Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 25: XXV - Rettung in letzter Sekunde -------------------------------------------- Samstag, 27.Juni 2015 - Abend „Vielen Dank und beehren Sie uns bald wieder.“, verabschiedete sich Mirâ höflich von der Gruppe Mittelschüler, welche soeben die Karaokebar verließen. Bis vor wenigen Minuten hatten sie noch ausgiebig in einem der vielen Räume gefeiert und lautstark gegrölt. Mirâ war in dieser Zeit ihre Bedienung und jedes Mal, wenn sie den Raum betrat, hatte sie Angst um ihre Ohren. Einige der Mädchen in dieser Gruppe sangen sowas von schief und gingen mit ihren Stimmen so weit hoch, dass es schon eher ein kreischen war, dass man denken musste, sie wollten die Gläser zerspringen lassen, welche auf dem Tisch standen. Zwar ließ es sich die junge Frau nicht anmerken, aber ihr dröhnte dadurch mächtig der Kopf und sie war froh, wenn sie Feierabend machen konnte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr auch, dass es fast so weit war, wenn nicht unverhofft doch noch ein Gast die Bar aufsuchte. Es war jedoch bereits kurz vor 11 Uhr, sodass sich Mirâ nicht denken konnte, dass noch jemand aufschlug. Jedenfalls hoffte sie das inständig. Immerhin musste sie sonst so lange bleiben, bis die Gäste gingen, welche in dem Raum waren, den sie betreute, außer Shuichi verkündete, dass die Bar bald geschlossen wurde. Doch samstags war meistens Open End. Mirâ wollte sich gerade auf den Weg zu den Umkleidekabinen machen, als sie eine ihr bekannte Stimme vernahm, die ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte und sie stoppen ließ. „Hallo Shuichi. Wie immer.“, sagte die Stimme nur. Erschrocken sah die junge Frau in die Richtung, aus welcher die Stimme kam und erkannte denjenigen, den sie am wenigsten sehen wollte: Kyo. Zu ihrem Erstaunen jedoch, war er an diesem Abend alleine, ohne seine weiblichen Anhänger. „Oh guten Abend mein Süßer.“, begrüßte ihn Shuichi mal wieder reichlich übertrieben. Zwar war Shuichi vom anderen Ufer, jedoch zeigte er das selten offen. Sicher merkte man es ihm an, doch selten wenn er sprach. Nur bei diesem ganz bestimmten Gast wurde seine Art übertrieben, da er den jungen Mann damit aufziehen konnte. Und auch dieses Mal fiel dieser wieder darauf herein und ging den jungen Mann am Tresen wieder mürrisch an. Shuichi jedoch lächelte nur und griff nach einem der Schlüssel, welchen er Kyo hinhielt. Der Blauhaarige riss ihn wieder einmal förmlich aus Shuichis Hand und stampfte dann zu dem Raum, welchen er eigentlich immer reservierte. Erstaunt sah Mirâ ihm nach. Sie wusste nicht, weshalb Kyo immer nur diesen Raum haben wollte. Jeder Raum war gleich ausgestattet. Ob es eine Bedeutung hatte? Aber vielleicht machte sie sich auch zu viele Gedanken und es hatte gar keinen tieferen Sinn, dass Kyo immer diesen Raum nahm. Die junge Frau zuckte aus ihren Gedanken auf, als sie Shuichi ihren Namen rufen hörte. Erschrocken drehte sie sich zu ihrem Kollegen um, welcher sie bat sich noch um Kyo zu kümmern. Zwar protestierte Mirâ, da sie bald Feierabend hatte, doch der junge Mann versprach ihr, ihr rechtzeitig eine Ablösung zu schicken. Seufzend griff sie nach ihrem Lesegerät für die Bestellungen und schnallte es sich um. Es dauerte auch keine Minute, ehe es bereits piepste und die Bestellung aus besagtem Raum an sie weitergeleitet wurde. Erneut seufzend gab sie diese an die Bar weiter und wartete, bis alles vorbereitet war. Kurz darauf stand sie mit zittriger Hand vor dem Raum und klopfte vorsichtig, ehe sie eintrat. „Guten Abend. Ich bin heute Ihre Bedienung. Hier ist Ihre Bestellung.“, begrüßte sie den jungen Mann so höflich wie es ihr in diesem Moment möglich war und stellte ihm seine Bestellung, ein Long Island Icetea, ein Glas Wasser und ein paar Knabbereien auf den Tisch. „Hey. Du bist doch das freche Biest von letztens.“, meinte er grinsend, „Hab ich recht?“ Mirâ nuschelte eine Entschuldigung und wollte gehen, doch Kyo schien es zu überhören, griff sie am Handgelenk und zog sie näher zu sich. Als die junge Frau erschrocken aufblickte, schaute sie in die gelben Augen von Kyo, welche nur wenige Zentimeter von ihren entfernt waren. Auch ihr Gesicht befand sich nur einen Wimpernschlag von dem des älteren entfernt. Sofort lief die junge Frau tiefrot an und wollte wieder einen Schritt zurück, um Abstand zu gewinnen, doch der junge Mann ließ sie nicht los. „Du hast ja richtig hübsche Augen.“, sagte er in einem Tonfall, den Mirâ nicht richtig einzuordnen vermochte, „Wollen wir ein bisschen Spaß zusammen haben?“ „Bi-Bitte lassen Sie mich los.“, stotterte die Violetthaarige und versuchte erneut Abstand zu Kyo zu bekommen, doch egal was sie macht, er ließ ihr Handgelenk nicht los. Warum musste auch ihr so etwas passieren? Die ganze Situation war ihr so unangenehm. Sie wollte hier raus. Nur weg von ihm. Doch nichts half. Plötzlich spürte sie erneut seine Hand an ihrem Hintern. Aus reinem Reflex griff Mirâ nach dem ersten was sie zu greifen bekam und einen Moment später hatte Kyo sein bestelltes Wasser im Gesicht. Erschrocken ließ er die junge Frau los, welche sofort Abstand nahm und erst mal durchatmete. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie spürte immer noch ganz deutlich, wie ihr Gesicht glühte. Erst nach und nach realisierte sie, was sie eben getan hatte und war einerseits erleichtert deshalb von Kyo weggekommen zu sein, aber auch geschockt darüber, was passiert war. Hätte sie nur falsch gegriffen, hätte sie Kyo den Cocktail ins Gesicht geschüttet, welcher fast nur aus Alkohol bestand. Sie blickte in das vollkommen erschrocken Gesicht des jungen Mannes, dessen nasses Haar ihm im Gesicht klebte. Schnell verbeugte sie sich mit einer Entschuldigung, ehe sie fluchtartig aus dem Raum stürmte. Als sie ruckartig die Tür öffnete, blickte sie in das erschrockene Gesicht ihrer Kollegin. Die Schwarzhaarige ihr gegenüber wollte anscheinend gerade selber in den Raum und hatte nicht damit gerechnet, dass die Tür plötzlich aufgerissen wurde. „Huch. Mirâ, warum hast du es so eilig? Shuichi schickt mich. Ich soll dich ablösen.“, sagte die junge Frau. Sie war vier Jahre älter als Mirâ und arbeitete hauptberuflich in der Bar, weshalb sie fast jeden Abend hier anzutreffen war. Ihre nette und zuvorkommende Art half ihr schnell Freunde zu finden und mit den Gästen ohne Probleme auszukommen. Auch Mirâ hatte ihre freundliche Art schon mitbekommen, als sie angefangen hatte in der Bar zu jobben und noch total überfordert war. Obwohl ihre Kollegen dabei selber mehr als genug um die Ohren hatte, war es für sie selbstverständlich der Violetthaarigen unter die Arme zu greifen. Nun da Mirâ aus dem Raum heraus war und vor ihrer Kollegin stand ließ die Anspannung in ihrem Körper wieder nach. Plötzlich traten ihr Tränen in die Augen und liefen ihre Wangen herunter, woraufhin sich die junge Frau hinhockte und versuchte die warme Flüssigkeit wegzuwischen. Erschrocken sah ihre Kollegin sie an: „Mirâ. Was ist denn los?“ Sie hockte sich zu der Oberschülerin herunter und versuchte sie zu beruhigen, als die Tür zum Karaokeraum hinter Mirâ aufging und ein nasser Kyo in der Tür stand. „Hey sag mal, was...“, der junge Mann stoppte, als er den erschrockenen und verheulten Blick Mirâs sah. Diese war so überrascht, dass sie aufsprang und fluchtartig in die Umkleidekabine rannte. Sie hörte noch die erschrockene Stimme ihrer Kollegin, welche nach ihr rief, doch das interessierte sie nicht. Sie wollte nur weg von diesem Kerl. Eine viertel Stunde später saß die Oberschülerin zusammengesunken auf einem Stuhl in der Umkleidekabine, während ihre Kollegin neben ihr Shuichi zusammenstauchte. „Du Idiot. Du weißt doch genau, dass du zu Kyo nicht jeden schicken kannst. Vor allem nicht, wenn er alleine unterwegs ist. Du weißt genau wie er ist.“, schimpfte sie den älteren Kollegen aus. Dieser kratzte sich am Hinterkopf und entschuldigte sich zum gefühlten hundertsten Mal bei Mirâ dafür, dass er sie so unbedacht in eine so unangenehme Situation gebracht hatte. „N-nein mir tut es leid.“, entschuldigte sich Mirâ, „Ich hätte nicht so überreagieren dürfen.“ „Ach was. Du hast dich ja nur gewehrt. Und keine Sorge. Kyo ist zwar etwas schwierig, aber er ist alles andere als nachtragend.“, erklärte ihre Kollegin mit einem Lächeln, „Also alles gut. Am besten du machst jetzt Feierabend, gehst nach Hause und versuchst dich etwas zu beruhigen. Und vergiss das wieder. Mach dir darüber einfach keine Gedanken.“ Mirâ nickte und stand auf: „Ich versuche es.“ Sie schnappte sich ihrer Jacke und Tasche und wollte sich auf den Weg machen. „Kommst du alleine zurecht?“, fragte Shuichi besorgt, „Soll ich dich zur U-Bahn begleiten?“ Man merkte sofort, dass er sich für den Vorfall die Schuld gab. Mirâ jedoch lehnte dankend ab und meinte, dass alles gut sei und sie eh unterwegs noch was Kleines essen wollte. Nachdem sie sich noch für die Hilfe ihrer Kollegin bedankt und sich verabschiedet hatte, machte sie sich auf den Weg zur U-Bahn. Seufzend und mit einem Sandwich in der Hand verließ Mirâ den Konbini, welcher in der Nähe der U-Bahnstation war. Sie hatte tierischen Hunger. Die Aufregung hatte sich auf ihren Magen gelegt. Während sie genüsslich in das Brot biss, kramte sie ihr Handy hervor und lief Richtung U-Bahnstation. Es hatte nach dem Vorfall vibriert und die junge Frau vermutete das schlimmste. Und sie sollte nicht enttäuscht werden. Bei der Persona-App gab es ein Update. Die Devil Arcana hatte sich um einen Balken erweitert. Sie verstand das System nicht, immerhin dachte sie Social Links sind Verbindungen, die sie mit Leuten schloss, die ihre Freunde waren. Doch für Kyo empfand sie derzeit alles andere als Freundschaft. Man konnte es schon fast Hass nennen, was sie für den Blauhaarigen empfand. Zu was war also dieser Social Link gut? Das war ihr eindeutig zu hoch, doch Margaret oder gar Igor danach zu fragen, brachte eh nichts. Aber vielleicht sollte sie es mal versuchen. Sie schrak auf, als sie ein lautes Hupen vernahm. Erschrocken blickte sie zur Seite und sah zwei helle Lichter mit hoher Geschwindigkeit auf sie zu rasen. Viel zu geschockt, um sich bewegen zu können, gab es für sie keine Chance mehr die Straße zu verlassen. Warum hatte sie auch nicht auf die Straße geachtet? Schon darauf gefasst, gleich von dem Auto erfasst zu werden, kniff sie die Augen zusammen, doch plötzlich griff sie etwas am Arm und zog sie mit so viel Schwung zurück, dass sie schmerzhaft auf ihrem Hintern landete. Mit quietschenden Reifen hielt der rote Sportwagen. „Du blöde Kuh. Kannst du nicht auf die Ampel gucken?“, schrie der Fahrer sie aus dem Fenster her an, ehe er wieder Gas gab und mit erneut quietschenden Reifen weiterfuhr. Geschockt sah Mirâ auf die Stelle, wo das Auto gestoppt hatte. Um ein Haar wäre sie von eben diesem überfahren worden, wenn sie nicht jemand weggezogen hätte. Doch wer? Langsam drehte sie ihren Kopf, um ihren Retter sehen zu können, als sie lauthals erneut angeschnauzt wurde. „Sag mal bist du bescheuert? Du müsstest eigentlich alt genug sein, um die Verkehrsregeln zu können.“, meckerte ein großer Mann. Im Licht der Laternen erkannte Mirâ, dass er schwarze kurze Haare hatte. Er trug eine dunkelblaue teilweise kaputte Jeans, eine schwarze Jacke und, wenn Mirâ es richtig erkannte, ein rotes Shirt. Sauer blickte er auf die junge Frau herunter. Dabei erkannte sie die zwei Narben, welche sich über seinem linken Auge befanden. Erst langsam wurde Mirâ klar wie viel Glück sie eigentlich hatte. Langsam senkte sie ihren Blick und ließ ihren Kopf hängen. Dieser Abend war eindeutig nicht ihrer gewesen. Erst die Sache mit Kyo und nun wurde sie noch von einem Fremden gemaßregelt. Zu Recht! Was hatte sie nur verbrochen? Sie hörte ein Seufzen neben sich, bevor sie merkte, wie der Mann sich zu ihr herunterhockte: „Hey. Alles in Ordnung? Bist du verletzt?“ Vorsichtig sah sie auf und in zwei dunkelrote besorgte Augen. Jetzt, wo er ihr so nahe war, bemerkte Mirâ erst, dass ihr Gegenüber nicht viel älter zu sein schien als sie selbst. Vielleicht ungefähr in Masarus Alter, aber auf keinen Fall älter. Schnell schüttelte sie den Kopf: „N-Nein. Alles gut. Danke für deine Hilfe. Ohne dich würde ich wohl jetzt nicht mehr leben oder aber schwer verletzt im Krankenhaus liegen.“ „Dann ist ja gut.“, mit einem Ruck stand der Schwarzhaarige wieder auf und reichte ihr seine Hand, „Aber pass das nächste Mal besser auf und starre nicht auf dein Handy.“ „J-ja, das werd ich.“ Apropos ihr Handy. Irritiert sah sie sich um. Sie hatte es auf der Straße noch in der Hand gehabt, nun jedoch nicht mehr. Nach kurzer Zeit fand sie das rote Smartphone knapp vor der Straße wieder und hob es vorsichtig auf. Äußerlich hatte es zwar einige Schrammen, aber es sah nicht kaputt aus. Sie hoffe, dass auch innerhalb nichts kaputt gegangen war. Vorsichtig schaltete sie das Display an und entsperrte es. Es schien alles noch zu funktionieren. „Ein Glück.“, dachte sie sich, wobei das Handy nur ein kleines Opfer gewesen wäre. Hätte der junge Mann ihr nicht geholfen, hätte sie das Handy eh nicht mehr nutzen können. „Aber trotzdem gut, dass ich mir kein neues besorgen muss.“, sie drehte sich zu dem Schwarzhaarigen und verbeugte sich noch mal, „Danke für deine Hilfe.“ „Schon gut. Pass nächstes Mal einfach besser auf.“, damit drehte er sich um und ging zurück Richtung Konbini. Mirâ sah ihm kurz nach, ehe sie sich nun, ohne aufs Handy zu starren, auf den Weg zur U-Bahn und dann nach Hause machte. Sonntag, 28.Juni 2015 Das stetige summen ihres Smartphones, welches neben ihrem Futon lag und freudig hin und her rutschte, ließ sie aufwachen. Murrend griff sie nach dem nervigen Gegenstand, sich selbst hassend, es nicht auf lautlos gestellt zu haben, und nahm den Anruf entgehen. „Ja?“, kam es nur verschlafen. „Mirâ! Wo bleibst du denn? Wir wollten uns doch heute treffen!“, kam es laut aus dem Hörer, was die Violetthaarige aufschrecken und auf ihre Uhr sehen ließ. Diese zeigte 12:30 Uhr an. „Oh verdammt! Ich hab verschlafen.“, rief Mirâ erschrocken und sprang auf, „Es tut mir so leid Akane. Ich bin gleich da.“ Ein Seufzen war am anderen Ende zu hören, welches in ein leicht amüsiertes Kichern über ging: „Kein Problem Dornröschen. Hetz nicht so, bevor du dir noch wehtust. Ich warte. Bis gleich.“ Damit hatte sie aufgelegt. Leicht irritiert sah Mirâ auf das Display, welches nur noch ihren Hintergrund zeigte, bevor sie ihre Sachen zusammensammelte und sich umzog. Eine knappe Stunde später stand sie vor dem Haus, in welchem Akane wohnte. Erstaunt sah sie sich das Gebäude an. Genau vor ihr war das mehrstöckige Wohngebäude. Ein moderner Neubau. Soweit sie sehen konnte gab es ein Erdgeschoss und ein Obergeschoss. Rechts neben dem Haus grenzte ein Flachbau mit großen Fenstern an. Über dem Flachbau hing ein Schild mit der Aufschrift „Tierpraxis Chiyo“ und wies darauf hin, dass es sich bei dem flachen Gebäude um die Praxis von Akanes Eltern handelte. „Was stehst du da wie angewurzelt, Dornröschen?“, hörte sie eine ihr mehr als bekannte Stimme. Erschrocken sah sie auf und erkannte Akane, welche in der Tür stand und sie angrinste. „Moah, mach dich nicht lustig über mich.“, kam es leicht beleidigt von der Violetthaarigen, während sie auf ihre Freundin zuging, „Der Abend gestern war echt schrecklich.“ „So?“, Akane legte den Kopf schief. „Tut mir trotzdem leid, dass ich verschlafen habe.“ „Mach dir darüber keine Gedanken. Komm rein.“, vorsichtig öffnete die Braunhaarige dir Tür, „Aber erschreck dich nicht.“ „Hu?“, irritiert betrat Mirâ den Flur des Hauses. Wovor sollte sie sich denn erschrecken? Ihre Frage wurde jedoch sofort beantwortet, als sie etwas um ihre Beine herum schleichen spürte. Leicht erschrocken hob sie ihren einen Fuß ein wenig und sah kurz darauf etwas kleines Braunes weglaufen. Fragend sah sie dem Etwas nach und erkannte kurz darauf eine kleine Katze, welche ruckartig stoppte und dadurch auf dem glatten hellen Holzboden durch eine Tür rutschte. Kurz darauf spürte sie allerdings noch etwas um ihre Beine schleichen und sah erneut nach unten. Dort schmiegte sich eine schwarze Katze mit weißen Pfoten an ihr rechtes Bein und schnurrte vor sich hin. Eine dritte Katze, welche ein rotbraunes getigertes Fell hatte, saß mit schief gelegtem Kopf vor ihr und sah sie mit großen grünen Augen an. „Ich sag doch, du sollst dich nicht erschrecken.“, meinte Akane und nahm die rotbraune Katze auf ihren Arm, „Das sind Takô und Kuro. Und die braune Katze, die geflüchtet ist heißt Ame. Sie ist leider sehr schreckhaft, während Kuro extrem verschmust und Takô extrem neugierig ist.“ Sie strich der Katze namens Takô über den Rücken, welcher sich an sie schmiegte. Mirâ hockte sich zu der schwarzen Katze zu ihren Füßen und kraulte sie im Nacken, was Kuro sichtlich genoss. „Gott sind die süß.“, kam es entzückt von der Violetthaarigen. „Nicht wahr?“, kam es von Akane, während sie Mirâ mit einer Hand ein paar Schlappen hinlegte und sich dann umdrehte um weiter ins Innere des Hauses zu gehen, doch stoppte. „Oh ist dein Besuch da?“, fragte eine erwachsene weibliche Stimme, was die Oberschülerinnen aufblicken ließ. Ein kleines Stück vor Akane stand eine Frau mittleren Alters mit dunkelbraunem Haar. Sie hatte eine ähnliche Frisur wie Akane, nur etwas länger. Sie hatte ihre Haare zu einem lockeren Zopf gebunden und diesen über die Schulter gelegt. Mit ihren grünen Augen lächelte sie Mirâ freundlich an. Man erkannte sofort nach wem Akane kam. „Du musst Mirâ sein. Habe ich Recht? Akane erzählt sehr viel von dir. Eigentlich geht es fast nur noch Mirâ hier und Mirâ da.“, meinte die Frau kichernd, woraufhin sie von einer hochroten Akane getadelt wurde und anfing zu lachen, „War doch nur Spaß. Ich bin froh, dass Akane eine so tolle Freundin gefunden hat. Freut mich sehr dich kennen zu lernen, Mirâ.“ Etwas irritiert darüber, was Akanes Mutter gesagt hatte, brauchte Mirâ eine Weile bis ihr klar wurde, dass sie darauf zu antworten hatte. Schnell verbeugte sie sich leicht: „Guten Tag. Es freut mich ebenso Chiyo-San.“ Die Braunhaarige Frau lächelte nur freundlich, ehe sie, mit dem Angebot, dass sie beiden jungen Frauen später etwas Kuchen und Kaffee haben konnten, wieder zurück im Wohnzimmer verschwand. Als ihre Mutter weg war, führte Akane die Violetthaarige in den ersten Stock und in ihr Zimmer. Dieses war ziemlich groß und hell. Genau rechts neben der Zimmertür war eine Fensterfront, welche die Hälfte der Wand einnahm und hinaus auf einen Balkon führte. An der anderen Hälfte dieser Wand stand eine Schrankwand, auf welchem ein kleiner Flachbildfernseher, eine Spielkonsole , einige DVDs und ein paar Spiele standen. Die Schrankwand mündete in einen Eckschreibtisch, welcher die Wand mit der daneben verband. Gegenüber der Schrankwand stand ein breites Bett und davor, also links von der Zimmertür, war ein großer Schrank. Vor dem Bett lag ein runder Teppich und darauf stand ein kleiner Tisch. Alles war in hellen grün- und weißtönen gehalten. „Willkommen in meinem Reich.“, sagte die Braunhaarige und ließ erst einmal die Katze namens Takô wieder herunter, welche sich sofort einen Platz auf Akanes Bett suchte und sich dort zusammen rollte. Dieses war komplett mit einer Decke überzogen. Da Akane nichts sagte, als sich die rotbraune Katze hinlegte, ging Mirâ davon aus, dass die Decke genau deshalb auf ihrem Bett lag. Beide Mädchen setzten sich und Mirâ erzählte ihrer besten Freundin, was am Vorabend geschehen war und weshalb sie vergessen hatte ihren Wecker zu stellen. Die Braunhaarige fühlte mit ihrer Freundin und regte sich tierisch auf, als sie von Kyo erfuhr, während sie extrem besorgt wurde, als sie hörte, dass Mirâ fast von einem Auto erwischt worden wäre. Zwischendurch kam auch Kuro in Akanes Zimmer stolziert und holte sich auf Mirâs Schoß einige Streicheleinheiten ab. Sogar die scheue Katze Ame kam irgendwann und ließ sich von Mirâ kurz streicheln, bevor sie wieder so schnell sie konnte abhaute. Nach einiger Zeit rief Akanes Mutter die beiden jungen Frauen zum Kaffee herunter, wo Mirâ auch Akanes Vater kennenlernte. Dieser war ein Mann mittleren Alters mit dunkelbraunem, mit einigen grauen Strähnen durchzogenem Haar. Auch er begrüßte Mirâ freundlich und bekundete, genau wie seine Frau, dass er froh war, dass Akane endlich richtige Freunde fand. Nachdem sie sich den leckeren selbstgebackenen Kuchen von Akanes Mutter hatten schmecken lassen, entschieden sich die beiden Oberschülerinnen dazu noch einen kleinen Spaziergang zu machen. Eine halbe Stunde später liefen sie nebeneinander einen schmalen Weg entlang. Rechts und links von beiden erstreckten sich kleine Einfamilienhäuser. An einigen Grundstücksgrenzen wuchsen Büsche und Sträucher, ab und an aber auch ein paar schöne Blumen. „Der Kuchen war wirklich lecker. Und deine Eltern sind super nett.“, sagte die Violetthaarige, „Nächstes Mal kommst du zu mir. Ok?“ „Gern.“, lachte Akane, doch blieb plötzlich stehen und sah sich um, „Hast du das gehört?“ Fragend sah Mirâ ihre Freundin an und schüttelte den Kopf, doch lauschte dann in die Umgebung. Allerdings konnte sie nichts hören, außer den bekannten Geräuschen der Umgebung. Was konnte Akane nur gehört haben? Oder hatte sich ihre Freundin das nur eingebildet? Plötzlich drehte sich die Braunhaarige um und suchte rechts und links die Büsche an den Grundstücken ab. „Akane, was ist denn los?“ „SHH!“, wieder lauschte Akane und ging dann weiter, ehe sie sich an einem Busch herunterhockte und die Sträucher zur Seite schob, „Oh je. Du armes Ding. Was ist denn mit dir passiert?“ Mirâ sah Akane über die Schulter und erkannte inmitten des Gebüschs eine kleine graue Katze. Sie war noch sehr jung, vielleicht gerade mal ein paar Monate alt und kauerte sich ängstlich an den Stamm des Busches. Das auch nicht ohne Grund. Irgendjemand hatte sie ganz übel zugerichtet. Ihre linke Pfote war verletzt und das Blut daran schon total verkrustet, dazu hatte sie eine Wunde am Kopf, welche ebenfalls schon verkrustet war. Man konnte nicht sagen, ob es ein großes Tier oder irgendein Mensch gewesen war, der ihr das angetan hatte, aber das war eigentlich egal. Sie sah einfach schrecklich aus. Akane zog ihre dünne Weste aus, welche sie getragen hatte, und wollte damit die Kleine einfangen. Diese jedoch hatte so viel Angst das Akane mächtige Probleme hatte und mehrere Versuche brauchte, ehe sie das verletzte und zitternde Tier, eingewickelt in ihrer Weste, auf dem Arm hielt. „Was hast du vor?“, fragte Mirâ etwas verwirrt. „Ich nehme sie mit nach Hause und zeig sie meinen Eltern. Vielleicht können sie ihr helfen. Aber wir sollten uns beeilen.“, antwortete die Braunhaarige und stand auf, ehe sie wieder in die Richtung ging, aus welcher die Beiden gekommen waren. Erstaunt sah Mirâ ihre Freundin an, doch folgte ihr dann. Es erstaunte sie, dass Akane das miauen der Katze überhaupt gehört hatte, wo sie selber nichts gehört hatte. Außerdem fand sie deren Einsatz für die kleine Katze sehr lobenswert. Irgendwie hatte sie das Gefühl nun auch zu wissen, weshalb Akanes Familie so viele Katzen hatte. Und nun würde es wohl eine mehr werden, wenn die Kleine es überlebte. Nachdem Mirâ Akane nach Hause begleitet hatte verabschiedete auch sie sich von ihrer Freundin und machte sich auf den Heimweg, da es bereits dunkel wurde. Bevor sie allerdings endgültig ging sah sie noch einmal auf das Schild der Tierarztpraxis und hoffte dass die kleine Katze durchkommen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)