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Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

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LIX – Für den Anderen da sein

Dienstag. 18.August 2015
 

Wie angewurzelt stand Hiroshi vor dem Eingangsbereich des Zentralkrankenhauses von Kagaminomachi und starrte auf die braunhaarige junge Frau vor ihm, welche sich endlich von der niedrigen Mauer erhob, auf der sie saß, und dann breit grinsend auf ihn zukam.

„Mahlzeit!“, grüßte Akane mit erhobener Hand.

Der Blonde war viel zu perplex, um darauf zu reagieren. Heute war einer der Tage an denen er ungestört von seinen Eltern seinen älteren Bruder besuchen konnte, da sie beide arbeiten mussten. Zusätzlich wollte er sich danach gleich darum kümmern, herauszufinden, wo Akisu untergebracht war und wie die Lage vor Ort aussah. Dass er dabei Akane über den Weg laufen würde, war jedoch nicht eingeplant. Es hatte ihm bereits gereicht, dass sie ihn den einen Abend noch einmal wegen Rin angerufen hatte. Sie nun hier zu sehen passte ihm also so gar nicht. Eine Hand fuchtelte vor seinen blauen Augen herum, woraufhin er endlich aus seiner Starre erwachte und nun in Akanes grüne fragende Augen schaute.

Er schnaufte leise und steckte seine Hände in die Hosentaschen: „Was machst du denn hier?“

Die Braunhaarige merkte den Unterton in der Stimme ihres langjährigen Kumpels, doch reagierte nicht darauf. Stattdessen verschränkte sie die Arme hinter dem Rücken und starrte in den Himmel, während sie antwortete: „Na was wohl? Ich möchte Rin besuchen. Alleine habe ich mich aber nicht getraut nach ihm zu fragen.“

„Sag mir nicht, du hast deshalb den ganzen Morgen hier gewartet.“, meinte Hiroshi, sich dabei die Nasenwurzel massierend.

Die Braunhaarige schüttelte den Kopf: „Nein. Ich habe gestern zufällig deinen Vater getroffen. Er hat mir erzählt, dass du wohl heute um die Zeit hier sein wirst.“

Genervt stöhnte der Blonde auf und nuschelte etwas von „dieser Idiot“, bevor er seine Freundin wieder ernst ansah: „Und warum hast du mich deshalb nicht angerufen?“

„Weil ich genau wusste, dass du nicht willst, dass ich mitkomme. Du wärst mir vorgestern ja am liebsten deshalb schon aus dem Weg gegangen. Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber Rin war damals auch für mich wie ein großer Bruder und ich finde es traurig was passiert ist. Deshalb möchte ich ihn auch besuchen. Und du kannst mich nicht davon abhalten.“, mit an die Hüfte gelegte Hände sah sie den Blonden ernst an.

Dieser seufzte erneut und wandte sich dann von der Braunhaarigen ab, bevor er ohne ein weiteres Wort zu verlieren das Gebäude betrat. Akane folgte ihm ohne weiter auf sein Verhalten einzugehen und ließ sich durch die Gänge des Krankenhauses führen, bis sie vor einem Zimmer zum Stehen kamen, an dessen Schild der Name „Makoto Rin“ stand. Die junge Frau bemerkte, wie ihr Kumpel noch einmal kurz durchatmete und dann anklopfte, bevor er den Raum betrat. Die junge Frau folgte ihm und schloss hinter sich leise die Tür. Ein stetiges Piepsen drang an ihr Ohr, welches aus der Mitte des Raumes kam. Als sie sich umdrehte, sah sie wie sich Hiroshi auf einen Stuhl neben einem großen Krankenbett niederließ, auf dem ein junger Mann mit dunkelbraunem kurzem Haar lag und zu schlafen schien. Gleichmäßig piepste das EKG Gerät vor sich hin, ansonsten herrschte Stille im Raum. An der Fensterfront des Raumes erstreckte sich unterhalb der Fensterbank ein langes Regal, auf welchem eine Vase mit frischen Blumen stand, die etwas Farbe in dieses sonst so sterile Zimmer brachten. Langsam ging Akane auf das Krankenbett zu und betrachtete den dort liegenden jungen Mann, dessen Gesicht eingefallen war und dessen braune Haare matt und strohig wirkten.

„Gesund sieht anders aus.“, war ihr erster Gedanke, als sie den Älteren da so liegen sah.

Sie erinnerte sich noch genau an die Tage, als Rin auf die beiden aufgepasst hatte, sofern er von seiner Mutter nicht zum Hausaufgaben machen oder lernen verdonnert worden war. Auch erinnerte sie sich daran, dass er nie etwas dagegen gesagt hatte. Er hatte es einfach so hingenommen und darüber gelächelt. Trotzdem hat er sich immer für Hiroshi eingesetzt, wenn es wegen ihm mal wieder Stress gab. Aus diesem Grund verstand Akane auch die plötzlich so abwertende Haltung Hiroshis seinem älteren Bruder gegenüber nicht und wieder fragte sie sich, was wohl zwischen ihnen vorgefallen war. Ihr Blick ging zu dem Blonden hinüber, welcher seinen wiederum auf Rin gerichtet hatte. In seinen Augen spiegelten sich Sorge, Hass und Ablehnung, eine Mischung, welche Akane von dem jungen Mann nicht kannte. Also wandte sie ihren Blick wieder von Hiroshi ab und ging hinüber zu dem niedrigen Regal, welches an der Fensterfront stand, um sich dagegen zu lehnen.

„Hiroshi… sei ehrlich. Was ist passiert? Dass du Rin gegenüber so reagierst, kenne ich nicht von dir. Früher hast du an ihm gehangen. Warum hasst du ihn plötzlich?“, sprach sie vorsichtig ihre Gedanken aus, den Blonden genau beobachtend.

Deshalb entging ihr auch nicht, wie dieser kurz zusammenzuckte, sie mit einem doch recht wütenden Blick strafte und dann den Blick wieder senkte: „Du hast doch keine Ahnung, Akane. Du weißt doch gar nicht, was bei mir abgeht.“

„Inwiefern? Ist deine Mutter immer noch so komisch zu dir? Ignoriert sie dich immer noch?“, fragte sie vorsichtig.

Der Blonde schnaufte verächtlich: „Wenn es nur noch so wäre…“

„Wieso? Was ist los?“, hakte Akane nach, doch bekam keine Antwort, „Verdammt, Hiroshi. Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Ich mache mir doch nur Sorgen.“

„Meine Güte, bist du hartnäckig.“, der Angesprochenen rieb sich den Nacken und seufzte genervt, „Seit Rin im Krankenhaus liegt, ist ihr aufgefallen, dass es mich ja auch noch gibt. Man staune! Allerdings versucht sie mich jetzt so zu formen, wie Rin. Ich bin also nur sein Ersatz… und da fragst du mich, warum ich aktuell nicht gut auf ihn zu sprechen bin?“

„Dafür kann doch aber Rin nichts…“, meinte die Braunhaarige vorsichtig.

„Als wenn ich das nicht wüsste…“, nuschelte Hiroshi, dessen Blick wieder gesenkt war, „Weißt du Akane… ich habe mir in den letzten Monaten oft darüber Gedanken gemacht, wie es wäre, wenn Rin nicht da wäre. Hätte meine Mutter mich dann von Anfang an anders behandelt? Wäre dann die Situation zu Hause eine Andere? Wiederum möchte ich die Zeit mit Rin aber auch nicht missen. Ach ich weiß auch nicht…“

„Hiroshi…“, mehr wusste Akane in diesem Moment nicht zu sagen.

Vorsichtig ging sie auf ihren Kumpel zu und blieb hinter ihm stehen. Sie zögerte kurz, bevor sie sich vorbeugte und ihren Kumpel von hinten umarmte. Etwas anderes fiel ihr in diesem Moment auch nicht ein. Der Blonde sah in diesem Moment so verletzlich aus. Beinahe so, wie zu der Zeit, als sie noch gemeinsam auf der Mittelstufe waren und kurze Zeit fühlte sich Akane in genau diese Zeit zurückversetzt. Hiroshi zuckte bei dieser Aktion kurz zusammen, doch ließ es dann einfach geschehen. Irgendwie kam ihm diese Umarmung sogar gerade recht, denn er fühlte sich einfach danach, umarmt zu werden. Auch er hatte für diesen Moment das Gefühl, er wäre wieder in der Mittelstufe, auch wenn er eher ungern an diese Zeit zurückdachte. So breitete sich Stille im Raum aus, während sie eine Weile so verblieben. Ein Klopfen ließ die Beiden jedoch aufschauen und sich ruckartig voneinander trennen, als sich plötzlich die Tür zum Krankenzimmer öffnete und eine junge Frau mit nackenlangem schwarzem Haar im Raum stand. Überrascht schaute sie mit ihren braunen Augen auf die beiden Oberschüler, welche mit hochrotem Kopf jeder in eine andere Richtung blickte.

„Oh. Hiroshi-Kun, du bist ja schon da.“, merkte sie an und blickte noch einmal zwischen die Beiden, woraufhin sich ein leichtes Grinsen auf ihrem Gesicht bildete, „Störe ich irgendwie?“

Sofort wurde das Rot in Akanes Gesicht noch einen Tick dunkler, während sich Hiroshi nur räusperte, um sich wieder zu fangen, und sich dann der jungen Frau zuwandte.

„Nein du störst nicht, Aika.“, er erhob sich langsam, „Wir wollten sowieso wieder los.“

„Ach so? Schade.“, lächelte die Schwarzhaarige und eckte den Blonden kurz an, als dieser auf ihrer Höhe war, „Und wer ist diese junge Frau? Deine Freundin?“

Der Angesprochene machte einen Satz zur Seite, während er Aika mit nun doch hochrotem Gesicht völlig überrumpelt ansah: „W-Was? So ein Quatsch. Das ist Akane Chiyo. Wir kennen uns schon seit dem Kindergarten…“

Erstaunt sah Aika zu Akane, welche sich nur schnell verbeugte: „Ach du bist also die Sandkastenfreundin von Hiroshi-Kun? Rin hat mir von dir erzählt und meinte, ihr habt früher ständig aufeinander gehockt. Es freut mich sehr dich kennenzulernen.“

Überrascht sah die Braunhaarige die junge Frau an, während Hiroshi nur schnaubte: „Klar dass er übertreibt. Naja… wir müssen dann los. Dir noch einen schönen Tag, Aika.“

Der Blonde ging zur Tür, doch stoppte noch einmal kurz, bevor er diese öffnete: „Ach so. Bevor ich es vergesse… meine Mutter arbeitet heute bis 17 Uhr. Danach wird sie sicher wieder herkommen.“

Aika lächelte leicht traurig und nickte dann, bevor sie sich bedankte und meinte, dass sie bis dahin eh wieder weg sein würde. Auch der Oberschüler nickte noch einmal, bevor er die Tür öffnete und den Raum gemeinsam mit Akane verließ. Diese sah ihren Kumpel mit großen grünen Augen an, als dieser die Tür hinter sich geschlossen hatte.

„Was ist?“, fragte er anschließend.

„Erstens: Wer war das? Und zweitens: Was sollte das mit deiner Mutter?“, kamen zwei Gegenfragen.

Der Blonde seufzte und setzte sich in Bewegung, während er der Braunhaarigen, wie bereits Mirâ vor einiger Zeit, erklärte, dass seine Eltern von Aika nichts wüssten und er selber auch erst nach dem Unfall von ihr erfahren hatte. Ebenso, dass sie wohl bei dem Unfall dabei gewesen war, dies allerdings nicht erzählt hatte, da Rin sie seit der Oberstufe vor seinen Eltern geheim gehalten hatte und diese auch weiterhin nichts von ihr wissen sollten. Vorerst jedenfalls.

„Aus diesem Grund muss Aika immer verschwinden, bevor meine Mutter hier aufkreuzt.“, beendete Hiroshi seine Erklärungen, „Reicht dir das als Erklärung?“

Die Braunhaarige nickte: „Ja… und ich merke immer mehr, wie abgedreht deine Mutter ist. Früher war mir das gar nicht so aufgefallen.“

„Zu dir war sie ja auch immer extrem nett…“, meinte der Blonde nur und blieb in der Nähe des Schwesternzimmers stehen, als er das Gespräch zweier Krankenschwestern aufschnappte, welche sich über Akisu zu unterhalten schienen.

Auch Akane lauschte dem Gespräch und bekam mit, wie aufgeregt beide darüber waren, dass das junge Idol ausgerechnet in ihrem Krankenhaus gelandet war. Wiederum fanden sie es schade, dass sie diese Station nicht verlassen konnten, wo die Blonde doch eine Station über ihnen zu liegen schien. Hiroshi blickte allessagend zu Akane, welche nur nickte. Beide hatten also ihr Ziel gefunden. Die Frage war nur, ob sie an die junge Frau herankommen würden oder wie weit überhaupt, denn die Schwestern erzählten auch, dass das Idol wohl von zwei Bodyguards bewacht wurde. Ihre Mutter würde wohl in einem so schlichten Krankenhaus nichts dem Zufall überlassen wollen. Auch schnappten die beiden Oberschüler auf, dass die Mutter des Idols wohl am liebsten die Verlegung der jungen Frau veranlasst hätte, die Ärzte dies aber strikt ablehnten, da Akisu noch unter Beobachtung stand. Mit einem Kopfnicken bedeutete Hiroshi der Braunhaarigen, dass sie weitergehen sollten, da sich das Gespräch mittlerweile um unwichtige Dinge drehte, weshalb es keinen Sinn mehr machte weiter zu lauschen. Also schlichen die Beiden vorsichtig an dem Zimmer vorbei und betraten kurz darauf das Treppenhaus. Gerade als Hiroshi die erste Stufe nach oben nehmen wollte, hielt Akane ihn zurück.

„Hey was machst du?“, fragte sie irritiert.

„Ich will mir die Sache da oben kurz anschauen.“, kam nur forsch die Antwort, während sich der Blonde aus Akanes Griff befreite.

„Aber die haben doch gesagt, dass dort Bodyguards sind. Mit denen ist sicher nicht zu spaßen.“, meinte die Braunhaarige verunsichert, doch der Oberschüler ließ sich davon nicht beirren und stieg weiter die Treppe zum nächsten Stockwerk hinauf.

Nörgelnd folgte die junge Frau ihrem Kumpel, sodass sie nach wenigen Schritten in der nächsten Etage ankamen. Vorsichtig öffnete Hiroshi die Tür, die sie in den Gang der Station führen würde und lugte in eben diesen Gang hinein, doch außer vielen Türen und ein paar vereinzelten Betten konnte er nichts erkennen, weshalb er vollends durch die Tür trat. Verunsichert klammerte sich Akane an seine Schulter und folgte ihm somit, bis sie Beide in dem leeren Gang standen und sich umsehen konnten. Zu ihrer Linken kamen nur noch zwei weitere Räume, bevor der Gang endete, während dieser zu ihrer Rechten weiterging und nach einigen Metern links abbog. Genau diesen Weg schlug Hiroshi also ein, während er versuchte seine Freundin von sich zu lösen, was sich als äußerst schwierig erwies. Dafür dass sie Kampfsport betrieb, war sie ziemlich ängstlich, musste der Blonde etwas schockiert feststellen. Es war still auf dem Gang. Nur ab und zu hörte man ein Husten aus einem der Zimmer oder einen der zu laut gestellten Fernseher, aber sonst tat sich nichts. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als die Beiden um die nächste Ecke nach links abbiegen wollten. Mit einem dumpfen Aufprall stieß Hiroshi gegen etwas Weiches. Erschrocken sah er auf und blickte auf einen schwarzen Anzug, in welchen ein breites Kreuz eingepackt war. Er zwinkerte zweimal und hob dann vorsichtig den Blick, wo er einen Moment später in ein kantiges Gesicht blickte, welches eine schwarze Sonnenbrille zierte und das sich langsam zu ihm herumdrehte. An einem seiner Ohren hing ein fast durchsichtiges, spiralförmiges Kabel, welches unter dem Anzug verschwand. Auch Akane sah auf und quiekte erschrocken auf, während sie sich hinter ihrem Kumpel ganz klein machte.

„Hey. Was wollt ihr hier?“, wurden sie barsch angesprochen.

„Äh… w-wir… w-wir ha-haben uns n-nur verlaufen… bi-bitte entschuldigen Sie.“ ,stotterte der Oberschüler dieser imposanten Person entgegen, bevor er einige Schritte zurück machte und dabei Akane weiter schob, „Wi-Wir sind sofort wieder weg.“

Damit hatte sich der Blonde umgedreht, die Braunhaarige an den Schultern geschnappt und war davongestürmt. Zwar hörten beide noch, wie der Bodyguard ihnen nachrief, jedoch ignorierten sie dies und verschwanden so schnell wie ihre Beine sie tragen konnten im Treppenhaus. Eilig stürzten sie die Treppen hinunter und flüchteten hinaus in die große Empfangshalle des Krankenhauses. Erst dort atmeten sie etwas auf und beobachteten die Tür hinter sich, in der Hoffnung der Mann war ihnen nicht gefolgt. Erst als er auch nach einigen Minuten nicht dort erschien, atmeten beide erleichtert auf.
 

„Oh man habe ich mich erschreckt…“, meinte der Blonde und wischte sich den Schweiß vom Kinn.

„Ich habe doch gesagt, das war ne doofe Idee.“, meckerte Akane, was ihr Kumpel allerdings nur mit einem bösen Blick erwiderte, „Ja, ja schon gut. Aber was nun? So kommen wir nicht an Akisu ran…“

„Gute Frage…“, murmelte Hiroshi und schritt langsam auf den Ausgang zu, blieb jedoch stehen, als er vor einer kleinen Traube von Menschen stand, „Was ist denn hier los?“

Eine ältere Dame drehte sich zu dem jungen Mann um: „Dort draußen wimmelt es nur so von Reportern. Ich weiß aber nicht wieso sie dieses Krankenhaus so umzingeln. Ob irgendwas passiert ist?“

Akane und Hiroshi tauschten einen besorgten Blick. Ihnen war sofort klar, weshalb die Reporter hier waren. Sie wussten, dass Akisu hier war und gerade das war es, was die beiden Oberschüler beunruhigte. Denn nun war die Gefahr groß, dass das junge Idol nun wirklich in ein anderes, besser geschütztes, Krankenhaus verlegt wurde, was im Umkehrschluss bedeuten würde, dass die Persona-User erst Recht keine Gelegenheit mehr bekamen mit ihr zu sprechen. Diese Situation war alles andere als vorteilhaft für die Gruppe und passte so gar nicht in ihren Plan.
 

Eine halbe Stunde später hatten sich die beiden Oberschüler eine Bank im Kagaminepark gesucht und dort Platz genommen. Irgendwie hatten sie es geschafft aus dem Krankenhaus zu flüchten, ohne dass sie von den Reportern gefilmt wurden, nachdem das Sicherheitspersonal diese zurückgedrängt hatten. Schweigend nippten sie an ihren Getränkedosen, während sie sich die Situation im Krankenhaus noch einmal durch den Kopf gingen ließen. Sie mussten sich etwas einfallen lassen, bevor es zu spät sein würde und sie keine Gelegenheit mehr bekommen würden mit Akisu zu sprechen.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Akane mit einem Seitenblick zu ihrem Kumpel, welcher die Arme auf seinen Oberschenkeln abgestützt hatte und seinen Kopf darauf gelegt hatte.

Mit seinen blauen Augen fixierte er einen Punkt im Park ohne ihn direkt zu registrieren und schwieg einen Moment auf die Frage der Braunhaarigen hin. Nach einer gefühlten Ewigkeit schloss er seufzend die Augen und schüttelte den Kopf, als Zeichen, dass er selber keine Ahnung hatte. Er lehnte sich nach hinten und setzte sich bequemer hin, während er seinen Blick gen Himmel richtete.

„Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Wir können eigentlich auch nur darauf hoffen, dass Akisu trotzdem noch einige Tage im Zentralkrankenhaus bleibt und so schnell wie möglich mit Mirâ darüber sprechen.“, meinte er dann.

„Sie kommt erst morgen Abend aus Osaka zurück. Das heißt das Gespräch muss bis übermorgen warten.“, murmelte die junge Frau und seufzte dann ebenfalls, „Ach verdammt. Wie haben diese Reporter nur davon Wind bekommen? Das macht die Sache wirklich nicht einfacher. Aber vielleicht haben wir Glück und sie bleibt dort.“

„Wäre zu hoffen…“, murmelte Hiroshi und trank noch einen Schluck seiner Cola, während zwischen den beiden Oberschülern wieder Schweigen ausbrach.
 

Ein plötzlicher Aufschrei ließ die Beiden jedoch wieder aufschauen und erschrocken zusammenzucken, als aus dem Gebüsch neben ihnen ein Junge getürmt kam, dessen rotbraune Haare voller Dreck und Blätter waren. Kaum war er aus den Sträuchern gestürzt machte er auch schon einen Satz und landete auf allen vieren im Gras, wo er kurz versuchte durch zuschnaufen und einen flüchtigen und doch ziemlich ängstlichen Blick auf das Gestrüpp hinter sich warf.

„Hey Arabai. Jetzt hau doch nicht gleich ab. Wir wollten doch nur reden.“, hörten die beiden Oberschüler nun hinter sich und bemerkten dabei, dass der Braunhaarige sich erneut panisch umsah, um einen schnellen Fluchtweg zu suchen.

Leider wurde ihm dieser in dem weiten Gelände des Parks ziemlich schwer gemacht, denn er wusste, dass er ohne Versteck keine Chance hatte zu entkommen. Er wollte aufspringen, rutschte jedoch mit dem Fuß weg und landete mit voller Wucht mit dem Gesicht im Gras. Einen Moment später raschelte es erneut hinter Akane und Hiroshi und kurz darauf kamen drei junge Männer aus dem Gestrüpp gelaufen. Einen von ihnen erkannte Akane sofort, da sie ihn bereits einmal im ersten Jahrgang getroffen hatten, als die Gruppe Megumi-Chan und Arabai geholfen hatte. Die anderen Beiden waren ihr allerdings unbekannt. Hiroshi jedoch erinnerte sich noch ganz genau an die beiden, denen er bereits auf dem Tsukinoyo begegnet war. Die drei jungen Männer hatten die beiden noch gar nicht bemerkt, da ihre volle Aufmerksamkeit auf den braunhaarigen Jungen vor ihnen gerichtet war, welcher immer noch verzweifelt einen Ausweg suchte. Mit den Fäusten knackend kamen die Drei dem jungen Mann immer näher, weshalb Hiroshi diesem Schauspiel nicht mehr zusehen konnte und sich langsam erhob. Erschrocken beobachtete Akane kurz ihren Kumpel und klatschte sich dann die Hand an die Stirn, während sie sich ebenfalls seufzend erhob.

„Hey! Hatte ich euch das letzte Mal nicht schon gesagt, dass ihr euch jemanden in eurer Größe suchen sollt?“, sprach der Blonde darauf, woraufhin die Aufmerksamkeit der jungen Männer nun auf ihm lag.

„Du schon wieder. Misch dich hier nicht ein. Das geht dich nichts an.“, meckerte einer der Drei.

Hiroshi knirschte mit den Zähnen: „Wenn es um Gewalt geht, dann schon. Vor allem wenn es drei gegen einen ist. Ziemlich unfair. Meint ihr nicht?“

„Und wenn schon. Halt dich da raus. Das ist unsere Sache und wie wir die klären bleibt ja wohl uns überlassen.“, maulte nun ein anderer.

Der blonde Oberschüler jedoch ließ sich davon nicht beirren und stellte sich schützend vor Arabai, welcher ihn verwundert ansah: „Na dann versucht es doch mal.“

„Kche. Du hast es nicht anders gewollt.“, meinte nun auch der Letzte der Drei und stellte sich Hiroshi gegenüber.
 

Akane hatte das Ganze eine Weile besorgt beobachtet und war erstaunt über den Einsatz ihres langjährigen Kumpels, welcher früher versucht war jedem Konflikt irgendwie aus dem Weg zu gehen. Auch die Braunhaarige war eigentlich nicht scharf drauf mit ansehen zu müssen, wie der Blonde sich prügelte, sich selber einmischen wäre für sie unter normalen Umständen allerdings auch keine Lösung. Zumindest, wenn es in Gewalt enden würde. Sicher wollte auch sie Arabai helfen, allerdings nicht, wenn es dadurch zu einer Prügelei kommen würde. Deshalb seufzte sie und stellte sich zwischen die Parteien.

„Hey mal ganz ruhig, Jungs. Können wir das nicht anders klären?“, versuchte sie die Lage irgendwie zu beruhigen.

„Misch dich da nicht ein, dumme Kuh.“, schimpfte einer der drei Jungs, was die Braunhaarige schon leicht wütend zusammenzucken ließ, „Das ist ne Sache unter Kerlen. Da haben Weiber nichts zu suchen.“

„Meinst du? Ja?“, fragte sie daraufhin nur trocken.

„Wenn du nicht zur Seite gehst, dann nehmen wir auch keine Rücksicht darauf, dass du ein Weib bist.“, meinte nun der Zweite.

Akane seufzte und kratzte sich kurz am Hinterkopf, bevor sie ihrem besten Kumpel einen genervten Blick zuwarf. Dieser erkannte den Blick in ihren Augen und ließ seine angespannte Körperhaltung etwas sinken, bevor er die Hände hob und ebenfalls seufzte.

„Dann komm her, wenn du dich traust.“, meinte die Braunhaarige dann plötzlich, was den einen jungen Mann dann doch etwas stutzig werden ließ.

Einen der anderen Beiden schien dies jedoch nur anzuspornen und er stürmte mit den Worten, sie hätten sie gewarnt, auf die Braunhaarige zu. Diese atmete kurz durch, brachte sich in Stellung und sah ihren Angreifer konzentriert an. Dann ging alles ganz schnell. Mit einem gekonnten Griff und einem Tritt, welcher dem Jüngeren die Füße wegzog, landete dieser, gedrückt von der Braunhaarigen, auf dem Boden und sah sie junge Frau völlig irritiert an. Auch die anderen Beiden waren völlig perplex, doch während einer von ihnen etwas zurückwich, wurde der Andere nur noch wütender und ging ebenfalls auf die Braunhaarige los. Dies jedoch führte nur zum selben Ergebnis und einen Moment später landete auch er auf dem Boden neben seinem Kumpel.

Die junge Frau hob den Blick und grinste den letzten jungen Mann an: „Willst du es auch noch versuchen?“

Erschrocken wich dieser jedoch nur zurück und suchte dann so schnell es ging das Weite. Auch die anderen beiden jungen Männer erhoben sich langsam und sahen Akane kurz böse an, welche jedoch nur einen Schritt auf sie zumachte, sodass sie ebenfalls die Beine in die Hand nahmen und sich aus dem Staub machten.

„Solche Weicheier.“, sich den Staub von den Händen klopfend sah die junge Frau den drei Flüchtenden nach und wandte sich dann an Hiroshi, „Also wirklich. Erst provozierst du sie und dann lässt du mich alles alleine machen.“

Der Blonde zockte mit den Schultern: „Du hast es doch ganz gut alleine hinbekommen. Oder etwa nicht? Dein Judo ist besser geworden.“

„Sollte es nach den Jahren auch.“, seufzte die Braunhaarige und wandte sich dann an Arabai, „Alles in Ordnung mit dir? Arabai-Kun nicht wahr?“
 

Der Braunhaarige sah die Älteren erst erstaunt an, bevor er den Blick abwandte, langsam aufstand und dann einfach gehen wollte, ohne zu Antworten. Dieses Verhalten machte Hiroshi jedoch dieses Mal wirklich sauer. Bevor der Jüngere wieder verschwinden konnte, hatte er ihn am Arm gepackt und hielt ihn so vom Gehen ab.

„Hey was soll das?“, kam es deshalb aggressiv von dem Braunhaarigen.

„Was das soll? Das frage ich dich, du Idiot? Jedes Mal helfen wir dir aus der Patsche und jedes Mal benimmst du dich, als wären wir diejenigen, die dir das angetan haben.“, schimpfte der Blonde.

„Helfen?“, fragte Arabai nur noch wütender und riss sich von Hiroshi los, „Von wegen helfen! Mit jedem Mal wurde es schlimmer! Kaum habe ich ihnen mal die Meinung gesagt, machen sie das hier mit mir.“

„Und was können wir dafür? Warum sagst du dich dann nicht endlich von diesen Idioten los?“, Hiroshi wurde langsam ebenfalls wütend.

„Als wenn das so einfach wäre!“, meinte Arabai jedoch nur, „Was wisst ihr schon? Ihr habt ja Freunde! Aber wenn man keine anderen Freunde hat, dann ist man doch froh irgendwo dazuzugehören. Aber davon habt ihr keine Ahnung!“

Der Ältere knirschte mit den Zähnen und packte den Braunhaarigen plötzlich am Kragen: „Jetzt mach mal halblang, du halbe Portion. Behaupte nichts über Menschen, die du verdammt noch mal nicht kennst. Denkst du ernsthaft du bist der Einzige mit diesem Problem? Dann schau dich mal um und lass dir verdammt nochmal helfen, wenn man dir die Hand reicht. Und jetzt sag nicht, du bekommst keine Hilfe! Wie oft in den letzten Monaten haben wir dir schon geholfen und dir unsere Hand gereicht, während du sie wieder weggeschlagen hast? Also beschwer dich nicht über deine Situation, sondern tu endlich selber etwas dagegen, indem du die dir gebotene Hilfe annimmst, du kleiner Idiot.“

Mit großen rehbraunen Augen sah der Jüngere den Blonden an und schien nur langsam zu begreifen, was ihm da gerade an den Kopf geworfen wurde. Eine zarte Frauenhand griff zwischen die Beiden und versuchte so Hiroshis Hand vom Shirt des Jüngeren zu lösen.

„Hiroshi, das reicht jetzt. Ich glaube er hat es begriffen.“, redete Akane auf den Blonden ein, welcher endlich locker und Arabai dann losließ, bevor sich die junge Frau wieder an den Braunhaarigen wandte: „Aber er hat Recht, Arabai-Kun. Lass dir von uns helfen. Wenn du in der Schule Probleme hast oder einfach nur einsam bist, dann komm doch einfach zu uns. So wie Megumi-Chan. Wir helfen dir. Versprochen.“

Der junge Mann hielt den Blick gesenkt und schien zu überlegen, bevor er sich jedoch leicht vor den Beiden verbeugte und dann abwandte, bevor er meinte, dass er sich dies alles durch den Kopf gehen lassen musste.

„Trotzdem Danke für eure Hilfe. Ich werde über euer Angebot nachdenken.“, murmelte er und wollte gehen, als Akane ihn jedoch noch einmal zurückhielt und fragte, ob er nicht lieber seine Wunden versorgen lassen wollte, „Danke das ist nett. Aber es geht schon.“

Damit war der Braunhaarige gegange, während die beiden Älteren ihm nachsahen.
 

„Tche… so ein kleiner Idiot.“, murmelte Hiroshi, was ihm einen Seitenblick von Akane einbrachte, „Der hat keine Ahnung…“

„Trotzdem hättest du nicht so übertreiben müssen.“, meinte seine beste Freundin dann und wandte sich ihm zu, „Bei dir auch alles in Ordnung?“

Der Blonde zuckte mit den Schultern: „Ja, alles gut.“

„Du hast dich wirklich verändert.“, meinte Akane plötzlich, was ihr einen erstaunten Blick von Hiroshi einbrachte.

Dieser zuckte erneut mit den Schultern und wandte sich dann ab, während er meinte, dass er ja nicht ewig so bleiben konnte, wie in der Mittelstufe. Er hob die Hand, verabschiedete sich damit für diesen Tag von seiner Kindheitsfreundin und stolzierte davon, während die Braunhaarige ihm mit einem leicht besorgten Blick nachsah und sich fragte, was nach ihrem Umzug und den Wechsel an die andere Schule alles an ihrer alten Mittelschule vorgefallen sein musste, dass sich der Blonde so verändert hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen 1. Mai und damit Tag der Arbeit wünsche ich euch. ^__^/ Ich hoffe ihr könnt oder konntet den Tag gut nutzen. Hier also pünktlich zum Wonnemonat ein neues Kapitel. Und dieses Kapitel hat mir so viel Spaß beim Schreiben gemacht. Ich schreibe so gerne über Akane und Hiroshi. <3 Ihre Freundschaft ist einfach etwas ganz Besonderes. ^___^
Ich hoffe jedenfalls, dass euch das Kapitel gefallen hat.

Dann bis nächsten Monat zum nächsten Kapitel. ^_^/

LG
Shio~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  ShinoYuta
2019-08-28T11:37:28+00:00 28.08.2019 13:37
Das war echt ein schönes Kapitel. Ich finds toll, dass man Hiro und Akane wieder zusammenwachsen sieht. Die beiden sind so tolle beste Freunde ToT
Die Sache mit Rin und generell der ganzen Familie ist soo traurig. Mir tut auch Aika super leid, da sie schon so ewig geheim halten muss, dass es sie gibt. Dabei könnte alles so viel leichter sein, wenn die Mutter endlich mal ihren Stock aus dem Arsch bekommen würde…
Armer Hiroshi T___T Ich hoffe so sehr für ihn, dass Rin bald wieder aufwacht und dass sich seine Familiensituation irgendwann mal bessert >.<
Und yeah Ryu taucht endlich mal wieder auf. So ein undankbarer kleiner Kerl xDDD ich bin schon sehr gespannt auf mehr :)

Von:  fubukiuchiha
2019-05-01T08:07:17+00:00 01.05.2019 10:07
Moin Shio,

Cool ein Kapitel über Hiroshi und Akane 😍 Hiroshi muss echt gestaunt haben, als er Akane gesehen hat, aber es ist verständlich, dass sie sich Sorgen um Rin macht. Sie lässt nicht locker und wenigstens erklärt Hiroshi, was los ist. Die Umarmung war voll süß und vor allem ihre Reaktion auf Aika 😂 ich musste dermaßen lachen.

Der Versuch an Akisu zu kommen wird sich wohl als schwierig gestalten, aber Mirâ wird schon was einfallen wenn sie wieder da ist. Ich glaube ja, dass Kyo der Schlüssel ist, aber es bleibt abzuwarten.

Arabai hat wieder einen Auftritt und er scheint echt Probleme zu haben... Hiroshi ist echt genial, sich schützend vor den kleinen stellen und dann alles Akane machen lassen. Ich habe erst gedacht, das macht sie jetzt nicht, oder? Doch und zwar mit Erfolg 😂 Arabai scheint es ja endlich zu begreifen und mal sehen, wie es mit ihm weitergeht.

Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel.

LG fubuki
Antwort von: ShioChan
11.06.2019 16:18
Grüß dich Fubuki,

So jetzt erst mal antworten, bevor es weiter zum Lesen geht. Hab ja heute doch irgendwie etwas geschafft, aber deine Kapitel noch nicht ganz. X'D Sorry...

Jaaaaa ich mag das Kapitel total. Ich mag die beiden auch total zusammen, allerdings niemals ala Pärchen. Sie sind einfach wie Bruder und Schwester und ich hoffe, dass ich das in dem Kapitel gut rüber gebracht habe. :)
Das die beiden so reagieren ist doch nicht verwunderlich, immerhin wollen Sie ja nicht, dass ihre Beziehung irgendwie falsch rüber kommt. XD Naja das klappt mal besser und mal eher nicht. XD

Ich würde Aika gerne öfters auftauchen lassen und auch Rin, aber leider ist für mehr als die Randstory für die Beiden leider kein Platz. Ich hoffe ich kann sie später in einigen Zusatzkapiteln auftauchen lassen.

Ja das wird ne ziemliche Tortur um an Akisu zu kommen. XD Und Mirâ muss dabei wieder Wege gehen, die sie lieber vermieden hätte... Vor allem in Bezug auf Kyo. X'D Er ist und bleibt halt der Teufel.

Tja so ist Hiroshi halt... Außerdem hat Akane es ja so gewollt. XD Sie hätte sich ja nicht provozieren lassen müssen. XD Und sie hat es ja alleine gemeistert.
du kannst bei Arabai gespannt sein. :)

LG
Shio~



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