Zum Inhalt der Seite

Min Vilya ye Arda AR mennai an Tyel in Tingilya

Zwischen Himmel und Erde UND bis zum Ende der Sterne
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Heimat - bardh


 

Die Vergangenheit...ein TRAUM - die Zunkunft....ein WUNSCH.

(aus Arabien)


 

Wenn Kili jedoch gewusst hätte, dass dieser Zeitpunkt schneller kommen sollte, als der junge Zwerg es sich auch nur im Entferntesten vorzustellen vermochte...dann hätte er vor Staunen vermutlich den Mund nicht mehr schließen können, der ihm unweigerlich offen stehen geblieben wäre.
 

Denn sein Onkel war immer wieder für einiges an Überraschungen gut...und nicht nur der...
 

zur selben Zeit bei Lyriel...
 

Die Halbelfe war zwischenzeitlich todmüde, auch da sie beinahe ihre gesamte Kraft verbraucht hatte um Thorin weiterhin am Leben zu erhalten. Ihn zu versorgen war nämlich alles andere als einfach gewesen. Dennoch hatte sie große Schwierigkeiten in den wohlverdienten Schlaf zu finden...auch da ihr allerlei unsinnige Gedanken durch den Kopf schossen. Sie musste über das nachdenken was sie mit Kili zuvor gesprochen hatte.
 

Aus irgend einem Grund war sie sich nicht sicher...der junge Zwerg hatte ihr nicht die ganze Wahrheit über sich und seine Familie gesagt, das spürte sie irgendwie...aber es war nur so ein unbestimmtes Gefühl. So versuchte sie es abzuschütteln und sich statt dessen auf andere Dinge zu konzentrieren beispielsweise auf das Einschlafen. Doch so sehr sie sich abmühte gelang es ihr nicht sofort in den ersehnten Schlaf abzugleiten.
 

Statt dessen hatte sie urplötzlich Bilder vor Augen stehen, an die sie lange nicht gedacht hatte und in diesem Zusammenhang schon gar nicht....
 

Es war irrwitziger Weise, die vertraute Gestalt eines Elben. Sie sah ihn eigentlich nur von hinten und doch wusste sie sofort, wen sie da vor sich hatte. Ja sie erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen. Sie hatte sogar noch den Klang seiner kühlen, zumeist sehr kontrolliert wirkenden klaren Stimme in den Ohren, die jetzt einen unmissverständlich missbilligenden Unterton angenommen hatte, als er zu sprechen ansetzte...
 

Ja sie sah ihn in ihrer Erinnerung so klar, als wäre es erst vor kurzem passiert...aber es war schon lange Jahre zuvor geschehen...
 

» „Warum willst du fort Lyriel? Sag es mir. Du hast hier alles, was dich glücklich macht..sieh es doch endlich ein mein Kind. Hier ist deine Heimat, dein zu Hause, deine Familie..alles was du dir nur wünschen kannst.“ Thranduil drehte sich vor ihrem inneren Auge langsam zu ihr herum und sah sie weiter forschend an. Noch immer ließ ihr das unwillkürlich einen heftigen Schauer über den Rücken laufen. Nein, sie würde niemals vergessen, wie er sie damals angesehen hatte.
 

Diese abgrundtiefe Verzweiflung in seinem Blick und die kalte Wut darüber, was sie von ihm wollte..und doch hatte sie zum damaligen Zeitpunkt nicht anders handeln können. Sie hatte niemals eine Wahl gehabt und das wusste sie...dazu waren sie im Grunde zu unterschiedlich. Ihre Ansichten hatten mit denen ihres Onkels nicht das geringste zu tun, vielleicht lag es ja auch daran, dass sie zur Hälfte andere Gene hatte, der nicht unerhebliche Anteil an Zwergenblut zeigte ihr nur zu deutlich, worin sie sich von ihresgleichen unterschied. Das war wenn sie es genau nahm, der eigentlich wahre Grund warum sie gehen wollte...die Erkenntnis darüber, dass sie in manchen Dingen eindeutig anders war..und nichts anderes.
 

„Onkel, das hier ist ein Käfig, ein goldener zwar, aber ich kann und will nicht länger eingesperrt sein. Versteh mich doch, das was geschehen ist kann man nicht ändern. Ich kann sie nicht wieder lebendig machen. Bitte versuch mich nicht an ihrer Stelle zu binden...ich bin nicht sie, das war ich nie! Ich will meine Freiheit. Ich brauche ein selbstbestimmtes Leben um glücklich zu sein. Das ist nun mal meine Natur, ich bin eben nicht nur allein elbischen Blutes...akzeptiere es doch endlich..bitte Onkel..lass mich gehen!
 

Feylon ist lieb und nett doch er sperrt mich unbewusst ein..wie alle hier! Ich weiß, dass er mich liebt. Er will nur das Beste für mich...aber ich..ich kann nicht. I Valar, er will dass ich seine Gefährtin werde. Barad..das kann ich nicht. Bitte versteh mich...ich kann das nicht tun, ich liebe ihn nun mal nicht aufrichtig genug, um das für immer ertragen zu können Onkel*!
 

Sie hörte ihre eigenen Worte wie im Traum zu sich selbst sprechen und als Lyriel sich da so stehen sah, mit dem eindeutig hysterischen Aufleuchten in ihrem Blick, das ihr verriet, das dass was sie getan hatte absolut richtig gewesen war.
 

Erst da wusste sie, dass sie nicht glücklich geworden wäre..eingesperrt in einen goldenen Käfig der Ewigkeit. Sie hätte sich immer nach der Freiheit gesehnt, die sie hier hatte...immer! Sie hatte den Jungen. Ahiê war ihr ganzes Glück...der Junge, den sie beinahe noch als Baby und ganz zufällig im Wald gefunden hatte, war ihr über die Jahre so sehr ans Herz gewachsen. Er war wie sie selbst. Ahiê liebte seine Freiheit über alles. Ja er war ihre Familie und das schon so lange, dass sie ihre Andere nahezu ganz vergessen hatte.
 

Erst als die Zwerge so zufällig in ihr Leben getreten waren, hatten sie die schmerzlichen Erinnerungen in ihr geweckt, die sie lieber für immer verdrängen wollte. Und doch wusste sie auch, dass sie sich ihnen eines Tages zu stellen hatte. Wenn nicht jetzt, dann zukünftig. Das Schicksal ließ einen niemals aus seinen eisernen Klauen...alles hatte seine Bestimmung.
 

Sie wusste nur noch nicht welche die ihre war.
 

Lyriels leises resigniertes Seufzen drang durch die Dunkelheit der Nacht. Sie versuchte all diese unerfreulichen Gedanken an früher abzuschütteln, doch es fiel ihr unsäglich schwer. Aber mit einem mal hatte sie ein Gesicht vor ihrem inneren Auge stehen so deutlich, dass sie hart schlucken musste. Es war nicht Ahiês Gesicht oder das ihres Onkels. Nein es war zu ihrem vollkommenen Erstaunen ausgerechnet das des Zwergenmannes. Es war ganz eindeutig Thorins markantes und unverwechselbares Gesicht, das sie nachdenklich und auch ein wenig herablassend ansah.
 

Sie wusste nicht was sie davon zu halten hatte, so schüttelte sie es vehement ab, wobei sie sich beinahe mit Gewalt zwang an etwas anderes zu denken. Wenige Minuten später war es ihr gelungen und sie konnte ebenfalls einschlafen, so kehrte endlich etwas Ruhe in die kleine Höhle unter den alten Weiden ein..zumindest für ein paar Stunden.
 

Noch vor dem Morgengrauen wachte sie auf, ohne von Kili geweckt worden zu sein, wie dieser es ihr am Abend zuvor eigentlich versprochen hatte. So nahm sie an, dass der junge Zwerg wohl noch schlafen würde. Lautlos erhob sie sich von ihrem Lager..sie ging in der vertrauten Dunkelheit an ihr Becken und wusch sich...Katzenwäsche zwar, aber besser als nichts und für ihre Begriffe dennoch recht gründlich.
 

Sie fühlte sich ungleich frischer, diese unruhige Nacht steckte ihr noch immer sichtbar in den Knochen. Als sie damit fertig war, legte sie ihre Kleidung an, die sie am Abend zuvor mit ihrem Nachtgewand eingetauscht hatte. Ahiê der mit ihr im selben Bett geschlafen hatte, gab indessen keine Regung von sich, der Junge schlief weiterhin wie ein Stein. Mit einem leicht amüsierten Lächeln verließ sie schließlich ihren Raum um nach nebenan zu gehen und nach den Zwergen zu sehen. Als sie sich leise in die kleine Höhle schlich, merkte sie dass alles andere tatsächlich noch im Tiefschlaf war.
 

Auch Kili und Fili...die beiden jungen Männer schnarchten quasi um die Wette...und das nicht eben leise. Sie schüttelte den Kopf und war mehr als erstaunt darüber, dass sie das nicht mitbekommen hatte. Doch lange hielt sie sich dahingehend nicht auf..so leise wie nur möglich zündete sie schließlich das kleine Öllämpchen an und machte sich daran zu schaffen die Feuerstelle erneut anzuheizen, auch da es zwischenzeitlich empfindlich kalt geworden war, seit das Feuer heute Nacht herunter gebrannt war.
 

Als sie das gewissenhaft getan hatte...wurde sie sich ihrer eigentlichen Aufgabe bewusst. Sie hatte Kili versprochen nach seinem Onkel zu sehen, inzwischen waren fast vier Tage vergangen seit Ahiê ihn verletzt hatte und ihm ging es jetzt schon wesentlich besser als zuvor...auch wenn sie es selbst niemals geglaubt hatte. Der Zwerg war also doch zäher gewesen, als es zunächst den Anschein gehabt hatte.
 

Dennoch war er nicht ganz über den Berg, noch benötigte er eine gewisse Fürsorge...mit der sie im Moment eindeutig an der Reihe war. Möglichst leise um ihn nicht unnötig aus dem Schlaf zu reißen, trat sie schließlich einige Augenblicke später an sein Lager heran. Sie nahm das kleine Licht in die Hand und wollte nachsehen, wie es ihm wohl inzwischen ergangen sein mochte. So beugte sie sich kurz zu ihm hinunter um es nachzuprüfen. Dabei hatte sie ganz plötzlich etwas in der Nase das ihr schlagartig den Atem nahm.
 

Verwirrt hielt sie inne und schnupperte kurz interessiert, um die Quelle zu erfassen.
 

Ja es handelte sich um seinen unverwechselbaren Geruch eindeutig...und zweifelsfrei...es war sein ureigener Geruch, der untrennbar an ihm haftete und so unvergleichlich wie bei noch keinem anderen Mann war, den sie in ihrem bisherigen Leben kennen gelernt hatte. Sie hatte ihn geradezu betörend intensiv in der Nase. Ihre Nasenflügel bebten..ja sogen ihn begierig ein, sie merkte es und kam sich dabei beinahe vor wie ein wildes Tier, das dem Geruch folgend darauf aus war, sein Gegenüber besser zu ergründen.
 

» Ein äußerst dummer Vergleich...was mache ich da eigentlich, bin ich jetzt schon vollkommen verrückt geworden?
 

Schoss ihr der Gedanke unmittelbar durch den Kopf und doch verwirrte Thorin sie so unsäglich. Wie konnte ein Mann nur so gut riechen...oder besser wie konnte einer wie ER in ihren Augen so überaus anziehend für sie sein? Ausgerechnet er, der Zwerg. Lyriel verstand es einfach nicht, diese schnöde Tatsache wollte ihr beim besten Willen nicht in den Sinn. Sie beugte sich so noch ein kleines Stück näher über ihn herab. Ihre Neugier war diesbezüglich stärker als ihr Argwohn, zumal sie so etwas wie das noch nie zuvor so intensiv erlebt hatte.
 

» I Valar was ist das nur mit dir Zwerg, warum fasziniert mich dein Geruch nur so sehr, dass ich fast nicht mehr klar denken kann? Ausgerechnet deiner...so was gibt es doch gar nicht? Barad was hast du nur an dir....eigentlich müsste ich dich verabscheuen aber ich..ich kann es nicht.
 

Dachte sie dabei schon beinahe verzweifelt. Noch niemals zuvor, hatte ein Mann solche eigenartigen Empfindungen bei ihr hervor gerufen wie er. Sie sah weiterhin interessiert auf Thorin hinab, dessen Augenlider sich im Traum zwar lebhaft zu bewegen schienen, aber doch schlief der Zwergenmann tief und fest, das wusste sie, ja das spürte sie.
 

Lyriel war von ihm fasziniert...sie konnte es nicht länger vor sich selbst verleugnen, als sie im Halbdunkel der Öllampe sein markantes Profil und den schwarzen Bart mit einigen verräterisch silbern durchwachsenen Strähnen sah, die ihr ganz eindeutig verrieten, dass der dazugehörige Mann lange nicht mehr so jung war, wie er manchmal noch auf sie wirkte.
 

Zudem war sein Bart stoppelig und schon recht lang geworden...eine zwangsläufige Folge seiner schweren Verwundung, denn daran zu denken sich den Bart entsprechend zu stutzen, hatte er bisher wohl als letztes in Betracht ziehen können und auch wollen..es gab im Moment sicherlich wesentlich wichtigeres als das. Sie musste spontan lächeln, mit dem langen Bart sah er eher wie ein struppiger grauer Wolf aus, den man versehentlich und unfreiwillig gewaschen hatte und dem, bei dem eher missglückten Versuch sich das überflüssige Wasser wieder aus dem Pelz zu schütteln, sozusagen das Fell zu "Berge" stand.
 

Lyriel hatte alle Mühe bei dem Gedanken nicht lauthals los zu lachen und sich statt dessen lieber auf etwas anderes zu konzentrieren. Sie lenkte ihren forschenden Blick einen Moment später weg davon auf seinen Mund, denn da waren noch seine Lippen, eher schmal aber von einer überraschend schönen und edlen Zeichnung, die ihr ausnehmend gut gefiel. Seine waren zudem leicht geöffnet und zur Abwechslung war er nicht schon wieder mit Schnarchen beschäftigt, was er sonst so furchtbar gerne tat, wenn er denn kaum Luft bekam und wie zumeist auf dem Rücken lag.
 

Aber das er im Schlaf zuweilen Laute von sich gab wie ein wilder Eber, war wohl irgendwie etwas, das alle Männer an sich hatten, wie sie an den beiden jungen Vertretern ihrer Gattung ebenfalls unschwer nachvollziehen konnte. Nun, das war ihr im Augenblick aber eigentlich völlig einerlei....viel mehr interessierte sie sich dafür, wie ER sich wohl anfühlen oder besser noch schmecken mochte?!
 

Die all zu verlockende Aussicht darauf, den verführerischen Geschmack seiner Lippen zu kosten, war nahzu überwältigend für die junge Frau, die jetzt schon so lange alleine alleine gelebt hatte.
 

Die Halbelbin kannte sich selbst nicht wieder, aber sie wollte um keinen Preis der Welt zugeben, dass sie wirklich allen ernstes im Begriff war, sich in diesen furchtbar störrischen, wie ausgesprochen dickköpfigen Mann zu verlieben...und damit ausgerechnet in einen waschechten Zwerg.
 

Ja ein Naugrim, denn das war er zu allem Übefluss nämlich....ein Mann aus Durins Volk!
 

Sie fragte sich mit einiger Verwunderung, warum keiner der elbischen Männer, die ihr in der Vergangenheit begegnet waren und zum Teil auch den Hof gemacht hatten, ihr Interesse so erregen konnte, wie ausgerechnet DER hier...der ja eigentlich gar nichts von ihr wollte, außer vielleicht wieder gänzlich gesund zu werden.
 

Ja weshalb ausgerechnet dieser?
 

Dafür hatte sie noch immer keine logische Erklärung.
 

Er sah in ihren Augen noch nicht mal besonders gut aus...zumindest für elbische Begriffe betrachtet. Er war für elbische Begriffe viel zu klein...zu kräftig...ähnelte von der Statur her eher einem gekrönten Preisbullen, denn einem edlen Streitross, wenn man ihn diesem trivialen Vergleich unterwerfen wollte, was die körperlichen Unterschiede zwischen Elben und Zwerge betraf.
 

Dennoch genau seine Art der Unvollkommenheit und sein zuweilen sehr stark eigensinniges Wesen, das sie zwischenzeitlich ein wenig besser kennen lernen durfte, genau genommen sogar mehr als ihr lieb war. Aber dennoch...vielleicht war es ja eben das, was sie so sehr an ihm reizte?!
 

Dessen wurde sie sich an Erkenntnissen immer klarer, je mehr sie darüber nachdachte. Er war ihr in vielen Dingen ausgesprochen ähnlich...und das stieß sie gleichermaßen ab, wie es sie fast schon magisch zu ihm hinzog.
 

Auch weil sie ihn eigentlich ablehnen musste.
 

Sie kannte ihre Vergangenheit...nur zu gut. Doch das war ihr in dem Moment wirklich vollkommen gleichgültig, ihr eigenartiger Gefühlszustand ließ sie nicht mehr klar denken. Ihr sonst so überlegt handelnder logischer Verstand machte längst nicht mehr das, was er eigentlich tun solle...statt dessen sprach ihr Herz und das längst in einer überdeutlichen Sprache...
 

Lyriel beugte sich damit also ganz spontan noch ein kleines Stück näher zu ihm hin, so dass sie seinen warmen Atem auf ihrer Wange fühlen konnte. Ihre Fingerspitzen zogen dabei forschend und beinahe wie in Trance, eine fast nicht zu spürende, zarte Linie an seiner rechten Wange entlang, bis zum Ansatz seines dichten rauen Bartansatzes.
 

Da hielt sie dementsprechend erschrocken an, auch weil sie sich ganz plötzlich bewusst wurde, was sie da gerade getan hatte. Wieder einmal und völlig ungewollt...ja fast zwanghaft schon.
 

Bei den Göttern wie war sie froh, dass er tief und fest schlief und so nicht mitbekam, wie unsinnig mädchenhaft sie sich gerade verhielt und doch war es ein solch starker Reiz, dem noch länger zu widerstehen ihr unglaublich schwer fiel. Sie beobachtete ihn bei jeden Atemzug...die kaum sichtbaren und doch verräterischen Zuckungen seiner Mimik, immer dann, wenn er sein Gesicht im Traum leicht verzog.
 

Denn träumen das tat er und zwar lebhaft, man sah es ihm ganz deutlich an. Die halbelbische Frau seufzte unhörbar und wollte sich schon wieder erheben, um sich zurück zu ziehen. Indem besann sie sich jedoch ganz plötzlich kurz entschlossen etwas zu tun, das sie wahrscheinlich kurz darauf zutiefst bereuen würde.
 

Aber bei Eru dem Einen, das Risiko war es ihr allemal wert und die Aussicht darauf es zu bekommen und zudem vollkommen unbemerkt zu tun, war einfach zu verlockend für sie. Sie wusste, dass es nur allzu unvernünftig und wahrscheinlich auch noch höchst unverschämt war, was sie gleich tun würde und doch hatte sie das unbestimmte Gefühl in ihrer Magengegend, als zwänge sie etwas dazu.
 

Nur Sekunden später senkten sich ihre vor Aufregung sichtbar zitternden Lippen somit vorsichtig tastend auf seine herab, die er im Schlaf noch immer halb geöffnet hatte. Das Gefühl als sie ihn berührte war nahezu überwältigend. Sie hatte die Empfindung, als müsste es ihr Herz in der Brust sprengen. Just in dem Moment als sie ihn spürte und all ihre Sinne erfühlten, wie er schmeckte, war es als würde ihr Verstand ihr kurzzeitig den Dienst versagen.
 

Allmächtiger im Himmel, ER schmeckte genau so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Kili hatte sie längst ertappt. Ja sie war lange allein gewesen...vielleicht viel zu lange. Aber dies zugeben, das konnte sie nicht, nicht einmal vor sich selbst.
 

Sie schloss die Augen und gab sich diesem schönen Gefühl, die angenehme Wärme und Weichheit seiner Lippen zu kosten für den Bruchteil von Sekunden hin, wagte es sogar den Druck noch ein wenig zu verstärken, schon der Intensität und seines unvergleichlichen Geschmacks wegen. Als sie sich jedoch einige Augenblicke später, schweren Herzens wider von ihm trennen wollte, auch um ihn dabei nicht doch noch versehentlich aufzuwecken, da merkte sie ganz plötzlich, wie sich Hände sachte aber mit Nachdruck um ihre Handgelenke schlossen...und sie mit einem mal entschlossen von sich wegdrückten.
 

» Oh verflixt ich habe ihn aufgeweckt, er ist wach....er weiß es...er hat es gespürt. «
 

Schoß ihr urplötzlich verzweifelt durch den Sinn, als sie bemerkte, wie er sie berührte und auf welche Art und Weise. Denn Thorin schlief keineswegs mehr...er war wach ganz ohne jeden Zweifel. Sie sah ihm fahlen Dunkel der Höhle, wie sich seine Lider hoben und sein Blick sich dabei geradezu in ihren hinein bohrte.
 

Unwillkürlich musste sie schlucken, auch da sie nicht abschätzen konnte, wie er darauf reagieren würde, aber dass er es bemerkt hatte war mehr als offensichtlich und damit nicht länger zu leugnen. Trotzdem verzog der Zwergenmann zunächst keine Mine.
 

Er ließ sich nicht das Geringste anmerken. Außer ein überraschend verwirrter, wie leicht mürrischer Gesichtsausdruck, der sich für einen kurzen Augenblick über seine markanten Züge schob, aber nur Sekunden später schon wieder verschwunden war und dabei einem eher ablehnenden Platz machte, der sie nur noch mehr verunsicherte.
 

Thorin hatte nicht vor sie auf das was eben geschehen war anzusprechen. Er wollte die Halbelbe anstatt dessen ganz bewusst zappeln und damit im Unklaren lassen. Er wusste jetzt also sicher, dass sie ihn offenbar mehr leiden mochte, als sie zugab. Es war nach dieser wohl eher spontanen Aktion mehr als offensichtlich. Sie hatte ihn ja eben mehr oder minder spontan wach geküsst und kein Mann, mochte er noch so unerfahren sein, war so einfältig um nicht sofort zu begreifen, was das zu bedeuten hatte.
 

Ein gewisses Interesse was ihn betraf, hatte sie ihm damit zweifellos und unleugbar bekundet...er gefiel ihr...irgendwie jedenfalls!
 

Sie sahen einnander weiterhin forschend an undThorin bemerkte bei der Gelegenheit ihre Verlegenheit, ja sie hatte sogar einen unübersehbaren Hauch von Röte auf den Wangen, den sie jedoch mit allen Mitteln zu überspielen versuchte.
 

Als er sie schließlich ansprach, klang seine tiefe Stimme rau und für diese Verhältnisse überraschend selbstsicher. Dabei sparte er sich jegliche überflüssige Floskeln. Er sprach statt dessen eindeutig das aus, was er gerade dachte...und es hatte mit ihr zu tun, das war ihm schon klar, dennoch beschäftigte es ihn...mehr als es das vielleicht sollte?!
 

„Wisst ihr ich habe von euch geträumt..heute Nacht...es ist mir unbegreiflich warum...aber ihr wart es ohne Zweifel, denn ich sah euer Gesicht so deutlich vor mir wie ich es jetzt sehe.“
 

Er blickte sie dabei weiterhin offen und schon fast einen Tick herausfordernd an. Es war die Wahrheit gewesen, denn er hatte tatsächlich von ihr geträumt...intensiv und völlig unverständliche, wie eigenartige Dinge, die er sich beim besten Willen im Zusammenhang mit ihr nicht erklären konnte.
 

Das verwirrte ihn um so mehr, da er Frauen normalerweise gänzlich aus seinem Leben ausgeblendet hatte, sprich sie spielten bisher keine wesentliche Rolle für ihn..bisher wohlgemerkt. Lyriel die sich in dem Moment jedoch noch immer ziemlich dumm vorkam und sich von ihm ertappt fühlte wie ein junges Mädchen, lächelte etwas abfällig, es wirkte allerdings reichlich zerknittert.
 

„Nun vielleicht war es kein Traum und ihr bildet euch das nur ein?“ Sagte sie so gelassen, wie es ihr in dieser angespannten Situation überhaupt möglich war. Thorin zog eine seiner dichten dunklen Brauen skeptisch in die Höhe.
 

„Nein ich bestehe darauf, es war ein Traum ich bin sicher!“ Lyriels mühsam aufgesetztes Lächeln gefror augenblicklich auf ihren Zügen fest.
 

„Oh nicht doch wirklich? Nun und was habt ihr geträumt, wenn man fragen darf?“ Konterte sie anschließend spröde.
 

Thorin verzog abermals keine Mine, dennoch ließ er sie nicht aus den Augen, um ihre darauf folgende Reaktion besser abschätzen zu können.
 

„DAS möchte ich euch lieber nicht sagen!“
 

Seine Stimme klang immer noch etwas rau und zudem einen Tick verunsichert, also vollkommen ungewohnt für ihn, der doch sonst so direkt und wenig zuvorkommend war. Sie blickte ihn kerzengerade an, wobei sie jedoch mit einem mal zuckersüß zu lächeln begann.
 

„Ach sagt bloß, doch nicht etwa irgendwelche unzüchtigen Betätigungen oder etwas derartiges...Herr Zwerg? Mit Verlaub, seid ihr dafür nicht schon ein wenig zu alt?“
 

Diese offenkundige Provokation in seine Richtung war unzweifelhaft die Revange dafür, dass er sie vorhin ertappt hatte. Er wusste es, noch ehe sie den Mund wieder geschlossen hatte. Thorins Blick war dennoch vernichtend mit dem er sie ansah.
 

„Oh ich mag im Vergleich zu eurer Lebensspanne vermutlich noch ein Jungspund sein Elb...aber ihr habt durchaus recht, für meinesgleichen bin ich sozusagen ein Mann in den besten Jahren. Also dürfte das wohl mein kleinstes Problem darstellen. Nun und wie es um meine Manneskraft bestellt sein mag, hat euch gewiss nicht zu interessieren, denn es geht euch verflucht nochmal nichts an...also kümmert euch gefälligst um euren Kram Weib!“
 

Die gesalzene Abfuhr von ihm hatte sich gewaschen, das entging auch der Frau nicht. Lyriels elbenhafte Züge umspielte mit einem mal jedoch ein schmales, ja fast schon süffisantes Lächeln, ehe sie erneut zum passenden Gegenschlag ausholte, der es ebenfalls in sich hatte.
 

„Ach wisst ihr das ist wirklich? Zu schade, vielleicht verpasse ich am Ende ja noch etwas und bin mir dessen gar nicht bewusst?“
 

Sagte sie in hörbar zynischem Unterton, als sie nur Sekunden später abermals zu sprechen anhob.
 

Thorin funkelte sie dafür entsprechend zornig an.
 

„Gewiss so wird es sein....ihr habt es nur noch nicht erkannt!“
 

Entgegnete er ihr zum Dank dafür ebenso unterschwellig süffisant.
 

Lyriels Lächeln wurde sogar noch einen Tick breiter, wenn ungleich gefährlicher.
 

„Ach was, habe ich nicht? Vielleicht irrt ihr euch ja gewaltig und merkt es nicht mal in eurer bodenlosen Arroganz Casar! Also seid euch deswegen gefälligst nicht so sicher. Was wisst ihr denn schon von uns Elben?“
 

Sagte sie in einer solch abfälligen Tonlage, dass es unzweifelhaft eine Beleidigung an ihn war.
 

Er sah sie während dessen unverwandt an, ein leises bedrohliches Knurren drang mit einem mal aus seiner Kehle. Die Stimmung in der er sich gegenwärtig befand, barg eine gewisse Gefahr in sich, komplett die Beherrschung über sich zu verlieren.
 

Thorin war ein äußerst leicht reizbarer Charakter, wenn man denn wusste, wie man ihn aus der Reserve locken konnte und sie verstand es offensichtlich nur zu gut, wie sie es bei ihm anstellen musste, um ihn gänzlich aus der Fassung zu bringen.
 

„Stimmt ich weiß wenig über Elben. Aber wenn ich euch so ansehe Elbenzofe, dann weiß ich, dass ich nichts weiter über sie in Erfahrung bringen möchte. Khazad..ihr seid so was von selbstgefällig Weib, dass einem davon schlecht werden könnte!“
 

Grollte er ihr nur Augenblicke später sichtlich aufgebracht entgegen.
 

„Ach bin ich das? Schön wenn ihr es so seht? Na dann können wir uns beide ja hinsichtlich dessen getrost die Hand reichen, ihr seid nämlich um kein Haar besser als ich Zwerg! Und was euer und mein Alter betrifft, so könnt ihr das ebenfalls getrost aus dem Spiel lassen. Ich will euch dahingehend noch etwas verraten, wisst ihr ich bevorzuge in der Regel keine Männer die jünger sind als ich...und als Liebhaber schon gar nicht. Gewisse Vorteile bringt das gehobene Alter nämlich mit sich. Zumeist ein Groß an Lebenserfahrung und das in so ziemlich jeder Hinsicht würde ich sagen!
 

Vor allem in DIESER Hinsicht, auf die ihr eben so dreist angespielt habt Meister Zwerg. Wisst ihr, ich suche mir die Männer, mit denen ich mein Lager teilen will, in der Regel selbst aus und ihr wärt vermutlich so ziemlich der letzte Mann dieser Welt, mit dem ich es freiwillig teilen wollte Naugrim!“
 

Thorin sah sie indessen wie vom Blitz getroffen an. Also so direkt und dennoch gut versteckt hatte ihm noch niemals zuvor eine Frau gewagt zu sagen, dass sie ihn quasi für einen Versager hielt...schon gar nicht, wenn sie nicht einmal wirklich wusste wovon sie sprach, denn dass es hier längst nicht mehr nur allein um die längere Spanne von Lebensjahren ging, die sie ihm ganz eindeutig voraus hatte, nun das hatte inzwischen auch der Zwergenkönig längst begriffen, der was diese Dinge anbelangte wirklich nicht unbedingt zu den Versiertesten zählte.
 

„Ich kann mich nicht erinnern mit euch schon mal nähere Bekanntschaft geschlossen zu haben, um derlei Dinge mit euch hier und jetzt an dieser Stelle weiter zu erörtern! Aber wenn wir schon dabei sind...verspüre ich nicht das geringste Vrelangen danach, dies auch nur ansatzweise in Erwägung zu ziehen...selbst wenn ihr es mich tun ließet!“
 

Herrschte Thorin sie daher entsprechend unwirsch an. Sie hob eine ihrer fast mandelförmigen rötlichen Brauen und sah ihn dabei spöttisch an.
 

„Sagt mir Thorin wovon sprechen wir hier...ich habe nicht die geringste Ahnung worauf ihr eigentlich hinaus wollt!?“ Fragte sie ihn anschließend süffisant und betont unschuldig.
 

Er war jedoch nahe dran die mühsam gewahrte Beherrschung vollends zu verlieren.
 

„Oh ihr wisst doch ganz genau wovon ich spreche!“
 

Fuhr er sie damit abermals so heftig an, dass sie erschrocken in sich zusammen schrak. Thorin war aufgebracht und das zurecht. Ihr vollkommen unverfrorenes Mundwerk hatte ihn quasi schon wieder fast bis zur Weißglut gebracht.
 

Indem beugte sie sich auf einmal unvermittelt und völlig unvorhergesehen nahe zu ihm hin, so dass ihre Lippen, sein linkes Ohrläppchen fast berührten. Thorin hielt indessen wie erstarrt inne, als er die Wärme und die Weichheit ihrer Lippen und den davon ausgehenden zarten Atemhauch nahe an seinem Hals spürte, während sie ihm etwas zuflüsterte.
 

„Also wenn ihr es denn schon so genau wisst...warum tut ihr dann weiterhin so als wärt ihr vollkommen unerfahren und warum lügt ihr mich an...ich weiß genau, dass ihr nicht die Wahrheit sprecht. Wer soll euch das noch länger abnehmen? Etwa ich? Oh nicht doch..wovon träumt ihr eigentlich des Nächtens?“
 

Plötzlich lachte sie leise...“ach ja ich vergaß, ihr träumtet ja von mir, ihr habt es mir ja eben selbst gesagt.

Fuhr sie anschließend absichtlich provozierend fort, um ihn noch ein Stück weiter aus der Reserve zu locken. Was ihr dieses mal jedoch unbestritten gelang, aber längst nicht so wie sie es sich vielleicht gedacht hatte.
 

Denn er sah sie an...und das was sie in seinen augen aufblitzen sah...war die schnöde Erkenntnis dessen, dass er sie längst durchschaut hatte. Und genau das war es das er ihr daraufhin auch direkt ins Gesicht sagte.
 

Also wenn wir davon sprechen uns gegenseitig der Unwahrheit zu bezichtigen, so muss ich euch leider sagen dass ich euch ebenfalls keins eurer Worte abnehme Weib. Ihr habt euch doch eben selbst verraten...oder etwa nicht?!“
 

Damit verstummte er und ehe sie es sich versah..spürte sie ganz plötzlich, wie er unvermittelt zupackte und sie dieses mal völlig unverhofft dicht an sich heran zog. So nah, dass sie beinahe auf ihn fiel. Sie merkte, dass sich seine Lippen mit einem mal heftig und überaus begehrlich an ihre pressten, wobei ein leichtes Grollen aus seiner Kehle drang, welches durchaus echtes Interesse an dem bekundete, was er da gerade tat.
 

Lyriels Augen wurden augenblicklich riesig, als sie merkte was er vorhatte und dass er sie dabei mit einem neuerlichen Blick ansah, der ihr unwillkürlich einen heftigen Schauer über den Rücken jagte.
 

Beim Allmächtigen er wagte es tatsächlich allen ernstes sie zu küssen. Sie...die in seinen Augen verhasste Elbenblütige...ja und er war dazu sogar noch bestrebt, das was er da eben angefangen hatte, durchaus fortzuführen und zwar so, dass ein Zweifel an mangelndem Interesses seinerseits gar nicht erst aufkommen konnte.
 

Soviel also dazu, dass sie ihm völlig gleichgültig war, wie er gesagt hatte...er hatte gelogen ebenso wie sie...aber warum? Das war es, worauf sie sich keinen Reim machen konnte...zumindest noch nicht, aber vielleicht würde sie eines Tages dahinter kommen, wo des Rätsels Lösung lag.
 

Erschrocken versuchte sie sich so von ihm zu lösen, indem sie sich ihm möglichst rasch entziehen wollte. Doch er ließ sie nicht los...was sie auch versuchte.
 

Das also war seine Art der Rache dafür, dass er sie vorhin mehr oder minder unfreiwillig dabei ertappt hatte, wie sie ihn geküsst hatte. Thorin war zu ihrer grenzenlosen Bestürzung anstatt dessen überraschend hartnäckig. Er hielt sie mittels all seiner imensen Körperkraft fest, was angesichts seiner inzwischen rasch fortschreitenden Genesung jedoch keine sonderlich große Überraschung darstellte. Lyriel aber dennoch stark verunsicherte, wobei sein zu Beginn eher fordernd provokanter Kuss, mit dem er sie zweifellos überrumpelt hatte, jetzt fast schon unverschämt wurde.
 

Denn sie bemerkte wie sich seine Zunge mit einem mal neugierig und verwirrend begehrlich zwischen ihre Lippen schob und ihre im Gegenzug ebenso interessiert, wie überraschend leidenschaftlich zu erkunden begann.
 

Also so etwas verwerfliches wie DAS hatte sie noch nie getan...mit niemandem....noch niemals zuvor. Was fiel ihm eigentlich ein diesem...diesem Rüpel? So unverfroren und dreist konnte ja nur ein Zwerg sein. Aber sie musste wenn auch widerwillig dann doch recht schnell zugeben, dass sie Gefallen daran fand WIE er sie küsste.
 

Ein leises und für ihre Verhältnisse vergleichsweise angetanes Keuchen drang aus ihrer Kehle, das sie von sich überhaupt nicht kannte.
 

Das war zu viel...eindeutig zu viel für sie...
 

Lyriel fühlte sich von ihm bei etwas ertappt dass nicht sein durfte...auf keinen Fall..und schon gar nicht mit IHM...vorher würde sie sich einem Troll an den Hals werfen dessen war sie sich sicher.
 

Hastig und merklich zitternd riss die Halbelbin sich von ihm los und versuchte ihn dabei vehement von sich weg zu drücken. Der ebenfalls völlig von seinen eigenen Gefühlen überrumpelte Thorin lies es schließlich geschehen. Ihrer beider Atmung ging noch immer so schnell, wie ihr sichtlich angestiegener Puls es zuließ und sie war überdeutlich zu hören, sowie die offenkundige Verblüffung darüber, die bei beiden darin mitschwang.
 

„I Valar, ich will nicht aussprechen, was DU da gerade verwerfliches getan hast...MANN! Aber ich bin ja ohne Zweifel selbst Schuld daran, ich habe es schließlich provoziert, auch wenn ich eigentlich angenommen hatte, dass du so etwas niemals tun würdest Naugrim, wie das eigentlich üblich sein sollte, wenn man auch nur einen Funken Anstand im Leib hat! “
 

Knurrte sie ihn leise und damit auch sichtlich verlegen, wie zugleich wütend über ihre Naivität und Nachlässigkeit an, der sie sich damit hingegeben hatte, wenn auch nur für ein paar Sekunden lang.
 

Dennoch reichte es in ihren Augen aus, um sich selbst zu Ohrfeigen für ihre bodenlose Dummheit. Thorin trug es überraschend mit Fassung, ja er lachte sogar leise, ehe er ihr antwortete.
 

„Ehrlich gesagt, eindeutig viel zu verlockend um sich das entgehen zu lassen, das muss ich wenn auch ungern zugeben. Ich hatte nicht in meinen kühnsten Träumen daran gedacht, diese Art der Belohnung, als zusätzliche Zuwendung für meine Genesung von dir zu erhalten Heruin Lyriel. Aber ich muss sagen ich kann nicht behaupten, dass ich daran keinen Gefallen finden könnte...so wie vermutlich jeder Mann, der von einer schönen Frau solch eine Aufmerksamkeit erhält, die er sich hätte wohl niemals vorstellen können?!
 

Nur wie komme ich zu diesem sicher seltenen Privileg? Bin ich kurz davor zu sterben oder warum hast du es eben so vehement herausgefordert? Es war ein so deutliches Angebot, dem kein halbwegs gesunder Mann auf dieser Welt widerstehen könnte, selbst wenn er wollte.
 

Oder bist du wirklich so einfältig zu glauben, ich würde mich dafür nicht wenigstens im Ansatz bei dir revangieren wollen Khalam?“
 

Konterte er anschließend überraschend sarkastisch, dennoch war auch er sehr leise, um keinen der Anderen im Raum aufzuwecken, die immer noch schliefen und davon glücklicherweise nichts mitbekommen hatten.
 

Lyriel fuhr derweil erbost über sich selbst und ihre abgrundtiefe Dummheit hoch...ja das hatte sie nun davon, sich ihren wahren Gefühlen hingegeben und eine gewisse Schwäche für ihn gezeigt zu haben und wenn es auch nur für einige Sekunden gewesen war. Nichts weiter als seinen beißenden Spott und Hohn bekam sie dafür, etwas anderes hatte sie in ihrer Naivität der Mann den sie da vor sich hatte könne sie vielleicht auf irgend eine Art mögen ja auch nicht verdient.
 

Das wurde ihr in dem Moment nur allzu bewusst.
 

„Bilde dir darauf nur nichts ein NAUGRIM, es war nichts weiter als ein dummer unüberlegter Fehltritt!“
 

Fauchte sie ihn daher nicht eben nett an, wobei weder sie noch er bemerkt hatten, dass sie beide unwillkürlich in eine ganz andere Umgangsform gewechselt hatten...eine sehr vertrauliche, derer man sich für gewöhnlich nur dann bediente, wenn man sich sehr nahe stand.
 

Es war längst so offensichtlich und doch wollte es noch immer keiner von ihnen wirklich wahr haben. Indem war sie im Begriff sich erneut umzudrehen, um ihn zu verlassen, doch da packte er sie ganz plötzlich unvermittelt hastig und zog sie abermals zu sich auf Augenhöhe hinunter. Sie sah inzwischen gänzlich verwirrt in seine klaren, jetzt dunkelblau schimmernden Augen, die in diesem schwachen Licht merkwürdig intensiv glänzten und sie weiterhin forschend, ja fast schon begehrlich anblickten.
 

„Bist du dir ganz sicher, dass das wirklich schon alles war Lyriel?"
 

Sagte er dabei überraschend ernst und eigenartig nachdrücklich, wieder in der absolut vertraulichen Anrede, die er ihr gegenüber eben schon einmal verwendet hatte. „Wie meinst du das, was sollte es denn sonst sein?“ Hakte sie ohne es zu bemerken entsprechend verblüfft und ebenso vertraulich nach.
 

Thorin ließ sie fast sofort nach diesem Satz los.
 

„Vergiss es Eldarburam..das ist nicht weiter wichtig!“
 

Entgegnete er ihr nur Augenblicke danach vergleichsweise schroff und abweisend.
 

„Gut, dann war es also ein FEHLTRITT und nichts weiter? Na schön, ich werd`s mir für die Zukunft merken!“
 

Fuhr er anschließend deutlich unterkühlt fort. Damit war es vorbei. Sie richtete sich eilig und leise seufzend auf.
 

„Ja nur ein dummer Fehler und nicht mehr!“
 

Flüsterte sie dabei ebenso tonlos, wobei sie diesmal wirklich Anstalten machte zu gehen.
 

Er ließ sie gehen...es war besser so..zumindest im Moment!
 

Thorin drehte sich anschließend wortlos in Richtung der Wand um und ignorierte sie für die nächsten Stunden vollkommen, indem er so tat als würde er schlafen. Statt dessen dachte er über vieles nach, was ihn im Augenblick stark beschäftigte. Er musste sich erst einmal klar darüber werden, wie es in ihm gefühlsmäßig aussah und dass er tatsächlich ernsthaft im Begriff gewesen war, auch nur in Erwägung zu ziehen, sich emotional an eine Frau zu binden.
 

Also das musste er erst einmal verdauen...so etwas hatte es in all der Zeit noch nie zuvor gegeben. Nicht bei ihm..und die Tatsache, dass sie zudem noch eine Frau war, die Elbenblut hatte und das nicht wenig, war in seinen Augen nicht nur kurios, nein es war zugegebenermaßen einfach schlicht unmöglich. Thranduil war ihr Onkel. Thorin wusste es durch einen dummen Zufall, da er sozusagen heimlich mitangehört hatte, was Kili und sie vorletzte Nacht gesprochen hatten.
 

Der Zwergenfürst kam mit dem Herrscher des Waldlandreiches zumeist ganz annehmbar zurecht, doch auf die absolut wahnwitzige Idee zu kommen, sich damit ausgerechnet an dessen ureigenes Blut, geschweige denn an dessen Familie zu binden...das kam für den König des Erebor nicht mal in Ansatz in Frage. Das würde auch Thranduil nicht billigen...niemals! Dieser hatte seinem Großvater Thrôr schon nicht wirklich verziehen, die Mutter von Lyriel quasi in ihr eigenes Verderbnis geschickt zu haben.
 

Das mit der Trennung von ihrem Gefährten begonnen hatte, der ganz eindeutig Thrôrs Bruder gewesen war und in diesem Fall sogar mit Thorin verwandt, wenn auch nicht direkt, da dieser ganz eindeutig aus Thrôrs Blutlinie stammte. Thorin war klar, dass Lyriel das niemals erfahren durfte...um keinen Preis der Welt. Nicht wer er war, noch was für einen Status er im Berg inne hatte. Der Zwergenfürst war sich nicht sicher, ob sie ihn in der gegenwärtigen Lage nicht wirklich ernsthaft vor die Türe setzen würde und das augenblicklich, wenn nicht noch schlimmeres geschah.
 

Sie war rechtschaffen wütend auf ihn, und noch mehr auf sich selbst weil sie sich damit indirekt eingestanden hatte, das sie sich in diesen frenden dahergekaufnenen Naugrim verliebt hatte...denn das war es letztenendes was sie begriffen hatte...und deswegen war sie von einem Zorn erfasst,den sie kaum noch zu bändigen vermochte. Das spürte sogar ER, ohne es sehen zu müssen, denn es stand überdeutlich im Raum, wenn auch unausgesprochen.
 

Selbst Kili und Fili bemerkten es, als sie wenig später ebenfalls auf der Bildfläche erschienen, wobei sie jedoch angestrengt versuchte es sich den jungen Zwergen gegenüber nicht anmerken zu lassen und die Beiden daher so neutral wie nur möglich behandelte.
 

Als Ahiê kurz darauf ebenfalls auftauchte...war er es, der es unmissverständlich auf den Punkt brachte.
 

„Wa...was habt ihr gemacht? Die Luft hier drin ist ja zum Schneiden gespannt. Allmächtiger ich muss hier raus und das sofort...sonst werde ich noch verrückt. Naneth was ist los? Warum hast du dich mit ihm gestritten?“
 

Ahiês Blick wanderte dabei so zielsicher in Thorins Richtung, als er das sagte, dass sie unwillkürlich schlucken musste.
 

Lyriel wurde augenblicklich über und über rot im Gesicht.
 

„Was ich?
 

Ne..nein wir haben uns nicht gestritten...du musst dir das einbilden mein Sohn.“
 

Stotterte sie anschließend sichtlich verwirrt, was Thorin natürlich prompt mithören konnte, da er wach war. Ahiê sah sie indessen zweifelnd an, er spürte instinktiv, dass sie ihn anlog und auch, dass es einen triftigen Grund hatte, dazu kannte er seine Mutter zu gut und zu lange.
 

Ein schneller Seitenblick auf Kili und Fili verriet dem jungen Fellwechsler zudem, dass es unweigerlich auch mit den Beiden zu tun haben musste.
 

So sagte er nur knapp.
 

„Na ja wie auch immer...ich gehe jetzt jedenfalls jagen, wir brauchen nämlich dringend etwas essbares, also wer kommt mit?“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück