Last Desire von Sky- (L x BB) ================================================================================ Kapitel 4: L's Entschluss ------------------------- „Als ich in Wammys House aufgenommen wurde, habe ich A und B persönlich gekannt. Nun gut, persönlich wäre vielleicht etwas übertrieben. Sie blieben lieber unter sich, insbesondere B. Er hat den Kontakt zu den anderen Kindern vermieden und die anderen hatten auch Angst vor ihm. Grund dafür war, weil er eine instabile Psyche hatte. Er war hochintelligent und ein Genie wie du, aber er konnte seine Gefühle nicht unter Kontrolle halten. Für gewöhnlich war er introvertiert, einzelgängerisch und hatte oft depressive Phasen. Aber dann gab es Momente, in denen er extrem gewalttätig wurde und dabei sadistische als auch masochistische Züge an den Tag legte, die fast schon an eine kranke Geistesstörung grenzten. Er war dann wie von Sinnen und kannte nur noch zwei Dinge: zerstören und zerstört werden. Zwar wurde er mit Medikamenten behandelt, aber diese konnten seine destruktive und manische Seite nicht vollständig unterdrücken. Deshalb war er auch sehr einsam und hatte keine Freunde. Selbst die Erwachsenen haben sich vor ihm gefürchtet. Aber A hatte keine Angst vor ihm, sondern war für ihn da und hat ihm geholfen. Und erst diese Freundschaft zu A hat B’s Zustand deutlich verbessert und er hatte für sich einen Weg gefunden, diese Seite in ihm unter Kontrolle zu halten. Nach und nach ist er immer mehr aus sich herausgekommen und man hat ihn sogar lachen sehen. Er hat A regelrecht vergöttert und sich an ihn geklammert, weil dieser der einzige Mensch war, der sich nicht vor ihm gefürchtet hat und in ihn einen normalen Menschen sah.“ Vergöttert… an ihn geklammert… So also sah es in Beyond aus? Wenn das wirklich so stimmte, dann musste für ihn wirklich eine ganze Welt zusammengebrochen sein. Kein Wunder, dass ihn der Selbstmord seines besten Freundes bis heute noch so nahe ging. „Was war A eigentlich für ein Mensch gewesen?“ Hester sah ihn irritiert an, als könne sie da gar nicht glauben, was L sie da gerade gefragt hatte. Sich nach dem Charakter eines verstorbenen Menschen zu erkundigen, der keine zentrale Rolle in einem Kriminalfall spielte, war doch überhaupt nicht seine Art und so fragte sie skeptisch „L, geht es dir gut?“ „Ja, ich bin in Ordnung. Ich will bloß einfach B’s Hass auf mich verstehen und dazu muss ich auch mehr über A wissen.“ „Nun, er war ein Junge mit vielen Gesichtern. Nach außen hin war er immer sehr leichtherzig und fröhlich und er hat vieles sehr einfach genommen. So zum Beispiel auch die Tatsache, dass er keine Angst vor B gehabt hat. Aber er war auch sehr unsicher und unglücklich, aber er hat niemandem den Grund genannt und die meisten wussten gar nicht, dass er unglücklich war. Er hat sich vor den anderen immer sehr gut verstellen können, aber ich habe ihn ein Mal weinen sehen und da sah er wirklich aufgelöst aus. Und er hatte sich an dem Tag auch mit B gestritten.“ „Und worum ging es bei dem Streit?“ Darauf wusste Hester keine Antwort, sie konnte sich auch nicht mehr wirklich daran erinnern, weil es schon so lange her war. Außerdem hatte sie nicht viel mitbekommen. „A war wegen irgendetwas sauer auf B gewesen und hat ihn deshalb angeschrieen. Das war ein Tag vor seinem Selbstmord.“ Ein Tag vor A’s Selbstmord? Da hatte sich L anonym ins Waisenhaus eingeschlichen, um sich selbst ein Bild davon zu machen, wie dort der Alltag so war. Er hatte sich als Rogers Enkel ausgegeben, sich verkleidet und sogar seine krumme Haltung für diesen einen Tag aufgegeben. Nun gut, er hatte A zwar getroffen gehabt, aber sie hatten nicht viel miteinander gesprochen und es war auch nichts zwischen ihnen beiden vorgefallen, was ausschlaggebend für seinen Selbstmord hätte sein können. Und außerdem hätte ihn niemand erkennen können! A konnte gar nicht gewusst haben, dass es sich bei Rogers vermeintlichem Enkel um L persönlich handelte. Niemand hätte es wissen können. Oder hatte er sich geirrt und jemand hatte gewusst, dass er es gewesen war? In dem Falle musste er wohl oder übel noch mal mit Beyond reden, denn er schien mehr zu wissen, als er verraten wollte. Und dazu musste er ihn erst mal dazu bringen, dass er den Mund aufmachte. „Wie hat B es eigentlich geschafft, seine destruktive Seite zu kontrollieren?“ „Das weiß ich selbst nicht. Er sagte, er habe es A zu verdanken und in seiner Gegenwart ging es ihm sogar so gut, dass er die Medikamente gar nicht mehr nehmen musste. Nun gut, nach A’s Selbstmord hat sich sein Zustand wieder etwas verschlechtert, allerdings waren seine Gefühlsausbrüche nie wieder so extrem gewesen wie vor Beginn ihrer Freundschaft.“ Das hieß dann also, dass es heute das erste Mal seit über zehn Jahren gewesen war, dass sich diese monströse Seite in Beyond gezeigt hatte. Aber wieso ausgerechnet heute? Sicher weil dieser ihm gesagt hatte, er sei für A’s Selbstmord verantwortlich. „Du warst es doch, der A’s Gefühle in den Dreck getreten und ihn damit in den Selbstmord getrieben hat… A hat sich die ganze Zeit blenden lassen und sich so in die Wahnidee reingesteigert, perfekt zu sein, damit er dir gefällt und dafür hat er alles aufs Spiel gesetzt. Sowohl seine psychische, als auch seine physische Gesundheit. Den ganzen Stress, den er sich da aufgeladen hat, das tat er allein für dich, weil du für ihn die wichtigste Person warst. Alles hat sich bei ihm nur um dich gedreht und du hast ihn ignoriert und gar nicht gemerkt, was in ihm eigentlich vor sich ging.“ Inwiefern hatte er A’s Gefühle in den Dreck getreten und wann war das passiert? L fand keine Antwort darauf und merkte selbst, dass es ihn einfach nicht mehr losließ. „Und was hast du jetzt vor, L?“ „Ich werde noch mal mit ihm reden.“ Entgeistert sah Hester ihn an und schüttelte den Kopf. Ihr war deutlich anzusehen, dass ihr jegliches Verständnis fehlte und sie sich auch Sorgen machte. „Was soll denn noch passieren, bis du endlich verstehst, dass er nicht mit dir reden will? Wenn ich dir einen Rat geben darf, solltest du ihn der Polizei übergeben. Im Gefängnis oder in der Psychiatrie ist er deutlich besser aufgehoben.“ L sagte nichts dazu. Er wusste selbst, dass Hester Recht hatte und es wahrscheinlich nur wieder zu einem Übergriff kommen könnte, wenn er Beyond zu nahe kam. Also warum tat er das? Etwa weil seine Neugier größer war und er unbedingt die Umstände zu A’s Selbstmord erfahren wollte? Oder weil er dieses erste Mal nicht vergessen konnte, als Beyond ihn berührt hatte und er ihm nahe sein wollte? Seitdem waren zwar einige Tage vergangen, aber in L’s Kopf war es immer noch so stark präsent, dass er es noch regelrecht spüren konnte. Tief in seinem Inneren wollte er doch, dass es wieder geschah, oder etwa nicht? „Ich verstehe dich einfach nicht, L. So ein Verhalten passt doch gar nicht zu dir. Du begibst dich in Gefahr, wirst verletzt und willst wieder zu ihm gehen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du es darauf anlegst, dass er dir etwas antut.“ Zwar ließ sich L nichts anmerken, aber innerlich fuhr er zusammen, als Hester ihm das sagte. Natürlich ließ sein Verhalten keinen anderen Schluss zu und die Bissspuren an seinem Körper waren auch viel zu verdächtig, als dass Hester nicht auf diesen Schluss kommen könnte. Es ließ sich nicht leugnen, dass er sich seltsam verhielt, seit er den schwer verletzten Beyond auf der Straße aufgegabelt und im Keller einquartiert hatte. Und das merkten sowohl Hester, als auch Watari. „Ich mach mir langsam echt Sorgen um dich, L. Du solltest endlich einsehen, dass Beyond nicht im Geringsten daran interessiert ist, mit dir zu kooperieren. Er wird dir nur noch mehr wehtun, das solltest du endlich mal erkennen. Wer weiß, ob du beim nächsten Mal wieder so glimpflich davonkommen wirst. Er ist gefährlich und das weißt du auch!“ Nachdem sämtliche Wunden verarztet waren, zog L wieder seinen Pullover an und blickte zum Spiegel an der Wand. Vorhin wollte er lieber nicht wissen, wie er ausgesehen haben musste, wenn sogar Watari einen Schreck bekam. Aber auch jetzt sah er nicht gerade gut aus. Seine Augenringe erinnerten an pechschwarze Abgründe und er war ziemlich blass. Außerdem sah er aus, als wäre er in eine heftige Prügelei geraten. Oh Mann, er sah wirklich beschissen aus. Im ersten Moment war er selbst total erschrocken über diesen Anblick, denn so schlimm hatte er bis jetzt noch nie ausgesehen. Ob von den Kratzern Narben zurückbleiben würden? Wahrscheinlich... „Ich weiß, was ich tue, Hester.“ Sonderlich überzeugend klang dies allerdings nicht aus seinem Mund und tatsächlich nagte der eine oder andere Zweifel an ihm, ob er es wirklich schaffen konnte, zu Beyond durchzudringen. „Danke für alles.“ Damit verließ er das Zimmer und ging zum Überwachungsraum. Was er wohl gerade machte, fragte sich der Detektiv mit den Pandaaugen und sah auf die Bildschirme. Viel gab es da nicht zu sehen, zumindest nicht auf dem ersten Blick. Er sah Beyond Birthday zusammengekauert in einer Ecke sitzen, der Stuhl und der Schreibtisch demoliert und in Stücke geschlagen. Offenbar hatte er wieder die Beherrschung verloren, oder er hatte einfach ein Ventil gebraucht, um seine Frustration und seinen Selbsthass abzubauen. „Verdammt noch mal, lass mich hier endlich raus!“ hörte er die Stimme seines „Gastes“ durch die Lautsprecher rufen. Beyond klang aufgewühlt, verzweifelt und wütend zugleich. „Hör endlich damit auf, mich wie ein Versuchskaninchen hier einzusperren und bring es endlich zu Ende, L. Lass mich hier endlich raus!!!“ Wut, Angst, Wahnsinn... das waren die Gefühle, die Beyond beherrschten und die er nicht unter Kontrolle bringen konnte. Zumindest nicht von alleine. A war der Einzige gewesen, der es geschafft hatte, ihm zu helfen und lange hatte Beyond diese namenlose Bestie in Zaum halten können. Doch jetzt war sie wieder zurück und genau das schien ihm Angst zu machen. Er wollte weglaufen, nämlich vor sich selbst. Genau aus diesem Grund hielt er es weniger denn je in diesem Keller aus. Zuerst spielte L mit dem Gedanken, ihm zu helfen, doch er entschied sich anders und wollte ihn stattdessen erst einmal eine Zeit lang in diesem Zustand lassen. Natürlich war das nicht gerade ein schönes Erlebnis für den BB-Mörder, aber vielleicht half es ihm auf die Weise, endlich seinen Stolz abzulegen und ganz klar und deutlich zu sagen, was Sache war. Denn so langsam sah auch L ein, dass er mit freundlichen Worten alleine nicht weiterkam. Einen so sturen Dickschädel wie Beyond Birthday konnte man nur zur Kooperation bewegen, wenn er mit harten Bandagen angefasst wurde. Nun betätigte er die Sprechanlage. „Du wirst erst mal schön hier bleiben, bis ich meine Antworten habe. Und glaube mir, ich habe eine Engelsgeduld was die Wartezeit betrifft!“ „Du verdammter Bastard“, rief Beyond wutentbrannt und rannte auf eine der Kameras zu, sodass L direkt in sein Gesicht sehen konnte. „Wenn ich hier rauskomme, dann wirst du dir noch wünschen, du wärst nie geboren worden. Sobald ich dich in die Finger kriege, werde ich dir die Haut abziehen und dein Innerstes nach außen kehren, während du bei vollem Bewusstsein bist. Ich schwöre bei Gott, ich bringe dich um!!!“ Wut. Es war wieder dieser rasende Zorn und dieses wahnsinnige Funkeln. Offenbar kannte dieses Monster in ihm nur Hass, Gier und Verlangen und das auch nur auf eine äußerst destruktive Weise, die bis zur Selbstzerstörung führen konnte, wenn man es gewähren ließ. Doch L hatte nicht vor, es so weit kommen zu lassen. Und wenn er Beyond dazu zwingen musste, sich endlich zu öffnen. Er würde alle möglichen Mittel anwenden, die es brauchte, um ihm zum Reden zu bringen, die Kinderstunde war jetzt vorbei. „Tut mir Leid, aber ich habe noch andere Dinge vor. Deine Fußfessel ist lang genug, dass du dich im Raum frei bewegen kannst. Du wirst hier so lange isoliert bleiben, bis du dich entschlossen hast, mein Angebot anzunehmen.“ Damit hatte L seine Entscheidung gefällt, auch wenn er diese nicht wirklich leichtfertig getroffen hatte. Aber es war auch zu Beyonds eigenem Schutz. Solange das Monster noch so präsent war, konnte L nicht zu ihm und damit riskieren, dass es Schaden anrichtete und sie beide im Krankenhaus landen könnten, wenn nicht sogar in der Leichenhalle. Also ließ er den Serienmörder erst mal in Ruhe austoben, bevor er wieder das direkte Gespräch mit ihm suchte. „Warum?“ Die ganze Aggression war gewichen und Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Angst übernahmen nun Besitz von Beyond und kauerte da wie ein kleines Häufchen Elend, während er sich so klein wie möglich machte. „Wieso tust du mir das an? Reicht es dir nicht schon, wenn du mir den einzigen Freund genommen hast, den ich hatte? Anscheinend wohl nicht, sonst würdest du mich hier nicht an einer Fußkette fesseln und mich im Keller einsperren wie ein Tier. Sicher ziehst du aus dieser ganzen Show dein abartiges und sadistisches Vergnügen. Nicht wahr, du perverses Arschloch? Gott, du machst mich so was von krank!“ L hob erstaunt die Augenbrauen, als er das hörte und ihm blieb erst mal die Sprache weg. „Ich und pervers?“ Die Tür zum Überwachungsraum öffnete sich und Watari und Hester kamen herein. Der alte Mann wollte den Eisbecher servieren und Hester war wohl einfach neugierig geworden und wollte selbst mal einen Blick auf den Gefangenen werfen, nachdem er gesundheitlich wieder auf der Höhe war. Den Eisbecher rührte L jedoch nicht an, sondern wandte sich an den gebürtigen Erfinder und fragte „Watari, bin ich pervers?“ Diese direkte Frage war zu viel für die Ärztin und sie prustete vor Lachen. Watari konnte sich da besser beherrschen und räusperte sich lediglich. „Wie kommen Sie denn auf den Unsinn, L?“ „Nun ja, ich sammle den Mann, der mich töten will, von der Straße auf und sperre ihn in den Keller, während ich ihn an einer Fußkette fixiere.“ „Nun, wenn ich ehrlich sein darf…“ Hesters Blick war anzusehen, dass sie an die Biss- und Kratzspuren dachte, aber da sie sich wieder erinnerte, dass Watari ja auch noch da war, presste sie schnell die Lippen zusammen und sagte ausweichend „Schon gut…“ Trotzdem behielt sie ein amüsiertes Grinsen bei, welches L jedoch mit keinem einzigen Blick würdigte. Er wandte sich wieder dem Bildschirm zu und beobachtete, wie Beyond nun damit begann, an seiner Fußfessel zu hantieren. Die Mühe könnte er sich genauso gut sparen, denn die bekam er unmöglich ohne Hilfsmittel auf. Hester wurde nun ernst, als sie L’s nachdenkliche Miene sah und schlug vor „Wenn du willst, kann ich noch Handschellen holen, wenn er komplett ausrastet und sich ernsthaft verletzt.“ „Wäre vielleicht keine so schlechte Idee“, murmelte der Detektiv mit den Pandaaugen, als er sah, dass Beyond sich wieder in einen seiner Wutanfälle reinsteigerte. „Am Besten wären da eine Zwangsjacke, Fußfesseln und eine Augenbinde.“ „Wie bitte?“ fragte Watari, der nicht richtig gehört zu haben glaubte. Verwundert sah er L an und schüttelte den Kopf. „Was haben Sie denn nur vor, L?“ „Wenn Worte nichts bringen, müssen eben Taten folgen. Wir werden ihn systematisch in die Enge treiben und unter Druck setzen.“ Nun war auch Hester entsetzt und schüttelte den Kopf. „Das kannst du doch nicht machen, L. Siehst du denn nicht, in welcher Verfassung er gerade ist? Er gehört eigentlich in eine Klinik oder in die Sicherheitsverwahrung. Was versprichst du dir davon, wenn du ihm zusätzlich noch eine Zwangsjacke, Fußfesseln und eine Augenbinde anlegst?“ „Schon mal vom Stockholm-Syndrom gehört?“ Natürlich hatte Hester das, immerhin hatte sie neben Medizin auch Psychologie studiert und solche Fälle waren ihr auch schon untergekommen. Menschen in einer extremen Situation beginnen Sympathie und Zuneigung für ihre Peiniger zu empfinden und leiden in dieser Situation an einer Wahrnehmungsverzerrung. Kleinste Zugeständnisse der Entführer werden überproportional wahrgenommen, während die rettenden Einsatzkräfte sich in den Augen der Geiseln zurückhalten und ihnen anscheinend nicht helfen wollen. In so einer Situation sehen sie nur die guten Dinge ihrer Peiniger und bauen eine Bindung zu ihnen auf. Auch war es in manchen Fällen so, dass sich die Opfer einredeten, es sei zum Teil ihr eigener Wille, weil sie mit diesem totalen Kontrollverlust nicht umgehen konnten. Es kam nicht selten vor, dass sie ihre Peiniger dann sogar in Schutz nahmen und sich stattdessen von denen distanzierten, die ihnen wirklich helfen wollten. Hester begann allmählich zu begreifen, was L da vor hatte, trotzdem gefiel es ihr nicht wirklich. Er wollte gezielt so einen Effekt hervorrufen, indem er Beyond systematisch in die Enge trieb und ihn in eine Extremsituation brachte, in der er extremer Angst und großem Stress ausgeliefert war. So konnte er seinen Widerstand brechen und zwang ihn somit, sich zu öffnen. „Ich weiß wirklich nicht, ob das so eine gute Idee ist und ob wir ihm das in dieser Verfassung auch wirklich zumuten können. Wenn er wieder durchdreht, könnte er sich selbst verletzen.“ „Nicht, wenn er eine Zwangsjacke trägt und so fixiert wird, dass er sich nicht bewegen kann. Hester, ich möchte, dass du dich um die Überwachung seiner gesundheitlichen und mentalen Verfassung kümmerst und mir alles berichtest, was für mich von Wert sein könnte. Wir werden so schnell wie möglich beginnen.“ Die Ärztin wusste, dass L sich schon seine Gedanken gemacht und diese Entscheidung auch nicht leichtfertig getroffen hatte und er musste auch zugeben, dass ihm rein subjektiv gesehen nicht ganz wohl dabei war. Es konnte sehr gut möglich sein, dass sich Beyonds Zustand erheblich verschlechtern könnte und diese Bestie in ihm außer Kontrolle geraten könnte. Wer weiß, ob er dann überhaupt wieder zu Verstand kam. Doch normale Gespräche hatten sich als wirkungslos herausgestellt und da Beyond ein Sturkopf war, musste man eben etwas deutlicher werden. Also war es rein objektiv betrachtet sogar nötig, diese Methode anzuwenden. Aber zumindest konnten durch die Vorsichtsmaßnahmen erhebliche Risiken vermieden werden: mit der Fixierung würde er sich selbst nicht so schnell verletzen können und durch die Überwachung durch Hester könnte man schnell genug reagieren, wenn der Plan nach hinten losgehen sollte und er dringend Hilfe brauchte. Er sah immer noch die großen Zweifel in den Augen der Ärztin und sagte schließlich „Wenn etwas passieren sollte, werde ich die volle Verantwortung übernehmen.“ Also begannen sie mit der Vorbereitung zur Durchführung ihres Plans. Watari hatte die meiste Zeit über nichts gesagt und es war auch unmöglich festzustellen, was er zu dieser ganzen Sache dachte. Schließlich, als L gerade nicht da war, nahm Hester ihn beiseite und fragte „Sagen Sie schon Watari: glauben Sie wirklich, dass das eine gute Idee ist?“ Doch der alte Mann lächelte bloß und erklärte „L wird wissen, was er tut. Ich kann deine Sorgen gut nachvollziehen, aber L würde so etwas nicht ohne Grund tun. Das weißt du doch.“ Trotzdem schüttelte sie den Kopf. „Aber ich verstehe einfach nicht, wieso er so besessen davon ist, mit B zu sprechen. Und auch dass er so eine Abreibung kassiert hat, passt doch überhaupt nicht zu ihm. Sonst ist er doch viel vorsichtiger und würde sich niemals solch einer Gefahr aussetzen, bei der sein Leben auf dem Spiel stehen könnte.“ Manchmal war der Detektiv mit den Pandaaugen ein einziges Rätsel, selbst für seine Mitstreiter und alten Bekannten. Natürlich kannte Hester ihn gut genug und wusste, dass er mindestens genauso sturköpfig und trotzig sein konnte wie B, vor allem weil sie beide schlechte Verlierer waren. Aber L war nie ein so großes Risiko eingegangen, dass er mit einem so gefährlichen Menschen zusammen in einem Raum war, wenn er doch wusste, dass dieser ihn selbst mit den Händen allein töten konnte. Irgendwie war L nicht mehr derselbe. Er schien wirklich wie besessen von Beyond Birthday zu sein und es schien so, als hätte dies nicht nur „geschäftliche“ Gründe, sondern auch emotionale. Und genau das war so untypisch für L. „Irgendwie hat er sich völlig verändert, seit er B von der Straße aufgelesen hat.“ „Da hast du wohl Recht. Aber deshalb müssen wir ihn so gut es geht unterstützen.“ Es schien so, als wüsste Watari etwas, oder als würde er zumindest etwas erahnen. Doch er schwieg und behielt es lieber für sich. Stattdessen begann er nun mit seiner Arbeit, um für L’s Vorhaben alles vorzubereiten und in die Tat umzusetzen. Er hinterfragte nie die Entscheidung seines Schützlings, der praktisch schon eine Art Enkel für ihn war. Er wusste, dass L immer wohl überlegt vorging und dieser hätte sich wohl sicher nicht für diese harte Maßnahme entschieden, wenn die Zweifel zu groß und der Erfolg zu gering gewesen wären. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)