Course of Time von LittlePuppetFreak ================================================================================ Kapitel 3: Lektion Nummer 1: Ich lasse mich nicht herumkommandieren ------------------------------------------------------------------- Der Weg zur Basis zurück dauerte mindestens anderthalb Tage und ich war stolz auf mich, Deidara nicht einmal an die Kehle gegangen zu sein. Nein, der war noch sehr lebendig, hibbelte nur rum und konnte einfach nicht die Klappe halten. Durchgehend erzählte er etwas aus vergangen Tagen, was er damals in Iwa alles getrieben hatte und dass er der ehemalige Schüler des Tsuchikagen gewesen war. Nun, das war schon einigermaßen interessant zu hören, schließlich musste der alte Kage ihm wenigstens so manches beigebracht haben, was ich dann nicht mehr zu lehren hatte. Zumindest hoffte ich das. Ansonsten war Deidara das Vorzeigebeispiel für alles, was ich nicht mochte und nicht brauchen konnte. Seine bescheuerte Ansicht von Kunst war da nur eines von vielen Übeln. Vor allem seine ständigen Annährungsversuche gingen mir gewaltig auf die Nerven. „Du weißt doch jetzt, wie ich heiße, un. Sagst du mir auch, wie du heißt, un?“, fragte er immer wieder. Nie antwortete ich. Er würde es schon früh genug erfahren. Dann wollte er wissen, wie lange wir noch unterwegs sein würden. Auch diese Frage beantwortete ich ihm nicht. Bis er irgendwann ebenfalls richtig angenervt war. „Fehlt da nicht so was wie ‚Willkommen bei Akatsuki‘, un?“, motzte er und trat beim Laufen gegen einen Stein, der im hohen Bogen wegflog und gegen einen Baum prallte. „Wir sind eine Organisation, bestehend aus den gefährlichsten Mördern der Welt und keine Selbsthilfegruppe. Also warte nicht auf irgendwelche Freundlichkeiten meinerseits. Es wäre vergebens.“, murmelte ich mit kalter Stimme, doch die Tonlage schien ihn gar nicht zu stören. „Du hast geredet, un!“ Ich stöhnte entnervt, was ihn nur auflachen und irgendwie fröhlicher als eben weitergehen ließ. Wie ein kleines Kind… Es kam die Phase, in der er vollkommen ruhig war. Vielleicht war Deidara einfach zufrieden mit sich und der Welt, weil ich ihm geantwortet hatte, konnte ja sein, auf jeden Fall war ich dankbar für die Ruhe. Schweigend hing ich meinen Gedanken nach und bewegte die Marionette im immer gleichbleibenden Tempo weiter. Es war eine Selbstverständlichkeit geworden, sich auf langen Strecken nicht selber fortzubewegen und so brauchte ich nicht einmal daran zu denken – meine Finger mit den Chakrafäden bewegten sich von ganz alleine. Plötzlich fiel mir auf, wie Deidara mir immer wieder einen kurzen Seitenblick zu warf und verdächtig langsamer wurde. Zuerst wollte ich nichts sagen, der Kerl würde sich schon wieder fangen… Doch dann drehte sich der Iwa-nin plötzlich um und rannte in die entgegengesetzte Richtung. Schade nur, dass ich etwas geahnt hatte. Sekundenschnell feuerte der breite Skorpionenschwanz Hirukos aus der Puppe heraus, jagte dem Entlaufenen hinterher, wand sich um den dünnen Körper und hob ihn ohne weitere Schwierigkeiten hoch. Das alles geschah, ohne, dass ich Hiruko auch nur einmal anhalten musste. So beladen bewegte sich die Puppe einfach mühelos weiter. Eine wahre Salve von wüsten Beschimpfungen flog mir um die Ohren und irgendwie verdiente der Knirps wirklich Respekt für den vulgären Einfallsreichtum. „Was fällt dir ein, du fetter Dreckskerl, un?! Lass mich gefälligst runter, verdammte Scheiße! Du hast kein Recht, mich festzuhalten, du beschissenes Etwas! Du hasst mich doch eh, un! Also lass mich verdammt noch mal endlich runter, un! Ich hab keinen Bock, mit euch Typen mitzukommen!“, brüllte der Blonde und wand sich im eisernen Griff wie ein Fisch auf dem Trockenen. Dieser Ton gefiel mir gar nicht und in der Basis wurde es Zeit, ihm zu zeigen, dass er mir Respekt zu zollen hatte. „Ich an deiner Stelle würden aufpassen. Der Skorpionenschwanz ist vergiftet. Du solltest keinen Kratzer abbekommen, wenn dir dein Leben lieb ist.“, gab ich monoton zurück. Augenblick hielt der Junge still und betrachtete die Gerätschaft noch einmal genauer. Dann sah er wieder nach vorne und begann von Neuem, ruhiger diesmal. „Du magst mich doch nicht, un. Und ich mag dich auch nicht. Für die beiden von eben gilt Dasselbe. Lass mich doch einfach gehen, dann sind alle glücklich, un.“ „Ich würde gerne, aber es geht nicht. Du wirst sehen.“, war meine knappe Antwort und danach schwiegen wir beide, bis endlich das Hauptquartier in Sicht kam. Kurz vor dem Eingang ließ ich ihn runter und stieß ihn ungeduldig rein, als er noch einmal den Weg zurück sah, den wir gekommen waren. Er brummte nur beleidigt und folgte mir schließlich doch brav durch die Flure des Quartiers in Richtung des Büros von Pain-sama. Auf dem Weg dorthin sah Deidara sich interessiert um und betrachtete alles genau. Man konnte erkennen, dass er Fragen hatte, doch diesmal hielt er sich zurück. Hier drin konnte er sich nicht mehr wehren und dessen war sich der junge Nuke-nin voll und ganz bewusst. Wenn er etwas Falsches tat, hatte er keine Chancen mehr zu entkommen. Es wäre vorbei. Welch ein Glück das wäre. Vor der Bürotür blieb ich stehen, atmete noch einmal tief durch, klopfte an und trat ein. Pain-sama saß wie immer an seinem Tisch und sah mit monotonen Augen auf. Diesen Blick hatte er immer drauf, wenn Neue ankamen. Vielleicht wollte er damit zeigen, dass man sich nicht mit ihm anlegen sollte…? Keine Ahnung, jedenfalls war das die alte Masche. Bei Hidan war es ebenso gewesen. Ganz plötzlich schien Deidara wie ausgewechselt. Vor einer Sekunde hatte er sich mit neugierigen Augen umgesehen… doch jetzt brannte die Herausforderung in seinen Augen. Aufmüpfig erwiderte er Pains Blick und dachte scheinbar gar nicht daran, ihn zu senken. „Du bist also Deidara. Willkommen bei Akatsuki.“, sagte der Anführer mit ruhiger Stimme. Mit einem blöden Grinsen sah mein neuer Partner zu mir zurück. „Ach, wohl doch eine Selbsthilfegruppe, un?“ Am liebsten hätte ich ihm dafür eine reingehauen, aber das musste warten, bis wir aus dem Büro draußen waren. Verwirrt sah Pain von mir zu dem Neuen. „Wie war das?“ „Ach nichts, un. Du bist dann also der Anführer von dem Ganzen, un?“ Der nickte. „Ich bin Pain und in Zukunft wirst du auf das hören, was ich sage. Auf mich und auf den Nuke-nin hinter dir.“ Verdutzt drehte Deidara sich zu mir um und schenkte mir einen geschockten Blick. „Moment… Was?! Warum denn das, un?!“ „Akatsuki ist in Zweierteams eingeteilt, eine Mission wird niemals alleine durchgeführt. Er wird dein Partner hier sein. Dein Partner und Mentor, wenn du es genau nehmen willst. Du bist noch jung, Deidara, und deswegen wird er dir alles Nötige beibringen, damit du bei uns überlebst.“, erklärte Pain-sama vollkommen die Ruhe selbst. „Willst du mich verarschen, Karottenkopf?! Doch nicht dieser Fettsack da, un!“ „Find dich damit ab.“, knurrte ich schnell, denn der Anführer schien kurz vor einem Ausbruch zu stehen. Gerade wollte ich den blonden Idioten aus dem Büro schieben, als die Tür aufging und Konan herein kam. Im Türrahmen stockte sie kurz, musterte Deidara von oben bis unten und fing dann an zu lächeln. Sofort reichte sie ihm herzlich die Hand, die der Junge komischerweise auch sofort ebenso lächelnd ergriff. „Du musst der Neue sein. Hallo, freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Konan, Pains Partnerin.“, stellte sie sich freundlich vor. Huh…? Was ging denn hier ab? Seit wann war sie so herzlich zu Neuen? Das war aber bei Hidan und mir anders gewesen… „Hallo, mein Name ist Deidara. So wie es aussieht, der Partner dieses launischen Typs dahinten.“, der Iwa-nin lächelte verlegen und machte eine Kopfbewegung in meine Richtung. Launischer Typ? Was erdreistete sich der Kerl eigentlich?! „Ach so, ja. Der Kerl heißt Sasori. Nimm es ihm nicht so übel, aber er ist ein wenig mürrisch und macht es den Menschen in seiner Umgebung nicht gerade leicht. Wenn es wirkliche Probleme geben sollte und auch sonst, kannst dich jederzeit an mich wenden, okay?“ „Vielen Dank, das ist wirklich sehr freundlich, un.“, dankbar lächelnd nickte Deidara. Pain und ich konnten die Welt nicht mehr fassen. Dieses vollkommen seltsame Verhalten passte weder zu Konan, noch zu Deidara. Konan jagte uns immer nur unter Morddrohungen durch die Gegend, wurde manchmal gewalttätig, wenn jemand nicht hörte und scheuchte uns, wenn jemand zu spät war. Das war die Konan, die wir kannten. Aber doch nicht das hier! Und zu Deidara musste ich jetzt wohl kaum etwas sagen. „Ach was, das ist vollkommen in Ordnung. Hier gibt es leider viel zu wenig Freundlichkeit, weißt du.“, die Partnerin des Anführers war eben diesem einen mörderischen Blick zu, wobei ich der festen Überzeugung war, dass sie auch mich in diesen Blick einbezog. „Jedenfalls… ich glaube nicht, dass du das unter deinem Mantel tragen will, huh?“ Deidara sah an sich hinunter. „Öhm… nein, un?“ „Gut. Alles, was du haben willst an Kleidung, wirst du Sasori sagen, der sich darum kümmern wird.“, diesmal ging ihr Mörderblick aber wirklich genau in meine Richtung. Dabei beließ sie es allerdings auch schon, die Nachricht war klar. ‚Wenn ich höre, dass du dich nicht kümmerst, hast du ein Problem.‘ Dann drehte Konan sich um und durchkramte eine Schublade. „Hm, mal sehen… Wo habe ich das denn wieder hingeräumt… hm… Ach, hier haben wir es ja!“, mit einem fröhlichen Lächeln drehte sie sich wieder um und drückte Deidara eine faustgroße Schachtel in die Hand. „So. Dein Mantel liegt in eurem Teamzimmer bereit. Wenn du noch Fragen hast zum Inhalt der Schachtel: Pain und Sasori stehen dir gerne zur Seite, habe ich nicht recht Jungs? Also dann, ich muss mich noch um etwas kümmern. Viel Erfolg!“ Damit verließ sie den Raum und der Leader atmete eine Spur zu laut aus. Doch ohne auf Deidaras fragenden Blick einzugehen, stützte er den Kopf in die Hand und winkte uns einfach raus. Ich seufzte leise, was man außerhalb Hirukos allerdings nicht hören konnte. Natürlich, es war klar gewesen, dass Pain-sama wieder die mieseste Aufgabe mir überließ: Nämlich den Inhalt der Schachtel zu erklären. Schweigend führte ich den Iwa-nin noch ein Stück weiter ins Quartier hinein, wo mein –oder jetzt eben unser- Zimmer lag. Wegen meiner Werkstatt hatte ich mehr Platz gebraucht, weswegen diese Räumlichkeiten sich nun ein Stück weit weg von den anderen befand, was mir nur zu Gute kam. Schließlich hatte ich sie dann nicht alle auf der Haut hängen und musste mir die morgendlichen Streitereien anhören, die unweigerlich jeden Tag im Flur vor den Teamzimmern entstanden. Innerlich für die nun kommende Diskussion wappnend, trat ich ins Zimmer und wartete, bis der Junge ebenfalls eingetreten war, sich ausreichend umgesehen hatte und sich anschließend mit einem theatralischen Seufzen auf eines der beiden Betten fallen ließ. Glück für ihn, dass er das Richtige traf. Dann nahm er sich mit neugierigem Blick die Schachtel vor, öffnete sie… und schwieg. Oh bitte, halt die Klappe… Sag nichts, nimm es einfach hin… Bitte, sei einmal halbwegs nicht aufmüpfig… „Nagellack, un?!“, kam es entsetzt aus dem Mund des Iwas. Oder auch nicht… „Ist das euer Ernst, un? Nagellack?! Das hat Konan doch sicher einfach hier drin vergessen, oder, un?“ „Nein, den…den sollst du tragen. Auch wenn es dir nicht passt, -und uns anderen auch nicht-, gehört das leider dazu. Ebenso wie der Ring, der an deinen rechten Zeigefinger gehört. Ich habe mir die Regeln nicht ausgedacht.“, murmelte ich als Erklärung. „Ringe und Nagellack?! Was seid ihr denn hier, un? Ne Schwulenversammlung?“ „Halt einfach deine Klappe, okay?“, schlecht gelaunt wandte ich mich an meinen Schrank, in dem sich auch –gut versteckt- der Schlüssel meiner Werkstatt befand. Ich kramte einen Moment danach, während Deidara sich den Ring an den Finger zog und seine Hand skeptisch betrachtete. „Wieso sollte ich auf dich hören, Sasori? Du bist kleiner als ich und könntest eigentlich durch die Gegend rollen. Auf Leute wie dich, höre ich ni-…“, weiter kam ich nicht, denn jetzt war es mit meiner Geduld absolut vorbei. Ich packte ihm am Hals und hob ihn hoch, sodass er nach Luft schnappen musste. „Hör mir gut zu, Deidara.“, in meiner Stimme lag purer Spott, als ich seinen Namen aussprach. „Du wirst die nächsten Jahre mit mir verbringen müssen, aber ich kann dir versprechen, dass es keine Jahre mehr werden, wenn du weiter so machst. Ich hasse solche Bengel, die keine Ahnung vom Leben haben und trotzdem ihre vorlaute Klappe aufreißen und vor allem nicht wissen, wen sie zu respektieren haben. Ich bin um ein Vielfaches stärker als du und habe tausende von Menschenleben auf die grausamsten Weisen beendet und ich schrecke nicht mal im Ansatz davor zurück, mir etwas für dein erbärmliches Leben einfallen zu lassen. Von so einer verzogenen Göre wie dir lasse ich mir nichts sagen und vor allem dulde ich nicht länger, wie du mit mir redest. Ab jetzt wirst du mich ‚Sasori no Danna‘ nennen und mich nur noch siezen. Wenn du das nicht tust, wirst du es bitter bereuen. Ist das klar?“ Mit vor Panik geweiteten Augen starrte er mich an, krallte sich am hölzernen Arm fest, Fingernägel über Holz, und schnappte immer wieder hektisch nach Luft. Das war es, was ich hatte sehen wollen. Angst, die in diese intensiven blauen Augen zog, sie verdüsterte und verzerrte. Die Einsicht, dass er es nicht mit irgendeinem gutmütigen, aber mürrischen Kerl zu tun hatte, sondern mit einem starken, kalten und grausamen Mörder. Das hatte ich sehen wollen und nur das. Und ich würde es in den nächsten Tagen noch öfter sehen, dafür würde ich schon noch sorgen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)