Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 22: XXII - Ein schöner Tag mit Freunden ----------------------------------------------- Sonntag, 21.Juni 2015 Seufzend blickte Mirâ hinauf in den Himmel. Während sie am Bahnhof auf ihre Freunde wartete, hatte sie es sich auf einer Bank auf dem Vorplatz bequem gemacht. Sie freute sich eigentlich auf den Tag, da sie gemeinsam mit ihren Freunden etwas unternehmen konnte, doch war auch verdammt müde und geschafft. Am vorangegangenen Abend hatte sie sich mehrmals mit diesem Kyo herum ärgern müssen, was sie verdammt viele Nerven gekostet hatte. Jedes Mal, wenn sie den Raum wegen einer Bestellung betreten musste, wollte ihr dieser Typ an die Wäsche oder kam mit irgendeinem dummen Spruch daher, über den seine Begleiterinnen lachten, obwohl Mirâ sie alles andere als witzig fand. Sie hatte das Bedürfnis verspürt mit Shuichi darüber zu sprechen, wollte aber auch diesen Gast nicht vergraulen. Zumal sie von ihren Kolleginnen gehört hatte, dass das bei diesem Typen irgendwie normal war. Und weil er ein gut zahlender Gast war, wollte aber niemand etwas sagen. Mirâ seufzte und ließ den Blick sinken. Zu mindestens das Trinkgeld hatte gestimmt. Ein kleiner Trost, wenn man bedachte, dass es alles andere als angenehm war. Ein wenig hoffte sie, dass sie Raum 12 in den nächsten Wochen nicht wieder bekommen würde, doch sie wusste auch, dass sie keine andere Wahl hatte, als mit Kyo zu reden. „Dummer Social Link.“, dachte sie sich. Ob sie den Link nicht auch einfach auslassen konnte? Doch auf diesen Gedanken schüttelte sie den Kopf. Margaret sagte, sie bräuchte die Social Links, um stärkere Personas zu erschaffen. Es gab also keinen anderen Weg, auch wenn sie wenig Lust hatte sich mit Kyo anzufreunden. Aber vielleicht war er am Ende gar nicht so ein Idiot, wie er am Anfang tat, sondern eigentlich ganz in Ordnung. Das jedenfalls hoffte die Violetthaarige inständig. Sie hatte keine Lust ständig belästigt zu werden. Eine Hand auf ihrer Schulter ließ sie erschrocken aufblicken und in zwei nussbraune Augen schauen, welche sie leicht besorgt ansahen. Es war Masaru, welcher leicht über sie gebeugt neben der Bank stand. „Alles in Ordnung, Mirâ? Ich habe dich mehrmals gerufen, aber du hast nicht reagiert.“, meinte er besorgt. Sofort schoss der jungen Frau die Röte ins Gesicht und schnell schüttelte sie den Kopf: „A-alles in Ordnung. I-ich war nur in Gedanken.“ Masaru seufzte und richtete sich wieder ganz auf: „Das hab ich bemerkt. Ist etwas passiert?“ „N-nichts Relevantes. E-es hat etwas mit meinem Nebenjob in der Karaokebar zu tun. Aber ehrlich gesagt möchte ich gerade nicht drüber reden. Tut mir Leid, Senpai.“, sagte die Violetthaarige leicht lächelnd, „A-aber es ist nichts extrem Schlimmes, denke ich.“ „Sicher?“, kam eine weitere Frage, auf welche Mirâ nur nickte und woraufhin sich der junge Mann neben sie setzte, „Dann kann ich dich nicht zwingen. Akane und Hiroshi scheinen noch nicht da zu sein.“ Mirâ lachte: „Das ist normal bei den Beiden. Kein Grund zur Sorge.“ Leicht irritiert sah Masaru sie an, doch lehnte sich dann zurück: „Ist das eigentlich normal, dass sie sich ständig und überall streiten?“ „Ja leider. Es ist manchmal etwas nervig, ich weiß, aber eigentlich mögen sie sich. Ich denke sie wissen nur nicht, wie sie es zeigen sollen.“, erzählte Mirâ, „Sie kennen sich schon von klein auf. Das ist wohl auch der Grund, weshalb sie für mich immer wie Bruder und Schwester wirken. Vor allem wenn sie sich streiten. Das erinnert mich immer ein wenig an Junko und mich, auch wenn es bei uns nicht so häufig vorkommt. Du hast doch auch Geschwister. Habt ihr euch denn nie gestritten?“ Der schwarzhaarige junge Mann schien kurz zu überlegen: „Doch. Es gab sogar mehr als genug Streit unter uns Geschwistern. Besonders meine beiden Brüder haben sich oft gestritten. Teilweise um belanglose Sachen, aber sie sind jeweils nur ein Jahr auseinander, ich denke das wird ein Grund gewesen sein. Es ging bei uns manchmal schon ganz schön ab, sodass meine Eltern fast verzweifelt waren. Aber letzten Endes haben wir uns wieder vertragen.“ „Siehst du. So ungefähr ist es bei Akane und Hiroshi.“, meinte die junge Frau lachend, „Egal wie sehr sie sich streiten, am Ende vertragen sie sich doch wieder.“ „Da hast du recht.“, lächelnd blickte Masaru nun auch gen Himmel, welcher bis auf ein paar Quellwolken klar war, „Sie sind wirklich ein wenig wie Geschwister.“ Das vibrieren ihres Handy ließ sie aufschrecken und nach dem Gerät greifen. Sie dachte erst Akane oder Hiroshi hätten ihr geschrieben, doch es wurde keine Nachricht angezeigt. Stattdessen war auf der Persona-App wieder das kleine Ausrufezeichen zu sehen. Auch ohne die App zu öffnen konnte sich Mirâ denken, was das zu bedeuten hatte, weshalb sie dem erst einmal keine weitere Beachtung schenkte. Plötzlich spürte sie etwas Kaltes in ihrem Nacken, was sie aufspringen ließ. Mit einem Ruck drehte sie sich um und blickte in Akanes grinsendes Gesicht. In ihrer linken Hand hielt sie eine kleine Flasche mit Wasser, welche sie der jungen Frau in den Nacken gelegt hatte. Neben der Braunhaarigen stand Hiroshi, der eher erschrocken schaute. Wahrscheinlich hatte er selber nicht mit der Aktion seitens Akane gerechnet und hatte sich auch erschrocken, als Mirâ aufgesprungen war. „Da seid ihr ja endlich.“, begrüßte Masaru die Beiden. „Sorry für die Verspätung. Ich hab Akane unterwegs eingesammelt, als sie in einem Laden hängen geblieben ist.“, mit einem Seufzer kratzte sich Hiroshi am Hinterkopf. „Hey! Du warst genauso zu spät. Und das auch bevor du mich gefunden hast.“, beschwerte sich Akane lautstark. Der Blonde verdrehte sie Augen: „Mit dem Unterschied, dass meine Bahn Verspätung hatte und ich nicht vor einem Regal mit Mangas gestanden habe, obwohl ich schon längst am Treffpunkt hätte sein können.“ Die Braunhaarige lief knallig rot an und packte im nächsten Moment Hiroshis Wangen, um diese lang zu ziehen: „Du hast versprochen die Klappe zu halten.“ „Forhy, if mir fo rhaufherupft.“, kam es verzerrt von dem angegriffenen jungen Mann. Seufzend ließ Mirâ dem Kopf hängen. Immer dasselbe mit den Beiden. Ein Blick zu Masaru verriet ihr, dass er in diesem Moment genau dasselbe dachte, als er nur ungläubig seinen Kopf schüttelte. Eine Weile beobachteten die Beiden das Treiben der Streithähne, ehe sie dann doch dazwischen gingen und meinten, dass sie doch gemeinsam einen schönen Tag verbringen wollten. Daraufhin ließen die Beiden voneinander ab. Mit knallig roten Wangen trotteten sie einige Minuten später dann den anderen Beiden nach. Eine halbe Stunde später saßen die vier gemeinsam in dem Café, welches sie vor einiger Zeit schon einmal besucht hatten. Während sie ihre Getränke genossen und Akane sich auch noch einen großen Eisbecher gönnte, unterhielten sie sich über einige Dinge. Vor allem aber über die Spiegelwelt und wie ihre weitere Vorgehensweise war. Alle waren sich einig, dass sie auch Fukagawa um Hilfe bitten sollten. Je mehr sie waren, desto einfacher würde es später auch für sie werden. Natürlich lag die Entscheidung letzten Endes bei Fukagawa selber. Sie konnten diese ja schlecht zwingen, doch sie hofften, dass sie sich kooperativ zeigte. Das allerdings würde die Gruppe eh erst am nächsten Tag erfahren, wenn Fukagawa sich bereit erklärte mit ihnen zu sprechen. Mirâ nahm einen kleinen Schluck ihres Milchkaffees und erschrak leicht, als sie das Gefühl hatte ein kleines blaues Licht im Augenwinkel zu sehen. Doch kaum sah sie sich nach dem Licht um, war es auch schon wieder verschwunden. Gedanklich schüttelte sie den Kopf. Das hatte sie sich sicher nur eingebildet. Woher sollte der kleine Schmetterling auch dieses Mal kommen? Sie stellte ihre Tasse zurück auf den Tisch und bemerkte, wie Masaru neben ihr verkrampfte. Fragend sah sie ihm ins Gesicht, welches er auf die Menschenmassen vor dem Café gerichtet hatte. Sein Blick war angespannt und ernst. Die junge Frau folgte seinem Blick, doch konnte nichts erkennen, was jemanden so anspannen ließ. Was der junge Mann wohl gesehen hatte? „Senpai. Alles in Ordnung?“, fragte plötzlich Hiroshi, dem Masarus Blick ebenfalls aufgefallen war. Auch er war dessen Blick gefolgt, doch hatte nichts sehen können. Der Angesprochene schrak leicht auf und schien aus seiner Starre zu erwachen. Etwas irritiert sah er kurz zur Gruppe, dann wieder zu den Menschenmassen und dann wieder zu der Gruppe, wo er allerdings ein Lächeln aufsetzte. „J-ja alles in Ordnung. Ich dachte nur ich hätte jemanden gesehen.“, sagte der Ältere schließlich. Fragend blickten die drei Jüngeren ihn an. Wen konnte er denn gesehen haben, dass es ihn so erschreckt hatte? Diese Frage lag wohl allen dreien auf der Zunge, was Masaru eindeutig an ihren Gesichtern ablesen konnte. Er seufzte: „Ach wisst ihr. Ich dachte ich hätte einen der Polizisten gesehen, welche mich zu meinem Verschwinden befragt haben. Aber das habe ich mir wahrscheinlich nur eingebildet.“ „Du wurdest zu deinem Verschwinden befragt?“, kam die Frage von Akane. „Ja. Eigentlich normal, da meine Eltern mich ja als vermisst gemeldet hatten. Die Polizei kam ca zwei Tage nachdem ich wieder zu Hause war. Sie wollten wissen ob ich mich erinnern kann, was passiert ist und ob ich mich an den Ort erinnern konnte, wo ich gefangen gehalten wurde. Da ich mich ja wirklich kaum an etwas erinnerte, habe ich ihnen nur erzählt, dass ich bewusstlos geschlagen wurde und mich an kaum etwas erinnern konnte. Die Sache mit der Spiegelwelt habe ich weggelassen, aber der eine Polizist... Naja er war mir unheimlich. Ich hatte das Gefühl er hätte durchschaut, dass ich nur einen Teil der Wahrheit sage.“, erzählte der Schwarzhaarige ruhig, „Und gerade dachte ich, ich hätte ihn gesehen. Aber das war sicher nur Einbildung. Ich sehe anscheinend schon Geister.“ Schweigen breitete sich in der Gruppe aus. Die Polizei wurde also auch eingeschaltet. Wenn sie sich auch bei Fukagawas Fall eingeklinkt hatte, musste die Gruppe aufpassen, dass sie nicht zu viel Aufsehen erregten. Es würde sicher merkwürdig sein, wenn alle die verschwanden plötzlich mit zu ihrer Gruppe gehörten, zumal sie ja auch aus anderen Klassen und Stufen kamen. Der Polizei zu erklären, was da vor sich ging, würde mit Sicherheit auch nichts bringen, da diese nicht in die Spiegelwelt kam und selbst wenn, dann hätten sie keine Chance gegen die Shadows und würden wahrscheinlich sterben. Eine unheimliche Vorstellung. Sie sollten jedenfalls auf der Hut sein und aufpassen, dass es nicht zu auffällig wurde und sie dadurch unangenehme Fragen gestellt bekamen. Nachdem sie ihre Rechnung im Café bezahlt hatten, machte sich die Gruppe auf den Weg zu einem kleinen Stadtbummel. Sie besuchten verschiedene Läden, auch jenen, welchen Junko vor einiger Zeit gefunden hatte und wo ihr Mirâ das Black Frost Plüschtier gekauft hatte. An diesem Tag gab es dort einen kleinen Kurs wie man Plüschtiere selber herstellen konnte. Zu Mirâs erstaunen wurde dieser von dem jungen Mann mit dem finsteren Blick geleitet, vor welchem sie sich das letzte Mal so erschrocken hatte. Wie sich herausstellte hieß er Kanji Tatsumi. Er studierte an der hiesigen Uni und arbeitete nebenbei in diesem kleinen Laden, um sich etwas Geld nebenbei zu verdienen. Mit seiner etwas harschen Stimme erklärte er den Besuchern, was sie zu tun hatten. Trotzdem versuchte er höflich zu wirken. Anscheinend war dies einfach seine Art. Als aber ein kleines Mädchen, welches ebenfalls an dem Kurs teilnahm um seine Hilfe bat, wurde sein Blick weich und er erklärte der Kleinen noch einmal ganz in Ruhe, wie sie weiter zu machen hatte. Er war also das beste Beispiel für den Spruch „harte Schale, weicher Kern“. Bei diesem Gedanken musste Mirâ lächeln. Sie überlegte sogar, ob sie nicht auch einmal probieren sollte ein Plüschtier zu nähen. Eigentlich war sie handwerklich nicht sonderlich gut bewandert, aber irgendwie bekam sie Lust darauf, sodass sie kurz darauf mit einigen Dingen wie Stoffen, Knöpfen und Watte, sowie einem Buch über das Handwerk Nähen vor dem Laden stand. Akane hatte sich einen kleinen Anhänger gekauft, welcher aussah wie ein Kürbis mit schwarzem Mantel und Hut, der eine Laterne in der Hand hielt. Sie hatte sich auf Anhieb in diesen kleinen Anhänger verliebt, wie sie selber meinte. Etwas später besuchte die Gruppe auch noch einige verschiedene Buchläden, sowie Klamottenläden und Elektronikfachgeschäft. Zum Abschluss ihrer Tour besuchten sie noch das hiesige Junes, da es Laut Hiroshi dort die meisten Konsolengames viel günstiger gab. So fand sich die Gruppe letzten Endes in der Konsolenabteilung des riesigen Supermarktes wieder. Etwas verloren lief Mirâ durch die Regale, welche voll von Spielen waren. So wirklich konnte sie damit nichts anfangen. Sie war kein Mensch der gerne an einer Konsole hockte, zumal diese wirklich tierisch teuer waren. Von den Spielen ganz zu schweigen. Seufzend blickte sie zu Hiroshi, welcher mit Akane über einige Spiele diskutierte und darüber, ob es sich lohnte diese zu kaufen. „Du scheinst auch nicht so begeistert davon zu sein. Was?“, fragte plötzlich Masaru. Leicht erschrocken blickte die junge Frau zu ihm auf und nickte dann mir einem Lächeln: „Nicht wirklich. Aber es ist in Ordnung. Immerhin hat heute jeder etwas für sich gefunden. Deshalb ist es nur fair, wenn auch Hiroshi-Kun seinen Willen bekommt.“ „Da hast du Recht.“, lachte Masaru, „Trotzdem hoffe ich, dass sie bald fertig werden.“ „Ich auch.“, sagte die Violetthaarige, „Ich glaube ich schau mal bei den CDs. Vielleicht finde ich noch etwas.“ „Alles klar. Falls die Beiden mal fertig werden sag ich ihnen Bescheid und wir kommen nach.“, sagte der junge Mann, woraufhin sich Mirâ dankend umdrehte und die Konsolenabteilung verließ. Kurze Zeit später schlenderte sie durch die Regale von CDs und blieb gleich an dem Fach mit A stehen. Mit einem schnellen Griff nahm sie sich eines der Alben aus dem Fach und blickte darauf. Das Cover schmückte ein junges Mädchen mit blonden Haaren, welches zu zwei Zöpfen gebunden war und mit hübschen weiß-blauen federähnlichen Spangen geschmückt war. Mit gelben fröhlichen Augen strahlte sie in die Kamera, während sie ihre linke Hand, um dessen Handgelenk mehrere Armreifen baumelte, ebenfalls in die Richtung des Fotografen streckte. Ihr weißes Kleid mit den schwarzen Verzierungen und dem hellblauen Überrock, welcher am schwarzen Kragen mit der hellgelben Schleife befestigt zu sein schien, schwang dabei durch ihre Bewegung. In der linken Ecke prangte in rosaroter schön geschwungener Schrift der Name „Akisu“ und darunter der Titel „Be with me“. Mirâ kannte diese junge Sängerin, welche seit einiger Zeit für viel Aufsehen sorgte, da sie einerseits so jung war und ihre Texte laut Medien alle selber schrieb und diese außerdem alle ausschließlich eine Nachricht beinhalteten: „Komm zurück“. Niemand wusste so wirklich, ob es eine geheime Nachricht war und an wen sie gerichtet sein soll, oder ob es einfach nur reiner Zufall war, der sich einfach nur extrem gut verkaufte. Aber alles in allem mochte Mirâ ihre Lieder und überlegte ernsthaft sich dieses Album, welches das neuste war, zu kaufen. „Das ist wirklich ein bärig starkes Album.“, hörte sie plötzlich ganz nah neben sich eine recht quietschige Stimme. Leicht irritiert sah sie zur Seite und blickte in ein großes schwarzes Auge. Erschrocken und mit einem leichten Aufschrei wich Mirâ zurück und fiel dabei auf ihren Hintern. Als sie wieder aufblickte sah sie ein merkwürdiges Wesen, welches von der oberen Hälfte her ein Bär hätte sein können, allerdings mit blauem Fell. Kurz unter dem in Gold eingerahmten Gesicht verlief ein silberner Reißverschluss, welcher einmal um den Kopf herum ging. Darunter befand sich ein nach unten hin dünner werdender Körper in einem rot-weißem Overall mit großen roten Knöpfen. Seine blauen Hände ähnelten eher Fäustlingen und seine Füße waren nur zwei blaue Stummel. Er wippte leicht hin und her wobei er merkwürdige Geräusche verursachte, wenn er von einem Fuß auf den anderen trat. Schockiert blickte Mirâ das merkwürdige Wesen an. Was war das denn? „Mirâ was ist passiert?“, rief Hiroshi, welcher gemeinsam mit Akane und Masaru angerannt kam. Immer noch erschrocken zeigte die junge Frau auf das komische Tier, woraufhin auch ihre Freunde nur ratlos dastanden und zu überlegen schienen, was das sein soll. „Eine Katze?“, kam es von Akane und Hiroshi gleichzeitig. Das überdimensionale Plüschtier trat nun wütend auf einen Fuß: „Was soll das? Man sieht doch dass diesen bärige Kostüm einen Bären darstellen soll!!!“ Fragend legten Mirâs Freunde nur den Kopf schief und schraken auf, als das Wesen, welches selber meinte ein Bär zu sein, eine von hinten übergebraten bekam. „Ich habe dir doch gesagt, du sollst in meiner Nähe bleiben, du dummer Bär!“, sagte eine verärgerte männliche Stimme. Kurz darauf trat ein junger Mann mit rotbraunem kurzen etwas wirrem Haar, welcher nicht älter war als Anfang 20, hinter dem Wesen hervor. Er trug ein weißes Hemd, dessen ersten Knopf er offen trug und unter dem man ein orangenes T-Shirt erkennen konnte. Dazu trug er eine dunkle Jeans und schwarze Schuhe, während er in seiner Hand so etwas wie ein Jackett hielt. Quer über die Schulter zur Hüfte hin baumelte eine orange-schwarze Tasche und um seinen Nacken hatte er sich Kopfhörer gelegt, welche ebenfalls die Farbe orange hatten. Man erkannte sofort die Lieblingsfarbe des jungen Mannes. Der merkwürdige Bär hielt sich den Kopf und wippte stärker hin und her: „Aber mir war so bärig langweilig. Du warst ja beschäftigt, Yosuke.“ Der Mann mit Namen Yosuke fasste sich an den Kopf und seufzte: „Trotzdem kannst du nicht einfach während eines wichtigen Gesprächs verschwinden und irgendwelche jungen Mädchen erschrecken, Trottelbär.“ Irritiert blickte Mirâ zwischen den beiden diskutierenden Personen hin und her. Um beide schwirrte kurz ein kleines blaues Licht, welches eindeutig wie ein kleiner Schmetterling aussah. Doch so schnell wie das Licht kam war es auch wieder verschwunden. Der Braunhaarige wandte sich an die Violetthaarige und bot dieser seine Hand an, welche sie dankend annahm und wieder auf die Beine gezogen wurde: „Entschuldige bitte. Ich hab einmal nicht aufgepasst und schon war dieser Trottel verschwunden.“ „N-nein schon gut. Ich habe mich nur erschrocken.“, sagte Mirâ, „Ist das... Ein Kostüm?“ Kurz sah Yosuke sie fragend an und sah dann zu dem Bären, ehe er wieder zurück blickte: „J-ja. Er ist ein Maskottchen. Um genau zu sein von dem Junes in Inaba. Wir waren hier um dieses Maskottchen auch den anderen Junes‘ schmackhaft zu machen. Aber anscheinend ist er wohl doch zu erschreckend.“ „Ein Maskottchen also.“, ging der jungen Frau durch den Kopf, während sie diesen schüttelte, „Nein. Er sieht ganz süß aus. Ich habe mich nur erschrocken, als er plötzlich neben mir stand. Damit hatte ich nicht gerechnet.“ „Sie hat mich bärig süß genannt.“, rief der junge Mann in dem Kostüm und wollte auf die junge Frau losstürmen, wurde jedoch von dem jungen Mann zurück gehalten. „Hör auf damit du dummer Bär. Wir haben dafür keine Zeit und du erschreckst die Kunden.“, schimpfte er und packte den Bären am Kragen, ehe er sich kurz verbeugte, noch einmal entschuldigte und dann mit dem merkwürdigen Bären ging. Etwas irritiert sahen die Gruppe, sowie weitere Kunde, den beiden nach, bis diese aus dem Sichtfeld verschwunden waren. „Das war ein schöner Tag.“, sagte Mirâ zu Akane, nachdem beide sich von den Jungs verabschiedet und auf den Heimweg gemacht hatten. „Da hast du Recht. Aber ich kann nicht glauben, dass Hiroshi sich schon wieder mit neuen Games eingedeckt hat. Hat er nichts Besseres zu tun?“, meinte die Braunhaarige seufzend. Die Violetthaarige lachte: „Lass ihn doch. Wenn es ihm Spaß macht.“ „Da hast du ja Recht.“, kam es von Akane, die kurz schwieg, „Ich sollte ihn fragen ob er mir eines der Games mal ausleiht.“ Verlegen musste Mirâ lachen. Das war irgendwie typisch Akane. Erst über Hiroshi meckern und dann doch irgendwie zustimmen. So war sie immer. Im Gegenzug dazu war Hiroshi ihr gegenüber aber genauso. „Wirklich fast wie Geschwister.“, dachte sich die junge Frau und musste leicht schmunzeln. Plötzlich spürte sie einen Schatten über sich, was sie ruckartig anhalten und aufblicken ließ. Erschrocken sah sie zu einem Mann hinauf, in den sie hinein gerannt wäre, wenn sie nicht rechtzeitig gestoppt hätte. Er trug einen schwarzen Anzug, dessen Jacke er offen hatte, und darunter ein weißes Hemd mit einer dunkelblauen Krawatte. Den oberen Knopf des Hemdes hatte er offen und auch seine Krawatte war nur locker gebunden. Seine nussbraunen Haare fielen ihm von einem Mittelscheitel her bis in dem Nacken und fransten zum Ende hin leicht aus. Durch eine Sonnenbrille hindurch sah er auf Mirâ hinab, was ihr einen leichten Schauer über den Rücken jagte. Seit wann stand er da? Sie hätte doch bemerkt, wenn ihr jemand entgegen gekommen wäre. Oder? „Mirâ kommst du?“, hörte sie Akane fragen, was sie aus ihren Gedanken holte. Die Violetthaarige trat daraufhin erst einen Schritt zurück und dann zur Seite. Dabei verbeugte sie sich leicht und entschuldigte sich leise, doch der Mann schritt ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei. Fragend sah sie auf und hatte für einen Moment das Gefühl, dass seine Augen sie kurz fixiert hatten, jedoch nur ganz kurz, denn gleich darauf war er bereits einige Schritte von ihr entfernt. Irritiert sah Mirâ ihm nach. Wer das wohl war? Für einen Moment machte sich Unbehagen in ihr breit. Irgendwas machte ihr bei diesem Mann Sorgen. Plötzlich sah sie etwas Blaues im Augenwinkel an sich vorbei fliegen. Schnell drehte sie ihren Kopf um zu sehen, was es war und erblickte einen kleinen blauen Schmetterling, welcher aber einen Moment später bereits verschwunden war. Erstaunt sah sie sich noch einmal leicht um und rieb sich die Augen. Was war nur heute mit ihr los? Das war das dritte Mal, dass sie meinte einen Schmetterling gesehen zu haben. Drehte sie langsam durch? „Hey alles klar?“, hörte sie plötzlich und ließ sie aufschrecken, „Was war das für ein Typ? Kanntest du den?“ „N-nein. Ich hab nicht einmal mitbekommen, wie er vor mir aufgetaucht ist.“, sagte Mirâ, die noch einmal in die Richtung sah, in welche der Mann verschwunden war. „Ehrlich gesagt hab ich ihn auch nicht mitbekommen.“, meinte Akane, nachdem diese kurz überlegt hatte, und zuckte dann mit den Schultern, „Komischer Kauz. Lass uns weiter. Es wird schon dunkel.“ „Ok.“, nickte die Angesprochene und drehte sich wieder zu ihrer Freundin, woraufhin sich beide auf den Heimweg machten. Am späten Abend saß Mirâ an ihrem Schreibtisch und probierte sich laut Anleitung an einem kleinen Plüschtier. Obwohl es eigentlich gut erklärt wurde, hatte sie hier und dort einige Schwierigkeiten, doch langsam ging es voran. „Was machst du denn da?“, fragte Plötzlich Mika, was die Ältere aufschrecken und sich in den Finger stechen ließ. „Au.“, fluchte sie und drehte sich langsam um, während sie ihren blutenden Finger in den Mund steckte, „Ah Mika. Erschrick mich bitte nicht immer so.“ Die Kleine verschränkte ihre Arme hinter dem Rücken und senkte leicht den Blick: „Sorry. Es war so ruhig, deshalb habe ich mich gewundert. Ist das, was du da machst so interessant?“ Mirâ lachte leicht: „Naja es geht. Ich versuche ein Plüschtier zu nähen. Wir waren heute in einem Laden, in dem so etwas als Kurs angeboten wird. Leider kamen wir etwas zu spät und konnten nicht mehr mitmachen, aber ich wollte es trotzdem ausprobieren.“ „Hu?“, kam es langgezogen von der Blauhaarigen, „Darf ich mal sehen?“ Etwas zögerlich zog Mirâ das kleine Plüschtier hervor und hielt es so, dass Mika es sehen konnte. Bisher waren nur der Kopf und der Körper des kleinen Tieres fertig, sowie die langen Ohren, welche rechts und links herunter hingen. Es war nicht perfekt, sah aber trotzdem ziemlich niedlich aus. „Das ist aber ein süßer Teddy.“, kam es plötzlich von Mika, woraufhin die Ältere der Beiden empört rot anlief: „D-das ist doch kein Teddy. Das soll ein Hase werden.“ Sie betrachtete das kleine Plüschtier in ihrer Hand: „Ich weiß ja selbst, dass es nicht so perfekt ist, aber das sollte man doch erkennen.“ Plötzlich hörte sie ihre kleine Freundin lachen und sah sie irritiert an. „Entschuldige.“, entschuldigte sich die Kleine, „Das war nur ein Spaß. Ich sehe doch, dass es ein Hase werden soll. Ich wollte dich nur etwas ärgern.“ „Moah. Na warte du!“, schimpfte Mirâ mit erhobener Hand, was Mikas Lachen nur verstärkte und sie kurz darauf sogar mit einstimmen ließ. Plötzlich wurde allerdings die Tür aufgerissen und eine irritierte Haruka stand auf der Schwelle. So schnell Mika konnte verschwand sie im Schatten des Spiegels, sodass sich das Glas wieder in ein normales Spiegelbild veränderte, während Mirâ sich vor Schreck verschluckte. Heftig hustend versuchte sie wieder nach Luft zu schnappen. Währenddessen sah sich ihre Mutter fragend im Raum um. „Kann ich dir helfen, Mama?“, fragte Mirâ mit erstickter Stimme, als sie sich wieder beruhigt hatte. Irritiert sah ihre Mutter sie an und legte dann den Kopf schief: „Mir war so, als hätte ich noch eine zweite Stimme gehört. Außerdem hast du plötzlich angefangen zu lachen. Ich dachte du hast Besuch.“ Mit einem Ruck saß Mirâ kerzengerade. Ihre Mutter hatte Mika gehört und noch schlimmer, sie hatte mitbekommen dass sie mit dieser gesprochen hatte. Es gab nicht viele Möglichkeiten um so etwas zu erklären. Angespannt sah die junge Frau ihre Mutter an und lachte dann leicht verlegen. „Ähm... Ich... Habe gerade noch mit Akane gesprochen. Wir hatten eine Videokonferenz... Und... Sie hatte mir einen Witz erzählt, deshalb...“, stotterte sie vor sich hin. Fragend sah ihre Mutter sie an, doch seufzte dann: „Ach so... Ich dachte schon. Ist das Gespräch schon vorbei?“ „I-ich... Habe ausversehen beendet, als du hier herein gestürmt kamst. Entschuldige, wenn ich zu laut war.“, sagte die Violetthaarige. Ein erneutes Seufzen ihrer Mutter: „Nein schon gut. Ich wollte dich nicht erschrecken. Dann schreib Akane lieber, nicht das sie sich noch Sorgen macht. Und geh dann ins Bett. Es ist schon spät und du musst morgen wieder früh raus.“ „J-ja, das werde ich. Gute Nacht.“ Mit einem „Gute Nacht“ schloss ihre Mutter die Tür. Noch eine Weile blickte Mirâ auf die geschlossene Tür und dann wieder hinüber zu ihrem Spiegel, wo Mika vorsichtig nachsah ob die Luft wieder rein war. Synchron atmeten beide Mädchen erleichtert auf und kicherten dann leise. Sie mussten unbedingt aufpassen, dass sie nicht so laut waren. Es würde schwer werden Mirâs Mutter zu erklären, wer die Kleine war und weshalb sie in dem Spiegel steckte. „Das war knapp.“, sagte das blauhaarige Mädchen. „Oh ja. Ich bin erstaunt, dass meine Mutter mir das abgenommen hat. Sie ist sonst eigentlich nicht so leichtgläubig. Aber dieses Mal ist es ganz gut so.“, erklärte die Ältere, „Wir sollten besser aufpassen.“ Sie seufzte, stand von ihrem Stuhl auf und streckte sich erst einmal: „Naja. Ich werde dann erst mal ins Bett gehen. Es ist wirklich schon spät. War auch ein ziemlich schräger Tag. So oft wie ich heute erschreckt wurde, müssten mir eigentlich graue Haare wachsen.“ Die Violetthaarige lachte leise, was Mika mit einem Kichern erwiderte: „Also dann Mika. Ich wünsche dir eine gute Nacht. Du solltest dann auch schlafen.“ Die Kleine nickte: „Das werde ich. Schlaf gut. Gute Nacht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)