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Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

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CIII – Was das Herz verlangt – Part I

Dienstag, 15.September 2015 – Tag der Ehrung der Alten (Feiertag)
 

Etwas weiches berührte ihre Nase, woraufhin sie sich ruckartig umdrehte und die Decke über den Kopf zog. Dann geschah eine Weile nichts, bis sie ein leichtes Gewicht auf sich spürte, welches über sie hinwegstolzierte und plötzlich an ihr herunterrutschte. Gleichzeitig hörte sie ein dumpfes Geräusch neben sich, was sie nun doch dazu veranlasste langsam die Augen zu öffnen. Als erstes erkannte sie nur ihre dünne Decke, durch welche seicht das Tageslicht schien, doch plötzlich tat sich zwischen Matratze und Decke eine kleine Lücke auf. Ein paar weiße Pfötchen waren zu erkennen, welchen dann ein schwarzes Gesicht folgte, dass sie mit großen braunen Augen ansah. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen:

„Na Kuro. Möchtest du kuscheln?“

Der kleine Kater legte den Kopf schief und rutschte nun komplett unter die Decke, bevor er Akanes Nase vorsichtig mit seiner kleinen Zunge ableckte. Kichernd erhob sich die Brünette und schob die Decke über sich und der Katze beiseite. Dann nahm sie den schwarzen Kater auf die Arme und drückte ihn vorsichtig an sich, woraufhin er sofort anfing zu schnurren.

„Ja, du bist ein ganz verschmuster. Ich weiß“, lachte sie und strich Kuro durchs Fell, der das ausgiebig zu genießen schien und sich in ihren Armen rekelte.

Akane beobachtete den Kleinen während der Streicheleinheit mit einem Lächeln, bevor sie mit ihren Gedanken abdriftete und einen ernsten Ausdruck bekam. Gestern hatte sie mit Mirâ über ihre Gefühle in Bezug auf Yasuo geredet und von dieser den Tipp bekommen mit ihm darüber zu sprechen. Dass sie in den Blauhaarigen verliebt war, hatte sie schon lange bemerkt. Richtig bewusst wurde es ihr aber erst, als sie erfahren hatte, dass er am Ende des Schuljahres die Stadt verlassen würde. Traurig senkte sie den Blick, als sie wieder daran denken musste. Sie wusste ja, dass es egoistisch war. Aber sie wollte nicht, dass er ging und sie zurückließ. Auch die Tatsache, dass Aehara ja gar nicht so weit weg war und man sich ja eigentlich regelmäßig treffen könnte, tröstete sie nicht. Sie störte weniger die Entfernung. Vielmehr hatte sie Angst, dass Yasuo sich dann von ihr abwenden könnte… sie vielleicht sogar vergaß. Andererseits wusste er ja nichts von ihren Gefühlen. Wie auch? Sie hatte es ihm bisher nicht gesagt. Mirâ hatte ihr zwar geraten, dass sie das tun solle, aber ihr kamen Zweifel. Ein solches Geständnis konnte sehr viel kaputt machen, wenn die andere Person nicht das gleiche empfand. Abgesehen davon, dass es für sie sehr schmerzhaft werden würde, könnte es auch Unruhe ins Team bringen. Was, wenn wirklich der Fall eintrat und ihr Senpai empfand nicht das gleiche für sie, wie sie für ihn und er würde sich dann von ihr distanzieren? Wie sollten sie dann noch zusammen kämpfen und Mirâ unterstützen? Auf der anderen Seite würde sie nie erfahren, wie er empfand, wenn sie es nicht ansprach. Dabei war dies die größte Frage, die sie aktuell quälte. Wie Yasuo sie sah. Nur als Teamkameradin und Freundin? Oder gar als die junge Frau, die sie ja auch war? Sie sah ihn definitiv mehr als jungen Mann, anstatt als Teamkamerad. Natürlich gehörte er zum Team, doch das war für sie eigentlich erst einmal zweitrangig. Außerdem hatte sie schon eine ganze Weile das Gefühl, dass sie ihn schon länger kannte, als sie dachte. Und das nicht vom Sehen her. Sie wusste nur nicht mehr, wann sie ihm schon einmal begegnet war. Akane schüttelte den Kopf und verwarf diesen Gedanken. Wahrscheinlich verwechselte sie da nur etwas. Es war zwar nicht auszuschließen, dass sie sich schon einmal früher begegnet waren, immerhin war Kagaminomachi keine extrem große Metropole. Trotzdem war die Chance, dass es so war, eher gering. Vielleicht wünschte sie sich das auch einfach nur, nachdem sie am Sonntag mitbekommen hatte, dass der kleine Ryu und Mika sich anscheinend schon einmal begegnet waren, weshalb sie ein schicksalhaftes Band verband. Die Brünette seufzte. Seit wann war sie eigentlich so romantisch veranlagt? Eigentlich interessierte sie so etwas eher weniger. Wieso wünschte sie sich also, dass die Begegnung mit Yasuo Schicksal war? Ein Stupsen an ihrer Nase ließ sie aus ihren negativen Gedanken aufschrecken. Mit großen grünen Augen starrte sie Kuro an, welcher es ihr nachtat, dann den Kopf schief legte und sich dann wieder rekelte. Anscheinend war sie so tief in ihren Gedanken versunken gewesen, dass sie aufgehört hatte ihren kleinen Kater zu streicheln, weshalb er sich bemerkbar machen musste. Ein kleines Kichern entglitt ihr, während sie das schwarze Tier wieder auf ihr Bett setzte.

„Das reicht jetzt erstmal, Kuro. Ich weiß, du kuschelst gerne, aber jetzt muss ich mich jetzt anziehen“, stand sie unter dem kritischen Blick des Kleinen auf und ging zu ihrem Kleiderschrank hinüber.

Dabei streichelte sie kurz über den Kopf von Shai, die es sich auf einem Kissen in der Mitte des Raumes bequem gemacht hatte. Ihre Wunden waren so gut wie verheilt, doch trotzdem hielt sich die kleine Katze lieber in dem Zimmer der Brünetten auf, als durchs Haus zu streifen. Dabei ließ sie sich auch nicht von den anderen drei Katzen stören, die es liebten alles zu erkunden. Als Akanes Hand ihrem Kopf näherkam, zog sie diesen ein, sodass er nur von ihren Fingerspitzen berührt wurde. Wieder zierte ein kleines Lächeln die Lippen der jungen Frau. Immer noch konnte ihr neustes Findelkind keine Berührungen dieser Art leiden, doch es wurde besser. Vor einigen Wochen konnte sich die Brünette ihr noch nicht einmal richtig nähern. Mittlerweile blieb sie wenigstens schon bei ihr sitzen und schien sich in ihrem Zimmer wohlzufühlen. Mit Schwung öffnete die junge Frau ihren Kleiderschrank und suchte sich ihr Outfit für den Tag zusammen; wie immer etwas Sportliches und Bequemes. Mit typisch mädchenhaften Sachen konnte sie einfach nichts anfangen. Wenn die Klamotten so am Körper klebten fühlte sie sich unwohl. Deshalb brauchte sie immer etwas Weiteres, in dem sie sich gut bewegen konnte. Summend suchte sie alles zusammen und verschwand dann damit aus dem Zimmer, begleitet von den Blicken ihrer zwei Katzen.
 

Eine viertel Stunde später betrat sie die Küche, in welcher ihre Mutter gerade das Frühstück vorbereitete und sie mit einem fröhlichen „Guten Morgen“ begrüßte. Lächelnd grüßte auch Akane ihre Mutter und sah sich dann in der Küche um, konnte ihren Vater aber nirgends finden. Eigentlich frühstückten sie immer alle zusammen und ihr Vater war meistens einer der ersten in der Küche. Immerhin wollte er in Ruhe seine Morgenzeitung lesen.

„Wo ist denn Papa?“, fragte sie deshalb geradeheraus.

Überrascht sah ihre Mutter kurz über ihre Schulter und wandte sich dann wieder dem Omelett zu, welches sie gerade zubereitete: „Er wollte noch schnell etwas in der Praxis erledigen.“

Verstehend nickte die Jüngere und gesellte sich dann zu der älteren Frau. Überrascht sah diese sie an, ließ ihre Tochter aber gewähren und ihr bei den Vorbereitungen für das Frühstück helfen.

„Du Mama, sag mal“, begann Akane plötzlich, woraufhin ihre Mutter sie wieder ansah, „Wie war das eigentlich bei dir und Papa? Als ihr euch kennengelernt habt, meine ich. Wie seid ihr zusammengekommen?“

„Wie kommst du denn jetzt darauf?“, fragte die Ältere überrascht, bekam aber nur ein Schulterzucken als Antwort, bevor sie sich wieder dem Ei vor sich zuwandte, „Ach Gottchen. Das ist schon so lange her… Hm… naja wir haben uns halt während des Studiums kennengelernt und waren irgendwie sofort auf einer Wellenlänge. Manchmal spürt man halt, wenn man zueinander gehört. Aber es hat trotzdem etwas gedauert, bis wir wirklich zueinander gefunden haben. Dazwischen gab es wirklich auch viele Missverständnisse und Streitereien. Aber letzten Endes haben wir uns gefunden.“

Aufmerksam hörte Akane zu. Es klang ähnlich, wie sie in Bezug auf Yasuo fühlte. Auch bei ihm hatte sie das Gefühl in vielen Dingen auf einer Wellenlänge zu sein. Die Frage war halt, ob er auch so empfand. Es brachte ihr nichts, wenn dieses Gefühl einseitig war.

„Wie… hast du bemerkt, dass Papa sich für dich interessiert?“, hakte sie leise nach.

Irgendwie war es ihr dann doch etwas unangenehm ihre Mutter dazu auszufragen. Aber sie wusste sich nun auch nicht mehr anders zu helfen, um mehr über solche Dinge zu erfahren. Bisher war sie noch nie verliebt gewesen. Sie wusste nicht, wie man damit umging.

Angesprochene überlegte kurz und antwortete dann einfach und knapp: „Ich habe ihn drauf angesprochen.“

Überrascht sah Akane die Ältere an: „Einfach so?“

Ein Nicken kam als Antwort: „Einfach so. Anders hätte ich es auch nie erfahren. Dein Vater ist nicht der Typ, der einfach auf eine Frau zugeht und ihr sagt, was er empfindet. Ist ja heute noch so, dass man ihm vieles aus der Nase ziehen muss.“

Ein Kichern entwich ihrer Mutter, während die Jüngere schwieg und dabei nicht bemerkte, wie sie von der Seite beobachtete wurde. Erst das leise Seufzen ihrer Mutter ließ sie wieder zurück ins Hier und Jetzt kommen. Eine Hand legte sich auf ihren Rücken, woraufhin sie zu der Frau neben sich blickte, die sie liebevoll anlächelte.

„Es geht um diesen Jungen… Yasuo oder wie er hieß. Hab ich Recht? Du bist in ihn verliebt und weißt aber nicht, wie er empfindet.“

Von einer Sekunde auf die Nächste verwandelte sich Akanes Gesicht in eine überreife Tomate. Es brachte jedoch nichts diese Aussage zu verneinen, weshalb sie den Blick senkte und nickte.

Vorsichtig strich ihre Mutter ihr über den Rücken: „Das ist eine schwierige Zeit, Akane. Das weiß ich. Aber lass dir von mir einen Tipp geben: Wenn du wirklich so viel für ihn empfindest, dann sprich mit ihm darüber. Du bereust es am Ende nur, wenn du es nicht machst. Sicher, es kann schmerzhaft sein, damit musst du rechnen. Aber es nicht einmal versucht zu haben ist schmerzhafter. Glaub mir.“

Den Tränen nahe blickte die Oberschülerin in das sanft lächelnde Gesicht ihrer Mutter, die ihr weiter über den Rücken strich. Plötzlich fühlte sie sich erleichterter und wusste nun, was sie zu tun hatte. Auch ihr Gesicht zierte nun ein kleines Lächeln, während sie nickte. Ja, sie würde ihren Mut zusammennehmen und mit ihrem Senpai darüber sprechen. Sie musste es einfach loswerden. Sich von dem Gefühl, dass ihre Brust zusammenschnürte, befreien. Und das so schnell wie möglich.
 

Am frühen Nachmittag stand sie dann vor dem alten Haus, in welchem Yasuo gemeinsam mit seinen Großeltern und seinem Hund lebte. Gleich nach dem Frühstück hatte sie dem jungen Mann eine Nachricht geschrieben und ihn gefragt, ob sie ihn bei seiner nächsten Runde begleiten dürfte. Und wie immer hatte der Blauhaarige es ihr natürlich gestattet. Eigentlich hatte er ihr bisher keine dieser Bitten abgeschlagen, wofür sie ihm wirklich dankbar war, denn sie verbrachte unglaublich gerne Zeit mit ihm. Ein wenig Hoffnung stieg wieder in ihr auf, dass es Yasuo genauso ging. Erschrocken merkte sie, wie ihr Herz wieder begann schneller zu schlagen und legte deshalb vorsichtig ihre Hand auf ihre Brust.

„Ganz ruhig…“, versuchte sie sich selbst zu beruhigen.

Ein Bellen ließ sie wieder aus ihren Gedanken in die Realität zurückkehren, woraufhin sie ihren Blick auf das rostige Tor warf. Dahinter saß ein beiger Hund; freudig hechelnd und mit dem Schweif wedeln.

„Hallo Bejû. Hast du mich schon erwartet?“, fragte die junge Frau lachend und öffnete vorsichtig das Gitter, während der Golden Retriever zur Seite ging, um sie hereinzulassen, „Braver Junge.“

Freudig strich sie dem Hund durch das Fell, der das mehr als genoss; bevor sie zur Haustür ging und die Klingel betätigte. Dabei strich ihr Bejû die ganze Zeit um die Beine und verlangte weitere Streicheleinheiten, weshalb die junge Frau aufpassen musste, dass sie nicht stürzte. Trotzdem entlockte ihr sein Verhalten weitere Lacher. Sie konnte ihm einfach nicht böse sein. Außerdem erinnerte er sie in dem Moment an ihre Katzen; vor allem an ihren Kuro. Die Tür öffnete sich und kurz darauf sah sie in das leicht verwirrte Gesicht von Yasuos Großmutter, welches jedoch kurz darauf einem Lächeln wich.

„Akane-chan. Schön dich zu sehen. Du möchtest sicher zu Yasuo. Er ist für mich noch mal schnell zum Supermarkt gegangen, aber er müsste gleich zurück sein. Komm doch solange rein“, sprach die alte Dame und trat zur Seite.

Dankend betrat Akane den schmalen Flur und schlüpfte in die ihr bereitgestellten Schlappen, bevor sie der Frau ins Wohnzimmer folgte und sich auf das Sofa setzte. Den ihr angebotenen Tee lehnte sie freundlich ab, da sie Yasuos Großmutter keine Umstände bereiten wollte. Stattdessen beschäftigte sie sich wieder mit Bejû, welcher ihr gefolgt war und nun seinen Kopf auf ihrem Schoß gebettet hatte. Lachend strich sie ihm über diesen und sah sich dann etwas um. Obwohl sie nun schon öfters hier gewesen war, hatte sie das Wohnzimmer bisher noch nie betreten. Röte stieg in ihr auf, als sie daran dachte, dass sie bei ihrem ersten richtigen Besuch gleich in dem Zimmer des Älteren gelandet war. Ein wenig peinlich war ihr das im Nachhinein schon. Schnell schüttelte sie den Kopf und versuchte sich abzulenken, indem sie sich weiter umsah. Die Einrichtung war schon etwas älter, aber gut gepflegt. Direkt rechts an der Wand, wenn man den Raum betrat, stand die Couchgarnitur, auf welcher die junge Frau nun saß. Diese war mit dunkelrotem Samt bezogen und bestand aus einem kleinen Ecksofa mit sehr hoher Lehne und einem passenden Ohrensessel. Zwischen den Möbeln stand ein alter dunkelbrauner und schwer wirkender Couchtisch. Ihr gegenüber war eine große Fensterfront, die in den Garten führte, welcher sehr gepflegt wirkte. Ganz hinten in der Ecke des Gartens erkannte die junge Frau eine gebeugte Person und ging davon aus, dass es sich dabei um Yasuos Großvater handelte. Sie ließ ihren Blick weiter schweifen. An der Wand zu ihrer Rechten stand ein altes Sideboard, in der gleichen Farbe wie der Tisch, auf dem ein alter Fernseher stand, und zu ihrer Linken stand eine große dunkelbraune Anbauwand, die perfekt zum Rest der Möbel passte. Alles war blitzeblank. Nirgends konnte sie einen Krümel Staub erkennen. Yasuos Großmutter musste wirklich penibel darauf bedacht sein regelmäßig sauber zu machen, damit sich kein Dreck auf den dunklen Möbeln sammeln konnte. Was wohl einiges an Arbeit sein musste, wenn man bedachte, dass ein hellhaariger Hund mit im Haushalt lebte. Sie wusste ja zu gut, wie es war, wenn die eigenen Haustiere ständig haarten. Noch einmal betrachtete sie die Anbauwand und erkannte in einem Fach mehrere Fotos, die ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen. Vorsichtig erhob sich die junge Frau und ging auf diese zu. Eingängig betrachtete sie die Bilder und blieb dann an einem ganz bestimmten hängen. Darauf zu sehen waren Yasuos Großeltern und ein Mittelschüler mit schwarzem zerzaustem Haar und müde wirkenden braunen Augen. Es war eindeutig, dass es sich dabei um Yasuo handelte. Überrascht blieb ihr Blick an dem Bild hängen; oder viel mehr an der Schuluniform des jungen Mannes. Diese war schlicht und bestand einfach aus einer blau-weiß karierten Hose, einem weißen Hemd und einer dunkelgrauen Strickjacke. Sie kannte diese Uniform ganz genau, denn sie war auf der gleichen Mittelschule. Ein Gefühl kam in ihr auf. Hatte sie deshalb das Gefühl Yasuo bereits länger zu kennen? War sie ihm vielleicht dort einmal begegnet? Eigentlich erinnerte sie sich nicht gerne an ihre Mittelschulzeit; jedenfalls nicht an die Zeit nach ihrem Schulwechsel. Trotzdem weiß sie noch, dass es auch Tage gab an denen sie sogar mit Freuden hingegangen war. Ja genau, da war doch damals dieser Junge…

„Da war Yasuo gerade in die Mittelschule gekommen“, holte sie die Stimme von Yasuos Großmutter aus den Gedanken.

„E-Entschuldigen Sie. Ich wollte nicht neugierig sein“, entschuldigte sich die Brünette.

Die alte Dame schüttelte nur den Kopf: „Nein. Ist schon in Ordnung.“

„Senpai war auf der Shûkai Junior High?“, fragte die Jüngere nach und bekam als Antwort ein Nicken.

„Ja. Er wollte unbedingt auf diese Mittelschule. Dabei hätte er auch…“, begann die Frau neben ihr, doch wurde unterbrochen, als sich die Haustür öffnete und Bejû sofort losstürmte.

„Ich bin wieder da“, hörten sie Yasuo rufen, der von seinem Hund begrüßt wurde, „Ist ja gut Bejû. Ich freu mich auch dich zu sehen. Baa-chan?“

Einen Moment später kam der Golden Retriever bereits wieder ins Wohnzimmer geschlichen und kurz darauf blickte auch Yasuo in den Raum. Er schien bereits bemerkt zu haben, dass sie schon da war, denn er bedachte sie mit einem entschuldigenden Blick.

„Tut mir leid für die Verspätung, Akane“, entschuldigte er sich.

Die Brünette schüttelte den Kopf und versteckte ihre Hände hinter dem Rücken: „Schon okay. Deine Großmutter war so lieb mich reinzulassen.“

„Wollen wir dann gleich los?“, fragte der junge Mann und verließ wieder das Wohnzimmer, „Baa-chan, ich habe die Einkäufe auf den Küchentisch gestellt.“

„Vielen Dank, mein Junge“, folgte ihm die alte Frau.

Auch Akane betrat wieder den Flur, während Yasuo sich bereits die Leine für seinen Hund schnappte und ihm diese anlegte. Dabei hatte er einige Schwierigkeiten, da Bejû bereits voller Erwartungen war hinauszugehen und sich endlich richtig frei zu bewegen. Nach mehreren Versuchen hatte es der Blauhaarige jedoch geschafft und sie konnten sich auf den Weg machen.

„Wollen wir in den Wald gehen?“, fragte Yasuo noch, während er für Akane die Tür aufhielt und dabei versuchte nicht von seinem Hund mitgezerrt zu werden, welcher bereits vorstürmen wollte.

„Ja gerne“, lächelte die Brünette, als sie an ihm vorbeilief, „Kann ich Bejû nehmen?“

„Sicher. Aber pass auf, er ist gerade wieder sehr stürmisch“, reichte ihr der Ältere die Leine des beigen Hundes, bevor sie gemeinsam das Grundstück verließen und sich auf den Weg machten.
 

Schweigend liefen die beiden Oberschüler nebeneinander durch das ruhige Wohnviertel in Mangetsu-kû; dabei immer Bejû im Blick, welcher, an der Leine geführt, vor ihnen herlief und hier und da schnüffelte, um gegebenenfalls eine Markierung zu setzen. So betraten sie nach einigen Minuten den Wald, der westlich an die Stadt grenzte und ein bekanntes Naherholungsgebiet war, dass regelrecht zum Wandern und Spazierengehen einlud. Währenddessen hing Akane ihren Gedanken nach und bemerkte dabei nicht einmal, dass sie von der Seite her beobachtet wurde. Ihr Schweigen, obwohl sie sonst immer etwas zu erzählen hatte, war dem älteren Schüler neben ihr nicht unbemerkt geblieben. Sie war so sehr in ihren Gedanken, dass sie richtig erschrak, als Yasuo sie plötzlich unvermittelt ansprach:

„Ist alles in Ordnung, Akane? Du bist so ruhig. Das kennt man gar nicht von dir.“

Vollkommen überrumpelt schnellte ihr Blick, den sie bisweilen gen Boden gerichtet hatte, nach oben, sodass sie dem Älteren nun direkt ins Gesicht sehen konnte. Mit fragenden braunen Augen sah dieser sie an und wartete offensichtlich auf eine Antwort. Die Brünette jedoch wusste nicht so recht wo sie überhaupt anfangen sollte. Zwar hatte sie sich fest vorgenommen mit ihm über ihre Gefühle zu sprechen, aber sie wusste nicht wie. Darüber hatte sie nicht nachgedacht; oder besser hatte sie gerade erst angefangen, bevor der Ältere sie angesprochen hatte. Nun wurde sie aber direkt ins kalte Wasser gestoßen, denn sie musste ihre Worte unbedacht wählen, ohne aufdringlich oder egoistisch zu werden. Aber wie sollte sie das anstellen? Anstatt ihm eine Antwort zu geben senkte sie wieder den Blick und begann damit ihre Hände zu kneten, während ihre grünen Augen in alle möglichen Richtungen schnellten, ohne sich auf einen Punkt fixieren zu können. Erst als plötzlich Yasuos hellblaue Sneaker vor ihr auftauchten, stoppten sie. Auf einmal spürte sie eine warme Hand auf ihrem Hinterkopf, der sie sanft streichelte.

„Schon gut. Ich kann dich nicht dazu zwingen, mir zu antworten. Ich akzeptiere, wenn du nicht darüber sprechen möchtest. Aber ich kann dir dann leider auch nicht helfen, wenn dich etwas bedrücken sollte“, erklang Yasuos verständnisvolle Stimme, „Oder bist du irgendwie sauer auf mich?“

Der junge Mann hatte seine Frage noch nicht einmal richtig beendet, da hatte Akane bereits wieder ihren Kopf angehoben; und das so schnell, dass ihr Gegenüber erschrocken einen Schritt zurückweichen musste. Nun jedoch blickten sich die beiden Parteien wieder direkt in die Augen.

„Niemals!“, sagte die Jüngere voller Überzeugung, „Ich könnte dir niemals böse sein. Es ist nur…“

In diesem Moment schien sie zu bemerkten, dass sie dem Größeren direkt in die Augen sah und wich seinem Blick wieder aus, während sie erneut ihre Hände knetete und nach den richtigen Worten suchte. Doch egal wie sehr sie nachdachte, sie fand sie nicht. Verzweifelt seufzte sie und sagte plötzlich einfach das, was ihr als erstes in den Sinn kam:

„Ich bin ein schlechter Mensch, Senpai. Ich respektiere deinen Traum Medizin zu studieren und verstehe, dass er dir sehr wichtig ist. Und obwohl ich weiß, dass es dir gegenüber unfair ist, habe ich einen vollkommen egoistischen Wunsch: Ich möchte nicht, dass du im Frühjahr die Stadt verlässt. Um ehrlich zu sein habe ich große Angst, dass wir uns dann aus den Augen verlieren und du mich vergisst… ich… ich könnte das nicht ertragen und schon der Gedanke, dass es so kommen könnte schmerzt mich und macht mir Angst. Du bist mir so unglaublich wichtig, Senpai. Ich glaube du kannst dir gar nicht vorstellen, wie wichtig. Ich…“

Tränen hatten sich in ihren Augen gesammelt, die nun ungehindert ihren Weg gen Boden fanden, während sie wieder mit den Worten rang und dann aussprach, was ihr schon so lange auf der Seele lag: „Ich habe mich in dich verliebt, Senpai. Deshalb… bitte geh nicht weg. Lass mich hier nicht alleine zurück.“

Es war geschehen. Sie hatte es gewagt und Yasuo ihre Liebe gestanden. Doch was würde nun folgen? Würde er ihre Gefühle erwidern oder gar abweisen? Und könnte sie eine Ablehnung überhaupt ertragen? Wäre ihre Beziehung, ihre Freundschaft danach noch die gleiche? So viele Gedanken drehten sich in ihrem Kopf, während sie auf eine Reaktion des Älteren wartete. Doch diese blieb aus. Stattdessen folgte erst einmal nur tiefe Stille.


Nachwort zu diesem Kapitel:
UND CUUUUUTTT! XDDDDD Muahahahaha ich bin so gemein! I know it! Hehe
Aber es hat einen Grund, wieso ich hier aufhören musste. xD Dieser Tag ist nämlich Zweigeteilt. Dieses Kapitel war aus Akanes Gesicht. Das nächste ist dann aus Yasuos Sicht. =D Und bei ihm bekommt ihr die Antwort! Muahahahahaha xDDDDD
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. ^^ Ich selbst liebe es total. JAAAAAA! <3
Wir lesen uns dann in 14 Tage wieder. =D
LG Shio~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2022-07-02T16:19:12+00:00 02.07.2022 18:19
Hallöchen Shio und Autsch!

Aber erst einmal zum Anfang, ein schöner Morgen, der mit einem Kuschelbedürftigen Kätzchen beginnt und ich glaube, Akane hat diesen Morgen irgendwie immer wieder, aber es ist dennoch schön ^^
Ich kann verstehen, dass Akane sich absolut unsicher ist, aber ich denke mal, dass ihre Mama die richtige Anlaufstelle ist. Irgendwie ist die Situation mit ihren Eltern Akanes eigener Situation schon sehr ähnlich, aber das macht es nur ein wenig einfacher XD
Schon irgendwie lustig, wie einfach Akanes Mutter darüber redet, aber sie hat ihre Tochter natürlich sofort durchschaut und weiß Bescheid. Irgendwie war das derselbe Rat für Akane, wie sie ihn bereits von Mirâ bekommen hat. XD

Auf zu Yasuo und erst einmal kleine Unterhaltung mit der Oma, aber ich wette, die hat den Braten auch schon lange gerochen. XD
Aber ich finde das Detail süß, dass Akane Yasuo schon vorher gekannt hat, aber ich kenne das Gefühl, wenn du jemandem über den Weg läufst und dir denkst "Woher kenne ich den? Ich kenne den Kerl doch irgendwoher" Irgendwo ist man sich bestimmt schon einmal begegnet, aber irgendwas wollte Akane da noch murmeln, bevor sie von Oma Yasuo unterbrochen wurde... verdammt! -.-

Naja, dafür geht sie jetzt erst einmal mit ihrem Crush spazieren und dieser Crush wird fast von seinem Hund gecrushed XD Okay, aber so ein riesiger Golden Retriever hat natürlich einiges an Power, den hält man nicht so einfach. Respekt an die beiden, dass sie ihn doch irgendwie bremsen können, wenn auch nur ein kleines bisschen. ^^
Yasuo hat einfach den Riecher dafür, wenn es Akane schlecht geht und irgendwie klar, dass er sofort denkt, dass er was falsch gemacht hat, auch wenn es gar nicht der Fall ist.
Bei Akane war das gerade glaube ich das Paradebeispiel dafür was passiert, wenn der der Damm bricht: Es kommt alles raus und du kannst dich nicht mehr stoppen, wobei ich weiß wie sie sich fühlt, wenn man mal alles rausgelassen hat.

Jetzt bleibt noch Yasuos Reaktion und... DU VERDAMMTE, DIABOLISCHE AUTORIN!!!!! WIESO MUSST DU AUSGERECHNET JETZT EINEN CLIFFHANGER EINBAUEN!?!?!?!?! XD Ich hätte es wissen müssen, du durchtriebenes Ding, dann werde ich mal wieder warten, bis es weitergeht und ich bin echt gespannt, wie unser Frisbee-Dude auf das Geständnis reagieren wird.

Lg Fubuki


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