Deine Weise zu lieben von FeelLikeParadise ================================================================================ Kapitel 1: Deine Weise zu lieben -------------------------------- "Ich habe dir alles gegeben", sprach er. Keine Antwort. "Ich habe es zumindest versucht", seine Stimme war ruhig, sanft. "Ich sah dich das erste Mal und verliebte mich sofort in dich. Noch nie hatte ich so einen innigen Wunsch, als dich zu berühren, in den Arm zu nehmen, deine weiche Haut auf der meinen zu spüren". Funkstille. Dann sprach er schweren Herzens weiter. "Wir lernten uns kennen, kamen uns näher, alles hatte sich damals so richtig angefühlt..." Das einzige Zeichen ihrerseits, das er vernahm, war ein scharfes einatmen, am anderen Ende der Leitung. "Aber ich bin gescheitert", sprach er nach einer Weile. Er spürte, dass seine Stimme bald versagen würde, voller Traurigkeit und Schwermut. "Ich versuchte alles für dich zu tun. Wollte mein Leben umkrempeln, alles tun, um bei dir zu sein. Deine Ausstrahlung, deine Perfektion, wie ein Magnet und ich der Gegenpol. Ich wollte dir alles geben, was ich besaß, und frage mich jetzt: Wie soll ich das nur jemals tun, wenn du mir dafür so viel mehr zurück gibst?". Er strich über das kalte Metall, das neben ihm auf dem Tisch lag. Es war hart und strahlte ein gewisses Ende aus, zugleich aber auch eine allzu leichte Unendlichkeit. Sie schluchzte. Es tat so weh, beiden. "Dein Lächeln, das Funkeln deiner Augen, sagten so viel mehr, als ich es jemals könnte. Deine Lippen auf den meinen, ich konnte dir nicht gerecht werden". Seine Finger griffen um das eiserne Metall. Er glaubte zu spüren, er konnte sehen, wie eine Träne über ihre wundervollen Wangen glitt. Sein Herz zersprang in tausend Stücke. "Du hast mich eins gelehrt". "...Ich weiß...", sprach sie, ganz still und leise, flüsternd. "Lerne die Einfachen Dinge des Lebens zu lieben und schaue nicht wie ein Blinder über sie hinweg", sprachen sie gleichzeitig. "Du gabst mir nur EINS und doch alles, mehr, mehr als ich -. Ich war so naiv und glaubte, es müsste doch mehr geben. Dabei warst du schon mehr, mehr als ich es hätte mir je erträumen können...Doch ich habe es zu spät gesehen. Es war deine Liebe, dein Herz, auf diese Weise zu Lieben. Aber ich danke dir, für alles... Ich liebe dich". Dann legte er auf, hob die Hand und drückte ab. Sie lauschte, hörte den kurzen Knall und dann das folgende, unaufhörliche Piepsen des Telefons. Sonst nichts. Sie dachte nichts. Sie tat nichts. Sie saß nur da und hörte wie sich eine lähmende Stille in ihrem Innern ausbreitete. Dann fing sie an zu zittern. Erst ihre Finger, die Hände, ihre Schultern, dann ihr ganzer Körper. Ihr Herz fing an wild zu pochen, schmerzhaft. Dann eine eiserne Kälte, die sich in ihrer Magengegend festhielt. Minuten verstrichen, vielleicht sogar Stunden. Dann, ganz langsam weckten sie unterdrückte, nie wirklich vergessene Erinnerungen, aus ihrer Starre. Und wie eine eiskalte Welle im Meer, schwappten die Gefühle hervor, die nicht mehr präsent, aber immer da gewesen waren. Noch mehr Tränen flossen über ihre Wangen, ganz leise. Und sie fragte sich: Wie konnte es nur so kommen? Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie glücklich gewesen waren. Schwarz- weiße Bilder ihrer gemeinsamen Zeit traten ihr vors innere Auge. Wie er sie immer wieder aufs Neue zum Lachen gebracht hatte! Die Nächte, in denen sie getrennt gewesen waren, hatten sich angefühlt, als wäre es das Ende der Welt. Und in seinen Armen zu liegen, war wie eine Woge der Vollständigkeit gewesen, wie Flügel, die sie jedes Mal in Träume geleiteten, in denen sie zusammen Eins waren... ...Wie oft hatte sie sich das gewünscht... ..nur es war nicht die Wirklichkeit... Was sie sich gegeben hatten, hatte nicht ausgereicht, es hatte IHM nicht gereicht. Er hatte Angst gehabt, sie zu verlieren, dabei hatte sie ihn verloren. Er hatte es nicht gesehen, hatte gedacht, das sie mehr verdient hätte, doch für sie war es viel mehr, als sie sich hätte vorstellen können. Es war ihre Schuld...sie hatte es ihm nicht gezeigt, hatte ihm die kleinen, wertvollen Dinge dieser Welt versucht zu zeigen. Versucht. Aber nicht geschafft. Gebrochen. Er hatte sie verlassen, blind und sie war mit gebrochenem Herzen zurück geblieben! Hatte wieder gedacht, dass das, das Ender der Welt wäre. Doch ihr Leben ging weiter, sie hatte überlebt, auch wenn sich jeder Tag nur wie ein halber angefühlt hatte. Jeden Tag. Bis zu diesem einen, an dem die Bruchstücke ihres Herzen von einer neuen Liebe wieder zusammengefügt worden waren! Ja, ihr Leben ging weiter! Und mit jeder neuen Berührung der frischen Liebe, verschwanden ihre Gefühle und Erinnerungen an ihn in den Hintergrund. Sie war glücklich, bis jetzt. Jetzt, genau in diesem Moment wollte sie bei IHM sein, sich an seine Schulter lehnen und mit ihm die funkelnden Lichter dies Lebens betrachten, auf einen neuen Versuch! Der Drang, dieser innige Wunsch brannte sich bis in ihr Innerstes, da er nun niemals in Erfüllung gehen würde. Nochmals und nochmals fragte sie sich, wie es nur so weit kommen konnte. Nochmals und nochmals und jedes Mal tat der Schmerz noch etwas mehr weh. Sie wollte ihm in die Augen sehen, ihn berühren, nie wieder los lassen, sagen, dass sie ihn noch immer liebte! Ihre Schweiß nassen Hände krampften sich in ihr Oberteil. Sie konnte, wollte es nicht wahrhaben. Die Tränen hörten auf, plötzlich. Und da wusste sie: Das war das Ende der Welt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)