Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 70: LXX – Heimkehr -------------------------- Freitag, 28.August 2015 Nachdem Mirâ und ihre Freunde von einem Fuchs, der die Tasche der Violetthaarigen gestohlen hatte, zu einem alten verfallenen Tempel gelockt wurden, hatten sie sich dort aufgeteilt, um ein kleines Mädchen zu suchen. Dieses war ihnen erschienen und dann zwischen den Gebäuden wieder spurlos verschwunden. Bei ihrer Suche hatte Mirâ einen alten vergilbten Schülerausweis aus dem Schutt gezogen, der auf den Namen einer Mika lief. Das ungute Gefühl, dass es sich bei dem Mädchen um ihre Mika handelte, hatte sich somit verhärtet, jedoch wollte die Violetthaarige innerlich immer noch nicht wirklich daran glauben. Zwar sah das kleine Mädchen ihrer Freundin sehr ähnlich, jedoch war Mika ein recht geläufiger Name und somit kein Beweis. Trotzdem waren die Ähnlichkeiten, die eben da waren, zu erdrückend. Gemeinsam mit ihren Freunden hatte sie sich nach diesem Fund wieder vor dem Tempel versammelt, um über ihr weiteres Vorgehen zu sprechen. „Soll das heißen, die Kleine war ein echter… Geist?“, bevor Akane besagtes Wort aussprechen konnte, musste sie einmal kurz schlucken. Gleichzeitig rieb sie sich zitternd die Oberarme: „Wie unheimlich.“ „Es scheint so.“, murmelte Mirâ, während sie den Ausweis in ihrer Hand betrachtete. Junko, als Jüngste im Bunde, schien von dem Ereignis weniger verängstigt zu sein, als Akane: „Das heißt, der Fuchs wollte uns das hier zeigen?“ Masaru legte den Finger ans Kinn: „Ja, das lässt der Schluss zu. Die Frage ist warum.“ „Vielleicht wird das Mädchen vermisst…“, kam es etwas abwesend von Yasuo, welcher sich auf die morsche Terrasse gesetzt hatte, die das Gebäude umgab. Besorgte Blicke waren auf ihn gerichtet, bevor diese sich wieder auf den Ausweis konzentrierten. Noch einmal betrachtete Mirâ den Ausweis eingängig. Der Name war noch relativ gut lesbar, während einige andere Dinge wie das Geburtsdatum ausgeblichen waren. Auch der Name der Schule und das dazugehörige Wappen war nicht mehr zu erkennen. Die Wohnanschrift jedoch war ebenfalls noch halbwegs lesbar, jedenfalls erkannte die junge Frau einen Straßennamen. Bei der Nummer war sie sich nicht ganz sicher, allerdings glaubte sie eine 40 lesen zu können. Zwar fehlte die Bezeichnung des Ortes, aber die Violetthaarige war sich sicher, dass es sich um eine Adresse in diesem Dorf handeln musste. „Was machen wir nun damit?“, fragte plötzlich Kuraiko, „Die Frage ist, was der Fuchs, wenn er uns wirklich deshalb hergelockt hat, eigentlich von uns will. Was sollen wir damit machen?“ Shuya verschränkte die Arme hinter dem Kopf: „Kann es sein, dass er möchte, dass wir den Ausweis zurückbringen?“ Alle Blicke waren auf ihn gerichtet, weshalb er mit den Schultern zuckte: „Kann ja sein. In solchen Filmen, wo es um vermisste Personen geht, ist es ja auch immer so.“ Die schwarzhaarige junge Frau neben ihm ballte die Hand zur Faust: „Das hier ist aber kein Film, du Trottel.“ Mirâ schwieg kurz und betrachtete den Ausweis, bis sie eine Entscheidung getroffen hatte: „Vielleicht hat Nagase-kun aber Recht und der Fuchs möchte, dass jemand den Ausweis zurückbringt. Lasst uns diese Adresse aufsuchen.“ „Und dann?“, fragte Kuraiko ungläubig. Ihre Freundin lächelte: „Das sehen wir dann, wenn es soweit ist.“ Somit war ihr nächster Schritt entschieden und so zückte Mirâ ihr Smartphone und gab die Adresse in ihre Navigations-App ein. Da der Empfang an diesem entlegenen Ort nicht so gut war dauerte die Suche eine Weile, doch dann zeigte sie ein Ziel an. Und tatsächlich gab es im alten Dorfzentrum die Straße und auch Hausnummer, wie auf dem Ausweis angegeben. Noch einmal blickte die junge Frau zu ihren Freunden, die ihr zunickten und wollte sich dann in Bewegung setzen. Vorher jedoch erblickte sie hinter ihnen wieder den Fuchs, welcher plötzlich den Kopf neigte, als wollte er sich bei ihnen für ihre Hilfe bedanken. Erstaunt beobachtete die Violetthaarige das rote Tier und nickte ihm dann zu, woraufhin es kurz darauf wieder den Kopf hob und davonstolzierte. Den Anweisungen des Navis folgend war die Gruppe eine viertel Stunde später wieder zurück im alten Ortskern und wurde weiter durch die Straßen des Dorfes geführt. „Das Ziel befindet sich auf der rechten Seite.“, erklang es plötzlich aus Mirâs Handy, woraufhin sie ruckartig stehenblieb. Überrascht blieben auch ihre Freunde stehen und richteten, ebenso wie die Violetthaarige, ihren Blick nach rechts auf ein altes Gebäude. Das Haus wirkte wesentlich älter und auch ziemlich heruntergekommen. Nur an einigen Stellen war es notdürftig repariert, aber ansonsten sah es beinahe so aus, als würde man dort gar nicht mehr leben können oder auch wollen. Trotzdem erkannte man, dass aus den Fenstern im unteren Stockwerk Licht nach draußen drang. Es war also defintiv noch bewohnt. Auch das Namensschild ließ darauf schließen, dass hier noch jemand lebte, denn dieses wirkte im Vergleich zum Haus noch relativ neu. „Yukihara“ war dort in recht schnörkeliger Schrift eingeritzt, was der kleinen Gruppe verriet, dass sie hier richtig zu sein schienen. Noch einmal blickte Mirâ auf den kleinen Ausweis, bevor sie einen Schritt auf das Eingangstor machte. Plötzlich jedoch wurde sie am Handgelenkt gegriffen und richtete ihren fragenden Blick auf Kuraiko: „Was soll das? Du willst doch nicht ernsthaft klingeln. Oder? Steck das Teil doch einfach in den Briefkasten.“ „Woher sollen wir dann aber wissen, dass es die richtige Familie ist?“, fragte die Violetthaarige mit einem kleinen Lächeln. Die Schwarzhaarige schnaufte: „Es ist der gleiche Name und die Adresse stimmt auch. Also reicht das doch. Außerdem, was willst du sagen, wenn sie gar nichts mit dem Mädchen zu tun haben?“ „Dann entschuldigen wir uns und gehen wieder.“, sagte plötzlich Akane, die der jungen Frau den Arm um die Schulter legte. Genervt stöhnend ließ Angesprochene Mirâs Handgelenk wieder los und meinte, dass sie tun solle, was sie eh nicht lassen konnte. Mit einem kleinen Danke an die junge Frau gerichtet, drehte sich die Violetthaarige wieder herum und trat an das rostige Tor, nur um kurz darauf die neben dem Namenschild befindliche Klingel zu betätigen. Das schrille Klingeln war sogar durch die Haustür hindurch zu hören, doch danach tat sich eine gefühlte Ewigkeit nichts. Plötzlich jedoch wurde die Tür vorsichtig aufgeschoben und der Kopf einer alten Dame trat hervor. Irritiert blickte die Frau die Gruppe an und schien im ersten Moment vollkommen überrumpelt. „Wir kaufen nichts.“, sagte sie und wollte bereits die Tür wieder schließen. „Warten sie.“, hielt Mirâ sie zurück, „Kennen sie ein Mädchen Namens Mika?“ Die Frau stoppte in ihrem Tun: „Mika?“ Fragen steckte sie ihren Kopf wieder hinaus: „Woher…?“ Vorsichtig hob Mirâ den Ausweis in die Höhe: „Den hier haben wir gefunden und wollten ihn zurückbringen.“ Ungläubig starrte die Dame auf den Ausweis in der Hand der Violetthaarigen und bat die Gruppe plötzlich näher zu sich heran. Von dem plötzlichen Wandel ein wenig irritiert brauchten die Schüler erst einmal einen Moment, bis sie die Bitte realisiert hatten, und betraten dann das Grundstück, um vor die Haustür zu treten. Die alte Frau öffnete nun die Tür gänzlich und trat auf den Absatz vor der Tür, um das Dokument zu begutachten, welches Mirâ ihr reichte. „Das ist er wirklich…“, murmelte sie plötzlich und griff vorsichtig nach dem Schriftstück, „Das ist wirklich der Schülerausweis von Mika. Meiner kleinen Mika…“ Vollkommen überrascht sah Mirâ ihr Gegenüber an und wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Frau kannte diese Mika also wirklich. Doch viel überraschender war, dass es so klang, als sei die kleine Mika die Tochter des Gegenübers der Violetthaarigen. Doch diese wirkte bereits so, als könnte sie die Großmutter der Oberschüler sein. Die Frau schien die Irritation der Oberschüler zu bemerken und erzählte plötzlich, dass die kleine Mika, welcher der Ausweis einst gehörte, ihre kleine Tochter war, die allerdings vor über 20 Jahren spurlos verschwunden war. Man hatte sie im ganzen Dorf gesucht, aber nicht gefunden. Dabei war auch der Tempel durchsucht worden, jedoch ohne Erfolg. „Irgendwann hat die Polizei die Suche eingestellt und meine Kleine wurde für tot erklärt. Wir aber mussten mit der Ungewissheit weiterleben und besuchen seither ein leeres Grab, um wenigstens einen Anlaufpunkt zu haben.“, erzählte die alte Dame weiter und legte sich den Ausweis in ihrer Hand plötzlich an die Brust, „Jetzt ist wenigstens ein Teil von ihr wieder heimgekehrt. Habt vielen Dank. Aber sagt, wo habt ihr den gefunden?“ Noch immer mitgenommen von der Story musste Mirâ kurz schlucken, um sich wieder zu fangen und nicht gleich loszuweinen: „Ähm also… ein Fuchs hatte diesen Ausweis im Maul und als wir näher an ihn herangetreten waren hat er ihn fallen lassen.“ Überrascht sah ihr Gegenüber sie wieder an: „So? Welch Zufall… Füchse waren die Lieblingstiere von Mika. Es war ihre liebste Beschäftigung die Tiere, die sich um den Tempel aufhielten, zu beobachten. Dass nun ein Fuchs ihren Ausweis…“ Sie stoppte und schüttelte den Kopf, bevor sie sich wieder an die Gruppe wandte: „Ich danke euch, dass ihr diesen Ausweis zu uns zurückgebracht habt. Endlich ist unsere Mika zu uns zurückgekehrt, wenn auch nur so.“ Schweigsam waren die Acht etwas später mit ihren Sachen bepackt auf dem Weg zum Bahnhof, um mit dem nächsten Zug zurück in die Stadt zu fahren und damit ihren Ausflug zu beenden. Die Stille zwischen ihnen war bedrückend, da sie immer noch an der Erzählung der alten Dame zu knabbern hatten. Mirâ gingen ihre Worte einfach nicht aus dem Kopf. Auch konnte sie immer noch nicht glauben, dass sie wirklich von einem Geist aufgesucht worden waren. Wenn sie genauer darüber nachdachte, hatte sie sogar das Gefühl, dass sie die kleine Mika noch einmal gesehen hatte, als sie das Haus wieder verlassen hatten. Und sie war sich sicher, dass sie breit und fröhlich gelächelt hatte. Es war also alles gut. Oder? Doch das bedrückende Gefühl in ihr wollte nicht weichen. Sie musste plötzlich an ihre kleine Freundin Mika denken, welche noch immer in der Spiegelwelt war, und sie überlegte, ob es sich bei den beiden Mädchen wirklich um die gleiche Person handelte. So richtig dran glauben konnte und wollte sie nicht. Wieso sollte sie sonst in der Spiegelwelt sein? Und wie hätte sie als Geist vor ihnen erscheinen sollen? Das alles ergab für sie keinen Sinn und sie hoffte, dass sie Mika am Abend in ihrem Zimmer antreffen würde, um mit ihr darüber zu sprechen. „Ich glaube Mika war glücklich.“, sagte plötzlich Junko und richtete damit die Aufmerksamkeit aller auf sich. „Wie kommst du darauf, Kleines?“, fragte Hiroshi, welcher die Hand der Grundschülerin hielt. Die Blauhaarige sah auf: „Naja… ich habe sie vorhin noch einmal gesehen, bevor wir gegangen sind. Und sie hat gelächelt. Ganz breit. Es sah so aus, als wäre sie froh darüber, wieder bei ihrer Familie zu sein.“ Erstaunt sah Mirâ ihre kleine Schwester an. Also hatte diese sie auch noch einmal gesehen. Dann war es also keine Einbildung gewesen. Ein Lächeln legte sich auf das Gesicht der Oberschülerin, während ihr dank Junko nun etwas leichter ums Herz wurde. Sie griff die noch freie Hand ihrer Schwester: „Du hast sicher Recht, Junko.“ Mit einem fröhlichen Lächeln nickte Angesprochene und lief mit stolz geschwollener Brust zwischen den beiden Oberschülern, deren Hände sie fester griff. Hinter ihnen unterdrückte Akane ein erfreutes Quieken, als sie die Szene bemerkte. Wieder sahen ihre beiden besten Freunde zusammen mit der Grundschülerin wie eine kleine glückliche Familie aus. Am liebsten hätte sie einen Kommentar dazu abgegeben, doch sie wusste genau, dass es in diesem Moment nicht angebracht war. Auch Shuya schien ihrer Meinung zu sein, denn das Grinsen auf seinem Gesicht war um einiges breiter geworden, seit er die Szenerie vor sich bemerkt hatte. Trotzdem hielt auch er sich zurück. Gegen Abend hatten sie den Hauptbahnhof von Kagaminomachi erreicht und trennten sich nach und nach. Bevor sich jedoch Masaru von der Gruppe verabschiedete nahm ihn sich Hiroshi noch einmal zur Seite. Etwas überraschend hatte der Blonde den Älteren abgefangen und ihn außer Hörweite der anderen gezogen. „Was ist denn los, Hiroshi?“, fragte der Schwarzhaarige irritiert. Verlegen kratzte sich der Jüngere im Nacken und schien zu überlegen, wie er anfangen sollte: „Ich wollte… mich für die Aktion vorhin entschuldigen. Ich wollte dich nicht anschreien, immerhin weiß ich ja, dass ihr euch alle nur Sorgen macht.“ Masaru legte den Kopf fragend schief und schien im ersten Moment überlegen zu müssen, was der Blonde ihm gegenüber überhaupt meinte. Dann fiel es ihm plötzlich wieder ein und er klopfte dem jüngeren Schüler nur auf die Schulter. „Schon okay. Mach dir nichts draus.“, meinte er dann lächelnd, „Außerdem hattest du ja auch Recht. Irgendwie hatte ich bisher immer das Gefühl als Ältester von uns die Verantwortung für euch Jüngere zu haben. Dabei ist mir vollkommen entgangen, dass das gar nicht stimmt. Ich lasse das nur leider zu oft raushängen. Vielleicht liegt es an der Arbeit bei der Schülervertretung. Das soll jetzt keine Entschuldigung dafür sein… eher eine Vermutung.“ „Ich verstehe… trotzdem.“, murmelte Hiroshi. Noch einmal klopfte ihm der Ältere aufmunternd lächelnd auf die Schulter und erklärte, dass er sich darüber keine weiteren Gedanken machen sollte. Mit diesen Worten verabschiedete er sich dann auch von dem Blonden und wandte sich noch einmal den Anderen zu, um auch diesen noch tschüss zu sagen. Dann war er in Richtung Innenstadt verschwunden. Hiroshi sah ihm kurz nach und gesellte sich dann zu der kleinen Gruppe die noch da war, bestehend aus Shuya, Mirâ und Junko. Alle hatten sie ungefähr den gleichen Heimweg und machten sich so auf den Weg zur U-Bahn, um endlich Nachhause zu kommen. Als Hiroshi dann allerdings nicht an seiner Station ausstieg wurde er von der Seite von drei fragenden Blicken angesehen. Verlegen wandte er den Blick aus dem Fenster, an welchem nur die graue Wand des U-Bahn-Tunnels vorbeisauste und erklärte, dass er sich besser fühlen würde, wenn er die Mädchen vorher Nachhause gebracht hatte. „Ich hab es jetzt nicht so eilig. Außerdem wird es langsam dunkel.“, murmelte er, um damit sein Verhalten zu erklären. Überrascht sah Mirâ ihn an und lächelte dann: „Das ist wirklich lieb von dir, Hiroshi-kun.“ „Yay, Hiro-niichan begleitet uns noch.“, freute sich Junko und griff sogleich die Hand des Blonden. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, wodurch er seinen Blick auf die Anzeigetafel richtete, welche bereits die nächste Station anzeigte, an der sein Kumpel aussteigen musste. Gerade als der Zug in den Bahnhof einfuhr und stoppte, spürte er noch wie Besagter ihn breit grinsend aneckte, sich dann von den Mädchen verabschiedete und dann ausstieg. „Verlauf dich nicht, Idiot.“, mahnte Hiroshi noch schnell. Gerade noch so erkannte er, wie sich sein Kumpel breit grinsend zu ihm umdrehte)# und mit der Hand eine Geste machte, die bedeutete, dass er ihn dann einfach anrufen würde. Seufzend ließ der junge Mann den Kopf hängen und hoffte, dass dies nicht geschehen würde. Auch wenn ihn solche Aktionen von Shuya nervten, so wusste er, dass er trotzdem springen würde. Das Kichern von Mirâ ließ ihn wieder aufschauen. „Ihr seid echt gute Kumpels.“, sagte sie anschließend, „Wirklich schön wie gut ihr euch versteht.“ Ein kleines Lächeln legte sich auf Hiroshis Gesicht, als er Mirâ kichern sah und wieder einmal merkte er, wie wichtig ihm dieses Mädchen doch war. Doch leider wusste er auch, dass seine Gefühle unerwidert blieben, auch wenn er den Worten Shuyas Hoffnung schenkte, der meinte, dass Masaru nicht das Gleiche für die Violetthaarige empfand. Etwas später erreichten die Drei das Haus von Mirâ, wo sie bereits von Haruka erwartet wurde. Über den überraschten Blick von Mirâ, dass ihre Mutter bereits zurück war, erklärte diese, dass ihr Termin doch schneller ging als erwartet und sie deshalb bereits seit dem Mittag zurück war. „Wie war es in Mikadzuki-chô? Hattet ihr Spaß?“, fragte sie anschließend. Freudig nickte ihre jüngste Tochter und hätte am liebsten sofort alles auf der Straße erzählt, doch zum Glück konnte Haruka sie davon abhalten. Vielmehr bat sie Junko darum ihr alles beim Abendessen zu erzählen, was bereits fast fertig war. Zwar wirkte die Kleine einen Moment irritiert doch nickte dann. Währenddessen wandte sich die Ältere den beiden Oberschülern, insbesondere Hiroshi zu: „Vielen Dank, dass du die beiden wieder nach Hause begleitet hast. Möchtest du vielleicht bei uns mit zu Abend essen?“ „Ähm also… ich möchte Ihnen keine Umstände…“, begann Hiroshi, kam jedoch nicht weit, weil Junko plötzlich an seinem Arm hing. „Au ja. Bitte iss bei uns mit.“, bettelte sie mit großen glänzenden roten Augen. Völlig überrumpelt sah er erst die Grundschülerin an und dann Mirâ, welche ihn nur anlächelte und meinte, dass auch sie sich freuen würde. Nun konnte der Blonde nicht anders als dankend zuzustimmen. Freudig darüber, dass er also noch etwas blieb, sprang Junko auf und zog ihn regelrecht mit ins Haus. Da er mit einer solchen Aktion nicht gerechnet hatte, wäre Hiroshi beinahe über seine eigenen Füße gestolpert, erreichte das Innere des Hauses jedoch glücklicherweise unbeschadet. Lachend folgten Mirâ und ihre Mutter der Kleinen und dem jungen Mann, um sich dann um den Rest des Abendessens zu kümmern. „Es war wirklich lecker. Vielen Dank noch einmal für die Einladung.“, bedankte sich Hiroshi mit einer Verbeugung, bevor er sich von Mirâs Mutter und Junko verabschiedete. Die Ältere nickte daraufhin nur lächelnd: „Gerne. Komm gut Nachhause.“ „Und komm uns bald wieder besuchen.“, hörte er Junko noch aus dem Wohnzimmer rufen, während er das Haus verließ. Er hatte wirklich einen schönen Abend gehabt und wollte diese herzliche Umgebung eigentlich nur ungern verlassen. Zuhause würde ihn nur wieder eine extrem kühle Atmosphäre erwarten, weshalb es ihm schon schwerfiel zu gehen. Jedoch wusste er auch, dass es nur unnötig Ärger geben würde, wenn er sich noch mehr Zeit lassen würde, um nach Hause zurückzukehren. Es war bereits dunkel geworden und auch wenn seine Mutter sich sonst nicht wirklich sorgte, sie würde sicher wissen wollen, wieso er erst so spät heimkam. Nur um ihm dann vorzuhalten, dass er sich an Zeiten zu halten hatte. Leise schnalzte er mit der Zunge und hoffte innerlich, dass der alte Hausdrachen vielleicht zu einer Schicht ins Krankenhaus gerufen wurde und er somit seine Ruhe hatte. Die Chance, dass es so kam war jedoch ziemlich gering. „Junko hat sich wirklich riesig darüber gefreut, dass du noch geblieben bist.“, holte ihn Mirâs Stimme aus den Gedanken, „Mich hat es auch gefreut. Es war wirklich ein lustiger Abend.“ „Danke nochmal dafür. Ich hatte wirklich lange kein so ausgelassenes Abendessen in geselliger Runde mehr.“, meinte der Blonde mit einem kleinen Lächeln. Mit großen Augen sah Mirâ ihren Kumpel an: „Esst ihr bei euch nicht zusammen?“ „Meine Eltern sind selten mal beide da. Meine Mutter arbeitet in Schichten und mein Vater vergräbt sich in seine Arbeit. Aber selbst wenn sie mal beide da sind, ist es eher… naja nicht so lustig.“, erklärte er anschließend. „Das tut mir leid.“, schuldbewusst senkte die junge Frau den Blick, hob diesen jedoch wieder, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. „Mach dir darüber keine Gedanken. Ich komm schon klar.“, grinste der Blonde breit. Dann jedoch wurde sein Blick wieder ernst und er schwieg kurz, während er überlegte, wie er das nächste Thema ansprechen sollte. Fragend legte die junge Frau den Kopf schief, da ihr dies nicht unbemerkt blieb. Es dauerte eine Weile, bevor Hiroshi seine Stimme wiederfand: „Diese Frage scheint jetzt merkwürdig für dich klingen, aber… du magst Masaru-senpai sehr, oder? Es war mir jetzt in den beiden Tagen aufgefallen, deshalb…“ Mit großen roten Augen sah die Oberschülerin ihn an und lief plötzlich so rot an, dass ihr Gesicht dieselbe Intensität wie ihre Augen annahmen und der Blonde es sogar bei dem spärlichen Licht sehen konnte. Diese Reaktion versetzte ihm erneut einen Stich, obwohl er sie bereits erwartet hatte. Trotzdem tat sie ihm weh. Die Violetthaarige unterdessen drehte sich schlagartig von ihm weg und fragte, ob das wirklich so auffällig war. Hiroshi schluckte kurz, um mit fester Stimme sprechen zu können und sich nichts anmerken zu lassen. „Das muss dir doch nicht peinlich sein. Das ist doch etwas natürliches.“, lachte er anschließend gespielt, „Wir alle werden dich dabei so gut es geht unterstützen.“ Er zwinkerte, als ihn sein Schwarm plötzlich wieder ansah. Sie schien erst in diesem Moment zu begreifen, dass es anscheinend bereits alle wussten, wodurch ihr Gesicht noch mehr begann zu glühen. „Mach dir also darüber keine Gedanken. Okay? So ich mach mich dann, bevor mich ein feuerspeiender Hausdrache zu Hause erwartet.“, lachte der Blonde erneut, doch stoppte noch einmal, bevor er ging, „Ach so. Noch was. Bitte pass auf dich auf. Ja? Das heute Nachmittag hat mir einen echten Schreck eingejagt. Wir machen uns alle Sorgen um dich, also achte auf dich.“ Noch einmal zwinkerte er, bevor er sich nun endlich verabschiedete und Richtung U-Bahn davon stolzierte, sich dabei selber dafür scheltend, dass er Mirâ seine Unterstützung in Bezug auf Masaru angeboten hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)