Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 84: LXXXIV - Die Kraft der Weissagung --------------------------------------------- Donnerstag, 03.September 2015 – Dungeon Endlich hatten Mirâ und ihre Freunde es geschafft Megumi aus ihrem Verlies zu befreien. Doch nun standen sie vor einem neuen Rätsel. Der Dungeon, in welchem sie sich seit einer gefühlten Ewigkeit aufhielten, konnte nicht Megumi gehören. Die sechs Oberschüler waren sich in diesem Thema ziemlich einig, denn bisher hatte sich noch kein Shadow gezeigt, der der Jüngeren zuzuordnen war. Und es schien auch nicht so, als würde dies noch der Fall sein. Doch wem gehörte dieser Ort dann? Das war nun die Frage der Fragen, der sie nachgehen mussten. Dafür mussten sie jedoch erst einmal am Zwischenboss vorbei, um später zum Bossraum zu gelangen. Vorerst brauchten sie aber alle erst einmal eine Pause, weshalb sie sich nach eingängiger Prüfung des Raumes, in welchem Megumi gefangen gehalten wurde, darin auf dem Boden im Kreis niederließen. Die kleine Mika, die immer noch bewusstlos vom letzten Kampf war, hatten sie neben sich gelegt. Sie mussten ohnehin warten, bis die Kleine wieder zu sich kam, also nutzten sie die Zeit, um sich wieder etwas zu regenerieren und die Lage noch einmal zu besprechen. Masaru lehnte sich zurück und legte den Finger ans Kinn: „Also sortieren wir nochmal: Wir befinden uns in einem Dungeon, von dem wir ausgegangen sind, dass er Yoshiko-chan gehört. Jedoch kann das nicht sein, da, wie wir wissen, Dungeons aus den dunklen Gedanken der Menschen entstehen und daher meistens auch mit einem persönlichen Shadow einhergehen. Richtig?“ Die Gruppe nickte, mit Ausnahme von Hiroshi, der seit der Erkenntnis, dass dies nicht Megumis Dungeon war, begonnen hatte zu Schweigen. Der Blonde saß im Schneidersitz auf dem Boden, während er seine im Schoß liegenden Hände betrachtete und nachzudenken schien. Der Schwarzhaarige setzte seine Schlussfolgerungen trotzdem fort: „Demnach gehörten die Erinnerungen, die wir vorhin gesehen und gehört haben, nicht Yoshiko-chan, sondern jemand anderem. Die Frage ist nun nur, von wem sie waren?“ „Es muss jemand sein, der mit seiner Klasse nicht gut auskommt“, warf Yasuo in die Runde, „Wobei das auf ziemlich viele in unserer Schule zutrifft. Es gibt immer wieder Rangeleien.“ „Nicht auskommen ist noch gelinde ausgedrückt“, meinte Kuraiko, die sich ebenfalls zurückgelehnt hatte und sich mit ihren Händen hinter dem Rücken abstützte. „Höchstwahrscheinlich“, begann Hiroshi, woraufhin sich alle Blicke auf ihn richteten, „ist es dieser Knirps aus dem ersten Jahr. Arabai…“ „Wie kommst du da drauf?“, hakte Masaru nach. „Ryu-kun?“, fragte Megumi, noch ehe Hiroshi überhaupt zu einer Antwort ansetzen konnte, und blickte dann auf den Boden vor sich, „D-das könnte sein. Unsere Klasse, vor allem die Jungs, haben ihm häufig übel mitgespielt…“ „Wohl eher übel gemobbt“, brachte der blonde Oberschüler an. Akane fiel etwas ein: „Jetzt wo du es sagst. Yasuo-senpai hatte doch gestern erwähnt, dass Arabai bei dieser Mutprobe mitgemacht hatte. Das würde auch erklären…“ „Wieso diese beiden Idioten sich in Shadows verwandelt haben“, beendete ihr Sandkastenfreund den Satz, „Das waren nämlich die beiden mit denen wir uns schon ein paarmal angelegt hatten. Die, die er Freunde nennt, obwohl sie ihn nur fertig machen.“ Die Dunkelbrünette nickte: „Das heißt Megumi-chan wurde zufällig mit reingezogen, als Arabai-kun in die Spiegelwelt verschleppt wurde.“ Kuraiko richtete ihren Blick auf die Jüngere: „Wo wir zu dem Thema kommen, wie Yoshiko hier hineingeraten ist.“ Alle Blicke richteten sich wieder auf die jüngere Schülerin, welcher die ganze Aufmerksamkeit dann doch ziemlich unangenehm wurde. Nervös spielte sie mit ihren Fingern, während sie den Boden vor sich beobachtete und begann zu erzählen, was an besagtem Tag passiert war. Sie wollte vor Beginn des nächsten Trimesters noch etwas für den Kunstklub vorbereiten, da sie die restlichen Tage dazu keine Zeit gefunden hatte. Also hatte sie sich nach einem Treffen mit Matsurika von dieser zur Schule begleiten lassen und sich dort von ihr verabschiedet. Da der Kunstraum abgeschlossen war hatte sie sich den Schlüssel aus dem Lehrerzimmer geholt und war dann zu besagtem Raum gegangen, um ihre Angelegenheiten zu erledigen. Bis dahin war auch alles noch normal. Dabei muss sie so vertieft gewesen sein, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie sich anscheinend jemand in den Raum geschlichen und den Schlüssel vom Lehrerpult gestohlen hatte. Erst als die Tür des Raumes plötzlich zufiel und sie das Klicken eines Schlosses vernommen hatte, war sie aufgeschreckt und zur Tür gelaufen. Allerdings war es da schon zu spät und diese war abgeschlossen. Vom Gang her hatte sie noch ein lautes Lachen vernehmen können, weshalb sie gerufen und gebeten hatte sie wieder herauszulassen. Aber ihre Bitte war nicht erhört worden. „Ich war echt verzweifelt und habe geweint, weil ich nicht wusste, was das sollte“, sprach sie weiter, „Irgendwann muss ich plötzlich eingeschlafen sein. Als ich wieder zu mir kam, war es bereits dunkel draußen. Ich muss so tief geschlafen haben, dass ich nicht einmal mitbekommen habe, wie der Hausmeister durchs Schulhaus gegangen ist. Sonst hätte ich ihn um Hilfe bitten können.“ Megumi machte eine kleine Pause und atmete tief durch. Die ganze Sache machte ihr doch etwas zu schaffen, weil sie einfach nicht verstehen konnte, wieso ihre Klassenkameraden ihr immer wieder so etwas antun konnten. Als sie sich gesammelt hatte sprach sie jedoch weiter: „Irgendwann habe ich Schritte gehört, was ich merkwürdig fand, weil der Hausmeister ja schon weg sein musste. Dann gab es einen lauten Knall und es war wieder still. Ich habe gewartet und gelauscht, ob die Schritte vielleicht in meine Richtung kamen, aber nichts geschah. Plötzlich spürte ich einen eiskalten Hauch in meinem Rücken und als ich mich umdrehte…“ Sie begann zu zittern und rieb sich die Oberarme, während sie berichtete, dass hinter ihr plötzlich ein schwarzer Schatten mit tiefroten Augen stand, der sie gegriffen und in Richtung des Spiegels gezogen hatte, welcher in dem Zimmer stand. Als sie danach wieder zu sich gekommen war, hatte sie sich in diesem Raum befunden. Ihr war sofort aufgefallen, dass etwas hier nicht stimmte, da der Raum so surreal wirkte und zudem spiegelverkehrt war. Anfangs dachte sie noch an einen bösen Traum, aber schnell hatte sie festgestellt, dass es keiner war. „Ich habe versucht diesen Raum zu verlassen, aber er war immer noch abgeschlossen. Also habe ich hier ausgeharrt. Irgendwann spürte ich die Anwesenheit dieser… Shadows. Es begann ganz plötzlich. Als ich dann mitbekam, dass ihre Macht an einigen Stellen erlosch, hatte ich schon die Hoffnung, dass jemand kommen würde. Und dann wart ihr hier“, endete Megumi mit ihrer Erzählung. Wieder breitete sich Schweigen aus. Die Erzählung der Jüngeren ähnelte eigentlich beinahe dem, was Kuraiko, Masaru und Yasuo erlebt hatten, mit dem Unterschied, dass sie keine Herrin eines Dungeons wurde. Das bedeutete, dass sie wirklich eher zufällig hier hineingeraten war. Jedoch war es bei ihr auch anders, als bei Kyo, der ihnen gefolgt war, oder den beiden Jungs, welche sich in Shadows verwandelt hatten. Einer von ihnen hatte allerdings auch von einem dunklen Schatten berichtet. Mirâ schaute auf ihre Hände, als sie daran denken musste. Ob es sich dabei um den Gleichen handelte, der auch ihre Freunde entführt hatte? Oder war es…? Die Nackenhaare der Violetthaarigen stellten sich plötzlich auf, als sie an das Wesen denken musste, welches sie zu verfolgen schien. Auch dieses hatte tiefrote Augen und war furchteinflößend. Allerdings schienen ihre Freunde dieses Wesen nicht sehen zu können, sobald es in dieser Welt auftauchte. Sie und Mika waren augenscheinlich die einzigen, die es sehen und hören konnten. Wieso und weshalb wusste die Oberschülerin nicht, aber es beschäftigte sie. Andererseits hatte sie das Gefühl, dass sich dahinter etwas so Schreckliches befand, dass sie es eigentlich auch gar nicht herausfinden wollte. Sie bemerkte eine Bewegung neben sich, weshalb sie den Blick auf Mika richtete, welche sich langsam wieder bewegte. Mit einem leisen Stöhnen richtete sich die Blauhaarige langsam auf und rieb sich die müden Augen, bevor sie fragend in die Runde blickte: „Was ist denn hier los? Wo sind wir?“ „Wir sind in dem Klassenzimmer, in dem Megumi-chan eingesperrt war. Hier sind wir vorerst sicher“, erklärte Mirâ in einem ruhigen Ton und rutschte vorsichtig an ihre kleine Freundin heran, „Ist bei dir alles in Ordnung? Du bist nach dem Kampf vorhin plötzlich zusammengebrochen. Wir haben uns schon Sorgen gemacht.“ Mit großen roten Augen sah die Jüngste im Kreis die Violetthaarige an und fasste sich an den Kopf, während sie versuchte ihre Gedanken zu sortieren. So wirklich wusste sie nicht, was da überhaupt passiert war. Sie war so verzweifelt, dass sie nicht helfen konnte und hatte plötzlich diese Stimme gehört. „Danach habe ich alles wie von einem Schleier verdeckt gesehen. Dadurch erkannte ich aber plötzlich die Schwachstellen der Shadows“, erklärte sie, doch konnte sich nicht erklären, was das für eine Stimme gewesen war und wieso sie ihr geholfen hatte, „Sie wirkte aber sehr vertraut…“ Fragend blickten sich die Persona-User an, bevor sie die Blauhaarige wieder besorgt ansahen. Es schien zwar, als würde es ihr gut gehen, jedoch machten sie sich natürlich trotzdem Gedanken. Sie wussten nicht wessen Stimme Mika da gehört hatte und wieso derjenige ihr diese Kraft geliehen hatte. Doch egal wie sie es sahen, ihnen wurde damit geholfen oder besser gesagt das Leben gerettet. Dazu kam, dass diese Fähigkeit wirklich hilfreich war. Sie sollten also eigentlich froh darüber sein. „Du hast uns damit wirklich das Leben gerettet“, sagte Mirâ, während sie die Hand ihrer kleinen Freundin nahm und sie lieb anlächelte, „Also vielen Dank.“ Mika wusste gar nicht was sie sagen sollte, während sich ihre Wangen zart rosa färbten, und nickte darauf nur zaghaft. „Meinst du, du kannst diese Kraft noch einmal einsetzen? Die war echt nützlich“, sprach Akane die Frage aus, die wahrscheinlich jedem auf der Zunge lag. Sie konnten nicht verleugnen, dass ihnen diese Fähigkeit auf ihrem weiteren Weg helfen würde. Jedoch wurden sie alle enttäuscht, als die Blauhaarige plötzlich mit dem Kopf schüttelte und meinte, dass sie nicht glaubte, dass es noch einmal funktionierte. „Die Stimme meinte zu mir, sie würde mir einmal helfen…“, sprach sie kleinlaut, „Tut mir wirklich leid.“ „Du brauchst dich für gar nichts entschuldigen“, eine Hand legte sich auf ihre Schulter und sie blickte kurz darauf in die blauen Augen von Hiroshi, der ihr ein freundliches Lächeln schenkte, „Du hast uns in dem letzten Kampf mehr als genug geholfen und dabei auch noch deine Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Also mach dir darüber keinen Kopf. Okay?“ Sie senkte den Blick, nickte jedoch. Eigentlich hätte sie ihren Freunden gern weitergeholfen, doch wie es schien sollte es einfach nicht sein. Kaum hörbar knirschte sie mit den Zähnen, weil sie der Gedanke, wieder nur Beiwerk zu sein einfach nur störte. In ihrem Augenwinkel erkannte sie ein paar braune Lederslipper, die ihr bisher noch unbekannt waren, weshalb sie den Blick hob und in zwei grüne Augen blickte. Diese gehörten zu einem Mädchen mit mittelbraunen gelockten Haaren, die ihren zierlichen Körper hinter augenscheinlich viel zu großen Klamotten versteckte. „Du bist Mika. Hab ich recht? Mirâ-senpai und die andern haben mir vorhin erzählt wer du bist. Mein Name ist Megumi Yoshiko. Es freut mich sehr dich kennenzulernen“, stellte sie sich höflich mit einer leichten Verbeugung vor. Irritiert blickte Mika sie an, doch nickte dann: „G-ganz meinerseits.“ „Wollen wir dann weiter? Mika ist aufgewacht und es scheint, als seien wir alle wieder etwas erholter“, erhob sich Masaru und streckte sich dann erst einmal durch, „Wir haben noch ein Stück vor uns.“ „Was machen wir mit ihr?“, fragte Kuraiko und zeigte auf Megumi, welche sofort zu Boden blickte. Wieder richteten sich alle Blicke auf die Jüngere, woraufhin sie am liebsten irgendwo untergetaucht wäre. Diese Aufmerksamkeit gefiel ihr überhaupt nicht. Zum Glück ruhten die Augen ihrer Freunde nicht allzu lange auf ihr, denn kurz darauf waren sie bereits in eine Diskussion vertieft. Dabei ging es darum, wie sie nun weiter verfahren sollten. Es war keine Frage, dass sie die Jüngere mitnehmen mussten. Sie hier zurückzulassen war gar keine Option. Das Problem war, dass sie sich nicht sicher waren, ob sie sie beschützen konnten, wenn Shadows sie angriffen. Immerhin war nicht klar, ob die Shadows sie genauso ignorierten wie Mika. Dazu kam, dass sie hoffentlich auch dem Reaper nicht erneut begegneten. Zwar tauchte er dann doch relativ selten auf, doch wenn, dann wurde es immer sehr gefährlich. Mirâ wäre es am liebsten gewesen, sie hätten Megumi über den Dungeon-Eingang wieder zurück in die reale Welt bringen können. Doch wie sie alle bitter feststellen mussten war dieser verschlossen. Es gab also gar keinen Weg mehr zurück. Sie mussten es also mindestens noch bis zum Zwischenboss schaffen, wenn sie nicht zufällig einen Ausgang fanden. Als ihnen bewusstwurde, dass es gar keine andere Option gab, als Megumi bis zum Zwischenboss mitzunehmen, war der Beschluss einstimmig. Also machte sich die nun wieder gewachsene Gruppe auf den Weg. Doch kaum hatten sie den Raum verlassen und waren in den Gang getreten, blieb die jüngere Schülerin plötzlich wie angewurzelt stehen. Ihr Körper begann schlagartig zu zittern, weshalb sie ihre Oberarme mit den Händen umklammerte. „Was ist los Megumi-chan?“, fragte Mirâ besorgt. „Da ist irgendwas. Einige Stockwerke über uns spüre ich eine unheimlich starke Kraft“, langsam ließ das Zittern wieder nach und sie blickte an die Decke, „Ich kann nicht genau sagen, wie weit über uns, aber ich spüre diese Kraft ganz deutlich.“ „Ist das vielleicht der Zwischenboss?“, fragte Akane nach, doch Megumi schüttelte den Kopf: „Nein. Ich glaube der ist im nächsten Stockwerk über uns. Dort ist auch eine große Ansammlung von Energie. Sie ist zwar stärker, als die der Shadows, von denen ihr den Schlüssel für den Klassenraum habt, jedoch nichts im Vergleich zu dem, was uns da noch weiter oben erwartet.“ Die Gruppenmitglieder sahen sich noch einmal gegenseitig an und sie wussten sofort, um was für eine Energie es sich dabei handelte. Das musste der Shadow von Arabai sein. Ihnen allen war jedoch bewusst, dass sie den Bossraum sowieso erst zum Vollmond in dieser Welt betreten konnten und bis sie dorthin gelangten hatten sie noch einen langen Weg vor sich. Außerdem mussten sie vorher eh am Zwischenboss vorbei und erst einmal Kraft in der realen Welt tanken. Also entschlossen sie trotz aller Widrigkeiten weiterzugehen und sich erst einmal dem nächsten Gegner zu stellen. Die oberste Priorität war es Megumi aus dieser Welt zu schaffen. Um alles andere konnten sie sich danach immer noch kümmern. Mit Megumis Hilfe schafften sie es ohne weitere größere Auseinandersetzungen mit irgendwelchen Shadows bis in die nächste Etage. Die Fähigkeit der Kleinen die Energie von den Wesen dieser Welt zu spüren vereinfachte die Sache enorm. So kamen sie sehr zügig voran und erreichten bald darauf eine große Doppeltür, von welcher eine unheimliche kalte Macht ausging, die sogar Mirâ spüren konnte. Noch einmal nutzte die Violetthaarige die letzten Reserven ihrer Items und versicherte sich bei ihren Freunden, dass auch wirklich alle bereit waren, bevor sie mit einem Ruck die große Doppeltür aufschob. Daraufhin gelangte die Gruppe in einen großen Saal, in welchem verschiedene Tische und Stühle kreuz und quer verteilt, teilweise sogar auf dem Boden liegend, herumstanden. Die Wände erinnerten weiterhin an die einer Gruselbahn. Sie waren mit mehreren alten Wandleuchten verziert von denen dichte weiße Spinnennetze herabhingen. Die Wände und der Boden bestanden wieder aus den alten kaputten Ziegelsteinen. Besonders auffallend war jedoch der riesige schwarze Kronleuchter, welcher in der Mitte des Raumes hing und diesen mit seinen unzähligen Kerzen erhellte. Auch an diesem hingen Spinnennetzte herab und verwandelten den Gegenstand in ein unheimliches Gebilde. Doch das eigentliche Ziel erblickten die Persona-User unter dem klobigen Stück. Genau darunter standen zwei großgewachsene Kreaturen, die fast ausschließlich in weiß gekleidet waren. Auf ihrem Kopf, befand sich eine große weiße Narrenkappe, welche nahtlos in einen Mantel überging, der zu zwei riesigen flügelähnlichen Gebilden geformt waren. Die Hauptkörper der Kreaturen waren in türkise Gewänder gehüllt, welche fast nahtlos mit dem langen Mantel verschmolzen. Hinter den Persona-Usern fiel die große Doppeltür mit lautem Krachen zurück ins Schloss, woraufhin die beiden Shadows ihre mit einer blaugrünen Maske verdeckten Gesichter auf sie richteten. Sofort brachte sich die Gruppe in Stellung, während sich Mika und Megumi ein sicheres Versteck suchten. Angestrengt beobachtete die Blauhaarige die beiden Gegner und versuchte, genau wie beim letzten Mal, deren Schwachstelle herauszufinden. Doch zu ihrem Ärger schaffte sie es nicht. Ihr blieb also nichts anderes übrig, als zuzuschauen. Der Kampf begann gleich ziemlich hart. Die beiden Shadows gingen sofort in die vollen, indem sie zuerst ihre magische Energie aufluden und dann mit ihren stärksten Attacken angriffen. Zwar bestanden ihre Hauptfähigkeiten aus Angriffen mit Agi, jedoch waren diese durch die magische Verstärkung so stark, dass selbst Akane teilweise keine Chance gegen sie hatte. Zudem gaben die beiden Gegner den Persona-Usern nicht einmal wirklich die Zeit sich zu formieren oder auch nur einen Angriff zu deklarieren. Sobald sie eine Lücke fanden und auf die Gegner zustürmten, konterten diese sofort mit einer Attacke und drängten die Oberschüler wieder zurück. Auch magische Fähigkeiten zeigten nur bedingt bis gar keine Wirkung. Am gefährlichsten war die Annahme, dass der Gegner gegen das gegensätzliche Element seiner Angriffe schwach wäre. So hatte Mirâ versucht sie mit Bufu anzugreifen und musste dann schmerzlich feststellen, dass die Shadows das Eis reflektierten. Auch Angriffe mit Licht und Dunkelheit, wie es Hiroshi und Kuraiko versuchten, brachten nur den gleichen Effekt. Akane hatte es mit Feuerangriffen versucht, doch jedes Mal waren die beiden Wesen ausgewichen. Auf diese Weise nahmen sie nur wenig Schaden, während die Persona-User mit jedem Angriff schwächer wurden und ihnen irgendwann die Energie fehlte, überhaupt noch ihre Personas zu rufen. Schlussendlich blieben ihnen nur noch physische Attacken, doch genau diese ließen die Gegner nicht zu. Schwer atmend hatten sich die Sechs irgendwie in Position bringen können, als es plötzlich um einen der beiden Shadows blau leuchtete. Ein grelles Licht erhellte den Raum, während ein lauter Knall ertönte und kurz darauf die Oberschüler von den Beinen riss und durch den Raum schleuderte. Schmerzhaft kamen sie an verschiedenen Stellen des Saales zum Liegen und regten sich darauf nicht mehr. Geschockt blickten Mika und Megumi auf die Szene und konnten nicht glauben was eben geschehen war. Ihre Freunde wurden besiegt. Würde der Gegner noch einen solchen Angriff deklarieren, so waren sie alle dem Tode geweiht. Darüber waren sich die beiden Mädchen einig. Irgendetwas musste geschehen. Doch was? Während sich die Blauhaarige wieder darüber ärgerte nichts ausrichten zu können, sackte Megumi geschockt auf den Boden. Mit weit aufgerissenen Augen und zittrigem Körper blickte sie auf die beiden Shadows, welche nun auch die beiden Mädchen zu bemerken schienen. Sie machten sich nicht einmal die Mühe zu ihnen zu kommen. Stattdessen leuchtete ein blaues Licht um einen der beiden Shadows und kurz darauf flogen mehrere Feuerbälle auf die beiden zu. Völlig starr vor Angst konnte sich die Brünette keinen Millimeter rühren, doch wurde plötzlich zur Seite gerissen und landete dann schmerzhaft hinter einem der umgefallenen Tische. Erschrocken sah sie auf Mika, welche sie böse ansah. „Spinnst du? Du musst bei der Sache bleiben, sonst gehen wir hier alle drauf“, schimpfte sie. Das war Megumi bewusst. Doch was sollte sie machen? Sie war kein Persona-User und hatte nicht die Kraft zu kämpfen. Es war doch nur verständlich, dass man in solch einer Umgebung Angst bekam. Oder etwa nicht? Und ja! Sie hatte Angst. Riesige Angst. Zitternd kauerte sie sich zusammen und kniff die Augen zusammen. Sie wollte nicht sterben! Nicht hier, nicht so! Ein plötzlicher Stich durchzog ihren Kopf, weshalb sie zusammenzuckte und sich vor Schmerzen krümmte. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Mika erschrocken, was die Brünette jedoch nur noch beiläufig mitbekam und nicht darauf antworten konnte. Ein Lachen erklang, bevor eine verzerrte weibliche Stimme zu ihr sprach, die ihrer eigenen Stimme stark glich: „Du willst also nicht sterben? Dann kämpfe!“ Wie sollte sie kämpfen? Sie hatte keine Ahnung wie das ging. Bisher war sie jedem Konflikt aus dem Weg gegangen, weil sie einfach nur ihre Ruhe haben wollte. Sie war auch körperlich nicht sehr stark. Wie also sollte sie das bewerkstelligen können? Es war einfach unmöglich. „Nichts ist unmöglich, wenn du es auch wirklich willst“, erklang die Stimme wieder in ihrem Kopf, „Du willst doch deine Freunde beschützen. Oder?“ „J-ja!“, brachte Megumi unter unerträglichen Schmerzen hervor. Wieder hörte sie das Lachen: „Dann akzeptiere die Macht in dir! Akzeptiere mich und du wirst die Kraft erhalten, die du brauchst um deine Freunde zu beschützen!“ Die Brünette riss die Augen auf, welche plötzlich einen goldgelben Schimmer besaßen und starrte einen Moment an die Decke. Überrascht beobachtete Mika, was als nächstes Geschah. Megumi richtete ihren Blick auf die Gegner, während sich um sie ein blauer Strudel bildete. Mit einem Ruck streckte sie den Arm von sich: „Erscheine! Nechbet!“ Der blaue Strudel stieg auf und über der Oberschülerin bildete sich eine weibliche Gestalt mit dunklem Körper, deren obere Gesichtshälfte von einer weißen Maske bedeckt war. Schwarze glatte Haare wehten um ihren schmalen Hals und berührten sanft ihre Schultern. Auf ihrem Haupt saß eine goldene Haube mit einem goldenen Geierkopf darauf. Ein weißes langes Gewand hüllte ihren gesamten Körper ein, welches an der Taille von einem goldenen Reif gehalten wurde und dabei noch ein blaues schräg verlaufendes Tuch hielt, welches ihr bis zu den Knien reichte. Ihre Hände hatte sie vor dem Körper verschränkt und ihre Handgelenke zierten goldene Reife, die miteinander durch eine Kette verbunden waren, sodass es ihr unmöglich war eine andere Haltung damit einzunehmen. Auf ihrem Rücken befand sich eine goldene Halterung, an welcher zwei riesige Geierschwingen befestigt waren, welche sie nun ausbreitete und damit einen starken Windstoß erzeugte, der die Gegner zurückdrängte. „Du hast mich also akzeptiert. Im Gegenzug dazu werde ich dir meine Kraft der Weissagung leihen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)