Kiss me hard before you go von Karo_del_Green ================================================================================ Kapitel 6: Die verbotene Süße ----------------------------- Kapitel 6 Die verbotene Süße Als ich die Bar verlasse, klingelt mein Telefon. Es ist bereits dunkel. Ich schiebe die Zigarettenschachtel in die Innentasche meiner Jacke und fummele mein Handy aus der Hose. Es ist Anni. Wer auch sonst. „Hey, my Dear, wo bist du? Ich war bei dir in der WG, aber dort hat dich seit heute Morgen niemand mehr gesehen." Ich nehme mit Verwunderung zur Kenntnis, dass mich überhaupt jemand gesehen haben will, denn ich habe keinen der beiden bemerkt. „Bin noch unterwegs. Ich hab eine nette Studentenkneipe gefunden", plaudere ich belustigt um zu verhindern, dass ich mich in irgendeiner Form verplappere. Das geschieht bei Anni recht häufig. Ich bleibe kurz stehen und sehe zu der Bar zurück. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es durchgezogen hätte. Antony hat mich abserviert, doch in meinem Inneren habe ich noch nicht aufgeben. Ich will es nicht. Er hat ein genauso großes Verlangen nach mir, wie ich nach ihm. Dessen bin ich mir sicher. Ich höre nur halb zu, während mich Anni am Telefon mit ihren Mädchenproblemen volllabbert und gehe langsam nach Hause. Meine Gedanken drehen sich um Antony, aber auch um Luka. Dessen freche, direkte Art hat etwas Erfrischendes und auch Aufregendes. „Ben!!!" Ich drehe gerade den Schlüssel im Schloss um und erschrecke, als ich Anni aufgebrachte Stimme höre. „Ja?", frage ich unschuldig. „Du hörst mir gar nicht zu! Ich dachte, ihr schwulen Kerle seid anders." Ich schüttele den Kopf über diese Aussagen. So etwas sagt sie öfter. „Du weißt, es gibt immer Ausnahmen. Tada." „Ja und du bist einer von diesen Blasen", sagt sie bissig und ich seufze. Ich habe keine Lust auf einen Streit und seufze fahrig. „Ja, tut mir Leid, Liebes. Wo drückt denn der Schuh?", frage ich sie gespielt mitfühlend und ziehe mir meine Schuhe aus. In der WG ist es überall dunkel. Wahrscheinlich sind Rick und Marie schon wieder außer Haus. „Ja, nee. Sag mir lieber, was mit dir los ist und wo du warst." Das fragt sie jetzt, wo sie mich gerade eine Viertelstunde lang vollgetextet hat. Ich ziehe mir umständlich die Jacke über den Kopf und werfe mich auf mein Bett. „Habe ich doch gesagt, ich war was trinken", wiederhole ich. „Allein?" Sie zweifelt berechtigter Weise, denn das ist ganz und gar nicht meine gewohnte Art. „Nein", antworte ich wahrheitsgemäß und rechne mit einem sofortigen Fragenmarathon. „Oh hooo! Der nette Jurastudent? Wie hieß er doch gleich? Max?" Gut möglich, aber nein. Außerdem habe ich seinen Namen längst wieder vergessen. „Kann sein und nein." Ich höre Anni am anderen Ende tief einatmen. „Mister Kaufmann, bekommt Ihr Sexleben endlich wieder Schwung?" Wenn sie nur wüsste. Ich verdränge den Gedanken an Antony und seinem wohltuenden Körper. Ich bin wirklich am Arsch. „Keineswegs. Ich habe lediglich ein Bier getrunken und mich nett mit jemanden unterhalten. Im Gegensatz zu dir beherzige ich meinen Ratschlag neue Leute kennenzulernen." „Ich lerne auch Leute kennen", entfährt es ihr empört. „Deine Kommilitonen zählen nicht, denn mit denen sitzt du den ganzen Tag in einem Raum. Die sind Inventar", kommentiere ich ihre Empörung und fahre mir im Liegen über die Wangen. „Gar nicht wahr! Egal, erzähle mir mehr! Mit wem hast du dich denn so nett unterhalten?" „Schaff dir ein eigenes Sexleben an.", watsche ich sie lässig ab und werde nicht anfangen rumzutratschen. „Also doch! Ich will ein paar schmutzige Details", bettelt sie. „Anni deine Neugier ist äußerst seltsam und sicher nicht normal." „Was denn? Ich finde es einfach gut, wenn du dich mit jemand anderen durch die Kissen wälzt, denn dann vergisst du endlichen diesen Bartypen Schrägstrich Dozenten", wettert sie deutlich und ich kann förmlich hören, wie sie die Augen verdreht. Für Anni muss es immer schön einfach laufen, sonst ist es die Mühen nicht wert. Leider ist das nur selten der Fall und ich glaube daran, dass Antony den Stress wert sein würde. Bei der Erwähnung seines Namens wird mir wieder ganz kribbelig. „Das mit Antony ist einfach..." Ich breche ab und frage mich selbst, was das eigentlich ist. „...ist nicht gesund für dich, also schlag ihn dir aus den Kopf. Ich habe übrigens mit einer Kommilitonin gesprochen. Sie ist von ihrer alten Universität geflogen, weil sie eine Affäre mit ihrem Professor hatte. Das weiter zu verfolgen, ist also eine ganz schlechte Idee." Ich fahre mir mit der Hand über das Gesicht und seufze schwer. „Das hast du dir ausgedacht", kommentiere ich. „Nein, Ben, das habe ich nicht. Er ist dein Dozent und er ist tabu." Ich seufze. Das Wort Tabu geisterte lange durch meinen Kopf. Ja, Antony ist tabu, aber wie mit allem, was tabu ist, wird es dadurch nur noch reizvoller. „Hast du mir zu gehört?", fragt sie noch einmal mit Nachdruck hinterher. Ich knirsche mit den Zähnen, seufze laut damit Anni es auch hört und blase dann die Wangen auf. „Jaaaaaa ~", stöhne ich energisch, „Antony ist tabu. Er hat sowieso 'Nie wieder' gesagt", murmele ich lethargisch und stocke, als ich merke, was ich gerade gesagt habe. In meinem Magen wird es einen Moment flau. „Wie bitte?", folgt sofort von Anni. Ich schlucke leise. „Er hat nichts...weiter gesagt...", stottere ich hervor und halte die Luft an. Mein Versuch mich herauszureden ist gar nicht so schlecht und ich kneife die Augen zusammen in der Hoffnung, dass sie es schluckt. „Nichts weiter oder nie wieder?" Verdammt, sie hat es doch gehört. „Nichts weiter. Er ignoriert mich knallhart... die ganze Zeit." Ich mache eine kurze Pause, doch Anni sagt ebenfalls nichts. Ich stelle mir vor, wie sie auf ihrem Bett sitzt und dieses misstrauische Gesicht macht. Sicher tippt sie sich nachdenklich mit den langen Fingernägeln gegen die angezogenen Knie. Ich höre nur hin und wieder ein kleines Hm. „Weißt du, ich mache jetzt Schluss. Ich will noch duschen, was essen und dann einfach nur pennen. Vielleicht fange ich doch mit dem Winterschlaf an", sage ich vorsichtig. „Na gut", brummt sie mir entgegen und ich weiß, wie sehr es in ihr arbeitet. Was keineswegs gut für mich ist. Das hat sicher noch ein Nachspiel. Nach einem übertriebenen Abschiedsgruß lege ich auf, schmeiße das Handy zur Seite und schirme mir dann mit dem Arm die Augen ab. Verdammte Heimlichtuerei. Normalerweise hätte ich mit ihr darüber geredet, aber ihre negative Einstellung zu der ganzen Sache hemmt mich. Ich will ihre Meinung nicht hören, auch wenn sie gut gemeint ist. Denn sie versteht es einfach nicht. Sie versteht nicht, was der gutaussehende Dozent in mir auslöst. Ich weiß selbst, dass es keine gute Idee ist ihm nachzulaufen, doch ich bekomme Antony einfach nicht aus meinem Kopf. Seit der Nacht in der Bar empfinde ich diese prickelnde Verknalltheit. Die Gefühle, die in mir beben, brodeln und flammen, sind kompliziert. Es ist mehr als ein einfaches Verlangen, mehr als ekstatische Begierde. Ich möchte ihn kennenlernen und die kühle seiner Augen ergründen. Ich drehe mich auf die Seite und starre einen Moment gegen die Wand. Ich bin wirklich im Arsch. Entweder ich werde langsam geisteskrank oder ich verliebe mich in den attraktiven Mann. Ich weiß nicht, was besser ist. Ruckartig setze ich mich auf und verschwinde ins Badezimmer. Zum zweiten Mal an diesem Tag stelle ich mich vor dem Spiegel und betrachte mein Gesicht. Ich bin attraktiv, das weiß ich und das sagt man mir auch. Antony empfindet es so, dessen bin ich mir sehr sicher, sonst hätte er nicht diesen schwachen Moment gehabt. Diese schwachen Momente. War ich für ihn doch nur ein Abenteuer? Ein schneller Fick. Zweimal. Die Möglichkeit packt mich mit Eiseskälte. Ich hoffe es nicht, aber ich weiß es auch nicht. Ich hätte gern Klarheit. Und ein Nie wieder ist keine Klarheit. Ich ziehe mir das T-Shirt über den Kopf und begutachte mich weiter. Schlank und sportlich. Definiert, aber nicht extrem muskulös. Die Meisten halten mich für den passiven Part, doch ich kann auch anders. Ich setze meinen maskulinen Blick auf und fange fast selbst an zu lachen. Was mache ich nur? Ich fahre mir durch die Haare, schätze ein, dass sie mittlerweile schon etwas zu lang sind und entledige mich der Hose. Unter der Dusche lasse ich mir eine Weile das warme Wasser über den Kopf fließen. Es umfängt mich, wie eine sanfte, angenehme Umarmung. Eine gefühlte Ewigkeit spüre ich die wohltuende Hitze und beginne dann mit der Körperpflege. Rasieren, Shampoonieren und Einseifen. Bis mein gesamter Körper wieder glatt und weich ist. Für eine Weile denke ich einfach nur an mich selbst und an das, was mir gut tut. Nach einen kleinen Snack und ein wenig Fernsehen, gehe ich ins Bett und schlafe erstaunlich schnell ein. Der folgende Tag verrinnt mir förmlich durch die Finger. Vorlesung über Vorlesung und mehrere Stunden braves Bibliotheksitzen. Zu meinem Glück findet mich Anni nicht. Während ich in der Bibliothek Bücher wälze, habe ich vier entgangene Anrufe. Als ich nach Hause komme, habe ich nicht einmal die Kraft noch etwas zu essen. Ich falle ins Bett und mein Kopf driftet in den Ruhemodus ab. Augenblicklich sehe ich ihn. Diesmal verdränge ich die Gedanken nicht, sondern lasse die Bilder auf mich einrieseln. Ich genieße sie. Seine feuchten Lippen, die fein Glänzen und so einladend wirken. So wohlschmeckend. Die Erinnerung an das Aroma seiner Haut. Der Duft seines Haares. Ich fühle die Wärme, die sich auf meiner Haut. Annis Worte hallen mir durch den Kopf. Eine Kommilitonin, die der Uni verwiesen wurde. Ich greife mir meinen Laptop und ziehe ihn mir auf den Schoß. Ich beginne verschiedene Internetseite abzusuchen. Ich finde genau das, was ich erhofft habe und lehne mich zurück. Keine Ausreden mehr. Eine Beziehung zwischen Student und Dozent ist nicht strafbar. Bevor ich einschlafe, bin ich mir sicher, dass ich morgen seine Sprechstunde nutzen werde. Ich werde nicht aufgeben und mich nicht seiner Ignoranz hingeben. Am Morgen schnappe ich mir meine Jacke und verlasse das Haus. Ich bringe die Vorlesungen und ein Besuch in der Bibliothek hinter mich. Am späten Nachmittag stehe ich vor seiner Tür und atme tief durch. Mehrmals Mein Blick wandert über das Namensschild. Antony Rochas. Ich klopfe und verschränke danach unwillkürlich die Arme vor der Brust. Ich wappne mich dafür, dass er nicht mit mir reden will. Auf mein Klopfen erfolgt keine Antwort. Ich klopfe erneut, denn ich weiß mit Sicherheit, dass er da ist. Die Tür schwingt auf und er sieht mich an. Für einen Moment denke ich, dass er mit die Tür vor der Nase zu schlägt, doch dann zieht er mich in sein Büro. Der feine Duft seines Aftershave erfasst mich und mich durchfließen Wellen der Erregung. „Was willst du hier?" Obwohl niemand anderes im Raum ist, flüstert er. „Du hast gesagt, wenn ich keine Fragen zum Stoff habe, dann soll ich in die Sprechstunde kommen", knalle ich ihm entgegen und er sieht mich verdattert an. „So, habe ich das nicht gemeint." „Schon klar." „Und was soll das dann?" „Na ja, auf eine andere Art und Weise lässt du nicht zu, dass wir miteinander und ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr, noch öfter zuzusehen, wie du schweigend an mir vorbei rennst oder fährst. Nettes Auto übrigens." Er weiß selbst, dass das eine kindische Art und Weise ist, denn so verschwinden die Probleme nicht. Wahrscheinlich hat er gehofft, dass ich mich derartig entmutigen lasse, das sich das Problem von allein löst. Ich kann einfach nicht. Ich will es nicht. Antony streicht sich durch die dunklen Haare und schließt die Augen. „Ben, ich habe dir gesagt, dass das Ganze ein Fehler ist und es wird so nicht wieder passieren." Ich schmunzele über die abweichende Wortwahl. Kein nie. Er scheint es selbst nicht mit zu bekommen. Meine Mundwinkel zucken nach oben. „Gut." Ich stimme seiner vorigen Aussage zu und sehe, dass ihn mein seltsames Lächeln irritiert. Kurz entschlossen ziehe ich mir die Jacke aus und werfe sie auf den Besucherstuhl. Mir wird langsam warm. Ich ziehe den Reißverschluss meiner Strickjacke runter und sehe ihn an. Er beobachtet mich dabei, sieht meinen Fingern dabei zu, wie sie an dem Verschluss spielen. „Was willst du hier?", fragt er ruhig. „Ich möchte wissen, warum du so tust, als wäre es illegal. Ich bin über 18 Jahre alt. Die Konsequenzen, von denen du sprichst, existieren nicht. Also, was ist das Problem? Sei ehrlich zu mir." Meine Worte sorgen dafür, dass sich seine Haltung ändert. Sauer verschränkt er seine Arme vor der Brust. Ich mache einen Schritt auf ihn zu. Er weicht nicht zurück. Er ist ein halben Kopf größer als ich und so blicke ich zu ihm auf. Antony spielt den Verärgerten. Sehr gut sogar. Seine kühlen Augen schimmern, aber ich sehe darin nicht nur Ablehnung und Widerwillen, sondern viel mehr. Auch für ihn ist diese Situation nicht einfach. Anspannung erfüllt den gesamten Raum. Sie knistert leise und unnachgiebig. „Ich weiß, dass du alt genug bist, das ist nicht das Problem." „Was ist es dann?", bitte ich erneut darum endlich Klarheit zu bekommen. „Ich muss deine Hausaufgaben benoten und dir deine Prüfungen abnehmen und...ist eine Frage der Berufsethik..." „Dann benotet mich jemand anderes. Professor Strout, du meintest er ist zum Ende des Semesters wieder da und..." „Nein", entflieht ihm schnell und resolut. Ich sehe ihn irritiert an und hebe fragend meine Hände in die Luft. „Professor Stroud, er ist...kompliziert...und man kann mit ihm über solche Dinge nicht reden." Er bricht ab und sieht mich an. Seine Äußerungen sind löchrig, dass merkt er selbst. „Er muss es doch nicht erfahren. Wir fragen jemand anderen", sage ich leise, doch er schüttelt nur den Kopf. „Ben, bitte..." Ich sehe, wie sein Atem sich beschleunigt. Ich greife nach seiner Hand. Zuerst zieht er sie weg, doch ich greife erneut danach, löse seine verschränkten Arme und diesmal lässt er mich gewähren. Ich platziere seine Handfläche auf meine Brust, direkt über meinem Herzen. „War ich nun ein Fehltritt für dich? Bereust du es?", frage ich ruhig. Jedes Wort brennt. Ich sehe die Anspannung in seinem Gesicht und wie sich seine Augenbrauen leicht zusammen ziehen. Hinter seinem schönen Gesicht muss es extrem arbeiten. Seit ich in sein Büro getreten bin, schlägt mir mein Herz bis zum Hals. So wie jedes Mal, wenn ich in seiner Nähe bin. Jeden Millimeter seines Gesichts fahre ich ab, beobachte jede noch so kleine Regung. Es ist eine Mischung aus zu vielem. Für mich ist es mehr, als nur ein dummes Abenteuer. Die Hand an meiner Brust wird immer wärmer. Ich spüre, wie seine Fingerkuppen leicht in den dünnen Stoff meines Shirts greifen. Das Pochen in meiner Brust wird lauter und heftiger. Ich merke die Bewegung und die Reibung auf meiner Haut als er seine Fingerspitzen noch stärker gegen mich drückt. „Wir kriegen Probleme...", wiederholt er. Es ist keine Antwort auf meine Frage. „Wir kriegen beide...Probleme, wenn es rauskommt, wenn er es erfährt. Ich... du auch!" Dessen bin ich mir bewusst. Er möchte seine Hand wegnehmen, doch ich halte sie noch einen Moment fest. „Wir dürfen uns so in der Uni nicht sehen." Auch das weiß ich. Ich lasse seine Hand los und sie sinkt zurück. Ich beobachte ihn, wie er auf seine Fingerkuppen schaut, so als würde er noch immer meinen Herzschlag auf ihnen spüren. Unbewusst streicht sein Daumen darüber, dann sieht er mich an. Allein seine Nähe lässt alles in mir pulsieren. Ich kann meine Erregung kaum verstecken. Der Widerstand in ihm schmilzt, ich kann es sehen und beiße mir auf die kribbelnden Lippen. Ich verringere den Abstand zwischen uns. „Wir dürfen das nicht." Ein letzter fahriger Versuch. Es ist nur ein Flüstern und ich sehen, wie seine hellen blaugrünen Augen auf meine Lippen gerichtet sind. Wir dürfen es nicht, aber wir wollen es. Beide. Ich überbrücke die letzten Zentimeter und schmecke die herrliche Süße seiner verbotenen Lippen, nach denen ich mich jede Nacht sehne. Seine Hand wandert in meine Haare, zieht mich näher in den Kuss und lockend öffne ich meine Lippen. Die Berührung unserer Zunge lässt tausende Blitze durch meinen Körper jagen. Zuckend und erregend. Kann etwas nicht Verbotenes so gut sein? Ich lege ihm meine Arme um den Hals und drücke seinen warmen Körper dichter an meinen. Unser Kuss wird immer heftiger und leidenschaftlicher. Währenddessen fahren nun beide seiner Hände unaufhörlich durch meine Haare. Minimal löst er den Kuss. Ich spüre seinen heißen Atem auf meinen Lippen und ersehne mir sofort die Berührung zurück. Den Druck. Seinen Geschmack. Ich schnappe nach seiner Unterlippe, lasse meine Zähne leicht darüber streichen und lecke über die geschundenen Stellen mit der Zunge. Er schnappt frech danach, doch ich ziehe ihn nur wieder in einen langen, intensiven Kuss. Die Vibration seines Handys auf seinem Schreibtisch durchbricht die elektrisierte Spannung. Ich wünsche mir er würde es ignorieren, doch zu meiner Enttäuschung löst er sich schnell und ist mit wenigen Schritten hinter seinem Schreibtisch. Er starrt auf den kleinen Handcomputer und sieht erschrocken zu mir. Plötzlich ist jede vorige Emotion aus seinem Blick verschwunden. „Scheiße. Du musst gehen." Er streicht sich über die feuchten Lippen und damit meinen Geschmack davon. Währenddessen sieht er zurück auf das Handy, welches mittlerweile aufgehört hat zu vibrieren. Meinen verwunderten Blick ignoriert er. Er beginnt ein paar Unterlagen auf seinem Schreibtisch zu ordnen und wirkt seltsam hektisch. „Antony, was ist denn los?" Er bringt mich mit einem Handzeichen zum Schweigen und in diesem Moment klingelt sein Festnetztelefon. „Los, geh. Bitte." Er deutet unnachgiebig zur Tür. Das Eiskalte und Unnahbare hat er auch wirklich gut drauf. Seine übertriebenen Reaktionen sind mir ein Rätsel und ich bin genervt, aber genauso auch enttäuscht. Antony hebt den Telefonhörer ab. „Rochas. Professor!" Er sieht mich eindringlich an. Mit gemischten Gefühlen verlasse ich sein Büro und verschwinde schnellen Schrittes den Flur entlang. Einige Studenten kommen mir entgegen. Um diese Uhrzeit sind es nur noch Vereinzelte. Als ich die Treppe runter gehe und um die Ecke biege, stoße ich gegen einen komplett in schwarz gekleideten Typen. Trotz des schlechten Lichts trägt er eine Sonnenbrille. Er fängt mich an den Schultern ab. „Vorsichtig, sonst gibt es Verletzte", entgegnet er mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht. Etwas in seiner Stimme jagt mir einen seltsamen Schauer durch den Leib. Seine Worte sind freundlich, doch der Ausdruck und der Klang seiner Stimme sind bedrohlich. „Entschuldigen Sie vielmals. Ich... ich war in Gedanken." Seine Hand liegt noch immer an meiner Schulter. Er drückt leicht zu. „Schon gut, es ist ja nichts passiert." Er grinst und lässt mich los. Ich sehe ihm nach, wie er die Treppe nach oben steigt. Als ich draußen ankomme, bemerke ich, dass ich meine Jacke bei Antony im Büro liegen gelassen habe. „Mist." Zögernd stehe ich vor dem Fakultätsgebäude und weiß nicht, ob ich noch mal nach oben gehen oder einfach nach Hause verschwinden soll. Was verdammt noch mal war da eben passiert? Wieso hat er so reagiert? Er war abweisend und unfreundlich. Ich ärgere mich, ziehe meine Strickjacke um meinen Bauch und entscheide mich gegen die Jacke. Fröstelnd und Arme reibend laufe ich in die WG. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)