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Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

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XCIX – Hobbys

Sonntag, 13.September 2015

Seufzend erklomm Mirâ die letzte Stufe der Treppe, welche hinauf zum Shinzaro Tempel führte und atmete erst einmal tief durch. Wieso musste dieser Tempel nur so viele Stufen haben? Und überhaupt, wieso war er so weit oben gebaut? Geschafft stützte sie ihre Hände an ihren Knien ab und versuchte somit ihren Atem wieder zu beruhigen. Es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder richtig aufrichten konnte und sich dann umsah. Sie war zwar nicht vorrangig wegen Masaru hergekommen, doch trotzdem hatte sie die Hoffnung ihn zu treffen. Ein paar Minuten mit ihm alleine würde sie sich schon wünschen. Doch egal in welche Richtung sie sah, sie konnte ihn nirgends erspähen, dabei hatte sie ihn meistens hier angetroffen, wenn sie hier war. Ein wenig enttäuscht ihn nicht anzutreffen, schritt sie weiter voran und betrat damit das Innere des Geländes, welches von dem Tempel, dem Dôjo und dem Wohnhaus eingerahmt wurde. Doch wiedererwartend traf sie den jungen Mann auch hier nicht an.

„Naja kann man nichts machen…“, ging ihr durch den Kopf, während sie auf den Haupteingang des Tempels zuging, vor welchem eine Box stand, über der eine große Glocke hing.

Masaru war ja auch nicht der hauptsächliche Grund, wieso sie sich auf den Weg hierher gemacht hatte. Um ehrlich zu sein, wollte sie eigentlich beten. Dafür, dass sie den Bossgegner an diesem Abend unbeschadet überstanden und Arabai aus den Fängen seines Shadows retten konnten. Auch wenn sie shintoistisch erzogen war, so war ihr Glaube daran eher mangelhaft. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es Götter gab, die ihr Schicksal und ihren Alltag lenkten. Trotzdem war ihr am späten Abend, nachdem sie zuhause angekommen war, der Gedanken gekommen ein Gebet abzusetzen und einen Glücksbringer zu kaufen. Ob es wirklich etwas brachte wusste sie nicht. Wahrscheinlich war es auch vergebliche Liebesmüh. Dennoch wollte sie es probieren. Schaden konnte es ja in erster Linie erst einmal nicht. So trat sie an die Gebetsbox heran, warf 5 Yen hinein, läutete die Glocke, verbeugte sich dann höflich, klatschte zweimal in die Hände und trug dann schweigend ihr Gebet vor, bevor sie wieder einen Schritt zurück machte und sich noch einmal verbeugte. Nun konnte sie nur noch auf den Schutz der Gottheit dieses Tempels hoffen. Ob ihre Gebete angekommen waren, würde sie aber wahrscheinlich niemals erfahren. Als sie fertig war, machte sie auf der Hacke kehrt und ging als nächstes auf ein quadratisches Gebäude zu, welches am Anfang des Karees stand und in welchem die tempeleigenen Talismane verkauft wurden. So schritt sie über den Platz, welcher an diesem Tag erstaunlich leer war, um das Gebäude herum und stand kurz darauf vor einem Verkaufsfenster, hinter welchem eine junge Frau saß, deren grüne lange Haare zu einem lockeren Zopf gebunden waren. Dazu trug sie eine typische Mikotracht. Gelangweilt hockte sie auf den innen ausgelegten Tatamimatten und starrte auf ihr Smartphone. Erst nachdem sie bemerkt hatte, dass jemand an das Fenster getreten war, hob sie etwas missmutig den Kopf. Bei dem Mädchen handelte es sich um Chisato Samejima, derjenigen, welche Mirâ vor einiger Zeit den Kampf angesagt hatte, wenn es um Masaru ging.

„Herzlich willkommen…“, sprach sie beiläufig, stoppte jedoch, als sie Mirâ erblickte, „Falls du Masaru-san suchst, der ist heute außer Haus. Er meinte, dass er etwas zu erledigen hätte.“

Ein wenig geschockt über diese direkte Ansprache, wusste die Oberschülerin für einen Moment gar nicht, was sie sagen sollte. Doch dann lächelte sie etwas genervt und versuchte so ruhig wie möglich ihren Grund des Besuches zu erklären:

„A-also eigentlich bin ich nicht wegen Senpai hier. Ich wollte einen Talisman kaufen, der Glück bringt.“

Am liebsten hätte sie diesem frechen Balg eine übergezogen, doch sie musste versuchen ruhig zu bleiben. Etwas überrascht starrte Chisato sie an, da sie anscheinend echt damit gerechnet hatte, dass sie wegen Masaru hier war. Natürlich war das auch ein Grund gewesen, jedoch nicht der vordergründige, doch das konnte sie dem jüngeren Mädchen schlecht sagen. Diese sah sich nun in ihrer Auslage um und hob dann einen grün-rot-goldenen Talisman in die Höhe, auf welchem „Glück“ stand.

„Der hier sollte funktionieren“, meinte sie, „Natürlich weiß ich nicht, für was du den brauchst, aber für einfache Dinge reicht er. Was Liebesdinge angeht allerdings nicht.“

Egal wie man es betrachtete, es wirkte nicht, als würde sie die Arbeit hier wirklich gerne machen. Was Mirâ zu der Frage brachte, was sie dann überhaupt hier machte.

„D-Das soll er auch nicht. Er soll einfach nur Glück bringen“, dass die Violetthaarige genervt war, versuchte sie nicht einmal zu verbergen, obwohl sie sich schon zurückhielt.

„Gut. Das macht 500 Yen“, verlangte Chisato und verstaute den Anhänger in einer kleinen Papiertüte.

Mirâ zückte ihr Portmonee und zog eine 500 Yen Münze heraus, welche sie der Grünhaarigen vorlegte, bevor sie ihren Einkauf entgegennahm und die Jüngere sie mit einer Höflichkeitsfloskel verabschiedete. Auch die Oberschülerin verabschiedete sich und wandte sich ab, als sie spürte wie ihr Smartphone vibrierte. So zog sie es schnell aus ihrer Tasche und wollte nachsehen, wer sie denn zu dieser Zeit störte. Doch als sie ihr Display einschalten wollte, blieb dieses wiedererwarten schwarz. Fluchend versuchte sie mehrmals ihr Smartphone wieder zum Laufen zu bringen, doch egal was sie machte, es brachte nicht das gewünschte Ergebnis. Chisato beobachtete die Ältere eine ganze Weile, ehe sie dann doch einmal das Wort ergriff:

„Kann man dir irgendwie helfen? Hast du Probleme mit deinem Handy?“

Überrascht drehte sich die Ältere wieder herum und überlegte kurz, was sie darauf antworten sollte, entschied sich dann aber für die Wahrheit: „Ja… seit einiger Zeit spinnt es immer mal wieder. Ich bekomme es gerade nicht mehr an.“

Die Grünhaarige kniete sich richtig hin und lehnte sich dann nach vorn an das Fenster heran, bevor sie der Älteren die Hand reichte: „Zeig mal her. Vielleicht kann ich dir helfen.“

Skeptisch schaute Mirâ auf die ihr dargebotene Hand und dann zu dem Mädchen, welches sie mit großen Augen erwartungsvoll ansah. So richtig wusste sie nicht wirklich, wie sie reagieren sollte. Eigentlich wollte sie ihr Smartphone nicht einfach an jemanden weiterreichen, den sie gar nicht wirklich kannte. Immerhin konnte sie ja nicht einschätzen, was derjenige damit vorhatte. Andererseits hatte sie wirklich nicht viel Ahnung von Handys und bräuchte eigentlich Hilfe. Vor allem, da sie das Telefon am Abend brauchte. Aber was konnte eine Mittelschülerin schon ausrichten?

Chisato beobachtete sie eine Weile, bevor sie sich seufzend zurücklehnte: „Wie du meinst… Hast du es mal mit einem Neustart versucht?“

„Wie denn, wenn ich das Display nicht mehr anbekomme?“, fragte Mirâ noch einmal skeptisch.

Noch einmal seufzte die Grünhaarige: „Das geht auch ohne das Display einzuschalten. Bei dem Modell musst du eine Weile gleichzeitig die Powertaste und die Leise-Taste gedrückt halten. Dann sollte es neu starten.“

Vollkommen verwirrt sah die Violetthaarige die Jüngere an, bevor sie sich ihr Handy genau betrachtete. Es dauerte eine Weile, bevor sie verstanden hatte, was sie als nächstes tun musste, doch dann versuchte sie es. Leider eher schlecht als Recht. Denn egal, wie lange sie drückte, es tat sich nichts. So gab sie es nach einiger Zeit auf und hatte sich bereits mit dem Gedanken abgefunden ein neues Handy kaufen zu müssen, als plötzlich eine Hand von der Seite erschien und ihr das rote Gerät aus der Hand riss. Chisato hatte sich aus dem kleinen Fenster herausgelehnt und nach dem Gerät gegriffen. Erst wollte die Oberschülerin protestieren, doch dann beobachtete sie gespannt, was die Grünhaarige da trieb. Mit einem gekonnten Griff drückte sie genannte Tasten und kurz darauf vibrierte das Handy einmal kurz, bevor einen Moment später auf dem Display das Logo des Herstellers erschien.

Mit einem allessagenden Blick reichte die Jüngere ihr wieder das Gerät: „Hier. Den Pin musst du selber eingeben. Dieses Modell hat das Problem, dass es irgendwann rumspinnt, wenn der Arbeitsspeicher eine bestimmte Grenze überschritten hat. In den meisten Fällen geht das Display einfach nicht mehr an oder friert ein. Ein paar Schüler aus meiner Klasse haben nämlich das gleiche. Man muss einige Apps runterschmeißen, die eigentlich nur sinnlos Speicher rauben, die man meistens aber nie nutzt. Wenn du magst, kann ich das für dich machen, wenn du keine Ahnung davon hast.“

Überrascht nahm Mirâ ihr rotes Telefon wieder entgegen und tippte ihren Pin ein. Und endlich funktionierte es wieder. Aber wenn es stimmte, was ihr Gegenüber erzählte, dann würde es nur eine Frage der Zeit sein, bis es wieder Probleme machte. Die junge Frau starrte einen Moment auf die Startseite ihres Smartphones und überlegte, bevor sie sich entschied der Grünhaarigen zu vertrauen. Sie richtete ihren Blick auf diese und fragte frei heraus, ob sie gerade die Zeit hätte ihr zu helfen. Angesprochene setzte ein leichtes Lächeln auf und erhob sich von ihrer Position.Dann sah sie sich kurz um und ging damit sicher, dass keine weiteren Gäste kamen, die etwas kaufen wollten, bevor sie aus dem kleinen Haus heraus und neben Mirâ zum Stehen kam. Grinsend hielt sie der Violetthaarigen die Hand hin, woraufhin diese ihr das Telefon übergab. Dann öffnete sie die Einstellungen des Smartphones. Die ganze Zeit hatte die Ältere einen genauen Blick darauf, was die Mittelschülerin machte und beobachtete jeden Handgriff.

„Hier siehst du? Diese Apps sind nicht relevant. Oder hast du sie jemals benutzt?“, fragte sie Jüngere und bekam als Antwort ein Kopfschütteln, „Gut. Dann runter damit.“

Immer mehr Apps, von denen Mirâ nicht einmal wusste, dass sie überhaupt existierten flogen eine nach der anderen raus und mit jedem Mal hatte die junge Frau das Gefühl ihr Handy würde etwas schneller laufen.

„Hm? Was ist das denn für eine App?“, Chisato war bei der Persona App angekommen, „Von der hab ich ja noch nie was gehört.“

„Ähm ja… also das ist ein ganz spezielles Programm…“, murmelte die Oberschülerin, da sie nicht wusste, wie sie es der Jüngeren erklären sollte.

Was hätte sie auch sagen sollen? Dass diese App dafür da war eine Persona zu rufen? Wohl kaum.

Ein Seitenblick traf sie, woraufhin sie leicht zusammenzuckte, doch Chisato überging alles weitere und fragte nicht weiter nach: „Na gut. Du wirst deine Grüne haben. Sie nimmt auch kaum Speicher weg, also von daher ist es schon okay. Trotzdem würde mich ja interessieren, was das für eine App ist…“

Letzteres hatte die junge Frau so leise gesagt, das Mirâ es beinahe gar nicht verstanden hatte, während sie die Liste der Apps weiter abging. Danach schien das Thema erst einmal vom Tisch zu sein und sie kümmerte sich weiter ums Ausmisten. Das wiederum dauerte nur wenige Minuten, sodass Chisato ihr das rote Telefon nach kurzer Zeit wieder hinhielt.

„Hier. Ich hab es noch einmal ausgemacht. Sobald es heruntergefahren ist, kannst du es wieder starten. Dann sollte es wieder laufen“, erklärte sie.

„Ähm… danke…“, die Ältere wusste gar nicht so genau, was sie überhaupt sagen sollte, während sie ihr Telefon entgegennahm und wieder einschaltete.

Es dauerte einen Moment, dann fuhr sich das Smartphone wieder hoch. Schweigend gab Mirâ erneut ihren Pin ein und merkte dann gleich, dass das rote Gerät um einiges schneller und fließender lief.

„Bei Gelegenheit solltest du auch mal Dinge wie Fotos oder Downloads löschen oder, wenn du sie noch brauchst, in eine Cloud speichern oder auf deinem PC, wenn du einen hast. Sowas verlangsamt das Handy nämlich auch“, erklärte Chisato abschließend.

„Ähm ja okay. Danke für den Tipp“, noch einmal sah Mirâ auf ihr Telefon, bevor sie es sperrte und dann in ihrer Tasche verschwinden ließ.

Dass jemand versucht hatte sie zu erreichen hatte sie dabei vollkommen vergessen. Es gab allerdings auch etwas anderes, was sie viel mehr interessierte: „Du scheinst dich wirklich gut mit Technik auszukennen…“

„Ja. Ich interessiere mich dafür. Es hat mir schon immer Spaß gemacht mich mit so etwas zu beschäftigen“, erklärte die Grünhaarige, während sie wieder in das Haus zurückging und sich auf den Tatamimatten niederließ, „Leider wird es wohl für immer nur ein Hobby bleiben…“

Irritiert sah Mirâ die Jüngere aufgrund der Aussage an, doch noch ehe sie fragen konnte traten plötzlich doch noch mehrere Besucher des Tempels an das Geschäft heran, sodass sie nicht die Chance bekam nachzufragen. Mit einer höflichen Verbeugung im Sitzen verabschiedete sich Chisato von der Älteren und wandte sich dann an die neu hinzugekommenen Gäste, weshalb die junge Frau sich umdrehte und dann ging. Die Mittelschülerin klang etwas traurig, als sie das sagte, weshalb die Violetthaarige gerne nachgefragt hätte. Doch das musste sie wohl auf das nächste Mal verschieben. Trotzdem hatte sie das Gefühl das Mädchen etwas besser verstehen zu können. Eine angenehme Wärme breitete sich in ihrer Brust aus, während aus ihrer Tasche der bekannte Sound kam und sofort wusste sie, dass sie den Social Link von Chisato etwas weiter vorangetrieben hatte.
 

Das Wetter an diesem Tag war so angenehm, dass Mirâ sich spontan entschied noch einen kleinen Spaziergang zu machen, bevor sie nachhause ging. So schlenderte sie hinunter zum Fluss, welcher auch am Shinzaro Tempel vorbeifloss und ging dann in Richtung Tsukimi-kû weiter, dem Stadtviertel, in welchem sie lebte. Sie würde zwar nicht den gesamten Fluss entlanglaufen können, da sie sich sonst wieder von Zuhause entfernte, aber ein kleines Stückchen konnte sie dem Verlauf noch folgen. So nahm sie sich vor bei Gelegenheit einfach in die U-Bahn einzusteigen, wenn es passte. Doch bis dahin genoss sie das angenehme Wetter noch eine Weile und beobachtete die Menschen, die sich an der Böschung des Gyakuryû herumtrieben. Dabei fiel ihr plötzlich eine Person ins Auge. Wiedererwartend war es allerdings nicht Yasuo, welcher sich ja regelmäßig mit seinem Hund an diesem Ort herumtrieb, sondern Megumi. Diese saß etwas abseits von ihr im Gras und hatte ihren Kopf tief gesenkt. Besorgt setzte sich Mirâ in Bewegung, da es für sie auf den ersten Blick so wirkte, als würde es der Jüngeren nicht gut gehen. Doch als sie näherkam und etwas um sie herumging, fiel der Violetthaarigen auf, dass sie sich umsonst Sorgen gemacht hatte. Die Mittelbrünette hatte auf ihrem Schoß einen Block liegen, auf welchem sie gerade einige sorgfältige Striche setzte. Ab und an hob sie auch mal den Blick, nur um kurz darauf weiter zu zeichnen. Dabei war sie so konzentriert, dass sie Mirâ nicht einmal bemerkte. Erst als diese etwas nähertrat, um neugierig zu schauen, was die Jüngere da überhaupt zeichnete, schrak diese plötzlich auf.

„Mirâ-senpai”, erschrocken zog sie sich ihre Kopfhörer aus den Ohren und starrte die Ältere mit großen Augen an.

„Hallo Megumi-chan. Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken“, entschuldigte sich die Violetthaarige mit einem kleinen Lächeln.

Ihr Gegenüber schüttelte den Kopf: „Nein, schon gut. Ich war nur so versunken.“

Mirâ lachte: „Das habe ich bemerkt. Was zeichnest du denn da?“

Überrascht sah die Jüngere sie an, bevor sie einen kurzen Blick auf ihre Skizze richtete und dann zu überlegen schien, ob sie es der Älteren zeigen sollte. Letzten Endes entschied sie sich jedoch dafür und senkte ihre Knie, sodass ihr Block auf ihren Oberschenkeln zum Liegen kam. Interessiert besah sich die Violetthaarige die Skizze, auf welcher ein Magical Girl zu sehen war, dass gerade ihren Zauberstab hielt, dessen Spitze einem aus Kristallen bestehenden Schmetterling glich. Auch ihr restliches Outfit war an dieses Tierchen angelehnt. Mirâ kannte diese Serie flüchtig. Sie war aktuell sehr beliebt. Ihre Schwester schaute sie auch gerne, weshalb die Oberschülerin auch schon einige Folgen mitbekommen hatte. Worum es aber genau ging konnte sie nicht sagen. So genau hatte sie das Ganze dann doch nicht verfolgt. Aber was ihr definitiv auffiel war, dass Megumi die Protagonistin dieser Serie gezeichnet und diese auch wirklich sehr gut getroffen hatte. Abgesehen, dass ihr Stil etwas von dem der Serie abwich hätte man meinen können, es wäre ein Originalbild gewesen.

„Wow wie cool. Ist das aus der Serie „Rainbow Spring“?“, fragte Mirâ, als ihr wieder einfiel wie die Serie hieß.

Megumi nickte und sah sie mit großen erwartungsvollen Augen an: „Schaust du die Serie etwa auch, Senpai?“

Überrascht sah die Ältere zu der Brünetten und wich dann etwas zurück, während sie die Hände hob: „N-Nein. Meine Schwester schaut sie aber gerne. Ich schaue nur ab und zu mal mit. Aber ich kann nicht sagen, worum es eigentlich geht.“

„Ach so. Schade…“, senkte die Jüngere den Blick.

Anscheinend hatte sie gehofft, dass sie sich mit ihrer Senpai darüber unterhalten konnte. Leider musste Mirâ sie in dieser Beziehung enttäuschen. Es war nicht so, dass sie Animes und Mangas gar nicht schaute oder las; das Gegenteil war sogar der Fall. Aber sie war kein Fangirl oder gar Otaku. Natürlich verurteilte sie niemanden dafür, wenn er sich dafür interessierte. Eigentlich fand sie es sogar ganz cool, immerhin lebten diese Menschen ihr Hobby in vollen Zügen aus. Sie im Gegensatz dazu hatte irgendwann aufgehört sich wirklich aktiv mit ihrem Hobby, dem Bogenschießen, zu befassen. Als Kind war sie immerhin total vernarrt darin gewesen. Wieso hatte sie eigentlich damals plötzlich aufgehört? Sicher, ihre alten Schulen hatten diesen Sport nicht alle angeboten, aber es war nicht so, dass es in den jeweiligen Städten nicht auch Dojôs gab, die sie hätte nutzen könnten. Mit Sicherheit hätte ihre Mutter auch nichts dagegen gehabt. Wieso also hatte sie plötzlich kein Interesse mehr daran?

„Senpai?“, ließ sie die Stimme ihrer kleinen Freundin aus den Gedanken schrecken und zu dieser schauen, „Ist alles in Ordnung? Du warst plötzlich so weit weg.“

„Ah ja. Alles gut. Ich war kurz in Gedanken“, sagte sie, als sie den besorgten Blick ihrer Kohai bemerkte und ließ sich nun neben dieser nieder, „Ich dachte nur wie toll es sein muss, ein Hobby zu haben, dem man sich mit Leib und Seele widmen kann.“

Mit irritierten grünen Augen sah die Mittelbrünette sie an, doch als sie nichts weiter dazu sagte, beließ es auch die Jüngere erst einmal dabei.

„Naja… manche finden es eher übertrieben…“, murmelte sie anschließend, „Meine ältere Schwester zum Beispiel macht sich darüber lustig. Dabei hat sie früher auch regelmäßig Animes geschaut. Also… es ist nicht so, als würde sie sich allgemein darüber lustig machen. Sie meint nur, dass ich zu häufig in meiner eigenen Welt sei und mich lieber mehr auf die reale Welt konzentrieren sollte.“

„Ist sie sehr viel älter?“, fragte Mirâ nach.

„Vier Jahre. Sie macht aktuell eine Ausbildung“, meinte die Jüngere, während sie auf ihre Skizze starrte.

„Wahrscheinlich meint sie das nicht böse“, meinte die Violetthaarige darauf, woraufhin sie ein überraschter Blick traf, „Ich ziehe Junko auch häufig auf, meine es aber eigentlich nie böse, auch wenn sie mir deshalb böse ist.“

„Meinst du?“, fragte Megumi nach und bekam nur ein Nicken als Antwort, „Wahrscheinlich hast du Recht. Trotzdem ist es nervig.“

Die Brünette hatte sich leicht genervt zurückgelehnt, lächelte allerdings, weshalb der Älteren ein Lachen entkam. Ja, manchmal war die Kommunikation unter Geschwistern etwas schwierig, aber selten meinte es der andere schlecht. Als sie sich wieder beruhigt hatte, wandte sich die Jüngere wieder an sie und wollte wissen, was sie eigentlich hier machte, woraufhin sie den Grund für ihren Rundgang erklärte. Dass sie zuvor bei Masaru am Tempel war, um dort für ihr Glück zu beten und einen Talisman zu kaufen und dass sie danach das Wetter für einen Spaziergang nutzen wollte. Megumi hörte ihr aufmerksam zu und senkte dann den Blick, bevor sie meinte, dass sie sie vollkommen verstehen konnte. Auch sie hatte sich ihre Gedanken wegen des Dungeons gemacht und ob sie es schaffen würden Ryu aus den Fängen seines Shadows zu befreien. Dies war auch der hauptsächliche Grund, wieso sie überhaupt am Fluss saß und zeichnete.

„Ich konnte mich zuhause nicht mehr konzentrieren. Ständig schweiften meine Gedanken an heute Abend ab. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht nervös bin. Vor allem nachdem ich gestern bemerkt habe, dass ich Nechs Kraft noch gar nicht richtig kontrollieren kann“, beendete sie ihre Erklärung.

Überrascht sah Mirâ die Jüngere an, als sie bemerkte, dass diese ihrer Persona einen Spitznamen verpasst hatte. Ihr selbst war niemals in den Sinn gekommen Hemsut einen anderen oder verkürzten Namen zu geben, aber irgendwie passte das zu der Brünetten. Deshalb lächelte Mirâ nur, ging aber nicht weiter darauf ein. Stattdessen legte sie ihrer Kohai eine Hand auf die Schulter und versuchte sie zu beruhigen.

„Schon okay. Wir sind alle nervös. Egal um welchen Dungeon es sich bisher handelte, sobald es Richtung Bossraum ging waren wir alle angespannt. Und du warst uns gestern eine sehr große Hilfe. Also spiel dich nicht herunter. Wir sind froh dich an unserer Seite zu wissen. Und dass du die Kraft deiner Persona noch nicht zu einhundert Prozent beherrschst ist vollkommen normal. Keiner von uns konnte das. Wahrscheinlich haben wir das auch bis heute nicht wirklich geschafft“, sagte sie lächelnd, „Wir schaffen das heute Abend schon. Ganz sicher.“

Die Jüngere sah sie an als wüsste sie nicht, was sie sagen sollte, nickte dann aber mit einem kleinen Lächeln und stimmte ihr zu. Auf Mirâs Gesicht bildete sich ein Grinsen, welches die Kleine einen Moment später erwiderte, während sie aus ihrer Tasche ein Vibrieren und in ihrem Inneren eine angenehme Wärme spürte.
 

„Nanu? Störe ich?“, holte eine männliche Stimme die beiden Mädchen aus ihren Gedanken und ließ sie gleichzeitig aufschauen.

Daraufhin erblickte Mirâ einen jungen Mann mit gebräunter Haut und dunkelbraunen wüsten Haaren, die er mit einem grünen breiten Stoffband davon abhielt in sein Gesicht zu fallen. Seine grünen Augen, die selbst durch seine schmale Brille hindurch auffielen, sahen die beiden Mädchen überrascht an. Er trug ein weißes Poloshirt mit rot-schwarzem Kragen, auf dessen linker Brust das Logo einer bekannten Tankstelle gestickt war. Dazu trug er eine dunkelgraue Caprihose mit unglaublich vielen Taschen und graue Sneaker ohne Schnürsenkel. Bei jeder seiner Bewegungen klimperten zwei ovale Anhänger, welche er an einer Kette um seinen Hals trug und deren Form der Violetthaarigen bekannt vorkamen.

„Obata-senpai. Hallo. Kommst du gerade von der Arbeit?“, grüßte Megumi den Hinzugekommenen freundlich und holte Mirâ damit aus ihren Gedanken.

„Ja, dachte mir ich schau mal, ob ich dich hier antreffe“, grinste er nur breit.

Irritiert blickte Mirâ zwischen den beiden Parteien hin und her. Sie kannte den Braunhaarigen. Erst vor ein paar Tagen hatte sie ihn kurz auf dem Gang der Schule getroffen. Genau, an dem Tag, an dem Hiroshi nicht zur Schule gekommen war. Damals war er gemeinsam mit Shuya unterwegs gewesen und hatte sich über das Missgeschick seines Kumpels amüsiert. Sie überlegte kurz, bis ihr sein Name wieder einfiel: Naoto Obata.

„Dein Name ist Shingetsu. Oder?“, sprach er sie plötzlich unvermittelt an, woraufhin sie aus ihren Gedanken schrak und einfach nur nickte, „Wusste ich es doch. Wir hatten uns ja letztens mal auf dem Gang getroffen. Hiro hat mir von dir erzählt. Er scheint ganz angetan von dir zu sein.“

„Eh?“, erschrocken wich Mirâ ein Stück zurück und lief dabei knallig rot an.

Wie sollte sie das denn verstehen?

Der junge Mann lachte: „Naja er spricht halt häufig von dir. Ihr scheint gut befreundet zu sein.“

„A-ach so. J-ja“, stotterte die junge Frau zusammen und versuchte sich wieder zu beruhigen.

Währenddessen hatte Megumi bereits wieder das Gespräch mit dem Dunkelhäutigen aufgenommen und unterhielt sich mit ihm über die neusten Serien der Fall Season. Mirâ verstand dabei nur Bahnhof, wobei sie das Gespräch nicht wirklich vollständig mitverfolgte. Viel mehr versank sie wieder in ihren Gedanken und fragte sich, woher sich Megumi und Naoto kannten. Sie hätte nicht erwartet, dass die Jüngere so locker mit einem älteren Jungen sprechen konnte, der – wie Mirâ auch feststellen musste – nicht unattraktiv war. Er hatte mit Sicherheit auch einige Verehrerinnen. Umso erstaunlicher fand sie es, dass ein Mauerblümchen wie ihre kleine Freundin Kontakt zu ihm hatte. Natürlich mutmaßte sie, dass sie sich vor allem durch das Thema Anime so gut verstanden und dass es Megumi dadurch auch leichter fiel mit dem Brünetten zu sprechen. Trotzdem… Andererseits wirkte Naoto auch nicht abschreckend, was im Wiederspruch zu den Aussagen ihrer besten Freundin stand. Denn diese hatte offen klar gemacht, dass sie den jungen Mann ganz und gar nicht leiden konnte. Sie hatte zwar erwähnt, dass sie allem voran in der Mittelschule Probleme mit ihm hatte, doch Menschen änderten sich ja auch. Und Naoto wirkte eher wie ein vernünftiger und netter Junge. Und er war mit Hiroshi befreundet, obwohl sie sich ja auch nicht so gut verstanden haben sollen.

„Ich will euch dann aber nicht weiter stören“, holte sie die Stimme des Jungen wieder aus ihren Gedanken.

Der enttäuschte Blick ihrer kleinen Freundin blieb Mirâ dabei nicht verborgen. Anscheinend wollte sie nicht, dass sich Naoto schon wieder verabschiedete. Ein kleines Lächeln legte sich auf die Lippen der Älteren, als ihr bewusst wurde, was Sache war. Anscheinend hegte Megumi Gefühle für den älteren Schüler und nutze dafür die Gelegenheit sich mit ihm über Animes zu unterhalten, um in seiner Nähe sein zu können. Irgendwie erinnerte sie dieses Verhalten an das ihrer besten Freundin. Diese schob ja auch immer Bejû vor, wenn sie Zeit mit Yasuo verbringen wollte. Leise kicherte Mirâ und erhob sich dann, woraufhin sie von Megumi und Naoto verwundert angeschaut wurde.

„Du störst doch nicht, Obata-kun. Ich muss dann eh weiter“, sagte sie anschließend und zwinkerte Megumi kurz zu, welche sofort rot anlief, „Wir sehen uns dann morgen, Megumi-chan. Obata-kun, es war nett dich nochmal direkt kennenzulernen.“

„Das gebe ich gerne zurück. Vielleicht können wir uns wann anders mal länger unterhalten“, sprach der junge Mann unverblümt.

Die Violetthaarige nickte: „Gerne. Also dann. Machts gut.“

Damit hatte sie sich abgewandt und endlich auf den Heimweg gemacht.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Schon wieder zwei Wochen und ein weiterer Monat rum. O___O Und schon ist es wieder Mai. Oh Gott... bald ist schonwieder ein halbes Jahr vergangen... >____<
Naja... dafür gibt es für euch jetzt wieder ein neues Kapitel. ^___^ Dieses Mal wieder ein Alltagskapitel... aber keine Sorge. xD Nächstes Kapitel geht es wieder in den Dungeon und dort kommt es endlich zum nächsten Showdown. =D Vorher stand aber nochmal ausruhen auf dem Plan. XD Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. ^^ Wir lesen uns dann in 14 Tagen wieder.
Bis dahin eine schöne Zeit
eure Shio~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2022-05-06T16:48:47+00:00 06.05.2022 18:48
Huhu Shio-chan,

hier haben wir die Ruhe vor dem Sturm und wir sehen, was unsere Mirâ tut, um sich auf den Kampf vorzubereiten: Beten. Eine äußerst interessante Aktion, die ich ihr ehrlich gesagt nicht zugetraut hätte. Das hätte ich bei Masaru oder Megumi erwartet, aber nicht bei Mirâ. Tja, am Schrein treffen wir auch wieder auf Chisato und ich schwöre, es muss einiges passieren, damit Mirâ jemandem eine klatschen will, aber Chisato hat es darin nach kurzer Zeit zur Perfektion gebracht. Ehrlich, ich will die anderen irgendwann mal auf diesen Masaru-Konflikt reagieren sehen XD

Chisato darf hier mal zeigen, was sie mit Technik so machen kann und es ist sau lieb von ihr, dass sie Mirâs Handy wieder zum Laufen bringt, wobei ich mich schon gefragt habe, was sie wohl denkt, wenn sie die Persona-App sieht. Garantiert sucht sie am Abend in jedem App-Store nach dem Ding XD
Wie gut, dass das Handy wieder fehlerfrei läuft, stell dir mal vor, das hätte im Bosskampf den Geist aufgegeben... Das wäre nicht gut geendet...
Immerhin werden die beiden ein wenig wärmer miteinander, also alles gut.

Weiter geht es mit unserer kleinen Megumi, die das tut, was sie am besten kann: Zeichnen!
Irgendwie süß, wie sie sich darüber gefreut hat, dass Mirâ den gezeichneten Chara kannte, aber dann die Enttäuschung, dass sie sich damit nicht auskennt... Pat, pat, Megumi-chan...
Aufmunterung ist im Anmarsch, in Form von Naoto. Puh, Naoto, wenn Hiro rauskriegt, was du für Kommentare bei Mirâ loslässt wird er dir in den Hintern treten XD Manche Dinge bleiben lieber unausgesprochen würde ich sagen.

Es war auf jeden Fall schön zu sehen, wie die Charaktere sich ein wenig die Zeit totschlagen und im nächsten Kapitel geht es in den Bosskampf, der bestimmt einiges abverlangen wird. Ich bin gespannt und freue mich auf die Mitte des Monats.

Lg Fubuki


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