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Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

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LVIII – Junko auf Abwegen

Dienstag, 18.August
 

Mit großen strahlenden Augen blickte Junko auf die vor sich liegende und mit Menschen überfüllte Einkaufsstraße, welche sich unendlich weit zu erstrecken schien. Aufgeregt knetete sie die Hand ihrer Schwester, die sie festhielt, damit sie nicht verloren ging. Auch Mirâ sah erstaunt auf die ganzen Menschenmassen, denn obwohl sie dieses Bild noch aus ihrer Kindheit kannte, so erstaunte sie dieser Auflauf immer wieder. Ihr Vater trat neben die beiden Mädchen und lächelte, während er die erstaunten und strahlenden Gesichter seiner Töchter betrachtete. Als Ausgleich dafür, dass er Beide am Abend zuvor alleine gelassen hatte, musste er sich etwas überlegen, um sie wieder milde zu stimmen. Also versprach er den Beiden, mit ihnen eine Shopping Tour durch Osaka zu machen und so waren sie nun, zum Ende des Tages hin, in der großen Einkaufsstraße der Stadt gelandet. Hier reihte sich ein Geschäft an das Andere, in welche sich die einzelnen Menschen hinaus und wieder herein drängten. Der ältere Mann seufzte und dachte an die Einkaufstüten, welche sich bereits im Kofferraum seines Autos befanden, doch trotzdem würde er seinen beiden Mädchen auch hier nichts abschlagen können, wobei das Meiste was er bezahlte für Junko war, da Mirâ ihre Einkäufe meist selber bezahlte. Es hatte ihn verwundert, als er von der Oberschülerin erfahren hatte, dass diese ab und zu in einer Karaokebar jobbte, doch noch mehr irritierte ihn, dass ihre Mutter es erlaubte. Immerhin passte sie auf die Mädchen auf, wie auf ihren Augapfel.

Eine kleine Hand zog an seinem Jackett, weshalb er nach unten und genau in Junkos rote Augen blickte: "Papa lass uns losgehen."

Ihr Vater seufzte, doch lächelte lieb: "Na dann, auf geht's."

Somit machte sich die kleine Familie auf den Weg und durchstreifte die verschiedenen Geschäfte der Straße. Und natürlich fand Junko wieder etwas, was ihr gefiel und das nicht nur einmal.
 

Nach einiger Zeit und gefühlten hundert Geschäften, machte die kleine Gruppe kurz Pause. Ihr Vater hatte sich auf eine niedrige Mauer gesetzt und musste zugeben, dass er für solche Dinge mittlerweile schon zu alt war.

"Papa, wenn du möchtest, dann können wir uns auch erst einmal in ein Café setzen und uns dort ausruhen.", schlug Mirâ vor, was ihr Vater nur allzu dankend annahm.

Kurze Zeit später fanden sich die Drei in einem der unzähligen Cafés der Stadt wieder und tranken einen Kaffee, beziehungsweise einen Kakao, um sich etwas auszuruhen. Doch es dauerte nicht lange, da wollte Junko auch schon weiter, weshalb sie anfing zu quengeln, wodurch Mirâ wieder kurz davor war böse zu werden, immerhin war ihr Vater wirklich nicht mehr der Jüngste und brauchte etwas Zeit zum verschnaufen. Die Grundschülerin jedoch blähte beleidigt die Wangen auf und wollte das so gar nicht einsehen, weshalb die Violetthaarige bereits zu einer Standpauke ausholte, als ihr Vater jedoch nur lachte. Irritiert sah die Oberschülerin zu ihm, was ihn allerdings nicht davon abhielt weiterzulachen.

"Jetzt streitet euch doch nicht deshalb. Allerdings würde ich schon gerne noch etwas ausspannen, aber wenn ihr wollt könnt ihr auch noch einmal alleine losziehen. Ich gebe euch etwas Geld.", erklärte der Blauvioletthaarige mit einem Schmunzeln, nachdem er sich wieder von seinem Lachanfall beruhigt hatte.

Junko war natürlich sofort Feuer und Flamme, Mirâ jedoch war nicht so begeistert. Auch weil sie wusste, dass Junko schwerer zu hüten war, als ein Sack Flöhe und es bei diesen Menschenmassen schwierig werden würde, alleine auf sie acht zu geben. Zudem hatte die junge Frau auch irgendwie das Gefühl, dass dies nicht gut gehen würde. Deshalb wollte sie eigentlich auch wiedersprechen, aber als sie Junkos strahlendes Gesicht sah und noch einmal zu ihrem Vater blickte, der nur lächelnd nickte, gab sie sich seufzend geschlagen. Irgendwie würde es schon klappen. Das hoffte sie jedenfalls. So stand sie langsam auf, während ihre kleine Schwester kaum noch zu zügeln war und nahm das Geld entgehen, welches ihr Vater ihr reichte. Nachdem sie sich ausgemacht hatten, sich in ungefähr zwei Stunden wieder vor dem Cafe zu treffen, machten sich die beiden Mädchen auf den Weg.

"Das bleibt aber unter uns. Ja Junko?", sagte Mirâ der Kleinen, deren Hand sie nun wieder hielt.

Fragend sah diese zu ihrer großen Schwester auf und legte den Kopf schief, als Zeichen, dass sie nicht verstand weshalb sie es für sich behalten sollte.

Mirâ seufzte: "Wenn Mama erfährt, dass Papa uns bei diesem Gedränge ohne Aufsicht hat gehen lassen, wird sie ausflippen. Und ich habe keine Lust auf ihre Streitereien am Telefon."

Kurz war die Blauhaarige etwas erstaunt, bevor sie erst zu begreifen schien, was ihre Aktion eben anrichten konnte. Ihr Mund formte sich zu einem Strich und sie senkte den Kopf, während sie die Hand ihrer Schwester noch etwas kräftiger fasste. Aus dem Augenwinkel erkannte die Oberschülerin den traurigen Blick ihrer kleinen Schwester und seufzte leise.

"Nun schau nicht so. Solange Mama nichts davon erfährt, sollte es in Ordnung gehen. Also bleibt das schön unter uns. Ja?", mit einem Zwinkern legte Mirâ sich den Zeigefinger auf den Mund und lächelte die Blauhaarige lieb an.

Diese sah sie kurz mit großen irritierten Augen an, doch nickte dann, legte ebenfalls ihren Finger vor den Mund und grinste breit. Die Violetthaarige kicherte und beobachtete, wie das kleine Mädchen neben ihr fröhlich weiterstolzierte. Sie verstand ja, wieso Junko nicht stillsitzen konnte. Als Kind war sie selbst ja auch nicht anders. Aus diesem Grund konnte sie der Kleinen einfach nie lange böse sein, auch wenn sie es manchmal übertreiben konnte. An anderen Tagen wiederum, war die Kleine einfach nur ein Engel. Es war schwer einzuschätzen, wie sie in welcher Situation reagierte. Sie war halt einfach noch ein Kind.

Mirâ verlangsamte ihren Schritt, als sie auf eine Traube von Menschen zugingen. Erstaunt blickte sie über diese hinweg und erkannte einen in die Wand eingelassenen Fernseher, welcher die aktuellen News verkündete. Auch die junge Frau blieb stehen und blickte ebenfalls auf die nun verkündete News, wo sie sah, wie sich Reporter vor dem Zentralkrankenhaus in Kagaminomachi versammelt hatten und darüber berichteten, dass Akisu mit hoher Wahrscheinlichkeit dorthin eingeliefert wurde. Mirâ machten diese News Sorgen, denn nun wusste jeder wo sich das Idol aufhielt. Das wiederum barg die Gefahr, dass die Blonde wieder verlegt wurde und sie keine Gelegenheit mehr haben würde sich mit ihr zu unterhalten. Deshalb hoffte sie, dass es nicht zu viel Aufregung deshalb geben würde. Die junge Frau war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht merkte, wie Junko mehrmals an ihrem Arm zog.
 

Die Kleine wurde langsam wieder ungeduldig und wollte weiter. Sie konnte auch nicht verstehen, weshalb ihre Schwester so gebannt auf den Bildschirm starrte. Sie selbst erkannte ja nicht viel. Beleidigt blähte sie die Wangen auf und zog noch einmal an dem Arm der Oberschülerin, doch diese reagierte immer noch nicht. Junko ließ deshalb die Hand der Violetthaarigen los, was diese nicht einmal zu bemerken schien, und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Sie wollte etwas sagen, als sie neben sich ein Mauzen vernahm und deshalb den Blick von Mirâ abwandte. Einige Meter von ihr entfernt erkannte sie eine braune Katze, welche am Straßenrand saß und sich die Pfoten leckte, bevor sie sich neugierig umsah und sich dann erneut um ihre Fellpflege kümmerte. Junkos Augen begannen zu strahlen, als sie das hübsche braune Tier entdeckte. Kurz sah sie zu ihrer Schwester und überlegte, ob sie sie fragen sollte, ob sie zu der Katze darf, doch als sie bemerkte, dass diese immer noch total in Gedanken versunken war, entfernte sie sich einfach so von der Älteren. Immerhin würde sie nur einige Meter weiter weg sein. Also setzte sie sich in Bewegung und Schritt auf die Katze zu. Diese sah sie mit großen blaugrünen Augen an und zuckte plötzlich mit den Ohren, als sie ihren Blick abwandte und loslief.
 

Die News auf dem Fernseher waren schon eine Weile vorbei und einem Werbeblock gewichen, als Mirâ wieder aus ihren Gedanken zurückkehrte. Die Menschentraube vor ihr hatte sich mittlerweile aufgelöst und sie stand fast alleine vor dem flimmernden Bildschirm. Sie seufzte und wollte sich an das kleine Mädchen neben sich wenden, als sie erschrocken feststellen musste, dass diese nicht mehr an Ort und Stelle war. Schockiert sah sich die Violetthaarige um, doch konnte sie die Blauhaarige nirgends entdecken. Panik stieg in ihr auf, als sie feststellen musste, dass ihre kleine Schwester in dieser riesigen Stadt verschwunden war.
 

Junko währenddessen hatte gar nicht bemerkt, wie weit sie sich bereits von der Oberschülerin entfernt hatte. Wie hypnotisiert war sie der Katze gefolgt, welche sich aus dem Staub machte, sobald sie ihr zu nahe kam. Das braune Tier jedoch ließ sich nicht weiter beirren, sondern lief weiter durch die Menschenmassen, während die Grundschülerin ihr folgte. Plötzlich zuckten erneut die Ohren der Katze und sie blickte nach links, bevor sie einen Satz in diese Richtung machte und zwischen den Menschenmassen verschwand. Als Junko dies bemerkte, wollte sie ihr weiter folgen, doch kaum hatte sie die Stelle erreicht, an der die Katze abgebogen war, war diese nicht mehr zu sehen. Irritiert sah sich die Kleine um und seufzte dann, weil sie traurig war, dass das Kätzchen verschwunden war. Also drehte sie sich um und wollte zurück zu ihrer Schwester, als ihr auffiel, dass sie nicht mehr dort war, wo sie die Ältere hatte stehenlassen. Jegliche Farbe wich ihr aus dem Gesicht, während sie sich fragend umschaute, diese Gegend jedoch nicht einordnen konnte. Sie stand mitten auf einem größeren Platz, der einem Park ähnelte und in dessen Mitte ein Brunnen stand.

"Nee... Chan?", fragte sie kleinlaut, während ihr Tränen in die Augen stiegen und sie es bereute der Katze einfach gefolgt zu sein.

Ein Schluchzen entkam ihr und die kleinen Tränen flossen ununterbrochen ihre Wangen hinunter. Wie sollte sie Mirâ hier wiederfinden? Sie kannte sich hier so gut wie gar nicht aus und wusste auch gar nicht genau, aus welcher Richtung sie eigentlich gekommen war. Ganz zu schweigen von dem Weg, den sie gegangen war. So etwas wie ein Handy besaß sie auch nicht, womit sie Mirâ hätte kontaktieren können und jemanden fragen brachte auch nichts, weil sie die Nummer ihrer Schwester nicht im Kopf hatte. Und auch die Nummer ihres Vaters war ihr unbekannt, zumal am Ende wohl Mirâ den Ärger bekommen würde, weil sie nicht auf ihre kleine Schwester aufpassen konnte. Das wollte Junko eigentlich auch nicht. Der Gedanke daran machte sie aber noch trauriger, weshalb ihr Schluchzen lauter wurde. Doch die Menschen um sie herum waren viel zu beschäftigt, als dass sie das kleine Mädchen bemerkten, weshalb sie alle nur schweigend oder telefonierend an ihr vorbeigingen.

Plötzlich vernahm sie erneut ein Mauzen, weshalb sie aufsah und ganz verschwommen die braune Katze von eben wiedersah, welche sie mit großen blaugrünen Augen anschaute.

"Du... verschwinde... das ist... alles deine Schuld...", schluchzte die Grundschülerin, obwohl sie genau wusste, dass sie sich selbst in diese Lage gebracht hatte.

Und dennoch wollte sie die Schuld bei jemand anderem suchen, doch bereute es im nächsten Moment bereits wieder. Sie hockte sich zu der Katze runter, woraufhin diese direkt auf sie zugelaufen kam und sich an ihre Beine schmiegte. Vorsichtig strich Junko dem Tier über den Rücken, wodurch dieses anfing zu schnurren und die Streicheleinheiten genoss. Langsam beruhigte sich die Grundschülerin wieder, doch trotzdem entkam ihr ab und zu noch ein leichtes Schluchzen.

"Hier bist du also, Kiara. Wieso läufst du denn...?", der junge Mann, welcher sich gerade durch die Menschenmassen gedrängt hatte, nachdem er seiner Katze gefolgt war, stockte, als er das kleine Mädchen entdeckte, welches auf dem Boden hockte und ihn mit vollkommen verheulten roten Augen ansah, "Du bist doch die Kleine von gestern. Wo ist denn deine Schwester?"

Fragend blickte sich der Braunhaarige um und kratzte sich am Hinterkopf, während er überlegte, wie man ein kleines Mädchen in dieser Stadt nur alleine lassen konnte. Doch plötzlich spürte er etwas Warmes an seinem Bauch, weshalb er erschrocken nach unten sah und bemerkte, wie sich das kleine Mädchen weinend an ihn drückte. Etwas irritiert blickte Aiden auf den blauen Haarschopf, doch lächelte dann sanft, als ihn diese Situation sehr an seine kleine Schwester erinnerte, und tätschelte dem kleinen Mädchen beruhigend über den Kopf.

"Was ist denn passiert?", fragte er dann sanft und spürte, wie sich die Grundschülerin noch etwas kräftiger an ihn drückte, "Hast du dich verlaufen?"

"Ich... Ich bin der Katze gefolgt und... ich weiß nicht wo ich bin... und wo... Nee-Chan ist...", erneut überkam sie ein Schluchzen.

Aiden blickte auf seine Katze namens Kiara, welche sich unschuldig ihre Pfoten leckte und ihn dann mit ihren großen blaugrünen Augen ansah. Nun schien er erst zu begreifen, was überhaupt los war. Er hatte sich bereits gewundert, wieso ihm Kiara mitten in der Stadt entgegen kam, nur um dann wieder zwischen den Menschen zu verschwinden, als sie merkte, dass er ihr folgte. Sie wollte ihn zu dem kleinen Mädchen bringen, welches sich wegen ihr verlaufen hatte. Zwar fand er es ziemlich unverantwortlich, dass die Kleine einfach so einer fremden Katze folgte, vor allem in einer Stadt, die sie nicht zu kennen schien, aber andererseits erinnerte ihn das auch an seine kleine Schwester Hikari, welche Kiara auch immer folgen wollte. Aus diesem Grund konnte er gar nicht wütend sein, sondern lächelte nur sanft, während er Junko über den Kopf strich.

"Sollen wir deine Schwester gemeinsam suchen?", fragte er dann liebevoll, woraufhin ihn die Grundschülerin mit großen verheulten Augen ansah.

Sie nickte und schluchzte immer noch: "J-ja... a-aber wie sollen wir... sie finden?"

Aiden sah sich um und fragte sie dann, ob sie denn ungefähr wüsste, aus welcher Richtung sie gekommen war. Junko löste sich etwas von dem Älteren und sah sich ebenfalls um, doch erkannte sie nichts, was ihr helfen konnte und schüttelte deshalb den Kopf. Der junge Mann seufzte etwas ratlos und kratzte sich am Hinterkopf, während er ebenfalls noch einmal in die drei Richtungen blickte, die zu dieser Stelle führten. Plötzlich spürte er etwas Weiches an seinem Bein und blickte nach unten, wo er Kiara sah, die ihn kurz anschaute und dann in eine Richtung loslief. Er lächelte, denn er wusste, was die Katze ihm damit sagen wollte. Sie sollten ihr folgen, denn sie wusste noch genau, wo sie lang gegangen war. Also löste Aiden das kleine Mädchen endgültig von sich und hielt ihr lächelnd die Hand entgegen. Etwas irritiert sah Junko auf die ihr angebotene Hand und nahm diese zögerlich, bevor sie in eine Richtung mitgezogen wurde. Obwohl sie wusste, dass sie mit fremden Leuten nicht einfach mitgehen sollte, hatte sie das Gefühl, diesem Jungen vertrauen zu können. Trotzdem würde sie wohl tierischen Ärger von ihrer Schwester bekommen und vielleicht sogar von ihrem Vater. Ein wenig Angst davor hatte sie, aber noch größer war die Angst, dass sie ihre Schwester nie wieder sehen könnte.
 

Verzweifelt ließ sich Mirâ auf eine niedrige Mauer nieder und stützte ihr Gesicht in ihre Hände. Sie hatte sich in der näheren Umgebung umgesehen, um Junko zu finden. Sogar Passanten hatte sie gefragt, ob sie das kleine Mädchen gesehen hatten. Einige Leute hatten sie etwas weiter in die Stadt geschickt, weil sie sich sicher waren Junko gesehen zu haben, wie sie einer Katze gefolgt war. Demnach war sie noch ein Stück gekommen, doch irgendwann hatte sich auch die Spur ihrer kleinen Schwester verloren und nun wusste sie nicht mehr weiter. Was sollte sie nur tun? Ein Blick auf ihre Uhr verriet ihr, dass es bald Zeit war, sich wieder mit ihrem Vater zu treffen. Vielleicht sollte sie ihn anrufen und Bescheid geben. Aber wie sollte sie ihm das erklären? Noch besser wäre es die Polizei zu informieren, aber auch dann würde es ihr Vater erfahren... und mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar ihre Mutter. An den Ärger wollte sie gar nicht denken. Warum hatte sie sich von den Nachrichten auch so ablenken lassen? Ihr war zum Heulen und nur mit Mühe konnte sie ihre Tränen unterdrücken. Etwas Warmes an ihrem Bein ließ sie jedoch erschrocken aufschauen. Plötzlich blickte sie in zwei große blaugrüne Katzenaugen, die zu einer braunen Katze gehörten. Diese sah sie kurz mit schief gelegtem Kopf an und schlängelte sich dann schnurrend um ihre Beine. Auch wenn Mirâ das hübsche Tier sehr niedlich fand, hob das ihre Stimmung jedoch nicht. Sie musste immer noch ihre kleine Schwester finden. Aber wie?

"Nee-Chan!!!", hörte sie plötzlich deren kindliche Stimme und einen Moment später lag das kleine Mädchen in ihren Armen und weinte, "Es tut mir Leid. Bitte sei nicht böse. Ich hatte Angst dich nicht mehr zu finden."

Es sprudelte nur so aus der Kleinen heraus, sodass Mirâ anfangs gar nicht wirklich reagieren konnte. Nur langsam erwachte sie aus ihrer Starre und packte die Blauhaarige dann an ihren Schultern, um sie etwas von sich wegzudrücken und ihr böse in die Augen zu sehen.

"Sag mal spinnst du? Wie kannst du einfach weglaufen? Weißt du eigentlich, was ich mir für Sorgen gemacht habe?", schimpfte die Oberschülerin, doch wurde dann wieder friedlich und zog Junko an sich heran, "Ein Glück ist dir nichts passiert."

Junko weinte immer noch und klammerte sich an ihre ältere Schwester, während sie sich immer wieder entschuldigte.

"Na das ist ja noch einmal gut gegangen.", ließ Mirâ eine männliche Stimme aufblicken und auf einen jungen Mann mit dunkelbraunem Haar schauen.

Sie erkannte Aiden sofort, als den Jungen vom Vortag.

"Hast du sie gefunden?", fragte sie deshalb leicht irritiert, woraufhin der Braunhaarige nickte, "Vielen Dank. Ich wüsste nicht, was ich machen sollte, wenn ich Junko nicht gefunden hätte."

Sie schaute ihre kleine Schwester wieder an und entschuldigte sich dafür, dass sie nicht auf sie reagiert hatte, als diese mit ihr sprechen wollte. Am liebsten hätte sie der Kleinen noch vorgehalten, dass sie trotzdem nicht einfach wegrennen dürfte, doch das verkniff sich die Violetthaarige, da sie bemerkte, dass die Grundschülerin ihre Lektion auch so gelernt hatte. Außerdem war sie viel glücklicher darüber, dass Junko wieder aufgetaucht war. Die Oberschülerin sah wieder zu Aiden auf.

"Kurosaki-Kun. Nicht wahr? Ich würde mich gerne bei dir bedanken.", erklärte sie dann, woraufhin der junge Mann ablehnen wollte, doch Mirâ ließ sich nicht beirren, "Doch. Bitte. Das ist das Geringste, was ich tun kann. Kann ich dich auf irgendwas einladen? Ein Eis oder etwas zu Essen?"

"Ähm... also das ist wirklich nicht nötig... also...", begann Aiden, als plötzlich sein Magen knurrte.

Sofort lief er rot an, als ihm einfiel, dass er sich gerade etwas zu Essen holen wollte, als er Kiara gesehen hatte und ihr gefolgt war. Deshalb hatte er noch nichts gegessen. Mirâ jedoch entlockte sein knurrender Magen nur ein Kichern. Sie erhob sich, immer noch Junko an ihrer Hüfte klebend, und sah den Braunhaarigen lächelnd an.

"Na wenn das keine Antwort war. Nur auf was Kleines. Okay? Ich habe auch etwas Hunger. Wie wäre es mit Takoyaki?", bot sie an und sah dann zu ihrer Schwester, dessen Magen mittlerweile auch geknurrt hatte.

Erstaunt sah Aiden die junge Frau an und wusste nun nicht mehr, wie er sich noch herausreden konnte, weshalb er seufzend zustimmte. Sein Blick fiel auf seine Beine, um welche sich seine Katze schlängelte und ihn dann treu doof ansah. Auch konnte er ihrem Blick entnehmen, dass sie ebenfalls etwas abhaben wollte und sich dieses auch mehr als verdient hatte. Irgendwie hatte der junge Mann das Gefühl, dass sie immer genau verstehen würde, worüber die Menschen in ihrer Umgebung redeten. Erneut seufzte er und nahm seine Katze auf den Arm, welche sich sofort an ihn schmiegte.

Mirâ sah sich währenddessen um und fand genau, wonach sie gesucht hatte: "Sehr schön. Den Laden gibt es noch. Dort drüben gibt es die besten Takoyaki, die ich kenne."

Die Violetthaarige zeigte auf einen Stand, welcher am Straßenrand stand und von welchem ein angenehmer Geruch von frischem Takoyaki herüberschwebte. Mirâ steuerte direkt darauf zu, während ihr Junko folgte. Aiden zögerte noch einen Moment, doch folgte der jungen Frau dann ebenfalls.
 

Wenige Minuten später saßen sie zu dritt auf einer Bank und ließen sich die kleinen Bällchen schmecken. Aiden teilte sich seine Portion mit Kiara, welcher die leckere Mahlzeit sichtlich schmeckte. Junko betrachtete die braune Katze eine Weile neugierig, bevor sie sich traute ihr vorsichtig über den Kopf zu streichen. Kiara schnurrte vergnügt und ließ sich die Takoyaki weiter schmecken. Aiden beobachtete das kleine Mädchen und Kiara, bevor er sich an Mirâ wandte.

„Ich glaube, ich muss mich entschuldigen. Die ganze Situation ist nur zustande gekommen, weil meine Katze deine kleine Schwester abgelenkt hat.“, entschuldigte sich der Braunhaarige bei der jungen Frau.

Diese sah ihn kurz aus dem Augenwinkel an und lächelte dann: „Schon in Ordnung. Wiederum hat deine Katze mich gefunden und euch damit zu mir geführt. Hab ich Recht?“

Aiden nickte, während Mirâ zu ihrer kleinen Schwester sah und weitersprach: „Eigentlich hätte ich damit rechnen müssen. Wenn man Junko nicht durchgängig im Auge behält macht sie ständig solche Sachen. Ich kann verstehen, dass meine Mutter es nicht so gerne sieht, wenn ich sie irgendwo mit hinnehme, wo viele Menschen sind.“

„Dafür, dass ihr nicht von hier seid, scheinst du dich aber ziemlich gut hier auszukennen.“, meinte der Braunhaarige plötzlich.

Ein erstaunter Blick der Violetthaarigen traf ihn, bis diese kurz den Kopf neigte und dann lächelte: „Naja… ich habe einige Jahre hier gelebt, bis meine Eltern sich haben scheiden lassen. Außerdem bin ich ja in den Ferien öfters hier, um meinen Vater zu besuchen. Seither sind wir häufig umgezogen. Ich hoffe ja, dass es dieses Mal das letzte Mal war. Sich immer wieder von Freunden zu verabschieden, nervt auf Dauer ganz schön.“

„Dann geht es dir ja ähnlich wie mir.“, meinte Aiden plötzlich, weshalb ihn die junge Frau wieder erstaunt ansah, „Meine Familie zieht auch regelmäßig um, wegen dem Job meines Vaters. Ich kenne also das Gefühl ständig woanders zu leben und sich an eine neue Umgebung zu gewöhnen.“

Mirâs Gesicht zierte ein zartes Lächeln, als sie merkte, wie ähnlich sich die Beiden in manchen Dingen doch waren und ein vertrautes Gefühl kam in ihr auf. Wieder bemerkte sie diese leichte blaue Aura, welche sich um den Jungen gelegt hatte, der sich nun seiner Katze zugewandt hatte und diese auf seinem Arm streichelte. Leise und unbemerkt seufzte Mirâ, während sie ihre erneut aufkommenden Gedanken, was diese blaue Aura zu bedeuten hatte, verdrängte. Was auch immer es damit auf sich hatte, sie hatte das Gefühl, dass etwas Großes in naher Zukunft auf diesen jungen Mann warten würde und ein wenig hatte sie das Gefühl, dass es etwas Ähnliches war, wie ihre eigene Aufgabe. Natürlich hoffte sie, dass er nicht in solch gefährliche Situationen geraten würde, wie sie. Dennoch hatte sie da so ein Gefühl. Als Aiden sich erhob schrak sie aus ihren Gedanken auf und blickte zu dem jungen Mann auf.

„Ich muss jetzt leider wieder los. Vielen Dank für die Takoyaki, Shingetsu-San.“, kam es höflich von dem Braunhaarigen, welcher sich leicht verbeugte, „Es war nett mit dir zu plaudern. Und du, kleines Mädchen, solltest dir angewöhnen nicht einfach irgendwelchen Katzen nachzulaufen.“

Er zwinkerte Junko kurz zu, welche leicht beleidigt die Wangen aufplusterte, doch dann wieder lächelte und nickte. Auch Mirâ lächelte und erhob sich, bevor sie dem Braunhaarigen noch einen schönen Tag wünschte und dieser sich nun endgültig verabschiedete.

Noch eine Weile sah die Violetthaarige dem jungen Mann nach, bis dieser zwischen den Menschenmassen verschwunden war, und sie selber sich gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester auf den Wag zurück zu ihrem Vater machte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Neuer Monat, neues Kapitel... oh man wie die Zeit vergeht. O___O Es ist schon wieder ein viertel des Jahres rum. Verdammt...
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. <3
LG
Shio~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  ShinoYuta
2019-08-28T11:35:41+00:00 28.08.2019 13:35
Wieder ein schönes Kapitel <3 Ich finde es richtig toll wie du es geschafft hast da so eine Spannung aufzubauen, als Junko verloren gegangen ist *____*
Und wie sich die arme Mirâ schon ausmalt was sie für einen Ärger bekommen würde und wie sich ihre Eltern wohl zoffen würden etc. aawwww ToT
Ich fands auch interessant, dass Aiden wieder vorgekommen ist. Als die Katze aufgetaucht ist, hatte ich schon so eine Vorahnung :3

Von:  fubukiuchiha
2019-04-01T18:11:19+00:00 01.04.2019 20:11
Hey Shio,

Das Kapitel ist voll schön, da sieht man, dass sich Mirâ's Vater um seine Töchter kümmert und auch Junko scheint so langsam aufzutauen. Der Vater tut einem schon leid, aber es macht die Mädchen froh und das ist die Hauptsache.

Das mit Akisu ist natürlich ärgerlich, aber irgendwie wird Mirâ das ganze schon lösen können, da bin ich mir sicher. Wuhu, meine kleine Kiara 😍😍 nicht ganz in Ordnung von beiden Shingetsu Mädchen, aber man kann keinem einen Vorwurf machen. Mirâ hat ganz andere Sorgen und Junko ist ein neugieriges Kind.

Wenn ein Wild Card User nicht reicht um Junko zu bändigen, muss ein zweiter her und Aiden hat ja die richtige Partnerin 🐈 zum Glück ist Kiara so schlau und konnte Junko wieder finden.

Das Wiedersehen zeigt, wie sehr sich die beiden Mädchen lieben und das war so süß 😍 tja Aiden, so einfach kommst du nicht weg X'D aber es ist lieb, dass Mirâ sich Sorgen um Aiden macht, doch ihre Bitte wird nicht erhört. Igor sagt ganz dezent: Nö.

Vielen Dank, dass du Aiden bei dir eingebaut hast 😍😍

Ich kann das nächste Kapitel gar nicht erwarten.

LG fubuki
Antwort von: ShioChan
03.04.2019 16:44
Hey Fubuki ^^

Es freut mich, dass dir mein Kapitel wieder gefallen hat. :3

Du wirst überrascht sein, wie sie dieses Problem lösen wird. xDDD Wäre ja auch zu einfach, wenn alles nach Plan verlaufen würde. xDDDD

Tja Mirâ mag streng sein, aber ihre Schwester ist ihr defintiv heilig. AUch um ihre eigene Gesundheit willen. xDDDD Hahaha nee spaß. Junko ist für Mirâ sehr wichtig, deshalb könnte sie es nie ertragen, wenn der KLeinen etwas passiert. :3

Und kein Problem. ^^ Es hat Spaß gemacht den Cameo zu deinem Charakter zu schreiben. ^___^

Ich freue mich schon auf den nächsten Kommentar. ^^

LG
Shio~


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