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Min Vilya ye Arda AR mennai an Tyel in Tingilya

Zwischen Himmel und Erde UND bis zum Ende der Sterne
von

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Erwachen - echui

Inye istya...inye maetha elye...elye engiê ya galad nya amar!

Ich weiß...ich brauche dich....du bist das Licht meiner Welt!
 

„Nun es freut mich euch kennen zu lernen Lyriel Câlenlass. Mein Name ist Kili...und das, das ist Fili, mein älterer Bruder.“ Sagte Kili offenkundig zurückhaltend, wie zeitgleich verwirrt, auch weil er mit einem solch hochoffiziellen Namen, wie dem ihren nicht im Ansatz gerechnet hatte. Doch Zwerge wie er wussten ja auch nicht, dass Elben oder Elbenblütige zuweilen ganz gerne eine zusätzliche Bezeichnung für ihre Person bevorzugten.
 

Also war Calenlass nichts anderes als ein persönlicher Titel, eine elbische Bezeichnung eine ihrer charakteristischen Eigenschaften, die für sie ganz allein zutraf und die andere Mitglieder ihrer Sippe ihr im Zuge dessen irgendwann einmal gegeben hatten.
 

Hätte Kili vorher geahnt, dass Calenlass im Grunde zwar nichts anderes als „Grünblatt“ in der allgemeinen Sprache bedeutete, wäre er vermutlich nicht so verunsichert gewesen. Und es war genau so, wie sie gesagt hatte eben jene Bezeichnung, die man für ihre ungewöhnlich grünen Augen gewählt hatte...genau die, die Thorin just im selben Augenblick durch den Kopf geschossen war, als er zum aller ersten mal in sie hinein gesehen hatte.
 

Aber es war eben auch jene unbestrittene Tatsache, dass es sich hierbei um die ganz eindeutige Bezeichnung derer handelte, die zur königlichen Familie um den Elbenherrscher des alten Grünwaldes gehörten. Aber dass diese eigenartig grünen Augen eines Tages sein Schicksal auf eine Weise mitbestimmen könnten, die sein Leben verändern sollte, hätte der Zwergenkönig dabei vermutlich niemals auch nur im Ansatz in Betracht gezogen.
 

Entsprechend überrascht war Kili, der von alledem ja nichts ahnte, daher auch von ihrer für ihn doch sehr befremdlichen und eher merkwürdig anmutenden Antwort.
 

Aber noch bevor der junge Zwerg etwas derartiges äußern konnte, ging Fili mit einem mal sehr direkt auf die Elbin zu, wobei er ihr seine Hand auf den Arm legte und sie dabei offen ansah. Der Blick aus seinen ausdrucksstarken Augen, die beinahe ebenso blau, wie die seines Onkel`s waren, hatten einen warmen Glanz angenommen.
 

Das verunsicherte sie etwas und doch hielt sie seinem forschenden Blick dennoch mutig stand.
 

Indem sprach er sie bereits an. „Das was ihr für unseren Onkel getan habt, war mehr als wir verlangen und euch jemals wieder gut machen können. Ich danke euch von Herzen dafür, auch wenn sich das vielleicht nicht schickt, wollte ich es euch trotzdem gesagt haben.“
 

Fili seufzte leise wobei er verstummte. Kili sah von einem zum Anderen, auch da er seinen Bruder so aufgewühlt normalerweise nicht kannte.
 

Fili war meistens der Vernünftige von ihnen beiden der, der immer sorgsam darauf achtete, dass sie nicht in unnötige Schwierigkeiten gerieten. Ihn so merkwürdig emotional handeln zu sehen, irritierte Kili und da war auch noch diese fremdartige Frau, die mit ihren Händen Dinge getan hatte, die er nicht nachvollziehen konnte. Entsprechendes in der Richtung, kam daher fast sofort danach, ganz plötzlich unüberlegt und sehr spontan aus seinem Mund gesprudelt.
 

„Sagt seid...seid ihr etwa eine Zauberin oder so etwas? Ich...ich meine das, was ihr da vorhin gemacht habt? Ich nein besser, wir haben das Licht gesehen. Oder stimmt`s nicht Fili?“
 

Kili zog die Schultern fragend hoch und verstummte. Sein manchmal noch sehr jung wirkendes Gesicht hatte einen sichtlich ratlosen Ausdruck angenommen, wobei er Fili und auch Lyriel nicht aus den Augen ließ. Der ältere Bruder mit dem hellen, fast flachsblonden Bart und ebensolchen Haupthaar verzog daraufhin sein Gesicht zu einer überraschten Grimasse, nickte dann aber plötzlich ebenfalls hastig.
 

Lyriel die, die Unsicherheit der beiden jungen Männer ihr gegenüber sehr wohl spürte, entzog Fili ihren Arm geschickt und ganz unauffällig, indem sie sich so zu den beiden hin umdrehte, dass sie sich alle drei ansehen konnten.
 

Dabei erschien ein schmales, fast nachsichtiges Lächeln auf ihren Lippen, ehe sie zu sprechen ansetzte.
 

„Nun ja wisst ihr, euer Onkel ist noch lange nicht gesund und es kann noch eine ganze Weile dauern, beziehungsweise sehr schlimm werden...ehe er vielleicht wieder gesund wird. Ich habe nur das schlimmste an Übel von ihm abwenden können, wenn es mir denn überhaupt gelungen ist, was längst noch nicht fest steht.
 

Nein, ich bin in dem Sinne gewiss keine Zauberin. Ihr könnt es anstatt dessen vielleicht eher Heilerin nennen. Ich glaube die Bezeichnung dafür, erscheint mir eher als die passendere oder sagen wir besser, ich war es einmal, vor langer Zeit. Doch meine Fähigkeiten sind bei weitem nicht gut genug ausgebildet, um wirklich Dinge bewirken zu können, wie andere Heiler elbischen Blutes das vielleicht vermögen.“
 

Die rothaarige Frau verstummte kurz, man sah deutlich, wie sie schluckte. Ein leises Räuspern kam aus ihrem schön gezeichneten Mund geflossen, bevor sie erneut ansetzte.
 

Allerdings sah sie Kili und Fili dabei nicht an, sie versuchte unangenehm berührt ihren neugierigen Blicken auszuweichen, mit denen sie die beiden weiterhin musterten.
 

„Ich bin eigentlich nur zur Hälfte elbischen Blutes, um ehrlich zu sein. Aus diesem Grund ist meine Gabe auch sehr begrenzt. Das was ich für euren Onkel getan habe, war so ziemlich das Äußerste meiner Fähigkeiten, mehr zu erwarten ist nahezu unmöglich.“
 

Sie seufzte leise, bevor sie abermals verstummte.
 

Kili sah sie verblüfft an.
 

„Aber...?“
 

Setzte er nochmals an, doch sein älterer Bruder Fili unterbrach ihn auf einmal ungewohnt energisch.
 

„Sicher, das mag ja alles stimmen und trotzdem habt ihr euer Möglichstes getan, um ihn vor dem sicheren Tode zu bewahren. Mehr können wir nun wirklich nicht von euch verlangen. Ich würde sagen, das war ohnehin schon sehr großzügig.“
 

Sie sah Fili offen an. Ihr schmales Gesicht nahm dabei auf einmal unverhofft, einen stark gequälten Ausdruck an, als sie sprach. Fili verzog indessen keine Mine. Er gab sich sichtlich Mühe ihre Beweggründe zu verstehen, doch so ganz gelang ihm das nicht. Indem sagte sie leise.
 

“Das sehe ich nicht so, ich bin mir sehr wohl bewusst und überzeugt davon, dass es für ihn längst nicht so schlimm gekommen wäre, hätte sich der Junge nicht eingemischt. Im Grunde ist es mein Versagen gewesen, allein meins!
 

Versteht ihr nicht?
 

Den Jungen trifft dabei keine Schuld, ich hätte es besser wissen und entsprechend reagieren müssen. Ahiê wollte mich lediglich beschützen, er sah die Orks und versehentlich auch euren Onkel als eine Bedrohung für mich an. Seht ihr also, es ist fast umgekehrt. Ich sollte euch dankbar sein, dass ihr den Jungen nicht sofort getötet habt, als ihr die Gelegenheit dazu hattet.“
 

Lyriel senkte rasch den Kopf, wobei noch einmal ein leises hörbar resigniertes Seufzen aus ihrer Kehle drang.
 

„Ja und nun ist der Junge fort und traut sich nicht nach Hause, vermutlich weil er Angst hat, dafür bestraft zu werden.“ Ergänzte sie nur eine Sekunde später traurig, noch bevor Kili etwas dazu sagen konnte.
 

Der junge Zwerg straffte sich und war kurz darauf auch derjenige, der ihr als Erster antwortete.
 

„Heruin...bitte hört mir zu, ich denke ich spreche mit dem was ich euch jetzt sagen werde, ebenso für meinen Bruder. Wir haben den Jungen gesehen und auch das, was er getan hat..aber wir sind ihm nicht böse. Ich habe dort im Wald ganz überraschend gespürt, dass er ein gutes Herz haben muss, als ich ihn sah und dass es lediglich die Angst um euch war, die ihn so handeln ließ. Nun ihr seid seine Mutter, welcher junge Mann würde nicht alles tun, um sie zu beschützen, wenn er es denn kann? Mein Bruder und ich würden für unsere Mutter genau das selbe tun....glaubt mir das!“
 

Kili sah seinen Bruder kurz an, der plötzlich lächelte. „Stimmt...er hat recht, das würden wir. Also macht euch keine Gedanken, wir werden ihm nichts tun, wenn er nach Hause kommt und sollte er das nicht, werden wir euch morgen helfen ihn zu suchen, sofern wir das unserem Onkel gegenüber verantworten können.“ Sagte er anschließend entschlossen wobei der besorgte Unterton in seiner Stimme deutlich zu vernehmen war, auch Fili machte sich Sorgen um seinen Onkel. Plötzlich zog sich jedoch ein erleichterter Ausdruck über ihre schmalen Züge.
 

„Oh keine Sorge ich denke, wir müssen wohl nicht zu dritt an seinem Bett sitzen, um ihn im Auge zu behalten und zu pflegen, wenn nötig. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es genügt, wenn wir uns dabei in Schichten von sechs Stunden abwechseln. Ich bin zwar noch sehr müde, aber da ich ihn schon versorgt habe, fange ich an, wenn es euch recht ist. Solange könnt ihr euch gerne ausruhen, wenn ihr wollt. Ich wecke euch, sollte sich sein Zustand verschlechtern.“ Sagte sie leise aber mit einem gewissen Nachdruck in der Stimme, der den beiden Jungzwergen anzeigte, dass sie im Grunde keinen Widerspruch hören wollte.
 

Vielleicht war es ihre Art Dankbarkeit zu zeigen, dass sie den Jungen nicht sofort getötet hatten.
 

So nickten die beiden Zwergenbrüder nur, wobei Fili ihr anschließend kurz antwortete.
 

„Ist gut, macht das Lyriel, wir sind beide müde, der Tag war lang und anstrengend, wir werden uns ein ruhiges Plätzchen suchen und uns besser etwas ausruhen, wer weiß schon, was morgen früh auf uns wartet.“
 

Die elbische Frau lächelte versonnen, dann sagte sie.
 

„Ich habe verstanden.“
 

Das war alles. Mit diesen Worten ließ sie Kili und und seinen Bruder an Ort und Stelle zurück und ging statt dessen zu dem niedrigen steinernen Becken am Ende der kleinen Höhle, das wohl ihren Waschtrog darstellte.
 

Dahinein goss sie frisches Wasser...und auch einige Seifenstücke, um ihre verbluteten und schmutzigen Hände zu säubern. Als sie das getan hatte, nahm sie nochmals etwas vom heißen Wasser, das Kili vorsorglich auf der Feuerstelle zurück gelassen hatte und goss damit aus einer handvoll Kräuter so etwas wie Tee auf, der wie Kili unschwer sehen konnte, wohl aus irgend einem der vielen Tonkrüge stammen musste, die in der kleinen Höhle zuhauf auf den schmalen Regalen herumstanden.
 

Sofort breitete sich der wohltuende und erfrischende Duft des Kräutertee in der gesamten Höhle aus, der auch ihm anregend in die Nase stieg und seinem leeren Magen unangenehm darauf aufmerksam machte, dass er schon länger nichts mehr gegessen hatte
 

„Den würde ich eurem Onkel jetzt gerne verabreichen, sofern ich ihm überhaupt etwas davon einflößen kann. Ach so ja..ich bin ein sehr schlechter Gastgeber, vergebt mir den Mangel an Übung Freunde. Bitte, wenn ihr mögt, könnt ihr euch natürlich auch gerne daran bedienen.“
 

Sie zuckte kurz mit den Schultern und lachte anschließend leise, wobei es etwas verlegen klang, während sie die beiden jungen Männer nur einen Moment später noch einmal entschuldigend anlächelte.
 

Damit kümmerte sie sich nicht weiter um die beiden jungen Zwerge, die sich anschickten ein halbwegs geeignetes Lager und etwas essbares für sich zu beschaffen, das es hier zweifellos irgendwo geben musste und wenn es nur ihr eigner Notvorrat an Reiseproviant war, den sie für Unterwegs mitgenommen hatten. Wenn der auch schon langsam zur Neige ging und sie sich wohl oder übel Gedanken machen mussten, was sie anstatt dessen essen wollten, wenn er aufgebraucht war...was überdies sehr bald sein würde.
 

Die elbische Frau wendete indessen ihre ganze Aufmerksamkeit einzig und allein dem Verwundeten zu, der es wohl dringender nötig hatte als sie. Auch da Kili und Fili zu Lyriels grenzenloser Überraschung im Grunde kaum einen Kratzer aus dem Zusammentreffen mit den Orks davon getragen hatten, von ernsthaften Verwundungen ganz zu schweigen.
 

Lediglich den Ältesten der drei Männer hatte es so übel erwischt, dass er mit dem Tode rang.
 

Lyriel versuchte diesen lähmenden Gedanken jedoch so gut wie möglich zu verdrängen, auch um einen klaren Kopf zu behalten. Den brauchte sie jetzt nämlich dringend. Sie tat das, indem sie den Krug mit dem heißen Tee in ihre Hände nahm, sowie eine irdene Schale kaltes klares Quellwasser mit einigen sauberen Stoffbinden darin, die sie eigentlich dazu gedacht hatte, um sein Fieber zu senken, sollte er denn welches bekommen, was wohl sehr wahrscheinlich war.
 

Mit all diesen Dingen beladen ging sie an das schmale aber in der Länge doch recht großzügige Bett, das Ahiê normalerweise als Schlafstätte diente und in das die beiden jungen Männer jetzt übergangsweise ihren verwundeten Onkel geschafft hatten.
 

Thorin hatte sich noch immer nicht gerührt oder das Bewusstsein zurück erlangt. Allerdings sah seine Gesichtsfarbe nicht mehr ganz so beängstigend fahl und krank aus, doch das konnte auch täuschen. Lyriel stellte die Sachen vorsorglich vor sich ab und holte einen Stuhl, den sie nahe an das Bett heranzog, um sich darauf nieder zu lassen.
 

Als sie direkt an seinem Kopfende saß...beugte sie sich kurz vor, um zu prüfen ob er denn schon Fieber bekommen hatte. Kaum hatte sie seine Stirn sachte mit den Fingerspitzen berührt, spürte sie es schon....er hatte Fieber und zwar deutlich fühlbar.
 

Um genau zu sein glühte der Verwundete regelrecht. Die Gluthitze die von seiner Stirn ausging, wollte ihrem Verstand vorgaukeln, dass er innerlich verbrannte. Sie erschrak fürchterlich, denn damit, dass es so heftig werden würde, hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Dieses innere Feuer zu löschen war beileibe nicht einfach, auch das wusste sie. Also beugte sie sich vor, um seinen Kopf vorsichtig in ihrer freien Armbeuge abzulegen und ihn dabei so wenig wie möglich am Atmen zu hindern, denn sein Atem ging rasselnd und sehr ungleichmäßig.
 

Mit der anderen freien Hand tauchte sie eins der sauberen Stofftücher in das klare, kalte Wasser, um ihm immer wider vorsichtig etwas von der Feuchtigkeit auf die trockenen Lippen zu träufeln. In der vagen Hoffnung, dass etwas davon auch in seine ausgedörrte Kehle hinunter rinnen würde.
 

Die Sache mit dem heißen Tee war vorerst nicht umsetzbar, aber das hatte noch Zeit. Ihn vor dem Verdursten zu bewahren war das, was jetzt am Allerwichtigsten war und das schaffte sie ohnehin nur, wenn sie ihm das Wasser auf diese Weise verabreichte. Lyriel beobachtete ihn mit einer gewissen Faszination, die sie sich nicht erklären und noch weniger entziehen konnte.
 

Dabei sah sie auch, wie sich seine Augen lebhaft unter den geschlossenen Lidern bewegten...immer wieder flackerten sie kurz, doch sein Oberbewusstsein kehrte dennoch nicht zurück.
 

Die Halbelbin betrachtete verwirrt und zugleich seltsam angetan seine dichten Wimpern. Sie waren dunkel, ja fast schwarz und ungewöhnlich schön gezeichnet...ebenso wie sein markantes Profil, dass sie bei der Gelengenheit ebenfalls etwas genauer in Augenschein nehmen konnte.
 

Sie fragte sich unterdessen merklich verblüfft, warum ihr das ausgerechnet jetzt bei dieser Gelegenheit auffiel?
 

Hastig straffte sie sich und versuchte anstatt dessen ihren Blick lieber schleunigst woanders hin zu lenken, um sich davon abzulenken, doch sie hatte im Moment viel Zeit und somit auch die Möglichkeit sich mit solchen unsinnigen Sachen zu beschäftigen.
 

Abermals fühlte sie vorsichtig mit der flachen Hand auf seiner Stirn ob das Fieber weiter angestiegen war. Lyriel war sich nicht hundertprozentig sicher, daher beschloss sie seine Stirn lieber vorsorglich mit einem kalten feuchten Tuch zu kühlen. Vielleicht würde ihm das ja zusätzlich Linderung verschaffen? Ahiê hatte es in der Regel geholfen, wenn er Fieber hatte, meistens jedenfalls wenn auch nicht immer.
 

So tränkte sie eins der anderen Tücher im klaren, kühlen Wasser und legte es ihm nachdem sie es ausgedrückt hatte vorsichtig auf seine glühende Stirn. Ein leises unverständliches Brummen war alles, was dabei aus seiner Kehle kam. Er versuchte nicht einmal unbewusst es abzuwehren...kein gutes Zeichen...aber trotzdem blieb die Hoffnung bestehen, dass er es schaffen würde.
 

Er hatte bis jetzt überlebt und so schnell starb es sich für gewöhnlich nicht. Der Zwerg war zäh, das sah man ihm an, seine gedrungene Statur war überaus kräftig und überraschend robust gebaut. Sie erkannte es aber auch an seinen streng wirkenden Gesichtszügen, die markant waren und ihm dazu ein überaus interessantes, wie attraktives Seitenprofil verschafften...eines das sie sofort gesehen hatte.
 

Die Halbelbin stellte mit einigem Entsetzen fest, dass sie sich soeben heimlich dabei ertappte, wie ihre Fingerspitzen sachte ja beinahe schon zärtlich an seiner ausgeprägten Gesichtskontur entlang strichen und erst an seinem dunklen im Moment recht struppigen Bart anhielten, während sie sich anschließend zutiefst beunruhigt und nicht weniger verstört fragte, was sie da eigentlich gerade tat?
 

Und da war noch ein Gedanke, der sie nicht mehr los ließ.
 

Lyriel hätte in dem Augenblick wohl alles darum gegeben zu erfahren, was für eine Augenfarbe dieser fremde Zwergenmann wohl haben mochte?
 

Sie hatten sich beide zwar schon einmal in die Augen geblickt, doch die Zeit auf solche eher unwichtige Details wie dieses zu achten, hatte dabei wahrscheinlich weder er, noch sie gehabt. Sie konnte sich zumindest nicht mehr bewusst daran erinnern....ob seine tatsächlich blau gewesen sein könnten?
 

Die elbenblütige Frau hatte nämlich nicht vergessen, dass ihr eine sehr alte und weise Frau vor langer Zeit einmal prophezeit hatte, dass der Mann ihres Lebens, ihre wahrhaftige und einzige Liebe blaue Augen haben würde.
 

Das hatte ihr die alte Frau zumindest in aller Ernsthaftigkeit weiß machen wollen und wenn sie sich in ihrem Leben schon jemals für einen dauerhaften Gefährten entscheiden wollte, dann wäre seine Augenfarbe demnach wohl eine nicht ganz unerhebliche Entscheindungshilfe...so eigenartig und verrückt es an der Stelle vielleicht auch klingen mochte.
 

Denn da war eben jene nicht gänzlich von der Hand zu weisende Tatsache, dass sie schon immer eine gewisse Schwäche für blaue Augen bei einem Mann gehabt hatte, wie ihr letzter Liebhaber den sie im Elbenreich zurück ließ, es ihr unschwer bestätigte.
 

Doch den Gedanken an diesen Mann schob sie dabei weit..weit von sich. Das war ja inzwischen fast schon ein ganzes Leben her und damit vollkommen unwichtig, zumindest was sie betraf. Ob er es denn auch so sehen konnte, wusste sie nicht und es war ihr auch so ziemlich gleich. Er war weit fort und sie hatte sich damit für ein anderes Leben entschieden...ein einsames und das ganz und gar bewusst.
 

Dennoch, die Tatsache, dass sie sich für Männer mit blauen Augen begeistern konnte, blieb weiter offen im Raum stehen, wobei sie dabei jedoch inständig hoffte, das die des Zwerges eine andere Farbe als ausgerechnet blau haben mochten.
 

» Bitte bitte...alles nur nicht das...lass ihn eine andere Augenfarbe haben Eru...jede nur bitte nicht diese! «
 

Doch wie sie es auch anstellte, blieb dennoch ein merkwürdiges Gefühl in ihrer Magengegend zurück, das sie sich nicht erklären konnte, als ihr diese seltsamen Gedanken durch den Kopf gingen. Vielleicht lag es ja auch daran, dass sie inzwischen völlig übermüdet war, da konnte einem schon mal solcher bodenloser Unsinn durch den Kopf gehen.
 

Sie zwang sich daher regelrecht zur Ordnung, indem sie sich selbst energisch schalt....
 

» Barad, i Valar sagt mir wie...wie ich nur auf solche irrsinnigen Ideen kommen kann?
 

Wie?
 

Lyriel lass das, das führt zu nichts außer, dass du dir über nichts den Kopf zerbrichst, also lass es sein....sofort! «
 

Das waren so ziemlich ihre letzten bewussten Gedankenfetzen....viel mehr wusste sie später nicht mehr...
 

einige Zeit später mitten in der Nacht....
 

Die Elbe fuhr verwirrt aus dem viel zu kurzen Dämmerschlaf hoch, der sie offensichtlich ungewollt übermannt hatte. Dabei fing sie urplötzlich Kilis neugierigen Blick in der fahlen Dunkelheit einer kleinen Laterne auf die sie zu Zwecken der Versorgung des verwundeten Zwerges hatte brennen lassen. Dass es der Jüngste der drei Männer sein musste, erkannte sie spätestens am intensiven Glühen seiner nahezu schwarzen Augen, die einen so fürchterlich verwirren konnten.
 

Hastig richtete sie sich auf.
 

„Könnt...könnt ihr nicht schlafen?“
 

Fragte sie ihn sofort danach um Lautlosigkeit bemüht, um Fili nicht unnötig auf zu wecken, dessen leises gleichmäßiges Schnarchen derweil hörbar durch den Raum drang, wenn glücklicherweise auch sehr gedämpft.
 

Kili lachte derweil leise, es klang sichtlich amüsiert, bevor er ihr schließlich irgendwann antwortete. „Ihr habt mich nicht aufgeweckt Heruin, auch wenn ihr das jetzt vielleicht denkt. Wisst ich war schon eine ganze Weile wach, ich ahhh habe nachgedacht und ich muss zugeben, dass ich euch beobachtet habe Heilerin.
 

Ich finde er würde gut zu euch passen!“
 

Sagte Kili plötzlich trocken. Die Elbin sah ihn unsicher an.
 

„Was..wer denn, von wem sprecht ihr?“
 

Fragte sie ihn anschließend entsprechend verblüfft.
 

„Na menu Irak-adad...mein Onkel um es anders zu formulieren. Ich meinte ihn, wenn ihr es wissen wollt.“ Kili verstummte unwillkürlich, wobei sie jedoch abermals ein schmales Lächeln auf seinen Lippen sehen konnte.
 

„Wie kommt ihr darauf?“
 

Fragte sie ihn überrascht, angesichts dieser ungewöhnlichen Feststellung. Kili sah sie erneut an.
 

„Ich weiß nicht, Eingebung vielleicht? Ich..hatte fast den Eindruck, als ob dieses Zusammentreffen kein Zufall war. Ich habe in der Hinsicht so ein seltsames Gespür im Magen, so als wollte das Schicksal uns allen ein Schnippchen schlagen.“
 

Lyriel straffte sich ein wenig, ehe sie etwas entgegnete, schon weil sie der Meinung war, dass es so etwas wie Amarth...also das Schicksal nicht gab.
 

„Nun ich denke, das ihr euch diesbezüglich ein wenig zu viele Gedanken gemacht habt. Das bildet ihr euch sicher nur ein, ich glaube nämlich nicht an so etwas wie das uns alles Vorherbestimmt sein solll! Wisst ihr in der Beziehung habe ich in meinem bisherigen Leben eindeutig zu viele andere Erfahrungen gemacht, um das so ohne weiteres akzeptieren zu können.“
 

Entgegnete sie ihm daher entsprechend nachdrücklich. Lyriel sah weg, ein leises Seufzen drang dabei aus ihrer Kehle, das anzeigte, dass sie wohl über etwas nachdachte.
 

Kili nickte während dessen knapp.
 

„Nun ihr habt sicher recht..vergesst einfach wieder, was ich gesagt habe.“
 

Sie lächelte plötzlich.
 

„Das habe ich schon beinahe!“
 

Sagte sie danach trocken.
 

Kili seufzte ebenfalls leise.
 

„Ich glaube ich werde wohl noch etwas schlafen, wenn es euch recht ist?“
 

Antwortete er danach abermals nicht sehr viel gesprächiger.
 

Lyriel nickte indessen kurz. „Macht das, ich habe wie es aussieht wohl unfreiwillig ausgeschlafen und werde mich lieber noch etwas um ihn kümmern. Wenn ich nicht mehr kann, wecke ich euch Kili.“
 

Der junge Zwerg lächelte verhalten. „Ist gut...einverstanden und ich wünsche euch eine Gute Nacht!“ Hörte sie ihn leise in die rötlich schimmernde Dunkelheit hinein flüstern.
 

„Gute Nacht junger Freund, angenehme Träume wünsche ich euch, denkt nicht weiter darüber nach....es kommt was kommt...alles zu seiner Zeit.“ Antwortete sie ihm anschließend mit einem merkwürdig entschlossenen Unterton in der Stimme.
 

Nur Sekunden danach wurde es wieder still in der kleinen Höhle. Kili legte sich hin und versuchte weiter zu schlafen. Doch der eigenartige Gedanke, der sich vorhin schon mal durch seinen Kopf geschoben hatte...dass sein Onkel und sie....nun ja...Kili war sich nicht sicher, aber irgendwie ließ er ihn trotzdem nicht los.
 

Lag das vielleicht daran, dass sie ihm in irgend einer Weise ähnlich war und Kili das instinktiv gespürt hatte?
 

Kili kannte seinen Onkel gut..viel zu gut, um das einfach so als nichtig abtun zu können und doch zwang er sich dazu, diesen eigenartigen Gedanken wieder abzuschütteln, der doch zu nichts als reiner Spekulation führte...und irgendwann war er dann doch in einen tiefen und traumlosen Schlaf gefallen.
 

viele Stunden später...der nächste Morgen...
 

Die beiden jungen Zwerge schliefen noch als im Morgengrauen irgendwann ganz leise die Türe der kleinen Höhle geöffnet wurde und ein dunkler schmaler Schatten lautlos hinein schlüpfte.
 

„Wo in aller Welt warst du so lange?
 

AHIÊ!“
 

Der Schatten erstarrte sofort, als er die leise vorwurfsvolle Stimme in der Dunkelheit gewahrte, deren sorgenvoller Unterton dabei deutlich heraus zu hören war.
 

„Im Moor auf dem Ausguck und Wache halten Naneth!“
 

Entgegnete er der Stimme leise, man hörte ihm das schlechte Gewissen deutlich an, das dabei aus seinem Mund sprach. Plötzlich flammte abermals Licht auf, es waren schwache Funken von Zunder und Feuerstein, der nur Augenblicke danach, den Docht einer fast heruntergebrannten Talg gefüllten Laterne entzündet hatte.
 

Ahiê sah die Gestalt seiner Mutter in deren Schein nur als einen vagen Schemen hervortreten, lediglich ihr Gesicht wurde etwas davon erhellt. „Das ist löblich aber es beantwortet meine eigentliche Frage nicht!“ Antwortete ihm diese noch immer sanft, aber diesmal mit deutlichem Nachdruck. Ahiê seufzte leise, ehe er erneut ansetze ihr zu antworten.
 

„Es tut mir leid...Mutter, ich dachte, dass ich meinen Fehler so wieder gut machen könnte. Naneth bitte...ich das Ganze habe ich nicht gewollt, ich wusste doch nicht was ich tat.“
 

Lyriel blickte den Jungen streng an, dann sagte sie jedoch überraschend sanft. „Nun was du getan hast, lässt sich nicht mehr ändern Ahiê, ich weiß, dass du mich nur beschützen wolltest, deine Motive waren ehrenhaft und dass sich etwas so schlimmes daraus ergeben würde, konnte niemand ahnen. Aber tröste dich, ich denke er wird es wohl überleben.“
 

Ahiês Gesicht hellte sich fast sofort auf.
 

„Wirklich? Ich bin froh, dass es nicht so schlimm gekommen ist, dass er meinetwegen sterben muss.“
 

Lyriel sah ihn weiterhin aufmerksam an, dann sagte sie nüchtern.
 

„Ahiê es IST schlimm gekommen, ich kann nicht mit Sicherheit garantieren, dass er deinen Angriff wirklich überleben wird. Auch wenn es im Moment danach aussieht. Verstehst du das?“
 

Der etwa halbwüchsige Junge fuhr augenblicklich erschrocken in sich zusammen, als sie das sagte.
 

„Was? Oh...das tut mir leid...wirklich sehr leid.“ Flüsterte er bestürzt.
 

Plötzlich lächelte sie.
 

„Komm schon her und nimm deine alte Mutter endlich in den Arm und es gibt etwas das du tun kannst. Du kannst mir helfen ihn zu versorgen, ich bin sehr müde und die beiden Männer schlafen noch, daher werden wir sie weiter schlafen lassen. Sie haben es offenbar nötig.“
 

Ahiê s Gestalt entspannte sich ganz plötzlich sichtbar, wobei er ein paar leise und vorsichtige Schritte in Richtung seiner Mutter machte und sie nur Sekunden später in die Arme schloss und sie heftig an sich drückte.
 

Da der Junge bereits jetzt schon deutlich größer als seine zierliche Mutter war, ging sie ihm gerade mal bis zur Schulter. Sie legte ihre Arme um den Jungen und gab sich für einen kurzen Augenblick ebenfalls seiner angenehmen noch so unschuldig jugendlichen Nähe hin, die er nach wie vor für sie ausstrahlte. Lyriel liebte ihn, er war ihr Sohn...was er getan hatte, hatte er nur für sie getan, das wusste sie.
 

Wie also sollte sie ihm wirklich böse sein? Auch wenn seine Tat offenkundig falsch gewesen war, was den Zwerg betraf den er gänzlich grundlos angegriffen hatte. Ahiê hatte es gewiss nicht absichtlich getan, daher hoffte sie, dass die beiden jungen Männer ihr Wort halten und ihn nicht bestrafen würden, wenn sie später aufwachten.
 

„Na komm, du wirst mir jetzt helfen deinen Fehler wieder gut zu machen.“
 

Sagte sie anschließend leise, wobei sie sich rasch von ihm löste.
 

Ahiê ließ seine Mutter ebenfalls los und nickte entschlossen.
 

„Was soll ich tun?“
 

Sagte er dabei etwas steif und mit deutlich rauer Stimme. Lyriels helle Stimme klang indessen sachlich durch das Halbdunkel.
 

„Du wirst mir dabei helfen den Verband zu wechseln und ihn ein wenig zu waschen..zumindest die Stellen die wir zu erreichen vermögen. Der Kerl ist nämlich ganz schön schwer...allein hätte ich wohl keine Möglichkeit das zu tun und ich will keinen der beiden Männer darum bitten müssen.
 

Nicht schon wieder!“
 

Ahiê lächelte kurz.
 

„Wieso haben sie sich etwa dagegen gesträubt?“
 

Lyriel zog plötzlich eine ihrer rötlichen halbmondförmigen Brauen in die Höhe, wobei sie ihm belustigt antwortete.
 

„So in etwa könnte man es nennen!“
 

Der Junge schnaubte kurz.
 

„Tzeeee...die haben wohl noch keinem Hirsch das Fell abgezogen wie mir scheint, das ist doch fast das selbe.“
 

Lyriel lachte mit einem mal leise.
 

„Nun ja ich würde sagen nicht ganz...aber nahe dran. So und jetzt komm, lass uns anfangen, ehe sie aufwachen, ich will bis dahin fertig sein.“
 

Sagte sie anschließend trocken.
 

Die beiden waren noch nicht lange damit fertig geworden, als Kili sich mit einem mal zu rühren begann, der Morgen hatte gerade gegraut und langsam wurde es hell in der kleinen Höhle. Da die beiden Zwergenmänner im selben Raum schliefen, wie auch ihr Onkel, bemerkte der jüngere der beiden Brüder den Jungen beinahe sofort, als dieser am Herd stand, um im Auftrag seiner Mutter dafür zu sorgen dass sie etwas zu essen bekamen. Was sie alle wohl mehr als nötig hatten um halbwegs bei Kräften zu bleiben.
 

Ahie war nicht mit leeren Händen zurück gekommen er hatte am Vorabend glücklicherweise ein paar wilde Rebhühner erwischt, die er zwischenzeitlich gerupft und in mundgerechte Bissen zerlegt hatte. Die heiße Pfanne stand auf dem Herd und langsam breitete sich ein angenehmer Duft von gebratenem Fleisch im Haus aus, der Kili darauf aufmerksam machte, dass er schrecklichen Hunger hatte.
 

Diese Tatsache war ihm unangenehm, auch da sein lautes Magenknurren nicht länger zu überhören war. Lyriel die in seiner Nähe saß und derweil noch einmal nach Thorin sah..musste prompt darüber lachen.
 

„Siehst du Ahiê noch so ein schrecklicher Vielfraß wie du, na da könnt ihr euch ja offenbar die Hände geben.“ War ihr trockener Kommentar dazu, als sie es bemerkte.
 

Der Junge drehte sich zu Kili um, wobei ein spontanes, kurzes jedoch nicht unsympathisches Lächeln über seine noch recht kindlichen Züge huschte.
 

„Hmm nach einer solchen Aufregung hätte aber vermutlich jeder Hunger meinst du nicht Naneth?“ Sagte er anschließend belustigt. Lyriel sah zu Kili, der noch immer verblüfft auf den Jungen starrte und lächelte ihn an.
 

„Stimmt da hast du wohl recht, Hunger haben wir vermutlich alle, nur gut, dass du daran gedacht hast, etwas essbares zu beschaffen. Ich hätte nicht mal mehr etwas im Haus gehabt das uns alle satt machen würde, nachdem uns unsere beiden Gäste gestern so ausgeplündert haben."
 

Die Halbelbin kniff dabei ihre Augen zusammen und ließ den jungen Zwerg nicht aus den Augen. Sie hatte das mit voller Absicht gesagt, um Kili so quasi von den guten Absichten ihres Sohnes zu überzeugen, die der Junge ja auch zweifellos vorzuweisen hatte. Kili straffte sich kurz, dann stand er auf, was auch seinem älteren Bruder nicht entging, den er damit unweigerlich geweckt hatte.
 

Nur ein paar Sekunden später war Fili somit ebenfalls auf den Beinen, wenn auch nicht ganz so elegant wie Kili, der von der ungemütlichen Nacht auf dem Boden um einiges unbeeindruckter erschien als der Ältere. Beide hatten noch keinen Ton gesagt..statt dessen starrten sie den Jungen mit einer Mischung aus Misstrauen und offenkundiger Neugier an, wobei sie jedoch Abstand von ihm hielten.
 

Ahiê versuchte es zu ignorieren indem er sich weiter dem Frühstück widmete, das in der Pfanne vor sich hin brutzelte. Lyriel die es bemerkt hatte seufzte leise sie stand von ihrem platz auf und kam zu ihnen. Die beiden sahen sie direkt an.
 

"Guten Morgen gut geschlafen?"
 

Fragte sie sie höflich.
 

Beide nickten und schüttelten fast sofort danach den Kopf, worauf sie lachen musste.
 

"Oh ich verstehe so schlimm also?"
 

Kommentierte sie die reaktion der beiden jungen Zwerge belustigt. Kili war indessen der Erste von beiden der ihr antwortete.
 

"Ich habe schon besser geschlafen, aber auch schon deutlich schlechter, um ehrlich zu sein."
 

Sein Blick wandete im Zuge dessen immer wieder an ihr vorbei, zum Herd hin, wo der Junge noch immer mit dem Frühstück beschäftigt war. Doch ausgerechnet Fili war es, der sie mit einem mal ganz offen fragte.
 

"Wann ist er zurück gekommen?"
 

Lyriel sah ihn überrascht an. Seine blauen Augen hatten einen merkwürdig strengen Glanz angenommen und ebenso klang auch seine Stimme, so beeilte sie sich ihm rasch zu antworten.
 

„Vor etwas mehr als drei Stunden.“
 

Auch Ahiê fuhr unmerklich zusammen.
 

„Wird er uns noch einmal Ärger machen?“
 

Ahiê drehte sich hastig um.
 

"Naneth..ich..!“
 

Doch Lyriel unterbrach ihn energisch.
 

„Nein das wird er nicht, ihr habt mein Wort! Ich bürge für ihn, notfalls mit meinem Leben!“
 

Ahiê sah bestürzt zu seiner Mutter und danach sofort zu Kili und Fili hin.
 

„Werdet ihr sie jetzt bestrafen? Bitte nicht, sie kann doch nichts dafür!“
 

Fragte er den jungen Zwerg erschrocken. Es kam geradewegs aus einem Mund gesprudelt und so wie er es gesagt hatte merkte man, dass er nicht darüber nachgedacht hatte, was er sagte. Kili sah den Jungen ebenfalls bestürzt an.
 

„Was? Nein natürlich nicht. Ich das...das wäre ebenso schlimm, wie das was passiert ist, du brauchst keine Angst zu haben, wir werden dir und deiner Mutter sicher nichts tun, sie hat uns doch geholfen.“
 

Lyriels Stimme unterbrach ihn abermals kurzentschlossen, doch dieses mal klang sie vollkommen gelassen. „Ahie hatte es nicht so gemeint, es war ein Versehen...oder ist es nicht so?“
 

Sie sah den beiden jungen Zwergen fast beschwörend entgegen, die beide noch immer einen etwas ratlosen Eindruck machten und offenbar nicht recht wussten, wie sie die verzwickte Angelegenheit meistern sollten.
 

Der Junge nickte knapp.
 

„Ich wollte ihn nicht verletzen, ehrlich es..es war ein Versehen! Verzeiht mir, ich möchte mich aufrichtig dafür entschuldigen!“
 

Lyriel mischte sich abermals ein, indem sie ihn plötzlich hastig unterbrach.
 

„Ahiê bitte geh hinaus und hol mir Wasser..sofort!“
 

Mit diesen Worten straffte sich der Junge kurz, man sah dass er darauf noch etwas erwiedern wollte, doch dann entspannte er sich und ging anschließend rasch zur Türe, um hinaus zu gelangen und zu erledigen, was ihm seine Mutter soeben aufgetragen hatte. Als Kili den Jungen an sich vorbei kommen sah, wirkte er so unschuldig, doch das war er nicht, ganz sicher nicht. Sein erstes Erlebnis mit ihm, hatte den jungen Zwerg nachhaltig geprägt. Ganz tief in sich drin wusste er, dass dieses Kind gefährlich war, ja sich sogar einfach so in ein wildes Tier verwandeln konnte.
 

Er fragte sich, was dieser Junge wohl war und nahm sich dabei fest vor, die Halbelbe sobald als möglich zur Rede zu stellen, und sie zu fragen, was es mit ihm auf sich hatte und noch viel mehr wie sie eigentlich zu ihm gekommen war? Kili wusste, dass so etwas persönliches zu fragen mehr als unhöflich war, dennoch trieb ihn die Neugier diesbezüglich geradezu schmerzhaft voran.
 

Beherrschung war noch nie seine Stärke gewesen und mehr als nein sagen konnte sie ja schlecht. Als Ahiê sich abwandte und hinaus ging, versuchte er ihm nicht allzu offen hinterher zu starren, während er sich ein Stück von ihnen entfernte, was Kili allerdings auch sehr gut durch das kleine Fenster im Haus beobachten konnte. Damit schob er all diese unschönen Gedanken vorerst auf die Seite, auch weil er schrecklichen Hunger hatte und nicht nur er, auch Fili knurrte inzwischen hörbar der Magen. Das war der Frau nicht entgangen.
 

"Ihr habt Hunger setzt euch...ich werde euch das Fleisch fertig braten, nun ja und mit vollem Magen sieht die Welt sicher gleich wieder anders aus..oder nicht?" Sagte sie mit einem versöhnlichen Lächeln auf den Lippen, woraufhin beide heftig nickten. Sie lachte.
 

Lyriel stand dabei noch immer am Ofen, die Nacht war kurz gewesen, sie sah erschöpft aus. Kili sah die Wärme des Lichts in ihren Handflächen schimmern, die sie kurz über die Glut hielt, wie um sich daran aufzuwärmen und auch den rötlichen Schimmer in ihrem Gesicht, der ihr Haar kurz wie flüssiges Feuer aufleuchten ließ. Wenig später saßen sie alle Vier am Tisch und ließen sich die Rebhühner schmecken, die der Junge mitgebracht hatte.
 

Die Atmosphäre in der kleinen Höhle war ungewöhnlich gelöst, trotz dass sie alle so eng aufeinander saßen. Nun ja mit vollem Magen unterhielt es sich offenbar tatsächlich um einiges entspannter, wie mit einem leeren. So heiter war die Stimmung schon lange nicht mehr gewesen und auch der Junge entspannte sich daher so nach und nach.
 

Als sie fertig waren schickte sich Fili an nach den Ponys zu sehen Ahiê ging zwar mit ihm hinaus verschwand dann aber kurz darauf. Nun war nur noch Kili bei ihr der inzwischen seinen Platz an dem Bett seines Onkels eingenommen hatte um ihn zu versorgen. Thorins Zustand hatte sich zwar einen Hauch gebessert, war aber noch immer als kritisch einzustufen.
 

Als Kili kurz aufstand, um sich etwas frisches Wasser zu besorgen, fand er die Gelegenheit günstig, sie endlich das zu fragen, was ihm schon eine ganze Weile unter der Zunge lag. Sie ahnte es schon, als sie ihn auf sich zukommen sah.
 

„Nun also was kann ich für euch tun junger Freund?“
 

Fragte sie ihn daher etwas zögerlich und merklich zurückhaltend, auch da sie bereits wusste, was er sie gleich fragen wollte. Kili sah sie an, der Blick ihrer grünen Augen war abweisend, dennoch beherrschte sie sich.
 

„Was ist der Junge...bitte sagt es mir...ich ahh habe etwas ähnliches wie ihn noch nie gesehen? Woher kanntet ihr seinen Vater?“
 

Plötzlich lachte sie lauthals los. Kili verstummte je und sah sie statt dessen über alle Maßen verblüfft an. Mit etwas wie diesem ach so spontanen Lachen hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Indem lachte sie noch immer sichtlich amüsiert und überraschend gelöst. Es dauerte etwas, bis sie endlich in der Lage war ihm zu antworten.
 

„Wollt ihr mich jetzt etwa allen Ernstes fragen, welcher Mann dieses Kind mit mir gezeugt hat? Nun da muss ich euch leider enttäuschen Meister Zwerg. Ahiê ist mein Sohn, dennoch ist er nicht mein leibliches Kind. Ich kannte weder seinen Vater noch seine Mutter. Ich habe ihn nahe von Dol Guldur gefunden vor vielen vielen Jahren, als ich noch jünger war und er fast noch ein Welpe.
 

Der Junge war dort völlig allein. Es musste einen Kampf mit den Orks aus der Feste gegeben haben, mit wem weiß ich allerdings nicht, da ich es nicht nachprüfen konnte, weil ich zu dem Zeitpunkt bereits allein unterwegs war. Daher war mir das einfach zu riskant, doch es hat vermutlich niemand überlebt.
 

Der Junge war der Einzige den ich noch lebend finden konnte. Der Kleine tat mir unendlich leid, so habe ich ihn zu mir genommen und ihn wie mein eigenes Kind angenommen und erzogen. Also ihr seht ich bin seine Mutter und doch nicht...zumindest nicht in dem Sinne, wie ihr das für gewöhnlich als richtig erachten würdet.
 

Und um euch eure zweite Frage zu beantworten, WAS der Junge nun genau ist weiß ich nicht...ich vermute einer der Waldmenschen, aber sicher bin ich mir nicht. Es hat in all der Zeit nie irgend jemand nach ihm gesucht, daher denke ich, dass er vermutlich einer der Letzten seiner Art sein dürfte. Genügt euch das vorerst als Antwort?“
 

Lyriel sah Kili forschend an, wobei sie je verstummte. Der junge Zwerg nickte rasch. "Oh ich ähh wollte nicht so neugierig erscheinen verzeiht mir...aber der Junge ist so..so seltsam beängstigend?"
 

Sie lächelte, dann sagte sie leise.
 

"Das ging mir am Anfang genauso..mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, daher kann ich euch nur zu gut verstehen. So und jetzt ist es besser wenn wir das Thema wechseln, ehe er zurück kommt. Ich möchte nicht über ihn sprechen, das schickt sich nicht. Statt dessen werde ich mich wohl lieber wieder um euren Onkel kümmern, ich denke der hat es wohl nötiger, als Ahiê."
 

Mit diesen Worten verstummte sie, wobei sie ihn jedoch noch immer nicht aus den Augen ließ.
 

Auch Kili lächelte kurz, bevor er fortfuhr.
 

„Ach ja mein Onkel...stimmt den gibt’s ja auch noch. Khazad, nun das hätte ich bei all dem Ärger ja fast schon vergessen. Sagt was für einen Eindruck habt ihr denn bisher von ihm gewonnen?“
 

Die Elbe sah ihn etwas skeptisch an, wobei sich ihre rötlichen Brauen plötzlich in Richtung ihrer Nase zogen und sich somit eine steile Stirnfalte bildete, die nicht länger zu übersehen war, ehe sie ihm abermals antwortete.
 

„Was? Wie soll ich das beurteilen, ich kenne ihn doch überhaupt nicht.“
 

Ihre Stimme klang dabei trocken und etwas vorwurfsvoll.
 

Über Kilis Gesicht spannte sich ein breites, deutlich amüsiertes Lächeln, als er ihr argwöhnisches Gesicht sah.
 

„Nun das ist mir schon durchaus klar, ich hatte dabei eigentlich eher an sein Äußeres gedacht. Ich wollte wissen, wie es denn um seine Genesung bestellt ist?“
 

Plötzlich wurde sie leicht rot.
 

„Oh ach so das? Ich versuche zu tun, was ich kann...genügt das? Nun und was das Andere betrifft...na ja euer Onkel ist..ich ahh..wie soll ich es ausdrücken? Sicher ein sehr interessanter Mann! Sagt man das so?“
 

Entgegnete sie ihm somit recht spröde, als sie seinen neugierigen Blick auffing, mit dem er sie offenkundig beobachtete. Sie fühlte sich ertappt und fragte sich, was der junge Mann glaubte gesehen zu haben, um auf solche merkwürdige Ideen zu kommen? Vor allem seine Aussagen der vorigen Nacht, die seinen Onkel betrafen, gingen ihr dabei nicht mehr aus dem Kopf.
 

Kili lächelte weiterhin belustigt, ehe er sprach.
 

“Ach ja, ist er das? Sagt mir wie lange lebt ihr eigentlich schon allein in diesem Teil des Waldes Heruin Lyriel?“
 

Die Lippen der Halbelbin teilten sich ebenfalls zu einem etwas spöttischen Lächeln, bevor sie ihm antwortete.
 

Sie hatte die leichte Anspielung was seinen Onkel anbelangte abermals wohl registriert.
 

„Sehr lange junger Freund, aber doch noch nicht lange genug, um irgendwelche Ambitionen für einen Naugrim, also einen Zwerg als meinen möglichen Bettgefährten zu hegen. Ich fürchte da muss ich euch leider enttäuschen.“
 

Entgegnete sie ihm daher überraschend gelassen und etwas herablassend, wobei sie ihn jedoch betont freundlich anlächelte.
 

Kili schluckte heftig, mit einer derartigen Abfuhr hatte er nun überhaupt nicht gerechnet. Daher beließ er es besser dabei, sie darauf kein zweites mal mehr anzusprechen, auch wenn er das nagende Gefühl nicht los wurde, dass sie ihn irgendwie angelogen oder zumindest nicht ganz die Wahrheit gesagt hatte, was seinen Onkel betraf.
 

Denn Kili hatte sie gesehen, er hatte die Hingabe gesehen, mit der sie ihn die letzten Tage versorgt hatte und das war beileibe nicht selbstverständlich...irgend etwas musste vorgefallen sein...irgendwas, er spürte es instinktiv...er ahnte es und doch ganz sicher war er sich lange nicht. Lyriel wollte nicht mehr darüber reden, also ließ er sie bezüglich dieses Themas in Ruhe. Alle Beteiligten hatten ohnehin genug damit zu tun, sich in der kleinen Höhle nicht andauernd auf den Nerv zu gehen.
 

So zog es Kili und Ahiê im Lauf der beiden Tage immer wieder freiwillig hinaus vor die Türe, um sich die Beine zu vertreten oder auch essbares für sie alle heran zu schaffen, denn essen mussten sie etwas, was mit Kilis Jagdbogen und Ahiês Geschick beim Fährten lesen, jedoch keine sonderlich große Herausforderung für die beiden darstellte.
 

Ahiê begann den Jüngeren, der beiden Zwergenbrüder dabei richtig ins Herz zu schließen, man sah deutlich, dass er Kili sehr mochte, denn er folgte ihm auf Schritt und Tritt, wenn er es denn konnte. Wobei er von Fili der nicht ganz so zugänglich war und sich im Gegensatz zu Kili von allen etwas zurück gezogen hatte, eher Abstand hielt.
 

Kili hatte das Gefühl, dass Fili manchmal ein ebensolcher Eigenbrödler wie Thorin sein konnte, nicht so ausgeprägt und doch war er seinem Onkel zweifelsohne der Ähnlichere von ihnen beiden. Kili beobachtete das mit wachsender Sorge, denn sein Onkel konnte schon sehr stur sein wenn`s drauf ankam und er wollte nicht, dass Fili die selben strengen und zuweilen unnachgiebigen Züge entwickelte, wie der älteste Bruder seiner Mutter.
 

Aber Kili verstand auch, dass seinem Bruder die beengte Situation in der sie sich befanden und der Mangel an Privatsphäre mehr zu schaffen machte, als ihm selbst, der es schon als Zwergling gewohnt war, sich mit seinem älteren Bruder ein Bett zu teilen. Aber noch zwei fremde Lebewesen mehr auf solch engem Raum um sich herum zu haben, die der Junge und die halbelbische Frau zweifellos darstellten. Nun das war ein zusätzliches und nicht zu unterschätzendes Problem.
 

Das unter Umständen zu heftigen Überreaktionen und Verlegenheiten auf beiden Seiten führen konnte, wenn die stark überreizten Nerven blank lagen und dazu durfte man auch nicht vergessen, dass sie zudem nicht unbedingt die hässlichste aller Frauen war..ein Umstand der für zusätzlich Unannehmlichkeiten sorgte. Lyriel war die einzige Frau und sie musste ebenso wie alle essen, sich waschen und auch schlafen...ihre Anwesenheit war für die jungen Zwerge somit eine ganz ordentliche Herausforderung.
 

Nicht dass sie Anlass zu irgendwelchen Ermutigungen gegeben hätte ganz im Gegenteil, aber allein der Umstand, dass sie eine Frau war reichte dafür völlig aus. Über die Tage geriet die Sorge um ihren Onkel somit immer wieder zur Nebensache.
 

Und doch war es ausgerechnet Thorin, der sie alle auf eine Art überraschte, mit der sie nicht im Mindesten gerechnet hatten...nämlich mit seiner schier unglaublichen Zähigkeit und seinem starken Überlebenswillen...
 

Zwei Tage darauf, irgendwann am späten Nachmittag...
 

Seine Gestalt rührte sich ganz plötzlich unter der Decke. Ein leises Stöhnen drang aus seiner Brust, ehe er die Augen vorsichtig öffnete. Der Zwergenkönig gelangte das erste Mal seit drei vollen Tagen langsam wieder an die Grenze seines Oberbewusstseins. Er war somit mehr als verwirrt, als er endlich die Augen aufschlug und dabei ihm völlig unvertraute Schatten in der Dunkelheit der kleinen Nische gewahrte, in der sein Bett stand.
 

„Wa...was ist das...?
 

Es ist rot....blutrot...ich sehe nur Blut...nichts als Blut!
 

Ahhrgg...bei Mahal bin ich denn etwa schon in den Hallen meiner Vorväter angelangt?“
 

Flüsterte er leise und somit sichtlich verstört in das schwache Halbdunkel des kleinen Kamins, der die Höhle zusätzlich erhellte, denn es war trotz dass es erst Nachmittag war schon fast völlig dunkel in dem Raum unter den Wurzeln der Weide geworden. Indem bemerkte er dass, das was er da unter seinen Fingerspitzen spürte, weich war und nachgab.
 

Also musste er zwangsläufig noch am Leben sein, denn das war im Moment zweifellos die einzig logische Erkenntnis, die sein noch immer deutlich umnebelter Verstand daraus zog. Von diesem ungewöhnlichen Umstand durchaus fasziniert, ließ er sich abgesehen davon also weiter von jenem angenehmen Gefühl tragen, das ihm zwar fremd war, aber auf eine Art dennoch merkwürdig vertraut wirkte.
 

Doch auf die Idee, dass er damit vielleicht ihr Haar zwischen den Fingern haben könnte, kam er dabei nicht oder zumindest nicht sofort.
 

„Wa...was ist das...und wo bin ich?“
 

Keuchte er statt dessen abermals verunsichert, in die schimmernd rötliche Halbdunkel des Kaminofens hinein, dessen angenehme Wärme er offenkundig auf seiner nackten Haut spürte. Wobei er jedoch auch merkte dass dieses fremde, weiche ETWAS weiter unter seinen neugierig tastenden Fingern nachgab.
 

Unwillkürlich drehte er seinen Kopf und sah endlich die fremde schlafende Frau an seiner Seite, nahe seines Kopfes sitzen, deren unermüdlicher Kampf ihn weiter am Leben zu erhalten, endlich seinen Tribut eingefordert hatte, indem der Schlaf der Erschöpfung sie vor Übermüdung sozusagen direkt an Ort und Stelle übermannt hatte. Es war somit nichts anderes, als ihr langes und leuchtend dunkelrotes Haar gewesen, das sich im Schlaf wie ein Schleier des Vergessens über ihnen beiden ausgebreitet hatte. Ja er hatte tatsächlich ihr Haar gespürt...eine eigenartige Erkenntnis.
 

Entsprechend verwirrt versuchte er sie daher mit einer sachten Berührung seiner Fingerspitzen an der Schulter zu wecken. Als die völlig übermüdete Frau jedoch so unsanft aus dem für sie eigentlich viel zu kurzen sowie unruhigen Schlaf gerissen wurde, schreckte sie je hoch. Sie war sichtlich überrascht ihn bei vollem Bewusstsein vorzufinden, denn damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet, vor allem nicht so schnell.
 

Thorin spürte indessen nur noch, wie ihm ihre Haare sachte entglitten und statt dessen sanft zurück auf ihre Schultern fielen, als sie sich hastig aufrichtete um Haltung anzunehmen.
 

Vollkommen überrascht von dem was ihnen da beiden so unverhofft widerfuhr, trafen sich ihr und sein Blick. Abermals war es die Sicht in diese merkwürdig intensiv grünen Augen, die ihn seltsam verunsicherten und ihm nahezu instinktiv klar machen wollten, dass er sie schon mal irgendwo gesehen hatte...obwohl er sich nicht mehr bewusst daran erinnern konnte und auch nicht mehr daran, wo er sich gegenwärtig befand.
 

Oder wer SIE nun eigentlich überhaupt war?
 

Ihm entzog sich jegliche Erkenntnis daran, was vor dem höchst unangenehmen Aufeinandertreffen mit dem wütenden Bärenjungen statt gefunden hatte. Schlicht Thorin hatte keinerlei Ahnung davon, was hier vor sich ging und wie er überhaupt in das für ihn, völlig fremde Bett gekommen war.
 

„Wo bin ich..und..und wer seid ihr, wenn ich fragen darf?“
 

Fragte er sie daher verständlicherweise skeptisch und so gut es ihm in dem Zustand eben möglich war.
 

Seine Stimme klang noch etwas rau und brüchig, wobei sie dafür jedoch überraschend deutlich zu vernehmen war.
 

Sie sah ihn gerade heraus an, nickte dann kurz, auch da sie langsam Begriff, dass er sich offenbar wirklich nicht mehr an sie erinnern konnte.
 

„Mein Name ist Lyriel Meister Zwerg, genügt euch das vorerst?“
 

Antwortete sie ihm anschließend mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, ehe sie erneut ansetzte.
 

„Sagt mir, seid ihr eigentlich immer so bemerkenswert draufgängerisch euer Leben für Fremde wie mich zu riskieren?“
 

Ihre etwas eigenartig anmutende Frage war durchaus ernst gemeint.
 

Thorin sah sie geradeheraus an. Sie hatte etwas seltsam geheimnisvolles an sich, das sich nicht auf den ersten Blick offenbarte und doch war sie eine Frau...eine für ihn vollkommen Fremde dazu.
 

„Nur wenn es sich in der Regel für mich lohnt!“
 

Entgegnete er ihr daher entsprechend knapp.
 

Sie lächelte erneut.
 

„Und hat es sich eurer Meinung nach gelohnt, euer Leben für mich zu riskieren?“
 

Hakte sie fast sofort danach offenkundig neugierig und mit einem nicht zu überhörenden Hauch an Spott in ihrer schönen warmen Stimme nach.
 

Thorin hob vorsichtig den Kopf an, er war sich nicht sicher worauf sie hinaus wollte, auch da er mit ihrer Aussage im Moment ehrlich gesagt nicht all zu viel anfangen konnte. Und doch merkte er, dass etwas an sein Bewusstsein dringen wollte, das er bisher nicht zugelassen hatte. Er wollte sich erinnern...aber etwas hinderte ihn daran. So antwortete er ihr lapidar mit einer eher nichtssagenden Floskel
 

„Das weiß ich noch nicht, um ehrlich zu sein...aber wer weiß...vielleicht finde ich es ja heraus?“
 

War somit die logische Antwort darauf, wobei seine angenehm tiefe Stimme jedoch einen entsprechend sarkastischen Unterton angenommen hatte und sich zeitgleich ein etwas zerknittertes Lächeln auf seine Lippen schob.
 

Sie lachte erneut.
 

„Nun und ich hatte bisher gedacht, dass es sich immer lohnt, für eine "edle Jungfrau" zu sterben. Das ist doch zumeist im Allgemeinen der ritterliche Kodex, dem sich Männer nur zu gerne unterwerfen, wenn es darum geht die Gunst einer solchen zu erwerben?“
 

Entgegnete sie ihm anschließend leise, wobei er sich dabei nicht ganz sicher war, ob es tatsächlich ihr Ernst war, was sie da sagte.
 

Thorin zog daraufhin eine seiner dunklen Brauen argwöhnisch nach oben. Mit dieser eigenartigen Aussage konnte er abermals nicht all zu viel anfangen und schon gar nicht in seiner gegenwärtigen Lage.
 

„Ahhh..wollt ihr mir damit jetzt etwa andeuten, dass ich mein Leben für euch riskiert habe, nur weil...weil ihr eine Frau seid oder mir am Ende gar gefallt? Khazad...ich kenne euch ja nicht einmal!“
 

Grollte er sie daher nur einen Augenblick später und aus seiner Sicht heraus gesehen, verständlich unwirsch an.
 

Die elbenblütige Frau stutzte zunächst verblüfft, wobei sich im Zuge dessen, fast sofort danach ein kurzes, wie durchaus amüsiertes Lächeln auf ihre Lippen legte, auch da sie eigentlich genau wusste, dass sie sich mit dieser doch etwas pikanten Provokation an ihn durchaus einen Tick zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte, um noch wirklich höflich zu sein, wie es ihr die Regeln der Gastfreundschaft eigentlich gebieten würden.
 

Aber ER gefiel ihr irgendwie, dieser fremde Zwergenmann hatte etwas an sich, dass sie ungemein zu interessieren oder besser zu faszinieren begann, das war eine Tatsache, die sich nicht länger verleugnen ließ und vielleicht war es genau die, die sie insgeheim dazu verleitet hatte ihm, diese in ihren Augen vollkommen unsinnige Frage zu stellen.
 

Wie ihr wohl bewusst war, dennoch hatte sie fast zwanghaft gehandelt, etwas was sie so von sich normalerweise überhaupt nicht kannte. Sie war in der Regel eher eine kühle Logikerin, die ihre Standpunkte sehr wohl klar und strategisch abzuwägen verstand. So etwas banalem wie Emotionen gab sie sich somit nur höchst selten hin.
 

Warum dann also diese merkwürdige Eingebung?
 

Sie verstand ihre momentane Handlungsweise somit noch weniger als er...aber dass es damit zwangsläufig etwas mit ihm zu tun haben musste, hatte sie inzwischen auch schon längst begriffen.
 

„Na ja so in etwa?“
 

Hakte sie daher also entsprechend nachdrücklich, wie abemals leicht spöttisch nach.
 

Aus Thorins Kehle quälte sich ein Geräusch, das einem Wutschnauben gleichkam und in seinem noch immer bedenklichen Zustand zudem eine höchst erstaunliche Leistung darstellte.
 

„Mitnichten schlagt euch das getrost wieder aus dem Kopf, ich hatte ja soweit ich mich erinnere noch nicht mal die Gelegenheit dazu, euch überhaupt kennen zu lernen Weib! Wie also sollte ich da auf solche merkwürdigen Ideen kommen, verratet mir das?“
 

Konterte er so demnach entsprechend aufgebracht, auch weil er keine Ahnung hatte, warum dieses komische Frauenzimmer ihm überhaupt eine solch unsinnige Frage stellte?
 

Zumal er ja noch alles andere als gesund war und daher sicher andere Probleme hatte, als sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob er denn der Ehre wegen oder aber aus dem schnöden Ansinnen heraus, eine durchaus attraktive Frau zu beeindrucken gehandelt hatte, die ihm dann vielleicht ihre Gunst erweisen würde?
 

Ja hatte dieses verrückte Elbenweib noch alle ihre Sinne beieinander? Bei Mahal...oder weshalb fragte sie ihn sonst, solche in seinen Augen komplett nutzlosen Sachen?
 

Lyriel straffte sich indessen kurz, auch ihr wurde dieser kleine unsinnige Schlagabtausch zwischen ihnen langsam aber sicher ebenfalls zu dumm.
 

„Ach was weiß denn ich, auf was für Ideen Männer so zu kommen pflegen, wenn es sich denn um Frauen handelt. Ich bin euch dabei ja quasi auch noch direkt in die Arme hinein gelaufen!“
 

Fuhr sie ihn daher verständlicherweise ebenfalls unüberhörbar ungehalten an.
 

„Ajjii...jetzt...ja jetzt weiß ich es wieder. Ich..ich erinnere mich..jetzt wo ihr es sagt?! Es stimmt, ich habe euch doch schon mal gesehen. Ihr...IHR seid die Fremde...die Frau aus dem Wald, die mit diesem wilden Bären und..und den Orks!?“
 

Entkam es Thorin verwirrt und sichtlich verblüfft, als ihm diese Tatsache endlich wieder geläufig wurde.
 

„Oh ja sicherlich ein unvergessliches Erlebnis für euch!
 

Ich bin gelinde gesagt ehrlich überrascht, dass ihr euch überhaupt daran erinnern könnt Naugrim, nachdem was euch widerfahren ist und wenn ihr`s genau nehmen wollt, entspricht dies der Tatsache. Ich bin eben diese Frau aus dem Wald! Die euch zu allem Überfluss auch noch das Leben erhalten hat ZWERG!“
 

Konterte sie auf seinen Ausspruch somit entsprechend trocken.
 

Thorin sah sie derweil noch immer verständnislos an, doch dann schob sich plötzlich mit einem mal ein ebenso spöttisches, wie vergleichsweise selbstsicheres Lächeln auf seine markanten Züge.
 

„Nun ja wisst ihr, ich denke eine Frau allein inmitten der Wildnis und dann noch ganz ohne ihre Kleider, sieht man(n) vermutlich auch nicht alle Tage! Mein Erinnerungsvermögen hat mich in der Hinsicht offenbar doch noch nicht ganz im Stich gelassen, wie mir scheint!?
 

Und was die Angelegeheit mit meinem Leben anbelangt so danke ich euch dafür...aber mehr auch nicht.“
 

Antwortete er ihr daraufhin ebenso trocken, wie sie es zuvor getan hatte.
 

Lyriel fuhr augenblicklich wie von Spinnengift gebissen hoch.
 

„Bildet ihr euch da nicht ein bisschen zu viel ein NAUG?
 

Vielleicht war DAS ja nichts weiter als ein böser Fiebertraum oder die bloße Wunschvorstellung eines männlichen Gehirns, das im Kampfgetümmel offenbar ein wenig zu viel auf den Schädel bekommen hat?
 

Ihr wart ja immerhin mehrere Tage ohne euer Bewusstsein Einfaltspinsel von einem Zwerg!“
 

Fauchte sie ihn ganz plötzlich sichtlich aufgebracht an, woraus er schloss, dass er mit seiner wenn auch etwas gewagten Aussage, wohl näher an der Wahrheit lag, als er zunächst vermutet hatte und ihr lieb sein konnte.
 

Thorin straffte sich daher kurz unter der Decke, ehe er gewillt war, ihr abermals zu antworten.
 

„IHR habt ein bläulich gefärbtes Muttermal vorne auf der rechten Hüfte Khalam und ich denke, ich weiß das deshalb so gut, weil ich es gesehen habe!“
 

Kommentierte er ihre spürbar verärgerte Aussage an ihn, anschließend so vollkommen trocken und ansatzlos, dass ihr dabei wahrhaftig jäh der Mund offen stehen blieb. Also so etwas dreistes hatte zuvor noch niemand gewagt zu behaupten...auch wenn seine Vermutung durchaus der Wahrheit entsprach, was sie ihm aber niemals bestätigen würde...niemals!
 

Schon allein wegen seiner offenkundigen Unverschämtheit nicht. Erschrak sie innerlich jedoch zutiefst ob dem Gedanken daran, WAS er denn nun wirklich geshen haben könnte, bei so viel Treffsicherheit seinerseits?
 

Was beim Allmächtigen bildete sich dieser Zwergenmann eigentlich ein?
 

Augenblicklich wandelte sich ihre ansonsten eher blasse Gesichtsfarbe in ein sattes dunkelrot.
 

„Wie...wie könnt ihr es wagen, so etwas ungeheuerliches zu behaupten Naug! Ich denke nicht, dass ihr überhaupt die Zeit dazu hattet, so genau hinzusehen und ich schwöre euch bei meiner Ehre, dass ihr ganz sicher keine zweite Gelegenheit mehr bekommen werdet, um nachzuprüfen, ob diese kühne Behauptung denn der Wahrheit entspricht oder nicht!“
 

Fuhr sie ihn angesichts dessen noch im selben Moment derart wütend an, was ihn ihre Verlegenheit damit nur noch offenkundiger spüren ließ.
 

Wie es aussah hatte er tatsächlich ungewollt ins Schwarze getroffen, denn eigentlich hatte er nur gut geraten, was das anbelangte und wenn er ehrlich zu sich selbst war, so hätte er nicht mit aller Ernsthaftigkeit beschwören können, sich bis auf dieses winzig kleine Detail daran zu erinnern, wie sie denn wirklich ausgesehen hatte?
 

Thorin zuckte indessen schwach mit den Schultern, ehe er sich anschickte ihr darauf etwas zu entgegnen.
 

„Hmm zu schade, denn ich bin mir sicher, dass es sich unter Umständen durchaus lohnen könnte.“
 

Sagte er leise, wobei sein Unterton einen unüberhörbar sarkastischen, wie ungleich herausfordernd anzüglichen Klang annahm, denn so langsam ging ihm dieses unsinnige Gezänke wirklich mächtig auf den Nerv.
 

Sie funkelte ihn derweil weiterhin erbost an.
 

„Wärt ihr nicht verwundet und auf meine Hilfe angewiesen ZWERG, so bekämt ihr jetzt umgehend die Rechnung für eure bodenlose Unverschämtheit!“
 

Knurrte sie ihn fast sofort danach schon allein deswegen in der entsprechenden Tonlage an.
 

„Ach und die wäre..?“
 

KonterteThorin ihr jedoch ebenso angriffslustig, denn langsam verselbständigte sich die Sache zwischen ihnen und er begann seinen deutlich angestiegenen Puls in einer Vehemenz zu spüren, der diesmal ganz sicher nichts mit seinem immer noch deutlich angeschlagenen Krankheitszustand zu tun hatte.
 

Der Zwergenfürst war trotz seines noch immer spürbar geschächten Gesundheitszustandes nahe dran ernstlich die Fassung zu verlieren, besann sich dann aber doch eines besseren, auch weil er wusste, dass es nicht unbedingt zu seiner Genesung beitragen würde, die er dringend notwendig hatte.
 

So biss er gezwungenermaßen die Zähne zusammen und schwieg eisern, was sicher keine unkluge Entscheidung angesichts ihres ebenso erhitzten Gemütszustandes darstellte und beileibe kein Garant dafür war, dass sie im Zweifelsfall nicht doch noch die mühsam Beherrschung verlieren konnte, was sich nur einen Augenblick später tatsächlich bestätigen sollte.
 

„Eine saftige Maulschelle, denn die habt ihr euch dafür zweifellos verdient!“
 

Kam somit von ihr die zu erwartende Retourkutsche an ihn.
 

„Diese Dreistigkeit würdet ihr nicht wagen?!“
 

Sagte er leise, wobei seine noch immer deutlich angespannte Stimmlage eine nicht zu überhörende Drohung war, die sie sehr wohl registriert hatte.
 

„Oh wartet es nur ab, eines Tages könnt ihr sie euch abholen, nämlich dann wenn es euch besser geht, das schwöre ich euch. Ich hebe sie gern für euch auf, nur keine Sorge!“
 

Fuhr sie in ihrem maßlosen Zorn auf den in ihren Augen dreisten Zwerg weiterhin munter angriffslustig fort.
 

„Na los dann macht doch...worauf wartet ihr noch? Wenn ich sie eurer Meinung nach verdient habe, dann will ich sie gleich haben, ich bin dafür meine Schulden immer sofort zu begleichen!“
 

Antwortete er ihr jedoch ganz plötzlich, unerwartet gefasst und zugleich eiskalt auf die offenkundige Drohung der elbenblütigen Heilerin.
 

Ihre Augen wurden ob dieser unerwarteten Aussage kurz groß, zogen sich dann aber argwöhnisch zusammen.
 

„Was soll das, wollt ihr mich tatsächlich allen Ernstes dazu verleiten euch zu schlagen, ja seid ihr denn irre Naugrim?“
 

Konterte sie angesichts dieser Tatsache entsprechend verblüfft, es klang zum ersten Mal seit sie miteinander sprachen wirklich ehrlich. Er sah sie durchdringend an, sein Blick war ungewöhnlich streng.
 

„Na ihr habt doch ganz eindeutig damit angefangen mir zu drohen Elbenweib, also was ist nun?“
 

Grollte er anschließend ebenfalls unüberhörbar ergrimmt vor sich hin, denn dieses eigensinnige Frauenzimmer machte ihn wütend....und zwar richtig wütend. Mehr noch, als Kili oder aber Fili dies jemals in ihrem ganzen Leben geschafft hatten.
 

„Oh nein, den Gefallen werde ich euch sicher nicht tun, ich werde ganz bestimmt keinen Wehrlosen schlagen!“
 

Entgegnete sie ihm daraufhin jedoch überraschend sarkastisch.
 

Indem fuhren seine Hände mit einem Mal unvermittelt hoch und packten sie unsanft und vergleichsweise kraftvoll an beiden Handgelenken, worauf sie spürbar irritiert zusammenzuckte.
 

„Seid euch da nur nicht so sicher, ich bin längst nicht so wehrlos, wie ich im Moment vielleicht auf den ersten Blick wirken mag.“
 

Sagte er dabei mit einer Tonlage in der Stimme, die ihr augenblicklich eiskalt unter die Haut fuhr.
 

„Lasst mich sofort los..auf der Stelle oder ihre bereut es..ganz gleich ob verwundet oder nicht!“
 

Zischte Lyriel ihn erschrocken und dementsprechend brüsk an.
 

„Oder was sonst...werdet ihr mich dann schlagen?“
 

Konterte Thorin ihr ebenso erbost.
 

Beide sahen sich mit bitterbösen Blicken an, doch dann entspannte sie sich zuerst, oder besser sie versuchte es wenigstens, was für die hitzköpfige elbenblütige Frau eindeutig weniger leicht war als gedacht, doch sie hatte ihre guten Manieren, was die Regeln der Gastfreundschaft betrafen, dann doch noch nicht gänzlich verloren.
 

Also tat sie das, was sie ihr geboten....sie versuchte somit den Weg in die Normalität zurück zu finden. Keine leichte Aufgabe zwar...aber dennoch gelang es ihr, wenn in diesem Augenblick auch mehr schlecht als recht.
 

„Es ist wie ich es gesagt hatte, ich werde mich an keinem Wehrlosen oder Verwundeten vergreifen, denn das geht gegen meine Ehre Zwerg, also lassen wir diesen sinnlosen Zwist, der zu nichts weiter als dazu führt, uns irgendwann gegenseitig an die Gurgel zu springen. Was haltet ihr davon?“
 

Sprach sie ihn daher mit mühsam um Beherrschung und Haltung gewahrter Stimmlage an. Dennoch konnte er den noch immer merklich unterschwelligen Zorn deutlich darin mitschwingen hören.
 

Er sah wie sich ihre Pupillen dabei kurz verengten, wobei sie ihn nicht aus den Augen ließ. Thorin erwiderte ihren merkwürdig eindringlichen Blick offen und selbstbewusst. Er hatte sich seines Wissens ja im Grunde nichts weiter zu schulden lassen kommen, als lediglich die Tatsache, die Frau für den Bruchteil von Sekunden unfreiwillig entblöst vor Augen bekommen zu haben.
 

Ein Umstand für den er und auch sie selbst nicht einmal etwas konnte, geschweigendenn überhaupt Einfluss darauf gehabt zu haben.
 

Also worüber regte sich dieses elbisch sture Frauenzimmer eigentlich so auf?
 

Er hatte ihr ja nichts weggeuckt...es war dem Anschein nach noch alles an ihr dran..zumindest nach ihrem Aussehen zu urteilen. Thorin dem es im Moment wahrhaftig alles andere als gut gung bedauerte sich zutiefst selbst.
 

Womit hatte er das nur verdient?
 

Ein tiefer Seufzer schälte sich anschließend aus seiner Kehle heraus, wohingegen auch er sich langsam entspannte. Frauen..na die sollte ein Mann nur einmal im Leben verstehen können...doch das war und blieb wohl ein Wunschgedanke, dafür waren sie in ihren Verhaltensweisen einfach zu verschieden.
 

Also gab er es schlicht auf das elbische Frauenzimmer wirklich verstehen zu wollen...
 

„Gut ich will euch Glauben schenken...zumindest vorerst, aber unterschätzt mich nicht, denn noch bin ich nicht tot!
 

Noch lange nicht ELB!“
 

Hakte er entsprechend resigniert und brüsk nach, wobei er ihr aber schon aufgrund seiner Tonlage ganz deutlichzu verstehen gab, dass dies gewiss nicht ihre letzte Auseinandersetzung gewesen war. Dazu waren sich beide auf eine gweisse Art und Weise viel zu ähnlich.
 

„Nun das hatte ich auch nicht angenommen. Wie ich sehe, müsstet ihr euch bei diesen absolut bodenlosen Unverschämtheiten zu denen ihr offenbar schon in der Lage seid, ja offensichtlich wieder bei bester Gesundheit befinden!“
 

Konterte sie prompt erwartungsgemäß frostig unterkühlt in seine Richtung , um ihre Feststellung zu unterstreichen, wobei sie sich zeitgleich vehement von ihm loszumachen versuchte.
 

Aber Thorin gab sich nicht so schnell geschlagen, er ließ somit einfach nicht locker.
 

Statt dessen zog er sie nochmals unsanft und damit unverhofft nahe zu sich hinunter, so dass sie ihn gezwungenermaßen ansehen musste. Eigentlich war es dazu gedacht gewesen, sie damit noch mehr zu verunsichern, doch etwas völlig anderes passierte, als er erneut in diese faszinierend und intensiv grünen Augen blickte, die ihn jetzt offen und höchst vorwurfsvoll anstarrten, während er dabei ungewollt ihren individuellen Geruch auffing, der unvermeidlich an ihr haftete.
 

Ja ihr ureigener Geruch war es, mit dem er überhaupt nicht gerechnet hatte und der bei ihm in der selben Sekunde, als er ihn ungewollt in der Nase hatte, in etwa einschlug, wie der Blitz in eine alte Eiche. Ebenso zerstörerisch, wie zugleich verheißungsvoll.
 

Es war wie die Urkraft der Natur, die zugleich die vage Hoffnung auf neues Leben in sich barg, wie sie es nehmen konnte.
 

Es war der Augenblick in dem ihm auf einmal gänzlich bewusst wurde, dass er ihr tatsächlich sein Leben verdankte, zumindest zum Teil und mehr als das, es war ebenjener Augenblick in dem er so überdeutlich bemerkte, dass sie ihn irgendwie mochte, auch wenn sie es nicht offen zugeben wollte. Er konnte es dennoch so glasklar in ihren Augen ablesen, wie in einem offenen Buch...das war es, was er sah, als sich ihre Blicke trafen und einander nicht wieder los lassen konnten, so sehr es sie beide vielleicht auch danach verlangte.
 

Dennoch kam der Zwerg nicht dahinter, was es damit auf sich hatte. Er fragte sich ernsthaft woran es wohl lag...zumal sie ihn ja gar nicht kannte.
 

Ja verflixt noch eins...weshalb mochte sie ihn?
 

Es war ihm völlig unverständlich, was der Grund dafür sein konnte? Gefiel er ihr etwa...war das vielleicht eine Möglichkeit, die er bisher nicht erkannt oder gar bedacht hatte? Thorin wusste sich diesbezüglich keinen Rat, schon weil ihm so gut wie jegliche Erfahrungswerte mit dem weiblichen Geschlecht fehlten....bisher hatte er sich für solcherlei Dinge so gut wie nie erwärmen können und das alles demnach für gänzlich unwichtig abgetan.
 

Nun ja, bisher jedenfalls...jetzt aber...da begann sich die Sachlage allerdings in eine für ihn vollkommen unerwartete Richtung zu entwickeln....
 

Lyriel war indessen ebenso verwirrt, wie er.
 

Der Blick aus diesen Augen, die einerseits kalt wie Eis erschienen und doch so klar und azurblau, wie ein frostiger Winterhimmel sein konnten, verunsicherten sie zusehens, auch weil es genau das war, mit dem sie nie gerechnet hätte.
 

Der Zwerg hatte tatsächlich blaue Augen..so faszinierend blaue Augen und das verunsicherte sie noch mehr. Und dann war da zum guten Schluss noch die Frage, was er von ihr wollte?
 

Bei den Göttern, wieso benahm er sich plötzlich so merkwürdig?
 

Lyriel konnte sich keinen Reim daraus machen. Eigentlich sollte er ihr doch dankbar sein? Sie hatte ihn schließlich vor dem sicheren Tode bewahrt. Nein, statt dessen stritten sie sich beide wie ein altes Ehepaar. Verflixt das passte doch alles nicht zusammen? Nein es passte einfach nicht in ihr ansonsten klar gegliedertes Weltbild hinein.
 

Die Halbelbin war somit zurecht verunsichert und entsprechend wütend.
 

Barad ja an was zum Illuvatar für ein undankbaren Kerl war sie da denn nur geraten?
 

Da hatten ja die beiden jungen Zwerge unzweifelhaft mehr an Benehmen vorzuweisen als er. Sie fragte sich wirklich allen ernstes, ob sie denn keinen Fehler gemacht hatte, als sie beschlossen hatte ihm zu helfen. Aber diese Frage erübrigte sich angesichts dieser höchst unangenehmen Lage ohnehin, in der sie sich gegenwärtig befand. Doch wie sie dem rechtschaffen wütenden Zwerg entkommen wollte, ohne ihm gegenüber selbst gewalttätig werden zu müssen, entzog sich ihrer Kenntnis.
 

Also beschloss sie vorerst lieber noch abzuwarten.
 

Irgendwann würde es ihm schon zu dumm werden...ja irgendwann würde er sie wieder los lassen müssen...irgendwann....oder etwa nicht?



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