Kiss me hard before you go von Karo_del_Green ================================================================================ Kapitel 14: Nicht mehr als ein weiterer verpasster Moment --------------------------------------------------------- Kapitel 14 Nicht mehr als ein weiterer verpasster Moment „Ich kann gut einzuschätzen, wie groß das Interesse meines Gegenübers ist", bekennt Luka sanft brummend, während ich Mühe habe vor Spannung nicht vom Trainingsgerät zu fallen. Gut, dass ich nicht auf einem richtigen Fahrrad sitze. Weiterhin strömt mir seinen herben Duft entgegen. Das Kitzeln des Zigarettenaromas, welches scheinbar von seinen Lippen strahlt, ist ungewöhnlich intensiv. Er beugt sich zurück und ich sehe ihm nun direkt in die Augen. Doch mein Blick wandert weiter über sein markantes Gesicht. Feine Stoppeln auf seinem Kinn und den Wangen. Sie geben ihm einen rüden Ausdruck. Luka leckt sich ungeniert über die Lippen. „Kannst du das?", frage ich leise und klebe wieder an seinen Lippen. Mein Herz schlägt hart gegen die Brust. Ich folge der Bewegung seiner Augen, die von meinem Hals über meinen Körper wandern. „Ja, und ich weiß auch, wenn man mich hinhält", äußert er nun, dass eigentliche Problem dieses Gesprächs. Mein Herz setzt einen Moment aus. Ich versuche ihm nicht zu deutlich zu zeigen, dass er Recht hat, aber anscheinend sprechen meine Augen ihre ganz eigene Sprache. Als er mit der Musterung meines Körpers fertig ist, sieht er mich an. „Wirklich schade", raunt er mir zu. Ich sehe das Glitzern der Erregung in seinem Blick und schlucke unmerklich. „Luka", ruft eine helle, weibliche Stimme und ich schauee an ihm vorbei zur Tür. Die zierliche Frau aus der Bar steht am Eingang. Auch sie trägt ein sportliches Outfit. Ich kann mich nicht mehr an ihren Namen erinnern. Es war irgendwas Niedliches. Luka wendet sich nicht zu ihr, sondern sieht mich weiterhin an. Als würde er noch immer nach einer eindeutigen Bestätigung suchen. Seine Freundin gibt allerdings keine Ruhe und verlangt erneut nach ihm. „Ich bin gleich da", ruft er ihr zu. Ich sehe ihn wieder an und fühle mich gezwungen etwas zu sagen. „Tut mir Leid, aber ich bin einfach nicht der Typ für so wa.", gestehe ich ein und erwarte kein Verständnis. Ich bekomme auch keins. „Dann sendest du, aber die falschen Signale, mein Lieber. Also, was ist genau ist das Problem? Die Anziehung ist es nicht." Ich richte mich auf und kann nicht verhindern, dass ich meine Arme vor der Brust verschränke. Luka hingegen lehnt sich weiter nach vorn und stützt nun seinerseits seinen Oberkörper auf meinem Lenker ab. Sein Blick ist auffordernd und er wird keine lapidare Ausrede gelten lassen. Ich entscheide mich für die Wahrheit, auch wenn ich im Grunde noch immer keine Betitelung für das zwischen mir und Antony habe. „Es gibt einen anderen...", sage ich klar und deutlich. Lukas Körper zuckt. „Autsch." Seine Hand wandert zu seiner Brust. „Mein Herz es zerspringt." Zu theatralisch. Er schließt gequält seine Augen. Des Sterbensnahe geht er auf die Knie und neigt sich in Zeitlupe zum Boden, fällt aber nicht gänzlich um. Ich sehe seinem Schauspiel eine Weile zu und komme nicht umher kurz zur Tür zusehen. Seine Freundin wartet noch immer und verdreht übertrieben die Augen als ich zu ihr schaue. Ich zucke mit den Schultern, während sie verständnislos nickt. Luka beendet das Trauerspiel und beugt sich wieder zu mir ans Rad. „Eco-Boy, ich kann damit umgehen, aber..." Er stößt sich ab und breitet seine Arme aus, „... aber du verpasst was." Sein selbstsicheres und überzeugtes Auftreten ist beeindruckend und ich kann nicht verhindern, dass ich einen Laut von mir gebe, der wie ein Eingeständnis klingt. „Dessen bin ich mir sicher", gebe ich gespielt überzeugend von mir. Ich bin mir nur nicht sicher, wie gespielt es wirklich ist. Luka hebt zum Abschluss neckisch eine Augenbraue, beißt sich verführerisch auf die Unterlippe und zwinkert mir übertrieben zu. Luka gehört eindeutig nicht zu der Sorte, die Probleme hat jemand kennenzulernen und diese Person am gleichen Abend in sein Bett zu bekommen. Mein Mitleid hält sich in Grenzen. „Mein Angebot bleibt bestehen", sagt er beim Gehen, dreht sich noch einmal kurz zu mir um und lächelt dieses einnehmende Lächeln. Luka klopft sich dabei auf die Brust. In mir regt sich etwas, aber es ist in keiner Weise das, was ich verspüre, wenn mir Antony zu lächelt. Nachdem Luka weg ist, trifft auch Anni endlich ein. Sie ist gestresst und in dem Moment, in diesem sie sich neben mich aufs Fahrrad setzt, ist die prozentuale Verteilung der Gesprächsführung für mich auf 10% beschränkt. Nach etwa 20 Minuten Monolog schaffe ich es etwas zu erwidern, danach folgt wieder ein Monolog. Annis Stimmung wird auch nach einer Stunde strampeln nicht besser, so dass ich uns, vor allem mir den Saunagang erspare und sie zu einem Eis einlade. Der erste Moment, in dem sie still ist, ist der als sie genüsslich an ihrer Kugel Schokoladeneis leckt. Ein feines zufriedenes Glitzern in ihren Augen und ich kann sie besänftigt nach Hause bringen. Als ich in die WG zurückkomme, ist es überall Dunkel. Im Flur bleibe ich einen Moment stehen und lausche. Doch ich kann nichts hören, gehe aber davon aus, dass Rick in seinem Zimmer ist. Ich koche mir einen Tee und packe meine Sporttasche aus und liebäugle damit direkt eine Waschmaschine anzustellen. Dabei fällt mir mein Handy entgegen. Ich habe eine neue Nachricht. Mein Puls geht nach oben als ich sehe, dass sie von Antony ist. Er fragt mich nach meinem Tag und wie es mir geht. Ich antworte ihm und ein paar Minuten nachdem ich die Nachricht abgesendet habe, klingt mein Telefon. Ich bin gerade dabei mich auszuziehen und lasse meine Hose zu Boden fallen, während ich nach dem Handy greife. „Hallo", sage ich und schubse die Hose mit dem Fuß zur Seite. „Hey." Ein warmer Schauer jagt über meinen halbnackten Körper als ich Antonys Stimme erkenne. Ein freudiges Kitzeln breitet sich in meiner Magengegend aus, welches langsam weiter nach unten wandert. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht so schnell damit gerechnet, dass er sich meldet. „Bist du noch in der Uni?", frage ich ihn und lasse mich aufs Bett fallen. „Nein, schon eine Weile nicht mehr. Ich war, ja gestern lange dort", erklärt er und ich streiche mir langsam über die flachen Bauch. „Hat mit der Reorganisation deiner Termine alles geklappt?" „Ja, mehr oder weniger. Professor Stroud wird morgen, übrigens das Seminar leiten. Er ist eine Woche früher zurückkehrt und darauf Feuer und Flamme die neuen Studenten kennenzulernen", Antony klingt wenig begeistert und auch etwas genervt. Wahrscheinlich hat es ein paar Diskussionen gegeben. Das heißt auch, dass wir uns nicht sehen werden. Ich bin enttäuscht, aber ebenso neugierig. Es wäre das erste Mal, dass ich den Professor unterrichten sehe und auch höre. „Du, ich bin bis Freitagabend unterwegs und wahrscheinlich auch nur schwer zu erreichen, deshalb wollte ich dich fragen, was du am Samstag essen möchtest. Ich mache, was du willst." „Was ich will?", frage ich schelmisch und grinse, während ich mir grübelnd über den freigelegten Bauch fahre. Was Essen angeht bin ich relativ einfach gestrickt und habe daher keine Idee. „Überfordert dich das?", kommt es frech von der anderen Seite des Hörers. Nun fühle ich mich darin bestätigt ihm etwas besonders Schwieriges vorzuschlagen. „Oww, ich wollte gerade noch Pizza sagen. Aber jetzt will ich Coq au vin und zum Nachtisch selbst gemachtes Mousse au chocolat", knalle ich raus und höre Antony sofort lachen. „Ernsthaft?", fragt Antony zwischen mehreren Lachern. „Jetzt? Ja! Ich weiß zwar nicht, was das genau ist, aber so lange es keinen Froschschenkel sind, ist es mir egal." Sein Lachen wird nur noch lauter und ich liebe es. „Okay, okay. Ich mache dir einen Vorschlag", höre ich ihn sagen. Ich bin gespannt und drehe mich auf den Bauch, lasse die Beine nun auf und ab schwingen. „Ich höre?", sage ich und kann die Neugier nicht verstecken, die in meiner Stimme mitschwingt. „Ich befürchte das Coq au vin dir nicht schmeckt also mache ich Pollo asado. Das ist auch Hähnchenfleisch, nur spanischer Art und..." Er macht eine künstlerische Pause und ich beiße mir leicht auf die Unterlippen. Ich warte gespannt. „...du bekommst natürlich Mousse au chocolat", ergänzt er und ich kann mir ein begeistertes Grinsen nicht mehr verkneifen. Ich gebe ein erregtes Schnurren von mir und höre Antony genügsam lachen. „Klingt fantastisch und ich kann den Samstag kaum erwarten", säusele ich. „Natürlich nur wegen des Mousse au chocolats...", sagt er gespielt beleidigt. „Warum auch sonst?", gebe ich unschuldig von mir. Ein weiteres Lachen. Doch ein Klopfen der Zimmertür verhindert, dass ich etwas erwidern kann und lässt mich aufblicken. „Warte kurz. Ja?", rufe ich, setze mich auf und angele nach meiner Hose. Rick öffnet die Tür einen Spalt. „Hast du einen Augenblick?", fragt mein Mitbewohner und trägt einen schrecklich ernsten Gesichtsausdruck. „Ja, klar. Gib mir einen Moment", antworte ich. Rick nickt und schließt die Tür. „WG-Pflichten?", fragt Antony am Telefon. „Scheint so. Er hatte einen echt furchteinflößenden Blick drauf", gebe ich zu bedenken und höre ein amüsiertes Kichern, welches von der anderen Seite zu mir dringt. Antony nimmt mich nicht ernst. „Schaffst du schon. Es bleibt bei Samstag?" „Unbedingt! Immerhin hast du mir Schokolade versprochen", antworte ich frech und stelle mir Antonys lächelndes Gesicht vor. „Das merke ich mir, Ben. Meine Rache wird süß sein." „Oh gut, noch mehr Schokolade", kommentiere ich frech seine wenig ernst gemeinte Drohung, „Vielleicht in Kombination mit dir.", schlage ich die Wogen glättend vor und versuche mit einer Hand meine Hose zu schließen. „Hm, interessante Vorstellung. Ich melde mich noch mal bei dir." „Okay", hauche ich ins Telefon und lächele. Ich freue mich schon jetzt ungemein auf unseren gemeinsamen Abend. Die gemeinsame Nacht. „Mach dir noch einen schönen Abend", sagt Antony zum Schluss und ich wünsche es ihm zurück. Dann lege ich auf. Für einen Moment bleibe ich unschlüssig im Zimmer stehen und atme tief durch. Ich ordne meine Haare und suche Rick. Als ich ihn in dem Gemeinschaftsraum namens Küche nicht finde, klopfe ich an seine Tür. „Hey, du hast mit mir reden wollen?", frage ich in den Raum. Rick sitzt an seinem Schreibtisch und dreht sich zu mir, als ich meinen Kopf durch die Tür stecke. „Oh ja, komm rein..." Ich folge seiner Anweisung und bleibe genauso unentschlossen im Raum stehen, wie er eben in meinem. „Okay, was gibt es?", frage ich allem gewappnet. Rick dreht sich mit seinem Schreibtischstuhl zweimal im Kreis und nimmt mir damit meine Anspannung. Ernst konnte es also nicht sein. „Alsoooooo.....Marie hat in zwei Wochen Geburtstag und ich wollte dich fragen, ob du mit mir zusammen eine kleine Party planen willst." Er dreht sich erneut und ich beruhige mich nun komplett. „Ja, natürlich. An was hast du gedacht?", frage ich begeistert, sehe mich in seinem Zimmer um, doch als ich keinen weiteren Stuhl finde, bleibe ich stehen. Rick bemerkt meinen suchenden Blick und deutet mir an, dass ich mich auf das Bett setzen soll. Ich komme dem nach und lasse mich auf das ordentlich gemachte Bett nieder. Ich kenne noch nicht sehr viele Leute hier und bin zum Thema Gäste keine wirkliche Hilfe. „Ich dachte an irgendwas hier in der WG. Nichts großes, aber bestimmt brauchen wir alle Zimmer, wenn das für dich in Ordnung ist. Warte kurz." Er verschwindet in der Küche und kommt mit zwei Flaschen kaltem Bier zurück. Er reicht mir eines und ich nehme es dankend an, obwohl ich für einen Moment zögere. Ich trinke selten und nicht gern. „Stellen wir die Feier unter ein Motto?", frage ich. Rick nimmt einen Schluck aus der Flasche. Danach hebt er seine Augenbraue und ich sehe schon, wie er meine Idee abschmettert. „Find ich gut!" Das Klirren des Glases durchdringt den Raum als er seine Flasche gegen meine stößt. „Jetzt muss uns nur noch ein Motto einfallen", merkt er lachend an. Meine Hand wird feucht. Wir debattieren den Vorschlag, vielleicht irgendwo etwas zu mieten. Doch als wir unsere Finanzen überdenken, fällt das eher aus. Irgendwann setzt sich Rick mit einem Zettel zu mir und gemeinsam beginnen, wir ein wenig zu planen. Ich übernehme die Essens- und Getränkeplanung. Rick die Planung für die Dekoration und Geschenke. Wir stellen fest, dass wir beide keine Kontakte zu Maries Freund oder Kommilitonen haben und beginnen mit Schnick-Schnack-Schnuck auszuknobeln, wer den Kontakt herstellen muss. Ich verliere und ergebe mich schnell meiner Aufgabe. Das kann nicht so schwer sein. Wir leeren das Bier und Rick holt neues. Ich lasse mich vom Bett auf den Boden gleiten und lehne mich an. Meine ausgestreckten Beine knacken laut und Rick grinst angeekelt. „Ich dachte, du warst fleißig sporteln?" „War ich auch" „Wieso klingst du dann immer noch so eingerostet?" „Ich bin in einem knackigen Alter!" Rick lacht laut und wir stoßen ein weiteres Mal an. „Danke, dass du mir beim Planen hilfst. Ich weiß im Moment nicht, wo mir der Kopf steht." „Gern. Was ist eigentlich bei dir los?" Ich nehme einen Schluck Bier und genieße mittlerweile den Geschmack der kühlen, herben Flüssigkeit. Malz kitzelt dabei über meine Zunge. Ich sehe, wie Rick die Augen rollt und sich dann neben mich setzt. Er lehnt seinen Kopf nach hinten und schließt die Lider. „Ich bin mit einem meiner Professoren aneinander geraten und der macht mir jetzt das Leben etwas schwer. Ich habe noch immer eine Arbeit bei ihm offen und er rückt meine Note nicht raus. Es ist kompliziert." „Oh krass, aber darf er das?", frage ich und schaue in sein angespanntes Gesicht. Rick holt etwas aus und erklärt mir den Sachverhalt. Er erzählt mir, dass er bereits in einem vorigen Semester mit demselben Professor seine Probleme hatte, da er eine für ihn ungerechtfertigte Note angefochten hat. Rick hatte Recht bekommen und der Professor eine Verwarnung. Die konkreten Hintergründe und die Motive der Lehrkraft erläutert er mir nicht. Ich denke an Antony und den ungern gesehen Sachverhalt unserer Lehrer-Schüler-Beziehung. Wir haben noch immer nicht geklärt, wie es am Ende mit den Prüfungen von statten geht. Nach Ricks Ausführungen bin ich in der Verantwortung neues Bier zu holen und lenke unser Gespräch in den privaten Bereich. „Aber bei dir und Cora ist alles wieder in Butter?" Ich weiß, dass ich das bereits am Abend bei unserem Zusammentreffen gefragt habe, aber da ich auf den Sprung gewesen war, hatte er vielleicht nicht alles preisgegeben. Rick wackelt mit seinem Kopf hin und her. „Cora befürchtet, dass ihr sie nicht mögt, weil sie so viel jünger ist." „Oh ja, nur deswegen hassen wir sie inbrünstig... und was heißt hier so viel jünger? Sie ist 18 Jahre, oder?" „Jupp!", erwidert er als wären wir dem Problem auf die Spur gekommen. „Du weißt schon, dass auch erst 19 Jahre alt bin." Rick verschluckt sich an seinem Bier und beginnt heftig zu lachen. Er kippt etwas zur Seite und ich sehe, beleidigt dabei zu, wie er sich den Bauch hält. Bereits nach dem zweiten Bier ist die Stimmung viel lockerer. Als er sich wieder aufsetzt, stupst er mir gegen die Seite. „Sorry, daran habe ich gar nicht mehr gedacht." „Kannst du mal sehen, wie erwachsen ich rüberkomme!" Ich grinse breit und Rick bekommt einen erneuten Lachanfall. Seit ich in der WG lebe habe ich ihn hauptsächlich mit ernstem Gesicht gesehen. Befreit und Lustig steht ihm deutlich besser. Überhaupt fällt mir zum ersten Mal auf, wie attraktiv er eigentlich ist. Seine sonst gut gestylten, hellbraunen Haare wuscheln sich um seinen Kopf und rahmen ein schmales, aber attraktives Gesicht. Er hat das typische Kinngrübchen, welches durch etliche Hollywood-Schauspieler bekannt geworden ist. Er wird mit seiner hübschen, blonden Freundin ansehnliche Kinder zeugen. „Ich meine, wir reden hier von einer Altersdifferenz von 4 Jahren. Das ist ja, fast nichts und trotzdem in mancher Hinsicht...", kommentiert Rick bedeutungsschwanger und leert seine Flasche. Eine konkrete Antwort bleibt er mir schuldig. Ich denke an Antony und an unseren Altersunterschied. Mir wird klar, dass ich gar nicht genau weiß, wie viel älter der andere ist. Ich schätze ihn auf 27 Jahre und dann wären es 8 Jahre. Klingt viel. Ich habe nicht das Gefühl, dass ihn der Altersunterschied sonderlich stört. Rick beobachtet mich. Seine Augen wandern über mein Gesicht. Ich weiche seinem Blick aus. „Ihr seid schon echt lange zusammen", leiere ich mir aus dem Hemd und sehe, wie er nickt. „Ja, eine halbe Ewigkeit." „Wie ist das so?", frage ich interessiert und sehe zu ihm. Auch er sieht mich direkt an, antwortet nicht sofort, sondern scheint sich an etliche Dinge zu erinnern. „Schön. Vertraut. Ich liebe es, dass sie mich kennt, mich versteht und wir haben ja im Grunde alles gemeinsam zum ersten Mal erlebt." Ricks Augenbrauen wandern abwechselnd wackelnd nach oben. Irgendwie ja romantisch. „Das meiste ist echt perfekt..."säuselt er verträumt und meinem Kopf bildet sich aus mysteriöse Weise ein riesengroßes Aber. Anscheinend ist meine Skepsis deutlich aus meinem Gesicht herauszulesen, den Rick lacht kurz auf, grinst danach. „Sex könnten wir öfter haben und na ja...allgemein mehr Variation, wenn du verstehst." Etwas in mir beginnt sich zu verkrampfen als er das so lapidar ausspricht. Ich bin nicht prüde, aber einem solchen Gespräch unter Männern fühle ich nicht gewachsen. Ich setze die Flasche an und leere mein Bier in einem Zug. Mein Puls geht nach oben und in mir regt sich mein Fluchtinstinkt. „Ich hole uns eben neue.", sage ich, stehe sprunghaft auf und bleibe erst stehen als mich Rick auch von seinem Zimmer aus nicht mehr sehen kann. Ich öffne den Kühlschrank und lasse mir die kalte Luft ins Gesicht strömen. Mir ist etwas schwindelig vom zu schnellen Aufstehen. Vielleicht ist es auch das Bier. Oder beides. Oder die Situation. Mir wird trotz der kalten Luft warm und ich bereue, dass ich Rick noch immer nicht erzählt habe, dass ich nicht auf das andere Geschlecht stehe. Wenn er mir jetzt Dinge über sein Sexualleben erzählt, mich nach meinem fragt und ich lüge, wird er sich sicher verarscht fühlen. Ich möchte ihm, aber auch nicht vor dem Kopf stoßen. Ich kenne nur die Erzählungen von Anni. Noch einmal atme ich tief durch und ziehe zwei neue Biere aus dem Kühlschrank. Rick sitzt noch immer vor dem Bett, als ich zurückkehre und nimmt dankend grinsend die kalte Flasche entgegen. Er legt sie sich kurz auf den Bauch und seufzt. In mir kitzelt das Bedürfnis ihm zu beichten, aber ich kann mich nicht durchringen. Mir fehlt der Mut. Rick wendet sich wieder zu mir. Mein Herz rast. Ich habe das Gefühl, das es laut und unnachgiebig gegen meinen Brustkorb schlägt und schallend durch das Zimmer dröhnt. Rick scheint davon nichts mitzubekommen. „Cora will immer nur normal", plaudert er, setzt die Flasche an und leert sie fast mit einem Zug. Für einen Moment hatte ich die Hoffnung, dass er das Thema abgehakt hatte. Leider nicht. „Ich meine, ich kenne nur sie. Nur sie.", betont er extra. „...verstehst du?", setzt er fort und ich nicke. Natürlich verstehe ich. „Vielleicht kommt das noch." „Kann alles sein", „Da muss man sich einfach hin entwickeln und mutig werden", sage ich, zucke mit den Schultern und denke darüber nach, wie ich den Status meiner Erfahrung definieren würde. „Mutiger werden...das wäre super!" Wahrscheinlich schwelgt er in Fantasien. „Aber sie macht ja auch keine anderen Sachen...echt verfahren." „Andere Sachen?", frage ich ein wenig zu dümmlich. „Du weißt schon, so richtig schön einen blasen und so." Als er es ausspricht, verschlucke ich mich augenblicklich an meinem Bier. Nun ist es wirklich ein Männergespräch. Rick beißt sich auf die Lippe und verrenkt sein Gesicht. Ich schaue ihm verwundert dabei zu und komme nicht umher zu lachen. Ein selten dämlicher Anblick. Doch dann streichen weißen Vorderzähne über die feuchte Unterlippe. Ich sehe, wie sie sich in das zarte Fleisch bohren. Ein Raunen dringt aus seinem Mund. Das rechte Augen geschlossen, das anderen halbgeöffnet und beobachtend. Seine Lippen öffnen sich zu einem angedeuteten Stöhnen. In meinem Kopf aktiviert sich das Kopfkino. Ich überstehe das nicht. Er muss damit aufhören. „Oh, bitte hör auf. Dein Gesichtsausdruck brennt sich gerade in meinen Kopf.", sage ich übertrieben spaßig und sehe mit Zufriedenheit, wie sich sein Gesicht wieder entspannt. Nun lacht auch mein Mitbewohner und legt dabei seine Hand auf mein Bein. Ich zucke zusammen. Rick bemerkt meine Reaktion nicht und klopft auf meinen Oberschenkel rum. „Okay, entschuldige. Welcher Mann bekommt nicht gern einen geblasen, oder? Wie es sich wohl anfühlt...", beginnt er nun doch zu fantasieren. Ich schlucke erneut schwer und führe ablenkend die Flasche Bier an meine Lippen. Im Gegensatz zu ihm, weiß ich ganz genau, wie es sich anfühlt. Weiß um die göttliche Wärme, die feuchte wohltuende Reibung. Ja, ich weiß ganz genau, wie herrlich es sich anfühlt wissen Lippen um seinen Schwanz zu spüren, die sich genüsslich hoch und runter arbeiten. Ich setze die Flasche ohne zu trinken ab. „Viele Frauen stehe nicht so drauf", sage ich ausweichend. Anni erzählte mir auch einmal, dass sie es überhaupt nicht mochte. Sie verspürte dabei immer eine Art Zwang und ein extremes Unbehagen. Wir haben über das Für und Wider diskutiert und kamen auf keinen grünen Zweig. Während ich in Gedanken versunken das Gespräch zurück in mein Gedächtnis rufe, mustert mich Rick aufmerksam. „Wie sieht du es?", fragt er nun und ich blicke auf. „Ja, ich mag es auch", erwidere ich und beziehe mich dabei auf seine vorige Aussage. Rick kichert angetrunken vor sich hin. „Das meinte ich gar nicht.", kommentiert er lachend, „Eher, sowas, wie hast du dich schon mal gefragt, wie sich das anfühlt. Wie das so im Mund ist? Ich meine für die Frau?" Rick kippt mit seinem Oberkörper etwas zu mir und legt seinen Arm um meine Schultern. Ich verkrampfe mich etwas und weiche seinem fragenden Blick aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)