Tale as Old as Time von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Belle ---------------- Juni (Jahr, in dem der Fluch gebrochen wurde) - Belle Belle sah sich in der großen Bibliothek um. Dieser Raum war ihr in den letzten Wochen und Monaten so vertraut geworden und trotzdem verlor er nicht die faszinierende Anziehungskraft, die seit ihrem ersten Besuch hier bestand. Viele Stunden verbrachte sie täglich hier und versank tief in der Welt der Märchen, die meist gar nicht so verrückt klangen, wenn man ihr Leben hier kannte. Ein verwunschenes Schloss? - Hatte sie live mit erlebt. Verzauberte Menschen? - Lebten hier nun endlich wieder ein normales Leben. Ein Prinz? - Den hatte sie direkt vor ihrer Nase. Zumindest meistens. Seit der Fluch gebrochen war, verbrachten Belle und Adam nur noch wenig Zeit zusammen. Das lag vor allem daran, dass Adam sich erst wieder daran gewöhnen musste, ein „Mensch“ zu sein. Anfangs hatte er sich nur sehr wackelig auf den Beinen halten können oder hatte zu unkontrolliertem Grummeln geneigt. Nun, da er sich etwas besser unter Kontrolle hatte, schleiften ihn seine Berater fast jeden Tag zu einem anderen offiziellen Termin, bei denen er natürlich idealerweise erstmal ohne Begleitung erscheinen sollte. Seine Untertanen hatten so lange in Schrecken gelebt und ihren Prinzen nicht gerade von seiner besten Seite gesehen, weshalb sie das Volk erst einmal wieder an ihn gewöhnen wollten. Auch das Volk war während des Fluchs verzaubert gewesen und die Ländereien, die den dunklen Wald gebildet hatten, erstrahlten nun in saftigem Grün und überall hörte man Vögel zwitschern. Belle wollte sich lieber nicht ausmalen, wie es sein musste, jahrelang als Baum herum zu stehen. Ob die Menschen das bewusst mitbekommen hatten? Bei dem Gedanken lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken und sie kuschelte sich tiefer in ihr Sofa, auf dem sie lag. Sie versuchte sich wieder auf das Buch zu konzentrieren, in dem sie gerade las. Bücher waren momentan ihre größte Ablenkung, auch wenn das Hauspersonal sich liebevoll um sie kümmerte. Aber Belle hatte ganz andere Probleme und suchte deshalb nach einer Antwort in den Büchern der Bibliothek. Doch auch dieses Buch legte sie nach einer Weile frustriert auf den Stapel, der sich neben ihr gebildet hatte. Schon wieder ein Reinfall. Jedes Buch endete mit dem Kuss der wahren Liebe und dem Satz „Und wenn sie nicht gestorben sind...“. Und was war, wenn sie nicht gestorben waren? Sie lebten noch! Aber wie sie lebten, war nirgends beschrieben. Wie sollte man dann wissen wie man sich zu verhalten hatte. Wie verhielt man sich einem Mann gegenüber, von dem man wusste, dass er einen liebte, und der selbst auch wusste, dass man ihn liebte, sich aber trotzdem so unbeholfen fühlte? Es war zum Verrückt werden! Belle konnte nur so wenig Zeit mit Adam verbringen, dass sie sich fast fühlte, als würden sie sich wieder voneinander entfernen. Natürlich hatte er viel zu tun, aber mussten ihn seine Termine so sehr von ihr fern halten? Sie sollte sich demnächst mal selbst um die Planung kümmern und viel Zeit für zu zweit einplanen. Es war eine Schande, dass sie sich so wenig sahen. Vor allem Madame Potine war entrüstet. Sie hatte fest mit einer baldigen Hochzeit gerechnet. Belle selbst war bei dieser Aussage rot angelaufen und hatte nicht gewusst, wohin sie schauen sollte. Eine Hochzeit! Daran war im Moment nicht zu denken. Allerdings sahen die Märchenbücher alle eine Hochzeit vor, um das Liebesglück zu vollenden. Um ein Happy End zu haben... Trotz allem kam es Belle sehr seltsam vor, dass die Märchenfiguren immer sofort heirateten, obwohl sie sich nicht richtig kannten. Wer konnte denn sagen, ob die Liebe stark genug war? Nun gut, wenn eine Liebe einen Fluch brechen konnte, war sie sicher nicht von schlechten Eltern... Aber musste es dann automatisch für die Ewigkeit sein? Belles Blick schweifte aus dem Fenster. Es war Mittag. Adam musste also bald zurückkehren. Er hatte den Wochenmarkt besuchen sollen, um die Spezialitäten der Umgebung zu begutachten und natürlich, um den Leuten ein sicheres Gefühl zu geben, da ihr Prinz wieder da war und sie schützen würde. Belle überlegte, ob Adam den Nachmittag wohl frei haben würde. Sie hoffte es sehr. Sie vermisste das aufregende Kribbeln in ihrem Magen, wenn er in ihrer Nähe war. Da Madame Potine ihr einen Snack in die Bibliothek gebracht hatte, natürlich nicht ohne sehr darauf zu achten, dass nichts an die Bücher geriet, beschloss Belle hier auf seine Rückkehr zu warten und ließ sich überraschen, was der Tag noch bringen mochte. Gezielt griff Belle nach ihrem Lieblingsbuch und versank schnell in der fesselnden Geschichte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)