Reality von Alice_Perfection (Almost perfect?) ================================================================================ Kapitel 9: A kind of a new beginning ------------------------------------ Heute war es also soweit. Die ersten Proben seid Wochen standen an. Ich stand vor dem Spiegel meines Kleiderschrankes, lediglich mit einer schwarzen, weiten Stoffhose bekleidet und betrachtete mich. Mit leeren Augen fühlte ich über die noch deutlich sichtbare Narbe auf meiner rechten Brust und musste Schlucken. Wie ein Blitzlicht holte mich die Erinnerung daran ein, wie das passiert war. Auch auf meinem Rücken waren noch zahlreiche, langezogene Narben zu sehen. Leise seufzend holte ich ein Tshirt und eine Hose aus dem Schrank und machte mich auf den Weg ins Bad um zu Duschen. Auf dem Flur begnete ich Toshiya, der ebenfalls grade dabei war sich fertig zu machen. „Guten Morgen!“ Mit einem breiten Grinsen huschte er an mir vorbei und verschwand in seinem Zimmer. Er freute sich offensichtlich sehr darauf endlich wieder Musik zu machen. Ich schloss die Tür hinter mir und legte die Kleider beiseite um das Wasser in der Dusche anzustellen. Wenig später fand ich mich in der Dusche wieder und ließ das heiße Wasser über meinen Körper fließen. Die Augen geschlossen drehte ich das Wasser so heiß das es schon fast schmerzte. Doch ich genoss es. Es war ein angenehmer Schmerz. Plötzlich sah ich es wieder vor mir. Takanoris Gesicht. Ich öffnete erschrocken die Augen und sah mich um. Aber außer mir war Niemand im Bad. Unsicher fuhr ich fort und stieg wenig später aus der Dusche. Ich machte mich fertig und etwa eine Stunde später machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Proberaum. Dort angekommen verteilten sich alle fröhlich an Ihren Instrumenten. „Es wurde echt Zeit das wir wieder herkommen! Es glich ja schon fast einem kalten Entzug!“ scherzte Daisuke und begann seine Gitarre zu stimmen. Schweigend ließ ich mich auf der Couch nieder und beobachtete die Anderen wie sie sich einspielten, sich unterhielten, lachten. „Bist du bereit?“ fragte Kaoru dann. „Hai…“ antwortete ich zögernd und erhob mich um mich ans Mikrofon zu setzen. Unsicher ob es wirklich die richtige Entscheidung war herzukommen schloss ich die Augen und atmete tief durch. Wir einigten uns auf ‚The Final‘ und das Lied begann. Alle Blicke ruhten auf mir. Mit zitternder Stimme begann ich zu singen und eine Welle der Erleichterung durchzog mich. Mit jeder Zeile wurde ich sicherer und ich fühlte mich erfüllt. Frei. Sang mir das Leid von der Seele. Es war wie früher. Alles war wie früher. Mit jedem weiteren Lied kam die Hoffnung zurück das es irgendwann wieder so werden würde wie damals. Fernab von mir selbst verausgabte ich mich völlig, war wie in Trance. Erst als mich ein stechender Schmerz durchfuhr, ich mit einer Hand das Mikrofon umklammerte und die Andere fest gegen meine Brust drückte wurde ich in die Realität zurück geholt. „Kyo! Was ist mit dir?“ sofort unterbrach Kaoru sein Spiel und eilte zu mir. Keine Antwort. schwer atmend ließ ich schließlich das Mikrofon los. Mir wurde schwindlig und mein Gegenüber fackelte nicht lange und brachte mich zur Couch. Ich ließ mich in die weichen Kissen sinken und versuchte den Schmerz zu unterdrücken. Es mag sein das es keine sehr gute Idee war mich so zu verausgaben da mir noch immer Bettruhe vorgeschrieben war. Dennoch war ich froh hier zu sein. Langsam regulierte sich mein Kreislauf wieder und auch der Schmerz ließ nach. Voller Sorge wurde ich beobachtet. „Es…es geht…schon wieder….“ gab ich schwer atmend von mir setzte mich wieder auf. „Ich würde sagen für heute ist es genug…“ beschloss Kaoru daraufhin und erhielt sogleich die Zustimmung der Anderen. zurück in der Wohnung hatte ich ich wieder erholt, war jedoch so erschöpft wie lange nicht mehr. Dennoch saßen wir an diesem Abend gemeinsam im Wohnzimmer. „Kyo du warst der Wahnsinn!“ Toshiya, der direkt neben mir das tätschelte mir den Kopf woraufhin ich ihm auswich. „Nein wirklich Kyo, es war richtig gut. Es war nur zu lang für dich mein Lieber.“ fügte Kaoru ernst hinzu. Wahrscheinlich hatte er Recht. Doch heute hatte sich eines verändert: Eine Blockade hatte sich in mir gelöst. Immer wieder ging ich kurze Gespräche mit den Anderen ein, die Stimmung wurde immer ausgelassener. Spät am Abend überkam mich allerdings die Müdigkeit und ich schlief auf der Couch ein. Am nächsten Morgen wachte ich auf der Couch wieder auf, jedoch hatte mich jemand zugedeckt und ich war allein. Es war die erste Nacht seid Langem in der ich durchschlafen konnte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir das es noch sehr früh war, vermutlich schliefen noch Alle. Ich setzte mich auf und blickte verschlafen auf den Tisch vor mir. Darauf herrschte das Chaos des gestrigen Abends. Mein Blick blieb an einer Schachtel Zigaretten hängen. Wann hatte ich das Letzte Mal eine Zigarette geraucht? Ich wusste es nicht mehr. Mir fielen die Worte des Arztes wieder ein, der mir streng verboten hatte zu Rauchen da die Wunde noch zu frisch war und auch meine Lunge unter der Verletzung gelitten hatte. Dennoch nahm ich die Schachtel vom Tisch und zog eine Zigarette heraus. Ich drehte sie ein paar Mal in meinen Fingern, stand dann auf und ging zum Fenster. Was sollte schon passieren? „Vergiss es!“ Erklang eine Stimme hinter mir die sich als Daisuke herausstelle der mir auf direkt die Zigarette aus der Hand nahm. „Du sollst nicht rauchen, das weißt du!“ ermahnte er mich mit ernster Stimme und legte die Zigarette zurück in de Schachtel. „Außerdem sind das meine!“ ergänzte er und lächelte. „Tut mir leid…“ „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, ich erinnre dich nur an Gestern, ich glaube nicht das es so gut ist wenn du jetzt wieder anfängst zu Rauchen.“ Ich wusste selbst das es eine dumme Idee war. „Ah, und guten Morgen erstmal.“ grinste Daisuke mich an und ließ sich auf die Couch fallen. Er gähnte ausgiebig und sah ich dann wieder an. „Wie gehts dir heute?“ „Gut…denke ich.“ antwortete ich nach kurzem Überlegen und die Antwort schien dem Rothaarigen zu gefallen. „Sehr schön!“ Es vergingen erneut einige Tage in denen es mir jeden Tag besser ging. Kaoru hatte Recht behalten: Das Singen half mir wirklich. Wir waren nun fast jeden Tag im Proberaum, mal länger, mal kürzer. Ich saß angelehnt an die Wand auf meinem Bett, ein Block auf dem Schoß und schrieb konzentriert einige Zeilen auf das Papier. Irgendwann im Laufe des Tages beschloss ich an die frische Luft zu gehen. Ich wollte einfach mal wieder raus, hatte seid Wochen lediglich die Wohnung oder den Proberaum gesehen. So legte ich den Stift ab und stand auf. Musterte mich im Spiegel. Ich hatte abgenommen. Mir selbst war das kaum aufgefallen da ich die meiste Zeit in meinem Bett verbrachte aber alle Anderen beteuerten immer wieder wie ‚dünn‘ ich scheinbar geworden bin. Zwar ging es mir besser, dennoch bekam ich noch immer kaum einen Bissen runter. Seufzend verdrängte ich die Gedanken aus meinem Kopf und zog mich um. Draußen begann es bereits zu dämmern als ich meine Jacke nahm und gehen wollte. „Wo willst du hin?“ fragte mich Shinya der in der Küche saß und einen Tee trank. „Raus.“ antwortete ich knapp und wollte grade gehen als sich der Drummer erhob und in den Flur kam. „Bist du sicher das du jetzt noch raus willst? “ er sah mich fragend an. „Ich weiß…“ mit diesen Worten schnappte ich mir meinen Wohnungsschlüssel und verließ Diese daraufhin. In diesem Moment war es mir egal was die anderen von mir dachten. Es mag sein das mein Vorhaben als Kurzschlussreaktion durchging und das es durchaus unüberlegt war, dennoch war der Drang in mir einfach raus zu kommen größer als jeder Zweifel. So lief ich durch die halbdunklen Straßen. Vorbei an hektischen Menschen und hupenden Autos. Die Hände in den Hosentaschen setzte ich alles daran, die aufkommende Unsicherheit in mir zu überspielen. Nach nicht einmal 15 Minuten war ich weit von der Überzeugung entfernt ‚einfach mal raus’ zu wollen. Doch ich ging. Wollte mir diese Schwäche nicht eingestehen. Das erwies sich als Fehler. Im Getümmel der Menge spürte ich eine Hand an meinem Arm. Erschrocken fuhr ich herum und konnte nicht fassen wessen Gesicht mich mit böse grinsenden Augen ansah. „Du!“ stieß ich aus und zog meinen Arm zurück. „Hallo mein Freund.“ Takanoris Stimme war kalt. Mit einem Mal schien das Fundament der Sicherheit das ich aufgebaut hatte zusammenzubrechen. Schlagartig holten mich alle Erinnerungen auf einmal ein und ich schüttelte den Kopf. Die Sekunde der Unachtsamkeit nutzte Takanori und drückte mich an die Hauswand, sein Blick durchbohrte mich förmlich. In mir brannte eine Sicherung durch und ich schubste ihn mit aller Kraft weg. Dann rannte ich. Rannte einfach weg, weg vor Ihm, weg vor meinen Erinnerungen. Doch sie holten mich wieder ein. Die Welt um mich herum verschwamm und ich wollte nur noch zurück. Endlich an der Wohnung angekommen schloss ich die Tür auf und stürmte durch den Flur in mein Zimmer. Dort schlug ich die Tür hinter mir zu und drehte den Schlüssel im Schloss herum. Zitternd lehnte ich mich mit dem Rücken an die Tür und rutschte langsam auf den Boden. Er war noch da. Gedankenabwesend ignorierte ich das Klopfen an an meiner Tür. Ignorierte das Rufen. Ich wollte Nichts mehr hören und sehen. Erst Minuten später war ich wieder in der Lage klar zu denken. „Kyo! Verdammt mach die Tür auf! Was ist passiert?!“ rief es aus dem Flur. Mit versteinerten Zügen zog ich mich an der Tür wieder auf die Beine und drehte nur zögernd den Schlüssel herum. Sofort öffnete Kaoru die Tür. „Was ist los?“ fragte er erneut mit ernster Miene. „Ich….hab Ihn gesehen…“ meine Stimme zitterte. Kaorus Blick wurde finster, Natürlich wusste er wen ich meinte. „Du gehst nicht mehr allein raus klar? Es ist viel zu gefährlich! Willst du den ganzen Scheiß nochmal durchmachen? Hoffst du vielleicht darauf das er dich Diesmal wirklich umlegt?“ „Nein….“ „Kyo wir machen uns Sorgen um dich! Lass diesen Scheiß! Dieser Wichser macht uns nicht nocheinmal alles kaputt!“ Er war sauer. Verständlich. Ich war es auch. Sauer auf mich selbst. Wenig später fiel die Tür wieder ins Schloss und ich war allein. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und starrte an die Decke. Was nun? Was wenn er mir gefolgt war? Was wenn er es wieder auf mich abgesehen hatte? Unsicher ging ich zum Fenster um den Vorrang zur Seite zu ziehen und auf die Straße zu blicken. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und es waren kaum noch Menschen zu sehen. Auch kein Takanori. Ich musste Schlucken bei dem Gedanken das er mir wieder auflauern könnte. Krampfhaft versuchte ich diese Gedanken zu unterdrücken. Wieder an meinem Bett holte ich eine Schachtel aus der Schublade des Nachttisches und drückte zwei der Tabletten hinaus. In der Hoffnung schnell einzuschlafen nahm ich die Beruhigungsmittel ein. Ich brachte noch die Motivation auf mich umzuziehen und ließ mich dann ins Bett sinken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)