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Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

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CIV – Was das Herz verlangt – Part II

Dienstag, 15.September 2015 – Tag der Ehrung der Alten (Feiertag)
 

Das Geräusch von klapperndem Geschirr drang an seine Ohren und ließ ihn langsam aus seinem ohnehin unruhigen Schlaf erwachen, während ihm der Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee in die Nase stieg. Vorsichtig öffnete Yasuo seine Augen und blinzelte kurz, um sich an die plötzliche Helligkeit in seiner Umgebung zu gewöhnen, bevor er sich auf den Rücken legte und seine Zimmerdecke betrachtete. Er war müde, konnte aber nicht mehr schlafen. Schon eine Weile hatte er sich nur noch hin und her gewälzt und war nur immer mal wieder kurzzeitig weggedöst, was allerdings eher dazu führte, dass er sich nun ziemlich gerädert fühlte. Es war wohl keine gute Idee gewesen bis spät in die Nacht noch in medizinischen Büchern zu lesen, wobei er eigentlich kaum etwas davon im Kopf behalten hatte. Eigentlich wusste er gar nicht mehr wirklich, was er überhaupt gelesen hatte. Seine Gedanken waren immer wieder abgeschweift und hatten somit dafür gesorgt, dass er die beschrifteten Seiten zumeist nur angestarrt hatte. Irgendwann hatte er es aufgegeben und sich hingelegt, was seine Gedanken aber nicht davon abhielten sich weiter im Kreis zu drehen, bis er irgendwann eingeschlafen war. Seine Augen schließend murrte er kurz und legte sich seinen Unterarm auf die Stirn, was für einen kurzen Moment einen angenehm kühlenden Effekt hatte, der jedoch schnell wieder verflog. Trotzdem blieb er in dieser Position liegen und starrte wieder an die Decke. Es gab viele Dinge die ihn beschäftigten und das schon länger, doch eine Sache bereitete ihm seit einiger Zeit besonderes Kopfzerbrechen. Zu seiner Überraschung hatte es allerdings nichts mit seiner Familie, der Spiegelwelt oder seinem Wunsch Medizin zu studieren zu tun, sondern viel mehr mit einem Mädchen. Und das erstaunte ihn am meisten, denn bisher hatten ihn solche Dinge nicht wirklich interessiert. Trotzdem machte er sich nun Gedanken darüber, denn Akanes Verhalten machte ihm Sorgen. Irgendetwas stimmte mit ihr nicht. Die junge Frau versuchte es zu überspielen und schien damit bei den anderen auch Erfolg zu haben, ihm jedoch war aufgefallen, dass ihr etwas auf der Seele zu liegen schien. Es waren Kleinigkeiten, die sich verändert hatten, die ihm aber aufgefallen waren. Wahrscheinlich lag es aber auch einfach daran, dass es ihm vor allem in seiner Gegenwart auffiel. So hatte er das Gefühl, dass die Brünette seinem Blick auswich oder ihm ein nicht so ganz ernst gemeintes Lächeln schenkte. Jedenfalls wirkte es nicht mehr so glücklich wie noch vor einiger Zeit. Es war nicht so, als würde sie Abstand zu ihm nehmen, trotzdem war da plötzlich eine Distanz zwischen ihnen, die ihm Unbehagen bereitete. Ob sie sauer auf ihn war? Hatte er ihr denn eigentlich einen Grund dafür gegeben? Er wusste es nicht. Allgemein hatte er bisher nicht so viel Erfahrungen mit zwischenmenschlichen Beziehungen, immerhin war er bisher immer gut damit gelaufen, alleine zu sein. Nie im Leben hätte er sich träumen lassen mal zu einer Gruppe zu gehören und richtige Freunde zu haben. Deshalb wusste er auch nicht, ob er etwas gesagt oder getan hatte, was er lieber nicht hätte sagen oder tun sollen. Er seufzte und setzte sich auf. Es brachte wahrscheinlich nichts sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Die einfachste Methode wäre es wohl die Brünette direkt drauf anzusprechen. Doch ob sie ihm erzählte, was sie bedrückte stand auf einem anderen Blatt Papier. Trotzdem blieb ihm keine andere Wahl, wenn er erfahren wollte, was eigentlich los was. Mit Schwung schob er seine Bettdecke beiseite und erhob sich aus seinem Bett, bevor er sich für den Tag fertigmachte.
 

„Ohayou“, grüßte er kurze Zeit später gähnend seine Großmutter, als er die kleine Küche betrat.

Lächelnd drehte sich die alte Frau zu ihm um: „Guten Morgen, mein Junge. Du bist heute aber zeitig wach.“

„Hm… ich konnte nicht mehr schlafen“, trat er, sich den Nacken reibend, an die Arbeitsfläche heran, um festzustellen, dass die ältere Dame gerade dabei war Miso Suppe für das Frühstück zuzubereiten.

Schweigend wandte er sich wieder ab, um auf einen der Schränke zuzugehen und Geschirr herauszunehmen, dass er dann auf dem Tisch verteilte. Dabei bemerkte er nicht, dass er mit einem kleinen Lächeln von seiner Großmutter beobachtet wurde, die sich jedoch dann wieder der Zubereitung des Frühstücks zuwandte.

„Was ist eigentlich mit Akane-chan?“, fragte sie jedoch plötzlich, „Sie war jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr hier. Habt ihr euch gestritten?“

Sie brauchte nicht einmal zu ihm schauen, um zu bemerken, dass diese Frage ihren Enkel aus dem Konzept brachte. Jedoch nur für einen Moment, denn kurz darauf machte Yasuo unbeirrt weiter und legte behutsam die Essstäbchen an ihren Platz. So richtig wusste er nicht, was er darauf antworten sollte. Natürlich hatten sie nicht gestritten, aber es war nicht von der Hand zu weisen, dass sie in den letzten Tagen weniger Kontakt hatten. Und dass, obwohl Akane eigentlich immer gerne mit ihm und Bejû spazieren gegangen war. Es war also kein Wunder, dass seiner Großmutter auffiel, dass offensichtlich etwas nicht stimmte. Natürlich waren sie die letzten Tage auch damit beschäftigt gewesen durch Ryus Dungeon zu wandern, doch das alleine war mit Sicherheit nicht der Grund, wieso sie sich derzeit nicht privat trafen. Andererseits hatte er die Brünette auch nie von sich aus gefragt, ob sie Lust hatte ihn zu begleiten. Ob das vielleicht der Fehler war? Hätte er ihr vielleicht mehr das Gefühl geben sollen willkommen zu sein? Wieder hatte er in seiner Bewegung gestoppt und fixierte nun einen Punkt auf dem Tisch, ohne ihn wirklich wahrzunehmen.

„Yasuo?“, ließ ihn die Stimme seiner Großmutter wieder aufschrecken, „Alles in Ordnung?“

„Hu? J-ja alles in Ordnung“, antwortete der Blauhaarige, „Gestritten haben wir uns nicht, aber ich weiß auch nicht, ob ich sie vielleicht verärgert habe. Ich habe von sowas nicht wirklich viel Ahnung…“

Ein kleines Lächeln legte sich auf das Gesicht der alten Dame, während sie ihren Enkel beobachtete: „Wenn dich das so sehr beschäftigt, mein Junge, dann solltest du mit Akane-chan darüber sprechen. Alles lässt sich klären, wenn man es nur anspricht.“

Der junge Mann nickte, doch bevor er etwas erwidern konnte, hörte er bereits wie die Haustür aufgeschlossen wurde und kurz darauf sein Großvater fluchend den Flur betrat. Einen Moment später huschte etwas um Yasuos Beine herum, woraufhin er erschrocken nach unten sah und auf Bejû blickte, der ihn mit großen Augen und herausgestreckter Zunge hechelnd anschaute. Lächelnd grüßte er seinen geliebten Hund und strich ihm über den Kopf, was dieser mit einem freudigen Bellen erwiderte. Noch einmal überdachte er das Gespräch mit seiner Großmutter und befand, dass sie wohl recht hatte. Nach dem Frühstück würde er Akane anschreiben und sie fragen, ob sie wieder mit ihm und Bejû spazieren gehen möchte. Und wenn es passte, dann würde er die junge Frau auf ihr Verhalten ansprechen und sie fragen, ob ihr etwas auf der Seele lag.
 

Nach dem Mittagessen hatte es sich der junge Mann auf seinem Bett bequem gemacht und versuchte seine Zeit mit etwas Sinnvollem zu vertreiben. Er hatte sich eines seiner Vorbereitungsbücher für die Uni geschnappt und versuchte die darin befindlichen Aufgaben zu lesen, doch wieder einmal konnte er sich nicht darauf konzentrieren. Ständig wanderte sein Blick von den Seiten des Buches zu seinem digitalen Wecker, dessen rote Ziffern nur schleichend voranschritten. Er seufzte und klappte das Druckwerk in seiner Hand zu, bevor er seinen Kopf an die Wand hinter sich lehnte und kurz die Augen schloss. Irgendwie hatte er das Gefühl, als würde er sich wie ein kleines Kind kurz vor Weihnachten verhalten, das nur darauf wartete endlich seine Geschenke zu bekommen. Es war ewig her, dass er so ungeduldig auf etwas gewartet hatte, dass die Zeit bis dahin einfach nicht verging. Er öffnete seine Augen, blieb aber in der Position sitzen und betrachtete die Decke seines Zimmers. Noch bevor er die Chance hatte Akane am Morgen zu schreiben hatte diese ihn bereits angeschrieben und ihn gefragt, ob sie ihn auf der Nachmittagsrunde begleiten dürfte. Erleichtert über ihren Kontakt zu ihm hatte er sofort geantwortet und sich mit ihr für den frühen Nachmittag hier verabredet. Doch nun warf er ständig einen Blick auf die Uhr, während die Zeit stillzustehen schien. Seine plötzliche Ungeduld wunderte ihn selbst mittlerweile, aber er konnte nicht leugnen, dass er sich auf das Treffen mit Akane freute. Um genauer zu sein hatte er sich bisher über jedes Treffen mit der Jüngeren gefreut. Er mochte ihre Gesellschaft und empfand diese immer als sehr angenehm und beruhigend, obwohl es selten wirklich still war, wenn die Brünette um ihn war. Doch das störte ihn nicht. Viel mehr fühlte er sich mittlerweile etwas einsam, wenn sie nicht da war. Endlich nahm der Blauhaarige den Blick von der Decke, welche er eh nur beiläufig fixiert hatte, und seufzte erneut, bevor er sich erhob und den Gegenstand in seiner Hand auf den Schreibtisch legte. Irgendwie musste er sich ablenken und die Zeit vertreiben. Die Frage war nur, wie? Noch einmal seufzend wandte er sich ab und verließ das Zimmer, um hinunter zu seinen Großeltern zu gehen; vielleicht hatten diese ja eine Aufgabe für ihn.
 

Eine halbe Stunde später war Yasuo eiligen Schrittes auf dem Weg nach Hause, dabei ziemlich missmutig drauf, da er bereits spät dran war. Gerade als er ins untere Stockwerk zu seinen Großeltern getreten war, kam ihm bereits seine Großmutter mit einem Zettel in der Hand entgegen und bat ihn noch einmal schnell in den Konbini um die Ecke zu gehen. Ohne weiter darüber nachzudenken hatte er zugestimmt und sich auf den Weg gemacht, nur um sich wenige Minuten auch schon zu ärgern, als er vor einem überfüllten Supermarkt stand. Ihm kam es so vor, als habe der Markt Ausverkauf; so sehr drängten sich die Menschen durch die schmalen Gänge. Schnell hatte er sich mit Mühe und Not durch die Massen gedrängt und alles zusammengesucht, was auf dem Zettel seiner Großmutter stand. Er konnte nicht verhindern, dass er etwas wütend darüber wurde, dass der alten Dame ausgerechnet in diesem Moment einfiel, dass sie noch etwas brauchte. Natürlich blieb diese Wut nicht lange, immerhin wusste er, dass sie es nicht mit Absicht machte. Trotzdem hätte er sich diese Aktion gerne erspart, zumal er dann auch noch ewig an der Kasse anstehen musste, da die Kassierer vollkommen überfordert waren. Umso mehr hatte er sich beeilt danach aus dem Chaos zu entkommen und nach Hause zu laufen. Doch auch das war vergebene Liebesmühe, denn trotz allem kam er eine gute viertel Stunde nach der vereinbarten Zeit wieder zu Hause an und hoffte, dass Akane es ihm nachsehen würde. Er betrat den kleinen Vorgarten und sah sich überrascht nach seinem Hund um, welcher aber nirgends zu sehen war. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass Akane wohl schon da war, denn Bejû klebte ihr förmlich am Rockzipfel. Es war kaum zu verkennen, dass der beige Hund jede Gelegenheit nutzte, um um die Brünette herumzuscharwenzeln. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, während er an die unzähligen Situationen dachte, in denen Bejû die Nähe von Akane gesucht hatte. Dabei fischte er seinen Schlüssel aus der Hosentasche und öffnete damit die Haustür.

„Ich bin wieder da“, er hatte noch nicht einmal richtig den Flur betreten, da musste er bereits aufpassen wo er hintrat. Denn schneller als er gucken konnte war plötzlich Bejû aus dem Wohnzimmer gestürmt und auf ihn zu gerannt, nur um dann um seine Beine zu scharwenzeln.

Er schlüpfte aus seinen Schuhen und strich dem beigen Tier über den Kopf: „Ist ja gut Bejû. Ich freue mich auch dich zu sehen. Baa-chan?“

Nur mit Mühe schaffte es der junge Mann die Einkaufstüten in die Küche zu bringen und auf den Tisch zu stellen, ohne gleich von dem Golden Retriever umgeschmissen zu werden, bevor er hinüber ins Wohnzimmer ging, wo er Akane und seine Großmutter vorfand. Gemeinsam standen die beiden Frauen vor der großen Anbauwand und richteten nun ihre Blicke auf ihn. Diesen erwiderte der junge Mann mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck, während er sich bei seiner Teamkameradin entschuldigte:

„Tut mir leid für die Verspätung, Akane.“

Angesprochene setzte ein Lächeln auf und schüttelte den Kopf, während sie die Arme hinter dem Rücken versteckte: „Schon okay. Deine Großmutter war so lieb mich reinzulassen.“

„Wollen wir dann gleich los?“, fragte Yasuo und verließ wieder das Wohnzimmer, um sich im Flur Bejûs Leine zu schnappen, „Baa-chan, ich habe die Einkäufe auf den Küchentisch gestellt.“

„Vielen Dank, mein Junge“, trat auch die alte Frau, gefolgt von Akane den Raum.

Unterdessen versuchte er Bejû irgendwie die Leine anzulegen, was sich als schwieriger herausstellte, als gedacht. Dieser war so freudig erregt, dass er die ganze Zeit hin und her scharwenzelte, sodass es schwierig war die Leine am vorgesehenen Ring seines Halsbandes festzumachen. Er brauchte einige Versuche, bis er es endlich schaffte die Leine zu befestigen und musste danach aufpassen nicht sofort von seinem Hund mitgezerrt zu werden, welcher bereits Richtung Haustür stürmte. Mit Mühe öffnete Yasuo die Haustür und fragte seine weibliche Begleitung beiläufig, ob sie in den Wald gehen wollten. Lächelnd ging die junge Frau ihm zustimmend an ihm vorbei und fragte, ob sie Bejû nehmen dürfe. Bei dessen stürmischen Verhalten zu diesem Zeitpunkt hätte der junge Mann am liebsten abgelehnt. Andererseits war Akane den Umgang mit dem Golden Retriever gewöhnt, weshalb er der jungen Frau die Leine übergab, aber nicht ohne sie noch einmal zu warnen, dass sie vorsichtig sein sollte. So machten sich die beiden auf den Weg und erreichten wenige Minuten später den Wald, der westlich an die Stadt angrenzte und ein bekanntes Naherholungsgebiet für die Einwohner war, in dem es sich gut wandern und spazieren ließ. Auch Yasuo ging hier gerne mit seinem Hund her und genoss die Ruhe, die der Ort ausstrahlte.
 

Sie hatten den Wald noch nicht einmal richtig betreten, da hatte er dem Golden Retriever auch schon die Leine abgenommen, woraufhin dieser vorstürmte und kurz darauf im Gestrüpp verschwunden war. Zurück blieben die beiden Oberschüler, zwischen denen bereits seit Verlassen des Hauses Stille eingekehrt war. Yasuo war das Schweigen der Brünetten nicht gewohnt, denn eigentlich hatte diese immer irgendetwas zu erzählen. Doch nun schwieg sie sich wieder aus und wirkte so, als sei sie tief in ihren Gedanken versunken. Besorgt beobachtete er sie von der Seite und überlegte, wie er sie am besten darauf ansprechen sollte. Er wollte nicht, dass sie sich von ihm bedrängt fühlte. Immerhin gab es immer etwas, über das man nicht sprechen wollte. Da brachte es auch nichts jemanden zu zwingen. Da ihm allerdings keine andere Idee kam, als sie einfach direkt drauf anzusprechen entschied er sich für diese Methode.

„Alles in Ordnung Akane? Du bist so ruhig. Das kennt man gar nicht von dir“, sagte er vorsichtig, was zur Folge hatte, dass ihr Blick nach oben schnellte, welchen sie bisher gen Boden gerichtet hatte.

Vollkommen überrumpelt sah die Brünette ihn an und schien einen Moment zu brauchen, um zu registrieren, was er ihr gesagt hatte. Plötzlich sah sie wieder nach unten und begann ihre Hände zu kneten, während sie offensichtlich darüber nachdachte, was sie sagen sollte. Schweigen breitete sich erneut aus, während der Blauhaarige die Jüngere einige Minuten beobachtete. Dann jedoch seufzte er leise und trat direkt auf sie zu. Ihn überkam ein schlechtes Gewissen, denn offensichtlich wollte Akane nicht darüber sprechen. Sie nun auf diese Weise mehr oder weniger in die Enge zu treiben, um ihr zu entlocken was los war, war wohl der falsche Weg gewesen.

Vorsichtig legte er seine Hand auf ihren Hinterkopf und strich ihr dann darüber, so als würde er ein kleines Kind trösten wollen: „Schon gut. Ich kann dich nicht dazu zwingen, mir zu antworten. Ich akzeptiere, wenn du nicht darüber sprechen möchtest. Aber ich kann dir dann leider auch nicht helfen, wenn dich etwas bedrücken sollte.“

Ein kleines Lächeln legte sich auf seine Lippen, während er den Kopf etwas schief legte: „Oder bist du irgendwie sauer auf mich?“

Wieder schnellte der Blick der Brünetten nach oben; dieses Mal so abrupt, dass er erschrocken einen Schritt zurücksetzen musste. Ihre Blicke trafen sich erneut und er sah in die grünen Augen der jungen Frau, welche plötzlich absolut entschlossen wirkten, jedoch auch mit einem Hauch von Traurigkeit besetzt waren.

„Niemals!“, sagte sie voller Überzeugung, „Ich könnte dir niemals böse sein. Es ist nur…“

Sie unterbrach den Augenkontakt und knetete erneut ihre Hände, während sie zu überlegen schien, was sie sagen sollte. Wieder überkam ihn das schlechte Gewissen. Eigentlich hatte er ihr die Last von den Schultern nehmen wollen, doch anscheinend hatte er es nur noch schlimmer gemacht. Etwas überfordert mit der Situation wusste er nicht so wirklich, wie er am besten reagieren sollte. Plötzlich seufzte Akane jedoch verzweifelt.

„Ich bin ein schlechter Mensch, Senpai“, sagte sie plötzlich, „Ich respektiere deinen Traum Medizin zu studieren und verstehe, dass er dir sehr wichtig ist. Und obwohl ich weiß, dass es dir gegenüber unfair ist, habe ich einen vollkommen egoistischen Wunsch: Ich möchte nicht, dass du im Frühjahr die Stadt verlässt. Um ehrlich zu sein habe ich große Angst, dass wir uns dann aus den Augen verlieren und du mich vergisst… ich… ich könnte das nicht ertragen und schon der Gedanke, dass es so kommen könnte schmerzt mich und macht mir Angst. Du bist mir so unglaublich wichtig, Senpai. Ich glaube du kannst dir gar nicht vorstellen, wie wichtig. Ich…“

Während sie sprach hatten sich Tränen in ihren Augenwinkeln gesammelt, die ihr nun ungehindert über ihr Gesicht liefen. Unter Schluchzen schüttete sie ihm ihr Herz aus und erzählte ihm, was ihr schon so lange auf der Seele brannte. Jedoch hätte er niemals mit den Worten gerechnet, die daraufhin folgten und ihn vollkommen aus dem Konzept brachten:

„Ich habe mich in dich verliebt, Senpai. Deshalb… bitte geh nicht weg. Lass mich hier nicht alleine zurück.“
 

Überrascht sah Yasuo die junge Frau vor sich an, welche ihm gerade ein Geständnis gemacht hatte und spürte dabei, wie ihm die Schamesröte ganz langsam ins Gesicht stieg. Mit dieser Situation war er vollkommen überfordert und wusste nicht so recht, was er nun machen sollte. Sicher, es war nicht das erste Mal, dass ihm jemand seine Liebe gestand, jedoch hatten ihn diese Mädchen nie wirklich interessiert, zumal er sie auch gar nicht kannte. Deshalb hatte er deren Geständnisse auch nie wirklich für bare Münze genommen; was ihm dann auch keine Probleme bereitete ihnen einen Korb zu geben. Doch hier war es anders. Er kannte Akane und mochte sie, sehr sogar. Das war ihm in den letzten Wochen klar geworden. Trotzdem kam diese Situation überraschend, zumal die junge Frau ihn sogar bat für sie seinen Traum aufzugeben, auch wenn er wusste, dass dieser Punkt wohl nicht ganz so ernst gemeint war. Gemischte Gefühle stiegen in ihm auf. Zum einen war er plötzlich total aufgeregt und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Zum anderen jedoch fühlte er sich auf einmal vollkommen erleichtert. Ein riesiger Stein fiel ihm mit einem Mal vom Herzen. Es brauchte auch keine weiteren Überlegungen darüber, wieso das so war. Ein überraschend breites Lächeln legte sich auf seine Lippen, als ihm der Grund für diese offensichtliche Erleichterung in den Sinn kam. Doch noch bevor er überhaupt reagieren und auf Akane zugehen konnte, stolperte diese plötzlich erschrocken nach vorn. Reflexartig reagierte der Ältere und fing die Brünette gekonnt auf, bevor er einen irritierten Blick hinter diese warf, wo Bejû stand und ihn freudig hechelnd anschaute. Offensichtlich hatte sich der Golden Retriever aus dem Dickicht angeschlichen und der Oberschülerin einen gekonnten Stoß verpasst, sodass ihr nichts anders übrigblieb, als direkt in seinen Armen zu landen. Erschrocken und mit hochrotem Gesicht entschuldigte sie sich bei ihrem Senpai und wollte dann zurückweichen. Yasuo allerdings hinderte sie daran, indem er sie reflexartig an sich drückte.
 

„S-Senpai?“, kam es nach einiger Zeit etwas verunsichert von der Brünetten, woraufhin auch der Ältere nun zu bemerken schien, in welcher Position sie sich befanden.

Schnell ließ er plötzlich von ihr ab und wandte etwas verlegen den Blick ab: „Du bist wirklich ein sehr impulsiver Mensch, Akane. Aber genau das mag ich an dir.“

„Eh?“, bekam die Brünette nur erstickt heraus.

Der Blauhaarige legte sich die Hand vor den Mund, um so die Röte in seinem Gesicht zu verstecken, was ihm allerdings nur bedingt gelang, bevor er weitersprach: „Es tut mir leid, dass ich dir mit meinem Wunsch Medizin zu studieren so viel Kummer bereite. Leider habe ich keine andere Möglichkeit, als außerhalb von Kagaminomachi zu studieren. Wie ich dir schon sagte, ist die Diamond Academy keine Option für mich. Aber sollte ich an der Aehara angenommen werden, dann bin ich ja nicht aus der Welt. Ich wäre also auch ganz schnell wieder hier. Und du kannst mich auch gerne jederzeit dort besuchen kommen…“

„W-wirklich?“, kam eine erstickte Frage.

Yasuo nickte leicht: „Ja sicher. Wir werden uns nicht aus den Augen verlieren und ich werde dich ganz sicher auch nicht vergessen. Das könnte ich auch gar nicht…“

Langsam schien sich der Oberschüler wieder zu fangen, weshalb er sich der Jüngeren erneut zuwandte und ihr leicht verunsichert direkt ins Gesicht blickte. Große, vom Weinen glasige, grüne Augen trafen auf die seinen und blickten ihn überrascht und zugleich erwartungsvoll an.

„Auch du bist mir sehr wichtig geworden, Akane“, sprach er ruhig aus, was er in diesem Moment empfand, während er sanft nach ihrer Hand griff, „Und ich bin wirklich erleichtert, dass du genauso fühlst…“

Erschrocken wich sein Gegenüber ein kleines Stück zurück und sah ihn mit großen Augen an, welche sich wieder mit Tränen füllten. Nur eine Sekunde später liefen ihr diese in dicken Tropfen über die Wangen. Für die junge Frau gab es nun kein Halten mehr. Bitterlich weinend fiel sie dem älteren Schüler wieder in die Arme und drückte sie sich an ihn, welcher sie sanft im Arm hielt und ihr über den Rücken strich. Nie im Leben hatte er damit gerechnet sobald jemanden zu finden, der ihm so viel bedeutete wie es Akane tat. Für Mädchen hatte er sich nie wirklich interessiert. Viel mehr hatten sie ihn mit ihrer Art genervt. Die Brünette jedoch war von Beginn an eine Ausnahme gewesen. Schnell hatte er bemerkt, wie er ihre Gesellschaft mehr und mehr genoss und sich regelrecht auf das nächste Treffen freute. Als ihm bewusstwurde, dass ihm die junge Frau so wichtig geworden war, hatte sich aber auch ganz langsam die Sorge eingeschlichen, dass sie diese Gefühle nicht erwidern könnte. Umso erleichterter war er nun, da sie sich beide ausgesprochen hatten. Sein Lächeln wurde noch breiter; so breit wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Und das aus gutem Grund, denn er fühlte sich auch so glücklich wie schon lange nicht mehr. Das alles hatte er nur diesem einen Mädchen zu verdanken, dass ihn in der Spiegelwelt auf ihre ganz besondere Art wieder zur Vernunft gebracht und ihm damit sein Leben gerettet hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Woah der Juli ist auch schon wieder zur Hälfte rum. Oh man. Die Zeit verfliegt.
Dafür bekommt ihr heute allerdings ein neues Kapitel. Wuhu!!!! :D Und endlich ist der Cliffhanger aufgelöst. <3 JAAAAAA das erste Pärchen meiner FF hat es geschafft zusammen zu kommen. :D Dazu muss man aber auch sagen, dass die beiden das unkomplizierteste Pärchen meiner FF sind. >D Die anderen haben alle ihre Probleme... auf die eine oder andere Art. Hahaha xD Deshalb kann ich euch auch noch gar nicht versprechen, wann das nächste Pärchen dran ist. Ich habe zwar zu fast jedem eine konkrete Idee, aber noch ist nicht ganz sicher, wann genau sie zueinander finden. >D Lasst euch also überraschen. :3 Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen und Yasuo kam nicht zu OOC rüber. x'D Ich war mit am Ende selber nicht mehr ganz sicher... höhö...

Wir lesen uns dann wieder Anfang August. ^___^/)))))
Eure Shio~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2022-07-15T17:03:46+00:00 15.07.2022 19:03
Hallöchen Shio-chan,

jetzt sehen wir die andere Seite dieses Tages und ganz ehrlich, vielleicht bin ich einfach nur seltsam, aber ich kann nicht so lange im Bett liegen bleiben. Wenn ich wach bin, dann bin ich wach und stehe auf, so vor mich hin zu dösen kann ich gar nicht XD
Yasuo braucht auch so seine Zeit, bis er mal aufsteht und natürlich erst einmal frühstücken. Die Oma ist einfach die Härte, fragt sofort nach Akane. Ist halt so, wenn man etwas gewohnt ist und es dann anders wird. Akane gehört im Haus von Yasuo so langsam zur Routine und wenn sie fehlt, merkt man das auch.

Wenn man seinen bisherigen Werdegang betrachtet, kann man verstehen, dass er sich in der Situation etwas verloren fühlt und keine Ahnung hat, was abgeht. Wenn man nicht mit Menschen zu tun hat, weiß man nicht, wie man gewisse Dinge deuten soll... aber ich kann ihn da schon verstehen. ^^''

Also Yasuos Tag ist echt ne Sache für sich XD Erst kann er nicht weiterschlafen, dann kriecht die Zeit beim Lernen wie eine Schnecke und wenn er dann kurz für seine Oma was kaufen gehen will, steht er ewig im Supermarkt, aber man kennts XD Ich geh kurz weg... 3 Stunden später XD Naja, nicht ganz, aber du weißt, was ich meine.

Jetzt ab zum Spaziergang mit Akane und Mann man will die beiden einfach nur knuddeln, so schwer wie die sich tun... Immerhin versucht Yasuo, der Sache auf den Grund zu gehen, wobei ich echt überrascht bin, dass manche Mädchen ihm ihre Liebe gestehen wollten. Masaru? Sicher. Hiroshi? Garantiert. Aber Yasuo? Das kam etwas überraschend XD

Puh, Akanes Geständnis und ihre Reaktion wieder zu lesen treibt einem echt die Tränen in die Augen QwQ aber irgendwann bricht der Damm und dann stoppt man es nicht mehr. Klar schockt es Yasuo erst einmal, aber innerlich wusste er die Antwort auf die Frage schon immer. Außerdem kann er Akane gar nicht komplett aus seinem Leben tilgen, denn ich glaube nicht, dass er als Student irgendwo eine Wohnung bekommt, wo er Bejû mitnehmen kann. Wo wir von dem Plüschie reden... Bejû MVP des Kapitels! Er treibt Akane wortwörtlich in Yasuos Arme und ich denke mal, dass hat die Sache deutlich erleichtert. ^^

Tiere haben so ein Gespür wenn sie etwas machen müssen, das glaube ich definitiv.

Endlich ist dieser Cliffhanger aufgelöst und die beiden sind ein glückliches Paar. Jetzt steht Akane aber noch vor dem nächsten Problem... Du kannst keine Beziehung eingehen, ohne es deiner BFF zu erzählen, also los Mirâ, quetsch sie aus XD

Ich freu mich für die beiden und ich glaube, auch wenn es seltsam war, Yasuo so zu sehen, war es in meinen Augen nicht OOC, denn in manchen Situationen ist man einfach anders und bei dem Mädchen seiner Träume kann das schon mal passieren. ^^
Wundert mich ja, dass Akane nicht auf sein Grinsen eingegangen ist, aber vielleicht hat sie es nicht gesehen, wegen Tränen und so.

Ich freu mich auf jeden Fall auf das nächste Kapitel und wie es weitergeht.
Schönes Wochenende.

Lg Fubuki


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