Silvester mit Sesshomaru von Hikari217 ================================================================================ Kapitel 1: Silvester mit Sesshomaru ----------------------------------- Ich kicherte vergnügt, als warme Lippen meinen Hals streiften und kitzelten. „Sesshomaru, ich muss wieder zurück, bald komme ich wieder“, versprach ich immer noch lachend. Seit Weihnachten waren zwei Tage vergangen, die ich beinahe ausschließlich mit Sesshomaru verbrachte. Meinen Eltern hatte ich erzählt, dass ich mit Freunden unterwegs wäre, denn wüssten sie die Wahrheit, würden sie sich nur unnötig Sorgen machen. Sie würden noch früh genug erfahren, mit wem ich mich in Wirklichkeit herumtrieb. Eigentlich hatte ich ja vor, ganze fünf Tage in meiner Zeit zu verbringen, jedoch kam da eine Sache dazwischen. Einen Tag zuvor… „Du willst den Baum schon wieder entsorgen?“, wollte ich fassungslos wissen. „Die Feiertage sind doch noch gar nicht vorbei.“ „Das interessiert mich nicht, ich habe demnächst hier ein Geschäftsessen, dementsprechend müssen einige Vorbereitungen getroffen werden und der Baum steht da nur im Weg“, entgegnete Sesshomaru unbekümmert. „Und wann ist dieses Essen?“ „Silvester. Der perfekte Zeitpunkt, um auf ein erfolgreiches Jahr anzustoßen“, grinste er und trat einen Schritt näher, um mir die Hand auf den Kopf zu legen. „Und du wirst mir Gesellschaft leisten.“ Erstaunt riss ich die Augen auf. „Wie jetzt? Ich soll diesem Geschäftsessen beiwohnen? Bist du sicher?“ In gewisser Weise freute es mich, dass er das wollte, aber ich war mir andererseits nicht sicher, ob ich dort wirklich willkommen wäre. Abgesehen davon würde ich mich wohl ziemlich fehl am Platz fühlen. „Sind deine Kollegen auch alle Dämonen?“ Diese Frage brannte mir auch noch auf der Zunge und ich fürchtete mich schon vor der Antwort, dennoch musste ich es wissen. Er nickte nur. Na toll. Vielleicht konnte ich mich ja noch aus dieser Sache raus manövrieren. Da fiel mir etwas ein. „Ach weißt du, ich würde dir ja wirklich gern Gesellschaft leisten, aber dummerweise habe ich Inuyasha versprochen, diesen Freitag wieder bei ihnen zu sein und Silvester ist erst Montag“, sagte ich bedauernd. Das was ich sagte, war nicht mal gelogen, ich hatte Inuyasha schließlich versprochen, in fünf Tagen wieder da zu sein und davon waren bereits drei vergangen. Obgleich ich mich gern bei Sesshomaru aufhielt – dachte ich das gerade? – war ich nicht sonderlich darauf erpicht, seine dämonischen Kollegen kennenzulernen. Aber das musste er ja nicht unbedingt erfahren. Auf einmal spürte ich seinen Atem an meinem Ohr. „Dann werde ich dich wohl zwingen müssen, hier zu bleiben“, hauchte er. „Schließlich musst du mir doch die Langeweile vertreiben.“ „A-Aber Inuyasha wird sonst herkommen und mich suchen“, protestierte ich und versuchte gleichzeitig, mich nicht von ihm einlullen zu lassen. „Soll er doch“, entgegnete er unbekümmert. Ich seufzte frustriert, war ja klar, dass er so reagierte. Aber es gab noch einen Plan B. „Dann lass mich wenigstens früher gehen“, schlug ich vor. „Ich gehe einen Tag früher und komme dafür an Silvester zurück. Versteh mich doch, ich hab es versprochen. Das ist genauso, wie wenn ich trotz meines Versprechens an dich, am Montag nicht käme.“ „Aber Inuyasha ist nicht dein Freund“, murmelte er, schlang die Arme von hinten um mich und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Bei dem Wort „Freund“ lief ich unweigerlich rot an. Die Vorstellung kam mir immer noch abstrus vor. Abermals entwich meinen Lippen ein tiefer Seufzer, welche der Dämon kurz darauf in Beschlag nahm. Selig lächelte ich in den Kuss hinein, ließ ihn aber nicht lange andauern. In der kurzen Zeit musste ich feststellen, was für ein Schmusekater Sesshomaru doch war. Was für eine Ironie, wenn man bedachte, dass er ja eigentlich ein… Hund war. Gleichzeitig fragte ich mich auch, ob er erst mit der Zeit so wurde oder schon in der Vergangenheit so anschmiegsam war. Ich tippte auf ersteres. „Er ist zwar nicht mein Freund, aber er ist ein Freund. Und ein sehr wichtiger noch dazu, egal wie sehr dir das widerstrebt“, merkte ich an, als ich seinen darauf folgenden Ausdruck sah - dabei betonte ich das „mein“ und „ein“ besonders. „Abgesehen davon muss ich ihm helfen, Naraku zu suchen. Da fällt mir ein, müsstest du nicht wissen, wie der Kampf ausgegangen ist?“, fragte ich neugierig. Der Gedanke war mir tatsächlich erst jetzt gekommen. Jedoch schüttelte er bestimmt den Kopf. „Ich weiß es zwar, aber das Ende musst du schon selbst abwarten.“ Das hatte ich mir schon gedacht, aber dabei wollte ich es auch belassen. Ich würde es sicher noch früh genug erfahren. Wir standen nun direkt vor dem Schrein, der mich wieder in die Vergangenheit brachte, meine Eltern waren zum Glück aus und Souta war bei einem Fußballspiel. Ich drehte mich zu dem Inu um, schlang meine Arme um seinen Hals und drückte mich nochmals fest an ihn. Er erwiderte die Umarmung und stahl sich erneut einen Kuss. Ein verschmitztes Grinsen schlich sich dabei auf seine Züge. Nachdem ich mich von ihm verabschiedet und ihm hoch und heilig versprochen hatte, an Silvester wieder da zu sein, sprang ich in den Brunnen und fand mich schon im nächsten Moment im japanischen Mittelalter wieder. Ich fackelte nicht lange, sondern kletterte eilig hinauf, um dann den direkten Weg ins Dorf einzuschlagen, doch das war gar nicht nötig, denn am Rand der Lichtung stand bereits Inuyasha, er musste mich gerochen haben. Als ich auf ihn zutrat, zog er verwundert eine Augenbraue hoch, was mich dazu veranlasste, gleich mit der Sprache rauszurücken und meine vorzeitige Rückreise zu rechtfertigen. „Also… ich… ähm“, stammelte ich. Wollte ich nicht mit der Sprache rausrücken? Ich kannte die Antwort, bevor ich mir die Frage stellte. Mir graute vor dem Ausbruch Inuyashas, wenn er erfuhr, dass ich nochmal weg musste. „Kagome, was ist los?“, wollte der Halbdämon misstrauisch wissen. Ich atmete nochmal tief durch. „Ich bin früher zurück gekommen, weil ich nochmal weg muss“, platzte es letztendlich aus mir heraus, worauf ich verängstigt die Augen zusammen kniff. Als allerdings nichts weiter passierte, hob ich die Lider vorsichtig wieder und erblickte einen perplexen Inuyasha. Erst als ich die Augen komplett wieder offen hatte, zogen sich seine Augenbrauen zusammen und binnen Sekunden ertönte ein lautes Gebrüll. „WAAAAAS?!“ Ich zuckte schuldbewusst zusammen und rang mir ein unschuldiges Lächeln ab, was in diesem Moment allerdings nicht viel zu bringen schien. „Warum?“, stellte der Weißhaarige die befürchtete Frage. „Weil eine Woche nach Weihnachten Neujahr gefeiert wird. Das ist ebenfalls sehr wichtig für meine Eltern und sie wollen mich unbedingt dabei haben. Und um dich ein wenig friedlicher zu stimmen, bin ich deshalb etwas früher gekommen“, beteuerte ich breit lächelnd. Ich wollte ihn nicht anlügen, aber was hätte ich ihm denn auch sagen sollen? >Ich treff mich mit deinem Halbbruder in der Zukunft und wir feiern zusammen mit seinen dämonischen Kollegen Silvester, das macht dir doch nichts aus, oder?< Diese Möglichkeit fiel weg, denn auch wenn er vielleicht Kikyo liebte, wusste ich um seine Eifersucht, und wenn man bedachte, dass es sich schließlich um seinen verhassten Bruder bei dieser Sache handelte, war meine Lüge doch wohl mehr als begründet oder nicht? „Und wie lange diesmal?“, fragte er nach einiger Zeit der Stille. Glaubte er mir also? Eigentlich war es ja nicht mal gelogen, meine Eltern wollten wirklich mit mir auch Silvester verbringen, jedoch hatte ich ihnen gesagt, dass ich schon etwas anderes vorhätte, vorausgesetzt Inuyasha ließe mich wieder gehen. „Ein Tag“, antwortete ich letztendlich und begegnete seinem verwunderten Blick. „Nur einer?“ Sein Misstrauen war nicht zu überhören, was nur natürlich war, wenn man bedachte, wie lange ich für Weihnachten weg bleiben wollte. Aber da Silvester ja nur über Nacht gefeiert wurde, reichte es, am späten Abend loszugehen und am nächsten Tag wieder zu gehen. Mir war sehr wohl bewusst, wie wenig das Sesshomaru passen würde, aber anders ging es nun mal nicht. Stellte ich zu große Ansprüche, könnte ich es gleich vergessen, schließlich kannte ich Inuyasha. Er konnte es mir zwar genauso wenig verbieten, wie ich ihm nicht, zu Kikyo zu gehen, aber dennoch verstand ich auch seine Sicht. Das Vernichten Narakus war für uns alle eine wichtige Sache, die keinen Aufschub duldete, aber trotzdem wollte ich mein Privatleben nicht vollends dafür aufgeben. Es folgte eine weitere lange Stille, als Inuyasha plötzlich schnaufte. „Na gut“, murmelte er, was mich ihm begeistert aufspringen ließ, jedoch zeigte mir seine Mimik, dass das noch nicht alles war, was er mir zu sagen hatte. Wäre ja auch zu schön gewesen. „Wann planst du, zu gehen?“ „Montag“, ich überlegte einen Moment, „bei Sonnenuntergang“, entschied ich mich schließlich, das wäre früh genug, um mich auf dieses Treffen seelisch vorzubereiten. Er nickte zustimmend und ich wollte mich schon freuen, aber da fuhr er mir abermals dazwischen. „Du bist bis zum nächsten Sonnenuntergang wieder da“, wies er mir an und worauf ich diesmal ergeben nickte. Wenn man etwas bei Inuyasha erreichen wollte, brauchte man Überredungskunst, Hundeaugen und gute Nerven. Letztendlich konnten wir nun einen Kompromiss schließen und bis es soweit war, würde ich ihnen fleißig zur Hand gehen. Leider ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie sehr mich das Schicksal doch hassen musste. „Er ist schon wieder entkommen“, knurrte Inuyasha ungehalten und bezog sich damit auf das Verschwinden von Naraku. Seit ich zurück war, vergingen die Tage ereignislos, nun hatten wir Sonntag und kaum befanden wir uns auf den Beinen, hatten wir Narakus Aura gespürt und waren ihr sofort gefolgt. Wie üblich, kam es zu einem Kampf, bei dem jedoch keiner verletzt wurde und als wir mal kurz nicht aufpassten, hatte sich Naraku aus dem Staub gemacht. Gut für ihn, schlecht für uns. Während Inuyasha seine Wut an einem Felsen ausließ, blähten sich meine Nasenflügel auf. Es war nur für einen kurzen Moment, aber dieser reichte, um den Hauch eines bekannten Geruchs wahrzunehmen. Sofort erschien Sesshomarus Gestalt vor meinem inneren Auge, was mein Herz kurz hüpfen ließ. Jedoch nur, um danach nervös weiter zu klopfen. Ich hoffte inständig, mir diesen Duft nur eingebildet zu haben, doch meine Hoffnungen wurden mit einem Mal zerstört, als Inuyasha aufs Neue knurrte und angriffslustig sein Schwert zog. Ich sah in die neblige Ferne, in der ich mehrere Gestalten wahrnehmen konnte. Mir reichte der kurze Blick um zu wissen, um wen es sich dabei handelte. Inuyasha unternahm zwar nichts, als er auf uns zukam und schließlich einige Meter vor uns stehen blieb, aber trotzdem war mir die Situation nicht geheuer. Ich schenkte Rin ein freundliches Lächeln, dann wanderte mein Blick weiter über Ah-un und Jaken und schließlich… Sesshomaru. Wenn ich ihn mir so ansah, wirkte er tatsächlich ganz anders, als in der Zukunft. Auch wenn ich nicht genau sagen konnte, an was das lag. Als hätte er meinen Blick gespürt, kreuzten sich unsere plötzlich, was mir einen eisigen Schauer über den Rücken jagte, doch gleichzeitig spürte ich die Hitze in meine Wangen schießen, worauf ich beschämt den Blick senkte. So konnte ich nicht sehen, wie der Dämon abschätzig eine Augenbraue hochzog, während sein Augenmerk auf mir lag. Doch so schnell, wie dieser eigenartig intime Augenblick kam, verging er auch wieder, als ich Inuyashas Stimme hörte. „Was willst du, Sesshomaru?“ Ein kühles Lächeln schlich sich auf seine Züge, selbst das reichte aus, um mich aus dem Konzept zu bringen. Ihn hier zu sehen, war so seltsam. Um die wirren Gedanken zu vertreiben und mich aufs Wesentliche zu konzentrieren – nämlich, dass wir in dieser Zeit Feinde waren – schüttelte ich wild den Kopf und fuhr mir genervt übers Gesicht, was glücklicherweise keiner meiner Weggefährten zu bemerken schien. „Das geht dich eigentlich nichts an, kleiner Bruder, aber ich will mal nicht so sein“, sagte er herablassend. „Ich gehe Narakus Spur nach, denn wie ich sehe, war er hier.“ Sein Lächeln wurde gehässig. „Nur scheinbar konntest du nichts gegen ihn ausrichten. Aber das hätte ich wohl wissen müssen.“ Oh oh. Vorsichtig linste ich zu Inuyasha, welcher sich kaum noch im Zaum halten konnte, war ja klar, dass er den Köder schluckt und sich so einfach provozieren ließ. Allerdings fragte ich mich, was Sesshomaru davon hatte. Lautlos entwich mir ein Seufzer, während ich darauf wartete, dass sie sich gegenseitig die Köpfe einschlugen, dagegen machen konnte ich sowieso nichts, deshalb hielt ich mich dieses Mal lieber heraus. Und wie erwartet, ging Inuyasha einige Sekunden später auf ihn los, anstatt ihm Konter zu geben. Es verlief eigentlich so wie immer, Sesshomaru hatte diesmal die Oberhand, vermutlich war dies der Grund für seine Provokation gegenüber dem Halbdämon. Letztendlich gewann auch Sesshomaru, doch anstatt mit diesem Sieg auch wieder zu gehen, ging er auf den am Boden liegenden Inuyasha zu, dessen Schwert einige Meter von ihm entfernt in der Erde steckte, und richtete sein Tokijin auf ihn. Mit einem Mal sprang ich auf und zog meinen Bogen und einen Pfeil, welchen ich nun meinerseits auf den Dämon richtete. So wie es aussah, war für Sesshomaru der Kampf noch nicht zu Ende, was mich unweigerlich eingreifen ließ. Natürlich hatte er mich sofort bemerkt. „Du hast den Kampf bereits gewonnen, ich denke, das reicht“, sagte ich bestimmt und sah ihm dabei direkt in die Augen, worauf er die Augenbrauen hob. Seit ich ihn aus der Zukunft kannte, fiel es mir deutlich leichter, mich ihm entgegen zu stellen, auch wenn vor mir eine etwas jüngere Version Sesshomarus stand. „Misch dich nicht ein!“, befahl er eindringlich, aber ich blieb standhaft. „Sonst was?“, fragte ich angriffslustig. Ich hörte entfernt Shippos aufgeregte Rufe, ich solle endlich still sein, aber momentan konnte mich wohl niemand stoppen. Ich hatte keine Angst vor ihm und das wollte ich ihm auch deutlich machen. Plötzlich zuckten Sesshomarus Mundwinkel verräterisch. Amüsierte er sich etwa über mich? Ach, wieso wunderte mich das überhaupt, das kannte ich schließlich auch von seiner älteren Version. „Dann schieß doch“, erklang seine Stimme und holte mich somit auf den Boden der Tatsachen zurück. Als ich seine Worte registrierte, riss ich entsetzt die Augen auf. Mein Herz schlug einen Takt schneller, als es sollte. Warum? Warum legte er es darauf an? Dass er das sagen würde, hatte ich bei Gott nicht kommen sehen und was sollte ich nun tun? Mich für Inuyasha einzusetzen war eine Sache, aber ich konnte doch nicht auf Sesshomaru schießen. Denn ganz gleich, ob es sich hierbei um die jüngere Version handelte, so war er doch trotzdem… Sesshomaru. Als ich nichts tat, blickte er mich abwartend an. „Na?“, fragte er herausfordernd und ich wusste, dass es ein Fehler war, aber letztendlich senkte ich den Bogen genauso wie meinen Kopf. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Weder ihm noch Inuyasha. Und auch nicht meinen Freunden. Wie sollte ich ihnen das nur erklären, dass ich… „Mistkerl!“, schrie Inuyasha und hatte plötzlich Tessaiga in der Hand. Erschrocken sah ich wieder auf und bevor ich überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte, rannte ich schon los. Ich war ja so dumm. „Kagome?“ Inuyasha sah mich fragend und irritiert an, als ich wie der Blitz zu Sesshomaru gerannt und mich mit ausgebreiteten Armen vor ihn gestellt hatte. Erst als ich Inuyashas Stimme hörte, realisierte ich richtig, was ich getan hatte und diese Erkenntnis ließ mich erstaunt in Inuyashas Gesicht sehen. Ich war selbst von meinem Handeln verwirrt, denn ich war einfach losgelaufen ohne weiter darüber nachzudenken. Die Sorge um den Dämon hatte mich komplett übermannt. Mit einem Mal spürte ich, wie sich mir die Nackenhaare aufstellten. Ganz langsam drehte ich meinen Kopf etwas, nur um festzustellen wie sich Sesshomarus Blick erbarmungslos in meinen bohrte. Das ist nicht gut, schoss es mir durch den Kopf, als ich einen Schritt von ihm wegtrat und ihn unschuldig anlächelte. „Ich…“, setzte ich an und wandte mich an Inuyasha. Eine Ausrede musste her und zwar pronto. „Ich finde, wir sollten lieber zusammen arbeiten als uns gegenseitig zu bekämpfen. Das wäre doch viel effektiver im Kampf gegen Naraku, findet ihr nicht auch?“ Eine erdrückende Stille trat ein. Sie schien mir ewig zu dauern, bis endlich jemand etwas sagte. „Keh, das glaubst du doch selbst nicht, Kagome. Ich werde Naraku ganz allein vernichten“, meinte Inuyasha selbstsicher, worauf ich frustriert meine Arme sinken ließ und mich erneut zu Sesshomaru umwandte. Sein Blick ruhte abwartend auf mir, er schien bereits zu wissen, was jetzt kommen würde. „Ich nehme mal stark an, dass du derselben Meinung bist“, stellte ich trocken fest. „Muss ich ernsthaft noch darauf antworten?“, entgegnete er… amüsiert? Machte er sich schon wieder über mich lustig? Warum war er plötzlich so? Ein tiefer Seufzer entkam meinen Lippen, ein letztes Mal sah ich Sesshomaru an, wobei ich etwas in seinen Augen sah, das ich nicht deuten konnte, wandte mich aber schließlich zu Inuyasha um, griff nach seiner Hand und zog ihn sanft aber bestimmt vom Dämon weg. „Ich würde mal sagen, wir suchen weiter nach Naraku und vergeuden hier nicht weiter unsere Zeit, oder was meint ihr?“, fragte ich an meine Freunde gewandt. Sie nickten still und folgten uns, während Inuyasha einen auf bockig machte, aber ansonsten auch keinen Mucks von sich gab. Ich winkte Rin noch einmal, bis wir schließlich weit genug entfernt waren, dass ich erleichtert ausatmen konnte. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie nervös ich eigentlich war. „Sag mal, warum hast du nun eigentlich Sesshomaru verteidigt, Kagome?“, wollte Shippo verwundert wissen, worauf ich stocksteif stehen blieb. Auch die anderen sahen mich nun verwirrt an. Ich lachte verhalten und winkte ab. „Es ist, wie ich schon vorhin gesagt hatte. Abgesehen davon bin ich sicher, dass das weder dein Vater noch deine Mutter gewollt hätten. Du solltest es besser machen, als Sesshomaru, Inuyasha und nicht einfach töten“, schloss ich sanft und lächelte den Halbdämon warm an, worauf eine leichte Röte seine Wangen zierte. Er sagte jedoch nichts sondern wandte sich wieder zum Gehen, was letztendlich auch die anderen taten, sie schienen sich wohl damit zufrieden zu geben. Ich war von meiner einwandfreien Lüge selbst sehr verwundert, obwohl es ja teilweise nicht mal gelogen war. Seine Eltern wären sicher nicht stolz auf ihn. Aber trotzdem plagte mich das schlechte Gewissen. Irgendwann musste ich es ihnen sagen, aber ich würde gerne so lang es ging, noch damit warten wollen. Mit diesem Gedanken versuchte ich, meine Weggefährten wieder einzuholen, wobei mir nicht auffiel, wie mich ein goldenes Paar Augen verfolgte. Die letzten Sonnenstrahlen erhellten das Dorf, als wir nach langer Suche wieder in Musashi ankamen. Inuyasha lehnte sich sofort gegen einen Baum, während Shippo und Miroku ein Feuer entfachten und Sango sich ihren Kimono wieder anzog. Und ich… ich richtete meinen Schlafsack her und kuschelte mich sofort in diesen, als sich auch die anderen niederließen. Wir waren alle ziemlich erschöpft und so dauerte es auch gar nicht lang, bis schließlich alle im Land der Träume versanken. Auch ich war innerhalb kürzester Zeit eingeschlafen. Mitten in der Nacht riss mich irgendetwas aus dem Schlaf. Ich hatte immer noch die Augen geschlossen, aber als etwas meine Wange entlang ritzte, wurde mir klar, dass es wohl das gewesen sein musste, was mich aufgeweckt hatte. Verwirrt schlug ich die Augen auf und wurde einen Moment später kreidebleich. Der Schock ließ mich aufschreien, doch es kam gar nicht dazu, da mir eine Hand auf den Mund gedrückt wurde. Sein Blick deutete mir, ja kein Geräusch von mir zu geben. Kein anderer als Sesshomaru kniete neben mir. Ich schielte verstohlen zu Inuyasha, welcher sich aber kein Stück rührte. Bemerkte er nicht seine Aura? Oder seinen Geruch? Was verdammt nochmal wurde hier gespielt? Verängstigt sah ich zu dem Dämon auf, der mir mit einem weiteren Blick zum Verstehen gab, dass ich ihm folgen sollte. Ich schluckte, tat aber wie geheißen, und stand auf, um ihm danach schließlich nachzugehen und erst zu halten, wenn auch er es tat. Es war zu dunkel, um mich irgendwie orientieren zu können und so wusste ich auch nicht wo er mich letztendlich hin dirigierte. Doch als er plötzlich stehen blieb, bemerkte ich den großen Baum neben ihm. Welch Ironie, dass wir ausgerechnet beim heiligen Baum hielten. Oder war das pure Absicht? Was auch immer es war, ich schenkte dieser Frage keine weitere Beachtung sondern wandte mich vollends Sesshomaru zu, welcher mich nachdenklich musterte und schließlich einen Schritt auf mich zutrat. Erschrocken zuckte ich zusammen und wollte zurückweichen, doch er packte im letzten Moment mein Handgelenk und hielt mich somit davon ab. Seine Nähe war mir nicht zuwider, aber in dieser Zeit war vor ihm Vorsicht geboten. Doch nun war diese Vorsicht ja sowieso hinfällig, denn sein Griff fühlte sich so fest an, dass eine Flucht für mich unmöglich schien. „Warum bist du hier? Und was willst du von mir?“, flüsterte ich misstrauisch, um sicherzugehen, dass uns auch ja keiner hörte. Ich wusste, er würde mich trotzdem deutlich hören. „Was verschweigst du?“, stellte er eine Gegenfrage und traf damit den Nagel auf den Kopf. Nur warum interessierte in das? „Was meinst du?“, spielte ich auf dumm. „Du weißt genau, was ich meine. Du hast es nicht mal deinen Freunden gesagt, geschweige denn Inuyasha und bei diesem Geheimnis geht es offensichtlich um mich“, antwortete er monoton. Ich schluckte abermals schwerfällig und wich seinem Blick aus, was ihm nur eine Bestätigung zu sein schien. „Ich hab also recht“, stellte er belustigt fest. Warum verdammt nochmal erheiterte ihn mein Verhalten so und warum zeigte er es auch noch so offen? „Also?“ „Hm?“ Fragend sah ich zu ihm auf, was wollte er denn noch? „Um was geht es? Warum hast du deinen Pfeil wieder sinken lassen?“ Seine Augenbrauen zogen sich ärgerlich zusammen, scheinbar weil ich nicht selbst darauf gekommen bin, was er wissen wollte. „Das… ist nicht so wichtig“, stammelte ich zusammen und versuchte, meine Stimme dabei fest klingen zu lassen, was mir allerdings nicht wirklich gelang. Viel mehr hatte ich das Gefühl, sie würde jeden Moment versagen. Dies schien auch Sesshomaru bemerkt zu haben, denn er grinste plötzlich listig. „Wie dumm, dass ich dir das nur leider nicht glaube. Also sag die Wahrheit“, befahl er kalt. Genervt fuhr ich mir durchs Haar und blickte ihn ernst an. Hoffentlich beging ich hier keinen Fehler, aber hatte ich denn eine andere Wahl? „Ich hab mich in dich verliebt“, platzte es unüberlegt aus mir heraus. Scheinbar war das meine andere Wahl, obwohl es sich hierbei nur um die halbe Wahrheit handelte. Aber dieses Geständnis allein, ließ meine Wangen glühen, und mich beschämt den Kopf senken. Den anderen Teil würde ich ihm garantiert nicht sagen. „Du lügst!“ Augenblicklich ruckte mein Kopf nach oben. Hatte er das gerade wirklich gesagt. „Ich lüge nicht!“, protestierte ich wütend, weil das ja tatsächlich der Wahrheit entsprach. Wie konnte er es wagen, zu behaupten, ich würde lügen? „Da ist noch mehr“, sagte er lediglich, worauf sich meine Augen weiteten. Wie konnte er mich nur so durchschauen? Lautlos seufzte ich auf. „Ich hab mir wirklich in dich verliebt, allerdings nicht in dich aus dieser Zeit“, begann ich und wartete auf seine Reaktion, die aus dem Hochziehen einer Augenbraue bestand. Ansonsten blieb er aber still, was mich zum Weiterreden bewegte. „Du weißt vermutlich, dass ich durch den Knochenfressenden Brunnen in eine andere Zeit gelange“, stelle ich fragend fest, worauf er nickt. „Naja und diese Zeit ist die Zukunft. Und letztens, als ich mal wieder in meiner Zeit war, da begegnete ich… dir.“ Er sagte nichts, sondern wartete weiterhin ab, was ich noch zu sagen hatte. „Ich verbrachte einige Zeit mit dir, um dich von etwas zu überzeugen und schließlich…“, ich traute mich nicht, weiterzureden, aus Angst vor seiner Reaktion. Er wäre sicherlich nicht davon begeistert, das nächste zu hören, aber sein Ausdruck machte mir deutlich klar, ich solle weiterreden. So atmete ich nochmal tief durch „wurden wir ein Paar. Und deshalb konnte ich auch nicht auf dich schießen“, schloss ich beschämt und senkte zum hundertsten Mal meinen Kopf. Diese Situation war mir unendlich peinlich und ich fürchtete, irgendeinen Fehler gemacht zu haben. Doch plötzlich spürte ich zwei Finger unter meinem Kinn, die meinen Kopf wieder anhoben und mich dazu zwangen, Sesshomaru in die Augen zu sehen. „Ja, jetzt sagst du die Wahrheit“, stellte er kühl fest. „Bedauerlicherweise“, hängte er noch dran, was mich verärgert die Augenbrauen zusammen ziehen ließ. Eine schiere Ewigkeit verging bis er plötzlich seufzte, was mich verwundert aufschauen ließ. Einen Seufzer von Sesshomaru hörte man schließlich nicht alle Tage. „Wann gehst du wieder in deine Zeit?“, fragte er plötzlich. „Sonnenuntergang“, antwortete ich schlicht, worauf er nickte und sich umwandte. Ich blickte ihm irritiert hinterher und wollte mich schon ebenfalls zum Gehen wenden, als er sich nochmals zu mir umdrehte. „Wenn du meinem anderen Ich begegnest, sag ihm, er ist zu weich geworden.“ Und mit diesen Worten ging er schließlich, während ich perplex vor mich hin blinzelte. Wie jetzt? Das war alles? Er wollte lediglich, dass ich seinem zukünftigen Ich diese Nachricht ausrichtete? Irgendwas war hier doch faul, auch wenn die Nachricht an sich schon Bände sprach, schließlich ging es hier um Sesshomaru. Trotzdem war mir das nicht ganz geheuer, aber ich würde wohl abwarten müssen, was besagte Person dazu meinte. Mit diesem Gedanken schlich ich mich wieder bis zu meinem Schlafsack und versank binnen Sekunden wieder in einem tiefen Schlaf. Montag fiel nicht so aus, wie es sich Inuyasha gewünscht hätte. Denn anstatt einem Ergebnis unserer Suche nach Naraku liefen uns die Wölfe über den Weg, was einen gewissen Inu ziemlich gegen den Strich zu gehen schien. Ich jedoch ignorierte dies geflissentlich. Aber als Kouga sich mir wieder mal näherte, wich ich automatisch zurück. Es kam mir seltsam vor, das einfach durchgehen zu lassen, wenn ich doch eigentlich einen Freund hatte – und da kam mir spontan eine Idee, wie ich mir Kouga auch in Zukunft fernhalten konnte. „Ich hab einen Freund“, schoss es aus mir heraus, worauf der Wolf heftig zusammenzuckte. Auch die anderen hatten dies natürlich mitbekommen, was mich in diesem Moment jedoch nicht viel kümmerte. Im Gegenteil, es konnte nur von Vorteil sein, zumindest glaubte ich das. „Seit wann“, platzte es aus Inuyasha ungehalten heraus, während mich Kouga nur ungläubig musterte. Freundlich lächelnd wandte ich mich an den Halbdämon, der bereits vorsichtig zurück wich und ängstlich mit den Ohren zuckte. „Das geht dich nichts an“, entgegnete ich und wollte es eigentlich dabei belassen, doch wie immer konnte Inuyasha nicht hören. „Natürlich geht mich das was an. Schließlich…“ „Mach Platz!“, fuhr ich ihm dazwischen und erstickte somit jegliche Möglichkeit, irgendein Argument vorzubringen, das nicht im Geringsten eins war. Denn die Wahrheit war: Es ging ihn wirklich nichts an. „Aber wenn du es unbedingt wissen willst, es ist jemand aus meiner Zeit.“ „Doch nicht etwa dieser Hojo?“, mutmaßte Inuyasha, worauf ich entnervt die Augen verdrehte. Er konnte es einfach nicht lassen. „Nein, Inuyasha. Es ist jemand, den du nicht kennst.“ Das war zwar glatt gelogen, aber irgendwie auch nicht, wenn man bedachte, dass er den Sesshomaru aus der Zukunft nicht wirklich kannte. „Keh, ach mach doch was du willst“, schnaufte er schlussendlich und wandte sich ab. Mir sollte es recht sein. Ich nutzte Inuyashas Trotzphase, um mich an Kouga zu wenden. „Tut mir leid“, entschuldigte ich mich sanft, doch der Wolf nickte nur lächelnd. Jedoch bemerkte ich sofort, wie sehr er sich um ein Lächeln bemühte, es schien ihn letztlich mehr zu treffen, als ich dachte. Aber um ihn nicht noch mehr zu verletzen, behielt ich meine Maske auf - ließ ihn glauben, ich würde sein falsches Lächeln nicht sehen. Schließlich verabschiedeten er und seine Gefährten sich von uns und waren schon bald über alle Berge, während Inuyasha immer noch beleidigt die Arme ineinander verschränkt hatte. Ich kannte sein Verhalten, weshalb mich das nicht weiter störte und ging stattdessen mit den anderen weiter. Er würde dann schon nachkommen. Und das tat er dann auch, wenn auch widerwillig und grummelnd, aber er tat es. Bis zum Sonnenuntergang war es nicht mehr lang und obwohl Inuyasha immer noch leicht beleidigt war, begleitete er mich bis zum Brunnen. Mit seinem Tempo waren wir in Nullkommanichts da und ohne ein weiteres Wort von sich zu geben, ging er wieder. „Inuyasha“, rief ich ihm nach, hatte ich nun doch schlechtes Gewissen, denn normalerweise dauerten seine Trotzphasen nicht lang, doch dieses Mal bereitete mir sein Verhalten Sorgen. „Alles in Ordnung?“, fragte ich schließlich, als er nichts auf meinen Ruf erwiderte. Er blieb lediglich stehen, machte sich jedoch auch nicht die Mühe, sich zu mir umzudrehen. Diese Reaktion ließ mich nun doch verwirrt die Stirn runzeln. War das alles wegen meiner Aussage, von wegen ich hätte einen Freund? Aber Inuyasha hatte doch Kikyo, es konnte ihm unmöglich etwas ausmachen. Aber wenn ich andererseits an seine ständige Eifersucht gegenüber Kouga dachte, brachte mich das doch nochmal zum Grübeln. Lag es also tatsächlich daran? „Ja“, riss er mich barsch aus meinen Gedanken. „Es ist alles in Ordnung.“ Und mit diesen Worten sprang er davon. Ein ungeahnter Kloß setzte sich in meiner Kehle fest, welcher mir erneut ein schlechtes Gewissen bescherte. Trotzdem versuchte ich mühselig, den Kloß runterzuschlucken und mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Er würde sich schon wieder einkriegen. Zumindest hoffte ich das… Als ich schließlich auf der anderen Seite wieder ankam und durch das Schreintor trat, empfing mich sofort ein gewisser Dämon, welcher, sobald sich unsere Blicke kreuzten auf mich zuraste und seine Lippen fordernd auf meine legte. Diese Reaktion ließ mich überrascht nach Luft schnappen und ich spürte, wie die Röte in meine Wangen schoss. So gern ich auch den Kuss erwidert hätte… es ging nicht. Mit leichtem Druck legte ich meine Hände auf seine Brust, worauf er zwar widerwillig aber gehorsam zurückwich. „Es freut mich zwar auch, dich zu sehen, aber du weißt, dass hier nicht der richtige Ort dafür ist“, wies ich ihn zurecht, worauf er im ersten Moment keine Miene verzog. Aber bereits im nächsten schlang er die Arme um meine Taille und hauchte abermals einen Kuss auf meine Lippen. „Sei einfach still“, knurrte er und presste meinen Körper gegen seinen. Mein Herz pochte stark von dieser plötzlichen Nähe und sein Grinsen verriet mir, dass er es deutlich hörte – oder auch spürte. Ich kratzte nochmal meine letzte Vernunft zusammen und drückte meine Hände wieder gegen ihn. Mein Mund verzog sich zu einem Lächeln, als ich sein Augenrollen sah. „Wie viel Uhr haben wir?“, fragte ich neugierig – gleichzeitig sollte es ihn etwas ablenken, obwohl mir immer noch nicht wohl dabei war, hier vor dem Schrei zu stehen und möglicherweise jeden Moment einem Familienmitglied zu begegnen. „18:30 Uhr.“ „Schon?“, fragte ich ungläubig, aber eigentlich sollte ich mich wohl gar nicht darüber wundern. Wäre auch zu schön gewesen, wenn im Mittelalter die Zeit genauso lief, wie hier. Aber da war nun auch nichts zu machen. Als Sesshomaru keine Antwort von sich gab, nahm ich ihn schließlich an der Hand und zog ihn, so schnell wie es ging, von meinem Haus weg. Glücklicherweise folgte er mir auch ohne Murren. Dieses Mal kam mir der Weg viel kürzer vor, als letztens, aber vielleicht auch nur, weil ich so in meine Gedanken vertieft war. Jedenfalls war ich ziemlich erstaunt, als wir dieses Mal zu dem Wohnzimmer im Erdgeschoß gingen und ich einen Tisch, beladen mit den verschiedensten Weinsorten, vorfand. Fragend sah ich zu dem Dämon, der meinen Blick mit einem wissenden Grinsen quittierte. „Wir Dämonen sich ausgesprochene Weinliebhaber, musst du wissen.“ Ich biss mir auf die Unterlippe, um es zu vermeiden, aber letztendlich rutschte mein Gedanke zu dieser Aussage doch heraus, ohne es verhindern zu können. „Ich nenne sowas eher Alkoholiker.“ Erneut biss ich mir schuldig auf die Lippe, doch Sesshomaru lachte bloß auf diese Bemerkung. „Nenn es, wie du willst, aber Fakt ist, dass wir nun mal viel mehr vertragen, als ihr Menschen“, sagte er mit einem Hauch von Spott, den ich allerdings geflissentlich ignorierte. Er würde sich ja doch nie vollends ändern. Aber damit konnte ich ganz gut leben. Womit ich jedoch weniger leben konnte, war ein wütender Inuyasha. Für einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, die Sache, welche vorgefallen war, Sesshomaru zu erzählen, aber als er mich plötzlich an der Hand packte und die Stufen hinaufzog, schob ich diese Grübelei erst mal beiseite. „Was ist los? Warum gehen wir nach oben?“, wollte ich verwirrt wissen, ließ mich aber trotzdem weiter von ihm mitziehen. „Oben ist das Schlafzimmer“, murmelte er, was mir augenblicklich die Röte in die Wangen trieb. Ich presste die Lippen zusammen und grübelte über eine gelungene Ausrede, während er mich Stück für Stück seinem Schlafzimmer näher brachte. Nicht, dass ich nicht mit ihm schlafen wollte, aber ich hatte einfach keinen Kopf dafür, obwohl ich die wenige Zeit mit ihm genießen sollte, anstatt mir unnötig Gedanken zu machen. Aber so war ich nun mal nicht. Gerade fiel mir eine Idee ein, als ich bereits die weiche Matratze seines Bettes unter mir spürte. Überrascht schnappte ich nach Luft, als mir klar wurde, wie schnell wir den Weg hierher überwunden hatten. Silbernes Haar kitzelte meine Wange, als sich Sesshomaru über mich beugte. „Müssten deine Gäste nicht bald da sein?“, fragte ich hoffnungsvoll, wobei ich hoffte, er würde es nicht heraus hören. „Die kommen erst später. Glaub mir, es bleibt noch genügend Zeit hierfür“, meinte er grinsend, bevor er sich zu mir hinab beugte und meinen Hals küsste. Langsam wanderten seine Lippen nach oben, strichen über mein Kiefer und die Wange, bis sie endlich wieder auf meinen lagen. Er bemerkte sofort, dass ich den Kuss nicht erwiderte, weshalb es auch nicht lang dauerte, bis er sich wieder von mir löste. „Ich hab im Mittelalter den anderen erzählt, dass ich einen Freund habe, um mir Kouga vom Leib zu halten. Seitdem ist Inuyasha wütend und redet kaum ein Wort mit mir. Und als wäre das nicht schon besorgniserregend genug, bin ich auch noch deinem Ich aus der Vergangenheit in der Nacht begegnet und hab ihm alles von uns erzählt“, platzte es unüberlegt aus mir heraus, wobei sich meine Worte beinahe überschlugen, so aufgeregt, wie ich war. Mit einem Mal verengten sich seine Augen und er richtete sich auf, um mich gleich mitzuziehen. Nur anstatt Abstand zu nehmen, wie es erwartet hätte, zog er mich auf seinen Schoß und schlang von hinten besitzergreifend die Arme um mich. Sein Kinn legte sich auf meine Schulter. „Du hast dir wirklich den perfekten Zeitpunkt dafür ausgesucht“, brummte er griesgrämig, was ich mit einem entschuldigenden Lächeln quittierte. „Ich wollte es dir am Anfang gar nicht erzählen, wenn ich ehrlich bin, aber dann… konnte ich doch nicht damit leben, es dir zu verschweigen.“ Bedrückt schlug ich die Augen nieder. „Dass du es ihnen sagtest, du hättest einen Freund, hab ich sowieso von dir erwartet“, meinte er belustigt, worauf ich ungläubig die Augen öffnete. Ich spürte, wie seine Lippen leicht über meine Wange strichen. „Aber dass du meinem Ich aus der Vergangenheit die ganze Geschichte erzählt hast…“ Er ließ den Satz unvollendet und schien nachzudenken. „Was hat er zu dir gesagt?“ Ich erinnerte mich an seine Worte zurück, über die ich mich ziemlich gewundert habe. „Er sagte, ich solle dir ausrichten, du wärst zu weich geworden.“ Nun lehnte er seine Stirn auf meine Schulter, was ich liebend gern näher betrachtet hätte, aber leider war es mir nur vergönnt, meinen Kopf ein wenig auf die Seite zu drehen, dass ich gerade mal sein Haar aus dem Augenwinkel erspähen konnte. „Er hat recht“, seufzte er und umarmte mich dabei noch fester. „Aber es ist mir egal.“ „Du hast dich wirklich verändert“, stellte ich erneut mit einem Lächeln fest. „Das war wohl teilweise dein Verdienst“, gestand er grummelnd und küsste mich auf den Hals, während seine Hände leicht an meiner Kleidung zupften. Ich konnte über diese Aussage nur lächeln, blieb aber ansonsten still. Nach einer Weile versuchte ich, mich etwas zu ihm zu drehen, um ihm fragend ins Gesicht zu sehen. „Aber findest du es nicht seltsam, dass er das so einfach akzeptiert hat?“, wollte ich wissen und spielte damit auf sein vergangenes Ich an. Sanft strich er mir über den Kopf. „Darum brauchst du dir keine Sorgen machen. Er weiß sicher, dass ich auch in der Zukunft nicht unüberlegt handle und meine Gründe für solch eine Beziehung haben werde.“ „Und die wären“, fragte ich neugierig zurück. Das interessierte mich jetzt echt, denn auch wenn er sich verändert hatte, konnte ich immer noch nicht fassen, dass er mein Freund war. „Das wüsstest du wohl gern“, stellte er grinsend fest, worauf ich nur nickte, allerdings bekam ich nebenbei das Gefühl, dass ich nicht die Antwort erhalten würde, die ich hören wollte. „Das bleibt mein Geheimnis“, ließ er heiter verlauten. Ich blinzelte perplex und verzog im nächsten Moment meine Lippen zu einem Schmollmund. Statt darauf einzugehen, langte er abermals nach meinen Lippen. „Sorge dich nicht um Inuyasha“, flüsterte er dazwischen. „Er kriegt sich wieder ein.“ Das dachte ich ja eben auch, aber er tat es nicht. Vielleicht sollte ich mir wirklich keine Sorgen machen, was mir sowieso immer schwerer fiel bei den Berührungen Sesshomarus. „Entspann dich“, raunte er in mein Ohr und knabberte im nächsten Moment daran, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. Als er kurz darauf erneut meine Lippen gefangen nahm, gehorchte ich seinen Worten ließ mich fallen. „Warum nicht gleich so?“, murmelte er eher zu sich selbst, trotzdem hörte ich ihn, ersparte es mir aber, darauf zu antworten. Stattdessen genoss ich einfach seine Nähe und die Berührungen, die auf meiner Haut zu brennen begannen. „Bleib ruhig, Kagome“, besänftigte mich Sesshomaru zum nun schon vierten Mal. „Sie werden dir nichts tun. Sie sind genauso wie ich.“ „Genau das ist ja meine Sorge“, brauste ich auf und tigerte wild durch das Wohnzimmer, darauf wartend, dass endlich die Gäste kamen und mich von meiner Nervosität ablenkten. Wenn sie tatsächlich genauso wie Sesshomaru waren, hatte ich nicht lange zu leben. „Diese Sorge ist unbegründet“, versuchte er es nochmal sanft und zog mich an sich, was mich tatsächlich etwas beruhigte. „Du wirst schon sehen. Abgesehen davon, lass ich dich sowieso nicht viel in ihre Nähe, schließlich…“, meinte er und beugte sich hinab zu mir. „… gehörst du mir.“ Diese Aussage war mehr als deutlich. Und als wäre dies das Stichwort, klopfte es an der Tür. Ich schluckte heftig, während Sesshomaru zur Tür ging, diese öffnete und gleich alle Gäste nacheinander herein traten. Sie hatten sich gerade unterhalten, als sie verwundert vor mir stehen blieben. Ich dagegen erstarrte zur Salzsäule und beäugte die Neuankömmlinge misstrauisch. Sie sahen ohne Zweifel genauso attraktiv aus, wie Sesshomaru – das fiel mir sofort auf, aber sie hatten im Gegensatz zu ihm keine kalte Maske aufgesetzt. Naja, zumindest nicht alle. „Wer bist denn du?“, fragte ein braunhaariger Mann, dessen silberne Augen schelmisch glitzerten. „Das ist das Mädchen, von dem ich euch erzählt habe – Kagome“, nahm mir Sesshomaru das Wort ab und bedachte dabei den Braunhaarigen mit einem warnenden Blick. „Achso, das ist also das kleine Menschenmädchen, das es dir so angetan hat“, lachte ein anderer. Er hatte rote, wuschelige Haare und dunkelbraune Augen, die aber ebenso einen roten Schimmer aufwiesen. „Tatsächlich eine Miko. Dass du dich auf so ein Niveau herunterlässt…“, spottete ein Schwarzhaariger, dessen eisblaue Augen mich geradezu durchbohrten. „Also ich finde sie in Ordnung. Wird ja auch langsam mal Zeit, dass du eine findest“, meinte der goldblonde Mann, dessen schwarze Augen im Gegensatz zu seinem Haar unendlich düster schienen. Sesshomaru räusperte sich verhalten, als er diese ganzen Kommentare hörte, während ich nur ungläubig die Stirn runzelte und mich zu dem Inu wandte. „Sagtest du nicht, dass sind deine Kollegen?“, fragte ich verwirrt, worauf er nickte. Dann herrschte einen Moment Stille, in dem ich mir die Fremden nochmal genau ansah. „Führst du eine Clownschule?“, wollte ich ernst von ihm wissen. Er blinzelte überrascht, grinste aber im nächsten Augenblick wissend. „Nicht, dass ich wüsste“, gestand er immer noch breit grinsend. „Deine Freundin ist unverschämt“, stellte der Rothaarige trocken fest. Sesshomaru zuckte unbeeindruckt die Schultern. „Nicht unverschämter als du.“ „Ähm, ich störe ja nur ungern, aber ich fände es nett, wenn ihr euch mal vorstellen würdet“, unterbrach ich die beiden, obwohl ich es schon irgendwie amüsant fand, wie sie miteinander redeten. „Na gut“, meinte der Rothaarige. „Ich bin Takeru.“ „Kaito“, stellte sich der Braunhaarige vor. „Rauto“, der Schwarzhaarige. Und zuletzt… „Yukito“, beendete der Blondschopf die Vorstellung. Ich nickte zufrieden und folgte dem Wink Sesshomarus, welcher mir deutete, ihm ab jetzt nicht mehr von der Seite zu weichen. Die Zeit verging im Schneckentempo und ich langweilte mich zu Tode, denn kaum hatten alle am Tisch Platz genommen, schenkten sie sich ein Glas nach dem nächsten ein und redeten nur über Geschäfte. Ein Thema zu dem ich nicht im Geringsten etwas beizutragen hatte. Deshalb kam ich mir in dem Moment mehr als nur fehl am Platz vor – noch schlimmer, ich fühlte mich wie Dekoration. Nicht mehr und nicht weniger. Als ich kurz davor war, einzunicken, griff Sesshomaru plötzlich nach meiner Hand und führte sie an seine Lippen. „Geh rauf auf den Balkon. Um Mitternacht ist ein Feuerwerk, das du von hier aus gut sehen kannst.“ Ich blinzelte und starrte ihn perplex an, ehe ich den Sinn seiner Worte verstand. Dankbar lächelte ich ihn an und verabschiedete mich mit einem entschuldigenden Lächeln von den Gästen, um nach oben zu gehen. Ich würde garantiert nicht nochmal hinunter gehen, auch wenn seine Kollegen tatsächlich nett zu sein schienen. Aber ich langweilte mich zu Tode und Sesshomaru hatte es geschickt verstanden, mir weitere Langeweile zu ersparen, wofür ich ihm unendlich dankbar war. So beobachtete ich nun schon seit geraumer Zeit das Feuerwerk, das vom Balkon aus toll zu sehen war. Doch auf einmal bemerkte ich etwas, das so gar nicht hineinpasste. Etwas Rotes, etwas Silbernes und etwas Goldenes. Und mit einem Mal fühlte ich mich, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. Ich wich einige Schritte zurück und starrte ungläubig auf den Halbdämon, der vor mir landete. „Inuyasha“, flüsterte ich erstickt. Meine Gedanken überschlugen sich, mein Herz raste, wie nach einem Marathon und meine Kehle schnürte sich zu. Das konnte nur ein Alptraum sein, ich wusste beim besten Willen nicht, wie ich nun reagieren sollte. Aber diese Entscheidung nahm mir Inuyasha schon ab. „Was machst du hier, Kagome? Hat dich Sesshomaru entführt? Aber wie konnte er in deine Zeit gelangen?“, fragte er außer sich. Ich war mir fast sicher, dass Sesshomaru längst über die Anwesenheit seines Halbbruders Bescheid wusste. Zuerst blinzelte ich nur perplex, dann stammelte ich wild drauf los, um all seine Fragen zu beantworten, bevor er möglicherweise noch aus der Haut fuhr. „Sesshomaru hat mich nicht entführt. Er kam auch nicht in meine Zeit, er lebt in dieser Zeit. Den Sesshomaru, den du da unten“, ich deutete einen Stock tiefer. „gesehen hast, ist der zukünftige Sesshomaru. Und ich bin hier, weil…“, ich stockte, denn wenn ich nun weitersprach, würde es unweigerlich ein Chaos heraufbeschwören, aber ich hatte keine Wahl. „weil Sesshomaru mein Freund ist“, endete ich, den Kopf leicht gesenkt. Stille setzte ein. Sie war so drückend, dass sich mein Brustkorb von Sekunde zu Sekunde mehr einengte und mir somit das Atmen deutlich erschwerte. „Du bist was?“, platze es ungehalten aus Inuyasha heraus. Ich war zu keiner Antwort fähig, ich konnte lediglich nicken. „Du hast schon richtig verstanden, Bruderherz“, ich spürte, wie sich Arme um mich schlangen und meinen Körper von dem Halbdämon wegzogen. „Sie gehört mir!“, knurrte er, worauf mein Blick panisch zu Inuyasha flog. Sein Gesichtsausdruck wurde immer wütender und ungläubiger. „Du lügst doch, du hast sie verhext, nicht wahr?“ Traurig blickte ich zu Inuyasha, der sich in diesem Moment wohl mehr als verraten vorkommen musste, aber was sollte ich schon tun? Zu wem sollte ich halten. Zu meinem besten Freund oder zu meinem Geliebten? Was war der richtige Weg? Ich schluckte heftig, als niemand etwas weiter sagte, vermutlich wollte der Mann hinter mir auch, dass ich weitersprach. Und das würde ich wohl oder übel auch machen müssen. „Nein, Inuyasha. Er sagt die Wahrheit. Ich weiß, dass du das schwer glauben kannst, denn mir geht es nicht anders.“ Ich löste mich von Sesshomaru und trat auf Inuyasha zu, um ihm tief in die Augen zu sehen. „Ich bin ihm zufällig kurz vor Weihnachten begegnet und habe dann gezwungenermaßen einige Zeit mit ihm verbracht. Naja, und dann ist es einfach passiert. Es tut mir leid, Inuyasha, aber…“, ich warf nochmal einen Blick zurück auf den Dämon hinter dem bereits seine Kollegen aufgetaucht waren. „…ich habe mich in deinen Bruder verliebt“, schloss ich mit fester Stimme und beobachtete seine Reaktion. Er sah mich immer noch ungläubig an, aber langsam begann dieser Unglauben zu verschwinden. Stattdessen trat Erkenntnis in seine Augen. „Deshalb konntest du nicht auf ihn schießen“, stellte er neutral fest. Ich runzelte die Stirn, ob seiner Ruhe, die er momentan ausstrahlte. Seine Wut war wie verpufft. Eine für mich völlig neue Situation. Aber war das unbedingt schlecht? Mit einem Mal wandte sich der Halbdämon ab. „Pass ja auf sie auf, Mistkerl“, knurrte er, wohl an Sesshomaru gewandt und ehe ich ihn aufhalten konnte, sprang er davon. Mein Herz pochte unangenehm, als ich ihm nach sah. Ich spürte Sesshomarus Hand über mein Haar streichen. „Mach dir keine Sorgen“, hauchte er und umarmte mich fest, ehe er schließlich von mir abließ und sich seinen Kollegen zuwandte. „Findest du seine Reaktion normal?“, fragte ich Sesshomaru ungläubig, was ihn nochmal dazu brachte, sich zu mir zu drehen. Ein Lächeln legte sich auf seine Züge. „Auch wenn ich nicht erwartete hätte, diesen Tag je zu erleben… Er scheint erwachsen zu werden“, meinte er kühl, aber ich hörte den Stolz heraus, auch wenn er ihn zu verbergen versuchte. Ich nickte schwach, vielleicht hatte er Recht. Mit diesem Gedanken im Kopf folgte ich den Männern wieder hinunter ins Wohnzimmer, was Sesshomaru mit gerunzelter Stirn verfolgte. Ich schenkte ihm jedoch nur ein motiviertes Lächeln. Und wer hätte das gedacht, nachdem sich meine Nerven wieder etwas beruhigt hatten, woran gewisse Personen nicht ganz unschuldig waren, wurde es tatsächlich noch eine schöne Nacht. Die Gespräche gingen auch in andere Richtungen, sodass ich mitreden konnte und so bemerkte ich auch langsam, wie gut ich mich mit den anderen während dieser Nacht anfreundete. Ich erfuhr nebenbei auch, welche Positionen alle in Sesshomarus Firma hatten und wie sehr sie ihn als Boss schätzten. Der, mit dem ich mich am meisten anfreundete, war Takeru, der es immerzu verstand, mich mit seinen Bemerkungen aufzuheitern und zum Lachen zu bringen. So kam es auch, dass ich ihnen versprechen musste, sie in der Firma zu besuchen und etwas auszuhelfen, was Sesshomaru mit einem bedrohlichen Knurren quittierte, seine Freunde schienen es jedoch zu ignorieren. So viel zu ihrer Aussage, wie sehr sie ihn schätzten, aber vielleicht traf das ja nur aufs Geschäftliche zu. Ich jedoch, stimmte freudig zu. Um 3:00 Uhr in der Früh gähnte ich schließlich müde, was die anderen mit einem Lachen zur Kenntnis nahmen. „Wir sollten gehen, die kleine Miko scheint müde zu sein“, grinste Takeru, worauf ich ihm einen leichten Seitenhieb mit dem Ellbogen verpasste, was ihn jedoch nur noch mehr lachen ließ. Die anderen standen schließlich auf und verabschiedeten sich von uns, wobei sie mir nochmal das Versprechen abrangen, sie auch ja besuchen zu kommen. Als die Tür dann hinter ihnen zu fiel, kehrte eine seltsame Stille ein. Fragend sah ich zu Sesshomaru hoch, dessen Gesicht ein schelmisches Grinsen zierte und ich ahnte bereits, was das zu bedeuten hatte. Schneller als ich reagieren konnte, hatte er mich an der Hand gepackt und mich auf seine Couch befördert – nicht jedoch ohne vorher das Licht abzudrehen. Nun war es stockfinster im Raum, bis auf die großen Fenster, welche hier und da noch bunte Lichter von den letzten Feuerwerken hereinwarfen. „Es gefällt mir gar nicht, dass du dich so gut mit meinen Kollegen verstehst“, sagte er mit tiefer Stimme, während sich seine Hände auf meine Oberschenkel legten und langsam zu dem Verschluss meiner Jeans wanderten. Ich hielt die Luft an, als er mit einem Mal meine Hose von meinen Beinen zog. Ich wollte zurückrutschen und mich aufsetzen, doch da hatte er schon eins meiner Beine gepackt und mich zurückgezogen. Seine warme Hand auf meiner nackten Haut bescherte mir einen Schauer nach dem anderen. „Aber du wolltest doch, dass ich gut mit ihnen klarkomme“, beteuerte ich wispernd und sah mich nach allen Seiten um, doch ich konnte ihn trotz der aufflackernden, kleinen, bunten Lichter nicht sehen. „Für meinen Geschmack etwas zu gut“, erwiderte er, was mich schlagartig auf einen Gedanken brachte. „Bist du etwa eifersüchtig?“ Stille. Statt einer Antwort schoben seine Finger den Saum meines Pullovers langsam nach oben. „Also habe ich recht“, stellte ich fest und griff nach seinen Händen. Nur drehte er leider den Spieß um und drückte meine Hände über meinem Kopf in die Kissen, um mir im nächsten Moment den Pullover darüber zu ziehen. Ein Windhauch streifte meine Haut, was mich frösteln ließ, doch kurz darauf spürte ich den warmen, nackten Körper Sesshomarus auf mir. „Denk, was du willst“, säuselte er in mein Ohr und knabberte zugleich daran. Ich kicherte. „Nun bist du derjenige, der sich keine Sorgen zu machen braucht“, meinte ich leichthin und genoss seine sanften Berührungen auf meiner Haut. „Dann beweis es.“ Ich blinzelte verwirrt und blickte in die Dunkelheit, wo ich sein Gesicht vermutete. „Wie?“ Seine Zähne bissen zart in meine Unterlippe. „Sag mir das, was du zu Inuyasha gesagt hast“, entgegnete er lediglich und widmete sich meinem Hals, den er mit etlichen Küssen übersäte. Während er dies tat, versuchte ich mich halbwegs auf das Gesagte zu konzentrieren. Inuyasha…. Was hatte ich zu Inuyasha gesagt? „Wann?“, fragte ich atemlos. „Heute“, hauchte er. „Denk nach, Kagome.“ Ich dachte ja wie wild nach, aber ich wusste beim besten Willen nicht was er meinte und seine Nähe machte mir das Ganze nicht wirklich leichter. Was hatte ich alles zu Inuyasha gesagt? Dass Sesshomaru mein Freund ist… dass es mir Leid tat… und dass… Mit einem Mal fiel der Groschen und ich grinste übers ganze Gesicht, als ich verstand, was er meinte. „Ich bin in dich verliebt“, flüsterte ich in die Finsternis und spürte im nächsten Moment seine Lippen, die meine verlangend umfingen. Ich lächelte in den Kuss hinein, während sich meine Hand in seinen Nacken legte und begann, ihn dort vorsichtig zu kraulen. Ein Knurren, das viel eher wie ein Schnurren klang, entkam ihm dabei, was mich schmunzeln ließ. Aber mir blieb nicht lange das Vergnügen, da er abermals meine Hände neben meinem Kopf festpinnte und seine Lippen auf Wanderschaft gingen. „Was ist mit dir?“, fragte ich urplötzlich und spielte auf mein zuletzt Gesagtes an. Seine Augen bohrten sich darauf in meine und sein Blick war so intensiv, dass ich beinahe meine Frage vergaß. Doch dann beugte er sich auf einmal zu mir hinab und legte seine Lippen sanft auf meine und ich wusste es sofort – das ist seine Antwort! Mir hatte klar sein müssen, dass er diese Worte nicht so einfach aussprechen würde, so ein Mensch war er einfach nicht – oder sollte ich lieber Dämon sagen? Aber dies reichte mir, denn es ließ mich besser die Verbundenheit zu ihm fühlen, als es Worte je hätten tun können. „Warum noch gleich musst du so früh wieder zurück?“, wollte Sesshomaru missmutig wissen. Ich grinste ihn an und ging die letzten Stiegen zu meinem Haus hinauf, um oben auf ihn zu warten. Nachdem wir bis zum Mittag geschlafen hatten, genoss ich ein wunderbares Frühstück, welches – wer hätte das gedacht – von Sesshomaru gemacht wurde. Was konnte dieser Dämon eigentlich nicht? Manchmal war mir seine Perfektion geradezu unheimlich, aber dann erinnerte mich sein Charakter daran, dass niemand absolut perfekt war. Aber das war in Ordnung, denn für mich war er es. Danach hatte er darauf bestanden, dass ich einfach in seiner Villa mit ihm blieb, da ihm die vielen Menschen zuwider waren. So verbrachten wir meine letzte Zeit noch in trauter Zweisamkeit. „Ganz einfach, weil die Splitter und Naraku nicht ohne mich gefunden werden können – zumindest glaube ich das…“, sagte ich vor mich hin und hoffte dadurch, doch einen kleinen Einblick über die Zukunft zu erhalten, aber vergebens. „Du kannst so oft fragen wie du willst, aber du wirst kein Sterbenswort von mir hören“, schmunzelte er, was mich lächeln ließ. Zu sehen, wie er lächelte, war für mich immer wieder eine Augenweide. „Und wann kommst du wieder?“, fragte er unvermittelt, als wir schließlich vor dem Schrein zum Stehen kamen. Von meiner Familie keine Spur – umso besser. „Ich weiß es nicht. Es könnte etwas länger dauern“, gab ich zu bedenken. Eindringlich sah er mich an. „Ruf mich sofort an, wenn du wieder da bist“, befahl er. „Ja, Sir“, salutierte ich und grinste dabei verschmitzt. Er war einfach unverbesserlich. Ich drehte mich um und schritt du die Tür, die Treppe hinunter und blieb schließlich vor dem Brunnen stehen. Zwei Arme schlangen sich um meinen Körper und warme Lippen drückten sich auf meinen Hals. „Pass ja auf dich auf. Und sei vorsichtig bei meinem anderen Ich. Jetzt wo er alles weiß, könnte es sein, dass er dir anders gegenüber tritt.“ Ich runzelte perplex die Stirn über seine Warnung, genoss aber auch gleichzeitig die Geborgenheit, die ich bei ihm verspürte. Ich nickte leicht, was ihm zu genügen schien und schließlich entließ er mich aus seiner Umarmung. Bevor ich jedoch hineinsprang, drehte ich mich nochmal um und hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. Dann lächelte ich und mit einem Satz verschwand ich im Brunnen. Auf der anderen Seite machte ich mir eilige ans Heraufklettern und begegnete diesmal, auf dem Weg zum Dorf, keinem Inuyasha. Normalerweise kam er mir immer entgegen. Dieser Gedanke bescherte mir erneut ein schlechtes Gewissen. Und als ich auch noch den Vorhang von Kaedes Hütte zur Seite schob und sofort Inuyashas Blick begegnete, erstarrte ich zur Salzsäule. Er presste bei meinem Anblick die Lippen zusammen und der Schmerz in seinen Augen sprang mir praktisch ins Gesicht. Für einen Moment schloss er jedoch diese und atmete ein paar Mal tief durch. Ich bemerkte nebenbei, dass nur er sich in der Hütte befand, was wohl auch besser so war – niemand sollte wissen, was vorgefallen war. Ich wollte etwas sagen, irgendwas, doch da schlug Inuyasha auf einmal die Augen wieder auf und sein Blick wirkte… ernüchtert. Ein hauchzartes Lächeln bildete sich auf seinen Zügen. Und mit einem Schlag wusste ich, was er mir damit sagen wollte, auch ohne, dass er sprach. Es war okay. Er verstand es. Und er akzeptierte es. Das zauberte mir unweigerlich ebenfalls ein Lächeln aufs Gesicht. Es war noch unsicher und verlegen, aber es war ehrlich gemeint und das war das Wichtigste. „Da bist du ja, Kagome. Können wir dann los?“, rief Sango hinter mir. Ich drehte mich zu den anderen und nickte zustimmend. So dauerte es gar nicht lange und wir befanden uns wieder auf unserer Suche nach Naraku. Inuyasha hatte den anderen nichts von meiner Beziehung erzählt, wofür ich ihm unendlich dankbar war. Leider war mit unserer Reise auch eine neue Konfrontation mit Sesshomaru verbunden. Kaum standen wir ihm gegenüber, heftete sich sein Blick auf mich, was mich innerlich zusammenzucken ließ. Er hatte einen kritischen Blick aufgesetzt, als er mich musterte. Doch sobald er tat getan hatte, widmete er seine Aufmerksamkeit wieder seinem Halbbruder. Der weitere Verlauf war wie immer und am Ende ging Sesshomaru wieder, jedoch nicht ohne mir noch einen letzten nachdenklichen Blick zuzuwerfen. Zum Glück hatte es keiner gemerkt, aber nach dieser Begegnung hatte ich Sorge, dass das für immer so weiter gehen würde. Tat es jedoch nicht. Denn bereits bei der zweiten Konfrontation würdigte er mich nur noch eines Blickes und bei der dritten… war wieder alles wie beim Alten – zumindest glaubte ich das, dennoch kam ich mir öfters beobachtet vor, was ich aber nicht weiter beachtete. Es gab schließlich Wichtigeres. Nämlich die Vernichtung Narakus, das Einsammeln aller Juwelensplitter und dann – wenn all das geschafft ist – kann ich für immer bei ihm bleiben. Falls es für immer ist natürlich. Aber das würde ich ja dann sehen. Bis dahin würde ich einfach mal das Beste daraus machen und Inuyasha wohl öfter darum bitten müssen, zu Hause vorbei schauen zu dürfen. So hatte es ja auch etwas Gutes, dass er es nun wusste. Denn so konnte er es wenigsten nachempfinden. Wenn auch nur ein klitzekleines bisschen. Schließlich handelte sich hierbei um seinen Halbbruder, Sesshomaru, in den ich mich verliebt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)