Wolf und Salamander von kikidergecko ================================================================================ Einundzwanzigster Tag des siebten Monats im Jahr 89 N.U. -------------------------------------------------------- Es war üblich, dass die Erste Schwester im Kreise ihres Gefolges speiste, und bei diesem Frühstück war nun auch der Salamander Teil ihrer Tafel. Einige der Wachen, die mit ihnen am Tisch hatte er bereits gesehen, es überraschte ihn wie frei die sonst eher zurückhaltenden Kriegerinnen hier diskutierten. Das Thema war das selbe wie an vielen Tagen, so hatte ihn seine Sitznachbarin aufgeklärt, es ging um den drohenden Krieg mit dem Herzogtum. Die Erste Schwester beteiligte sich wie so oft nicht an Diskussionen zur politischen Lage und brütete statt dessen über ihrer Schale mit dampfendem Tee. "...und dann treibe ich ihm meine Axt in den Schädel und schneid' ihm sein elendiges Gehänge ab!", brüllte eine der Wachen lauthals lachend, die anderen stimmten mehr oder weniger innbrünstig mit ein. Der Salamander fühlte sich nur unbehaglich, als einziger Mann in dieser aufgeheizten Runde. Seine Sitznachbarin schien dies zu bemerken und versuchte das Gespräch etwas sachlicher weiterzuführen. "Hey, Salamander. Mit welcher Waffe kämpfst du am Besten?" "Ich, äh... mit dem Dolch, würde ich sagen." Lautes Gelächter brach aus, selbst die Erste Schwester schüttelte grinsend den Kopf. "Mit einem Dolch kämpft man nicht, damit schmiert man sich die Butter aufs Brot!" "Oder man meuchelt.", fügte eine Andere hinzu. "Jetzt mal ehrlich", begann die Fragestellerin erneut. "Hat man dir nie beigebracht, wie man mit Axt und Schwert umgeht?" "Männer dürfen keine Waffen tragen", meldete sich eine Weitere zu Wort. "Ist er denn ein Mann?", tönte es von der anderen Seite der Tafel. "Lass deine Hosen runter, Salamander! Zeig uns deine Murmeln!" Schon wieder versank alles in lautem Gelächter. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als einfach zu verschwinden. "Das Frühstück ist beendet! Macht euch an die Arbeit, Schwestern." Und plötzlich waren alle wie ausgewechselt. Schüsselten klapperten, Schwertgurte klirrten leise und wenige Augenblicke später war die Tafel leer. Bis auf ein kleines Häufchen Elend, das hochrot und zusammengekauert auf seinem Schemel hockte und nicht wusste, was er tun oder wohin er gehen sollte. "Du weißt, wie die Dinge in dieser Stadt laufen", sagte sie streng. "Männern ist es verboten, Waffen zu benutzen. Für das Messerchen, das du da am Gürtel trägst, müsste ich dich eigentlich schon aus dem Palast werfen." Er schaute sie apathisch an. "Ich bin mir sicher, du weißt auch wie normalerweise verfahren wird, wenn ein Mann sich bewusst für einen Dienst an der Waffe entscheidet." Er schluckte, so dass der Adamsapfel auf- und abhüpfte. "Richtig. Was dich angeht, stecken wir allerdings in einer Zwickmühle. Es gibt nur wenige Aufzeichnungen über Salamander, und ich kann es nicht riskieren, dass durch eine Kastration deine Kräfte schwinden. Da du nun Teil meiner Leibwache bist, musst du allerdings auch den Umgang mit der Waffe beherrschen. Also werden wir wohl das Risiko eingehen müssen." "Danke, vielen Dank! Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie..." "Außerdem," unterbrach sie, "werde ich den anderen zu verstehen geben, dass sie in Zukunft ihre scharfen Zungen für sich behalten können. Ich dulde keine Ausgrenzung in meiner Leibwache." "Nein, tut das bitte nicht." Sie sah ihn überrascht an. "Ich will nicht, dass sie sich wegen mir anpassen müssen. Ich werde schon damit klar kommen. Das ist vermutlich der Nachteil an dem Privileg, das Ihr mir soeben verliehen habt.", fügte er mir einem schüchternen Lächeln hinzu. "Du bist tapferer, als ich dachte. Und jetzt geh, die Schwertmeisterin wartet schon!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)