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Kiss me hard before you go

von

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Bissige Hamster im Vorgarten

Kapitel 9 Bissige Hamster im Vorgarten
 

Nach einer Dusche und nach naiven Rumgeschnupper an meiner sexgetränkten Bettwäsche, trudeln nach und nach meine beiden Mitbewohner ein. Erst Marie, die endlich ihre Hausarbeit abgegeben hat und freudestrahlende durch die Wohnung hüpft. Ihre Erleichterung ist deutlich zu sehen, zu spüren und auch zu hören. Sie trällert und berichtet mir zwischen mehreren Strophen, dass sie ein weiteres gemeinsames Essen am Abend plant. Als nächstes folgt Rick. Auch er hat ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen als er durch die Tür kommt. Ich interpretiere es als positives Ende des kurzzeitigen Hurrikans Cora. Bevor ich etwas Freches sagen kann, folgt ihm eine kleine Blondine durch die Tür. Cora. Sie lächelt selig und beide verschwinden, nach einem kurzen Kennenlernensaustausch in Ricks Zimmer. Als die Tür ins Schloss fällt, sehen Marie und ich uns wissend an.

Als mein Handy wieder aufgeladen ist, speichere ich als erstes Antonys Nummer ab. Ich starre sie an und spüre, wie mein Puls aufgeregt nach oben geht. Werde ich mir trauen ihm zu schreiben? Ihn anzurufen? Im Moment spricht das seltsame, unsichere Gefühl in meinem Bauch dagegen.

Antony weiß, dass eine Beziehung zwischen Dozenten und Studenten im allgemeinen Sinne nicht verboten ist. Wir sind beide volljährig und somit existiert kein Straftatbestand. Das größte Problem sind die Benotungen und Prüfungen. Doch auch dafür gibt es Möglichkeiten. Ich habe als erstes an Prof. Stroud gedacht, doch nach Tonys Reaktion ist, das die schlechteste Idee von allen. Wahrscheinlich weiß der Professor nichts von der Gesinnung seines Mitarbeiters? Mein Inneres vermutet, dass es noch etwas anderes ist.

Ich lasse mich auf mein Bett fallen und sofort umgibt mich der eindeutige Geruch des anderen Körpers und von Sex. Die Kombination gefällt mir ausgesprochen gut. Ich schließe die Augen und atme tief ein. Es hat sich gut angefühlt. Es hat sich richtig angefühlt. Erregend und aufregend.

Ich weiß noch immer nicht, was es eigentlich zwischen uns ist. Sex und Vergnügen? Der Anfang einer Beziehung? Antonys Reaktion war auch nicht sehr hilfreich. Sie war wahr, aber keineswegs erklärend. Ich seufze schwer und sehe auf die Uhr.
 

Ich beginne mein Zimmer aufzuräumen und stocke als ich irgendwann von eindeutigen Geräuschen aus dem Nachbarzimmer heimgesucht werde. Einen Moment stehe ich unschlüssig vor dem Bett und strecke meine Hand gerade nach einer hingeworfenen Socke aus. Erst ist es nur ein leise Brummen. Ein Schmatzen. Ein piepsiges Keuchen. Ich denke darüber nach, was Rick dort gerade mit seiner Freundin macht und in dem Moment wird sein Stöhnen um mehrere Dezibel lauter. Sofort stehe ich kerzengrade, sehe mich verzweifelt um. Ich muss hier raus. Ganz schnell. Ich würde auch nicht wollen, dass man mir beim Sex zu hört. Ich denke an Musik, doch das könnte sie stören. Kurzerhand gehe ich in das Zimmer, was am weitesten entfernt ist. Die Küche. Die Tür ist zu und als ich sie öffne, sehe ich Marie mit einem Tee und einem Buch am Tisch sitzen.

„Hi", flüstere ich ihr zu und sehe sofort das eindeutige Grinsen, welches auf ihre Lippen wandert.

„Scheint, doch geklappt zu haben!", kommentiere ich zwinkernd.

„Anscheinend. Ich will gar nicht wissen, wie laut es in deinem Zimmer ist.", sagt sie kichernd und sieht dann wieder zu ihrem Buch.

„Ich war kurz davor mir geräuschunterdrückende Kopfhörer zu besorgen für den Fall, dass das öfter passiert."

„Ich plädiere dafür, dass wir den beiden verdeutlichen, dass sie schön wieder zu ihr gehen sollen.", erwidert sie. Ich nicke es als guten Vorschlag ab, doch dann fällt mir etwas ein.

„Wohnt sie nicht noch bei den Eltern?", frage ich und ziehe eine Augenbraue nach oben. Auch Marie stockt, kramt in ihrer Erinnerung.

„Oh, das kann sein."

„Na, dann sind wir ja dem Grund des Problems auf die Spur gekommen." Wenn sie jedes Mal so laut werden, konnten sie bei ihren Eltern sicher nie Sex haben. Meine Mitbewohnerin beginnt erneut zu kichern. Dabei rutscht ihre Brille tief auf ihre Nase.

„Oh, sag mal rauchst du?", fragt sie und schiebt ihre Brille zurück. Ich lasse mich neben ihr auf den Stuhl nieder und sehe sie dann verwundert an.

„Mit Hingabe und ununterbrochen. Nein, wieso?"

„Da liegt eine Zigarettenschachtel im Flur mit einer Telefonnummer drauf."

„Ach die." Ich beiße mir auf die Unterlippe.

„Deine?", hakt sie nach.

„Möglicherweise. Das ist ein Scherz von jemanden, den ich kennengelernt habe", erkläre ich ohne auf die weiteren Inhalte einzugehen. Marie sieht mich forschend an, drückt ihre Brille zurück auf die richtige Position ihrer Nase.

„Hast du da schon reingeguckt? Ich glaube, da hat dir jemand eindeutige Avancen gemacht."

„Du drückst ja schön aus, dass mich einfach nur jemand flachlegen will." Ich grinse ihr belustigt zu und ernte einen undefinierten Blick sowie ein Nicken. Ich stehe auf, nehme mir eine Tasse aus dem Schrank und mache mir ebenfalls einen Tee. Ich warte auf weitere Fragen oder seltsamen Kommentare, doch nichts passiert. Marie steckt ihre Nase nur weiterhin tief in das schlabberige Buch in ihren Händen und schlürft gedankenverloren an ihrer Tasse. Sie fragt nicht danach, warum ich von einem Mann angemacht werde. Sie fragt nicht danach, warum ich so lapidar darauf reagiere. Anscheinend kommt so was auf dem Campus öfter vor oder meine Gesinnung ist ihr gleich. Ich spreche sie nicht darauf an.
 

Wir genießen das warme Getränk im stillen Einvernehmen. Ich blättere nebenbei in der Zeitung und wundere mich über die stetig zunehmende Schwachsinnigkeit der Menschheit.

Auf dem Rückweg in mein Zimmer bleibe ich bei der Zigarettenschachtel stehen. Ich lasse sie durch meine Finger wandern. Es ist die gleiche Marke, die auch ich früher geraucht habe. Ich erinnere mich genau an den Geschmack und wie sich der Rauch auf meiner Zunge angefühlt hat. Leicht warm und kitzelig.

Luka hat was und mich interessierte was für ein Problem zwischen ihm und Antony bestand. Den Rest des Sonntags verbringe ich am PC, schaue ein paar Filme und bequeme mich dazu ein wenig für die Uni zu machen. Auch Maries Wunsch für alle zu kochen erfüllt sich und wir essen am Abend zu viert. Coras rosige Wangen und das freudig übertriebene Grinsen in Ricks Gesicht sprechen Bände.

Am Montag sind die ersten Vorlesungen schnell vorüber und ich bin seit langem Mal konzentriert und schreibsam. In der Pause gönne ich mir einen Kaffee und stelle mich in die Sonne. Mein Vitamin D-Mangel ist gravierend und so strecke ich mich der Sonne entgegen, wie der heranwachsende Trieb eines Baumes nach einem verheerenden Winter. Der Sommer fehlt mir schon jetzt. Ich lehne mich genüsslich an die Abgrenzung zum Blumenbeet und spüre die Wärme auf meiner Haut.

„Na, wenn das mal nicht mein Eco-Boy ist", flötet mir Lukas raue Stimme entgegen. Ich drehe mich verwundert zu ihm um. Seine blonden Haare sind unfrisiert und liegen wirr um seinen Kopf. Er sieht verwegen und rockig aus. Es steht ihm. Der Gedanken an rockig, lässt mich innerlich kichern.

„Eco-Boy?", wiederhole ich dann dennoch verwundert. Ich ziehe fragend eine Augenbraue nach oben und ernte ein spitzbübisches Grinsen. Für einen Moment kommen mir Antonys Bedenken und negative Äußerungen in den Sinn. Doch ich habe nicht vor mit Luka über Antony zu reden. Obwohl erneut die Neugier in mir aufflammt. Luka stellt sich neben mich und legt, wie selbstverständlich seinen Arm um meine Schulter. Sein herber Duft benebelt mich augenblicklich. Er ist so anderes als Antonys.

„Nicht gut? Stehst du nicht auf Spitznamen?"

„Wenn du das so sagst, denken alle ich wäre Veganer!", erkläre ich unzufrieden.

„Also Tierlieb und gut zu Vögeln?", kommentiert er platt, aber keck und ich kann nicht verhindern, dass sich trotzdem feine Röte auf meine Wangen legt. Er beugt sich dichter zu mir heran. Sein heißer Atem kitzelt meinen Hals.

„Ich bin übrigens schwer beleidigt", sagt er im nächsten Atemzug. Die Frage nach dem Warum kann ich mir sparen und dennoch perlt das Fragewort von meinen Lippen. Leise und geflüstert.

„Du weißt ganz genau, warum!" Er betrachtet mich eingehend und intensiv. Ich trage genau dieselbe Jacke, wie beim letzten Mal, doch die Zigarettenschachtel liegt, nun in meinem Zimmer. Ich spüre, wie sich mein Puls beschleunigt. Vor Aufregung, vor Panik und ein kleinwenig vor Erregung. Luka entspricht nicht meinem Typ, aber seine Art und Weise und sein Selbstbewusstsein beeindrucken mich. Es wirkt unkompliziert. Ich denke an Antony und in mir beginnt es zu kribbeln. Zwickmühle. Ich muss irgendetwas tun, ohne ihm eine Erklärung schuldig zu sein.

Unbewusst lehne ich mich zu Lukas Ohr, schließe kurz die Augen und nehme seinen Geruch in mir auf.

„Wenn ich dir den Eindruck vermittelt habe, leicht zu haben zu sein, dann muss ich dich leider enttäuschen", raune ich, spüre wie bei den letzten Worten meine Lippe leicht gegen sein kühles Ohrläppchen tippt. Es war keine Absicht und gerade deswegen durchzuckt mich ein aufgeregtes Kitzeln. Ich mache mich auf zwei mögliche Reaktionen gefasst. Verärgerung oder Ehrgeiz. Ich weiß nicht, was mir lieber ist.

Als ich mich wieder zurücklehne, kann ich sehen, wie er sich auf die Unterlippe beißt. Seine Zähne malträtieren das zarte, rosafarbene Fleisch. Für einen kurzen Moment zieht er scharf und hörbar die Luft ein. Es folgt die Reaktion, die ich mir insgeheim gewünscht habe.

„So, ist das also, dann entschuldige ich mich für meinen überaus plumpen Versuch und werde mir mehr Mühe geben.", säuselt er mir zu. Seine Worte und das angenehme Brummen seiner Stimme jagen mir einen elektrisierenden Schauer durch den Leib. Es ist pure Aufregung. Ich muss etwas hochsehen und er sieht mich direkt an. Sein Ausdruck spricht von reiner Herausforderung und einem Tick Erotik. Fast nur ein Hauch, doch er britzelt. Der Moment wird durch das Klingeln seines Handys unterbrochen. Zunächst geht er nicht ran, doch nachdem es nicht aufhört, wendet er seufzend seinen Blick ab.

„Wer stört?" Er sieht entschuldigend zu mir und dreht sich nach einer Weile weg.

Erst jetzt bemerke ich meine heftige Atmung. Mein Puls rast und erneut frage ich mich, was ich mit meinem Verhalten bezwecke. Okay, ja. Luka ist interessant und das leicht verruchte macht mich neugierig. Ich war zwar noch nie ein Kind von Traurigkeit, aber trotzdem waren meine bisherigen Sexgeschichten eher harmlos und eigenartig langweilig. Bis auf Antony. Ich lasse meine Hand durch meine zerzausten Haare wandern und sehe in die Weite, sehe Anni, die mit stampfenden Füßen auf mich zu gelaufen kommt. Sofort straffen sich meine Schultern und ich stehe kerzengrade. Ihr Gesichtsausdruck ist messerscharf. Ihre Brauen bilden eine verkrampfte Einheit. Es sieht seltsam aus, aber bei diesem Anblick ist mir nie zum Lachen zu Mute. Mein Magen wird flau und meine Beine schreien verzweifelt nach Weglaufen. Sie ist sauer und ich weiß nicht warum. In meinem Kopf gehen die Alarmglocken an und ich spiele alle Möglichkeiten durch. Wieder spüre ich dieses mahnende Kitzeln, aber ich kann die Erinnerung nicht greifen. Habe ich ein Treffen vergessen? Sollte ich sie anrufen? Anrufen. Siedenheiß prasselt es auf mich ein. Wir hatten telefoniert und ich habe sie für das Öffnen der Tür in die Hosentasche gesteckt. Antony. Sie hat mitbekommen, dass er bei mir war. Sie hat unser Gespräch gehört. Ich habe das Gefühl, dass mir in diesem Moment alle Gesichtszüge entgleiten. Was hat sie alles gehört? Anni ist nur noch wenige Meter von mit entfernt und ich versuche mich zu fassen. Ihre Augen funkeln und ich sehe einen Moment zu Luka, der noch immer telefoniert. Ihr Mund öffnet sich.

„Anni, schön dich zusehen!", brülle ich fast und komme ich ihr zuvor. Ich schaffe es für einen Augenblick sie aus dem Konzept zubringen. Ich setze erneut an, doch sie unterbricht mich rasch.

„Spar es dir, Ben!" Die Worte runterzuschlucken, ist gar nicht so einfach. Konsonanten haben so viele Ecken und Kanten. Ich stelle mich dumm. Doch ich bin mir ziemlich sicher, dass sie meine Gesichtsentgleisung mitbekommen hat.

„Was kann ich dich für dich tun, Hase?"

„Reden, sofort!" Ihre Stimme duldet keine Widerrede. Zu meinem Glück beendet Luka gerade sein Telefonat und schaut verwundert auf die aufgebrachte, fremde Frau vor mir.

„Ben, ich mache keine Scherze! Los!", meckert sie energisch. Sie bemerkt Luka in ihrem Wahn gar nicht bis er ihr vorsichtig auf die Schulter tippt. Sie sieht ihn an. Doch Luka redet und sieht zu mir.

„Was hat denn diese hysterische, kleine Person für ein Problem mit dir?", fragt er amüsiert. Ich sehe von Luka zu Anni. Ihre Wangen blähen sich auf und sie sieht aus, wie ein kleiner rothaariger Hamster. Ihre kompakte Größe ist der Vorstellung nur zuträglich.
 

„Oh, wie niedlich!", kommt es prompt und quietschend von Luka. Er klatscht sogar kindlich in die Hände. „Wo hast du die her? Braucht sie viel Pflege?"

„Mehr als mir lieb ist. Luka, das ist Anni. Mein liebste Freundin und meine Anstandsdame, die mit dem Knüppel im Garten steht, wenn ich zu spät nach Hause komme." Ein pfeifendes Geräusch kommt von ihrer Seite.

„Anni, das ist Luka." Eine ausreichende Beschreibung für Luka habe ich noch nicht.

„Hi. Erst einmal. ich bin nicht hysterisch und schon gar nicht niedlich. Ich bin sauer. Zweitens geht es dich nichts an, also verpuff dich." Sie macht eine Geste, die etwas zerplatzt und ich beiße die Zähne zusammen. Annis Stimme ist knallhart.

„Uh, der Hamster ist bissig! Das mag ich. Aber gut, ich gebe mich für den Moment geschlagen, denn ich muss eh los. Du musst allein mit ihr zu Recht kommen. Vielleicht solltest du dir vorsichtshalber ein Schild umhängen: Vorsichtig, bissige Hamster im Vorgarten. Benutzt den Hintereingang." Ein Zwinkern. Luka stricht der rotgewordenen Anni frech eine gekringelte Strähne hinters Ohr. Ich verkneife mir nur schwer ein Lachen. Allerdings nur so lange bis er sich zu mir beugt.

„Ich warte auf deinen Anruf und verspreche ich dir, das ich mir etwas Überzeugendes einfallen lasse. Vorausgesetzt, du überlebst diese Konfrontation ohne ernstzunehmende Verletzungen.", raunt er. Mit seinen letzten Worten macht er eine Kopfbewegung zur Anni und grinst.

„Keine Sorge ich trage immer eine Spritze gegen Tollwut mit mir rum.", beschwichtige ich. Sie ist eh schon sauer, da kommt es auf ein weiteres blödes Kommentar nicht an. Luka grinst breit. Auf den anderen Teil seiner Ausführung gehe ich nicht ein. Ich vermeide einen Blick zu Anni. Im Gegensatz zum letzten Mal bekomme ich keinen Kuss, sondern nur ein weiteres eindeutiges Zwinkern. Anni und ich sehen ihm beide nach. Ihr Blick ist verwundert und fragend, doch sie schüttelt ihre Fragen davon und schaut mich wieder sauer an.
 

„Hey Mäuschen,...", flüstere ich leise hoffend und beschwichtigend, doch ich komme nicht weit, denn sie schneidet mir vehement das Wort ab. Mein übertriebenes Grinsen erstarrt.

„Spar es dir!", wiederholt sie.

„Du siehst gut aus! Hast du was mit deinen Haaren gemacht?" Reine Ablenkung, die kläglich scheitert. Ein Versuch war es wert. Ich seufze ergeben.

„Wie war dein Wochenende?", erkundigt sie sich unerwartet gelassen.

„Ruhig.", sage ich ausweichend. Noch besteht die klitzekleine Hoffnung, dass sie vielleicht doch nichts gehört hat und aus einfach aus einem anderen Grund sauer ist.

„Ruhig? Also nichts passiert?"
 

„Nein.", presse ich nun doch unruhig und kleinlaut hervor. Noch während ich das sage, beißt sie die Zähne zusammen.

„Es tut mir leid", sage ich resignierend und weiß, dass ich mich nicht mehr herausreden kann.

„Arghn, warum belügst du mich, Benedikt? Du hast nämlich unser Telefonat nicht beendet, sondern mich nur in deine Hose geschoben." Die Vollständigkeit meines Namens zeigt mir, dass sie wirklich sehr wütend ist.

„Ich weiß."

„Wie lange triffst du dich schon mit ihm?", fragt sie fassungslos und stemmt ihre Hände in die Seite. „Ich fasse es nicht. Ich predige seit Wochen, dass du die Geschichte besser ruhen lässt und du gehst die ganze Zeit heimlich mit ihm ins Bett?"

„Komm wieder runter, du tust ja so, als hätte ich schon seit Wochen eine Affäre mit ihm. Ja, ich hab ihn getroffen, aber es sind nur wenige Male gewesen und er hat wirklich dauernd dasselbe gesagt, wie du!" Ich lehne mich wieder zurück an den Zaun und verschränke abwehrend die Arme vor der Brust. Auch, wenn ich verstehen, dass sich Anni im Grunde nur Sorgen macht, nerven mich diese Diskussionen. Es ist mein Leben.

„Du streitest nicht mal ab, dass du heimlich mit ihm im Bett warst", bemerkt sie empört.

„Herrje, ich war nicht mit ihm im Bett", murmele ich und schiebe gedanklich bis auf Samstag hinterher. Die Aussage ist nicht falsch, denn vorher hatten wir es nur heimlich in seinem Büro getan. Nicht im Bett.

„Und was war das bitte bei dir in der Wohnung? Wieso war er überhaupt da?"

„Ich habe meine Jacke in seinem Büro liegengelassen.", gestehe ich ruhig und beiße mir leicht auf die Unterlippe.

„Wieso warst du in seinem Büro?", bohrt sie weiter.

„Nun ja. Ich hab ihn damit konfrontiert, dass das mit dem Konsequenzen und dem Verbot Bullshit ist.", bekenne ich weiter.

„Was?", fragt sie verstört und verschränkt ebenfalls die Arme vor der Brust. Ich sehe mich genötigt es zu erklären.

„Es gibt keine derartigen Bestimmungen oder Richtlinien, die erwachsene Beziehungen zwischen Lehrkörper und Studentenschaft verbieten. Es wird nur nicht gern gesehen. Also deine Freundin hat Unrecht. Ich bin volljährig und damit kann er so viel Sex mit mir haben, wie ich will. Also, hör auf dich so aufzuplustern, Anni." Die Rothaarige schnaubt.

„Gut, dann ist es nicht verboten, aber du sagst es selbst, es ist nicht gern gesehen! Also, was wollte er bei dir in der Wohnung?"

„Das weißt du doch längst, also tu nicht so scheinheilig!" Erwischt. Sie wird erneut rot.

„Ja, weiß ich und ich verstehe immer noch nicht, wieso du ihn nicht gleich rausgeworfen hast. Außerdem verstehe ich nicht richtig, worum es ging." Ich sehe in die Richtung in die Luka verschwunden ist. Sie scheint es zu erahnen.

„Luka? Dieser Luka?"

„Ja, mit ihm war ich in der Bar. Das hatte ich dir erzählt. Er hat mir zum Abschied eine Zigarettenschachtel mit seiner Nummer drauf gegeben und einer eindeutigen Nachricht."

„Und was hat dein Dozent damit zu tun? Ich meine, das war echt harter Tobak, den er da von sich gegeben hat."

„Er hat die Schachtel in meiner Jacke gefunden und anscheinend können sich die beiden nicht leiden." Weiter muss ich es nicht ausführen, denn seine Hirngespinste hat sie sehr wohl mitbekommen.

„Das ist doch nicht normal. Ben, der Mann verheißt nichts Gutes. Der tickt wegen ein bisschen Anmache, so aus? Das ist doch nicht sein Ernst, oder?"

„Er ist eifersüchtig, das hat doch auch was Nettes", sage ich und nehme meinen Dozenten in den Schutz. Die Tatsache, dass er eifersüchtig ist gefällt mir auf irgendeine Art und Weise.

„Bist du jetzt vollkommen von der Rolle. Solche Eifersucht ist nie gut", kommentiert sie energisch. Leider weiß sie, wovon sie spricht. Sie hat eine schmerzliche Erfahrung mit einem extrem eifersüchtigen Ex-Partner vorzuweisen.

„Anni, beruhige dich." Ich habe keine Lust mehr mich an zwei Tagen hintereinander anschnauzen zu lassen. Natürlich verstehe ich, warum sie sauer ist. Doch dieses Mal kommt es kaum in meinem Gehirn an.

„Und warum hast du mir das alles verschwiegen?"

„Ich hab es dir nicht gesagt, weil du so extrem dagegen warst."

„Warst? Ich bin es immer noch. Er macht Probleme. Ich dachte, ich spinne. Wie kann er solche Sachen zu dir sagen und du nimmst es einfach hin? Dann schmachtet er ein paar Entschuldigungen und du wirst sofort weich?" Ihre langen roten Locken bewegen sich hin und her. Ich habe es nicht einfach hingenommen und auch nicht vergessen. Und Antony schmachtet wirklich sehr überzeugend. Die Farbe ihres Gesichts beruhigt sich langsam und ich sehe, wie sie weiterhin sachte mit dem Kopf schüttelt. Ich beiße mir erneut auf die Lippen.

„Ich fasse es einfach nicht!" Sie holt tief Luft, doch mich interessiert mittlerweile etwas anderes.

„Wie lange hast du eigentlich mitgehört?", frage ich vorsichtig und sie sieht mich empört an.

„Nach deinem eindeutigen Wiedergutmachungsgebettel habe ich aufgelegt." Ich spüre, wie mir das Blut in den Kopf steigt. Sie sieht zu mir und dann auf den Fußboden.

„Oh Gott. Hör zu, ich weiß, dass du mit alledem nicht konform gehst, aber ich mag ihn wirklich..." In ihren Augen ein Funkeln. „Und glaube mir, ich bin nur halb so verblendet, wie es wirkt."

„Bist du dir da sicher?" Eine berechtigte Frage, doch ich nicke.

„Erinnerst du dich, daran was du mir am Tag unserer Abschlusses gesagt hast? Es ist Zeit für Abenteuer. Das hier ist jetzt meins. Ich werde merken, ob ich etwas Großartiges entdecke oder mit gebrochenen Knochen zu Hause lande."

„Mit gebrochenen Herz", korrigiert sie leise und sieht mich noch immer nicht überzeugt an.

„Halt schon mal Pflaster bereit." Nun erhalte ich ein Lächeln. Schüchtern und immer noch skeptisch.

„Komm her!" Ich breite meine Arme aus und nach einem kurzen Zögern kommt sie auf mich zu. Wir unterstützen uns. Seit wir uns kennen.

„Ich kille ihn, versprochen", murmelt sie gegen meinen Hals und ich drücke sie fester an mich. Eine ganze Weile umarmen wir uns und ich sauge den zarten Zitronenduft ihrer Haare in mich ein. Es ist, wie ein frischer Sommermorgen in der Toskana.

„Okay, erzähl mir von Luka", sagt sie fordernd und löst sich von mir. Ich grinse schief.

„Was soll ich erzählen? Du hast ihn doch mitbekommen."

„Er ist frech", merkt sie an. Nicht nur das.

„Oh ja. Außerdem studiert er Journalismus und schreibt für die Campuszeitung. Hat viel zu tun." Ich hole mein Handy hervor und sehe auf die Uhr. In ein paar Minuten beginnt meine Vorlesung.

„Und?", fragt sie und ich sehe sie fragend an.

„Was und?"

„Ist er kein Kandidat?"

„Für eine schnelle Nummer, vielleicht. Solche Typen, wie er, meinen es nie ernst." Ich lache, vor allem über Annis seltsamen Gesichtsausdruck. Das Telefon in meiner Hand vibriert. Eine neue Nachricht von meiner Schwester. Ich stehe plötzlich kerzengrade und lese erstarrt die Nachricht.

„Ben, was ist?"

„Meine Mutter hatte einen Unfall und liegt im Krankenhaus." Mit läuft es eiskalt den Rücken entlang.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  trinithy
2015-02-16T12:24:33+00:00 16.02.2015 13:24
Oh wow, ist ja wieder richtig viel passiert!

Ich muss Anni da Recht geben, Antonys Eifersucht sollte man mal im Auge behalten. Ich kann zwar einerseits verstehen, dass er sauer war, weil er gedacht hat Luka und Ben wollen ihn verarschen und bloßstellen, aber abgesehen von der Angst diffamiert zu werden hat er eigentlich kein Recht da so ein Eifersuchts-Szenario zu schieben. Immerhin war er es, der Ben gesagt hat, sie könnten nicht zusammen kommen und dürften sich nicht wieder privat treffen.

Andererseits bin ich bei Luka auch noch hin und her geschmissen. Einerseits finde ich ihn ganz witzig, andererseits ist er mir zu forsch! Der hat meiner Meinung nach richtiges Potential Ben das Herz in kleine Trümmer zu schlagen, wenn er es drauf anlegt. Der wirkt wie jemand, der jemanden so lange benutzt, bis er keinen Spaß mehr an der Sache hat....


Uh, ich bin sehr gespannt wie sich das jetzt zu einer komplizierten Dreieckssache entwickelt und was so alles weiter kommt!
Von:  Onlyknow3
2014-09-06T18:09:32+00:00 06.09.2014 20:09
Was wird das jetzt, bleibt Luka der rivale von Tony? Bin gespannt wie lange es dauert, bis die drei sich über den Weg laufen ungewollt oder geplant und ob Anni mit ihrere Prognose recht hat wegen Antony. Ha ich bin so neugierig, mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Karo_del_Green
08.09.2014 10:11
heyhey :)

Ja, Antony oder Luka! Es muss ja spannend werden :)
Außerdem habe ich herausgehört, dass viele meiner Leserchen Luka mögen ^^ ich sollte einmal eine Umfrage starten, wer von beiden es werden soll.

Lieben Dank und Gruß,
del


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