeit drängt.“
 

Mit diesen deutlichen Worten wusch er sich gründlich die Hände und setzte im Anschluss daran Wasser auf den Ofen, damit es abkochen konnte. Weil Lyriel ihn kurz zuvor einmal den Verband gewechselt hatte, wusste er glücklicherweise noch wo sie es aufbewahrte und er dankte innerlich dem allmächtigen Schöpfer dafür.
 

>Bei Mahal ein Glück, dass ich dabei wenigstens einmal acht gegeben habe. So und jetzt kommt eindeutig das Schlimmste an der Angelegenheit. Sie muss aus ihren Gewändern raus um vernünftig an die Verwundung zu kommen. Jetzt stellt sich nur die Frage, wer das von uns machen soll?
 

"Fili wie weit bist du?"
 

Fragte Thorin seinen Neffen nur einen Moment später sichtbar angespannt, mit diesen unschönen Gedankenspielen im Kopf. Selbiger antwortete ihm allerdings überraschend gefasst und sachlich.
 

„Ich bin fertig, soll ich mit dem Rest weitermachen? Ich meine, sie muss ja irgendwie aus ihren Übergewändern heraus...oder wie willst du ihr sonst die Wunde säubern und sie vernünftig verbinden?“
 

Das was Fili sagte klang ja durchaus nachvollziehbar. Trotzdem gefiel es Thorin nicht sonderlich.
 

„Das wirst du nicht tun...ICH mach das...geh und sieh lieber nach, ob das Wasser schon kocht!“ Knurrte dieser ihn daher unverhältnismäßig harsch an.
 

Fili straffte sich und wollte Thorin darauf etwas entsprechendes entgegnen. Seinem Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass er ebenfalls deutlich ungehalten war. Er wollte ihm doch nichts weiter als helfen, schon weil Thorin müde und damit auch unübersehbar angeschlagen wirkte.
 

Fili merkte es ihm an, auch wenn der Ältere es ihm nicht offen zeigen wollte. Er war sein Neffe und damit seine Familie....er kannte Thorin so gut wie kaum ein Anderer, doch als er in das sichtbar angespannte Gesicht seines Onkels sah, wusste er es....
 

...er wusste einfach, was mit ihm los war...auch wenn er es beinahe nicht glauben konnte. Sein Onkel war verliebt...das war es...genau das war der Grund...warum er sich ihm gegenüber so verhielt.
 

Eine seltsame Spur von unterdrückter Eifersucht und auch unterschwelligem Zorn zeichnete sich so deutlich lesbar im Gesicht des Älteren ab, dass er es vorsichtshalber dabei beließ.
 

„Ist gut!“
 

Antwortete er ihm statt dessen betont gleichmütig, wobei er gleichzeitig Anstalten machte zurück zu treten und Lyriel damit widerstandslos seinem Onkel zu überlassen.
 

Als dieser einen Anugenblick später erneut an den Tisch heran trat, war er zum ersten Mal mehr als froh, dass die Frau nicht bei Bewusstsein war. Das was er nun würde tun müssen, würde ihr sicherlich nicht sonderlich gefallen, aber es führte kein Weg daran vorbei....nicht wenn er sie denn retten wollte.
 

Der Zwerg atmete zweimal durch, wobei er sich genau ansah was sie anhatte und sich überlegte, wie er es denn wohl am Besten und vor allem am Wenigsten schmerzvoll ausziehen konnte.
 

Lyriel trug noch ihre Jagdkleider, das hieß im Umkehrsinne also den ledernen Überrock und ihre Tunika. Der Zwergenmann dachte kurz nach, wie er sie da heraus holen wollte, als ihm ganz plötzlich eine spontane Idee kam. Mit zwei langen Schritten gelangte er schließlich an den Spülstein wo ihr Messer lag, mit dem sie kurz zuvor nicht nur das Reh in Stücke geschnitten hatte.
 

Thorin nahm es an sich, wobei er es für einen kurzen Moment prüfend in der Hand wog...es war schwer und sehr scharf, genau das was er jetzt brauchte. Er straffte sich und war nur Augenblicke später wieder bei ihr angelangt, worauf sie sich ganz plötzlich regte.
 

Ein leises Stöhnen drang aus ihrer Kehle, doch das Bewusstsein kehrte dabei glücklicherweise nicht zurück. Er atmete noch einmal durch und setzte das Messer anschließend entschlossen überhalb ihres Gürtels an, den Fili schon gelöst hatte, um ihren Überwurf zu entfernen. Ihr Jagdrock war von unten bis oben gänzlich mit Lederriemen geschnürt und wurde so zusammen gehalten. Mit einem einzigen flüssigen Schnitt trennte er sie alle bis zu ihrem Kinn hin auf. Der Rocksaum gab nach und ließ sich im Anschluss daran überraschend leicht öffnen.
 

Thorin ertappte sich dabei, wie er kurz schlucken musste...die ungewollte, wie zugleich unverhoffte Aussicht auf das was darunter lag trug so leider nicht gerade zu einer besseren Konzentration bei.
 

Dabei war das ja nur die oberste Schicht verdammt und die allein genügte ja noch nicht..ihre darunterliegende Tunika musste ebenfalls runter...oder zumindest teilweise. Diese Tatsache gefiel ihm noch weitaus weniger als das, was er gerade eben schon hatte tun müssen. Fili half ihm dahingehend auch nicht eben weiter.
 

„Du hast die Tunika vergessen Onkel!“ Sagte dieser nämlich deutlich vernehmlich vom Ofen aus in seine Richtung, wobei er das kurz vorm Siedepunkt angelangte Wasser nicht aus den Augen ließ und somit nicht sehen konnte, dass Thorin unwillkürlich erst sehr blass und dann feuerrot wurde.
 

„DAS weiß ich selbst!“
 

Fauchte dieser seinen Neffen damit nur einen Augenblick später unmissverständlich ruppig an. Fili hob den Blick in Richtung seines Onkels und grinste gutmütig.
 

„Ach und warum tust du`s dann nicht endlich?“ Sagte er dabei völlig ungerührt.
 

Der Ältere schnaubte derweil merklich ungehalten, wobei sich seine dunklen Brauen unwillkürlich in Richtung seines Nasenrückens zusammen zogen und ihn damit wie einen Wolf kurz vor dem Sprung auf die Beute wirken ließen.
 

„Mach ich doch, also lass mich zufrieden!“ War somit die prompte Antwort die nur einen Moment später in Filis Richtung erfolgte.
 

Mit diesen Worten gab es kein Zurück mehr, Thorin musste es tun, ob er nun wollte oder nicht. Also hoffte der Zwergenfürst inständig, dass das damit nicht alles war, was sie am Leibe trug. Seine Hände begannen leicht zu zittern, als er schließlich abermals die Klinge hob, um mit der Tunika das selbe zu tun, was er eben auch mit ihrem Rock gemacht hatte. Schlicht und einfach weil es ein Gewand war, in das man vom Kopf her hinein schlüpfen musste. Es wurde lediglich oben am Hals von drei einfachen Schlaufen zusammen gehalten und mit Kordeln gebunden.
 

Wie also hätte er sie da raus bekommen sollen, ohne sie weiter zu verletzen?
 

» Richtig...gar nicht! Also ist es aufzuschneiden damit der einzige vernünftige Weg, der mir gezwungenermaßen übrig bleibt! «
 

War daher so ziemlich alles, was sich ihm dabei an wirren und völlig unnützen Gedanken durch den Kopf schob. Glücklicherweise tat sie ihm den Gefallen und blieb weiterhin ohne Bewusstsein. Also setzte er entschlossen an und trennte den Stoff, der ein unschönes ratschendes Geräusch von sich gab mit einem energischen Ruck genau in der Mitte auf.
 

Als er fertig war, sank das Messer mit deutlich zitternden Händen zurück auf den Tisch.
 

„Und wie sieht`s aus?“ Kam derweil erneut von Fili, der ihn während seines Tuns sichtbar amüsiert beobachtet hatte.
 

„WAS...?!“
 

Fuhr Thorin ihn dafür abermals entsprechend brüsk an.
 

„Na die Bisswunde Irak-adad* (Onkel)?“
 

Hakte Fili unbeeindruckt trocken nach, wobei er wirklich alle Mühe hatte, sich ein belustigtes Grinsen zu verbeißen, als er das verkniffene Gesicht seines Onkels so überdeutlich vor Augen hatte.
 

„Bei Mahal was weiß ICH denn, ich bin noch nicht soweit, lass mich in Ruhe!“
 

Knurrte dieser ihn zum Dank dafür abermals ungnädig an.
 

„Soll ich dir helfen?“
 

Kam somit das neuerliche und durchaus gutgemeinte Angebot des jüngeren Zwerges.
 

„NEIN..ich mach das...allein!“
 

Konterte Thorin jedoch entsprechend unwillig in dessen Richtung.
 

„Na schön na schön..ganz wie du willst, aber dann beeile dich, das Wasser ist gleich soweit. Was ist oder willst du sie etwa verbluten lassen?“
 

Konterte Fili indessen überraschend nüchtern auf Thorins denkbar barsche Ansage.
 

„NEIN will ich nicht und jetzt lass mich!“
 

Das war alles, was er zu seinem Neffen sagte. Mit einem wütenden Schnauben packte er schließlich die beiden aufgeschnittenen Stoffhälften und zog sie nachdem er noch einmal kräftig durchgeatmet hatte, anschließend so vorsichtig als möglich auseinander.
 

Erleichterung überflutete ihn, wie Sonnenstrahlen nach einer eisigen Nacht. Unter der Tunika trug sie wie es aussah noch so etwas wie eine Art Untergewand. Es war mit schmalen Trägern versehen, von denen sich einer zufällig losgelöst hatte. Es war genau der, der auf der Schulterseite lag, in die der Warg sich verbissen hatte...damit sah man überraschend viel von ihr, gut aber wenigstens war sie nicht nackt!
 

Welch ein Glück, er hatte sich nicht im Traum ausmalen wollen, was das wohl mit ihm gemacht hätte?!
 

Thorin mochte sie...und zwar auf eine Art und Weise, die ihn bisher für eine sehr sehr lange Zeit mehr oder minder kalt gelassen hatte. Ein Umstand der allein so schon schlimm genug war, aber glücklicherweise war ihm wenigstens der Anblick ihrer durchaus ansehnlichen weiblichen Reize erspart worden.
 

Außerdem ging Fili das im Augenblick wohl eben so wenig etwas an wie ihn.
 

„Ich bin jetzt fertig, du kannst mir helfen, wenn du willst.“ Sagte Thorin daher anschließend vergleichsweise gelassen zu seinem ältesten Neffen. Den Umstand mit dem dünnen Unterhemdchen, das ihre weiblichen Konturen in diesem Fall nurmehr äußerst notdürftig kaschierte, ignorierte er damit einfach oder zumindest versuchte er das.
 

„Gut ich komme!“
 

Antwortete ihm Fili knapp, wobei er nur eine Sekunde später bei ihm angelangt war. Mit vereinten Kräften schafften es die beiden Männer schließlich, sie vorsichtig aus den damit unbrauchbar gewordenen Sachen zu holen. Fili der geschickt war und in Sachen Heilkunde eine gewisse Begabung besaß, kümmerte sich im Anschluss daran sehr sanft und hochkonzentriert um die offene Wunde, die er gewissenhaft mit dem abgekochten Wasser und sauberen Tüchern reinigte.
 

Als er das erledigt hatte, hob er seinen Blick kurz und sah seinen Onkel forschend an, der ihn dabei keinen Augenblick lang aus den Augen gelassen und alles mit argwöhnischer Mine verfolgt hatte.
 

„Tja also, jetzt könnten sie von mir aus langsam zurück kommen, es wird höchste Zeit. Wir bräuchten das Gegenmittel und sie sollte endlich verbunden werden, damit die Blutung stoppt.“ Entgegnete ihm Fili leise.
 

Er sagte damit eindeutig das aus, was der Ältere dachte....ja es wurde allerhöchste Zeit, dass sie zurück kamen....

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Bedeutungen aus dem elbischen und zwergisch. ^^
 

jorgendder - verdammt / verflixt

mahal - Aule der Schöpfer

naneth - mutter

na blys - es blutet

hrokar Rukhas - mieses Orkpack



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