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Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

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CI – Gefühlschaos

Sonntag, 13.September 2015 – Dungeon
 

Vollkommen erschöpft beobachteten die sieben Persona-User Ryu, dessen Persona soeben erwacht war und sich zu ihm gesellt hatte. Noch immer stand er perplex da und starrte auf seine Hände. So wirklich verstand er nicht, was da soeben passiert war, doch das angenehme Glühen in seinem Inneren sagte ihm, dass es etwas Gutes war. Er legte seine Hand auf die Brust, in welcher es noch regelrecht brannte. Mit einem Mal fühlte er sich komplett. Als wäre nun eine Leere in ihm ausgefüllt worden, von der er nicht einmal bemerkt hatte, dass sie existierte. Das Wesen, welches aus seinem Shadow heraus geboren wurde war ihm so vertraut, obwohl er es heute zum ersten Mal gesehen hatte. Sofort als es erschienen war wusste er wie es hieß: Heh. Und nun fühlte er seine Anwesenheit ganz deutlich in sich, was ihm das Gefühl einer Sicherheit gab, die er lange nicht mehr gespürt hatte. Er blickte auf, als er ein leises Klingeln hörte und sah zur Seite. Dort richtete sich Mika langsam wieder auf und kam mit leicht zittrigen Schritten auf ihn zu. Schnell drehte er sich zu ihr und machte ebenso einen Schritt auf sie zu. Da war es wieder, dieses Gefühl sie zu kennen; ihr bereits einmal begegnet zu sein. Doch sein Verstand sagte ihm, dass das gar nicht sein konnte. Denn sie sah noch genauso aus, wie damals als er sie das erste Mal getroffen hatte. Damals vor sieben Jahren. Wenn sie es wirklich gewesen wäre, dann müsste sie nun eigentlich ungefähr in seinem Alter sein. Wieso sah sie also immer noch aus wie damals? Und wie hieß sie eigentlich? Hatte er sie damals überhaupt nach ihrem Namen gefragt? Häufig hat er noch an sie gedacht, doch konnte sich mittlerweile nicht mehr an ihren Namen erinnern. Er war so in Gedanken, dass er nicht bemerkte, wie er das kleine Mädchen regelrecht anstarrte.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte sie plötzlich und riss ihn aus seinen Gedanken.

Erschrocken sah er sie an und schüttelte dann den Kopf: „N-nein. Aber… ich habe das Gefühl dich zu kennen.“

Das Mädchen riss ihre roten Augen auf: „Du… kennst mich?“

Plötzlich sprang sie ihm an die Brust und sah ihn mit einem flehenden Blick an: „Kannst du mir dann sagen, was passiert ist? Wieso ich hier bin? Und wer ich wirklich bin? Ich… ich erinnere mich nicht mehr. Weder an die Zeit bevor ich hier war, noch wie ich hierhergekommen bin. Aber ich will es endlich wissen. Wenn du etwas weißt, dann sag es mir… bitte!“

Vollkommen überrumpelt hielt er die Kleine in seinen Armen und bereute es bereits seine Gedanken laut ausgesprochen zu haben. Natürlich wusste er nicht wer sie wirklich war. Er konnte sich ja nicht mal an ihren Namen erinnern. Woher hätte er also wissen sollen, was passiert war? Vielleicht irrte er sich ja auch, obwohl ihm sein Herz etwas anderes sagte. Immerhin war da immer noch der Altersunterschied. Sie war doch nicht viel älter als 10. Vor sieben Jahren wäre sie damit noch ein Kleinkind gewesen. Doch… er schob sie ein Stück von sich weg und sah ihr in die roten Augen. An diese Augen erinnerte er sich ganz genau. Es konnte nur sie sein. Und da war noch etwas. Er ließ mit einem Arm von ihr ab und berührte die kleinen Glöckchen an ihrem Obi. Dann lächelte er, denn an diese konnte er sich auch noch erinnern. Bilder eines kleinen blauhaarigen Mädchens, das vollkommen beleidigt auf einer Bank saß und vor sich hin schimpfte, den Tränen nahe, weil irgendetwas passiert war. Und wie er kurz mit ihr gesprochen hatte, um dann loszulaufen um ein Eis zu kaufen. Um jeden Preis wollte er sie aufheitern. Dabei waren ihm zwei kleine Glöckchen an einem roten Band aufgefallen, welche er ihr damals einfach mitgenommen hatte. Wieso weiß er bis heute nicht mehr, aber ihr fröhliches Lächeln, was sie ihm daraufhin geschenkt hatte, hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt.

Überrascht beobachtete Mika, wie der Brünette die kleinen Glöckchen betrachtete und ihr dann ein entschuldigendes Lächeln schenkte.

„Leider kann ich dir diese Fragen nicht beantworten. Ich wünschte ich könnte es, aber… ich kann mich daran erinnern, dir damals begegnet zu sein. Diese Glöckchen… ich weiß noch, wie ich sie dir geschenkt habe“, erklärte er und ließ Mika daraufhin rot anlaufen, „Ich weiß nicht, was passiert ist und wieso ich dir wieder in dieser Gestalt begegne, denn das ist alles schon sieben Jahre her. Ehrlich gesagt kann ich mich noch nicht mal mehr an deinen Namen erinnern. Es tut mir wirklich leid.“

Erschrocken legte die Blauhaarige ihre Hände vor den Mund und wich einen Schritt von ihm zurück: „Diese Glöckchen… sind von dir?“

Der Brünette nickte und erklärte, dass er sie unter hunderten wiederfinden würde und deshalb eine Verwechslung auszuschließen war. Und er war froh sie wieder zu treffen, wenn auch unter merkwürdigen Umständen.

„Würdest du mir deinen Namen verraten?“, fragte er deshalb.

„Mi-Mika…“, antwortete sie leise, „An meinen Nachnamen erinnere ich mich aber nicht…“

„Mika… was für ein schöner Name. Er passt zu dir“, sagte Ryu mit einem Grinsen und ließ Mika erneut die Röte ins Gesicht steigen.

Schnell sah sie zur Seite und unterbrach so den Blickkontakt zu dem jungen Mann. Ihr Herz schlug so schnell, dass sie Angst bekam es würde ihr jeden Moment aus der Brust springen. Was war das nur? In ihr kam jedoch plötzlich auch ein Gefühl der Vertrautheit auf. Als er ihr erzählte, dass er ihr die Glöckchen geschenkt hatte, war es ihr, als hatte sie diese Szene genau im Kopf gesehen. Als hätte sie diesen Augenblick wirklich erlebt. Hieß das, sie kannte ihn wirklich?
 

„Seid ihr jetzt fertig?“, Kuraikos genervte Stimme riss die beiden wieder aus ihrer eigenen Welt in die Realität.

Erschrocken sahen sie zu den anderen Oberschülern, die auf sie zukamen und mehr als mittgenommen aussahen. Jedem von ihnen sah man an, dass sie so schnell wie möglich diesen Ort verlassen und nach Hause wollten.

„Du musst einigen Fragen haben, Arabai-kun. Wir werden sie dir auch alle beantworten, aber zuerst sollten wir von hier verschwinden“, trat Mirâ auf ihn zu, „Kannst du Laufen oder brauchst du Hilfe?“

„Hm… also ich fühle mich recht fit“, meinte der Jüngere und erntete damit überraschte Blicke, welche jedoch recht schnell in Erleichterung umschwangen.

Sie alle waren froh, dass sie ihn nicht auch noch heraustragen mussten und er konnte es nur zu gut nachvollziehen. Darauf hätte er nach so einem Kampf auch keine Lust mehr. Viel mehr fragte er sich jedoch, ob es seine Senpais bis nach draußen schaffen würden ohne umzufallen. Sie alle sahen so fertig aus. Bei dem vorangegangenen Kampf allerdings auch kein Wunder.

„Sollte ich die Frage nicht lieber an euch zurückgeben?“, sprach er seine Gedanken aus.

Kuraiko schnaubte kurz: „Das lass mal unsere Sorge sein.“

„Hör nicht auf diese Zicke…“, mischte sich Hiroshi ein und erntete wieder einen vernichtenden Blick der jungen Frau, den er aber gekonnt ignorierte, „Wir sind es bereits gewöhnt und kommen klar. Aber gerade diejenigen, die eine ganze Weile in dieser Welt waren und deren Persona erwacht ist, sind unter Umständen ziemlich schwach.“

„Ach so. Aber mir geht es wirklich gut. Ich kann noch laufen“, bestätigte der Brünette noch einmal, woraufhin die Gruppe sich daraufhin einigte so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.

Nach dem Kampf hatte sich das Tor, welches sie in den Bossraum geführt hatte, wieder geöffnet und gab den Blick auf den Eingang des Dungeons frei. So setzten sie sich langsam in Bewegung und verließen einer nach dem Anderen den Saal. Mirâ und Mika waren so nach wenigen Minuten die letzten, welche sich noch darin aufhielten, was daran lag, dass Mika tief in ihren Gedanken versunken war. Mirâ vermutete wegen der Sache, die Ryu angesprochen hatte. Wenn es stimmte, was er sagte, dann kannten sich die beiden schon länger. Irgendwie war das traurig, denn Mika konnte sich nicht mehr erinnern. Aber vielleicht half dieses Zusammentreffen ja, dass die Erinnerungen der Kleinen zurückkehrten. Vorsichtig hob sie die Hand und wollte die Jüngere damit aus ihren Gedanken holen, um endlich zu gehen, als sie plötzlich stoppte. Eine eiskalte und bedrohliche Aura füllte nach und nach den Raum und ließ sie regelrecht erstarren. Ruckartig drehte sie sich um. Auch Mika war wieder aus ihren Gedanken geschreckt, als sie die Aura vernommen hatte und sich dieser zugewandt. Kalter Schweiß bildete sich auf den Stirnen der beiden, als sie die dunkle Gestalt ihnen gegenüber erkannten, die nur regelrecht vor bedrohlicher roter Energie sprühte. Mit roten Augen starrte es die beiden Mädchen an, während Mirâ versuchte eine Form aus diesem Nebel zu erkennen. Doch egal wie sehr sie sich anstrengte, es gelang ihr nicht. Dass das Wesen jedoch böse die Augen zusammenkniff erkannten sie sofort.

„Dummes Kind. Weiterhin beschreitest du den Weg der Qualen. Höre auf meine Worte. Beende diesen Weg, bevor noch jemand hineingezogen wird, der dir wichtig ist“, sprach es plötzlich, „Du wirst es am Ende nur bereuen!“
 

Montag, 14.September 2015
 

Mit einem Schreck erwachte Mirâ aus ihrem unruhigen und ohnehin schon kurzen Schlaf. Vollkommen verschwitzt und mit blassem Gesicht sah sie sich in ihrem kleinen Zimmer um und ging damit sicher, dass sich nichts bedrohliches mehr in ihrer Umgebung befand. Murrend legte sie ihre Hand auf ihr Gesicht. Was war das nur? Die roten Augen dieses Wesens und dessen Worte hatten sie bis in ihren Traum verfolgt. In Gedanken versunken ließ sie ihre Hand wieder sinken und starrte diese an, ohne sie wirklich zu fixieren. Nach seiner Warnung war der schwarze Schatten so schnell wieder verschwunden, wie er erschienen war, doch bevor sie sich darüber Gedanken machen konnte, hatte sie Akane bereits aufgefordert ihnen endlich zu folgen. So waren sie und Mika ihren Freunden gefolgt, ohne nochmal darüber gesprochen zu haben, was sie gesehen hatten. Auch auf dem Rückweg hatten sie sich darüber ausgeschwiegen; immerhin wollten sie die anderen nicht beunruhigen. Stattdessen hatten sie Ryu das Wichtigste über diese Welt und ihre Bewohner erzählt und erklärt, was eigentlich vorgefallen war. Im Gegenzug dafür hatte ihr Kohai erzählt, wie er überhaupt in dieser Welt gelandet war. Allerdings musste er sie dahingehend enttäuschen, dass er ihnen keine genauen Details nennen konnte. Er erinnerte sich noch daran die Mutprobe in der Schule gemacht und dabei ein lautes Knallen gehört zu haben. Als er sich dem Geräusch zugewandt und dabei mit seinem Blick eine Trophäenvitrine gestreift hatte, war ihm dieser schwarze Schatten aufgefallen. Doch bevor er reagieren konnte, wurde er bereits gepackt und in diese Welt gezogen. Danach waren auch seine Erinnerungen vollkommen ausgelöscht. Er erinnerte sich erst wieder ab dem Punkt, als Mika ihn wieder zur Vernunft gebracht hatte. Somit hatten sie also immer noch keinen weiteren Anhaltspunkt. Und doch bekam sie langsam das Gefühl, dass dieser bedrohliche Schatten etwas mit den Entführungen zu tun hatte. Das jedenfalls kam ihr am plausibelsten vor. Doch blieb die Frage offen, wieso er das tat und was er davon hatte. Und wieso nur sie und Mika ihn sehen konnten, wenn er sich vor ihnen zeigte. Irgendwas an der Sache war ganz gewaltig faul. Sie konnte nur noch nicht sagen was. Aber eins stand fest, der Gedanke daran bereitete ihr mächtige Bauchschmerzen. Sie hatte das Gefühl, dass etwas Schreckliches passieren würde, wenn sie noch weiter nachforschen würde. Aber anders kamen sie nicht voran. Sie konnte also nur hoffen, dass sich ihr Gefühl nicht bewahrheitete. Langsam kehrte Mirâ aus ihren Gedanken zurück und griff dann geistesgegenwärtig nach ihrem Wecker, nur um festzustellen, dass sie in einer viertel Stunde ohnehin hätte aufstehen müssen. Seufzend erhob sie sich von ihrem Futon, um sich für die Schule fertig zu machen. Dabei drifteten ihre Gedanken erneut ab und galten nun Ryu. Nachdem er beim Verlassen der Spiegelwelt geschockt feststellen musste, dass Mika diese nicht verlassen konnte, hatte auch er ihr geschworen sie da herauszuholen. Nur widerwillig hatte er die Kleine dort alleine zurückgelassen und war ihnen in die reale Welt gefolgt. Erst dort hatten sich die Nachwirkungen dieser Welt erstmalig gezeigt. Kaum hatte er die Spiegelwelt verlassen wurde ihm doch etwas anders. Ihn verließ die Kraft in den Beinen und er sackte unvermittelt zusammen. Trotzdem lehnte er das Angebot der Älteren, ihn nachhause zu begleiten, ab. Nach einer kurzen Pause hatte er ihnen versichert, dass er es noch alleine schaffen würde. Außerdem wollte er ihnen nicht noch mehr Ärger machen, als sie eh schon hatten. Sie hatten es so akzeptiert, auch wenn Mirâ das Gefühl hatte, dass mehr hinter seinen Worten steckten. Wieso konnte sie jedoch nicht sagen. Sie hoffte nur, dass der Jüngere sicher zu Hause angekommen war. Nachfragen konnte sie leider nicht, denn sie hatte vergessen sich seine Nummer geben zu lassen.

Mittlerweile hatte sich die Oberschülerin soweit fertig gemacht und musste nur noch ihr unbändiges Haar zusammenbinden. Murrend kämpfte sie mit der dunkelvioletten Masse und griff dann nach einem roten Haargummi, mit welchem sie diese zu ihrem typischen seitlichen Zopf band. Nachdem sie sich noch ihre rote Spange ins Haar gesteckt und ihren Pony gerichtet hatte, betrachtete sie sich noch einmal von allen Seiten, bevor sie das Bad verließ, um zu frühstücken.
 

Vormittag – Schule – Homeroom
 

„So Ruhe jetzt!“, mahnte Mrs. Masa ihre Klasse, als sie den Klassenraum betrat, „Wir wollen heute über den Schulausflug diese Woche sprechen und über die Vorbereitungen für das Culture Festival nächste Woche.“

Müde blickte Mirâ von ihrem Platz auf und war plötzlich hellwach. An den Schulausflug diese Woche hatte sie gar nicht mehr gedacht. Erst jetzt bemerkte sie, wie viel Glück sie hatten. Wäre der Zeitraum der Rettung genau in ihren Ausflug gefallen, wäre das Ganze wohl nicht so gut ausgegangen. Allgemein fiel ihr auf, dass sie bisher mächtiges Glück hatten und ihnen nichts bei ihren Missionen dazwischengekommen war. Sie hoffte inständig, dass das auch so blieb, wobei ihr noch lieber wäre, wenn der Albtraum endlich ein Ende finden würde. Jedoch brachte die Klassenfahrt und die Vorbereitungen für das Culture Festival ein weiteres Problem mit sich. Dadurch würden sie keine Zeit finden in Ruhe mit Ryu zu sprechen. Andererseits konnte sie sich nicht vorstellen, dass der Jüngere sich diese Woche in der Schule blicken lassen würde. Auch wenn er am Abend recht fit wirkte, so ein Ereignis verarbeitete man nicht mal eben von jetzt auf gleich. Ihnen würde also keine andere Wahl bleiben, als nach dem Schulfest einen Tag für eine Aussprache zu finden. Hauptsache ihnen kam in dieser Zeit nicht eine weitere Mission dazwischen.

Das Klopfen eines Zeigestockes ließ sie wieder zur Tafel schauen, an welcher mehrere Daten angeschrieben waren: der 17./18.09., an denen der Schulausflug nach Tatsumi Port Island stattfinden sollte, und der 26./27.09; die Tage des Culture Festivals.

„Am Donnerstag dem 17.09. treffen wir uns am Hauptbahnhof, um dann gemeinsam nach Tatsumi Port Island zu fahren. Bitte denkt dran, dass es sehr zeitig losgeht“, erklärte Mrs. Masa, „Wir werden uns dort die ansässige Gekkoukan High School anschauen. Das ist ein Pflichtprogramm für unser zweites Jahr. Unsere Schule unterhält schon seit vielen Jahren freundschaftliche Beziehungen mit der Gekkoukan High School. Aus diesem Grund führen unsere Schulen jedes Jahr einen Schüleraustausch des zweiten Jahres durch.“

Eine Hand hob sich, woraufhin ihre Lehrerin den Schüler aufforderte zu sprechen: „Aber warum wird das auch als Schulausflug genutzt? Ich habe von jemandem aus dem dritten Jahr gehört, dass sie letztes Jahr noch eine separate Klassenfahrt nach Hokkaido durchgeführt haben.“

Mrs. Masa seufzte: „Ja ich weiß, dieses Jahr ging einiges drunter und drüber. Aus diesem Grund kann leider keine reguläre Klassenfahrt des zweiten Jahres stattfinden.“

Ein Murren ging durch die Schülerreihen, weshalb die junge Lehrerin erneut seufzten musste. Dann erklärte sie, dass auch das erste Jahr darauf verzichten musste. Die jüngeren Schüler würden dieses Jahr wohl auch nur eine Wanderung in die Berge machen, da etwas anderes nicht mehr in den Zeitplan passte. Sie bedauerte diesen Umstand sehr, weil sie genau wusste, wie sehr sich alle Schüler jedes Jahr auf die Klassenfahrt freuten. Damit es aber wenigstens einen Ausflug gab, wurde die Klassenfahrt nun mit dem Schüleraustausch zusammengelegt.

„Es wird dieses Jahr auch nur eine verkürzte Schulführung geben. Eigentlich ist immer noch ein Tag mit Unterricht geplant. Der bleibt euch dieses Jahr aber erspart, was dem Umstand geschuldet ist, dass wir dieses Jahr nur zwei anstatt drei Tage in Tatsumi Port Island verbringen“, erklärte sie ruhig, was ihre Schüler dann doch etwas erleichtert aufatmen ließ, „Der Ablauf wird wohl wie folgt sein: vormittags besichtigen wir die Gekkoukan und werden dann dort Mittagessen. Danach gehen wir gemeinsam in unser Hotel. Der Nachmittag wird euch dann zur freien Verfügung stehen. Ebenso der Vormittag des zweiten Tages.“

Erneutes Getuschel ging durch die Klasse, als alle bereits begannen Pläne für die Freizeit zu schmieden. Dieses wurde jedoch jäh unterbrochen, als ihre Lehrerin erneut gegen die Tafel klopfte und meinte, dass sie sich darüber auch nach dem Unterricht unterhalten konnten. Noch einmal mahnte sie alle, dass sie am Donnerstag pünktlich am Bahnhof seien sollten, bevor sie auf den zweiten Punkt zu sprechen kam: Die Vorbereitungen für das Schulfest. Da in diesem Jahr alles etwas knapp bemessen war und sich dann auch noch ein Feiertag eingeschlichen hatte, würden sie nur vier Tage für die Vorbereitungen haben. Das darauffolgende Murren war verständlich, denn in der Regel nutzte man eine bis eineinhalb Wochen für die Vorbereitungen. Das alles dieses Mal nur in etwa der Hälfte zu schaffen, würde sicher schwer werden. Trotzdem wirkten Mirâs Mitschüler mit einem Mal total motiviert und meinten, dass sie trotzdem ein super Schulfest zustande bringen würden. Bereits nach der Besprechung einige Tage zuvor, was eigentlich gemacht werden sollte, hatte sich die Klasse für ihre Aufgaben aufgeteilt, sodass sie in der nächsten Woche sofort loslegen konnten. Aus diesem Grund wirkte niemand besonders besorgt. Lächelnd beobachtete Mrs. Masa einen Moment ihre Klasse, bevor der Schulgong den Homeroom beendete und sie ihr Zeug zusammenpackte.

„Gut, dass das alles geklärt ist. Dann wünsche ich euch jetzt viel Erfolg für den heutigen Unterricht. Macht mir bitte keinen Ärger“, mit diesen Worten hatte sie den Klassenraum wieder verlassen und ihre Klasse alleine zurückgelassen.
 

In der Mittagspause hatte sie sich mit den anderen auf dem Dach der Schule verabredet. Allerdings hatte sich Hiroshi gleich zu Beginn der Pause wieder abgesetzt. Da er seine Pausen in letzter Zeit häufig mit seinen Teamkameraden verbracht hatte, wollte er diesen Tag nutzen, um mit seinen beiden Kumpels Naoto und Shuya etwas zu kicken. Auf Akanes Warnung hin, dass er seine Hand nicht belasten sollte, hatte er nur abwertend gewunken und war dann gegangen. Seufzend hatte diese ihm nachgesehen und war dann kopfschüttelnd mit Mirâ zu ihrem Treffpunkt gegangen. Dort waren sie die ersten der gemischten Truppe und ließen sich am üblichen Platz nieder. Trotz der noch immer warmen Sonne zog der Wind bereits kühl über das Dach der Schule, doch noch war er erträglich. In einigen Wochen würden sie sicher nicht mehr hier sitzen können. Der Herbst kam bedrohlich näher, was auch die dunklen Wolken bezeugten, die sich am Rande der Stadt sammelten und langsam über die Berge hinwegzogen. Akane hatte ihren Blick auf diese Gebilde gerichtet und wirkte so, als sei sie in Gedanken versunken, während ihre Freundin sie von der Seite beobachtete. Ihr war schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass die Brünette etwas zu beschäftigen schien, doch sie traute sich nicht sie darauf anzusprechen. Sie wusste einfach nicht, wo sie anfangen sollte. Vielleicht bildete sie sich das ja auch nur ein, aber…

„Du Mirâ, kann ich dich mal um einen Rat bitten?“, fragte Akane unvermittelt und riss Mirâ damit aus ihren Gedanken.

Sofort nickte sie: „Ja sicher. Was gibt es?“

„Naja…“, ihre beste Freundin senkte den Blick und schien kurz zu überlegen wo sie überhaupt anfangen sollte, „Es geht um Yasuo-senpai…“

„Was möchtest du denn wissen?“, fragte die Violetthaarige nach.

„Hm… Ich habe dir ja erzählt, dass er am Ende des Schuljahres wegziehen wird, um in Aehara zu studieren. Oder?“

„Ja. Ich meinte doch, dass ihr ja trotzdem in Kontakt bleiben könnt. Aehara ist doch nicht weit weg“, vorsichtig rutschte sie an die Brünette ran, die aussah, als würde sie jeden Moment weinen.

Diese senkte den Blick tiefer: „Ich weiß aber nicht mehr, wie ich damit umgehen soll. Der Gedanke, dass Senpai weggeht tut mir unglaublich weh und am liebsten möchte ich ihn bitten hierzubleiben, aber das wäre egoistisch… oder?“

Ein kleines mitfühlendes Lächeln legte sich auf Mirâs Lippen. Sie wusste schon lange was Sache war, doch hatte sich nie dazu geäußert. Dieses Mal jedoch sprach sie es direkt an:

„Du bist in Yasuo-senpai verliebt. Oder?“

Ein kleines Nicken war zu erkennen: „Was soll ich nur machen, Mirâ? Wenn ich ihn einfach damit konfrontiere, dann schrecke ich Senpai doch ab. Am Ende zerbricht deshalb das Team. Dabei können wir uns das nicht leisten. Aber… ich weiß nicht, wie lange ich es vor Senpai noch geheim halten kann. Ich möchte mich ihm nicht aufzwingen, aber ich möchte auch nicht, dass er mich zurücklässt.“

Man hörte ihr an, wie schwer es ihr fiel die Tränen zu unterdrücken. Sie musste wirklich sehr viel für den älteren Schüler empfinden. Dass sie nun zwischen zwei Stühlen saß tat der Violetthaarigen unendlich leid. Es wäre wohl weniger kompliziert für sie, wenn Yasuo kein Teil ihres Teams wäre, denn gerade das wurde der Brünetten gerade zur Last. Sie nahm Rücksicht auf Mirâ und die anderen und wollte einfach nicht, dass ein Geständnis alles kaputt machte. Wie schnell konnte eine plötzliche Liebeserklärung sogar eine ganze Freundschaft zerstören? Zwar hatte die Oberschülerin so etwas nie selber erlebt, aber sie hatte in den letzten Jahren häufig beobachtet, wie eine vermeintlich beste Freundschaft plötzlich zerbrach, weil einer dem anderen seine Liebe gestanden hatte. Sie dankte ihrer Freundin dafür, dass sie deshalb Rücksicht nahm, wollte aber auch nicht, dass diese daran zerbrach. Deshalb traf sie eine Entscheidung, von der sich hoffte, dass sie sie nicht bereuen würde. Doch irgendwie hatte sie im Gefühl, dass es gut ausgehen würde.

Sie legte ihre Hand auf Akanes Schulter und sicherte sich damit ihre Aufmerksamkeit: „Sprich mit ihm darüber. Vielleicht nicht gerade heute und hier, aber in einem ruhigen Moment. Sag ihm einfach was du empfindest.“

Ihre Freundin wollte dagegen protestieren, doch die Violetthaarige sprach ihr gut zu und erklärte, dass sie sich sicher war, dass alles gut ausgehen würde. Außerdem würde sie daran zerbrechen, wenn sie nicht endlich reinen Tisch machen würde und Yasuo erklären würde, was los war. Mit Sicherheit hatte dieser auch schon bemerkt, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Er wirkte zwar oft so, als würde ihn nichts interessieren, aber für Akane schien er doch einiges zu empfinden. Nicht umsonst würde er sich so häufig mit ihr treffen. Das allerdings sprach Mirâ nicht aus, da sie der jungen Frau ihr gegenüber nicht zu viele Hoffnungen machen wollte. Trotzdem schien es zu wirken. Mit großen feuchten Augen starrte Akane sie an, doch lächelte dann, wodurch einige Tränen aus dem Augenwinkel kullerten.

„J-ja. Du hast sicher Recht“, meinte sie und wischte sich die Tränen weg, „Ich würde es sicher noch mehr bereuen weiter zu schweigen. Vor allem wenn er dann weg ist. Ich hoffe nur, dass alles gut geht, egal wie es ausgeht.“

„Mit Sicherheit“, lachte Mirâ und strich der Brünetten über den Rücken, „Du hast auf jeden Fall meine Unterstützung.“

„Danke, Mirâ“, bedankte diese sich und wandte ihren Blick ab, als sie ihre Freunde bemerkte, die nun auf sie zukamen.

Die Violetthaarige beobachtete ihre beste Freundin einen Moment, wie diese die anderen zu sich rief und spürte ganz deutlich das warme Glühen in ihrer Brust, der den Social Link weiter vorantrieb.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Fast schon wieder vergessen. I'm sorry. xD Damit ist der Dungeon von Ryu nun offiziell beendet und wir starten jetzt in eine Reihe von vielen, vielen, vielen Alltagskapiteln mit vielen, vielen, vielen Social Links. xDDDDD Ich hoffe das stört euch nicht. xD
Ich hoffe auch, dass euch das Kapitel gefallen hat. ^___^
Wir lesen uns dann mitte des Monats wieder. :D
Eure Shio~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2022-06-04T15:34:31+00:00 04.06.2022 17:34
Huhu Shio,

endlich ist dieser Dungeon vorbei und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie froh die Truppe darüber sein muss. Dass Kuraiko so schnell wie möglich raus will, kann ich mir nur zu gut vorstellen, aber vorher gibt es noch ein wenig Stuff zum drüber nachdenken. Ryu scheint Mika zu kennen und ihre Glöckchen hat sie anscheinend von unserem neuen Persona-User bekommen. Boah, wie du es schaffst, so ein paar Bröckchen zu streuen und einen echt in den Wahnsinn zu treiben. Ich will wissen, was es mit Mika auf sich hat. WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!

Okay beruhigen wir uns alle und... na super, Mister Red-Eyes Black Shadow ist wieder da und lässt einen Spruch aller Igor los, der Mirâ keine Ruhe lässt... Was damals wohl passiert ist? Ich will es wissen, aber ich muss noch so lange warten, bis es endlich offenbart wird... Naja, dann müssen wir warten...

Wieder in der Schule heißt es erst einmal Planung des Ausflugs und ich kenne das, wenn eine Klassenfahrt ins Wasser fällt... Oho, die Truppe fährt nach Port Island, na wer könnte denn da auftauchen? Ja, ich rede mit dir, Amada Ken, 16 Jahre alt (oder 17 XD). Auf das Schulfest bin ich mal gespannt, vor allem, da Mirâ sowas wohl noch nie mit Schulfreunden richtig erlebt hat.

Auf dem Dach gibt es ein wenig Liebeskummer und ich will Akane einfach nur Knuddeln Q.Q
Vermutlich ist es wirklich das Beste, alles mal unter sich zu besprechen und ich warte gespannt auf die Reaktion von Yasuo, auch wenn ich sie mir in gewisser Weise schon denken kann.

War wie immer ein sehr schönes Kapitel mit viel Gefühl (Armes Akane Tuff Tuff...) und ich freue mich auf die nächsten Kapitel aus dem Alltag. ^^

Lg Fubuki


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