Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 30: XXX - Schlechter Tag -------------------------------- Montag, 06.Juli 2015 „Verdammter Mist.“, fluchte Hiroshi, während er eiligen Schrittes von der U-Bahnstation in Richtung Schule lief. Er hatte Dank seiner eigenen Dummheit tierisch verschlafen und das nur, weil er sich am Abend zuvor nicht von seiner Konsole trennen konnte. Dabei wollte er das neue Spiel nur kurz anspielen. Am Ende saß er bis kurz nach Mitternacht vor dem Fernseher. Nun bereute er es. Seinen Wecker hatte er komplett überhört. Erst als sein Vater nach ihm sah und fragte, wie lange er denn noch vor habe zu schlafen, war er langsam wach geworden. Doch da war es bereits zu spät. Seine U-Bahn hatte er bereits verpasst. Trotzdem hatte er sich in Windeseile angezogen und fertig gemacht und war danach aus der Wohnung gestürmt, den bösen Blick seiner Mutter im Nacken spürend. Ein Grund weshalb er sich nicht getraut hatte einen seiner Eltern zu fragen, ob sie ihn zur Schule fahren würden. Er hätte sich nur die ganze Fahrt eine ewig lange Standpauke anhören müssen. Das wollte er nicht. Ein anderer Grund war, dass er sie auch einfach nicht fragen wollte. Immerhin war er selber schuld an seiner Situation, weshalb er sie auch selber ausbaden wollte. Man musste nun auch mal die Konsequenzen für sein Handeln übernehmen. „Wie philosophisch.“, ging ihm durch den Kopf, als er aufblickte. Er sah bereits das Schultor vor sich und wollte noch einen Zahn zulegen. Eigentlich war es egal, denn die erste Stunde würde er sowieso verpassen und den Rest vor dem Raum verbringen, trotzdem war es sicher nicht falsch etwas außer Atem zu wirken, wobei er als Fußballer schnelles Laufen und Rennen gewöhnt war. Trotzdem... Es waren nur noch wenige Meter bis zum Tor, als er plötzlich von der Seite her angerempelt wurde. Normalerweise hätte ihn das nicht viel ausgemacht, doch da er in diesem Moment nicht damit gerechnet hatte, warf ihn das regelrecht aus der Bahn und er landete schmerzhaft auf dem Boden. „Aua... Nicht mein Tag.“, murmelte er, während er seine Seite rieb, auf welche er gefallen war. Dann blickte er auf und sah in die erschrockenen dunkelbraunen, fast schwarzen, Augen eines Mädchens, welche vor ihm stand. Anscheinend hatte sie ihn angerempelt. Ihre schwarzen Haare fielen ihr durcheinander über die Schultern. Sie war nicht sonderlich groß und etwas pummelig, weshalb ihr weißer Pollunder, welchen sie über der schwarzen Bluse trug etwas spannte. Darunter zeichneten sich deutlich die Knöpfe der Bluse ab. Immer noch erschrocken sah sie ihn an und schien nicht wirklich begriffen zu haben, was gerade passiert war. Doch plötzlich schrak sie auf, verbeugte sich kurz entschuldigend und rannte dann in Richtung Schule. Verwirrt sah der Blonde, welcher immer noch auf dem Boden hockte, ihr nach. Was sollte das eben? Vorsichtig erhob er sich und klopfte sich den Staub von der Hose, wobei er kurz zusammen zuckte, als er an die Seite kam, auf welche er gefallen war. Das würde wohl einen schönen bunten Bluterguss geben. Große Klasse. Seufzend hob er seine Tasche auf, bevor er ebenfalls seinen Weg zur Schule fortführte. Doch obwohl er sich beeilte wurde er kurz darauf bereits von Mrs. Masa vor die Tür geschickt und musste warten, bis die erste Stunde vorüber war. Auf dem Weg zurück in den Gang konnte er einen kurzen Blick zu seinen Freunden werfen und erkannte zum Einen den etwas besorgten Blick von Mira, aber zum Anderen auch den alles sagenden und grinsenden Blick von Akane, welche kurz darauf nur leicht kicherte. Die folgenden Stunden bis zur Mittagspause jedoch waren eine Qual für den blonden jungen Mann. Zum einen, da Akane ihn bei jeder kurzen Pause damit aufzog, dass er zu spät gekommen war, auch wenn Mirâ versuchte ihr das auszureden und eher besorgt wirkte. Zum anderen hatte er, da er sich beeilen musste, nicht frühstücken können und Zeit um sich eine Lunchbox zu füllen hatte er ebenso wenig gehabt, sodass er nun auch ohne Mittag da saß. Allerdings wusste er, dass er nicht verhungern würde. Wenn nur die Zeit bis zur Pause schneller herum gehen würde, dann könnte er zum Kiosk der Schule gehen und sich ein oder zwei Sandwiches und eine Flasche Wasser kaufen. Doch vorher musste die Zeit herumgehen und diese zog sich. Es kam nicht nur einmal vor, dass sich sein Magen lautstark meldete, weil er Hunger hatte, was allgemeine Erheiterung der Klasse zur Folge hatte. Niedergeschlagen saß er an seinem Tisch, den Kopf auf die Platte gelegt und sich den Bauch halten. Darauf wartend, dass endlich die Mittagspause kam. Jedoch hatte er sich zu früh gefreut, denn als die Mittagspause kam und er vor dem Kiosk stand - bereits den Geschmack eines leckeren Salami Sandwiches im Mund - musste er, bei einem Blick in sein Portmonee, feststellen, dass er ebenso vergessen hatte sich etwas Geld einzustecken. Er sparte sein Geld sorgfältig in einer dafür vorgesehenen Dose und nahm sich nur für die Schule oder wenn er etwas mit seinen Freunden unternehmen wollte etwas heraus. Doch da er früh so in Eile war, hatte er es vergessen. Wie so einiges. Einzig und allein rund 200 Yen lächelten ihn noch freundlich entgegen. Entgeistert blickte er auf die Angebotstafel und musste feststellen, dass das Geld gerade einmal für eine Flasche Wasser reichte. „Naja... Besser als nicht.“, ging ihm durch den Kopf, während er sich zu mindestens etwas zu trinken holte. Es würde zwar schwer werden, aber irgendwie würde er die Schule so schon rumbekommen. Irgendwie... Er blieb stehen, als ihm einfiel dass er am Nachmittag auch noch Fußballtraining hatte. In diesem Moment schrieb er sich bereits tot. Das Training mit leerem Magen zu überstehen war geradezu unmöglich. Er sah sich bereits, unter dem spöttischen Gelächter seiner Kameraden, vor Hunger zusammenklappen. Dieser Tag... Konnte er eigentlich noch schlimmer werden? Mit einem tiefen Seufzer ließ er den Kopf hängen und trottete in Richtung Dach, wo seine Freunde bereits auf ihn warteten. „Nanu. Hiroshi-Kun, wolltest du dir nicht etwas zu essen kaufen?“, fragte Mirâ erstaunt, als sie die Wasserflasche in seiner Hand sah. Kurz blickte der junge Mann auf die Flasche in seiner linken Hand und seufzte dann, ehe er sich neben seine Klassenkameradin setzte: „Ja schon. Ich hatte aber leider nicht mehr genug Geld.“ „Nicht mal ein bisschen für ein Sandwich?“, fragte Akane erstaunt, „Hast du dein Taschengeld wieder für sinnloses Zeug raus geschmissen?“ „Mal abgesehen davon, dass ich dich letztens noch von MEINEM Geld zum Essen eingeladen habe, wo wir gerade bei sinnlosen Ausgaben sind. Aber nein. Ich war heute Morgen so in Eile, dass ich vergessen habe mir was einzupacken.“, meinte der Blonde leicht genervt. Der Gedanke an diesem Tag mit leerem Magen zum Training zu müssen gefiel ihm gar nicht, aber er musste es irgendwie überstehen. Hungrig sah er sich um und erblickte die reich gefüllten Lunchpakete der anderen, was ihm das Wasser im Mund zusammen laufen ließ. Er hatte mächtigen Hunger und sein Magen machte daraus auch kein Geheimnis, als er lautstark knurrte. Um zu verhindern, dass die anderen merkten, wie er rot anlief, nahm er einen Schluck aus seiner Wasserflasche. Es änderte zwar nichts an seinem Hunger, aber sein Magen war etwas gefüllt, sodass dieser erst einmal Ruhe geben sollte. Doch stattdessen merkte er, wie ihn leichte Übelkeit überkam. Er wollte etwas essen. Sofort! „Möchtest du etwas von mir ab haben?“, fragte plötzlich Mirâ, „Es ist eh zu viel für mich.“ Erstaunt sah der Blonde auf und blickte auf das reichgefüllte Lunchpaket der Violetthaarigen. Er erkannte panierte Garnelen, kleine Reisbällchen und Würstchen, die wie kleine Oktopusse aufgeschnitten waren. Der Anblick ließ ihm erneut das Wasser im Mund zusammen laufen. Dankend wollte er annehmen, als er eine recht quirlige Stimme vernahm. „Senpai! Endlich hab ich dich gefunden!“, rief sie. Erschrocken blickte die Gruppe auf und erkannte am Ausgang zum Dach ein leicht kräftig gebautes Mädchen mit schwarzen schulterlangen Haaren, welches außer Atem wirkte und eine weiße Tüte an sich drückte. Schnurstracks ging sie auf Hiroshi zu und hielt ihm die Tüte entgegen. Fragend blickte der Blonde sie an. Was sollte das denn jetzt? „Für dich. Als Entschädigung dass ich dich heute Morgen umgerannt habe. Ich habe gesehen, dass du vor dem Kiosk standst und anscheinend kein Geld hattest. Deshalb hab ich dir zwei Sandwiches gekauft. Ich hoffe ich habe deinen Geschmack getroffen.“, plapperte sie direkt drauf los. Leicht irritiert nahm Hiroshi die Tüte entgegen: „Ähm danke, aber das wäre nicht nötig gewesen. Ich meine, du brauchst dein Geld doch selber.“ „Das ist schon in Ordnung und das geringste, was ich als Entschuldigung machen kann.“, sagte das Mädchen lächelnd und blickte dann in die fragenden Gesichter der Anderen. „Ähm. Kennt ihr euch irgendwoher?“, fragte Masaru leicht irritiert an Hiroshi gerichtet. Dieser blickte kurz zu dem Mädchen und dann zu seinen Freunden, doch bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, übernahm das bereits das Mädchen und erklärte, dass sie es am Morgen eilig hatte und dabei Hiroshi über den Haufen gerannt hatte. Sie war wohl so geschockt, dass sie sich nicht richtig entschuldigt hatte und dass sie ihm deshalb die Sandwiches gekauft hatte. Sie selbst stellte sich als Matsurika Watanabe vor, welche ins erste Jahr ging. Doch was die Gruppe am meisten erstaunte war die Tatsache, dass sie Hiroshi mit „Makoto-Senpai“ ansprach. Sie wusste also genau wer er war, während er sie anscheinend nicht einmal kannte. Hiroshi, welcher bereits dabei war sich eines der Sandwiches zwischen die Zähne zu schieben, fragte vorsichtig nach, woher sie denn überhaupt seinen Namen kannte. Daraufhin lächelte die Schwarzhaarige nur und meinte, dass er unter den Schülerinnen im ersten Jahr bekannt wie ein bunter Hund sei. Jedes Mädchen aus ihrer Klasse wusste wohl, dass er als Stürmer im Fußballteam der Schule spielte und dass er ins zweite Jahr ging. Sie selbst sah sich wohl auch öfters die Spiele der Fußballmannschaft an und wusste deshalb wie er hieß, immerhin stand sein Name auf seinem Trikot. Man merkte sofort, dass es Hiroshi leicht stolz machte so bekannt zu sein, doch ihm selbst war das eigentlich nie aufgefallen. Es war ja auch nicht so, als würden ihm die Mädchen hinterherlaufen, anders als Masaru. Gedanklich schüttelte er den Kopf: nicht wieder dieses Thema. „Du spielst auch oft vor der Schule Fußball. Hab ich Recht?“, meinte Matsurika plötzlich, was ihn aufblicken sah. Das stimmte. Oft spielte er gemeinsam mit seinen Kumpels noch etwas Fußball, bevor der Unterricht begann. Es war kein Training, sondern einfach nur ein bisschen Spaß in kleiner Runde. Es war weder anstrengend noch ernst und vor allem hatten sie selten Zuschauer. Eigentlich fast nie, weshalb der Blonde es merkwürdig fand, dass sie das wusste. Klar werden sie von einigen gesehen, aber nie schaute jemand wirklich aktiv zu und er war ja nicht der einzige der spielte. Meistens waren sie mindestens acht bis neun Leute. Er fiel dabei kaum auf. Ein wenig Unbehagen überkam ihn. „Ähm... Wäre es ein Problem für euch, wenn ich euch Gesellschaft leiste?“, fragte Matsurika plötzlich einfach heraus, woraufhin sich der Blonde erschrocken verschluckte. Solch eine Direktheit hatte er selten gesehen, immerhin waren die Japaner ja gerade für ihre Zurückhaltung bekannt. Auch die anderen schienen erstaunt von dieser Direktheit, aber dennoch lächelte Mirâ sie freundlich an und erlaubte ihr zu bleiben. Während die Schwarzhaarige sich zu der Gruppe setzte, stellte die Violetthaarige alle nach einander vor. Danach genossen sie ihre Lunchpakete und fragten Matsurika so einiges aus. So erfuhren sie, dass diese bisher noch keinen Club besuchte, da sie sich noch nicht entscheiden konnte. Viel mehr erzählte sie allerdings auch nicht wirklich. Hiroshi schwieg währenddessen und starrte immer mal wieder auf Mirâs Lunchbox, von welcher er fast etwas abbekommen hätte. Er hätte sich so gefreut etwas von dem Mädchen zu bekommen, dass ihm so wichtig war, doch diese Matsurika hatte alles kaputt gemacht. Schockiert musste er feststellen, dass Akane die Frechheit besaß Mirâ etwas von ihrem Essen abzuluchsen und ihn dann ganz frech anzugrinsen. Böse sah er seine Kindheitsfreundin an, doch diese streckte ihm nur die Zunge entgegen. Seufzend ließ er den Kopf hängen und biss in das zweite Sandwich. Naja zumindest musste er nicht mehr hungern. Ein kleiner Trost. Doch plötzlich lief es ihm eiskalt den Rücken herunter und er hatte das Gefühl beobachtet zu werden, doch als er in die Runde blickte sah ihn niemand an. Alle waren noch in ihre Unterhaltung vertieft. „Hab ich mir das nur eingebildet?“, ging ihm durch den Kopf, doch egal wo er hinsah, selbst hinter sich, konnte er niemanden erkennen. Also tat er es vorerst doch als Einbildung ab und beschäftigte sich weiter mit seinem gesponserten Mittag. Der restliche Schultag verging für Hiroshi endlich etwas besser. Es gab keine weiteren Vorkommnisse, weshalb sich der junge Mann schon dachte seine Pechsträhne wäre nun gerissen. Gut gelaunt betrat er so also nach dem Umziehen den Fußballplatz der Schule und streckte sich, bevor sich die Mannschaft in einer Linie aufstellte und der Trainer allen erzählte, was sie heute während des Trainings alles machen wollten. So wollte der Trainer anhand eines Trainingsspiels entscheiden, wer von den Stammspielern zum nächsten Spiel am Wochenende gegen die Nachbarschule antreten durfte. Nach der kurzen Instruktion begann das Aufwärmen und die Mannschaft rannte ihre Runden um den Platz. Danach wurden sie in zwei Teams geteilt und sollten gegeneinander antreten. Um unterscheiden zu können, wer in welchem Team war, bekam ein Teil der Mannschaft rote Westen übergezogen. Der andere Teil spielte normal in ihren Trainingstrikots. Nachdem noch geklärt wurde welches Team auf welcher Seite begann startete das Spiel. Es dauerte nicht lange bis sich die ersten Schaulustigen an dem Spielfeldrand versammelten und zusahen. Es war nichts ungewöhnliches, dass sie beim Training Zuschauer hatten, weshalb sich niemand aus dem Team daran störte, auch Hiroshi nicht. Die lautesten Schreie kamen aus einer Ecke des Spielfeldes, wo sich eine Meute von Mädchen versammelt hatte, die nach „Shuyan“ riefen. Jeder hier wusste, dass es sich bei Shuyan um Hiroshis Kumpel Shuya Nagase handelte, welcher sich liebend gern von seinem Fanclub feiern ließ und keine Gelegenheit ausließ den Mädchen, welche alle aus seiner Klasse waren, kleine Küsschen zuzuwerfen. Auch daran hatte sich Hiroshi mittlerweile gewöhnt. Shuya war in seiner Klasse sehr beliebt. Er war ungefähr einen halben Kopf kleiner als der Blonde, doch er hatte ziemlich viel Kraft. Seine lilablau gefärbten durchgestuften Haare waren für einen Jungen eigentlich viel zu lang, weshalb er von den anderen Mitgliedern des Clubs gerne als Mädchen bezeichnet wurde. Um zu verhindern, dass ihm die langen Haare in sein Gesicht rutschten hatte er sie mit zwei dünnen Gummibändern halbwegs unter Kontrolle gebracht. Hiroshi kannte ihn seit der Mittelschule und hatte ihm eine ganze Menge zu verdanken. Doch plötzlich hörte der Blonde eine Stimme, welche es ihm eiskalt den Rücken herunter laufen ließ. „MAKOTO-SENPAI! Gib dein Bestes!“, hörte er die ihm nun vertraute Stimme von Matsurika kreischen. Erschrocken blieb er stehen und sah sich um, dabei merkte er nicht einmal wie ein Ball auf ihn zukam, welchen er genau ins Gesicht bekam. Danach war kurze Zeit Schwärze um ihn herum. Als er seine Augen wieder öffnete blickte er in die erstaunten Gesichter seiner Teamkameraden und seines Trainers. „Hey Makoto, was war das denn?“, fragte der Trainer irritiert, „Alles in Ordnung?“ Vorsichtig setzte sich der Blonde auf und hielt sich den brummenden Kopf: „Ja ich denke schon. Ich war wohl abgelenkt.“ „Das kennt man gar nicht von dir.“, sagte sein Kumpel Shuya lachend zu ihm. „Stimmt. Sonst passiert das immer Nagase.“, lachte ein anderes Mitglied aus dem Team, woraufhin sich der genannte junge Mann am Hinterkopf kratzte. Shuya richtete seinen Blick wieder auf den Blonden und grinste ihn an. Er kam näher und wurde leiser: „Seit wann stehst du denn auf kräftige Mädchen, dass du so abgelenkt bist.“ Sofort stieg ihm die Röte ins Gesicht, doch nicht vor Scham, sondern vor Ärger. Sein bester Kumpel wusste genau auf welches Mädchen Hiroshi stand, doch trotzdem machte dieser sich einen Spaß daraus ihn zu ärgern. Anscheinend hatte Shuya mitbekommen wer nach Hiroshi gerufen hatte und wusste deshalb Bescheid. Apropos... leicht erschrocken blickte er sich um, doch da hörte er bereits Matsurikas quirlige Stimme. „Senpai alles in Ordnung?“, fragte sie. Sofort waren alle Blicke auf sie gerichtet. „Soll ich dich ins Krankenzimmer begleiten?“, fragte sie anschließend. Sofort sprang Hiroshi auf und wollte sich herausreden. Meinte sogar, dass es ihm blendend ginge und er keine Hilfe bräuchte und dass das Training weiter gehen könnte. Doch kaum war er einige Meter gegangen sackte er noch einmal leicht weg. Hätte sein Kumpel ihn nicht gestützt wäre er wohl wieder auf seinen vier Buchstaben gelandet. Wieder wollte Matsurika ihm anbieten ihn ins Krankenzimmer zu bringen, doch Shuya ging bereits dazwischen und meinte, dass Zuschauer auf dem Spielfeld nichts zu suchen hatten und dass ein Spieler Hiroshi begleiten würde, ehe er den Blonden zur Spielerbank begleiteten und ihn dort absetzte. „Danke.“, murmelte Hiroshi. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Shuya leicht besorgt, während er seinem Kumpel eine Flasche Wasser reichte, „Kennt man gar nicht von dir.“ „Heute ist nicht mein Tag.“, antwortete der Blonde nur, „Echt Dreck. Aber es geht schon wieder. Ich bin zu schnell aufgesprungen.“ Shuya sah in Richtung der Zuschauer und sah wieder Matsurika, die in ihre Richtung blickte: „Aber jetzt mal ohne Scheiß. Wer ist das? Ich dachte du stehst auf Shingetsu. Oder hast du sie aufgegeben, weil du keine Chance hast?“ „Quatsch. Dieses Mädchen, Watanabe heißt sie, hat mich heute Morgen ausversehen umgerannt und nun hängt sie an mir.“, kam nur die Erklärung, während der Blonde einen Schluck Wasser trank. „Sicher dass es nur ausversehen war?“, fragte sein Kumpel, woraufhin Hiroshi ihn verwundert ansah. Daraufhin erklärte ihm sein Kumpel, dass er wohl eine Verehrerin hatte und sie diesen Zusammenstoß als Vorwand nahm um mit ihm in Kontakt zu treten. Hiroshi wollte erst etwas dagegen sagen, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand so etwas machen würde. Er hatte davon gehört, wollte aber nicht glauben dass es so was gibt. Doch dann fiel ihm wieder das merkwürdige Gespräch von der Pause ein. Als er schwieg sah ihn sein Kumpel fragend an, was dazu führte, dass er diesem von dem Gespräch erzählte. „Dann hast du sogar eine Stalkerin würde ich sagen. Glückwunsch!“, meinte Shuya grinsend. „Urgh.“, der Blonde ließ den Kopf sinken, woraufhin er nur spürte wie ihm mitfühlend auf die Schulter geklopft wurde. Doch so wirklich aufmunternd war das nicht. Völlig am Ende und mit rotem Gesicht betrat Hiroshi am frühen Abend den Eingangsbereich des Wohnblocks, in welchem er mit seinen Eltern lebte. Nachdem er sich einige Minuten auf der Bank ausgeruht hatte konnte er weiter am Training teilnehmen und wurde sogar für das Spiel am Wochenende in die Mannschaft gewählt, doch so richtig zufrieden war er mit seiner Leistung nicht gewesen. Ständig wurde er von diesem Mädchen abgelenkt. Nach dem Training wollte sie ihn sogar nach Hause begleiten, doch wieder hatte ihn Shuya gerettet, indem er dazwischen gegangen war. Nun wollte er eigentlich nur noch etwas essen, sich dann vor seine Konsole setzen und etwas zocken. Seufzend trat er an den Briefkasten und nahm die Post heraus, ehe er sich auf den Weg zum Fahrstuhl begab. Kurze Zeit später öffnete sich die silberne Tür und er wollte eintreten, als er mit einem kleinen Jungen zusammen stieß. Er hatte ihn gar nicht gesehen, doch griff sofort dessen Arm, als er merkte, dass dieser kurz davor war wieder in den Fahrstuhl zu fallen. Erst dann erkannte er den Grundschüler, welcher gemeinsam mit seinen Eltern einige Etagen über ihnen wohnte. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt. Der Grundschüler sah auf und lächelte dann: „Ja alles in Ordnung. Ich hatte es eilig.“ „Das hab ich bemerkt. Warum so eilig?“, kam die nächste Frage. „Ich möchte auf den Bolzplatz.“, antwortete der Junge knapp und wollte weiter, doch hielt plötzlich wieder an und drehte sich zu dem Blonden, „Kommst du auch hin und trainierst mit uns?“ Hiroshi überlegte kurz: „Ich überlege es mir. Ok? Ich bin echt fertig.“ Kurz erkannte er einen enttäuschten Blick auf dem Gesicht des Jungen, doch dieser hellte sich kurz darauf wieder auf und er stimmte zu, ehe er stürmisch aus dem Gebäude rannte. Der Blonde huschte derweil schnell in den Fahrstuhl, welcher bereits wieder im Begriff war sich zu schließen. Er drückte den Knopf für die siebte Etage und lehnte sich an die kühle Wand, während er überlegte ob er noch einmal hinausgehen sollte oder sich lieber auf sein Bett packte. In der siebten Etage angekommen öffnete sich die Tür und er betrat einen langen Gang, welcher auf eine balkonähnliche Terrasse führte, die fast die komplette Länge des Gebäudes einnahm. Sah er nach rechts, also nach draußen, erblickte er die Straße und das Grundstück vor dem riesigen Wohnblock. Zur Linken erstrecken sich unzählige Türen, welche zu den jeweiligen Wohnungen führten. Hiroshi selbst musste fast bis zum Schluss des Ganges, ehe er vor der Wohnungstür seines Heims stand. Er atmete noch einmal durch und öffnete dann die Tür. Drinnen herrschte Stille. Ein Blick zu seinen Füßen verriet ihm, dass seine Eltern beide noch nicht zu Hause waren. Wie immer, aber schlecht war es nicht. Das bedeutete nur noch etwas mehr Ruhe für ihn selbst. Mit den Zehenspitzen zog er sich seine schwarzen Lederschuhe von den Füßen und trat auf den hellbraunen Parkettboden. Dann wollte er sich in sein Zimmer machen, doch hielt noch einmal kurz an, drehte sich um und stellte seine Schuhe ordentlich an den Rand. Er hatte keine Lust später wieder Ärger zu bekommen, nur weil er seine Schuhe nicht ordentlich abgestellt hatte. Noch einmal seufzte er, schmiss seinen Schlüssel in eine Schüssel, welche auf einer Garderobe rechts von ihm am Rand stand und lief den Flur entlang, direkt auf eine leicht angelehnte Tür zu, durch welche man eine helle Couch erkennen konnte. Doch anstatt durch die Tür zu gehen bog er davor rechts ab und folgte dem Gang weiter, direkt auf eine weitere Tür am Ende des Ganges zu. Vor einer Tür, welche rechts von ihm war, blieb er kurz stehen und starrte sie kurz an, ehe er weiter ging und sein Zimmer betrat. Daraufhin stand er genau vor seinem Bett, welches von der gegenüberliegenden Wand direkt ins Zimmer ragte. Über dem Bett war ein großes Fenster, durch welches man hinaus auf die Stadt sehen konnte. Rechts vom Bett stand ein großer Schreibtisch, auf welchem verschiedene Hefte verteilt und ein zugeklappter Laptop lagen. Die kleinen Regale, welche mit der Arbeitsplatte verbunden waren, waren voll vom Schreibutensilien und verschiedenen Dingen. Daneben stand ein großer Kleiderschrank, an dessen Tür ordentlich seine Jacke der Schuluniform hing. Links vom Bett war eine kleine Sitzecke, bestehend aus einer dunkelgrauen Schlafcouch, einem kleinen Tisch und einem Regal mit seinem Fernseher, seiner Konsole und einer Musikanlagen. In den Regalen rund um den Fernseher standen verschiedene Blu-Rays und Konsolenspiele, allerdings ziemlich durcheinander. Schon oft hatte er sich vorgenommen, diese zu sortieren, aber bisher hatte er nie die Lust aufbringen können. Seine Möbel waren Großteils alle in einem dunklen Braun gehalten, während einige Einlegeböden in einem Weiß gehalten waren. Seufzend schmiss er seine Taschen auf sein Bett, löste die Krawatte und schmiss diese dazu, ehe er sich bequeme Klamotten aus seinem Schrank fischte. Er wollte raus aus seiner Uniform. Nachdem er sich eine bequeme Jeans und ein schwarzes bequemes Shirt übergezogen hatte ließ er sich rücklinks auf sein Bett fallen und starrte eine Weile an die Decke. Sein Blick wanderte über die Decke, an der Lampe über seinem Bett vorbei hinüber zu seiner Tür, neben welcher ein Netz mit einem Fußball hing. Wieder musste er an den Grundschüler aus der Nachbarschaft denken. Oft spielte er mit den jüngeren Jungs aus dem Viertel zusammen Fußball und trainierte sie ein wenig. Er liebte es mit den Kindern Fußball zu spielen. Es war ein guter Ausgleich für ihn und es brachte ihn wieder runter, wenn er mal nicht gut drauf war. Kurz überlegte er noch, ob er nicht doch noch mal raus gehen sollte oder lieber zu Hause blieb, ehe er sich doch von seinem Bett erhob und sich doch noch mal auf den Weg machte. Die Jungs freuten sich riesig, als er den Bolzplatz betrat und sich zu ihnen gesellte. Gemeinsam spielten sie locker eine Runde Fußball, bis die Sonne sich bereits auf den Weg gen Horizont machte und die Stadt in ein zartes Orange tauchte. Gerade legten sie eine kleine Pause ein und saßen im Gras, als Hiroshi eine ihm bekannte männliche Stimme vernahm, welche ziemlich verzweifelt klang. „Hiro!“, rief sie lang gezogen, ehe der Blonde seinen besten Kumpel um den Hals hängen hatte, „Endlich hab ich dich gefunden.“ „Eh Shuyan? Was machst du hier? Und wieso gefunden?“, fragte Hiroshi erstaunt, doch wurde seine Frage von selbst beantwortet, als er die Kleidung seines Kumpels erkannte. Dieser trug immer noch seine Schuluniform. Die Jacke, welche er selbst bei diesen Temperaturen trug hatte er an den Armen bis zu den Ellenbogen nach oben gekrempelt. Er trug sie offen, weshalb sie den Blick auf eine schwarze Strickjacke mit hellblauen Stellen und großen Knöpfen frei gab, von welcher er allerdings nur mit einem Knopf zugeknöpft hatte. Darunter trug er ein weißes Shirt. An seiner Hüfte baumeln zwei rote Bänder mit weißen kreuzen darauf und seine Schuhe waren ebenso hellblau. Verzweifelt sah er seinen Kumpel an und der Blonde wusste sofort was Sache war: „Hast du dich schon wieder verlaufen?“ Es war nichts Neues, das Shuya sich verlief, denn dieser hatte eine, wie Hiroshi immer sagte, Orientierung wie eine Bockwurst. Wenn er mal einen anderen Weg nahm, als seinen üblichen kam es oft vor, dass er sich verlief und am Ende Hiroshi um Hilfe bat. Häufig fragte er auch ältere Damen, welche ihn meistens für ein Mädchen hielten und ihm noch einmal den Weg erklärten, doch meistens landete er doch wieder ganz woanders. Es war ein Wunder, dass er sich nicht auch auf dem Weg zur Schule verirrte oder im Schulhaus an sich. „Ja.“, jaulte Shuya. „Wie kann das sein? Wir haben uns doch in der U-Bahn getrennt. Du hättest doch nur eine Station weiter fahren müssen.“, meinte der Blonde leicht irritiert. Verlegen kratzte sich Shuya am Hinterkopf: „Ich bin eingenickt und hab die Station verpasst, bin eine später ausgestiegen. Es hat mich den ganzen Nachmittag gekostet hier her zu finden. Ich war auch schon bei dir, als ich's gefunden hatte, aber da hat keiner aufgemacht und an dein Handy bist du auch nicht gegangen.“ Verwundert kramte Hiroshi sein Smartphone aus der Hosentasche, welches ihm verkündete, das er zehn verpasste Anrufe hatte. Alle von Shuya. Er seufzte und packte das Handy wieder weg, ehe er langsam aufstand. „Unglaublich. Du wohnst schon seit vier Jahren hier und verläufst dich immer noch. Na los, Shuyan. Ich bring dich heim.“, sagte er anschließend Freudig sprang Shuya auf: „Yay! Du bist der beste, Buddy!“ Damit verabschiedeten sich die beiden noch einmal von den Grundschülern und sagten Ihnen, dass auch sie nicht mehr so lange weg bleiben sollten, ehe sich die beiden Jungs auf den Weg machten. „Aber mal ne Frage: Warum bist du nicht einfach in die nächste U-Bahn gestiegen und die Station zurück gefahren?“, fragte Hiroshi abschließend. Leicht erschrocken sah Shuya ihn an, schien daraufhin zu überlegen und kratzte sich letzten Endes am Hinterkopf: „Darauf bin ich gar nicht gekommen.“ Mit großen Augen sah Hiroshi seinen besten Kumpel an und fing plötzlich an zu lachen, während er Shuya seinen Arm über die Schulter legte: „Shuyan, du bist echt ne Marke.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)