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Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

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CXII – Yasuo in Sorge

Montag, 19.September 2015
 

Schon als Mirâ an diesem Morgen das Gelände der Schule betrat, bemerkte sie, dass sich die gesamte Atmosphäre verändert hatte. Nicht nur, dass ihr bereits einige Schülerinnen, bepackt mit verschiedensten Materialien, in ihren Sportsachen entgegenkamen, auch sonst war überall reges Treiben. Diese Atmosphäre war auch im Schulgebäude zu spüren. Lächelnd beobachtete sie die Schüler, die an ihr vorbeiliefen und sich rege unterhielten. Dabei gab es auch nur ein Thema, welches alle beschäftigte: Die Vorbereitungen für das Culture Festival. In dieser Zeit fiel der Unterricht aus, da die Vorbereitungen für dieses Event eine Menge Zeit in Anspruch nahmen. Unter normalen Umständen betrug die Vorbereitungszeit mindestens fünf Tage, doch da sie in diesem Jahr einen Feiertag mitten drin hatten, mussten die Schüler der Jûgôya das Pensum innerhalb von vier Tagen schaffen. Umso emsiger arbeitete jeder. Auch Mirâs Klasse wollte, dass das Schulfest ein voller Erfolg wurde und so hatten sie sich am letzten Samstag nach dem regulären Unterricht noch einmal alle getroffen und schon die Aufgaben verteil, die jeder einzelne zu erledigen hatte. So war für jeden bereits klar, was er zu tun hatte. Ihre Klasse hatte sich entschieden eine Art kleinen Jahrmarkt aufzubauen, wo die Besucher an verschiedenen Buden kleine Preise gewinnen konnten. Dafür mussten aber auch verschiedene dieser kleinen Gebäude aufgebaut und Material besorgt werden. Um dies alles zu bewältigen wurden die Jungs mit der Materialbeschaffung beauftragt. Viel Budget hatten sie dafür nicht, doch einige der jungen Männer hatten schon eine Idee, wo sie alles herbekommen wollten. So wollten sie unter anderem auch bei Eltern ihrer Klassenkameraden nachfragen, die Holz und andere Materialien vertrieben. Und so waren sie an diesem Morgen nach der letzten Besprechung losgezogen, während die Mädchen in der Schule zurückblieben und die künstlerischen Dinge übernahmen, wie Plakate zeichnen und so weiter. Es war eine sehr ausgelassene Stimmung, in der sie alle viel Spaß hatten und sich irgendwie auch etwas näherkamen. Jedenfalls hatte Mirâ das Gefühl. Bisher hatte sie sich immer an Hiroshi und Akane gehalten und kaum richtigen Kontakt mit ihren anderen Klassenkameraden gehabt. Wenn, ging es nur mal um belanglose Dinge oder Lösungen von Prüfungen, jedoch nie um Tiefgründiges. Doch an diesem Tag hatte Mirâ mehrere Gespräche mit den Mädchen ihrer Klasse, die sich auch nicht scheuten ein paar persönlichere Fragen zu stellen; vor allem in Bezug auf ihre Beziehung zu Hiroshi. Verwunderlich war das mit Sicherheit nicht, denn sie hing ja wirklich häufig mit dem Blonden ab. Aber auch wenn sie die Mädchen überzeugen konnte, dass ihre Beziehung nur freundschaftlich war, waren ihr diese Fragen mehr als peinlich. Selbst Akane blieb vor diesen nicht verschont, immerhin kannte sie Hiroshi von allen am besten. Die Brünette jedoch ließen diese Fragen mehr als kalt und sie beantwortete sie in einer Neutralität, an der man merkte, dass ihr Sandkastenfreund auch nicht mehr als das für sie war. Auf die Frage jedoch, was mit dem blauhaarigen Jungen war, dem sie vor einiger Zeit kreischend in die Arme gesprungen war, wurde selbst die standhafte junge Frau verlegen. Nur nuschelnd brachte sie über die Lippen, dass er ihr Freund sei, was allgemeines Raunen verursachte. Ihr knallig rotes Gesicht verriet jedoch, dass ihr die Frage sehr peinlich war, weshalb man ihr regelrecht ansah, wie froh sie war, als die stellvertretende Klassensprecherin dem ganzen Einhalt gebot. Murrend ließen die Mädchen so von diesem Thema ab, sodass sich wieder jeder auf die Aufgabe konzentrieren konnte, für die er eingeteilt war.
 

Nach dem Mittagessen fand sich Mirâ in der Trainingshalle des Kyudo Clubs ein, um auch hier bei den Vorbereitungen zu helfen, denn auch ihr Club hatte etwas für das Culture Festival geplant: Sie wollten ein kleines Schauturnier veranstalten. Zudem wollten sie den Zuschauern ermöglichen selber einmal mit einem Langbogen zu schießen. Hierfür mussten allerdings genügend Bögen vorbereitet werden, ebenso wie Zielscheiben. Auch das Gelände musste soweit auf Vordermann gebracht werden, dass sie Gäste empfangen konnten. Da sich diese Vorbereitungen allerdings nicht wirklich von den Aufgaben unterschieden, die sie sowieso zu erledigen hatten, fühlte es sich eher so an, als hätten sie einen normalen Clubnachmittag, an dem nur nicht trainiert wurde. Das hielt Dai jedoch nicht davon ab seine Teammitglieder anzustacheln ihr Bestes zu geben. Nicht nur einmal hatte Mirâ Amy mit einem Seufzen reden hören, dass er es nicht so übertreiben solle, doch der junge Mann ließ sich nicht davon abbringen.
 

So verging der erste Tag der Vorbereitungen wie im Flug und sie traf sich mit Akane am Schultor, als die Sonne bereits dabei war unterzugehen. Der Himmel am Horizont, welcher durch die wenigen offenen Stellen in der Wolkendecke zu sehen war, war in ein tiefes Orange gefärbt, was dem ganzen Phänomen hinter den Wolken etwas Faszinierendes gab.

„Endlich Schluss“, streckte sich Akane, die ebenfalls bei den Arbeiten in ihrem Club geholfen hatte.

„Was macht ihr?“, hakte Mirâ nach, woraufhin ihr ihre Freundin erklärte, dass es eine Art Probetraining geben wird.

Natürlich nur unter speziellen Sicherheitsvorkehrungen, immerhin konnte man sich beim Judo auch ernst verletzen, wenn man es nicht konnte. Sie persönlich war auch eigentlich dagegen, eben weil es so gefährlich war, wurde aber von den ganzen Mitgliedern überstimmt. Deshalb hatte sie sich gebeugt, jedoch mit der Voraussetzung, dass sie nicht die Verantwortung übernehmen würde; selbst, wenn sie die Teamkapitänin war.

Sie seufzte: „Die haben doch alle den Gong nicht gehört…“

Besänftigend klopfte ihr die Violetthaarige auf die Schulter und hoffte, dass es ihr half wieder etwas runterzukommen. Ein herzhaftes Gähnen ließ Mirâ einen Moment später jedoch aufhorchen. Auch Akane hatte das Geräusch vernommen, woraufhin sie beide zeitgleich in Richtung des Innenhofs schauten, wo Yasuo geradewegs auf sie zukam. Noch einmal gähnte er herzhaft, bis er die beiden jungen Frauen bemerkte und zum Gruß die Hand hob.

„Senpai, du bist auch noch da?“, lief Akane auf den Blauhaarigen zu und hakte sich bei diesem unter.

„Ja… Masaru hat mich abgefangen, als ich gehen wollte, und mir irgendwelche anderen Aufgaben aufgebrummt. Dieser Sklaventreiber…“, murmelte Angesprochener und rieb sich den Nacken, bevor ihm ein weiteres Gähnen entkam, „Nur noch schnell nachhause, eine Runde mit Bejû gehen und dann ins Bett…“

„Kann ich euch begleiten?“, fragte die Brünette sofort mit strahlenden Augen.

Ihr lieb über den Kopf streichend, nickte der junge Mann und bestätigte damit die Anfrage. Freudenstrahlend klammerte die Jüngere sich fester an seinen Arm. Lächelnd beobachtete Mirâ das frisch zusammengekommene Paar. Sie freute sich für die beiden, aber allem voran für ihre beste Freundin. Endlich konnte sie ihre Gefühle dem Älteren gegenüber frei zeigen, ohne sich verstellen zu müssen. Das musste wirklich befreiend sein. Ein wenig beneidete sie die Brünette dafür. Gerne würde auch sie Masaru alles sagen, was ihr auf der Seele lag, doch das traute sie sich einfach nicht. Irgendwas hielt sie davon ab. Es war, als würde ihr eine innere Stimme davon abraten. Und schwieg diese Stimme einmal und sie hatte den Mut und die Gelegenheit, dann kam immer etwas oder jemand dazwischen und störte sie. Daraufhin war ihr Mut dann wieder weg und die innere Stimme meldete sich erneut. Es war einfach wie verhext. Vielleicht sollte es auch einfach nicht sein. Dieser Gedanke jedoch bereitete ihr Kummer, immerhin hatte sie wirklich starke Gefühle für den Älteren.

„Mirâ ist alles in Ordnung?“, holte sie Akanes Stimme aus ihren Gedanken.

Diese hatte von Yasuo abgelassen und war an sie herangetreten, um ihr eine Hand auf die Schulter zu legen. Mit besorgten grünen Augen sah sie ihre beste Freundin an, welche jedoch nur ein Lächeln aufsetzte und den Kopf schüttelte. Bevor sie jedoch dazu kam richtig zu antworten, wurde die Aufmerksamkeit der beiden Mädchen auf Yasuo gelenkt, dessen Handy plötzlich klingelte. Seufzend zog er dieses aus deiner Hosentasche und blickte dann irritiert auf das kleine Gerät, bevor er abnahm: „Jii-chan?“

Im nächsten Moment konnte man genau beobachten, wie ihn plötzlich die Farbe aus dem Gesicht wich, während er schweigend lauschte, was ihm am anderen Ende der Leitung erzählt wurde.
 

Eine halbe Stunde später erreichten die drei Oberschüler das Zentralkrankenhaus von Kagaminomachi. Noch immer war der ältere Schüler weiß wie Mehl im Gesicht, doch versuchte sich seine Unruhe nicht anmerken zu lassen. Das allerdings gelang ihm nicht wirklich gut. Zuvor hatte ihn sein Großvater angerufen und darüber informiert, dass seine Großmutter ins Krankenhaus gebracht wurde. Daraufhin hatte Yasuo den beiden Mädchen schon fast panisch berichtet, was los war und dass er so schnell wie möglich losmusste. Aus Sorge um den Blauhaarigen hatten sie ihn begleitet, was sich im Nachhinein als richtige Entscheidung entpuppt hatte. Denn der junge Mann war so durch den Wind, dass er die Haltestelle eiskalt verpasst hätte, wenn sie ihn nicht darauf hingewiesen hätten. Mirâ bezweifelte, dass er es sicher hierhergeschafft hätte, wenn niemand in seiner Nähe gewesen wäre. Auch Akane war die innere Unruhe ihres Freundes aufgefallen, weshalb sie versuchte ihn wieder etwas zu beruhigen. Jedoch war dies mit recht wenig Erfolg gekrönt. Noch immer wussten sie nicht, was genau passiert war. Auch Yasuos Großvater schien mit den Details gespart zu haben, was wohl den Umstand verstärkte, dass der Blauhaarige eher kopflos drauflos stürmte. Ein Umstand, den man von ihm sonst nicht kannte. So betraten sie den Eingangsbereich des Krankenhauses und steuerten direkt auf den Infoschalter zu, wo der Ältere so ruhig, wie es ihm möglich war, um Auskunft zu seiner Großmutter bat. Die Schwester hinter dem verglasten Tresen sah ihn kurz an und tippte dann in aller Ruhe auf ihrem Computer herum, während man dem jungen Mann anmerkte, dass sein Geduldsfaden ziemlich gespannt war. Dann aber bekam er die gewünschte Information und machte sich sofort auf dem Weg zu ihm genannten Ort, woraufhin die kleine Gruppe nach kurzer Zeit vor einem Krankenzimmer stand. Beruhigend stellte Mirâ fest, dass es sich dabei nicht um die Intensivstation handelte, was erst einmal ein gutes Zeichen dafür war, dass es nichts Schlimmeres war. Ihren Senpai jedoch schien das gar nicht zu interessieren. Seine innere Unruhe wollte einfach nicht weichen. Mit zitternder Hand klopfte er vorsichtig an die Tür und öffnete sie. Daraufhin trat er in einen hellen Raum, in welchem sich nur ein älteres Ehepaar befand: Seine Großeltern. Mit großen Augen sahen sie zu den Ankömmlingen und lächelten dann lieb, als sie erkannten, um wen es sich handelte. Erleichtert sah Mirâ auf die alte Dame, die, eine Decke über die Beine gelegt, aufrecht in dem mit weißer Bettwäsche bezogenen Bett saß. Bis auf einen Zugang, durch welchem ihr eine Flüssigkeit gegeben wurde, waren an ihr aber keinerlei Gerätschaften angeschlossen, was die Vermutung der Oberschülerin bestätigte, dass mit ihr nichts Ernstes geschehen war. Doch auch das ignorierte Yasuo, ging stattdessen auf das Bett zu und blieb am Fußende stehen, während er seine Hände um den dort befindlichen metallenen Rahmen klammerte.

„Baa-chan, ist alles in Ordnung?“, fragte er mit immer noch fahlem Gesicht.

Überrascht sah ihn die alte Frau an und wandte sich dann an ihren Ehemann: „Was hast du dem armen Jungen erzählt? Er ist blass wie ein Geist.“

Sie richtete sich wieder an ihren Enkelsohn und lächelte ihn beruhigend an: „Keine Sorge, mein Junge. Es ist alles in Ordnung. Mir ist beim Einkaufen schwarz vor Augen geworden, weshalb die Verkäuferin einen Krankenwagen gerufen hat, der mich hergebracht hat. Es war wahrscheinlich nur mein Kreislauf. Aber um auf Nummer sicher zu gehen, wollen sie mich noch bis Ende der Woche hierbehalten.“

„Es ist… wirklich nichts Schlimmes?“, fragte der Blauhaarige noch einmal nach und wirkte dabei schon fast wie ein kleines Kind.

Immer noch lächelnd nickte seine Großmutter, woraufhin Yasuo erleichtert aufatmete.

Plötzlich verließ ihn die Anspannung, woraufhin er sich erst einmal hinhocken musste, um nicht gänzlich den Halt zu verlieren: „Ein Glück…“

Erschrocken war Akane sofort zu ihm geeilt, um ihn zu stützen. Auf die Frage hin, ob mit ihm alles in Ordnung sei, beruhigte er die Jüngere mit einem kleinen Lächeln und wandte sich dann wieder an seine Großeltern.

„Jagt mir doch nicht so einen Schrecken ein“, erhob er sich langsam mahnend, „Ich habe schon gedacht…“

Weiter kam er nicht, denn plötzlich wurde die Zimmertür erneut aufgerissen, worauf eine Frau im mittleren Alter mit schwarzen, lockigen, kurzen Haaren hereinstürmte und direkt auf das Bett zuging. Dabei nahm sie keinerlei Kenntnis von den drei Oberschülern.

„Mutter ist alles in Ordnung?“, fragte sie stattdessen, als sie bei der alten Dame angekommen war.

Diese seufzte schwer und schimpfte mit ihrem Mann, der anscheinend maßlos übertrieben hatte, bevor sie noch einmal erzählte, was passiert war und dass sonst aber alles in Ordnung sei und niemand sich Sorgen machen brauchte.

Erleichtert atmete ihre Tochter auf: „Zum Glück. Als Vater meinte, dass du ins Krankenhaus gebracht wurdest, kamen mir gleich wieder die schlimmsten Bilder in den Sinn. Wie damals bei Saekis Unfall…“

„Chiemi!“, mahnte Yasuos Großmutter etwas lauter, woraufhin nicht nur die Schwarzhaarige zusammenzuckte.

Nun schien sie erst zu registrieren, dass sich auch noch andere im Raum befanden; unter anderem auch Yasuo, welcher bei Erwähnung des Namens merklich die Fassung verloren und danach den Blick abgewandt hatte. Erschrocken schlug die Frau die Hände vor den Mund und sah den Oberschüler mit großen Augen an. Dieser wandte sich jedoch nur an seine Großmutter und erklärte, dass er erst einmal nach Hause gehen würde, um nach Bejû zu sehen. Dabei versuchte er sich nichts anmerken zu lassen, doch seine Körpersprache verriet so einiges. Man erkannte, dass ihn etwas belastete, was er in diesem Moment nicht aussprechen konnte. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht nickte Yasuos Großmutter und gestattete ihm somit zu gehen. Daraufhin wandte sich der Oberschüler ab und setzte sich in Bewegung.

„Yasuo… es…“, ließ ihn die Stimme seiner Tante noch einmal anhalten, kurz bevor er die Tür erreicht hatte.

„Ist schon in Ordnung…“, wimmelte sie der Blauhaarige jedoch ab und verließ dann den Raum.

Mit einer leichten Verbeugung verabschiedeten sich daraufhin auch die beiden Mädchen, die ihn begleitet hatten, und folgten ihm auf den Flur, wo er bereits einen beachtlichen Vorsprung hatte. Schnellen Schrittes liefen sie ihm hinterher. Dabei fiel der Violetthaarigen ein weiterer junger Mann mit schwarzen etwas längerem Haar auf, welcher, die Arme verschränkt, an der Wand lehnte und Yasuo mit einem finsteren Blick nachsah. Dieser jedoch schien das gar nicht zu bemerken, sondern lief, mit stur nach vorn gerichtetem Blick, einfach weiter.
 

Nach kurzer Zeit hatte die kleine Gruppe das Gebäude wieder verlassen und kam in etwas Abstand dazu zum Stehen. Mit lautem Schnaufen atmete Yasuo erst einmal durch, woraufhin ihn merklich die Anspannung in seinen Muskeln wieder verließ. Die Hände fest zu Fäusten geballt war er schweigend durch die Gänge des Krankenhauses gestampft; den Blick immer geradeaus gerichtet, so als wolle er alles um sich herum ausblenden. Doch nun entspannte er sich langsam wieder und warf noch einmal einen Blick über seine Schulter zu dem Gebäude, aus welchem er mehr oder weniger geflohen war.

„Ist alles in Ordnung, Senpai?“, fragte Mirâ vorsichtig nach und bekam als Antwort nur ein Nicken, „Die Frau… war das deine Tante? Die dich nicht aufnehmen wollte?“

Erneut nickte der Blauhaarige und seufzte dann: „Sie ist die jüngere Schwester von meinem Vater. Aber egal…“

„Saeki…“, sprach die Violetthaarige den Namen vorsichtig aus, welcher ihr Gegenüber erneut zusammenzucken ließ, „Ist das der Name deines Vaters?“

Wieder wandte er den Blick ab, versuchte dem ihren auszuweichen, so als wolle er nicht, dass jemand eine Regung in seinem Gesicht lesen konnte. Doch das war auch nicht nötig. Seine Körpersprache verriet genug, um zu bemerken, dass er dem Thema am liebsten aus dem Weg gehen wollte. Es tat ihr leid, dass sie hier wohl in ein Bienennest gestochen hatte. Doch nun hatte sie damit angefangen und konnte keinen Rückzieher mehr machen. Sie beobachtete den jungen Mann ganz genau, weshalb ihr auch auffiel, wie er sich plötzlich an die linke Hüfte fasste und diese leicht rieb. Zwar fand sie diese Geste recht ungewöhnlich, doch interpretierte nicht zu viel hinein. Wahrscheinlich war es nur eine Angewohnheit, wenn er nervös war.

„Deine Tante erzählte was von einem Unfall…“, mischte sich Akane plötzlich in das Gespräch mit ein, während sie an ihn herangetreten war und ihre Hand auf seinen Rücken gelegt hatte.

Erneut zuckte Yasuo kurz zusammen, schwieg aber noch einen Moment, als müsse er erst einmal überlegen, was er dazu sagen sollte. Doch dann seufzte er plötzlich und atmete noch einmal kurz durch, um sich etwas zu beruhigen.

Er hob den Blick und schaute in den Himmel: „Ja, Saeki war der Name von meinem Vater. Vor sieben Jahren, noch bevor meine Mutter ihrer Krankheit erlegen ist, hatte er einen Verkehrsunfall und kam dabei ums Leben.“

Geschockt zuckten die beiden Mädchen zusammen und wussten nicht so recht, was sie dazu sagen sollten. Das jedoch mussten sie auch nicht, denn in diesem Moment sprach der junge Mann weiter:

„Wie ihr euch vorstellen könnt, rede ich nicht gerne darüber. Deshalb…“

„Senpai… es…. Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht zu nahetreten“, entschuldigte sich Mirâ, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.

Auch Akane hakte sich mit ein, doch der Blauhaarige schenkte ihnen nur ein kleines gequältes Lächeln: „Ist schon in Ordnung. Ich sagte doch, dass der Tod zum Leben dazu gehört, auch wenn es schwer ist.“

„Aber das…“, wollte die Brünette noch etwas sagen, doch wurde von ihrem Freund unterbrochen, der ihr nur sanft über den Kopf strich und meinte, dass sie es dabei belassen sollten.

„Ich mach mich jetzt los. Bejû wird sicher schon verrückt vom Warten“, murmelte der Blauhaarige.

„D-darf ich dich begleiten, Senpai?“, fragte Akane noch einmal vorsichtig nach und bekam als Antwort ein Nicken, „E-entschuldige Mirâ. Ich begleite Senpai noch nach Hause. Wir sehen uns dann morgen in der Schule.“

„Kein Problem. Machts gut ihr beiden. Bis morgen“, verabschiedete sich auch die Violetthaarige und sah ihren Freunden nach, welche kurz darauf um die nächste Ecke verschwunden war.
 

Das kräftige Leuchten, welches ihre Brust erwärmte und ihr sagte, dass sie eine weiter Social Link Stufe erklommen hatte, wurde von einem bitteren Beigeschmack begleitet. Sie befürchtete, dass sie noch so einige erschütternde Dinge erfahren würde, wenn sie den Social Link ihres Senpais weiter nach vorne trieb. Und das machte ihr Angst. Das, was sie mittlerweile schon über ihn erfahren hatte, reichte ihr bisweilen schon. So viele Schicksalsschläge, wie er schon in jungen Jahren erfahren hatte, musste ein Mensch erst einmal verarbeitet bekommen. Dass er daran noch nicht zerbrochen war, grenzte schon beinahe an ein Wunder. Dazu kam dann noch, dass seine restliche Familie, insbesondere seine Tante, ihm suggerierte, dass er nicht willkommen war. Dadurch wurde ihr aber auch endlich klar, wieso sich der Ältere so in seinem Dungeon verhalten hatte. Nun ergab es endlich Sinn. Sie hob ihren Blick und sah auch noch einmal zum Krankenhaus zurück. Es blieb nur zu hoffen, dass ihr Senpai nun endlich Ruhe haben würde; dass ihn kein weiterer Schicksalsschlag treffen würde und er endlich glücklich werden konnte. Mit diesem Gedanken wandte sie sich ab und machte sich auch auf den Weg nachhause.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Uwah... der November ist auch schon wieder zur Hälfte rum. Erschreckend... Leute, das Jahr ist beinahe wieder rum. Oh gott... wo ist die Zeit hin?
Dafür gibt es aber wieder ein neues Kapitel. =D Yay! Dieses Mal konnten wir wieder etwas über Yasuo erfahren. Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. ^^
Bis Dezember dann. ^^/))))
Eure Shio~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2022-11-15T19:58:08+00:00 15.11.2022 20:58
Huhu Shio,

das Kapitel fängt ja gut an. Vorbereitung auf das Culture Festival und da gehen alle mit einem Elan ran, den man von einigen vermutlich gar nicht erwarten würde. Die Jungs besorgen das Material und die Mädels dürfen designen, ist doch auch eine schöne Verteilung, wobei Mirâ zum ersten Mal richtige Interaktionen mit ihrer Klasse hat. Das ist echtes Neuland für sie XD ist zwar etwas unangenehm, die ganze Zeit wegen Hiroshi ausgefragt zu werden, aber Akane hat hier den peinlicheren Moment abbekommen XD Zum Glück war die Klassensprecherin zur Stelle, damit es für Akane nicht noch schlimmer wird.

Nach der Klasse geht es im Kyudo Club weiter und jo, Dai ist ja mal richtig on Fire XD der Treibt seine Jungs und Mädels richtig an, wenn selbst Amy denkt, dass er es übertreibt XD
Irgendwas sagt mir, dass sich Masaru da was von ihm abgeschaut hat. Yasuo bezeichnet ihn einfach als Sklaventreiber XD ich weiß nicht warum, aber die Szene fand ich einfach zum Schießen XD

Akane und Yasuo sind schon cute zusammen, aber leider wird Mirâ dabei ihr eigenes Pech in der Liebe bewusst... Ja, bei ihren Momenten mit Masaru scheint immer etwas dazwischen zu kommen, sei es Junko oder die Finger einer fiesen Autorin auf der Tastatur, ne? XD

Erst einmal Schockmoment wegen Yasuos Oma, aber die Alte ist ja zum Glück doch besser auf dem Dampfer als gedacht. Vermutlich kriegt sein Opa jetzt erst einmal die Leviten gelesen für die Aktion, aber schon kommt das nächste Unglück in Form von Yasuos Tante... Die Stimmung kippt hier echt schneller als die Titanic... da kann einem Yasuo echt leid tun.
Der Junge hatte es echt nicht leicht, aber was soll man machen... Das Leben ist nun einmal nicht gerecht und Yasuo musste das leider auf die sehr schmerzhafte Art und Weise gelernt...

ich bin echt mal gespannt zu erfahren, was es mit Yasuos Familie noch so auf sich hat und vor allem, wer der Schwarzhaarige auf dem Flur war.

Bis zum Dezember, liebe Shio ^^

Lg Fubuki


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