Zum Inhalt der Seite

Kiss me hard before you go

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Mann hinter dem Rednerpult

Kapitel 1 Der Mann hinter dem Rednerpult
 

Ich nehme dankend meinen Becher Kaffee entgegen, angele mir noch eine der umweltbelastenden Abdeckungen bevor mich Anni ungeduldig zu einem Tisch zieht. Ohne wurde ich mich augenblicklich mit Kaffee bekleckern. Es ist laut im Coffeeshop und trotzdem ungewöhnlich leer. Vermutlich sitzen die meisten Studenten noch brav in den Hörsälen und scharren mit den Füßen, weil ihr Koffeinpegel mit jeder vergehenden Minute abfällt und ihre Aufmerksamkeitsspanne verringert.

„Erzähl mir endlich, wie es war!", fordert Anni mich auf und ich seufze, während ich mich auf einen der Stühle niederlasse. Es ist unser erster Tag an der Uni. Die Einführungswoche. Viel Geplänkel, rundum Theatralik und hauptsächlich Grundinformationen über die Inhalte der Vorlesungen und die Themenplanung. Zu meiner Überraschung stehen in einigen Modulen sogar Exkursionen an, was mich sehr freut. Wir haben bereits zwei Vorlesungen hinter uns gebracht und es dürstete uns nach einem Energieschub. Ich habe kaum geschlafen.

„Es gibt nichts zu erzählen", gebe ich umgehend von mir und streife meine Jacke ab. Ordentlich hänge ich sie auf den Stuhl und greife dann nach meinen Kaffee. Das frische Aroma gemahlener Bohnen strömt mir entgegen und genüsslich nehme ich den ersten Schluck.

„Kann ich mir nicht vorstellen, also sei kein Frosch." Sie will unbedingt wissen, wie mein gestriges Date verlaufen ist.

„Ich bin kein Frosch. Und es gibt einfach nichts zu sagen."

„Du wirst doch irgendwas erzählen können. Ist er nett? Was macht er? Wirst du ihn wiedersehen?" Anni ist unbarmherzig.

„Ja. Jura und nein.", antworte ich knapp, nehme einen weiteren Schluck und denke an den langweiligen Abend zurück. Ich wusste schon im Vorfeld, dass es keine gute Idee war vor dem ersten Vorlesungstag mit jemand auszugehen, doch Anni und auch Lina hatten mich dazu gedrängt. Es war vergeudete Zeit. Ich hätte lieber drei Stunden mehr Schlaf gehabt.

„Wieso? Er wirkte voll nett."

„Ja, genau. Nett! Nett ist so schrecklich...lahm." Das beschreibende Adjektiv gebe ich voller Abscheu wieder. Sie schaut mir tief in die Augen und weiß sofort, was ich eigentlich denke.

„Verdammt Ben, du denkst doch nicht schon wieder an den Bartypen?" Doch das mache ich. Ununterbrochen. Auch, wenn ich mir jeden Abend fest vornehme, es nicht mehr zu tun. Mein Inneres seufzt theatralisch und wünscht sich den festen runden Hintern zurück, in den ich mich hinein krallen kann.

„Ach, verdammt, das war ein One-Night-Stand und du bist selbst schuld, wenn du nicht nach seiner Nummer gefragt hast. Ich kann immer noch nicht fassen, dass du das wirklich gemacht hast." Danach war sie Tage lang auf mich sauer, weil ich mich nicht sofort gemeldet und sie an dem Abend 'allein' zurückgelassen hatte. Eine maßlose Übertreibung denn Lina und Tom waren bei ihr gewesen. Gemeldet hatte ich mich wirklich nicht, aber das lag daran, dass ich damit beschäftigt war den heißen Körper des anderen Mannes zu verschlingen. Und, wie wir uns gegenseitig verschlungen haben.

„Und du machst es schon wieder." Ich bin ein offenes Buch. Anni stupst mir heftig gegen den Oberarm.

„Ja, ja, ich weiß und es tut mir immer noch gaaanz schrecklich leid. Abgesehen davon wäre es nicht Sinn der Sache gewesen, wenn ich nach seinem Namen und seiner Nummer gefragt hätte." Es war ein spontanes Abenteuer und ein sonderbarer, für mich völlig untypischer Abend. Eine lockere Bekanntschaft in der Bar, in die wir nach unserem Abschluss gegangen sind um ausgiebig zu feiern. Es war ein stilles Abkommen, eine extrem befriedigen Nacht und vor allem war es einmalig. Keine Namen und keine Telefonnummern. Nun bin ich meinen ersten Tag an der Uni, bin in einer anderen Stadt, in einer völlig anderen Umgebung und muss ständig an ihn denken. An diese ungewöhnlichen kühlen blau-grünen Augen und an seine feingeschwungene Lippen. Ich denke an nichts anderes, aber es ist zwecklos, denn die Wahrscheinlichkeit ihn wieder zu sehen, ist so minimal, dass sie kaum einer Erwähnung wert ist.

„Eigentlich bist du schuld!", knalle ich ihr an den Kopf und sie sieht mich beleidigt an.

„Ich? Ich kann doch nichts dafür, dass du deine Libido nicht im Zaum halten kannst."

„Du hast mich dazu animiert. Lass die Sau raus, weißt du noch? Lass es krachen", zähle ich auf.

„Lass es krachen, habe ich nie gesagt"; verteidigt sie sich. Ich lasse mich in die Stuhllehne sinken. Sie steckt mir ihre Zunge raus und nimmt einen großen Schluck ihres Kaffees. Ich blicke auf die Uhr. Meine nächste Vorlesung geht gleich los.

„Musst du schon los?", fragt Anni und sieht ebenfalls aufs Handy. „Kann ich mitkommen? Meine nächsten Vorlesungen sind erst später."

„Ich habe gleich die Einführung in das Wirtschaftsingenieurswesen. Du wirst dich zu Tode langweilen."

„Och bitte, ich bin auch ganz brav.", bettelt sie, „Ich kenne doch keine Menschenseele hier, außer dir."

„Na, dann lerne jemanden kennen!" schlage ich ihr ernst gemeint vor, doch sie schüttelt energisch den Kopf.

„Sowie du, oder was?", kontert sie. Ich schaue sie getroffen an.

„Feiger Schlumpf, du!"

„Schlumpfine, wenn ich bitte darf." Sie nimmt den letzten Schluck ihres Kaffees und ich schüttele zweifelnd den Kopf.

„Aber wehe, du jammerst mir die Ohren voll."

„Das werde ich nicht, versprochen." Sie lächelt und ein paar ihrer rötlich-blonden Haare fallen ihr ins Gesicht.
 

Die Vorlesung hat bereits begonnen als wir leise durch die Sitzreihen schleichen. Ich schiebe Anni vor mich her und sehe mich nach einen geeigneten und gut erreichbaren Platz um. Der Dozent steht mit dem Rücken zum Saal und hat angefangen ein paar Fakten an die Tafel zu schreiben. Er ist ein schlanker, dunkelhaariger Mann. So viel erkenne ich. Der Rest ist nur zu erahnen. Ich lasse mich auf einen der Holzsitze nieder und erwische ausgerechnet den, der am Meisten quietscht. Das Geräusch erfüllt den gesamten Saal und etliche Studenten drehen sich zu mir und Anni um. Ich murmele eine Entschuldigung und blicke erst auf, nachdem ich eine vernünftige Position gefunden habe. Ich erstarre augenblicklich als mir zwei kühle, klare Augen entgegen blicken und vergesse für einen kurzen Moment zu atmen. Sein Bart ist weniger auffällig, aber genauso fein gestutzt, wie ich ihn in Erinnerung habe. Ein paar seiner Haare streichen über seine Stirn. Als ich seine Lippen sehe, wird mir heiß und kalt zugleich. Ich weiß nicht, ob er mich erkennt. Aber es ist auch egal, denn dafür erkenne ich ihn nur zu gut. Der Mann hinter dem Rednerpult ist der Mann meiner schlaflosen Nächte. Mein Puls geht nach oben und mein Körper wird geflutet mit Überraschung, Verwunderung, Erstaunen und Erregung. Alles auf einmal. Ich spüre, wie mir Anni in die Seite sticht.

„Ben?" Erst jetzt beginne ich, wieder zu atmen.

„Entschuldigung", nuschele ich leise und senke meinen Blick.

„Nun gut, wenn dann alle soweit sind, möchte ich sie willkommen heißen in der Vorlesung 'Einführung in das Wirtschaftsingenieurswesen' und auf ein paar organisatorische Dinge aufmerksam machen", beginnt er mir klarer, deutlicher Stimme in den Saal hinein zu sprechen. Er deutet zu Tafel.

„Mein Name ist Antony Rochas. Ich bin ihr vorlesungs- und seminarbegleitender Dozent. Für alle die sich jetzt wundern, da eigentlich Professor Manuel Stroud im Vorlesungsverzeichnis angegeben ist. Er ist normalerweise Redensführer und befindet sich in diesem Semester auf Forschungsreise. Er wird daher nur zu drei Terminen eine Vorlesung abhalten können." Es sind ein paar enttäuschte Ohs zu hören. Prof. Stroud ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet und auch ich habe viele seiner Bücher verschlungen. Doch im Moment ist es mir vollkommen egal, denn nur eine Sache schwirrt in meinem Kopf umher. Antony Rochas. Nun weiß ich, wie er heißt, wie ich den Mann meiner schlaflosen Nächte nennen kann. Ich schlucke. Der Name brennt sich in meine Gehirnwindungen. Glühend heiß. Wieder spüre ich Annis Finger in meiner Seite. Schmerzhaft bohrt er sich zwischen zwei Rippen.

„Autsch Anni, das tut weh, verdammt", zische ich leise.

„Entschuldige, aber ich hab nicht geahnt, dass da gleich deine Rippen sind."

„Was soll denn da sonst sein, du hast mir schließlich nicht gegen den Oberschenkel gedrückt." Ich sehe sie verärgert an. Der Grund meiner angeregten Träume blickt erneut zu uns und ich lasse mich tiefer unter den ausklappbaren Tisch gleiten. Ich bin völlig überfordert. Ich schließe die Augen und verkneife mir das dringende Bedürfnis mein Gesicht abzuschirmen. Meine Gefühle fahren Achterbahn. Seine sachliche Stimme mischt sich mit meinen Erinnerungen. Das wohltuende Geräusch seines Stöhnen und Keuchens. Ich starre stur auf die Tafel und die notierten Fakten. Termine und Zeiten. Wir machen sogar kleinere Exkursionen. Wohin vergesse ich augenblicklich wieder. Ich versuche mich auf das Gesagte zu konzentrieren und ignoriere eisern Annis fragenden Blick, der sich eine gefühlte Ewigkeit in meine Seite bohrt. Erst als Antony die ersten themenbezogenen Folien an die Wand wirft und sich der Raum verdunkelt, setze ich mich aufrecht hin.

„Ben, was ist denn los?", fragt sie leise. Anni hängt sich an meine Schulter. Ich bin komplett durch den Wind. Seit Wochen denke ich an nichts anderes mehr als ihn noch mal wiederzusehen. Und ich war mir bis jetzt sehr sicher, dass die Wahrscheinlichkeit dafür gering war. Und jetzt das! Ich treffe ihn hier an meiner Uni wieder. An sich kein Problem. Doch er muss ausgerechnet mein Dozent sein.

„Er ist es", flüstere ich ihr zu.

„Er ist wer?", hakt sie verwundert und nichtverstehend nach. Sie setzt sich auf und sieht mich verdutzt an. Ich nicke in Antonys Richtung und sie braucht eine Weile bis sie versteht, was ich meine.

„Willst du mich verarschen?", piepst sie mir schrill entgegen und ich weise sie an still zu sein.

„Psch!!"

„Verdammt Ben!", entflieht ihr wiederholt. Sie kneift ihre Lippen zusammen und ihr Blick ist vielschichtig. Überraschung, Unglaube und Heiterkeit. Sie begreift den Ernst der Lage nicht. Sie haftet ihren Blick auf den jungen Mann am Pult, schaut hin und wieder zu mir. Doch sie schafft es den Rest der Stunde zu schweigen. Mein One-Night-Stand beendet die Vorlesung mit einer Hausaufgabe und die Studenten erheben sich schnell von ihren Plätzen. Ich fühle mich apathisch, sehe dabei zu, wie er seine Aufzeichnungen zusammen sammelt. Er wendet uns den Rücken zu. Anni greift meinen Arm. Ich klaube meine Mitschriften zusammen und schiebe mich durch den schmalen Gang der Sitze. Mein Blick ist zum Ausgang gerichtet und ich versuche nicht mehr auf meinen neuen Dozenten zu schauen. Anni schiebt mich zur Tür, doch ich kann mir einen letzten Blick nach unten nicht verkneifen. Er steht am Pult, in seinen Händen hält er ein Buch und er blickt mich direkt an. Seine klaren blaugrünen Augen erfassen mich. Nun bin ich mir sicher, dass er mich erkannt hat. In meinem Bauch beginnt es zu kribbeln und mein Herzschlag wird mit jedem Atemzug lauter.
 

Im Flur zieht mich Anni energisch zur Seite. Ich entreiße ihr meinen Arm und ärgere mich darüber, dass sie mich so hin und herzerrt.

„Hör auf damit. Ich bin nicht dein kleiner Bruder, den du überall hinführen musst", motze ich. Ihr jüngerer Bruder Nico ist seit seiner Geburt blind. Er kommt gut damit zu Recht und hat zurzeit die typischen Neigungen einen Teenagers. Von Zeit zu Zeit ist er nämlich manchmal taub und Anni ist wenig zimperlich. Ich reibe mir über den Arm und sie sieht mich mit zusammengepressten Lippen und großen Augen an. Mein Ausbruch stört sie nicht. Ich sehe es klar und deutlich.

„Scheiße Ben, willst du mich verarschen? Er?", quietscht sie mir entgegen und ich komme nicht umher mit den Augen zu rollen. Mein Blick wandert zur Tür des Hörsaals. Mir wird heiß und kalt.

„Er sieht verdammt gut aus", quiekt sie mädchenhaftweiter und ich habe das Gefühl mit einem Teenager zu sprechen. „Hast du diesen tollen Arsch gesehen."

Ich habe ihn nicht nur gesehen, sondern angefasst. Anni macht mit ihren Händen eine grabschende Bewegung und grinst breit. Sie setzt erneut an, doch ich unterbreche sie.

„Verdammt Anni, halt den Mund!", fahre ich sie leise an und sie presst die Lippen zusammen, verkneift sich ein Kichern.

„Das ist nicht witzig. Es ist ernst. Was mache ich denn jetzt?"

„Nichts."

„Der Mann wird mich benoten und er hat mich..." Ich verkneife mir den Kommentar und verdränge die Bilder unserer nackten Körper aus meinem Kopf.

„Wenn er es nur halb so gut fand, wie du, wird er dich sehr gut benoten", kichert sie. Ich verdrehe nur entsetzt die Augen.

„Beruhige dich, Ben. Bist du dir sicher, dass er es ist?", fragt sie. Diese Augen und die Lippen würde ich überall wiedererkennen. Auch die Stimme. Diese angenehme, ruhige Klarheit, wenn er spricht.

„Ja", flüstere ich und denke an das markante Gesicht mit dem fein gestutzten Bart. Nichts davon würde ich je vergessen. Sein Gesicht hatte sich in mein Gehirn gebrannt.

„Er weiß doch deinen Namen nicht, oder? Ich meine, vielleicht hat er dich gar nicht erkannt."

„Vielleicht." Ich kläre sie nicht darüber auf, dass ich das Gefühl habe, dass er mich sehr sowohl erkannt hat.

„Gut, du musst dir also nur verkneifen in seine Sprechstunde zu müssen", stellt sie fest. Sie nickt zur Bestätigung und scheint wirklich zu glauben, dass das eine Lösung ist. Ein ungutes Gefühl breitet sich in mir aus.

„Und du darfst dich, während der Seminare nicht melden oder zu viel Aufmerksamkeit auf dich ziehen", setzt sie fort und lacht. Ich verziehe mein Gesicht und finde das Alles wenig erheiternd. Es ist einfach unmöglich, das zu schaffen.

„Ach komm, mach nicht so ein Gesicht. Ich finde das irgendwie aufregend." Sie lächelt und hakt sich bei mir ein. Natürlich findet sie es aufregend. Sie hat auch nicht die Probleme, die damit einhergehen.

„Du wolltest ihn doch unbedingt wiedersehen." Ich sehe noch einmal zur Tür, doch als sie auf geht, wende ich mich ab und ziehe Anni schnell weg. Ich flüchte fast, während Anni laut kichert. Wir genehmigen uns ein Essen in der Mensa, doch mein Appetit ist nur mäßig. Danach trennen sich unsere Wege. Anni hat noch zwei Vorlesungen und ich habe meinen überraschenden Tag überstanden. Ich habe nicht die geringste Lust ihren Kursen beizuwohnen, egal wie sehr sie mich darum bittet. Meine Gedanken sind ganz woanders und ich habe nicht das Gefühl, dass ich heute noch abschalten kann.
 

Ich öffne die Tür zu meiner WG-Wohnung. Es ist niemand zu Hause. Meine beiden Mitbewohner sind unterwegs. Das sind sie oft. Rick ist Student für Jura und Politikwissenschaften. Er ist fast fertig mit seinem Studium und verbringt viel Zeit bei seiner Freundin. Die zweite ist Marie. Biologiestudentin im 3. Semester. Eigentlich wohnt sie in der Bibliothek. Ich bin als letzter hinzugekommen und im Prinzip lernen wir uns erst noch richtig kennen. Aber ich habe ein gutes Gefühl.

Aus der Küche hole ich mir eine Flasche Wasser und lasse mich auf mein Bett fallen. Antony. Dieser Name. Ich wiederhole ihn seit ich ihn kenne, schon zum zigten Mal. Nun hat der Kerl meiner schlaflosen Nächte einen Namen. Ich schließe die Augen und sofort kommen mir Bruchstücke der Nacht in den Sinn. Die Bilder, ich lasse sie auf mich wirken, genieße jede noch so kleine Erinnerung. Doch dann wechselt das Szenario und ich ihn sehe ihn plötzlich vor dem Pult im Hörsaal stehen. Sein strenger Blick. Seine sachliche Stimme. Ich schlucke die Bilder runter und setze mich auf.

Ich spüre Ernüchterung über die Situation. Selbst, wenn er mich nicht erkannt hat, wurde ich bei jeder Vorlesung diese Bilder vor mir haben. Sie sind zu intensiv um sie zu verdrängen. An die Seminare will ich gar nicht denken. Ich seufze schwer und greife nach dem Rucksack, der vor meinem Bett steht. Ich krame meine Unterlagen hervor und greife mir den zusammengestellten Semesterplan. Der Kurs war obligatorisch und nach langem Überlegen, muss ich mir eingestehen, dass es zwecklos ist. Es führt kein Weg daran vorbei. Ich muss diesen Kurs machen. In diesem Semester und mit Antony Rochas.

Ich habe mir gewünscht ihn wiederzusehen, noch einmal so eine atemberaubende Nacht zu erleben. Doch nun gestaltete sich, dass oft erdachte und ausgemalte Zusammentreffen, als völlig anders. Ich höre, wie das Handy in meiner Tasche vibriert. Ich ignoriere es, denn es kann nur Anni sein.

Am Abend dasselbe Spiel. Mein Handy klingelt so lange bis ich genervt rangehe. Als Begrüßung erhält sie von mir nur ein theatralisches Seufzen.

„Ja, ja. Ich wollte nur fragen, ob du den Schock überwunden hast?", flötet es mir von der anderen Seite des Telefons entgegen. Ich höre Anni rauchen, denn ihre Stimme klingt zwischendurch seltsam dumpf.

„Nicht wirklich", gebe ich eintönig von mir und stütze mich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab.

„Ich komme damit nicht klar. Ich denke an nichts anderes mehr und bin total durcheinander." Es auszusprechen ist noch schlimmer als es nur zu denken. Ich bin im Arsch.

„Und ich war nicht gerade hilfreich vorhin. Tut mir Leid", gesteht sie.

„Nein, warst du wirklich nicht." Ich fahre mir durch die Haare.

„Na ja, du hast nur zwei Möglichkeiten. Entweder sprichst du ihn an und ihr klärt es oder du schweigst und wartest was passiert." Sie hat Recht, aber hilft nicht.

„Ich wäre für Aussitzen", sagt sie weiter.

„Wie erkläre ich das meinem Kopf? Ich kann ihn schließlich nicht einfach abschalten!" Ich kann nicht aufhören an ihn zu denken. Das kann ich schon den gesamten Sommer nicht. Wie soll es jetzt klappen, wenn er jede Woche direkt vor meiner Nase sitzt?

„Übe dich in Selbstdisziplin." Toller Kommentar. Ich seufze nur laut und teile ihr so meine Missbilligung mit.

„Ich dachte, du wolltest mir eine Hilfe sein?"

„Ich habe es versucht! Darling, mach dir nicht so einen Kopf. Wir reden morgen über die Strategie. Geh schlafen, damit du nicht mehr drüber nachdenkst." Ich mache nur ein murrendes Geräusch und wünsche ihr eine gute Nacht. Ich lege das Handy zur Seite und lasse meinen Kopf auf die Tischplatte fallen. Schlafen kann ich sicher nicht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ginji92
2014-08-01T18:52:25+00:00 01.08.2014 20:52
Toll das es weiter geht, interessant und spannend und warte schon auf das nächste Kapi mit Vorfreude
Toller Schreibstil, weiter so
Von:  Glimmerharp
2014-07-30T11:01:05+00:00 30.07.2014 13:01
Na das nenn ich mal ein Wiedersehen. ..
antony und ben hm
Bin gespannt wie es mit den beiden wird und ob Ben sich zusammen reisen kann.

lg
Glimmer
Antwort von:  Karo_del_Green
01.09.2014 20:50
huhu :) lieben dank für dein Kommie :)

Ich hoffe dir gefällt es noch immer und beobachtest, wie die beiden, das Wiedersehen auf die Reihe bekommen :)

danke und lieben Gruß,
del


Zurück