Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 109: CIX – Rechtfertigung [edited] ------------------------------------------ Freitag, 18.September – früher Nachmittag Erleichtert verließ Mirâ das Krankenhausgelände und lief den Weg zurück, welchen sie gekommen war, um zur Central Station zu gelangen. Nach dem Gespräch mit Yukari fühlte sie sich plötzlich so erleichtert und beflügelt, dass sie wieder neuen Mut gefasst hatte. Nicht nur, dass sie erfahren hatte, dass sie nicht die einzigen Persona-User waren, auch dass sie endlich mal unverblümt über alles sprechen konnte tat so unendlich gut. Während sie summend ihres Weges ging, hatte sie nach dem Smartphone in ihrer Rocktasche gegriffen, welches immer noch aus war. Missmutig fiel ihr wieder ein, dass es sich am Morgen einfach abgeschaltet hatte, weshalb sie nun die Powertaste betätigte, in der Hoffnung, das kleine Gerät würde sich wieder einschalten. Und tatsächlich. Einen Moment später leuchtete das Display hell auf und das rote Telefon fuhr wieder hoch. Doch kaum hatte sich das Gerät wieder eingerichtet, wurde sie regelrecht von Nachrichten und verpassten Anrufen überflutet. Allem voran Akane hatte sie regelrecht mit Anrufen bombardiert. Nun plagte sie doch etwas das schlechte Gewissen. Vielleicht hätte sie ihren Freunden lieber etwas sagen sollen. Kurzer Hand wählte sie die Nummer ihrer besten Freundin, um diese anzurufen. Es tutete einige Male am anderen Ende, bevor plötzlich abgenommen wurde. „MIRÂ! WO BIST DU VERDAMMT?“, wurde sie regelrecht angeschrien, woraufhin sie das Telefon etwas von ihrem Ohr weghalten musste. Erschrocken sah sich die Oberschülerin um und setzte einen entschuldigenden Ausdruck auf, als ihr die Blicke der umstehenden Menschen auffiel, bevor sie wieder an das Telefon ging: „Entschuldige bitte, Akane. Ich musste dringend etwas erledigen und war im Krankenhaus.“ „IM KRANKENHAUS? HAST DU DIR ETWAS GETAN?“, schrie die Brünette weiter, „HEY!“ „Mirâ? Wo bist du gerade?“, ertönte plötzlich Hiroshis Stimme, welcher der Brünetten offensichtlich das Handy aus der Hand gerissen hatte. „Ähm… ich bin jetzt an der Central Station“, beantwortete Angesprochene die Frage etwas unsicher. Auch die Stimme des Blonden wirkte wütend, jedoch schien er sich zurückzuhalten: „Gut, warte bitte dort. Wir sind gerade am Naganaki Schrein. Wir kommen direkt zu dir.“ „Ähm… j-ja“, zu mehr kam die Violetthaarige nicht, als auf der anderen Seite bereits aufgelegt wurde. Betroffen nahm sie das Telefon von ihrem Ohr und betrachtete es eine Weile, bevor sie sich eine Bank suchte, auf welcher sie sich niederließ. Ihre Freunde waren wütend und dass zurecht, weshalb sich nun wieder ihr schlechtes Gewissen bemerkbar machte. Sie musste sich wirklich gut überlegen, wie sie ihnen allen erklärte; wieso sie ohne etwas zu sagen abgehauen war und auf eigene Faust gehandelt hatte. Dass sie mit dieser Aktion einen großen Fehler begangen hatte, wurde ihr immer mehr bewusst. Sicher, sie hatte einige Informationen gesammelt, jedoch nur in Bezug auf andere Persona-User. Bei der Sache mit der Spiegelwelt half es ihnen nicht. Im Grund hatte sie also nur im eigenen Interesse gehandelt. Obwohl es ja eigentlich legitim war, fühlte sie sich nun schlecht. Ob ihre Freunde ihr diesen Fehler verziehen? Es dauerte eine Weile, in welcher Mirâ mit ihren Gedanken alleine und nicht nur einmal den Tränen nahe war, ehe ihre Freunde endlich erschienen. Geschlossen kamen sie auf die junge Frau zu und während ihr Akane erleichtert um den Hals fiel, bemerkte sie die leicht bösen Blicke von Masaru und Hiroshi. Schnell unterbrach sie den Augenkontakt zu den beiden und sah zu Kuraiko, welche, die arme vor der Brust verschränkt, neben ihr zum Stehen kam und dann mit den Schultern zuckte. Auch Shuya und Naoto, welche die Gruppe begleitet hatten, kamen dazu, wirkten aber eher so, als hätten sie keine Ahnung, was überhaupt los war. „Gomen…“, entschuldigte sich Mirâ, ihre Füße betrachtend. „Ich hoffe du hast eine gute Erklärung, Mirâ“, mahnte Masaru, „Nicht nur, dass Mrs. Masa sich Sorgen gemacht hat, auch wir haben uns Gedanken gemacht. Wieso hast du uns nicht gesagt, was du vorhast? Du kannst mir nicht sagen, dass das eine spontane Idee war.“ Angesprochene schwieg und überlegte, wie sie das am besten erklären sollte. Vor allem, wenn unbeteiligte dabei waren. Unbewusst hatte sie ihren Blick auf Shuya und Naoto gerichtet, die etwas zurückwichen. Besonders Naoto wusste damit nichts anzufangen, aber auch der Blau-Violetthaarige schien nicht zu wirklich zu begreifen was Sache war. Ein Räuspern von Hiroshi ließ ihn zu diesem schauen, welcher eine Bewegung mit dem Kopf machte; und das leider nicht nur einmal. Erst nach mehreren Versuchen machte es bei Shuya klick und er schnappte sich seinen brünetten Kumpel neben sich, um diesen mit einer Ausrede von der Gruppe wegzuzerren. Etwas irritiert ließ Nao dies mich sich geschehen, sodass die anderen somit alleine waren. Mirâ sah ihnen nach, um sicher zu gehen, dass allem voran Naoto nicht von der Unterhaltung mitbekam, die sie nun führen würden. „Also Mirâ… wir hören…“, sagte Hiroshi, welchem man anmerkte, dass er sie am liebsten angeschrien hätte, sich aber zurückhielt. Angesprochene nickte: „Bitte verzeiht mir, dass ich euch nichts gesagt habe. Das hätte ich nicht tun dürfen. Es ist nur… ich hatte mich ja gestern mit Amada-kun unterhalten, nachdem ich von einigen Vorfällen hier gehört hatte. Er erzählte mir, dass in dem Schuljahr 2009 bis 2010 zu verschiedenen Ereignissen mit dem Apathy Syndrome kam, bei dem Menschen plötzlich ins Koma fielen oder durchdrehten. Er meinte einer seiner Freunde sei davon auch betroffen und läge noch immer im Krankenhaus. Ich hatte das Gefühl, dass mehr dahintersteckte und hatte mir in den Kopf gesetzt, dass ich der Sache auf den Grund gehe. Und ich habe euch nichts gesagt, weil ich nicht wollte, dass wir alle dorthin gehen. Ich weiß selbst, dass das ein Fehler war, denn wir wären uns sicher auch einig geworden… aber… ach was sag ich… ich weiß selber nicht so genau, wieso ich euch nichts gesagt habe.“ „Und deshalb hast du dich heute in aller Früh auf den Weg gemacht, damit wir dich nicht bemerken?“, fragte Akane nach, die mittlerweile von ihrer Freundin abgelassen und sich neben sie gesetzt hatte. Ein Nicken folgte als Antwort. Mehr hätte sie auch gar nicht dazu sagen können. Es war wie es war. Da gab es nichts zu beschönigen. „Konntest du wenigstens etwas in Erfahrung bringen?“, hakte Kuraiko nach. „Ja, allerdings wird uns das wahrscheinlich nicht viel bei unserer Aufgabe helfen…“, nickte die violetthaarige Oberschülerin und erzählte dann, was alles geschehen war. Wie sie Yukari Takeba getroffen hatte und diese ihr davon erzählt hatte, was wirklich in dem genannten Jahr passiert war. Dass die Brünette, sowie Ken Amada Persona-User waren, die zu dieser Zeit gegen die Shadows in dieser Stadt gekämpft hatten. Und auch, dass Kens Bekannter eben nicht am Apathy Syndrome litt, sondern im Koma lag, weil er den damaligen Endboss versiegelt hatte. Sie ließ auch nicht aus, dass genannter Junge genau die gleiche Fähigkeit besaß wie sie, mit welcher er seine Main-Persona nach Belieben wechseln konnte. Ihre Freunde hörten ihr geduldig zu, jedenfalls bis zu dem Punkt, als es um Makoto ging. „Heißt das, dir blüht das gleiche Schicksal?“, hatte Akane den gleichen Gedanken wie Mirâ, als sie davon gehört hatte. Diese schüttelte den Kopf: „Nein. Nicht zwingend. Es gibt wohl noch mehr Persona-User und auch noch eine weitere Wild Card, wie meine Position wohl genannt wird. Dieser Person muss es gut gehen, auch nachdem die Aufgabe dort erfüllt war. Das heißt, dass mir das nicht passieren muss.“ „Es ist wirklich interessant zu erfahren, dass es noch mehr Persona-User gibt, als nur uns. Das könnte uns später vielleicht noch behilflich sein“, murmelte Masaru in seine vor den Mund gelegte Faust und sah dann wieder zu Mirâ, „Erkennt man sie irgendwie?“ Die Violetthaarige seufzte: „Ich erkenne bei genannten Personen einen kleinen blauen Schmetterling…“ „Das heißt du bist schon anderen Persona-Usern begegnet?“, fragte ihre brünette Freundin aufgeregt. „Ja. Aber damals wusste ich mit dem Phänomen noch nichts anzufangen…“, meinte Mirâ, „Und die meisten waren Zufallsbegegnungen… aber…“ „Aber?“, hakte Hiroshi nach. Die Oberschülerin schwieg kurz und überlegte, ob sie ihren Freunden davon erzählen sollte, dass sie einen solchen Schmetterling auch bei Tatsuya Suou gesehen hatte; dem Kommissar, welcher sie verfolgte. Er wirkte nicht so auf sie, als wisse er mit dem Thema Persona etwas anzufangen. Entweder er überspielte diese Tatsache wirklich gut oder er wusste wirklich nichts davon. Doch der kleine Schmetterling, welchen sie bei ihm gesehen hatte, war Beweis genug dafür, dass er ebenfalls ein User war. Vor allem jetzt, nach ihrem Besuch im Krankenhaus. Er war definitiv keine Wild Card, immerhin strahlte er auch nicht eine derartige Aura aus. Selbst Makoto, der im Koma lag, umgab eine besondere Kraft, die ihn von den anderen Persona-Usern unterschied. Im Falle von Tatsuya Suou blieb also nur noch die Möglichkeit, dass er sein Gedächtnis verloren und somit seine Fähigkeit schlichtweg vergessen hatte. Das jedoch würde sie nur in einem direkten Gespräch herausfinden können, sobald sie ihn wieder sah. Sollte sie diese Tatsache also bis dahin für sich behalten? Gedanklich schüttelte sie den Kopf und entschied sich schlussendlich dagegen. Sie enthielt ihren Freunden sowieso schon genug und sollte aufpassen, dass sie es nicht übertrieb. Dieser Vorfall nun bewies ja auch, dass sie sich bereits einmal falsch entschieden hatte. Deshalb seufzte die: „Ich vermute, dass dieser Kommissar auch ein ehemaliger Persona-User ist.“ Geschockte Blicke trafen sie, weshalb sie weitererzählte: „Allerdings ist das nur meine Vermutung, weil ich diesen Schmetterling gesehen habe. Er scheint sich aber nicht mehr daran erinnern zu können oder überspielt das gut. Aber vielleicht klebt er uns auch gerade deshalb so an den Fersen. Vielleicht ahnt er etwas. Ich habe mir vorgenommen ihn bei nächster Gelegenheit direkt drauf anzusprechen. Bis dahin sollten wir in der Beziehung aber die Füße stillhalten.“ Schweigen breitete sich aus, in dem jeder kurz seine Gedanken sortierte, bevor sich Masaru zu Wort meldete: „Der Meinung bin ich auch. Sollte es aber so sein, dass er eine Person mit Potential ist, könnten wir ihn vielleicht auf unsere Seite ziehen.“ Mirâ nickte: „Nochmal sorry, dass ich euch nichts gesagt habe…“ Ihre Freunde tauschten kurze Blicke miteinander, bevor sie alle ein kleines Lächeln aufsetzten. „Ist schon in Ordnung“, sagte ihre beste Freundin und umarmte sie stürmisch, was die Violetthaarige etwas erschrecken ließ. „Du hattest ja einen plausiblen Grund. Wahrscheinlich wären wir wirklich alle hin gestürmt… trotzdem hätten wir das anders regeln können. Nächstes Mal solltest du mit uns darüber sprechen“, mahnte Hiroshi. „Du solltest dich auch nachher noch bei Mrs. Masa entschuldigen. Sie hat sich wirklich Sorgen gemacht“, lächelte Masaru, „Und du musst dich noch bei Kuraiko bedanken. Sie hat sich für dich eine plausible Ausrede ausgedacht, die sie den Lehrern aufgetischt hat.“ Fragend sah die Violetthaarige zu ihrer schwarzhaarigen Freundin, die jedoch nur wieder die Arme vor der Brust verschränkte und in eine andere Richtung sah, während sie nur murmelte, dass es ja keine andere Möglichkeit gab. Immerhin hätten die Lehrer sonst die Polizei verständigt. Zwar hatten sie freie Zeit, aber wenn ein Schüler nicht zum Frühstück erschien wurden die Lehrkräfte schon misstrauisch. Mit einem kleinen Lächeln nickte Mirâ und bedankte sich dann bei der Schwarzhaarigen. Diese zuckte jedoch nur mit den Schultern und beließ es dann dabei. Plötzlich erklang ein lautes Knurren, was die Anwesenden dazu bewegte zu der violetthaarigen jungen Frau zu schauen, die sofort ihr knallrotes Gesicht senkte. „Scheint als hätte da jemand Hunger“, kicherte Masaru, was Mirâ nur noch mehr in Verlegenheit brachte. Sofort sprang Akane auf: „Das trifft sich gut. Wir wollten doch eh in das Café in der Paulownia Mall. Wo wir einmal hier an der Central Station sind, können wir ja gleich hinfahren.“ „Gute Idee. Ich geh nur schnell Shuyan und Nao einsammeln“, seufzte Hiroshi, „Ich befürchte nämlich, dass sich die beiden Dank einer gewissen Person verlaufen werden…“ Der Blonde setzte sich in Bewegung und sammelte seine beiden Kumpels ein, welche sich in einem Presseshop herumtrieben. In weiser Voraussicht hatte Naoto darauf geachtet, dass sie in der Nähe der Gruppe blieben, immerhin wusste auch er um Shuyas Orientierungssinn. Zwar hatte er es merkwürdig gefunden, dass ihn der Ältere plötzlich von der Gruppe weggezogen hatte, jedoch war ihm schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass es etwas gab, dass diese verband und von dem sonst niemand etwas mitbekommen sollte. Er wusste, dass sein Kumpel seine Gründe haben würde, weshalb er ihm das alles enthielt. Deshalb beließ er es dabei und sprach das Thema auch nicht an. Gemeinsam stießen sie wieder zu den anderen und machten sich dann auf den Weg zur Paulownia Mall, um dort im Chagall Café noch ihre restliche Freizeit zu verbringen. Als die Sonne im Begriff war unterzugehen verließ der Zug mit den Schülern der Jûgôya die Central Station in Richtung Kagaminomachi. Müde blickte Mirâ aus dem Fenster auf die an ihr vorbeirauschende Stadt und dachte über die zwei Tage in an diesem Ort nach, in welcher sie so einige überraschende Begegnungen gemacht hatte. Es erstaunte sie immer noch, dass sie in ihrer Zeit in Kagaminomachi bereits so vielen Persona-Usern begegnet war, ohne es wirklich registriert zu haben. Erst der Besuch hier hatte ihr die Augen geöffnet. Dabei hatte sie die ganze Zeit gedacht sie und ihre Freunde waren die Einzigen. Sie hatte zwar schon so eine Vermutung gehabt, immerhin hatte auch Maya Amano in ihrem Buch darübergeschrieben, aber dass es so viele waren verwunderte sie schon ein wenig. Plötzlich erinnerte sie sich an die Begegnung mit Aikawa-chan vor einiger Zeit. Auch bei dieser hatte sie diese Schmetterlinge gesehen, jedoch nicht nur einen einzelnen, sondern viele, die sie umgeben hatten. Wenn sie genau darüber nachdachte, dann hatte sie bei der Blauhaarigen auch eine starke, vertraute warme Macht gespürt. Mit Sicherheit bedeutete das auch, dass die Blauhaarige eine Persona-Userin war. Offen blieb, ob ihre Aufgabe bereits beendet oder noch mitten im Geschehen war. Die Violetthaarige nahm ihren Blick von dem Fenster und richtete ihn auf Shuya, welcher gemeinsam mit Hiroshi und Naoto auf der Vierergruppe neben ihnen saß und bereits im Land der Träume verschwunden war. Ob er davon wusste? Der junge Mann war immerhin seit Kindertagen mit Aikawa-chan befreundet. Mit Sicherheit hatte er etwas mitbekommen und wenn er auch dort so hartnäckig war, wie bei seinem besten Kumpel, so konnte sich Mirâ vorstellen, dass er etwas wusste. Sie schloss kurz die Augen und wandte dann ihren Blick wieder nach draußen. Bei Gelegenheit würde sie auch ihn darauf ansprechen. Vielleicht konnte er ihr etwas erzählen. Das waren ihre letzten Gedanken, bevor sie plötzlich eine unglaubliche Müdigkeit überkam und sie einschlief. Erschrocken öffne ich meine Augen und sehe mich dem grinsenden Gesicht der Langnase Igor gegenüber. „Willkommen im Velvet Room“, grüßt er mich ohne weitere Umschweife, „Wie ich sehe hast du einige Informationen zusammengetragen…“ Ich sage erst einmal nichts dazu, sondern beobachte den alten Mann stumm. Er ist der Herr über diesen Raum, der sich Velvet Room nennt, jedenfalls über dessen Fähigkeiten. Ich erinnere mich daran, dass er einst sagte, dass der Velvet Room das Herz seines Besitzers widerspiegelt. In diesem Fall bin ich sein Besitzer, doch bis heute habe ich nicht verstanden, was diese ganzen Spiegel hier überhaupt zu bedeuten haben. Doch das ist für mich in diesem Moment auch nicht von Belangen. Da er der Herr über den Velvet Room ist, muss er auch die anderen Persona-User mit der Fähigkeit der Wild Card kennen. Na klar, ganz am Anfang hatte er mal erwähnt, dass sie lange keinen Gast hier hatten. Damals war mir das gar nicht so aufgefallen, doch mittlerweile ergab es wirklich Sinn. Dazu kommt, dass ich ihn einmal nicht hier antraf, weil er einen anderen Gast betreut hat. Das jedenfalls sagte damals Margaret. Mit großer Wahrscheinlichkeit war Aikawa-chan mit dem anderen Gast gemeint. Zwar habe ich noch keine Beweise, aber nach allem, was ich bisher zusammengetragen habe, kommt nur sie in Betracht. „Du hast ihn also getroffen. Den blauhaarigen Jungen, der sich selbst dazu entschieden hat, als Siegel zu fungieren“, holt mich Margarets Stimme aus den Gedanken. „Ihr kennt ihn also…“, murmele ich. Die Platinblonde vor mir verzieht kurz betroffen das Gesicht: „Ich persönlich bin ihm nicht begegnet, aber meine Schwester…“ Weiterhin sehe ich die Frau vor mir an: „Wie konnte das mit ihm passieren?“ „Er hat sich dem selbst verschrieben, um zu verhindern, dass die Menschheit sich irgendwann selbst zerstört“, spricht Igor ohne weitere Regungen. Ich verstehe nur Bahnhof. Wahrscheinlich würde sich die Menschheit so oder so irgendwann selbstzerstören, so wie sie aktuell existiert. Was genau soll also dieses Siegel schon verhindern? Und wieso sollte sich jemand für die gesamte Menschheit opfern? Doch weil ich es sowieso nicht richtig greifen kann, versuche ich abzulenken. „Ihr kennt auch andere Wild Cards. Oder? Könnt ihr mir mehr von ihnen erzählen?“, frage ich deshalb unverblümt und bin selber über mich erstaunt, da ich sonst nie so offensiv den beiden gegenüber bin. Diese schweigen jedoch nur, bevor sie einen kurzen Blick tauschen. Igor richtet wieder sein breites Grinsen auf mich, während Margaret das Wort ergreift: „Genaue Details können wir dir darüber leider nicht geben. Aber mit Sicherheit wirst du bald auf einen von ihnen treffen.“ Wie zu erwarten. Sie sagen mir nichts darüber. Jedoch werde ich hellhörig, als die Platinblonde meint, dass ich womöglich bald auf eine Wild Card treffen werde. Doch leider kann ich mir nicht lange Gedanken darüber machen, denn plötzlich verschwimmt meine Umgebung vor mir. „Unsere Zeit ist um“, sagt Igor, während das Bild vor mir langsam schwarz wird, „Bis zum nächsten Mal. Lebewohl.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)