Kiss me hard before you go von Karo_del_Green ================================================================================ Kapitel 31: Des Zufalls delikater Spielplatz -------------------------------------------- Kapitel 31 Des Zufalls delikater Spielplatz Nur langsam drehe ich mein Gesicht so, dass ich Rick ansehen kann. Seinen Augen beobachten mich aufmerksam, dann weicht sein Blick zum Fenster aus und wieder zu mir zurück. Die zweite Aufforderung ist stiller Natur. „Eigentlich nichts“, sage ich und seufze. Ich widerlege mein Nichts also zweifach selbst. Grandios. Genauso sieht mich mein Mitbewohner auch an. Zweifelnd und kritisch. Bestimmt ist das auch sein angehender Anwaltsblick. Er wirkt, denn ich rutsche mit einem Mal unruhig auf meinem Sitz hin und her. „Mir dünkt, als nähme die Komplexität deines komplizierten Männergeschmacks stetig zu“, stelzt er hochtrabend mit aufgeblähter Stimme und sieht mich danach an, wie ein treudoofes Hundebaby, dem man eine dieser klassischen englischen Richterperücken aufgesetzt hat. Diese Kombination lässt mich zur selben Zeit zweifeln, frohlocken und beschämt zur Seite blicken. Im Endeffekt auch nur laut lachen und das trotz der Gesamtsituation. Rick scheint zufrieden mit meiner Reaktion und steht wieder auf, um den Wasserkocher anzumachen. Er holt wie selbstverständlich zwei Tassen aus dem Schrank und sieht mich an. „Tee oder Kaffee?“ Nach der Frage bin ich mir sicher, dass ich nicht ohne weitere Erklärungen oder triftigen Grund aus der Küche entkomme. Also ergebe ich mich meinem Schicksal. Wieso auch nicht. „Tee.“ Rick benennt mir die Fülle an Auswahlmöglichkeiten und ich entscheide mich für einen einfachen Pfefferminztee. Die skurrilen Sorten klingen zwar auch spannend, aber ich will mich nicht auch noch an Maries Teevorrat gütlich tun. Wobei mir der Entspannung in Kombination mit Innerer Ruhe sicher helfen würde. Klarer Kopf klingt auch gut. Ein Hoch auf die Kanne voll Tee. Während das Wasser kocht, bleibt Rick an der Küchenzeile gelehnt stehen und scheint in Gedanken vertieft. Ich beobachte ihn dabei, wie sein Finger über irgendwelchen Dreck streicht, den wir nicht richtig weggewischt haben. Er gießt seinen Kaffee und meinen Tee auf und bringt beides zum Tisch. „Langsam ergibt sich ein Muster mit unseren Küchengesprächen.“, witzele ich und lasse meine Hand einmal durch den feinen Dunst meiner Teetasse fahren. Hin und einmal zurück. Ich mag die feuchte Wärme, die auf meine Handfläche trifft. Rick grinst und rührt in seinem Kaffee, ehe er einen Schluck nimmt und sich über seinen nicht vorhandenen Bart streicht. „Du wirkst gerade so, als wirst du von Todessern verfolgt.“ Große, schwarz gekleidete Schrecken? Kommt hin. Ich kann nicht verhindern, dass ich schief grinse. Bisher habe ich Rick noch nichts von der Mateoproblematik erzählt. Geschweige denn von dem Dozentendilemma. Ich habe so viele Probleme, dass meine Probleme schon Probleme kriegen. Es ist so bitter. „Ich bin heute nur ein bisschen schreckhaft, das ist alles. Ich glaube, das ist der Vitaminmangel“, sage ich und versuche, bewusst amüsiert zu klingen. „Bestimmt das Vitamin-D.“ Rick schaut mich fragend an und lässt dann seinen Kopf hin und her wippen. „Aber dann solltest du mehr Sonnenbaden zelebrieren und das wird ohne Balkon schwierig.“, gibt er mir zu bedenken und ich nicke abwiegend. „Lohnt sich eh nur FKK!“, sage ich keck und ein wenig verschmitzt. „Wusste ich doch, dass du so einer bist...“, gibt er lachend retour und klopft mir mit der Hand auf dem Unterarm. Ich genieße die oberflächlichen Blödeleien. Auch wenn sie mir nicht bei meinen Problemen helfen. Dennoch beruhigen sie mich. Rick beruhigt mich. Mit ihm zu reden, ist wirklich einfach für mich und ich habe nicht das Gefühl, dass er mich in irgendeiner Form verurteilt. Es ist lange her, dass ich das Gefühl hatte, jemanden außer Anni meinen Freund nennen zu können. „Kommen wir zum Ernst des Lebens zurück...“, beginnt er plötzlich, nimmt einen Schluck Kaffee und ich halte unwillkürlich die Luft an. „Wie läuft dein Teil der Geburtstagsplanung?“, fragt er vorsichtig und rührt auffällig in der Tasse rum. Er sagt es so bedachtsam, dass er jedes Wort langsam und sorgfältig formuliert. Kurz gesagt, er druckst rum. „Wie läuft es mit deinen?“, frage ich retour und sehe sofort, wie Ricks Schultern nach vorn fallen und er leicht in sich zusammensackt. Ich habe immerhin schon Kaworu kontaktiert und damit ein paar Gäste zusammenbekommen. „Wie bin ich nur auf diese verrückte Idee gekommen? Und jetzt ist nicht mal Cora da, die uns mit dem ganzen Deko- und Planungskram helfen kann.“ Ich kann mir ein Lachen nur noch schwer verkneifen. „Ach komm, wir kriegen das schon hin und es ist eine wirklich nette Idee. Nicht ganz ausgereift, aber gut gemeint.“ „Danke für die Blume, wenn du jetzt nicht so klingen würdest, als wäre ich ein getretener Hund, wäre es fast noch besser“, bekundet er, lehnt sich nach vorn und legt seinen Kopf auf die Tischplatte ab. Ich widerstehe dem Drang, ihm beruhigend den Kopf zu tätscheln und grinse. „Hast du jetzt noch dringende Dinge zu tun, oder hast du Zeit?“, frage ich. „Zeit. Wieso?“ Rick leert seinen Kaffee und sieht mich aufmerksam an. „Was hältst du davon, wenn wir zwei gemeinsam losgehen und ein Geschenk kaufen? Geteiltes Leid ist halbes Leid?“, teile ich ihm meine Gedanken mit und sehe, wie Rick eifrig zur Bestätigung nickt. Noch einmal setzt er die Tasse an und als er sie absetzt, hat er kleine Kaffeekrümel an der Lippe. Die auch erst verschwinden, als ich ihm beim Verlassen der Wohnung darauf hinweise. Rick wuselt noch mal ins Badezimmer und ich bleibe an der Tür stehen. Ich werfe einen Blick auf mein Handy und fühle eine eigenartige Frustration, als ich keinerlei neuen Nachricht sehe. Wieso ich eine erwarte, ist mir selbst gar nicht so klar. Immerhin arbeitet Antony. Führt Gespräche. Korrigiert Arbeiten, oder macht sonst was. Noch dazu hat er sich sowieso eher immer abends bei mir gemeldet und nicht vorher. In meinem Magen beginnt es unangenehm zu rumoren. Ich hasse mich dafür, dass gleich mein Gedankenkarussell anspringt, aber wer kann es mir verübeln? Mateo ist noch hier. Der Spanier kann jeder Zeit wieder bei Antony aufschlagen und er könnte einknicken. In meinem Kopf geht sofort die Alarmleuchte an und ich kann froh sein, dass das rote Leuchtsignal nicht durch meine Augen nach außen dringt. Vertrauensvoll ist wirklich anders. Er hat es mir versprochen. Er hat mir zugesichert, dass er keinen Rückzieher macht und dass er alles dafür tut, dass es sich klärt. Ich muss darauf vertrauen. Trotzdem schreibe ich ihm eine unverfängliche Nachricht, in der ich mich nach seinem Tag erkundige und hoffe inständig, dass er sich schnell meldet. Rick kommt aus dem Badezimmer, als ich das Telefon in meine Tasche zurück schiebe und gemeinsam machen wir uns Richtung Bus auf. Die Götter des ÖPNV scheinen uns diesmal wohlgesonnen. Während der Fahrt unterhalten wir uns über unsere Klassenfahrterfahrungen. Rick war ein wilder Zeitgenosse. Er berichtet mir von diversen Fehltritten und Eskapaden. Alles in Rahmen und mehr chaotisch als frivol. Immerhin war da immer Cora. Seine Freundin ist mit ihrer Klasse Muscheln und Steinchen sammeln. Irgendein geologisches Seminar. Ich hätte auch nichts gegen ein paar ruhige Tage am Strand. Allerdings wären mir sommerliche Temperaturen lieber. Jetzt muss es an der Küste reichlich windig und kalt sein. Meine letzte Kursfahrt ging nach England. Ganz zu Annis Freuden. Sie fühlte sich wie im Himmel und wir hatten wirklich viel Spaß. Zumal der Umstand, dass in England das Datum verkehrtherum gelesen wird, dazu führte, dass einige von uns wirklich Bier kaufen konnten, da sie mit einem Mal volljährig waren. Bis zum Einkaufszentrum brauchen wir nur knappe 20 Minuten und halten direkt bei der belebten Shoppingmeile. Es ist viel los. Geschäftige Leute überall. Fleißige Shoppingwiesel. Ich hab es nicht so mit Shopping, lasse mich aber trotzdem immer wieder von Anni dazu breitschlagen und dann macht es mir auch Spaß. Mit einem anderen Mann war ich hingegen noch nie shoppen. Noch während ich meinen Mitbewohner beobachte, vibriert mein Handy. Es ist eine Nachricht von Antony. Mein Herz beginnt sanft zu pulsieren und ich bin mir sicher, dass sich eine feine Röte auf meine Wangen legt, die ich zum Glück bei Bedarf auf die Kälte schieben kann. Antony ist noch im Büro. Er freut sich auf den Feierabend und überlegt zu kochen. Ich frage mich, ob das eine stille Einladung ist. Ich sehe dabei zu, wie sich mein Mitbewohner mehrmals grübelnd im Kreis dreht und tippe Antony eine Nachricht, in der ich ihm mitteile, dass ich brav an der Projektarbeit arbeite und lerne. Danach gehen wir in das Center. „Gut, dann kommen wir jetzt zu der spannendsten Frage von allen. Was wollen wir ihr eigentlich schenken?“, fragt er und lockert seinen Schal. „Spontan habe ich an das klassische D.P.N. gedacht oder ein Buch“, schlage ich vor. Bei der Variante Buch ist mir allerdings schleierhaft, was sie neben Fachbüchern eigentlich liest. Ich kenne Marie leider noch nicht lange genug, um da präzise Annahmen zu treffen. „DP-was?“ „Duft. Pflege. Naschen. Das Geschenkeeinmaleins bei Frauen. Jedenfalls bei denen, die ich kenne.“ Bei Anni und auch Natalia funktioniert das immer prächtig. Rick zieht eine Augenbraue nach oben, denkt kurz darüber nach und nickt, während er sich den Schal vollkommen vom Hals zieht und ihn in seine Jackentasche stopft. Nun stehen wir hier beide als zwei nickende Deppen und wissen noch immer nicht so richtig, wo uns das Ganze hinführt. Wir sind extrem planlos. Mein momentanes Lebensstatement. „Gut, dann würde ich sagen: Auf ins Süßwarengeschäft! Wir brauchen erstmal ein bisschen Zucker“, kommentiert er, dreht sich in eine Superman-Pose und grinst. Ich fange unwillkürlich an zu lachen, weil das Bild einfach herrlich ist und sein Ausruf mehr als absurd. Erst letztens sprachen wir über Fitness und eben noch über meinen Vitaminmangel. Dennoch habe ich nichts gegen Vitamin Z. Ich sehe mich um und muss mich erst mal orientieren. Mit Anni zusammen sind andere Geschäfte auf meiner Route. Wir laufen prompt erstmal in die falsche Richtung, entdecken aber einen Laden, der aussieht, als würde man dort Dekorationsartikel bekommen. Noch etwas, was uns fehlt. Ich mache mir im Kopf eine Liste, die wir dann nach und nach abarbeiten können. Es riecht zuckrig und dennoch leicht herb, als wir den gesuchten Laden betreten. Schokolade in allen Formen und Farben. Ich unterliege für einen kurzen Moment der Vorstellung, dass uns gleich ein Oompa Loompa begrüßt, aber es ist nur eine freundliche junge Frau mit leicht schiefen Zähnen. Sie lächelt weiter, auch nachdem wie ihr mitteilen, dass wir erst einmal allein schauen wollen. Wir schwärmen beide aus und lassen die Naschereien auf uns wirken. In einem besonders exquisiten Regal entdecke ich feinste Kreationen und Pralinen aus karamelliger und hellroter Schokolade. Die enthusiastische Verkäuferin steht mit einem Mal neben mir und erklärt mir, dass die Rosarote aus einer besonderen Schokolade namens Ruby-Schokolade bestehen. Eine Sorte mit fruchtiger Säure. Es ist eine eigene Kakaobohnesorte. Das andere sei eine “blonde” Schokolade, auch ´Dulcey´ genannt. Es ist eine weiße Schokolade, die ihre besondere Tönung und den Geschmack durch das Karamellisieren erhält. Ich versuche mir den Geschmack beider Varianten vorzustellen, doch ich kann es nicht. Fruchtig saure Schokolade? Ich bin immer noch von der Farbe fasziniert, während die Verkäuferin mir mehrere Pralinenschachteln mit den verschiedensten Kombinationen präsentiert. Es gibt eine Variante mit den drei Klassikern und den beiden neuen. Hübsch verpackt in einer herzförmigen Schachtel. Irgendwie kitschig und doch zieht es mich förmlich an. Ich deute auf genau die Packung und die Verkäuferin zieht fröhlich lachend ab. „Bist du die Naschkatze oder sind die für wen bestimmtes?“, fragt Rick neckend und taucht plötzlich neben mir auf. Ich werde augenblicklich rot und Rick nimmt das als Anlass, mir sachte gegen den Oberarm zu stupsen. Er weiß ganz genau, für wen ich diese Pralinen kaufe. „Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht mal sicher, ob er Schokolade mag...“, gestehe ich verlegen. Es gibt so viele Dinge, die ich noch immer nicht von Antony weiß. „Na ja, nimm dir einfach die Zeit, es herauszufinden. Pralinen sind ja perfekt zum Füttern“, sagt er und betrachtet ebenfalls die ungewöhnlichen roten Pralinen. Ich kläre ihn gelehrsam auf und er nickt. Danach greift auch er eine Packung mit den Rubyvariationen und ist felsenfest davon überzeugt, dass Cora sie schon wegen der Farbe lieben wird. Rosa. Ein wahres Frauenklischee. Nun widmen wir uns wieder unserem Mitbewohnerinnenproblem. „Marie hat letztes Jahr zu Weihnachten von ihrer Familie Nougatpralinen mitgebracht... Ursprünglich wollte ich mir welche mopsen, aber ich fand die Packung zwei Tage später schon leer im Mülleimer.“ „Das nenne ich mal ein stichhaltiges Indiz.“ Wohlwissend, dass Marie sich sicher darüber beschwert, dass wir ihr Süßes schenken, kaufen wir ihr eine mittelgroße Packung verschiedener Nougatsorten mit der Option, uns einfach jeweils ein Drittel abzugeben, was ihre Kalorienzufuhr reduziert. Danach ziehe ich ihn in den Laden, in dem ich Dekorationen vermute und behalte Recht. Ein wahres Partyparadies. Wir einigen uns schnell auf die Grundfarben Grün und Türkis und sammeln allerhand Pappbecher, Wimpel und Luftballons ein. Rick findet lustige Partyhüte und ich stelle fest, dass er das perfekte Hutgesicht hat. Auch die nehmen wir mit. Als Rick plötzlich mit Peniseiswürfelformen vor mir steht, schiebe ich ihn nur noch lachend zur Kasse und lege vorher schnell die Formen beiseite. Ich beschwichtige ihn damit, dass auch er demnächst Geburtstag hat und das ganz und gar nicht zu Marie passen würde. Er gibt mir Recht. An der Kasse bekommen wir noch hübsche Servietten mit einem Pflanzenblattmotiv und ich bin mir sicher, dass Marie mir später sogar erzählen kann, was das für eine Pflanze ist. Ich finde sie einfach nur hübsch. Gleichzeitig formt sich in mir der Gedanke, dass wir ihr genauso gut auch eine echte Pflanze schenken könnten. Ein Ficus vielleicht. So einen mit grünweißen Blättern. Trotzdem gehen wir danach noch in den Buchladen und stöbern dort eine Weile rum. Ich fange mit den Angeboten an und arbeite mich systematisch zu den Krimis durch. Früher habe ich viel gelesen. In der letzten Zeit ist das etwas eingeschlafen. Ich habe wirklich keine Ahnung, was Marie lesen könnte. Ich gebe es auf und widme mich meinen eigenen Interessen. Ich stöbere mich durch das Krimi und Thrillerangebot und finde ein paar, die spannend klingen. „Hey, hast du was gefunden?“ Rick taucht neben mir auf und hält selbst mehrere Bücher in der Hand. „Ja, ich kann mich nur nicht entscheiden, welches ich nehmen soll. Eher Thriller oder Krimi?“ ich halte beide Bücher hoch und hebe zu gleich meine Augenbraue an. „Da gibt es Unterschiede? Ich dachte immer, dass das miteinander einhergeht.“ Mein Mitbewohner zieht eine überlegende Schnute und deutet dann auf den Thriller. „Ja, es gibt immer Mischungen, aber die reinen Genres unterscheiden sich schon voneinander. Was hast du da?... Potenzierte Versüßung. Quincey Bird?“ Er hebt das Buch an und nickt. „Für Cora. Irgendso ein Liebesschnulzending. Sie hat schon ein paar davon. Irgendeine Idee für Marie?“ „Nein.“ „Gut, dann gehen wir jetzt Eis essen.“ Es ist amtlich. Ich mag Rick. Wir bezahlen die Bücher und gehen in die Mitte des Centers, wo sich der kleine italienische Eisstand befindet. Rick weiß sofort, was er will. Nuss und Heidelbeere. Ich schwanke noch zwischen etwas Fruchtigem und dem klassischen Schokoeis und bin keineswegs so kombinierfreudig, wie mein Mitbewohner. Also entscheide ich mich für meinen Favoriten. Zitrone und Himbeere. Ich beginne mit Zitrone und genieße die kleinen Explosionen, die die Säure auf meiner Zunge entzündet. Der nächste Happ bildet den perfekten Übergang zwischen der Erfrischung und der Fruchtkomponente, die sich in meinem Mund ausbreitet, wie ein Sommertraum. Selbst die Kälte, die sonst nicht zu meinen Favoriten zählt, nehme ich mit einem jauchzenden Willkommensgruß. Shopping ist anstrengend. Selbst, wenn man keine Klamotten kauft. „Herr Kaufmann. Ich hoffe, das ist die Belohnung für das tüchtige Nacharbeiten der versäumten Vorlesungen.“ Ertönt es plötzlich neben mir und ich wende mich der vertrauten Stimme zu. Das Erkennen durchfegt meinen Körper, wie ein Orkan. Er trägt denselben schicken Mantel, wie an unserem Dateabend und sieht damit verboten gut aus. „Herr Rochas!“, erwidere ich überrascht und lasse den kleinen Pappbecher mit den Eiskugeln sinken. Wie ich es geistesgewärtig schaffe, nicht seinen Vornamen zu nennen, ist mir selbst ein Rätsel, denn er brennt mir auf der Zunge. Ich kann nicht verhindern, dass sich eine feine Schamesröte auf meine Wange legt, als ich meinen Dozenten mustere. Mit ihm habe ich nicht gerechnet. Sein Blick richtet sich auf Rick, der mit einem leicht schmunzelnden Mund neben mir steht. Als er das merkt, lässt er sofort einen großen Löffel Eis darin verschwinden und dreht sich zur Seite weg. „Mein Angebot für zusätzliche Literatur besteht. Ich kann Ihnen gern für die verpassten Themen noch ein paar Kapitel benennen, die die Vorlesungsfolien ergänzen. Für ein erfolgreiches Lernen.“ Sein Blick ist eindringlich und intensiv. Mein Gehirn tritt gerade auf der Stelle. Doch als er das Lernen erwähnt, merke ich, wie mich augenblicklich das schlechte Gewissen erfasst. Und ich bin mir sicher, dass er es mir ansieht. In seiner Hand hält er einen diese klassischen beigen Stoffbeutel. Er war einkaufen. Ausgerechnet hier. „Oh,.. ähm... ja. Nur eine kurze Pause“, stammele ich zusammen und komme mir reichlich blöd vor. „Pausen sind wichtig.“ Auch er macht eine kurze Pause, die mir einen weiteren beschämten Schauer über die Wangen jagt. „Ich hoffe, Sie und ihr Projektpartner können die verlorene Zeit gut aufarbeiten? Auf Bitten ihres Kommilitonen bin ich gewillt, Ihnen beiden einen der späteren Termine für die Präsentation anzubieten.“ „Das ist sehr freundlichen von Ihnen. Wir kommen ganz gut voran, denk ich.“ Kaworu jedenfalls. „Das höre ich gern. Sie wissen ja, falls Sie Fragen haben, können Sie mich während der Sprechzeiten in meinem Büro kontaktieren.“ Bei der Erwähnung seines Büros wird mir heiß und kalt. Alles gleichzeitig. Antony lächelt. Es wirkt nett und freundlich, aber ich erkenne deutlich, dass seine Augen nicht mit Lächeln. „Einen schönen Abend noch.“ „Ebenfalls“, presse ich hervor. Er bedenkt Rick erneut mit einem musternden Blick, hebt seine Hand zum Gruß und verschwindet Richtung Ausgang. Mein Mitbewohner sieht mich von der Seite an und wie schon so oft habe ich das Gefühl, dass er mehr erblickt, als er sollte. „Ziemlich aufmerksam dein Dozent und so besorgt, was deine Leistung angeht. Meine Dozenten merken stets an, dass ihnen eine E-Mail vollkommen reicht“, lässt er fallen. Ich höre diesen feinen skeptischen Unterton ganz genau raus. Auch wenn Rick es schafft, ihn wirklich dezent zu halten. Antonys Auftritt mag oberflächlich gesehen unauffällig gewesen sein, aber das war er nicht. Seine Blicke. Das leichte erregte Zittern in seiner Stimme, was man nur hört, wenn man ihn kennt. Er hat mich ertappt und ich frage mich, wieso er es für nötig hielt, auf sich aufmerksam zu machen. Vermutlich um mir sofort zu zeigen, dass meine kleine Lügennachricht unnötig gewesen ist und weil er wissen will mit wem ich mich eigentlich so rumtreibe. „Er ist ein wirklich guter Dozent“, sage ich neutral und weiß schon jetzt, dass es keinen Zweck hat, etwas abzustreiten. Gerade als ich mir nach dieser eigenartigen Vorstellungen einen Löffel Eis gönne, vibriert mein Telefon. Auch Rick wird darauf aufmerksam und das lässt mich zögern, direkt nach zu sehen. Allerdings schleicht sich ein verlegenes Lächeln auf meine Lippen und lässt auch den Rest Zweifel an die Bedeutung des vorigen Auftritts bei meinem Mitbewohner verschwinden. Ich seufze, ziehe das Handy hervor. Natürlich ist die Nachricht von Antony. Er teilt mir mit, dass er die Zutaten für Tagliatelle mit Scampis und Knoblauch gekauft hat. Ich könne noch vorbeikommen, wenn ich mit dem Lernen und meinem Freund fertig bin. Das Lernen schreibt er komplett groß. Ich atme schwerfällig aus. Gut, ich habe geschwindelt, aber Antony hat es definitiv falsch verstanden. Vor allem das mit meinem Mitbewohner. Bisher hat er auch nur Marie mehrmals gesehen. „Oh man, ich ahnte gar nicht, wie kompliziert es wirklich ist. Na hoffentlich schmecken ihm die Pralinen“, kommentiert er. Ich seufze laut als Antwort und will keine weitere Predigt hören müssen. „Das muss Liebe auf dem ersten Blick gewesen sein“, stellt er fest und spielt darauf an, dass das Semester gerade erst begonnen hat und ich schon derart verzweifelt bin. Heuldrama inclusive. „Es ist nicht so klischeehaft, wie du denkst“, kommentiere ich. Ist es wirklich nicht. Es ist sogar noch schlimmer. „Ach ja? Kein ´Er trat vor das Pult und es war wow´-Moment?“, bemerkt er belustigt, aber nicht wertend und auch nicht verhöhnend. „Oh doch, genauso war es...na ja, nicht ganz...“, beginne ich und lasse mich auf eine der Bänke fallen, die zwischen den einzelnen Geschäften aufgestellt sind. Ich schlage die Beine übereinander und stelle meinen Eisbecher auf dem Knie ab. Er wackelt leicht vor sich hin, während ich mehrere Mal tief einatme. Rick setzt sich zu mir und löffelt fröhlich sein Eis weiter. Da er keine Frage stellt, ergebe ich mich meinem Schicksal und beginne zu erzählen. „Ich habe ihn im Sommer kennengelernt. Ganz klassisch an der Bar. Wir hatten gerade das Abitur bestanden und es schrie förmlich nach einem Abenteuer. Na ja, jedenfalls schrie die penetrante Stimme von Anni dauernd Abenteuer.“ Ich versuche zu lächeln. Rick lacht leise auf. „Und dann drei Monate später...Er trat hinter´s Pult und WOW.“ Ich ziehe das begeisterungsschreiende Wort extra in die Länge und sehe Rick schmunzeln, während er seinen Eisbecher auskratzt und sich den letzten Rest seines Eis in den Mund steckt. Seine Zunge streicht dabei in die flache Kuhle des blauen Eislöffels und scheint lilafarben. „Weißt du, es ist nicht verboten.“, sage ich, so als müsste ich mich doch etwas rechtfertigen. „Ich weiß. Ich habe eine Kommilitonin, die führt seit Jahren eine Beziehung zu unserem Professor für Verwaltungsrecht.“ Mein Mitbewohner lehnt sich zurück, schlägt ebenfalls die Beine übereinander und breitet seinen Arm aus, sodass er hinter mir auf der Lehne zum Liegen kommt. Ich sehe auf sein nun erhobenes Knie. An der Seite erkenne ich einen kleinen weißen Fussel. Auf seine dunkelblauen Jeans ist er besonders gut zu erkennen und ich starre mich daran fest. Ich entlasse ihn erst wieder aus meinem Blick, als Rick seine Position erneut ändert und sich mit dem Oberkörper nach vorn beugt. Mit beiden Beinen am Boden. „Ihr solltest es nicht öffentlich machen“, sagt er und ich sehe ihn verwirrt an. „Noch nicht, meine ich. Sondern erst, wenn ihr euch wirklich sicher seid. Es ist ein umfangreiches Prozedere und stößt immer noch auf Ablehnung. Es wird nicht gern gesehen.“ Nichts, was mich wirklich wundert. „Weißt du das von deiner Kommilitonin?“, frage ich, stochere in meinem Eisbrei rum und sehe dabei zu, wie es langsam immer weiter schmilzt. „Unter anderen. So als Langzeitstudent kriegt man auch irgendwann eine Menge Tratsch mit. Affären... na ja, und auch Beziehungen sind nicht selten.“ Ricks Augenbrauen zucken nach oben. Das klingt alles wahnsinnig klischeehaft. Affären, wiederholt sich in meinem Kopf. Nach Ricks Korrektur scheinen Beziehungen doch weniger vorzukommen. „Im Moment habe wir ganz andere Probleme...“, bemerke ich seufzend. Ich denke an Mateo. Das größte unserer Übel. Antony meinte, er würde sich darum kümmern, aber was bedeutet das genau? Mit dem Spanier darüber zu reden, hat jahrelang nicht gefruchtet, wieso sollte es jetzt funktionieren? Meine Gedankengänge deprimieren mich zusehends. Hoffnungsvoll ist wirklich anders. „Inwiefern?“, fragt Rick nüchtern. „Es gibt da noch seinen aufdringlichen Ex...“, gebe ich abgemildert preis. Rick beißt auffällig die Zähne zusammen und kann sich ein ziemlich eindeutiges Geräusch nicht verkneifen. Eine Mischung aus scharfem Lufteinziehen, prusten und wissenden Raunen. Eigentlich ist es eine Abfolge. „Es ist wirklich alles sehr kompliziert...“ „... und semioptimal“, ergänzt er und lehnt sich zurück. Er hat so Recht. Ich seufze gequält auf und starre auf den Becher mit Eis, der die Stelle auf meinem Oberschenkel langsam, aber sicher einfriert. „Musstest du ihn auch schon kennenlernen?“ „Ja. War wie du dir denken kannst, nicht so schön...“ Den Umfang dieses Aufeinandertreffens berichte ich nicht. „Bist du deshalb so nervös?“ Ich rühre mein Eis um und nehme dann noch einen neuen Happs, der diesmal beide Sorten miteinander vereint. Eine für mich perfekte Kombination. Ich lasse sie mir auf der Zunge zergehen und denke über Ricks Frage nach. Ich spüre seinen Blick auf mir und sehe ihn direkt an. „Ja, schon. Weißt du, ich hätte gern eine ganz langweilige, harmlose Beziehung. Jemanden treffen, sich verlieben und kennenlernen, in den Urlaub fahren. Streiten“, sage ich. Rick nickt. „Gut, ich gestehe, unser Kennenlernen schreit nicht gerade nach Beziehungspotenzial und das ganze bisherige Chaos ist einfach abschreckend. Aber ich...“ „..du magst ihn wirklich“, beendet er meinen Satz. „Ja.“ Ich starre auf die geschmolzene Eismasse in meinem Becher und ziehe einen Flunsch. Dann spüre ich, wie mich Ricks Schulter anstupst. Erst einmal leicht. Ich reagiere nicht. Dann wiederholt er das Stupsen. Beim dritten Mal ist er so energisch, dass ich fast meine Eissuppe fallen lasse und anfange zu lachen. Wieder muntert er mich auf. „Weißt du, ich denke, dass die Tatsache, dass er eben das Bedürfnis verspürte, auf sich aufmerksam zu machen...ein guter...Indikator dafür ist, dass er es möglicherweise genauso sieht, wie du“, fasst er sehr diplomatisch zusammen und lächelt. „Denkst du?“ „Nun ja, unsere Dozenten würden eher ins brennende Haus zurück rennen, als uns in einem Shoppingcenter anzusprechen...und der eifersüchtige Blick war auch nicht ohne.“ „Das Wirtschaftsingenieurswesen ist eben wesentlich sozialer als deine Rechtsverdreherei“, gebe ich frech von mir und werde diesmal von dem Jurastudenten geknufft. „Ich nehme mal an, er weiß nicht, dass ich dein Mitbewohner bin?“ „Nein, dir ist er beim Rausschleichen noch nicht begegnet.“ Ich grinse schief, wackele mit den Augenbrauen und fühle mich nicht halb so witzig, wie ich es gern würde. Seufzend ziehe ich meinen Eisbecher heran und esse die letzten eisartigen Bereiche heraus, ehe ich den Pappbecher zusammen mit Ricks in den Mülleimer wandern lasse. „Wir sollten Marie eine Pflanzen kaufen“, eröffne ich Rick nun meinen Gedanken von vorhin, stütze meine Hände auf den Schenkeln ab und stehe auf. Erst als ich keine Antwort bekommen, sehe ich zu meinem Mitbewohner, der mich unaufgeregt mustert. „Was?“ „Ich wiederhole mich ungern, aber ich könnte dich küssen! Eine Pflanze! Das gefällt ihr bestimmt.“ Rick hüpft regelrecht in die Senkrechte und klatscht einmal in die Hand. Er berichtet mir davon, dass er einen Laden kennt, wo es eventuell ein paar besondere Pflanzen geben könnte. Allerdings ist er sich nicht sicher, ob das Geschäft heute noch geöffnet ist. Gemeinsam gehen wir Richtung Ausgang, während wir noch einmal eruieren, ob wir alles für die Party haben, was wir schon haben können. Da Rick und ich morgen erst ab Nachmittag Vorlesungen besuchen müssen, können wir vormittags in Ruhe einkaufen gehen. Ich bin seit der Pflanzengeschichte nicht mehr ganz bei der Sache. Ich denke an Antony und habe das dringende Bedürfnis, zu ihm zu fahren und seine Einladung anzunehmen. Während Rick darüber philosophiert, dass wir vielleicht auch etwas Kuchenartiges benötigen, beschließe ich meinem Drang nachzugeben. „Hey, ich...ähm...“ Ich halte ihn zurück als er wie selbstverständlich Richtung Bus trabt. „Ich würde noch woanders hinwollen.“ „Ja, klar!“, erwidert er lächelnd, „Bis heute Abend oder eher morgen früh?“ So genau habe ich es mir nicht überlegt und schaue dementsprechend verlegen drein. Rick nimmt es als Anlass, kurz aufzulachen. Doch es ist so mitreißend ehrlich, dass ich es ihm nicht mal übelnehmen kann. „Ich bin rechtzeitig zum Helfen wieder da, versprochen“, versichere ich ihm und drücke ihm noch meinen Beutel mit dem Dekokram in die Hand. Als einziges stecke mir die kleine Pralinenschachtel in die Jackeninnentasche. Ich verabschiede mich von meinem Mitbewohner und steige statt in den Bus in die U-Bahn. Ich zögere, ehe ich in die Straße einbiege, in der sich Antonys Wohnung befindet. Fast sofort beginnen meine Fingerspitzen zu pulsieren, was mir zeigt, dass sich mein Herzschlag extrem beschleunigt. Zum Glück ist es schon dunkel. Ich sehe mich unruhig um, während ich auf die Haustür zugehe. Nirgendwo ist eines dieser SUV-Wagen zu sehen. Erstaunlicherweise nicht mal ein einziges schwarzes Auto. Es beruhigt mich augenblicklich. Die Haustür ist diesmal nicht verschlossen und so drücke ich sie einfach auf. Bevor ich klopfe, atme ich tief durch und versuche, meine Gedanken zu ordnen. Als ich klingele, bereue ich, dass ich mir nicht noch mehr Zeit zum Sammeln genommen habe. Meine Gedanken rasen und mit jeder vergehenden Sekunde werde ich nervöser. Vielleicht hätte ich mich doch ankündigen sollen. Allerdings hat er mich ja mehr oder weniger eingeladen. Die Tür öffnet sich und ich halte unwillkürlich den Atem an, als dazu auch noch das Licht im Flur ausgeht. Im ersten Moment erkenne ich nur seine schlanke Silhouette, die sich leger an die Tür lehnt. „Hi“, entflieht mir atemlos und ich strecke ihm ohne abzuwarten die herzförmige Schachtel mit den Pralinen entgegen. Antony ändert seine augenscheinlich unbeeindruckt wirkende Position und tritt näher an mich heran. Seine Hände legen sich an meine, die ihm die Süßigkeit hinhält. „Was ist das?“, fragt er verwundert, aber lächelnd und führt mich mit einem sanften Griff weiter in die Wohnung hinein. Die Tür fällt hinter mir ins Schloss. „Nur was kleines...etwas Süßes“, sage ich und sehe auf. Antony Blick haftet sich weiterhin auf die kleine herzförmige Schachtel und für einem Moment befürchte ich, dass es zu kitschig ist. Doch das Lächeln auf seinen Lippen wird noch liebevoller. „Aber ich hab doch schon dich...“, flüstert er mir zu und zieht mich am Kragen der Jacke näher zu sich heran. Er beugt sich nach vorn und stoppt nur Millimeter von meinen Lippen entfernt den so ersehnten Kuss. Ich spüre die ersten Schauer des elektrisierenden Kribbelns schon jetzt und giere danach. Ich will seine Lippen schmecken und lehne mich ihm weiter entgegen, sodass ich sie tatsächlich minimal berühre. Alles in mir steht sofort unter Strom. Antony schmunzelt. Dann fühle ich seinen Mund vollständig auf meinem und beginne zu schweben. Hinauf in meinen eigenen kleinen Horizont des Glücks. Unser Kuss ist sanft und so wundervoll zärtlich, dass ich ihn nicht enden lassen will und wieder und wieder seine Lippen berühre. Tausende kleine Küsse, wie Regentropfen, die ein nachmittäglicher Schauer zur Erde schickt. Es fühlt sich wunderbar an. Warm und kribbelnd. Ich spüre sein Lächeln mit meinem ganzen Körper, als mich seine Arme noch weiter empfangen und der Kuss leidenschaftlicher wird. Seine Zunge neckt meine, umkreist die Spitze zärtlich, während ich genießerisch aufkeuche und meine Hände in seinen Nacken lege. „Entschuldige meine Schwindelei“, bringe ich es gleich auf dem Punkt. „Deshalb die kleine Aufmerksamkeit?“, hakt er nach. „Nein, das hatte ich schon vorher.“ „Wer war das da mit dir im Einkaufszentrum?“ „Mein Mitbewohner. Wir haben gemeinsam ein Geschenk für unser drittes WG-Mitglied gesucht. Sie hat morgen Geburtstag und wir schmeißen eine kleine Party“, berichten ich ohne Umschweife und sehe dabei zu, wie sich Antony leicht auf die Unterlippen beißt. Vermutlich begreift er gerade, dass seine Eifersucht vollkommen unnötig war. Ich sehe ihn aufmerksam an, nehme jede Regung in mir auf. Erneut schabt er sich mit den Zähnen zaghaft über die Unterlippe. Seine Wangen ziert eine feine Röte, die sich bis zu seiner Nasenspitze zieht. Sein Blick weicht meinem einen Moment lang aus, ehe er sich wieder fasst und mir die volle Bandbreite seiner Scham präsentiert. Er stößt verlegen lachend die Luft aus. Es ist vor allem die Ehrlichkeit, die diese Reaktion mit sich bringt, die mich sanft lächeln lässt. „Du musst langsam glauben, dass ich ein totaler Depp bin...“, sagt er lächelnd und ich versinke in den sanften Glanz seiner wunderschönen, klaren Iriden. Mein Depp, geht mir schmunzelnd durch den Kopf, ehe ich mein Amüsement auch geräuschvoll äußere. Antony schließt eingeschnappt seine Augen, während ich leise lache und hält trotzdem weiterhin meine Hand. Noch immer schmunzelnd ziehe ich ihn in einen sanften, entschuldigenden Kuss. „Hast du Hunger?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)