Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 38: XXXVIII - Geheimnisse --------------------------------- Montag, 20.Juli 2015 – Tag des Meeres / Feiertag „Hier habt ihr etwas zu trinken, Kinder.“, sagte Akanes Mutter freundlich, während sie sechs Gläser und eine Karaffe Eistee auf einen kleinen Tisch stellte. „Vielen Dank, Chiyo-San. Das ist sehr freundlich von Ihnen.“, bedankte sich Masaru höflich, woraufhin die braunhaarige Frau mit einem Lächeln wieder im Haus verschwand und die Gruppe auf der Terrasse alleine ließ. Akane blickte über den großen Gartentisch, auf welchem verschiedene Hefte und Bücher ausgebreitet waren, und fragte in die Runde, wie es eigentlich dazu kam, dass sie nun so viele waren. Neben ihr saß Mirâ und neben dieser, am Tischende, hatte Masaru Platz genommen. Mirâ gegenüber saß Kuraiko, welche konzentriert in ihr Buch blickte und darauf bestanden hatte, dass Hiroshi den Platz neben ihr besetzte. Der Grund dafür befand sich neben Akane, am anderen Tischende: Shuya, welcher bereits über seinen Heften eingeschlafen war und leise vor sich hin säuselte. Gemeinsam hatte sich die Gruppe an diesem Tag bei Akane getroffen, um für die kommenden Prüfungen zu lernen. Die Braunhaarige seufzte, denn eigentlich war sie nur mit Mirâ verabredet gewesen. Diese hatte sie jedoch etwas später am Abend noch einmal angeschrieben, ob es ein Problem wäre, wenn auch die Anderen kommen würden. Da Akane ihrer besten Freundin recht selten etwas abschlagen konnte, hatte sie zugestimmt. Und nun saßen sie hier gemeinsam auf der überdachten Terrasse von Akanes Elternhaus. „Tut mir leid, Akane. Das kam so plötzlich.“, entschuldigte sich Mirâ noch einmal bei ihrer besten Freundin, doch diese schüttelte nur den Kopf, als Zeichen, dass es okay sei. Genügend Platz hatten sie hier immerhin und ihre Eltern würden sich auch nicht gestört fühlen. „Aber warum muss er dabei sein?“, fragte Kuraiko etwas abwertend, während sie, ohne von ihrem Buch aufzuschauen, auf Shuya zeigte, welcher weiter den Schlaf der Gerechten schlief. Hiroshi kratzte sich am Hinterkopf und entschuldigte sich sogleich: „Ich hab ihm erzählt, dass wir gemeinsam lernen wollen. Er muss geahnt haben, dass du dabei bist, deshalb wollte er unbedingt mit.“ Die Schwarzhaarige seufzte genervt, doch beließ es erst einmal dabei und las weiter in ihrem Englischbuch: „Naja… in diesem Zustand nervt er wenigstens keinen.“ „Auch wieder wahr.“, lachte der Blonde, doch sah dann etwas besorgt zu seinem besten Kumpel. Eigentlich hatte er ja gehofft, dass Shuya es dieses Mal schaffen würde sich etwas aufs Lernen zu konzentrieren. Aber der Violetthaarige war bereits nach einer guten halben Stunde eingeschlafen. Hiroshi seufzte. Wenn er so weiter machen würde, würde er wohl irgendwann gewaltig durch die Prüfungen rasseln. Bisher hatte er immer ziemlich viel Glück gehabt, was seine Ergebnisse anging. Aber wie lange würde das wohl noch gut gehen? Erneut seufzte der Blonde leise und blickte wieder auf sein Geschichtsbuch. Er musste dieses Mal ein besseres Ergebnis in den Prüfungen schaffen, sonst würde ihn seine Mutter wohl vor die Tür setzen. An die letzte Auseinandersetzung wegen der Prüfungen wollte er gar nicht mehr denken, da hatte sie ihm wirklich die Hölle heiß gemacht. Wenn es nicht so nervig wäre, würde er sich wahrscheinlich nicht einmal Gedanken darüber machen, aber das Gemecker war einfach unerträglich. „Senpai, ich hoffe es war okay für dich und wir stören dich nicht.“, wandte sich Mirâ an Masaru, welcher sie daraufhin kurz mit einem fragenden Blick bedachte. Er schien kurz zu überlegen, was Mirâ meinte, doch lächelte dann: „Nein alles gut. Ehrlich gesagt finde ich es schön in solch einer Runde zu lernen. Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht.“ „Ich hätte gedacht, dass du dich mit Kazuma-Senpai zusammensetzt und lernst.“, murmelte Kuraiko beiläufig. Der Schwarzhaarige lachte: „Ja das haben wir früher auch oft gemacht. Meistens gehen wir in die Bibliothek oder so. Bei mir im Tempel ist es zu lauft zum Lernen und auch bei Dai hat man kaum Ruhe. Eigentlich wollte er auch heute lernen, aber er schrieb mir gestern Mittag, dass er nun doch etwas anderes vorhat. Da kam mir die Einladung von euch ganz gelegen.“ Fragend blickte Mirâ ihren Senpai an: „Kann es sein, dass Kazuma-Senpai mit Iwato-Senpai unterwegs ist?“ „Mit Hime? Wie kommst du darauf?“, kam die Gegenfrage. Sofort senkte die Violetthaarige den Blick und schüttelte den Kopf, meinte aber, dass sie so ein Gefühl hatte. Masaru sah sie noch kurz fragend an und lehnte sich dann in seinem Stuhl zurück, ehe er sagte, dass ihm auch aufgefallen war, dass sich beide in letzter Zeit ziemlich gut verstanden und es gut möglich sein könnte. Jedoch meinte der Schwarzhaarige auch, dass Dai nicht genauer ins Detail gegangen sei und er selber auch nicht so neugierig war, dass er da genauer nachgefragt hatte. „Aber wenn das mit den Beiden was werden würde, würde es mich für Dai freuen.“, grinste Masaru daraufhin und schien damit darauf andeuten zu wollen, dass auch ihm Dais Zuneigung für Amy nicht entgangen war. „Apropos Senpai.“, kam es plötzlich verschlafen vom anderen Tischende, woraufhin alle Blicke auf Shuya gerichtet waren, welcher sich seine Augen rieb und kurz streckte, „Was ist eigentlich an dem Gerücht dran, dass ein Schüler aus eurer Klasse schon ewig fehlt? Ich habe gehört er soll verschwunden sein.“ Mit großen Augen sah die Gruppe den Violetthaarigen an, welcher erwartungsvoll zu Masaru blickte. „Da fällt mir ein. Du hattest doch auch mal eine Zeit lang gefehlt… und…“, sein Blick wanderte zu Kuraiko, „Du hattest doch auch vor zwei Monaten ewig gefehlt, Fuka-Chan.“ „Was heißt hier ewig? So lange war das doch gar nicht. Ich war halt krank.“, meinte Kuraiko genervt. „Solange? Senpai, willst du mir auch weißmachen, dass du krank warst? Verarscht mich nicht.“, sagte Shuya und kniff seine Augen etwas zusammen, „Im Fußballklub wurde viel geredet. Und damals hieß es, dass ihr verschwunden seid. Genau, wie der Schüler aus deiner Klasse aktuell, Senpai. Und jedes Mal, nachdem ihr wieder aufgetaucht seid, wurde eure Gruppe größer. Ist ja schwer zu übersehen. Also was geht da bei euch ab?“ Die Gesichtsfarbe aller Anwesenden nahm urplötzlich die Farbe der weißen Hauswand an, als ihnen klar wurde, das Shuya ihnen auf die Schliche kam. Hatten sie sich so auffällig verhalten? Naja, es war wirklich nicht zu übersehen, dass sie plötzlich alle aufeinanderhingen. Hätten sie sich in der Beziehung anders verhalten sollen? Wie sollten sie das Shuya erklären? Sie konnten ihm doch schlecht von der Welt im Spiegel erzählen. „W-Wie kommst du darauf, dass etwas bei uns abgeht, Shuyan?“, fragte Hiroshi nervöser, als er eigentlich wollte. Ein durchdringender ernster Blick von seinem Kumpel traf ihn, woraufhin er etwas zusammenzuckte: „Versuch mich nicht aufs Kreuz zu legen, Hiroshi. Selbst ein Blinder würde merken, dass ihr irgendein Geheimnis habt, was euch zusammenschweißt. Und es muss etwas mit dem plötzlichen Verschwinden der Schüler zu tun haben.“ Wieder sah er in die Runde, welche kurz vor sich hin schwieg. „Du interpretierst da etwas hinein, was gar nicht existent ist.“, meinte plötzlich Akane, woraufhin alle Blicke auf sie gerichtet waren, „Ehrlich gesagt ist es vor allem Mirâ, die uns alle verbindet, musst du wissen. Sie hilft Kuraiko ab und zu im Botanik Klub aus, weshalb sich die beiden angefreundet haben. Dadurch konnten wir Kuraiko besser kennenlernen. Und Masaru hat sie über Kazuma-Senpai kennengelernt, immerhin sind die Beiden gut befreundet. Mirâ hat halt eine Art an sich, die es einem fast unmöglich macht sich nicht mit ihr zu verstehen. Du bist doch auch über Hiroshi in unsere Gruppe gekommen und müsstest das mitbekommen haben. Oder etwa nicht? Dass Kuraiko und Senpai eine Weile gefehlt haben war purer Zufall. Außerdem solltest du nicht so viel auf Gerüchte geben. Du weißt ja, es gab ja auch schon die Gerüchte um das Spiegelspiel. Das wird dir doch etwas sagen, oder? Seit einiger Zeit hört man kaum noch etwas davon. Also war es nur ein Gerücht. Das Gleiche gilt für die Gerüchte um die verschwundenen Schüler. Und um dich zu beruhigen, der Schüler aus Senpais Klasse war auch nur krank. Ich weiß es, weil ich mich einige Zeit um seinen Hund gekümmert habe, weil er es aus gesundheitlichen Gründen nicht konnte.“ Der Gruppe blieb fast der Mund offen stehen, als sie der Erklärung der Braunhaarigen folgten und mussten sich zurückhalten, nicht allzu erstaunt zu wirken. Sie hatte auf die Schnelle eine plausible Erklärung für ihr zusammenraufen gefunden und somit ihren Kopf aus der Schlinge gezogen, sofern Shuya der Erklärung Glauben schenkte. Dieser sah die Braunhaarige mit einem misstrauischen Blick an, welche diesem aber standhielt, woraufhin der junge Mann die Hände hob und sich zurück lehnte. „Gut ihr habt gewonnen. Ich will euch das mal glauben, immerhin hat Shingetsu-Chan in der Tat eine solche Aura um sich.“, sagte er daraufhin ergeben und stand auf, um sich ein Glas Eistee einzugießen, „Wollt ihr auch?“ Ein synchrones Nicken der Gruppe folgte, woraufhin Shuya den Eistee auf die Gläser verteilte und diese dann an die Anderen weiterreichte. Nach der kurzen Pause und einem weiteren Gespräch, wo es allerdings dieses Mal wieder um Shuyas Flirtereien ging, setzte sich die Gruppe wieder ans Lernen. Auch der Violetthaarige beteiligte sich nun an der Lernrunde und die Sache mit der Spiegelwelt schien wieder vergessen. Am späten Nachmittag verabschiedete sich die Gruppe voneinander und jeder Einzelne machte sich auf den Heimweg. Nur Hiroshi und Shuya gingen gemeinsam nach Hause, da sie erstens den gleichen Weg hatten und der Blonde zweitens Angst hatte, dass sich sein bester Kumpel wieder verlaufen würde. Der gemeinsame Heimweg war an sich wie immer. Shuya machte seine üblichen Witze und Hiroshi ging darauf ein, doch kaum hatten sie die Kreuzung erreicht, wo sich beide trennen wollten, schlug die Stimmung des Violetthaarigen um. Ernst legte er seinem Kumpel die Hand auf die Schulter und sah ihn eindringlich an: „Hör mal Hiro. Jetzt sei ehrlich mit mir. Was geht da bei euch ab?“ „Was meinst du?“, Hiroshis Nervosität kehrte schlagartig zurück, da er ahnte, was sein Kumpel meinte. „Du weißt was ich meine.“, Shuya ließ seinen Kumpel wieder los und blickte in den sich langsam orangefärbenden Himmel, „Auch wenn Chiyo eine plausible Erklärung abgeliefert hat, wo auch immer sie die her hatte, entspricht es nur zum Teil der Wahrheit. Oder? Also was treibt ihr? Und was hat es mit den verschwundenen Schülern auf sich?“ Sein Blick wanderte zurück zu dem Blonden, welcher ihn allerdings nur anschwieg, woraufhin er seufzte: „Ich versteh schon. Du scheinst mir wohl doch nicht so zu vertrauen. Naja… wie du meinst.“ Der Violetthaarige wollte sich gerade zum Gehen wenden, als Hiroshi nun doch das Wort ergriff: „Warte. Es… es tut mir leid, Shuyan. Aber… ich kann dir das einfach nicht erzählen. Noch nicht jedenfalls, weil wir es selber noch nicht wirklich verstehen. Deshalb…“ Shuya blieb stehen und sah seinen Kumpel aufmerksam an. Dieser hatte den Blick leicht gesenkt und seine rechte Hand um den Träger seines Rucksacks verkrampft. Man sah ihm an, dass er mit sich kämpfen musste Shuya nicht einfach alles zu erzählen. Dieser seufzte plötzlich: „Schon gut. Ich versteh schon. Scheint eine ziemlich große Sache zu sein, an der ihr da dranhängt. Tut mir leid, wenn ich dich unter Druck gesetzt habe. Aber ich habe eine Bitte…“ Fragend blickte Hiroshi wieder auf und sah wie Shuya auf ihn zukam und ihm seine Hand auf die Schulter legte, bevor er ihn mit einem ersten Blick ansah: „Passt bitte auf euch auf!“ Die blauen Augen des Blonden weiteten sich kurz, ehe er seinen Kumpel angrinste und nickte. Auch dieser grinste nun wieder und ließ Hiroshi wieder los. „Solltet ihr doch irgendwie Hilfe brauchen, dann denk bitte dran, dass ich sofort zur Stelle bin. Okay?“, daraufhin streckte sich der Violetthaarige kurz und entfernte sich von seinem Kumpel, „Ich mach mich dann nach Hause. Mach‘s gut, Hiro.“ „Ja mach’s gut. Und verlauf dich nicht wieder.“, rief Hiroshi Shuya noch nach. Dieser winkte nur kurz und meinte lachend, dass er dann einfach ihn anrufen würde, immerhin würde er ihn immer wieder retten. Damit war er kurz darauf, um die nächste Ecke verschwunden. Hiroshi sah ihm kurz nach und murmelte eine kurze Entschuldigung. Gerne hätte er Shuya alles erzählt, immerhin wusste er, dass man dem Violetthaarigen vertrauen konnte. Es war auch nicht die Angst, dass Shuya ihn für völlig verrückt halten würde, sondern, dass dieser sich selber in Gefahr bringen würde, um ihnen zu helfen. Er kannte seinen besten Kumpel nur zu gut und wusste genau, dass dieser solch eine Dummheit begehen würde. Mit diesem Gedanken und einem Seufzen machte er sich nun auch auf den Heimweg. Später Abend Mirâs Smartphone vibrierte, woraufhin sie von ihrem Buch aufsah. Sie hatte sich noch vorgenommen etwas zu lernen und kam bis zu diesem Zeitpunkt auch ziemlich gut voran. Doch nun interessierte sie doch, welche Nachricht da eben eingegangen war. So nahm sie ihr rotes Handy von der Tischplatte und endsperrte das Display, nur um festzustellen, dass es eine Nachricht in ihrem Gruppenchat war. Schnell öffnete sie diese und las die Nachricht, welche Hiroshi geschrieben hatte: ‚Shuya hat auf dem Heimweg noch einmal nachgehakt. Er hat Akane dann wohl doch nicht ganz geglaubt. Ich habe nichts Wichtiges verraten, nur so viel, dass ich ihm vorerst nichts dazu sagen kann. Er wird wohl erst einmal Ruhe geben. Trotzdem sollten wir aufpassen. Ich will ihn da auch nicht mit reinziehen. Gute Nacht.‘ Leicht schockiert sah Mirâ auf die Nachricht vor sich und musste feststellen, dass sich Shuya nicht so leicht an der Nase herum führen ließ wie die Meisten. Sie konnte auch Hiroshis Standpunkt verstehen, immerhin ging es um seinen besten Kumpel. Nach den Prüfungen sollten sie sich wohl noch einmal in Ruhe darüber unterhalten und überlegen, wie sie verhindern konnten noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mit diesem Gedanken legte Mirâ ihr Handy wieder beiseite und richtete den Blick auf den langsam wieder zunehmenden Mond, während sie ihren Gedanken nachhing. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)