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Kiss me hard before you go

von

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Die Vielfalt seiner Blicke

Kapitel 3 Die Vielfalt seiner Blicke
 

Am Abend sitze ich erneut vor meinen Rechner. Bisher habe ich noch kein einziges Wort aufs digitale Papier gebracht, sondern starre einfach auf die beiden Bücher, die neben mir liegen. Ich bilde mir ein seinen Geruch daran wahrzunehmen, obwohl das totaler Blödsinn ist.

Das Telefon neben mir beginnt zu vibrieren. Annis Name leuchtet mir auf dem Display entgegen. Ich zögere einen Moment, doch sie gibt nicht auf und ich gehe ran.

„Hey Darling, wie geht es dir?“, flötet sie mir von der anderen Seite des Telefons entgegen und ich komme nicht umher laut zu seufzen. Anni hat ein Faible für englische Anreden und Kosenamen. Ich muss darunter leiden. Ich habe noch kein Wort gesagt, da höre ich am anderen Ende schon die verwunderte Frage.

„Oh nein, was hast du gemacht, Ben?“ Ich seufze erneut. Wie macht sie das nur?

„Gar nichts“, versuche ich mich herauszureden.

„Und wieso seufzt du dann so theatralisch?“ Ich verfluche sie.

„Ich war bei ihm“, gestehe ich lapidar.

„Oh nein, wieso? Ich dachte, wir besprechen erst einmal den Schlachtplan bevor du blindlings ins Verderben rennst.“

„Schlachtplan? Es gibt hier nichts zu erobern, Anni. Ich brauchte Bücher für die dämliche Hausaufgabe und in der Bibliothek gab es keine mehr, da bin ich zu seinem Büro gegangen. Ich wollte gar nicht klopfen, doch dann hat er die Tür aufgemacht. Ich konnte ja, schlecht weglaufen. Als entschied ich mit erst für Schockstarre und dann dummes rum Gestammel“

„Oh, Ben. Und dann?“

„Nichts, er hat mich ignoriert.“ Nun klinge ich bemitleidenswert.

„Bist du dir sicher, dass er dich erkannt hat?“

„Ja... Nein... Keine Ahnung.“

„Ach Ben!“

„Spar dir, das ´Ach Ben´. Das macht das Chaos leider nicht besser.“

„Und was wirst du jetzt tun?“, fragt sie mich und ich zucke, obwohl sie es nicht kann mit den Schultern. Ich weiß nicht, was ich überhaupt tun kann. Anscheinend will er mich nicht erkennen und das hatte sicher seine Gründe. Gründe, die ich auch nachvollziehen kann. Bisher habe ich über keine Konsequenzen nachgedacht, doch sicher gibt es welche. Entweder private oder akademische. Dessen bin ich mir sicher. Ein Freund, eine Freundin oder Familie. Ich spüre, wie sich mir der Magen umdreht. Nach dem One-Night-Stand war mir das alles egal gewesen, doch jetzt. Ich weiß nichts über ihn. Allerdings weiß ich nun seinen Namen. Mein Blick wandert automatisch zu meinem Laptop und meinem funktionierenden Internetanschluss.

„Ben?“ Annis Stimme ist ganz weich. Ich versuche meine Gedanken von dem Thema zu lösen, doch ganz gelingt es mir nicht.

„Vielleicht sollte ich mich einfach Kunstgeschichte einschreiben...“

„Du hasst Kunst.“

„Nein, die Kunst hasst mich.“ Genaugenommen habe ich einfach nur zwei linke Hände. Anni lässt es unkommentiert so stehen. „Ich habe Hunger und will einfach nur noch ins Bett. Lass uns ein anderes Mal darüber reden.“

„Okay. Hey, du kannst mich zu jeder Tag- und Nachtzeit erreichen, ja?“

„Ich weiß, danke!“ Sie haucht mir einen Kuss durch das Telefon und ich lege auf.
 

Ich lasse das Handy auf meine Brust sinken, lehne mich zurück und schließe die Augen. Meine kühlen Hände betten sich flach an meine Wangen. Ich reibe mir darüber und verdecke danach meine Augen. Ich atme tief ein und fahre mir dann wieder über die leicht stoppeligen Wangen.

„Oh man“, flüstere ich in den stillen Raum hinein.

„Oh man, was?“ Erschrocken richte ich mich auf und schaue zur Marie. Das Handy fällt in meinen Schoss. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich hab sogar geklopft.“ Sie steht im Türrahmen und sieht mich fragend an. Sie hat ihre Haare gekämmt und trägt ihre schwarzumrahmte Brille.

„Hey, hab nichts gehört. Bist du fertig geworden mit deiner Hausarbeit?“

„Ja, nur noch Korrekturlesen und ins Datennirvana schieben.“ Sie lächelt freudig.

„Na, ich hoffe doch nicht, dass sie im Nirvana verschwindet...“, kommentiere ich lachend.

„Auch wieder wahr. Kommst du essen?“, fragt sie und ich sehe verwundert auf.

„Essen?“

„Ja, ich habe für uns alle gekocht. Wir sind heute mal zu dritt und ich dachte, das wäre eine gute Gelegenheit um uns ein bisschen kennenzulernen.“ Ich habe nicht mitbekommen, wie die beiden nach Hause gekommen sind.

„Ja, gern. Prima“, sage ich ehrlich erfreut und rutsche vom Bett. Marie lächelt entzückt.

Ich folge ihr in die Küche und mir weht direkt der Duft von Tomatensoße entgegen. Auf dem Herd köchelt ein Topf voll mit Nudeln und die Soße blubbert werbewirksame in einer Pfanne.

„Wow, sieht toll aus“, lobe ich wirklich beeindruckt.

„Vielen Dank, ich dachte Nudeln mit Tomatensoße essen alle, deswegen...tadaaa.“ Sie wird ein wenig rot.

„Alles richtig gemacht! Kann ich dir noch bei irgendwas helfen?“

„Oh, nein, eigentlich nicht. Möchtest du Käse? Ich habe auch noch Käse im Kühlschrank.“

„Zu Käse sage ich niemals nein. Mit Käse wird einfach alles besser...“

„Selbst Kaffee“, ertönt es plötzlich hinter uns und wir sehen Rick im Türrahmen stehen. Er grinst.

„Käse im Kaffee?“, frage ich und verziehe angewidert den Mund.

„Ja, ein Gruyère passt perfekt zu einem kenianischen Perlbohnenkaffee...Fantastisch.“ Das Grinsen in seinem Gesicht verrät nichts. Weder das Ausmaß der Wahrheit hinter der Aussage, noch wie spaßig er es wirklich meint. Auch Marie sieht ihm zweifelnd an. So lange bis Rick herzhaft zu lachen beginnt.

„Ihr solltet eure Gesichter sehen! Zum Schießen! Ich bevorzuge Butterkäse und der passt am besten zu Schwarzbrot. Ich geh nur noch schnell ums Eck, dann wird geschlemmt“, erlöst er uns aus der ulkigen Situation, grinst noch etwas breiter und verschwindet im Flur. Auch und Marie und ich beginne zu kichern. Ich hole den viel beschworenen Käse aus dem Kühlschrank und meine Mitbewohnerin gießt die Nudeln ab.

Wir verbringen einen netten gemeinsamen Abend zusammen, reden über unsere Familien und Freunde. Marie ist ein Einzelkind. Ihre Eltern beide Akademiker. Rick hingegen hat noch einen älteren Bruder. Ich erzähle von meiner Schwester und meinen beiden kleinen Nichten und verspreche Marie einmal Bilder zu zeigen. Ich besitze nur keine. Nur ein paar obligatorische Schöner Scheinbilder von den ersten Tagen nach ihrer Geburt. Gestellt und geschönt. Perfekte kleine Wunder. Das ist zwei Jahre her. Von meiner Homosexualität erzähle ich nichts. Noch nicht.
 

Am Mittwoch verbringe ich die meiste Zeit in der Bibliothek und arbeite brav an der Hausaufgabe, jedoch ohne nennenswerte Erfolge. Die Atmosphäre und die Stille gefallen mir gut, dennoch fällt mein Blick ständig auf die Uhr. In einer Stunde beginnt das Seminar mit Antony. Mein Brustkorb zieht sich zusammen und ein unbestimmtes Gefühl macht sich in mir breit. Der Gedanke ihn wieder zu sehen entzückt und verstört mich zugleich. Ein zwiespältiges Gefühl, denn nach der eiskalten Abfuhr von gestern und den ständig auftauchenden Bildern unserer gemeinsamen Nacht verspüre ich das ständige Bedürfnis mich irgendwo tief einzugraben und zu überwintern.

Ich atme tief ein, straffe meine Schultern und ziehe mir das Buch heran. Ich muss fertig werden.

Nach einer weiteren quälenden Ewigkeit kann ich die Hausaufgabe abschließen. Die geborgten Büche klappe ich sorgsam zusammen und entferne vor die kleinen Post-ist, mit denen ich die wichtigen Stellen markiert habe. Das zusammen geknüddelte Klebestreifenbällchen stecke ich in meiner Tasche und spiele nervös damit rum, während ich ins Hauptgebäude wechsele.
 

Im Hörsaal setze ich mich diesmal direkt in die erste Reihe. Wo mein plötzlicher Mut oder eher Trotz herkommt, ist mir selbst ein Rätsel. Als ich sitze, spüre ich sofort, wie sich die Unsicherheit zurückschleicht. Ich sehe mich um, spiele kurz mit dem Gedanken doch ein paar Reihen nach oben zur Rutschen. Doch stattdessen rücke ich nur zwei Positionen zur Seite, so dass ich noch mehr in seinem Blick sitze.

Nach und nach füllen sich die Ränge mit Studenten. Laut redend und diskutierend. Ich schlage meine Beine übereinander und blättere die Aufzeichnungen der ersten Vorlesung durch. Es ist nicht sehr viel.

Ich höre die Schritte auf der Treppe, doch wende mich nicht um. Erst als er seinen Platz hinter dem Pult eingenommen hat, blicke ich auf. Er sieht mich direkt an. Der Ausdruck in seinen Augen ist undefinierbar für mich. Doch da ist dieses kurze, feine Blitzen. Eine Reaktion. Er weiß, wer ich bin.

Während des Seminars versucht er den Augenkontakt mit mir zu vermeiden, doch das Mädchen hinter mir ist die Aktivste im ganzen Saal. Ihre stetigen Kommentare und Fragen zwingen ihn regelmäßig zu mir zu schauen. Das nutze ich unbewusst aus. Ich schaue fordernd, fast provozierend. Die Wut über seine gestrige Ignoranz entfaltet sich in meinen Blicken. Ich wusste nicht, warum ich es tue, doch ich merke dass es funktioniert. Mit der Zeit bleiben seine Augen zu erst bei mir hängen, bevor er zu der Kommilitonin über mir wandert und er ihre Frage beantwortet.

„Das ist so nicht vollkommen richtig“, stellt er die Aussage der jungen Frau richtig. Er fährt sich sachte durch die Haare und deutet dann auf ein paar Notizen an der Tafel. Er macht ein paar Schritte zurück und lehnt er sich gegen das Rednerpult, stützt seine Arme darauf ab und ich sehe das Spiel seines Bizepses unter seinem Hemdärmel. Kurz lecke ich mir über die Lippen, spüre seinen Blick auf mir, während er spricht. Ich streiche mir dem Daumen über die feuchten Lippen, beiße mir sachte daraus und sehe ihn dabei direkt an. Er streicht sich eine Strähnen seines dunklen Haares davon und ich sehe, wie sie an den leicht feuchten Schläfen kleben bleib. Er schwitzt. Zu gern würde ich wissen, was er denkt.

„Gibt es dazu noch Fragen?“, fragt er und sieht sich um, „Nun gut, dann fahren wir fort.“ Er dreht sich zu den projizierten Folien um. Seine Finger greifen in das harte Holz des Pults. Ich sehe, wie seine Knöchel weiß hervortreten. Die letzten paar Minuten des Seminars sieht er mich nicht noch mal an.
 

Als ich meine Unterlagen zusammen sammele, komme ich nicht umher ihn nochmal zu beobachten. Er steht mit dem Rücken zu den Rängen und säubert mit einem Schwamm die Tafel. Die Muskeln seines Rückens sind angespannt und ich sehe dabei zu, wie sich sein knackiger, kleiner Hintern hebt und senkt. Mir wird heiß und schnellen Schrittes bin ich aus dem Hörsaal verschwunden.

Was mache ich hier eigentlich? Warum provoziere ich ihn? Ich mache ihn damit nur wütend und was habe ich davon? Nichts! Ich sehe die Vielfalt seine Blick, die mir bis her zu teil wurden.. Die Erregung und der Glanz. Der Kälte und die Ignoranz. Das Erkennen und die Unsicherheit. Habe ich seine Reaktion, während der Vorlesung falsch interpretiert? Wahrscheinlich.

Ich lasse mich draußen auf eine der Parkbänke vor dem Parkplatz nieder und mein Kopf fällt nach hinten. Meine Augen sind geschlossen und ich spüre warme Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Sie blenden mich. Für einen späten Herbsttag ist es noch immer sehr warm und erstaunlich schön. Wieder denke ich an den gutaussehenden Dozenten. Es muss ein kosmischer Scherz sein, dessen bin ich mit mittlerweile sicher. In meinem Bauch beginnt es sanft zu kribbeln. Ich denke an seine Hände, wie sie jede Stelle meines Körpers berührten. Der Geschmack seiner warmen, feuchten Lippen legt sich als lebendige Erinnerung auf meine Geschmacksknospen. Ich setze mich auf und beiße mir auf die Unterlippe. Ich muss aufhören an ihn zu denken. Vor allem ständig an Sex mit ihm zu denken. In einiger Entfernung höre ich, wie sich eine Autotür schließt und sehe auf. Vor einem roten Kleinwagen steht er. Antony. Er schaut mich an. Seine wunderschönen kühlen Augen sind direkt auf mich gerichtet. Meine Hand bleibt auf meinem Hals liegen und bevor ich verstehe, wieso hebe sie kurz zum Gruß. Nur ganz leicht, doch in diesem Moment wendet er sich um und steigt schnell in seinem Wagen. Die getönten Scheiben verhindern, dass ich ihn durch das Glas sehen kann. Ich sehe zu, wie er zurücksetzt und davonfährt. Erneut lasse ich mich nach hinten fallen und seufze resignierend.
 

Die folgenden Vorlesungen verlaufen erwartungsvoll ereignislos und diesmal schaffte ich tatsächlich ein paar Notizen zu machen. Ich treffe Anni zum späten Nachmittag in der Mensa. Sie blickt von ihrem Salat auf und sofort sind ihre Augen erfüllt von Mitleid und hintergründigem Spott. Meinen Rucksack stelle ich neben ihr auf den Stuhl und setze mich vor sie.

„Würdest du bitte diesen Blick abstellen?“

„Welchen denn genau?“

„Na den, der mir deutlich sagt, dass du mich für dämlichste und ärmste Sau aller Zeiten hältst.“ Sie beginnt zu lachen, doch ich meines vollkommen ernst. Ich hasse es. Ich brauche kein Mitleid. Ich will nur Verständnis. Na gut, hin und wieder auch ein bisschen Ei Ei. Si wie jeder Kerl auch.

„Okay, okay. Tut mir Leid.“ Sie greift nach meinen Händen und ich blicke auf ihre perfekt manikürten Fingernägel. Sie sind lang und bunt. Ich bin kein Fan davon, aber dennoch jedes Mal beeindruckt von ihrer Fingerfertigkeit. Ich nehme ihre Hand und hebe meine Augenbraue nach oben.

„Du weißt, aber das Türkis out ist, meine Liebe“, Sie entreißt mir ihre Hand, schaut übertrieben arrogant und streckt mir die Zunge heraus. Wie kindisch.

„Na, du musst es ja wissen. Was hat dir denn heute die Laune verhagelt?“

„Pah, ich bin die gute Laune in Reinform.“ Ich grinse breit, doch ich bin wenig überzeugend. Nun wandert auch Annis helle Augenbraue nach oben und leicht schüttelt sie den Kopf. Keine Erklärung, keine Erläuterung. Sie weiß, was mich bedrückt und stellt keine weiteren Fragen.

„Okay, wir müssen dich irgendwie ablenken. Dich auf andere Gedanken bringen.“ Ich ahne Schlimmes und habe schon jetzt keine Lust darauf. Egal, was es ist.

„Nein, Anni, bitte nicht“, nörgele ich.

„Du weißt doch noch gar nicht, was ich vorhabe“, stößt sie beleidigt aus und ich schnaufe leicht.

„Ja, und genau deshalb verspüre ich Panik!“ Ihr Blick wird noch eine Schippe beleidigter und mit verschränkten Armen lehnt sie sich zurück.

„Okay, das reicht! Nun bestehe ich darauf, dass du mich begleitest und gefälligst Freude hast“, kommentiert sie übertrieben und ich lasse meinen Kopf theatralisch auf die Tischplatte fallen. Ihre Drohung macht sie wahr. Nachdem wir kurz bei ihr vorbei gefahren sind um ein paar Klamotten zu holen, schiebt mich in den universitären Fitnessbereich. Eine Stunde strampele ich mir die trüben Gedanken auf dem Fahrrad davon. Doch als ich absteige, sind sie sofort wieder da. Der Gedanke an den anderen Mann scheint jede noch so winzige Faser meines Körpers zu durchdringen und setzt sich darin fest. Frustriert suche ich mir etwas Aggressiveres und schlage auf den Boxsack, den auch Anni gerade bearbeitet. Kleine Schweißperlen stehen auf ihrer Stirn und heftig atmend sieht sie mich an. Ihre langen roten Haare hat sie nach hinten gebunden und so kommt ihr herzförmiges Gesicht zu Geltung. Auch ihre schönen blauen Augen, die einen ganz anderen Ton haben als Antonys betrachte ich ausgiebig. Bei dem Gedanken an den schönen Mann schlage ich erneut gegen das feste Leder des Sackes.

„Nicht geholfen?“, fragt Anni. Ich lächele sie schief an und sehe auf die Wanduhr.

„Ich weiß, dass du es gut gemeint hast, aber ich werde jetzt gehen.“ Ich fahre mir durch die leicht feuchten Haare und sehe mich in dem leeren Sportraum um.

„Ach komm schon, es gibt hier auch noch einen tollen Spa-Bereich mit Sauna.“ Sie deutet in den hinteren Bereich und ich folge ihrem Blick. Sauna ist gut, aber ich bin definitiv nicht in Stimmung.

„Ein anderes Mal, okay?“, lehne ich ab. Anni kommt auf mich zu und streckt ihre Arme aus. Sie möchte mich umarmen, doch ich weiche zurück. Ich habe das Gefühl durch so eine Zuwendung gleich in Tränen auszubrechen und das möchte ich vermeiden. Außerdem sieht sie viel zu feucht aus.

„Nee, du stinkst“, kommentiere ich frech und sie wirft mir das Handtuch entgegen das auf ihrer Schulter liegt.

„Gut, keine Zuwendung für Benedikt. Dann eben nicht“, gibt sie beleidigt von sich und ich setze ein spitzbübisches Grinsen auf. Ich hauche ihr einen Kuss auf die Wange, nachdem sie sich auf den Stepper gestellt hat und laufe Richtung Umkleideräume. Da ich kein großes Handtuch dabei habe, erfrische ich mich nur kurz am Waschbecken, packe meinen Rucksack zusammen und gehe zurück in die WG. Ich laufe und genieße die frische Luft auf meiner feuchten, verschwitzten Haut. Auch, wenn es nicht gesund ist. Doch das ist mir gerade herzlich egal.

Zu Hause angekommen, stelle ich fest, dass ich komplett allein in der WG. Ich gehe duschen und beginne am Abend die Hausaufgabe zu überarbeiten. Wahrscheinlich ist Marie noch immer in der Bibliothek und Rick bei seiner Freundin. Die Stille lässt meine unwirschen Gedanken nur noch lauter durch meinen Kopf hallen. Ich schalte den Fernseher ein und lasse mich eine Weile berieseln. So hatte ich mir das Unileben nicht vorgestellt. Noch während ich lustlos irgendeinem Spielfilm folge, nehme ich mir vor morgen die Bücher zurückzugeben. Obwohl er keine Sprechstunde hatte. Er wird es mir verzeihen. Hoffe ich. Bei seichter Unterhaltung schlafe ich ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2014-08-31T13:56:40+00:00 31.08.2014 15:56
Armer Benny, er tut mir leid, so was von verliebt und dann ist der auch noch sein Dozent und Lehrer an der Uni. Wie grausam diese Welt doch ist. Weiter so, gefällt mir.

LG
Onlyknow3


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