Maskerade von Majesticsiten (GemeinschaftsFF der Majesticsiten) ================================================================================ Kapitel 1: Maskerade -------------------- Donnergrollen durchschnitt die Stille der Nacht und grelle Blitze erhellten das dunkle Firmament. Der Regen prasselte unnachgiebig auf die Erde nieder, benetzte jeden Millimeter des Erdbodens. Es war eine jener Nächte, die der Junge als Kind immer so gefürchtet hatte. Einer jener Nächte, die er heute, Jahre später erneut fürchtete und so wälzte er sich in seinem Bett umher, ruhelos, nicht in der Lage Schlaf zu finden. Es schien als wollten sie das Unheilvolle verkünden, was ihm noch bevorstand und obgleich er wusste, dass eine Konfrontation mit seinem Problem unausweichlich war, so wollte er am liebsten vor ihm flüchten. Sich unter seiner warmen Bettdecke verstecken. Er fragte sich, ob der laute Regen wohl die Spuren seines Lebens ebenso verschwinden lassen könne, wie er es mit all den anderen Spuren in der Natur tat. Ein beängstigender Gedanke. Dennoch gar nicht einmal so abwegig, dachte er. Ob ihn wohl jemand vermissen würde? Sicher doch, oder? Sein Team zumindest, waren sie in den letzten Jahren ja schließlich ein gutes Team geworden. Ja, es ließ sich nicht leugnen, dass die Majestics nicht mehr nur in Europa sehr erfolgreich waren. Aber würde man sich wirklich an ihn erinnern? An ihn, so wie er wirklich war? Die Wahrheit war wohl ‚Nein’. Du siehst mich nicht Du kennst mich nicht Du siehst nur meine Masken Traurig stellte er fest, dass er nicht einmal seinen Freunden gegenüber er selbst hatte sein können. Doch musste er sich eingestehen, dass es nicht an ihnen lag. Zwar hatte er sich das immer eingeredet, aber die Wahrheit war, dass er nicht über seinen eigenen Schatten hatte springen können. Er hatte geglaubt, er müsste immer stark, ein Kämpfer sein, um akzeptiert zu werden. Es war falsch gewesen, mit der klaren Diagnose des Arztes war es jedoch wohl zu spät, um etwas zu ändern. Oder? Mit einem weiteren, leuchtenden Blitz, der sein Licht durchs Fenster hineinwarf, fiel sein Blick auf den alten Ebenholz-Nachttisch. Auf sein Beyblade, das dort sicher lag. Auf Salamalyon. Bedächtig nahm er ihn zu Hand, drehte ihn darin umher, verzweifelt darauf hoffend, eine Lösung zu finden. Doch so sehr er es sich auch wünschte, auch Salamalyon konnte ihm keinen Trost mehr spenden. Kurz leuchtete der Bitchip auf, dann tauchte ein Blitz den Raum in helles Licht, ein gewaltiger Donnerschlag grollte fast im gleichen Moment und es klang, als würde das Schloss um ihn herum einstürzen - der Blitz war so nah gewesen, und Johnny hatte sich vor Schreck unter seine Decke verkrochen. Doch auch die Daunen seines Bettzeugs konnten das unnachgiebige Prasseln des Regens nicht ausblenden, und auch die Donnerschläge, die, wie es ihm schien, aus allen Richtungen kamen, trafen ihn jedes Mal mit voller Kraft. Wieder leuchtete Salamalyon auf, und traurig blickte Johnny das Beast an. Wann hatte er nur die Fähigkeit verloren, sich auf Salamalyon zu stützen? Wann hatte der Trost seines Gefährten aufgehört, ihn zu berühren? Doch dem Bitbeast konnte er nicht einfach eine Maske zeigen, wie er es bei seinen Teamkollegen tat. Salamalyon hatte in seine Seele geblickt - und er wusste, dass er vor ihm nichts verheimlichen konnte. Und so kannte Salamalyon all seinen Kummer, all seinen Schmerz. Und den Grund dafür, dass er sein Team so belog. Er hatte einen bösartigen Tumor. Ein Magengeschwür war gekippt, und nun wucherte es wie ein Parasit in seinem Körper - und das mit alarmierender Geschwindigkeit. Mein wahres Gesicht Das kennst du nicht Du kennst nur meine Masken Niemand wusste davon und niemand würde es von ihm erfahren. So gerne er mit jemandem über seine Ängste und Sorgen sprechen wollte, er konnte es nicht. Sein Schicksal ließ sich nicht mehr ändern und mitleidige Blicke waren das Letzte, was er wollte. Es gab ihm sein Leben nicht zurück. Im Gegenteil. Das letzte bisschen Zeit, das ihm blieb, würde getrübt durch die Tatsache, dass alle ihn wie einen Sonderling behandelten, wie jemanden, der Schonung brauchte. Aber nicht wie Johnny McGregor. Und er wollte nicht in jedem Augenblick seiner verbleibenden Zeit daran erinnert werden, welches Los er zu tragen hatte. Er hatte dennoch lange Zeit darüber nachgedacht, wem er sich anvertrauen könnte. Robert, Enrico, Oliver. Vielleicht jemand von den Bladebreakers? Letzten Endes war er zu dem Schluss gekommen, dass er die Diagnose gar nicht laut aussprechen wollte, da in diesem Moment die unbarmherzige Realität auf ihn einstürzen würde. Und so spielte er weiterhin den starken und dickköpfigen Kämpfer, um alle, die ihm teuer waren, zu täuschen. Er redete sich ein, dass er ihnen die Angelegenheit dadurch erleichterte - immerhin mussten sie nicht mit ansehen, wie er starb. Aber er wusste genau, wie vorwurfsvoll sie alle reagieren würden, wenn er nicht mehr war und die Todesursache öffentlich gemacht wurde. Warum er nicht mit ihnen darüber gesprochen hatte, wieso er nach außen hin diese Fassade errichtet hatte. Er wusste es selbst nicht genau. Aber es war nicht mehr wichtig. Er war nicht mehr wichtig. Die letzten Körner fielen durch die Sanduhr seines Lebens und was er auch tat, es war zu spät, das Unweigerliche aufzuhalten. Was würde es ihm nun noch nützen, wenn er sich selbst offenbarte? Was würde es ihm nun noch bringen, sich mit sich und seinem Verhalten auseinander zu setzen? Es brachte ihm nichts zurück. Und dennoch quälte ihn der Gedanke, was er in dieser Welt zurücklassen würde, wie ihn seine Freunde in Erinnerung behalten würden, ob sich überhaupt jemand an ihn erinnern würde. Es donnerte laut, es blitzte. Der Regen prasselte hart gegen die Fensterscheiben. Johnny McGregor lag auf seinem Bett und für einen Augenblick wünschte er sich, dass alles bereits vorbei war. Im Spiegel seh ich mich Und ich frage dich Was steckt hinter dieser Maske? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)