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Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

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XCI – Schulgeschichten

Dienstag, 08.September 2015
 

„Guten Morgen“, grüßte Hiroshi die beiden Mädchen, als er in den Klassenraum trat.

Beide hoben den Kopf und sahen zu dem jungen Mann, welcher an ihnen vorbei zu seinem Platz ging. Er stellte seine Tasche auf den Tisch und ließ sich dann auf seinen Stuhl nieder, den er zuvor zurückgezogen hatte. Akane, welche bisher neben der Violetthaarigen stand, drehte sich zu ihrem Kumpel um und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie ihn fragte was er nur immer für Dummheiten mache. Der Blonde grinste schief und zuckte mit den Schultern, während er meinte, dass er froh war, dass es nur seine rechte Hand war und nicht sein Fuß. Immerhin sei er Fußballer und auf seinen Fuß angewiesen. Außerdem wäre er sonst auch nur eine Belastung in der Spiegelwelt. Mit einer verstauchen Hand konnte er da gut leben. Besorgt beobachtete Mirâ, wie ihr Kumpel mit seinen Händen gestikulierte, während er mit der Brünetten sprach. Dabei fiel ihr Blick wieder auf die verletzte rechte Hand, welche in einen weißen Verband gewickelt war und noch immer geschwollen wirkte. Wie er damit wohl schreiben wollte?

„Du Hiroshi-kun... Soll ich für dich mitschreiben?“, sprach sie plötzlich ihre Gedanken aus, ohne darüber nachzudenken.

Der junge Mann brach den Satz ab zu dem er gerade angesetzt hatte und sah sie fragend an, ebenso wie Akane. Sofort spürte sie wieder Wärme in ihrem Gesicht aufsteigen, weshalb sie peinlich berührt die Hände hob und damit herumfuchtelte:

„I-Ich meine wegen deiner verletzten Hand...“

Immer noch irritiert sah der Blonde sie an und warf dann einen verwunderten Blick auf seine Hand.

Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen: „Das Angebot ist lieb von dir. Aber ich komme schon klar. Ich schreibe einfach mit Links.“

Überrascht riss Mirâ die Augen auf, während sich Akane wieder an ihren Kumpel wandte und ihn fragte, ob er das denn überhaupt noch könne. Immerhin hatte er seine linke Hand schon lange nicht mehr zum Schreiben genutzt. Immer verwirrter blickte die Violetthaarige zwischen den Parteien hin und her und bekam dabei nur am Rande mit, wie der junge Mann nickte und erklärte, dass er es am Abend versucht habe und es noch klappte.

„Es ist nur etwas ungewohnt nach so langer Zeit...“, lächelnd blickte er auf seine linke Hand, „Dadurch siehts etwas krakelig aus. Vielleicht ein Grund wieder mehr mit links zu schreiben.“

„Ähm...“, ließ die junge Frau die beiden wieder zu sich blicken, „Ich versteh das jetzt nicht so ganz...“

Hiroshi legte den Kopf schief und schien einen Moment zu brauchen, um zu verstehen, was die junge Frau meinte. Doch dann lächelte er lieb und hob seine linke Hand:

„Ach so... Hab ich das nicht erwähnt? Ich bin eigentlich Linkshänder.“

Nun verstand die Violetthaarige gar nichts mehr. Es war nicht die Tatsache, dass ihr Kumpel Linkshänder war, sondern dass es ihr nie aufgefallen war. Sie war sich eigentlich sicher, dass er immer mit rechts schrieb. Wiederum hatte sie ihn nie ganz so intensiv beobachtet, um sagen zu können, ob er seine rechte Hand auch in alltäglichen Dingen verwendete. Aber wie hätte ihr auch etwas anders auffallen sollen, immerhin schrieb der Blonde mit rechts, als wäre es das Normalste der Welt. Dem Oberschüler schien die Verwirrung seiner Kameradin aufzufallen, weshalb er kurz kicherte. Er blickte wieder auf seine Hand und öffnete und schloss sie immer mal wieder, während er erkältet, dass seine Mutter zu der Sorte Mensch gehörte, die es nicht normal fanden, wenn man mit links schrieb. Deshalb bekam sie irgendwann den Rappel ihn „umerziehen“ zu wollen. Sie hatte ihn lange gestriezt, bis es für ihn selbstverständlich war mit rechts zu schreiben. Aus diesem Grund war diese Seite mittlerweile zu seiner Schreibhand geworden. Für alltägliche Dinge nutzte er aber hauptsächlich die linke Hand. Mirâ musste schlucken, als sie hörte, was der junge Mann noch so durchmachen musste. Nicht nur, dass ihn seine Mutter ständig herunterputzte, sie hatte ihm sogar einen natürlichen Vorgang abgewöhnt. Nur weil sie der Meinung war, es sei nicht normal. Was lief bei dieser Frau nur verkehrt?

„Ich weiß was du denkst Mirâ“, sagte der Blonde lächelnd, „Aber wie ich gestern schon sagte: Mach dir darüber keine Gedanken. Sie ist wie sie ist. Man muss nicht versuchen sie zu verstehen, das bringt nämlich nichts.“

Besorgt sah sie ihren Kameraden an, doch nickte dann, auch wenn sie nicht verstand, wie er das alles nur aushielt. Die vordere Tür des Raumes wurde aufgeschoben und holte die Violetthaarige damit aus ihren Gedanken. Frau Masa betrat den Raum, woraufhin sich alle Schüler an ihren Platz setzten und sie so einen Überblick über ihre Klasse bekommen konnte. Mit Freude stellte sie fest, dass auch Hiroshi wieder anwesend war, während sie das Klassenbuch aufschlug und den Homeroom eröffnete.
 

Während die Schüler der Jûgoya dem Unterricht folgten, sammelten sich über der Stadt dunkle Wolken, denen ein Unwetter folgte. Unerbittlich preschte der Regen gegen die Fensterscheiben des Gebäudes, begleitet vom lauten Grollen des Gewitters. So war es auch nicht verwunderlich, dass die meisten Schüler ihre Mittagspause im Gebäude verbrachten oder nur kurz hinausgingen, um ganz schnell zu einer der Turnhallen zu flitzen. Auch Mirâ und ihre Freunde hatten sich dazu entschieden im Gebäude zu bleiben und so hatten sie sich in ihrer Klasse mehrere Tische zusammengeschoben und es sich dort bequem gemacht. Sogar Kuraiko hatte sich zu der kleinen Gruppe gesellt, während Masaru meinte, dass er in der Pause etwas für den Schülerrat zu erledigen hätte. Was Yasuo vorhatte wussten sie nicht genau, aber sie waren sich sicher, dass dieser sich irgendwo ein warmes Plätzchen zum Schlafen gesucht hatte.

„Er erinnert irgendwie an eine Katze...“, hatte Akane beiläufig gemeint, als sie auf das Thema zu sprechen kamen und wurde daraufhin von irritierten Blicken fixiert.

Ohne weitere Worte war sie daraufhin aufgestanden und hatte das Klassenzimmer verlassen, um zu den Sanitäranlagen zu gehen. Peinlich berührt schloss sie hinter sich die Tür und verschwand dann in einer der Kabinen. Sie sollte dringend aufpassen, was sie dachte und vor allem, was sie davon laut aussprach. Seufzend kam sie wieder aus der Kabine und sah dann durch das Fenster hinaus, wo das Unwetter noch immer tobte. Ein Blitzt zuckte und sie wandte den Blick wieder ab, um sich die Hände zu waschen. Als sie fertig war trat sie einen Schritt zurück, um ihr Taschentuch aus der Jackentasche zu ziehen. Plötzlich zuckte ein erneuter Blitz durch die Luft und erhellte einen Moment den Raum, bevor es dunkel wurde. Erschrocken sah die Brünette zu den ausgefallenen Lampen an der Decke, bevor sie sich entschloss so schnell wie möglich zu den andern zurückzugehen, in der Hoffnung, das Licht würde gleich wiederkommen. Doch als sie ihren Blick von der Decke nahm und dieser dabei den Spiegel streifte, wich ihr die Farbe aus dem Gesicht. Mit Entsetzen erkannte sie eine dunkle Silhouette, welche so wirkte, als würde sie sich von der anderen Seite des Spiegels dagegen drücken. Ein unheimliches Quietschen erklang, als die Gestalt ihre Hand herunterrutschen ließ, während das Licht plötzlich wieder anging.
 

„KYAAAAAAAAAAH“, ein schriller Schrei hallte durch den Gang des zweiten Jahrgangs und ließ die Schüler rundherum erschrocken zusammenzucken.

Auch Mirâ und ihre Freunde hatten den Schrei vernommen und verließen schnell den Raum, als ihnen bewusstwurde, dass es sich dabei um Akane handelte. In diesem Moment kam die Brünette aus den Sanitärräumen gestürmt und fiel einem Schüler in die Arme, welcher durch Zufall gerade daran vorbeikam. Sofort liefen ihre Freunde zu ihr und mussten dann erstaunt feststellen, dass die junge Frau solch ein Timing an den Tag gelegt hatte, dass sie genau in Yasuo gerannt war. Aber vielleicht war es auch Yasuos Timing genau in diesem Moment hier vorbeigekommen zu sein. Zitternd klammerte sie sich an den Oberkörper des Älteren, welcher ziemlich verwirrt auf die Brünette schaute.

„Was ist passiert, Akane?“, fragte Mirâ besorgt.

„D-D-D-Da im Sp-sp-spiegel!“, stotterte Angesprochene und zeigte zitternd auf die Tür der Mädchentoilette, „D-d-da war ein Schatten...“

Die Violetthaarige und Kuraiko stürmten in die Sanitärräume und schauten sich den Spiegel an. Doch außer ihrem eigenen Spiegelbild konnten sie nichts erkennen. Beide Schülerinnen tauschten einen Blick und verließen die Räumlichkeiten dann wieder, um mitzukriegen wie Yasuo die Brünette versuchte zu beruhigen und ihr über den Kopf strich. Die ganzen Schüler, welche die Gruppe nur skeptisch musterten, schienen ihm dabei nicht mal aufzufallen. Die anderen bemerkten sie allerdings schon und so schnappten sie sich den jungen Mann und sein Anhängsel und gingen in eine ruhige Ecke, um darüber zu sprechen was die junge Frau gesehen hatte.

„Was war los?“, fragte Kuraiko leicht genervt, „Da war nichts im Spiegel.“

Die Brünette ließ endlich von Yasuo ab und fuchtelte dann panisch mit den Händen: „Aber da war ein Schatten! Und ein unheimliches Geräusch. Als würde jemand an der Scheibe quietschen. Wirklich!“

Hiroshi legte ihr seine Hand auf die Schulter: „Erstmal ganz ruhig. Was genau ist passiert?“

Die junge Frau biss sich kurz auf die Unterlippe und atmete dann erstmal richtig durch: „Es hat geblitzt und dann ging plötzlich das Licht aus... Und plötzlich war da dieser Schatten. I-ich hab mir den nicht nur eingebildet... Ihr glaubt mir nicht oder?“

„Ich glaube nicht, dass du ohne Grund plötzlich losschreist, Akane. Aber vielleicht waren die letzten Tage in dem Dungeon etwas zu viel für dich und deine Fantasie hat dir einen Streich gespielt“, versuchte Mirâ eine sinnvolle Lösung zu finden.

Sie glaubte nicht, dass ihre Freundin log. Wieso sollte sie das auch tun? Aber sie waren von den Besuchen im Ryus Dungeon mehr als erschöpft, sodass ihre Köpfe ihnen etwas vorgaugelten. Es war die einzige sinnvolle Erklärung für dieses Phänomen, denn als Kuraiko und sie nachgesehen hatten, war da nichts.
 

„Yo Chiyo. Was war denn mit dir los? Den Schrei hat man ja durchs ganze Schulhaus gehört“, erklang plötzlich Shuyas Stimme.

Alle Blicke richteten sich auf den jungen Mann, welcher an der Wand lehnte und breit grinste. Die Brünette wurde mit einem Schlag rot und wandte das Gesicht ab. Es war ihr wirklich mehr als peinlich. Wieso konnte sie sich bei sowas auch nicht zurückhalten. Und noch dazu hatte es anscheinend auch noch die ganze Schule mitbekommen.

„Das war unnötig, Shuyan“, schimpfte Hiroshi, welcher seinen Kumpel einen Klaps auf den Hinterkopf gab.

Der Blau-Violetthaarige zuckte kurz zusammen und entschuldigte sich daraufhin: „Ich habs nicht so gemeint...“

„Schon gut...“, murmelte die brünette junge Frau mit immer noch angewandtem Blick.

„Ah Nagase. Gut das ich dich hier treffe“, beendete eine bekannte Stimme die unangenehme Situation, „Was ist denn hier los?“

Masaru trat um die Ecke und schaute seine Freunde überrascht an, da er hier mit ihnen nicht gerechnet hatte. Doch bevor er näher darauf eingehen konnte hatte Shuya bereits das Wort ergriffen.

„Was gibt es denn, Senpai?“, fragte er mit schief gelegtem Kopf.

Der schwarzhaarige Schüler wandte seinen Blick von seinen Freunden ab und sah zu dem Gleichaltrigen, bevor er einen Zettel hob: „Es geht um euren Antrag für das Culture Festival. Prinzipiell findet die Schülervertretung eure Idee wirklich gut und wir hätten auch nichts dagegen, aber trotzdem können wir dem Antrag nicht zustimmen.“

„Was!? Wieso das denn!?“, der Angesprochene trat näher an den Drittklässler heran.

Dieser seufzte kurz und erklärte dann, dass der Antrag nicht durchgeht, da einer der Beteiligten kein Schüler der Schule war. Dazu betonte er noch einmal, dass der Schülerrat dem eigentlich gerne zustimmen wolle. Aber der Direktor könnte da ein Problem werden, denn die Schulregeln besagten nun einmal, dass nur Schüler der Schule an den Aktivitäten teilnehmen durften. Shuya zog eine Schnute und zog die Schultern hoch, sodass er wie ein bockendes Kind wirkte. Dabei hatte er doch eine so geniale Idee für das Schulfest gehabt, immerhin wollte er doch mit seiner Band auftreten. Masaru bemerkte, dass die Sache den Blau-Violetthaarigen ärgerte, weshalb er noch einmal seufzte und ein Stück näher herantrat.

„Das hast du nicht von mir... Und ob es zu 100% klappt, kann ich dir nicht versprechen. Aber wenn ihr eine Petition mit genügend Stimmen von Schülern zusammenbekommt, dann könnten wir den Direktor überredet bekommen“, sagte er anschließend und trat wieder einen Schritt zurück.

Irritiert sah sein Gegenüber ihn kurz an, bevor er zu verstehen schien, was der Schwarzhaarige ihm gerade gesagt hatte. Plötzlich fing er an zu strahlen:

„Wirklich!? Woah. Vielen Dank, Senpai.“

Just in diesem Moment schien er jemanden zu sehen, den er kannte. Denn er wandte sich kurz zu seinen Freunden, machte eine Handbewegung und verabschiedete sich, bevor er sich wieder umdrehte und plötzlich verschwand.

„Lil-chan, Jun. Gut das ich euch hier treffe. Wir müssen was besprechen...“, hörte die Gruppe noch, bevor der junge Mann endgültig weg war.

Masaru sah ihm nach und wandte sich dann wieder an seine Freunde, die ihn fragend ansahen. Er zuckte kurz mit den Schultern und erklärte, dass es um eine Angelegenheit wegen des Culture Festivals ging und er deshalb im Auftrag des Schülerrates unterwegs war.

Er wandte sich dann wieder an seine Freunde: „Und warum steht ihr hier so versteckt?“

Kuraiko seufzte genervt und ging langsam an ihm vorbei: „Akane hatte irgendwelche Halluzinationen und dadurch die halbe Schule zusammengeschrien.“

Ein fragender Blick traf Akane, welche nur zusammenzuckte und dann wieder gen Boden schaute. Nun war auch noch Kuraiko sauer auf sie.

Diese setzte sich in Bewegung und ging an Masaru vorbei: „Lasst uns zurück in den Klassenraum gehen und weiteressen. Wir haben noch eine halbe Stunde und die will ich nicht auf dem Gang verbringen.“

Mirâ seufzte und sah dann wieder zu Akane, die mit gesenktem Kopf an ihnen vorbeiging und der Schwarzhaarigen folgte. Auf den erneut fragenden Blick des älteren Schülers schüttelte sie nur den Kopf und meinte, dass sie ihm alles später erklären würde, bevor sie ihren beiden Freundinnen in die Klasse folgte.
 

Am Nachmittag hatte sich Mirâ kurz im Lehrerzimmer eingefunden, um sich für den Botanikklub einzuschreiben, wie sie es Kuraiko in den Sommerferien versprochen hatte. Sie hatte eigentlich gar keine Ahnung von Pflanzen, aber ihre Freundin würde sie dabei schon unterstützen. Außerdem wusste man nie, wofür das Wissen um Pflanzen mal gut sein würde. Höflich verbeugte sich die junge Frau, während sie das Lehrerzimmer wieder verließ und in Richtung des Haupteingangs ging, um sich dann auf den Weg zum Klubraum zu machen.

„Was wollen wir jetzt noch machen, Hiro?“, hörte sie Shuyas Stimme, welchen sie auch kurz darauf bereits zwischen den Schuhschränken stehen sah.

Er lehnte an einem der Regale, während er darauf wartete, dass sich sein bester Kumpel die braunen Slipper übergezogen hatte. Wie sie den blonden Jungen so sah, fiel der jungen Frau wieder ein, dass sie noch etwas hatte, was sie ihm zurückgeben musste. So griff sie in ihre Jackentasche und machte dann einen Schritt auf die beiden jungen Männer zu.

„Hiroshi-kun?“, fragte sie vorsichtig, weil sie nicht wollte, dass sich ihr Kumpel erschreckte.

Trotzdem zuckte er leicht zusammen und stoppte kurz in seinem Tun, bevor er sich den zweiten braunen Schuh überzog und sich dann mit fragendem Blick zu ihr umdrehte. Überrascht schaute er auf den kleinen silbernen Gegenstand, welchen Mirâ ihm entgegenhielt und schien für einen Moment nicht zu wissen, was er damit anfangen sollte.

„Ähm… Den sollte ich dir noch zurückgeben. Ich hab es… gestern nur irgendwie vergessen“, brachte die junge Frau verlegen heraus und verbeugte sich dann höflich, „Tut mir wirklich leid.“

Der junge Mann griff nach dem Gegenstand und betrachtete ihn, bevor ihm auffiel, dass es sich dabei um einen seiner USB-Sticks handelte: „Wo hast du den denn her?“

Die junge Frau zuckte kurz zusammen und überlegte, was sie dazu sagen sollte. Es war ja an sich kein Problem zu sagen, dass dieses Mädchen ihn ihr gegeben hatte, jedoch wusste sie trotzdem nicht wie sie anfangen sollte.

„Ah…“, mischte sich plötzlich Shuya ein, als er den kleinen Stick erkannte, „Ist das nicht der, den du Emi geliehen hast? Wegen dem neuen Album? Sie kam gestern schon damit zu mir, aber ich hatte gestern was vor. Deshalb hab ich sie zu Chiyo geschickt, weil ich davon ausgegangen bin, dass sie dich am Nachmittag besuchen kommt.“

„G-genau… Akane hat ihn mir dann gegeben, als sie mich fragte, ob ich gehen könnte“, erleichtert fand Mirâ ihre Sprache wieder.

„Ach so. Ich hatte gar nicht mehr dran gedacht, dass ich den Emi gegeben hatte…“, ein Lächeln bildete sich auf Hiroshis Lippen, welcher den Stick in seiner Jackentasche verschwinden ließ, „Danke dir Mirâ.“

„N-nichts zu danken. Tut mir nur leid, dass ich es gestern vergessen habe…“, entschuldigte sich die junge Frau noch einmal und wandte sich im gleichen Atemzug plötzlich an Shuya, „Nagase-kun! Es tut mir wirklich leid!“

Erschrocken wichen die beiden jungen Männer einen Schritt zurück, als sich die Violetthaarige plötzlich unvermittelt verbeugte. Fragend sahen sich die beiden kurz an, bevor sie wieder auf die Schülerin blickten, welche sich dafür entschuldigte, dass sie sich in Mikadtsuki-cho so schrecklich verhalten hatte. Sie hatte ihn mit seiner Aussage, dass er seine Schwester sicher bald wiedersehen würde, mit Sicherheit verletzt und dafür wollte sie sich entschuldigen. Als sie wieder aufschaute, sah sie in das verwirrte Gesicht von Shuya, woraufhin sie erklärte, dass sie von Rin erfahren hatte, dass seine Schwester bereits tot sei.

„Da ist mir erstmal bewusst geworden, was für einen Mist ich damals gesagt habe. Ich hoffe du bist mir nicht böse“, sie deutete noch einmal eine Verbeugung an.

Der Ältere wurde plötzlich ernst und kratzte sich am Nacken, während er das Schuhregel ihm gegenüber beobachtete: „Schon okay. Ich hätte ja auch was dazu sagen können. Aber ich spreche nicht gerne darüber, verstehst du?“

Natürlich verstand das Mirâ, weshalb sie nur nickte. Was anderes konnte sie dazu auch nicht sagen. Sie wusste nicht, wie es war einen Menschen auf diese Weise zu verlieren und hoffte auch, dass dies nie der Fall sein würde. Mit einem leichten Lächeln sah der junge Mann zu Mirâ und grinste plötzlich wieder, bevor er meinte, dass sie sich darüber keinen Kopf machen brauchte. Er habe sich mittlerweile an die Situation gewöhnt und mache nun das Beste daraus. Ändern konnte er es ja leider sowieso nicht mehr.

„Also mach dir darüber keine Gedanken“, sagte er grinsend und wandte sich dann an Hiroshi, „Wollen wir dann, Hiro? Möchtest du mitkommen Shingetsu? Wir wollen was zusammen essen gehen.“

Die Violetthaarige schüttelte den Kopf und erklärte dann, dass sie noch zu einem Klub wollte, bevor sie den beiden jungen Männern einen schönen Nachmittag wünschte und sich dann auf den Weg machte.
 

Sie brauchte eine Weile, bis sie den Raum gefunden hatte, den der Botanikklub für sich nutzen durfte und blickte dann auf einen jungen Mann mit auffällig heller Haut und fehl am Platz wirkenden schwarzen kurzen Haaren. Überrascht stellte sie fest, dass es Shirota Tsukiyama war, welcher etwas unschlüssig vor der Tür des Zimmers stand und mit sich zu hadern schien, ob er eintreten sollte oder nicht. Vorsichtig trat die Violetthaarige an ihn heran.

„Kann ich dir helfen?“, fragte sie, woraufhin er erschrocken zusammenzuckte und sie ansah, „Möchtest du zum Botanikklub? Kuraiko hat mir letztes Mal erzählt, dass du Mitglied bist. Wieso gehst du nicht einfach rein?“

Shirota senkte den Blick, konnte jedoch keinen festen Punkt fixieren, weshalb seine Augen nervös hin und her zuckten: „N-Nein. B-besser nicht. Kuro-chan… i-ich meine Kuraiko wird sicher sauer auf mich sein, w-weil ich so lange nicht beim Klub war.“

„Dann entschuldige dich doch einfach dafür…“, meinte die junge Frau mit angehobener Augenbraue, „Sie wird’s sicher verstehen.“

Der schwarzhaarige Junge schüttelte den Kopf und setzte sich dann in Bewegung, um kurz darauf an ihr vorbeizugehen: „N-nein besser nicht. Machs gut.“

Irritiert sah Mirâ ihm nach, bis er um die nächste Ecke verschwunden war und klopfte dann an die Tür, bevor sie diese aufschob. Daraufhin trat sie in einen mit Licht durchfluteten Raum. Die Fenster hier waren etwas größer, als in den restlichen Räumen, weshalb er beinahe den Eindruck eines Gewächshauses hinterließ. Überall standen verschiedene Pflanzen in den Ecke. Als sie nach oben sah erkannte sie mehrere an der Decke befestigte Blumengefäße in denen sich verschiedene Pflanzen befanden. Es gab nur vier aneinander geschobene Tische, welche in der Mitte standen und um welche sich mehrere Stühle verteilten. Auf einen von ihnen saß Kuraiko, welche dem Neuankömmling einen fragenden Blickzuwarf.

Lächelnd hob Mirâ die Hand und grüßte ihre Freundin, welche vollkommen verwirrt wirkte: „Ich hätte gern noch Tsukiyama-kun mitgebracht, aber er hatte es sich dann doch noch anders überlegt.“

Ein Schnauben war zu hören: „Der Feigling hat sich also bis her, aber nicht reingetraut. War ja klar.“

„Ich denke er hat Angst, dass du ihn wieder so angehst, wie beim letzten Mal“, meinte Mirâ vorsichtig.

Wieder schnaubte die Schwarzhaarige: „Er hats nicht anders verdient.“

Ein leichtes Lächeln bildete sich auf dem Gesicht der violetthaarigen Schülerin. Ihr war aufgefallen, dass Kuraiko die Sache mit Shirota nicht ganz so kalt ließ, wie sie vorgab. Als sie seinen Namen erwähnte, hatte sie in den Augen der Schwarzhaarigen etwas bemerkt, was wie Erwartung wirkte. Auch als sie den Raum betreten hatte war ihr der erwartungsvolle Blick aufgefallen. So als hätte sie nur darauf gewartet, dass der junge Mann oder einer aus ihrem Klub endlich mal wieder vorbeischauen würde.

„Wolltest du etwas von mir?“, wechselte Kuraiko plötzlich das Thema.

Das Lächeln auf Mirâs Gesicht wurde breiter, während sie die Arme hinter dem Rücken verschränkte: „Ich bin ab heute Mitglied des Botanikklubs. Ich hatte dir doch in den Sommerferien versprochen, dass ich mich anmelden und dich unterstützen werde.“

Mit großen violetten Augen sah die schwarzhaarige Schülerin ihre Freundin an, welche plötzlich anfingen zu strahlen. Jedoch nur für einen kurzen Moment, denn dann hatte sich Kuraiko wieder gefangen und ihre typische Maske aufgesetzt und sah die Violetthaarige mit ihrem üblichen Blick an.

„Wird ja auch mal Zeit“, meinte sie nur, „Da haben wir ja einiges vor uns, um deine Kenntnisse über Pflanzen aufzubauen.“

Mirâ konnte sich ein Kichern nicht mehr verkneifen, da diese Reaktion typisch für ihre Freundin war und sie damit gerechnet hatte. Trotzdem merkte man ihr an, wie sehr sie sich eigentlich darüber freute, es nur nicht zeigte. Die violetthaarige Schülerin merkte, wie sich eine angenehme Wärme in ihrer Brust ausbreitete und sie war sich bewusst, der Schwarzhaarigen wieder ein Stückchen nähergekommen zu sein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch ein gesundes neues Jahr. Seid ihr gut reingekommen? :) Hoffen wir darauf, dass das neue Jahr besser wird, als das letzte. x'D
Hier jedenfalls das erste Kapitel des neuen Jahres und wie im Dezember versprochen wird es ab diesem Monat immer zwei Uploads geben: Einen am Anfang des Monats und einen in der Mitte. :) Ich hoffe ich vergesse es nicht. xD Außerdem wird das wie gesagt erst einmal vorübergehend sein, so wie ich halt Kapitel habe. :) Aber ich möchte so endlich etwas schneller voran kommen. Sonst sehen wir uns in 10 Jahren noch hier. XDDDDDD
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. :) Bis Mitte des Monats dann. ^^

LG
Shio~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2022-01-02T17:26:08+00:00 02.01.2022 18:26
Huhu Shio und erst einmal ein frohes neues Jahr,

das war mal ein schönes Alltagskapitel weit ab von irgendwelchen Dungeon, Shadow oder Igor. Obwohl, wenn man betrachtet, was Akane für eine Horrorerfahrung auf dem Klo hatte. Ich habe ja das Gefühl, als ob das irgendwas mit Ryu zu tun hat, aber dazu werde ich mich wohl noch etwas gedulden müssen. Natürlich ist, was auch immer im Spiegel war, nicht mehr da, als Mirâ und Kuraiko nachgeschaut haben. Aber natürlich muss Akane bei der Flucht in Yasuo reinrennen XD Natürlich~

Shuya hat eine Band? Wow, der Junge ist wie ne Zwiebel XD er hat mehr Facetten, als man glauben könnte. Und dann kommt auch noch Masaru, macht ihm einen Strich durch die Rechnung und haut im gleichen Atemzug auch noch die Lösung raus XD Man, das nenne ich mal ein tolles Mitglied des Schülerrates XD Ernsthaft, Shuya ist echt begeistert für das Culture Festival und ich bin es auch XD Das verspricht lustig zu werden, auch wenn er dafür erst einmal eine Petition aufstellen muss. Oh Gott, wie lange er Kuraiko dafür wohl auf den Sack gehen muss XD He will die XD

Jetzt sehen wir mal wieder, was für ein wohlerzogenes Mädel Mirâ ist. Sie gibt Hiro seinen USB-Stick, der erst einmal über zwanzig Ecken gewandert ist und den Hiro anscheinend schon komplett vergessen hatte XD Hauptsache, Mirâ hat sich Gedanken deswegen gemacht und dann auch noch diese Erklärung. Emiko wollte es Shuya geben, der hat keine Zeit und schickt sie zu Akane, die macht mal wieder Verkuppler und schickt Mirâ vor. Warum einfach, wenn es auch umständlich geht XD
Wo wir bei Hiroshi sind... darf ich bitte dem seiner Mutter eine klatschen?! Die Alte sorgt bei mir für einen Puls von 200, boah... Ganz ruhig...

Gehen wir zu Mirâ, dem neuesten Mitglied des Botanikclubs, welche es jetzt ganz offiziell ist, wobei sie vermutlich schon vor dem Eintritt mehr getan hat, als alle Mitglieder zusammen. Shirota hat wohl echt schiss vor Kuraiko... kann ich gar nicht verstehen, ich meine, sie ist toll ^^ *schwärm* Wo war ich?
Ach ja, bei Kuraiko, die ist echt happy darüber, dass Mirâ jetzt im Club ist und alleine ihr Lächeln war das Beste in diesem Kapitel. Ja, ich schwärme etwas zu hart, aber lass mich -.-
Und mit dieser Sache hat Mirâ ihren SL erweitert, wuhuu!!

Ich freu mich wie ein Schnitzel, dass es jetzt zwei Uploads pro Monat gibt und ich werde dich gerne daran erinnern, wenn es soweit ist. ^^

Lg Fubuki


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