Durch die Stadt, bis an's Meer von Teddybaer255 (~ complicated love-hate relationship ~) ================================================================================ Kapitel 1: Durch die Stadt, bis an's Meer ----------------------------------------- Durch die Stadt, bis an's Meer ~ complicated love-hate relationship Es war mitten im Sommer und die Mittagssonne prallte ungehemmt auf die Köpfe der gerade auf Paradisia ankommenden Snow Kids herab. Der Galactik Football Cup würde hier in wenigen Tagen beginnen. „Boah, ist es heiß hier.“, stöhnte Micro-Ice, als er aus dem Flieger stieg und hielt sich seine Hand schattenspendend knapp über die Augen. Gegen diese ungewohnte Helligkeit half ihm noch nicht einmal seine Sonnenbrille, die komischerweise eine verblüffende Ähnlichkeit mit seiner Snowboardbrille hatte. Nachdem sich seine Augen etwas an dieses blendende Licht angepasst hatten, glaubte er jedoch auf der anderen Seite des Zauns, der den Flughafen begrenzte, einen seltsamen Schatten gesehen zu haben, der jedoch nach ein paar mal Blinzeln auch schon wieder verschwand. „Na los, geh schon weiter Micro.“, schubste sein bester Freund D'Jok ihn fast aus der Tür des Fliegers eine steile Treppe herunter. „Ja, ja, ich geh' ja schon.“, lachte der kleine Stürme allerdings nur lässig als Antwort, doch ließ die Stelle hinter dem Zaun nicht einen Augenblick lang aus den Augen. Ihr Hotel lag mitten in der Stadt von Paradisia, worüber die jungen Spieler der neuen Nachwuchsmannschaft von Akillian nicht sehr glücklich waren. Am liebsten wären sie nämlich alle sofort an den Strand gegangen und hätten im kühlen Nass des Meeres Erfrischung gesucht. So blieben die meisten jedoch in ihren Zimmern und packten ihre Sachen aus. Rocket und Tia wollten sogar noch etwas trainieren. Der kleine Wuschelkopf der Snow Kids erkundete gerade den großen Balkon, der an seinen und D'Joks Zimmer angrenzte. Eine angenehme Brise wehte ihm um die Ohren und obwohl viele Gebäude um ihr Hotel verstreut waren, konnte er in der Ferne doch den Strand und das Meer erkennen. Ein lautes Hupen und ein verärgertes „Pass doch mal auf.“ riss ihn jedoch wieder aus seinen Gedanken und neugierig schaute er vom Rand des Balkons hinunter in eine kleine Gasse. Er konnte allerdings nur noch erkennen, wie ein schlankes Mädchen mit langen, schwarzen Haaren um eine Ecke bog. //Zoey?// ~~~ Ich werde nie vergessen, wie ich mich so krass in dich verliebt hatte, kaputte Jeansjacke, dein schwarzer Lidschatten, ~~~ *** Memorial – Break *** Micro-Ice schaute gedankenverloren über die Dächer von Akillian und genoss die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Seine Beine baumelten frei über den Rand eines Hochhauses, doch er hatte keine Angst runter zu fallen, denn neben ihm saß das Mädchen mit langen, schwarzen Haaren, welche er über alles liebte. Doch beide wirkten etwas bedrückt. „Es tut mir wirklich Leid, Micro.“, brachte sie nach einer gefühlten Ewigkeit heraus. „Ich weiß, was ich dir mal versprochen hatte, aber glaube mir, ich habe keine andere Wahl.“ „Man hat immer eine andere Wahl, Zoey.“ Seine Miene war eine Mischung aus Unverständnis, Wut und Traurigkeit, doch sein Tonfall blieb ruhig, als er ihr antwortete. Er wollte mit seiner linken Hand ihr Gesicht zu seinem drehen, doch sie wehrte die Geste ab und rückte nur noch weiter von ihm weg. In ihrem Augenwinkel konnte er eine dicke Träne erkennen, die langsam über ihre Wangen zum Kinn runterlief. ~~~ Ich kann mich erinnern, wie du sagtest, dass du niemals gehst, ist schon ok, denn später tut mir das nur wieder weh, ~~~ „Dann ist es vorbei mit uns?“ Diese Worte auszusprechen war für Micro-Ice als ob ihm irgendjemand den Hals abschnüren würde. Er wollte am liebsten keine Antwort von ihr hören, denn ihren Tränen nach zu urteilen, war seine Frage überflüssig gewesen. Warum sie ihm rausgerutscht war, weiß er selber auch nicht so genau. „Ich werde dich aber so schnell wir möglich mal besuchen kommen. Versprochen.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln, doch der Junge schüttelte nur den Kopf: „Versprich nichts, was du eh nicht halten kannst.“ Er stand auf, bleib aber noch auf dem Rand stehen. Ein leichter Wind ließ seine eh schon wilden Haare noch mehr abstehen. ~~~ und auch wenn du jetzt meinst, dass du dich irgendwann mal treffen willst, gibt es kein Happy End für uns, wie bei 'nem schlechten Film, ~~~ „Warum musstest du ausgerechnet mit denen zusammengeraten?“ Er schaute wie benommen weiter in den Sonnenuntergang. „Es war wirklich keine Absicht, Micro. Da war halt einfach dieser Typ, Liam hieß er. Er versprach mir, mich von der Straße zu holen, wenn ich ihm bei einer kleinen Sache behilflich wäre.“ „Du hast aber ein Menschenleben auf dem Gewissen. Ist dir das klar?“ Eine Tatsache, die ihm jedes Mal einen tiefen Stich ins Herz jagte und die ihm versehentlich lauter werden ließ. Als es ihm allerdings auffiel, versuchte er sich wieder zu beruhigen. „Ich habe dir so oft gesagt, dass du ihn und seine Gang meiden sollst.“ Er legte eine kurze Pause ein, bevor er weitersprach. „Falls ich es in Aarchs neues Team schaffen sollte, würde ich dich sofort von der Straße geholt. Das weißt du.“ Sie nickte zwar, wollte es aber nicht hören. „Was soll ich aber machen, wenn du es nicht schaffen solltest? Ich hab gehört, dass sich schon mehrere hundert Leute für das Probetraining angemeldet haben sollen. Du bist zwar gut, aber glaubst du wirklich, du hast da eine Chance? Ich kann einfach nicht mehr.“ „Klar, habe ich die. Ich bin schließlich Micro-Ice.“ Sie musste schmunzeln. Das war eine Seite an ihm, die sie so an ihm liebte. Seinen humorvollen Optimismus, doch so sehr sie es sich auch wünschte, sie konnte das Geschehene nicht mehr rückgängig machen. ~~~ denn das wir beide Reden, macht einach keinen Sinn, ich würde dir sogern vergeben, auch wenn es scheinbar nichts mehr bringt, ~~~ „Ich bin zwar auch gerade kein Unschuldslamm, aber ich habe nie einem Menschen etwas angetan.“ Sie nickte bloß, doch er kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie ihre Meinung nicht ändern würde. Er drehte sich um, sodass er nun sehen konnte, wie sich sein länglicher Schatten an dem Dach entlang zog. „Jetzt hattest du noch Glück gehabt, aber glaube mir, ich werde dich bestimmt nicht besuchen, wenn du mal im Gefängnis landen solltest.“ Er warete ihre Reaktion schon gar nicht ab, sondern ließ sie einfach alleine am Rand des Daches sitzen. *** Memorial – Break – Ende *** ~~~ ich hab versucht mich zu verstellen und drück' die Wunden nicht nach außen, du bist immer noch das Mädchen mit dem dunkeln Punkt im Auge, ~~~ „Hey, wo willst du hin?“, erkundigte sich D'Jok bei seinem kleinen besten Freund, als dieser gerade die Zimmertür geöffnet hatte. „Ähm.... ich brauche ein bisschen frische Luft. Bin gleich wieder da.“ Er schloss die Tür schneller als sein rothaariger Teamkollege reagieren konnte und rannte die schmalen Hotelkorridore entlang nach draußen. Er rannte diesselbe Gasse entlang, in der er vorhin das Mädchen gesehen hatte. Zwar kannte er die Stadt nicht, aber er wusste genau, in was für Gegenden sich die mehr oder weniger kriminelle Jugend so aufhielt. Tatsächlich brauchte er auch nicht lange, bis er an einer alten, halb verfallenen Fabrik ankam. Normale, „unschuldige“ Bürger hätten diesen Ort wahrscheinlich noch nicht einmal für Geld betreten, doch irgendein Gefühl, tief in Micro-Ice drin, sagte ihm, dass sie hier sein musste. In einer kleinen, versteckten Nische hockten ungefähr drei Kinder schätzungsweise keine dreizehn Jahre alt, die ihn mit einen Blick musterten, der anscheinend so viel sagen sollte wie „Was willst du hier? Verzieh' dich.“ Doch er ging immer weiter, bis er sie hinter dem Gebäude entdeckte. Zusammengekauert und weinend, wie ein kleines, verängstiges Kind, doch sie war natürlich älter geworden. Er erkannte sie kaum wieder. ~~~ man, du weißt, ich war verrückt nach dir, doch jedes mal, wenn ich dich sah, konnt' ich nichts sagen, reg' dich ab und komm zurück zu mir, ~~~ „Zoey?“, erkundigte sich der kleine Stürme leise und ihr lautes, trauriges Schluchzen erstarb. Sie musterte ihn mit ihren großen, grauen Augen, die, so wie er glaubte, anscheinend bis tief in seine Seele blickten. „Micro-Ice?“ Der Angesprochene nickte bloß, wusste aber nicht, wie er sich nun verhalten sollte. Er stand einfach nur da und sah ihr in die roten, verheulten Augen. Sie brauchte nichts zu sagen, er verstand sie auch ohne Worte. ~~~ du wolltest nie verstehen, dass ich mich wirklich nur gesorgt hab' denn du warst wie eine Blüte in der Wüste dieser Vorstadt, ~~~ „Du bist immer noch bei denen.“ Es war keine Frage, sondern eher eine Feststellung, die sie lediglich mit einem Nicken bestätigte. „Warum?“ Sein Blick war gemischt mit Verachtung und Mitleid. „Ich weiß es nicht.“, gestand sie anfangs und zuckte mit den Schultern. Ihre Augen nun auf den vertrockneten Boden um sie herum gerichtet. Sie riss sogar einen langen, vertrockneten Grashalm aus der Erde und spielte mit ihm herum. „Liam hat sich um mich gekümmert, als du weg warst. Als du mich einfach alleine gelassen hast.“ Es klang vorwurfsvoll und traurig zugleich. „Irgendwo musste ich ja schließlich hin.“ „Ich habe dich damals in ganz Akillian gesucht um dir mitzuteilen, dass ich es doch ins Team geschafft habe, aber ich hab' dich nirgends gefunden. Es war, als hätte es dich nie gegeben.“ ~~~ und ich konnte dich nicht retten, vor den Ängsten, die dich zweifeln ließen, doch heute bin ich nicht mehr klein zu kriegen, ~~~ Er legte eine Pause ein, bis er dann noch eine Frage stellte, dessen Antwort er eigentlich nicht hören wollte, doch seine Neugier überwiegte: „Wie viele sind es inzwischen?“ Aber sie schaute weiterhin auf den Boden und schwieg. „Wie viele, Zoey?“ Sein Ton wurde etwas fordender. „Sechsundsechzig.“,brachte sie nur leise hervor und bei dieser Menge musste der kleine Stürme der Snow Kids erstmal kräftig schlucken. Die Sonne neigte sich inzwischen immer mehr Richtung Horizont und färbte den abendlichen Himmel bereits rot. „Komm mal mit.“ Micro-Ice griff nach ihrer Hand und sie ließ sich wortlos von ihm hochziehen. Sie schlenderten einen kleinen, überwucherten und versteckten Weg entlang, von dem der Stürmer glaubte, das Rauschen des Meeres gehört zu haben. Es konnte also demtentsprechend nicht weit weg sein. Und tatsächlich innerhalb kürzester Zeit standen sie auf einem schmalen Plateau an dem sich die großen Wellen des Wassers brachen. ~~~ und ich lauf' durch die Nacht, jedes mal wenn ich merk' du bist weg, folg' ich dir, durch die Stadt, bis an's Meer, durch die Stadt, bis an's Meer, durch die Stadt, bis an's Meer, …. und ich lauf' durch die Nacht, jedes mal wenn ich merk' du bist weg, folg' ich dir, durch die Stadt, bis an's Meer, durch die Stadt, bis an's Meer, durch die Stadt, bis an's Meer, ~~~ *** Memoial – Break *** „Ist mit dir auch wirklich alles in Ordnung, Micro?“, fragten seine neuen Freunde ihren Teamkollegen, der abwesend aus dem Fenster des Gemeinschaftsraumes blickte und der ihre erste Frage bereits bejaht hatte. Doch sie schienen ihm noch nicht so ganz geglaubt zu haben. Der Anblick aus dem Fenster zeigte die nächtliche Skyline von Akillian und erinnerte ihn ungewollt an seinen letzten derart schönen Ausblick; damals auf dem Dach mit Zoey. Dabei wollte er sie eigentlich nur noch vergessen, nach der Sache, die sie ihm und sich selber angetan hatte. ~~~ und mittlerweile fang' ich an, die ganzen bilder zu vergessen, bitte glaub mir, ich bin ehrlich, doch ich will dich nicht verletzten, ~~~ „Ich... Tut mir Leid. Ich kann nicht mehr so richtig klar denken. Es ist ja auch schon spät und gehe jetzt einfach ins Bett.“, gähnte der frisch gebackene Stürmer von Aarchs neuer Nachwuchsmannschaft, den sogenannten Snow Kids. Er schlenderte einen schmalen Flur entlang zu seinem neuen Zimmer. Dort angekommen beleuchtete lediglich der silbrig glänzende Vollmond den unpersönlich eingerichteten Raum. Ohne auch nur ein weiteres Licht einzuschalten, denn diese Dunkelheit passte perfekt zu seiner Laune, ließ er sich in sein weiches Bett sinken und beobachtete die hauchfeinen, grauen Wolken, die sich gelengentlich vor die runde Scheibe am Himmel schoben. Auch wenn er es eigentlich wollte, doch sie ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. ~~~ denn du warst meine Prinzessin mit dem Lächeln, das mich schmelzen ließ, du hast gemeint, dass du mich angeblich zu selten siehst, das ist mir zu verdreht, du redest viel, doch sagst mir nichts, mir kommt's so vor, als ob du nicht mehr meine Sprache sprichst, ~~~ Das sanfte und träge Schimmern des Mondes schien ihn zu hypnotisieren, sodass er zeitweise glaubte Zoeys Gesicht auf der glitzernden Scheibe zu erkennen. Ihr liebevolles, unschuldiges Lächeln, welches ihn jedes Mal dahin schmelzen ließ. Zumindest bevor sie auf die schiefe Bahn geriet. Bevor sie anfing, einen ähnlichen Weg gehen, wie einst er es getan hatte, auch wenn er selber nie die Menschen verletzt hatte, sondern ihnen nur einen kleinen Teil ihres Reichtums genommen hatte. ~~~ man, wegen dir machte ich nächtelang kein Auge zu, ein Funken wird zum Flächenbrand, und ich wurde genau wie du, ~~~ Er hatte die ersten Nächte, als er mit den anderen hier ankam, kein Auge zugetan, denn jedes Mal, wenn er sie schloss, sah er ihr trauriges Gesicht. Bevor sie, ohne ein Wort, einfach aus seinem Leben verschwand. Und dieser fehlende Schalf machte sich selbstverständich auch in seinem Training bemerkbar. *** Memorial – Break -Ende *** ~~~ ich glaub, das ist nicht gut, denn das belastet mein Immunsystem, es macht mich krank, dass wir uns hassen und nicht gut verstehen, ~~~ Es war ein atemberaubender Anblick, den ihr kleines Plateau bot. Die untergehende, rote Sonne spiegelte sich verschwommen in den seichten Wellen des Meeres und das Wasser krachte mit unbändlicher Kraft gegen die steile Wand der Klippe. „Ich verstehe immer noch nicht wieso du dir das weiterhin antust, Zoey.“, unterbrach der kleine, berühmte Stürmer die Stille zwischen den beiden und nach kurzem Zögern fügte er noch hinzu: „Mein Angebot steht noch. Du kannst noch zu mir kommen. Weg von diesen Idioten.“ Doch das Mädchen mit den langen, schwarzen Haaren, die ihr bei der angenehmem Brise um die Ohren peitschten, schüttelte nur den Kopf. „Es ist zu spät, Micro.“ ~~~ ich werd' verrückt, wenn ich dran denke, dass du traurig bist, ich weiß, du willst dich eigentlich nur ändern, doch du traust dich nicht, ~~~ Sein jung gebliebens Gesicht, welches er ihr nun zuwandte, sollte wohl aussagen „Bist du dir sicher?“, doch er schwieg, während sie ihren Blick star auf den Sonnenuntergang richtete. Ihre zarte Haut glitzerte in dem letzten Sonnenstrahlen des Tages. „Ich werde dich nie vergessen, Micro.“ Es kam für den kleinen Jungen überraschend, als er plötzlich ihre weichen, warmen Lippen auf den seinen spürte. Er war verwirrt; wusste nicht genau, ob er es gestatten oder sie wegschubsen sollte, doch innerhalb eines Lidschlages hatte sie auch wieder von ihm abgelassen. „Ich hoffe, du wirst mich auch nie vergessen.“, flüsterte ihre sanfte Stimme leise, bevor sie sich umdrehte und ging. Ihre langen, schlanken Beine trugen sie einen anderen schmalen Weg entlang, der ebenfalls hoch auf dieses Plateau führte, sie aber nun Richtung Strand und Meer führte. ~~~ wir wollten weg und rannten Hand in Hand dem Meer entgegen, Richtung Süden, doch du kamst mir dann nie mehr entgegen, ~~~ Sie ließ ihn also alleine dort stehen. Konnte nicht mehr einen letzten Blick auf sein Gesicht werfen und er nicht auf ihres, wo sich nun aus ihrem Augenwinkel eine kleine Träne stahl. Am liebsten hätte er noch stundenlang auf sie eingeredet, dass sie doch zu ihm zurückkommen könnte, sie alles vergessen und noch mal von vorne anfangen können, doch nun war sie schon fort und er hatte nur dagestanden, als wäre er zu einer Salzsäule erstarrt. Und tief in seinem Inneren ließ ihn das Gefühl nicht mehr los, dass es wohl die letzten Worte waren, die er von ihr gehört hatte. ~~~ ich find' es schade, dass wir heute nicht mehr reden, tut mir leid, dass du deswegen aus den Wolken fällst, wie regen, ~~~ Der kleine Stürmer stand noch eine Weile einfach so da und beobachtete, wie der Himmel über ihm immer dunkler wurde. Die ersten Sterne konnte er bereits am Firmament erkennen, die um die Wette funkelten, doch der Mond, der nachts für etwas Helligkeit auf Paradisia sorgen sollte, versteckte sich anscheinend noch hinter dem Horizont. Allmählich wurde es auch frischer und trotz seiner Jacke fing der Junge langsam an zu frieren, weshalb er beschloss sich langsam auf den Rückweg zum Hotel zu machen, allerdings nicht ohne nochmal einen letzten Blick zum Plateau zu werfen, wo sie eben gerade noch neben ihm gestanden hatte. ~~ ~ und ich lauf' durch die Nacht, jedes mal wenn ich merk' du bist weg, folg' ich dir, durch die Stadt, bis an's Meer, durch die Stadt, bis an's Meer, durch die Stadt, bis an's Meer, ~~ ~ Seine Beine trugen ihn durch kleine Seitenstraßen, aber diese typischen Großstadtgeräusche drangen nur gedämpft zu ihm durch. Hupende Autos, geschäftig wirkende Menschen, die an ihren Mobiltelefonen hingen, ein Pärchen, welches sich mehrere Meter über seinem Kopf auf einem Balkon lauthals stritt, all das nahm er nur am Rande wahr. Es war, als befände er sich in einem Tunnel, bis plötzlich ein Schuss durch die Stadt hallte, wie eine Flutwelle des Erschreckens und ihn ängstlich zusammenfahren ließ. ~~ ~ und ich lauf' durch die Nacht, jedes mal wenn ich merk' du bist weg, folg' ich dir, durch die Stadt, bis an's Meer, durch die Stadt, bis an's Meer, durch die Stadt, bis an's Meer, ~~ ~ Seine Schritte wurden schneller, immer schneller, auch wenn er selber nicht wirklich verstand, wohin es ihn verschlägt. Er eilte durch die Straßen, rannte kreuz und quer, bis er an eine Kreuzung kam, an der manche Menschen panisch flüchteten, andere aber glotzend in einem Kreis standen, um ein Mädchen mit langen, schwarzen Haaren herum. In ihrer Brust prangte ein kleiner, roter Punkt aus dem langsam ihr warmes Blut austrat und sich auf ihrem weißen Top verteilte. ~~ ~ und ich lauf' durch die Nacht, jedes mal wenn ich merk' du bist weg, folg' ich dir, durch die Stadt, bis an's Meer, durch die Stadt, bis an's Meer, durch die Stadt, bis an's Meer, ~~ ~ „Zoey.“ Der kleine Stürmer bahnte sich einen Weg durch die eng aneinanderstehende Menge und hockte sich anschließend neben ihr auf den kalten Asphalt, der schon leicht mit ihrer roten lebenswichtigen Flüssigkeit bedeckt war. Zu allem Überfluss spürte Micro-Ice ein paar Tropfen auf seinen Armen, als er versuchte mit seiner Jacke die blutende Wunde zu schließen. Es fing an zu regnen. „Einen Arzt.“, krächtze er, doch es war, als würde ihn niemand hören. „Bitte, holt einen Arzt, schnell.“, schrie er eigentlich, doch es kam nur ein klängliches Wimmern aus ihm raus. „Alles wird gut, Zoey. Alles wird wieder gut.“, versuchte er sich einzubilden, doch das bleiche Mädchen blickte ihn nur aus leeren, glasigen Augen an und schüttelte den Kopf. „Du hattest die ganze Zeit recht gehabt. Es tut mir so Leid, Micro.“ Obwohl der kleine Junge nicht gerade sehr kräftig erschien, schaffte er es dennoch den grazilen Körper von der Straße hochzuheben, sodass sie nun kraftlos in seinen Armen hing. „Wir kriegen das schon wieder hin. Wirklich, wir kriegen das wieder hin. Du wirst wieder gesund.“ Doch seine Tränen vermischten sich noch auf seinen Wangen mit dem immer stärker werdenden Regen. „Du darfst nicht aufgeben, hörst du.“ ~~ ~ und ich lauf' durch die Nacht, jedes mal wenn ich merk' du bist weg, folg' ich dir, durch die Stadt, bis an's Meer, durch die Stadt, ~~ ~ Er rannte mit ihr auf dem Arm die Straße immer weiter runter, in der Hoffnung, dass dort ein Krankenhaus liegen würde, doch er wurde enttäuscht, als er stattdessen am Strand ankam. Seine Kraft reichte jetzt auch mehr nicht aus, sie noch weiter rumzutragen und seine Knie brachen erschöpft ein. Mit einem Blick, der wahrscheinlich so viel aussagen sollte wie „Bitte verlass mich nicht, bitte.“ sah er sie an, doch sie schaffte es nur noch schwach seine Hand zu ergreifen und ihn entkräftet anzulächeln. „Bitte vergiss mich nie.“, hauchte sie und es war, als ob er deutlich spüren konnte, wie mit ihrem letztem Atemzug sich ihre Seele von ihrem Körper löste und Richtung Himmel flog. ~~ ~ durch die Stadt, bis an's Meer, ~~ ~ *** Ein paar Tage später *** Micro-Ice stand alleine auf dem großen Friedhof und betrachtete den schwarzen Stein vor seinen Füßen. Die dichten, grauen Wolken gewannen häufig den Kampf gegen die Sonne und sorgten für trübes Licht, was auf ihn herabschien. Es passte perfekt zu seiner Stimmung. Obwohl Zoeys Tod nun schon einige Tage her ist, war ihm dieser Augenblick, als sie in seinen Armen verstarb, so präsent im Gedächtnis geblieben, dass er meinen könnte, es wäre gestern erst geschehen. Vorsichtig darauf bedacht, das frische Blumenbeet nicht zu zerstören, legte er ein altes, ein einen matt glänzenden Bilderrahmen gefasstes Foto vor den Stein. Es zeigte ihn breit und frech grinsend neben dem Mädchen mit den langen, schwarzen Haaren, welche er über alles geliebt hatte, obwohl sie, trotz seiner Warnungen, den falschen Weg eingeschlagen hatte. „Ich werde dich nie vergessen.“, sagte er nachdenklich, bevor er sich umdrehte und verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)