GlücksRITTER von irish_shamrock ================================================================================ Kapitel 1: Glücksritter ~ 1. Teil ---------------------------------     GlücksRITTER     ‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾‾ 1. Teil Kraftvoll schleuderte er den Klatscher durch die Luft. Das Zusammenspiel zwischen ihm und seinem Teamkameraden war außerordentlich gut, um nicht zu behaupten, perfekt. Schnell, wendig waren sie und wichen den wild umherfliegenden Bällen aus oder katapultierten diese mit genügend Wucht durch die Tore, sofern es der Zufall wollte. »Hey, Nate«, rief ihm Brian O'Connorley zu, der nach seinem Sturzflug nun wieder an Höhe gewann, »findest du nicht, dass es für heute genug ist?« Nathan Zabini, groß und von athletischer Statur, zog die dunklen Augenbrauen zusammen. Ihm war ganz und gar nicht danach, jetzt das Training abzubrechen, nur weil Brian und Corey Hampton die Puste ausging. Gryffindor gehörte seit jeher zu den stärksten Gegnern, auch wenn man die Adler Ravenclaws, und vor allem deren Treiber und härteste Rivalen, Finn Clumsky und Gerald Duffy, nicht unterschätzen durfte. Doch zum Sieg, und für den Hauspokal, mussten sie mehr geben, als ein hervorragendes Zuspiel und das Treffen der Ringe. Nicht noch einmal würde der Pokal in die Pranken der Löwen fallen, nicht, solang Nathan Zabini zu den Treibern Slytherins gehörte. »Okay Jungs, Schluss für heute!« Die Order Jacob Blishwicks ließ sowohl Brian und Corey als auch den Rest des Teams befreit aufatmen. Mit mürrischem Ausdruck auf dem Gesicht setzte Nathan zum Sinkflug an. Im Kreis stehend, lauschten sie den Worten des Hüters und Mannschaftsführers, dessen Augen über jedes Mitglied der Truppe wanderten. Blishwick schien auch dieses Mal kein gutes Haar an den Qualitäten seiner Jäger zu lassen. Corey Hampton und dessen Mitjäger, Seneca Tripe und Yalefred Rowland, zogen betreten die Köpfe ein. Lob jedoch hatte Jacob unweigerlich für seine Treiber übrig. Auch dem Sucher des Quidditch-Teams schien Blishwick an diesem Tage wohlgesonnen. Breitgrinsend, beinahe bis über beide Ohren, trabte ein zufriedener Stanley Bainbridge vor seinen Kameraden her. »Stan stolziert wie ein eitler Hippogreif«, stichelte Yalefred Rowland, der sich wohl wieder stundenlang über die Körpergröße des Drittklässlers auslassen würde, sobald sie vor dem Kamin im Gemeinschaftsraum saßen. »Solange er den Schnatz fängt, hat Blishwick wohl keinerlei Einwände, ihn nicht aufs Feld zu lassen«, entgegnete Brian und zuckte mit den Schultern. »Und du bist auch nicht viel größer, als er, Rowland!« »Hey, ich bin sehr wohl größer als er!«, fauchte Yalefred, dessen Ohren, noch gerötet vom starken Wind, einen noch tieferen Farbton annahmen. »Ja, zwei Zentimeter«, giggelte Seneca Tripe gehässig und verzog das sommersprossige Gesicht zu einer belustigten Fratze. »Und das nächste Mal will ich ein ordentliches Training!« Mit diesen Worten rauschte Jacob an ihnen vorbei, offenbar in Eile. »Oh Mann, welcher Drache ist dem denn über das Mittagessen gelaufen?«, wandte sich Brian an seinen Kumpel und zog die Augenbrauen zusammen. Nathan jedoch zuckte nur mit den Schultern. Ihm war egal, dass der Siebtklässler mitten in den Prüfungsvorbereitungen steckte, und wohl alle Hände voll zu tun hatte. Zwar würde es ihm im nächsten Jahr nicht anders ergehen, doch damit würde er sich befassen, wenn es soweit war. Seine Gedanken schweiften allein um den nächsten Spielzug, der hoffentlich den Sieg über die Löwen Gryffindors verhieß. Brian O'Connorley, der sich nicht an der Schweigsamkeit seines Freundes störte, lief mit den Händen in den Hosentaschen neben Nathan her. Der einen Kopf kleinere Brian schätzte die ruhige Art und die Gelassenheit des Zabini-Zöglings, auch wenn dieser oft durch sein zurückhaltendes Wesen als arrogant bezeichnet wurde. Er sprach nicht sonderlich viel, ganz im Gegensatz zu Brian. Doch an diesem Abend waren auch die Lippen des anderen Treibers verschlossen und versiegelt. Gemeinsam betraten sie die Große Halle und ließen sich wortlos auf ihren Stammplätzen nieder. Nachdenklich rührte Nathan in dem Kartoffelpürree auf seinem Teller. Mittlerweile hatte sich das hellgelbe Gemisch mit der braunen Bratensoße vereint und nun schien es eher, als ob sich ein Hauself auf dem Porzellan erbrochen hätte. Zu sehr mit sich und seinen Gedanken beschäftigt, bemerkte er nicht, wie sich ihnen jemand näherte. Mit einem leicht hüpfenden Gang und einem Lächeln auf den Lippen, ragte ein junges Mädchen vor ihm und Brian auf. »Hi«, sagte sie gerade heraus und blickte von Nathan zu Brian, der ihr Lächeln, wenn auch skeptisch, teilte. »Hi«, ließ Brian verklingen und stieß seinem Kameraden in die Rippen. »Können wir dir helfen?« »Ich bin Evaleigh Cook«, stellte sich das Fräulein vor und erst jetzt bemerkte Brian, dass sie eine Art Klemmbrett vor der Brust bereit hielt. »Ich schreibe für Hogwarts Daily an einem Artikel über die schnellsten und stärksten Quidditch-Spieler unserer Schule.« »Was?«, hakte Brian nach und schien offenkundig verwirrt. »Was ist Hogwarts Daily?« »Na ...«, begann das Mädchen von Neuem, »unsere Schülerzeitung.« »Hey, Nate«, wieder stieß Brian seinem Freund in die Rippen, sodass dieser einen grummelnden Laut von sich gab, den Blick hob und erst zu Brian und dann zu dem Geschöpf sah, das sich plappernd vor ihnen als Reporterin ausgab. »Wir haben eine Schülerzeitung?« »Nun ja, ja«, haspelte Evaleigh. »Zwar erst seit ein paar Monaten, aber ...« »Kein Interesse.« Verdutzt blickte O'Connorley neben sich. Offenbar schien es Nathan Zabini nicht recht, gestört zu werden. Es war schon selten genug, dass Nathan seine Stimme erhob, aber noch seltener erlebte man ihn so verärgert. »Oh«, murmelte Evaleigh geknickt und wirkte dennoch sichtlich erschrocken. »Na gut, wenn das so ist, dann … dann frage ich jemand anderes.« »Jetzt ist sie weg«, sagte Brian beklommen. »Warum bist du so sauer?« Als Antwort folgte ein Schnauben. Dann ein Kopfschütteln. Dann beides zusammen. »Ich bin nicht sauer«, gab Nathan zurück. »Ach, nicht?«, hakte Brian nach. »Nein«, ließ Nathan verlauten. »Sie hat nur genervt.« »Hm«, brummte Brian, die Schultern zuckend. »Gutes Argument.« »Evaleigh Cook«, sinnierte Brian, als er und Nathan die Treppe zu den Kerkern hinab stiegen. »Noch nie gehört, du etwa?« Nathan schwieg. Ihm war das Mädchen ebenso egal, wie es diese angebliche Schülerzeitung tat. »Hufflepuff«, redete Brian weiter. »Und wenn schon«, spie Nathan aus. Ihm war es absolut schleierhaft, warum sein Freund so auf der Begegnung mit diesem Mädchen herum ritt. »Wenn du sie scharf findest, dann krall' sie dir doch.« »Hey, nein«, abwehrend hob Brian die Hände, »so meinte ich das doch gar nicht!« Nathan sah zu ihm und Brian schien ein wenig zu schrumpfen. Selbstverständlich sollten sie andere Dinge im Kopf haben, als irgendwelche Mädchen, auch wenn es für die Jungen in ihrem Alter wohl eigentlich kein anderes Thema zu geben schien. Außer Quidditch vielleicht. Nathan Zabini hatte keine Zeit, sich um Gefühle Gedanken zu machen. Wenn er Schutzzauberentwickler werden wollte, musste er Prioritäten setzen, und diese schlossen Bekanntschaften mit Mädchen eindeutig aus. Vor allem mit solchen, die unaufgefordert und unaufhörlich daher plapperten, so, wie diese vermeintliche Hufflepuff-Göre. Aber in einer gemischten Schule, wie Hogwarts es war, kam man um Geschwätz nicht herum. Und um Mädchen leider auch nicht. Und von der Pubertät wagte er lieber gar nicht erst zu reden. Neben seinem Studium und dem Erlernen des Zaubererhandwerks, nahm Quidditch sein Leben ein. Da blieb nicht viel Zeit für soziale Kontakte. Brian O'Connorley und das Quidditch-Team genügten ihm vollkommen. »Sie muss in der vierten oder fünften sein«, spekulierte sein Nebenmann weiterhin. »Kannst du mal an etwas anderes denken?«, knurrte Nathan und sah sich und seine Ruhe bereits erneut in Gefahr. »Entschuldige«, gab Brian kleinlaut zurück. »Oh nein!«, murmelte Nathan, als sein Blick auf das Mädchen fiel, welches auf der Tribüne saß und zu den Spielern empor stierte. »Was zum Drachenmist macht die denn hier?« Dass er sonst eher wortkarg erschien, hieß nicht, dass Nathan keine Silben für sich übrig hatte. Lieber sprach er mit und für sich allein, als dass seine verbalen Ergüsse jemand anderen angingen. »Hey, ist das nicht Cook?« Brian war neben ihm zum Stehen gekommen und beäugte den Gast, der sich zum zweiten Training in dieser Woche auf den Sitzbänken der Dachse niedergelassen hatte. »Siehst du, Hufflepuff. Hab ich doch gesagt!« »Schwirr ab, sonst kriegt Blishwick einen Tobsuchtsanfall!«, fauchte Nathan, während Brian mit überraschtem Ausdruck auf dem Gesicht, eiligst das Weite suchte. Donnernd und schallend schoss der Klatscher durch die feuchte Oktoberluft. Den ganzen Morgen hatte es bereits geregnet, doch zum Training tröpfelte es nur noch leicht. Dennoch war die Sicht diesig und dicker Nebel zog allmählich über die Ländereien. Everleigh zog den Schal enger um ihren Hals, rieb sich die Hände und hauchte hinein. Ihre dunkle, beinahe schwarze Mähne hob sich gut sichtbar von dem herankriechenden Dunst ab. Ebenso die gelb-braun-gestreifte Strickware. Unverkennbar gehörte sie dem Haus der Dachse an. » O'Connorley!«, fauchte Jacob Blishwick erbost. »Hör auf zu pennen und Mädchen anzugaffen!« »Ich habe nicht gegafft«, keifte Brian zurück, »und gepennt habe ich auch nicht!« »Und wieso hat Tripe dann fast den Klatscher abgekriegt?!«, brüllte Blishwick, dessen Gesicht scharlachrot leuchtete. »Weiß ich doch nicht!«, zischte Brian weiter, schwenkte seinen schwarz lackierten Rennbesen, einen SpeedDriver3ooo, und jagte dem Klatscher nach. Ein lauter Knall verhieß, dass O'Connorley den Ball getroffen haben musste. »Jetzt zufrieden? Und Tripe geht es gut, der hat nur Nasenbluten!«, erklärte Brian und hörte, wie Blishwick in die Trillerpfeife, die um seinen Hals hing, blies. »Schluss jetzt!«, schrie Jacob und deutete auf den Boden. Abrupt hielt jeder inne und sank in Richtung Feld. Stanley Bainbridge, den man nicht mit dem kleinen, goldenen Ball üben ließ, denn die Gefahr, dass dieser ihn verlor, war zu groß, vollführte noch ein paar kunstvolle Drehungen, ehe ihn ein erneuter, greller Pfiff zur Räson brachte. Eine Schnute ziehend, kam der kleine Stanley neben Rowland und dem blutenden Tripe zum Stehen. »Oh, aua, das sieht ja übel aus«, meinte Corey und verzog angewidert das Gesicht. »Hey, Tripe, ich glaube, dein Zinken steht schief!« »Vielen Dank, O'Connorley, du Flasche!«, näselte Seneca und die Gruppe um ihn kam nicht umhin, sich auf die Lippen zu beißen, um peinliche Lacher zu vermeiden. »Hey, wenn du nicht richtig gucken kannst, du Pfeife!«, knurrte Brian verteidigend, dennoch wirkte er betreten, als er den Blick des Kapitäns auffing, der ihn mahnend anstarrte. » O'Connorley!«, fauchte Blishwick, und dieser zuckte unweigerlich zusammen. »Dafür, dass du für Tripes Unfall verantwortlich bist, darfst du ihn auch zur Krankenstation bringen!« »Oh Mann«, maulte Brian ungehalten. »Keine Widerrede!« Dem Befehl Folge leistend, schnappte Brian nach dem Umhang des Jägers und schleifte diesen, mit Rowland, Hampton und Bainbridge im Schlepptau, in Richtung Schloss. Die Arme vor der Brust verschränkt, starrte Jacob dem Gespann, mit wütendem Ausdruck auf dem Gesicht, nach. Der Nieselregen wurde allmählich stärker, sodass bald dicke Tropfen auf ihre Häupter niedergingen. Nathan schwieg. Seiner Ansicht nach war Brian selbst Schuld, wenn er sich so leichtfertig ablenken ließ. »Zabini«, erklang die Stimme des Kapitäns und Nate sah sich gezwungen, neben sich zu blicken. »Das ist mein letztes Jahr und meine letzte Chance, den Hauspokal für Slytherin zu gewinnen. Aber wenn das so weitergeht, sehe ich schwarz!« Der hochgewachsene, junge Mann nickte knapp. Er hatte verstanden. Als Kapitän, Anführer und Hüter sah es Jacob Blishwick als seine Pflicht an, sein Team, seine Mannschaft, zum Sieg zu führen. Nichts war erniedrigender, als sich eingestehen zu müssen, nicht alles gegeben zu haben und als Verlierer den Platz zu verlassen. Stolz gehörte eben zu jenen Eigenschaften, die das Haus der Schlangen ausmachte. Und stolz war jeder von ihnen. »Zabini«, erhob Blishwick erneut die Stimme, ehe er sich dazu entschied, dem feucht-kalten Wetter entkommen zu wollen, »du gehörst zu den besten Spielern, nicht nur in unserem Team. Bevor ich gehe, werde ich einen neuen Kapitän bestimmen müssen.« Jacobs Botschaft war angekommen. Nathan nickte, blieb jedoch stumm. Dass Blishwick sich als einziger Siebtklässler dazu entschied, weiterhin Quidditch zu spielen, hatte nicht nur etwas mit seiner Berufswahl zu tun, wie gemunkelt wurde. Trotz seiner herrischen Art und die Herangehensweise, mit der er sein Team leitete, schien sein Herz viel zu sehr an diesem Spiel zu hängen, als Blishwick je würde zugeben wollen. Er würde Profispieler werden, den Vertrag bei den »Larks of Leeds« hatte er bereits im September unterzeichnet und auch, wenn er durch die Prüfungen rauschen würde, wäre man seinem Talent nicht abgeneigt. Doch Blishwick blieb verbissen. Er wollte den Sieg, wollte den Pokal und er sollte ihn bekommen. Langsam setzte sich Jacob in Bewegung. Wie Brian überragte Nathan seinen Kapitän um einen Kopf, doch in der Statur und im Körperbau konnte O'Connorley nicht mit dem Anführer mithalten. Brian war eher dünn, und hager, und schien einem Besenstiel gleich, während sich auf Jacob mehr Muskelmasse verteilte. »Hey!« Blishwick hielt plötzlich inne und winkte jemanden zu sich. Die Gestalt, die bis vor wenigen Minuten noch unter dem Wappen Hufflepuffs saß, kam auf sie zugeeilt. Das dunkle Haar unter einer Kapuze verborgen, hielt Evaleigh vor den jungen Männern. Nathan verdrehte die Augen und würdigte das junge Fräulein keines Blickes. »Cook, nicht wahr?«, verdutzt huschte Nathans Blick zu Blishwick, der dem Mädchen zur Begrüßung die Hand entgegenhielt. »Der Kapitän«, sagte sie und besah sich ihre Notizen. »Jacob Blishwick« Dieser nickte, die Miene jedoch blieb ausdruckslos. Evaleigh reckte den Hals, um den anderen Jungen zu begutachten. Kurz nahm sie Nathan in Augenschein, ehe die junge Frau ihr Interesse wieder dem Siebtklässler zukommen ließ. Nathan wollte nicht hören, was sie mit Blishwick zu besprechen hatte. Sich den Umhang über den Kopf ziehend, begab sich der Zabini-Zögling zu den Umkleideräumen, trocknete Gesicht und Haar mit einem Handtuch und marschierte, ähnlich einem einsamen Wolf, zum Schloss hinauf. »Nasenbluten«, fauchte Brian und wirkte ungewohnt aufgebracht. Wie ein Tiger im Käfig von einer Ecke zur anderen zu laufen, mochte so gar nicht zu der besonnenen Art des Jungen passen. Nate jedoch zuckte nur mit den Schultern. »Der Klatscher hat ihn nur gestreift!«, zischte Brian ungehalten. »Tripe soll froh sein, dass weder sein riesiger Zinken gebrochen, noch dass sein Jochbein geprellt ist! Bei seinem Riecher kann das nämlich sehr schnell passieren, schneller noch, als er gucken kann!« Endlich hatte es O'Connorley, zu seinem Glück, aufgegeben, durch den Raum zu streifen, denn wenn er seinem Tun weiterhin den Vorzug gab, wäre es an Nathan gewesen, ihn ruhig zu stellen. Brian ließ sich neben Nathan in den Sessel sinken, stützte die Ellenbogen auf den Knien ab und starrte in die Flammen vor sich. »O'Connorley, Zabini!«, vernahmen sie die Stimme ihres Kapitäns, der mit einem seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht auf sie zutrat. Abrupt schossen beide Köpfe in Blishwicks Richtung, ehe sich dieser vor ihnen aufbaute. Lange blickte Jacob von einem zum anderen, ehe er zu sprechen begann: »Ihr beide werdet euch morgen mit Evaleigh Cook zu einem Interview treffen.« »Nein«, schoss sofort aus Nathans Mund hervor. »Warum nicht?«, wandte Brian ein und blickte fragend neben sich. »Oh doch, das werdet ihr. Ich sehe es als Teil deiner Bestrafung an, O'Connorley«, fügte Jacob hinzu, ehe er sich weiteren Protest verbot, indem er gebieterisch die Hand erhob. »Meiner was?!«, hakte Brian nach und schien nun um einiges verwirrter, als zuvor. »Deiner Bestrafung, ich spreche doch deutlich genug, oder etwa nicht?«, bellte Blishwick und ließ nun seinen Fokus auf Nathan ruhen. »Da ihr beide ja solche Kumpels seid, wird es dir eine Lehre sein, O'Connorley und Zabini kann schon mal üben, wie es ist, wenn er bald Kapitän der Hausmannschaft ist.« Mit jenen Worten machte Blishwick auf den Hacken kehrt. Nathan jedoch kam nicht umhin zu bemerken, dass Jacob unnatürlich blass und fad wirkte, ebenso hatte er die dunklen Ringe unter den Augen seines Kapitäns bemerkt und dass dieser nun den Kopf schüttelte und sich die Stirn rieb, bestätigte den jungen Slytherin in seinem Verdacht, dass der Siebtklässler wohl wirklich das Ende des Schuljahres, und vor allem die letzte Prüfung, herbeisehnte. »Irre ich mich, oder hat Blishwick dich gerade zum Kapitän ernannt?« Brian störte sich weniger an seiner Bestrafung, als an ebenjenen Titel und die Bürde, die sein bester Freund nun zu tragen hatte. Bei Nathan jedoch schien es das genaue Gegenteil zu sein. Für ihn kam das besagte Gespräch mit dieser Göre einer Höllenfahrt gleich, auch wenn er sich nicht erklären konnte, warum es ihm davor graute. Nathans Miene verfinsterte sich. Innerlich brodelnd zog er sich weiter in das Polster des Ledersessels zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und begnügte sich mit jenen Gedanken, die seinen Zorn noch steigerten. »Du hast echt kein gutes Gefühl bei der Sache, hm?«, fragte Brian mit einem schelmischen Grinsen auf dem Gesicht, während der die Beine von der Tischkante schwang, die unter einem dumpfen Laut auf den Boden des leeren Klassenzimmers aufkamen. »Sie ist doch bloß eine pseudo-Reporterin.« »Und wenn schon. Glaubst du das wirklich?«, spie Nathan aus und wirkte noch mürrischer als sonst. Offenbar behagte ihm die Vorstellung eines Interviews noch immer nicht. »Klar, warum nicht? Was denn sonst?«, verlangte Brian zu wissen und klopfte sich den Staub von der Jeans. »Ich weiß nicht, eine Spionin vielleicht?«, fauchte Nate und verschränkte die Arme vor der Brust. Dass Brian bellend auflachte, gefiel ihm noch weniger. Und als ob der Tag nicht noch schlimmer für ihn hätte werden können, erschien das Fräulein pünktlich auf die Minute. »Wir haben immer noch kein Interesse«, zischte Nathan in Evaleighs Richtung, doch die junge Hufflepuff schritt weiterhin ungerührt auf sie zu. »Du vielleicht nicht«, grinste Brian und streckte ihr die Hand zur Begrüßung entgegen, als Evaleigh vor ihnen hielt. »Du musst Brian O'Connorley sein.« Ihr freundliches Lächeln schickte Grübchen in ihren Wangen. Jeder andere Mann wäre entzückt von ihrem Erscheinungsbild, doch Nathan hatte mühe, dem Drang zur Flucht nicht nachzugeben. Dann richtete die junge Dame abermals ihr Augenmerk auf ihn. »Groß, muskulös, aber auch schweigsam und mürrisch und ...«, hob sie an, doch der junge Slytherin fiel ihr ins Wort. »Desinteressiert«, vollendete Nathan ihren begonnen Satz. »Nathan Zabini«, sagte sie und hob den Zeigefinger, als ob sie einen Geistesblitz, oder zumindest richtig geraten hätte. »Sie ist klug«, brachte Brian mit gespielter Bewunderung hervor und blickte unter großen Augen zu Nathan auf. Evaleigh jedoch wischte das Kompliment mit einer hastigen Handbewegung fort und tat so, als ob man ihr jeden Tag eine solche Schmeichelei zukommen ließ. »Nein«, erwiderte sie gedehnt, »ich bin nur gut informiert.« Wieder zeigten sich Grübchen in Evaleighs Wangen. Augenscheinlich schien sie ein sehr heiterer, freundlicher und neugieriger Charakter zu sein. Und es ließ sich nicht von der Hand weisen, dass Nathan Zabini sie von Minute zu Minute weniger mochte. »Also«, begann das Mädchen von Neuem, »ich habe hier Fragebögen, die ihr bitte ausfüllt. Nichts Spektakuläres, nur der übliche Standard. Name, Vorname, Geburtstag, ein bisschen was zu euer Familie, euren Freunden, der Schule und natürlich Quidditch.« »Was? Keine Geburtsurkunde, Blutgruppe oder Speichelprobe?«, knurrte Nathan, als er das von Evaleigh dargebotene Stück Papier entgegen nahm. »Oh, er spricht ja doch.« Erstaunen machte sich auf dem Gesicht des Mädchens breit, während sie Brian einen Blick zuwarf, der den Mund jedoch zu einem schiefen Grinsen verzog. »Wer kommt überhaupt auf einen solchen Drachenmist?«, fauchte der hochgewachsene, junge Mann plötzlich, als er das Pergament überflog. »Hey, Nate, ganz ruhig!«, beschwor ihn Brian, doch Nathan schien gerade erst anzufangen. »Wen interessiert denn schon meine Schuhgröße, oder mein Leibgericht? Du schreibst doch über Quidditch, oder?«, polterte der junge Zabini-Spross weiter, ohne auf die mahnenden Worte seines Freundes einzugehen. »Nein, nur über die Spieler. Die, mit Begabung. Und laut eurem Kapitän habt ihr zwar Talent, aber an Manieren scheint es dir zu mangeln.« Evaleigh sah mit festem Blick zu Nathan auf, der jedoch nur ein abfälliges Schnauben für sie übrig hatte. »Ich habe nicht vor, mit diesem Artikel euren Karrieren zu schaden. Wir, von Hogwarts Daily, wollen nur ...« »Nate, komm schon«, fiel Brian in den Monolog der jungen Frau ein, »wenn du etwas nicht preisgeben willst, musst du das doch auch nicht, oder?« Evaleigh schüttelte den Kopf. Wenngleich auch die Anspannung in ihrem Körper, durch Brians beherztes Eingreifen, ein wenig gemildert wurde, ließ sie trotz allem noch Vorsicht walten. »Da ihr nicht die einzigen Top-Spieler unserer Schule seid, und ich den anderen Treibern, Jägern, Hütern und Suchern dasselbe vorlege, wird es doch sicherlich nicht allzu viel Mühe machen, wenigstens ein paar der Fragen zu beantworten, oder? Und wenn du willst, dann musst du auch nicht ins Einzelinterview«, ließ Everleigh verlauten und verschränkte die Arme vor der Brust. »Oh, es gibt Einzelinterviews?«, hakte Brian nach und wurde just durch ein klar zu vernehmendes Räuspern in seiner Euphorie gebremst. »Wenn ihr wollt?« Evaleigh zuckte mit den Schultern. Nathan jedoch behagte das Vorhaben immer noch nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)